Bei der Inklusion soll es vorangehen

Markdorf
SÜDKURIER NR. 285 | FNS
M I T T W O C H , 9 . D E Z E M B E R 2 015
nachrichten
UNFALL
1500 Euro Schaden
nach Zusammenstoß
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www.suedkurier.de/markdorf
Warten auf die Kanalisation
Markdorf – Beim Einfahren
von der Straße Weinsteig auf
die Ravensburger Straße übersah eine 41-jährige Autofahrerin am Dienstag, gegen 7.15
Uhr, einen mit seinem Sattelzug auf der Ravensburger
Straße stadtauswärts fahrenden 57-Jährigen. Daraufhin
kam es im Einmündungsbereich zu einer leichten Kollision, wie die Polizei mitteilt.
An der Sattelzugmaschine
entstand bei dem Zusammenstoß etwa 500, am Auto etwa
1000 Euro Schaden.
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ZUM WEITERSAGEN
Sie
! Wussten
eigentlich, dass…?
➤ Markdorfs damaliger Bür-
germeister Eugen Grieshaber sich ab 1937 intensiv
darum bemühte, Industriebetriebe nach Markdorf
zu locken?
➤ er den Leiter einer pyrotechnischen Fabrik, Oskar Fischer, davon überzeugte,
seinen Firmensitz nach
Markdorf zu verlegen?
➤ die Firma Oskar Fischer
bereits 1938 das Feuerwerk
für das Seenachtsfest in
Meersburg lieferte, das als
erste Arbeit in Markdorf
hergestellt wurde?
➤ in der Fabrik vor allem
Leuchtpatronen und Zündblunten hergestellt wurden,
als der Zweite Weltkrieg
begann? Die Belegschaft
wurde vergrößert und
Zwangsarbeiter wurden in
Baracken untergebracht.
Quelle: „Markdorf. Geschichte und
Gegenwart“, Hrsg.: Stadt Markdorf
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DORFGEMEINSCHAFT
Vermisster wohlbehalten
aufgefunden
Waldburg/Deggenhausertal –
Der vermisste Mann aus der
Dorfgemeinschaft Lehenhof ist
wieder aufgetaucht. Dies teilt
die Polizei mit. Der 46-Jährige
war seit Sonntagnachmittag
vermisst worden. Der Mann
mit einer Behinderung wurde
nun in der Gemeinde Waldburg (Kreis Sigmaringen) von
einem Bürger gesehen und
angesprochen und von einem
angeforderten Krankenwagen
zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Seine Betreuer in der Dorfgemeinschaft
Lehenhof hatten sich Sorgen
gemacht, weil der 46-Jährige
nicht in der Lage sei, sich zu
artikulieren.
Rund 60 Bürger aus Möggenweiler folgten der Einladung zur Bürgerversammlung in die Stadthalle.
BILDER: JÖRG BÜSCHE
➤ Bürgerversammlung zu den Planungen im Stadtteil Möggenweiler und zum Beitragsrecht
➤ Verwaltung möchte bald erschließen und wartet auf Rückmeldung eines Eigners
VON JÖRG BÜSCHE
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Markdorf – Wann bekommt Möggenweiler eine Kanalisation? Wie lassen
sich die Straßen und Grundstücke dort
gegen Hochwasser schützen? Und wer
trägt die Kosten für die bereits fertig geplanten Baumaßnahmen in Markdorfs
östlichstem Stadtteil? Antworten auf
diese und weitere Fragen haben rund 60
Bürger aus Möggenweiler erwartet. Sie
waren der Einladung von Bürgermeister Georg Riedmann zu einer Bürgerversammlung im Nebenraum der
Stadthalle gefolgt. Thema: Erschließungsplanung in Möggenweiler.
Bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren habe er die Angelegenheit zu optimistisch gesehen, räumte Bürgermeister Riedmann ein. „Wir wären gerne
schon weiter in Möggenweiler“, erklärte er seinen Zuhörern. „Am liebsten wäre uns, die Bagger und Teermaschinen
wären schon wieder abgerückt.“ Der
Sachstand sei freilich ein anderer. Trotz
fertiger Planungen könne der Ausbau
der Möggenweiler Kanalisation noch
nicht beginnen. Der Grund dafür: Der
Grunderwerb sei noch nicht abgeschlossen. Es liege an einem Eigner, mit
dem sich die Verwaltung noch nicht geeinigt habe, so Riedmann. „Unsere Versuche der Kontaktaufnahme sind bisher gescheitert“, bedauerte er. Er kündigte an: „Wir warten nicht ewig.“ Zur
Not würden die Straßen irgendwann
auch ohne Erschließung erneuert.
All das, was Franz-Xaver Schwörer
vom Altheimer Ingenieurbüro Schwörer zuvor geschildert hatte, harrt notwendigerweise aufs Einvernehmen mit
jenem angesprochenen Grundstücksbesitzer. Zunächst sind das die von
Schwörer angeregten baulichen Ver-
Bürgermeister Georg Riedmann begrüßt die
Teilnehmer – neben ihm: Jörg Wiggenhauser,
Michael Schlegel, Franz-Xaver Schwörer und
Martin Gerster.
Historische Straßen
Die Anwohner von als historisch eingeordneten Straßen sind von den Erschließungsbeiträgen befreit. Hier
werden die Kosten von der Gemeinde
übernommen. Den Ausschlag gibt der
Straßenstatus zum Zeitpunkt des
Inkrafttretens des Badischen Ortsstraßengesetzes. Dabei komme es
keineswegs auf das Vorhandensein
einer Straße an, sondern um deren
Funktion, insbesondere auf die Frage,
ob die Straße beim Inkrafttreten der
Rechtsgrundlage bereits bebaut war.
Das Badische Ortsstraßengesetz gilt
seit Februar 1868.
besserungen am Muldenbach. So hat
sein Büro neue Einlauf-Rechen für den
Bereich, ab dem der Muldenbach-Graben abgedeckt ist, fortan unterirdisch
verläuft. Darüber hinaus soll diese Verdolung aufgeweitet werden. Und auch
den Grabenquerschnitt des Muldenbachs möchte Schwörer vergrößern.
Zu den weiteren Maßnahmen zur Abwehr von Hochwasser-Ereignissen in
Möggenweiler gehören neue Einlaufschächte in der Hochwaldstraße. Diese
neuen Einlaufschächte seien verstopfungssicher konstruiert.
Zum Straßenbau sagte Schwörer,
dass die Möggenweiler Straße zwischen
Kapelle und Ortsmitte einen Gehweg
bekommen solle. In Hochwaldstraße
und dem Paradiesweg sei dies aus Platzgründen nicht möglich. Doch sollten im
Ortskern die Kurven aufgeweitet werden. Für den Zeitraum der geplanten
Maßnahme fasst Schwörer eine provisorische Baustraße ins Auge – dies beim
Buchenweg. Aus dem Publikum wurde
angeregt, die Strecke später zum Fußweg zu machen.
Als sehr unbefriedigend bezeichnete
der Planer den Zustand des Kanalsystems. Hier gelte es künftig, Ab- und Regenwasser zu trennen. Es fehle eine
durchgehend geordnete Straßenentwässerung. Die Löschwasserversorgung sei mangelhaft. Zudem müsse das
Regenwasser vor seiner Einleitung in
den Muldenbach vorbehandelt werden. Schwörer plant deshalb ein Becken am tiefstliegenden Punkt des Geländes. Die Gesamtkosten veranschlagt
er mit rund 3 Millionen Euro. Wie Jörg
Wiggenhauser, stellvertretender Kämmerer, erläuterte, müssten sich die Anlieger an den anfallenden Kosten beteiligen. Auf sie viele eine Beitragssumme
von etwa 475 000 Euro. Wer dabei wie
viel zu tragen habe, will Wiggenhauser
in Einzelgesprächen klären. Die Anteile
fallen zum Teil sehr unterschiedlich aus
– seien unter Umständen auch abhängig vom Alter der Bebauung. Die Anwohner so genannter historischer Straßen müssen gar nicht zahlen.
Bei der Inklusion
soll es vorangehen
Markdorf (cla) Der Verein „Bürger für
Bürger“ will sich des Themas Inklusion
noch intensiver annehmen als bisher.
Dazu hat der stellvertretende Vorsitzende,
Thomas
Schalski, alle, die an
dem Thema Interesse zeigen könnten, gestern zum
Treffen in die Stadthalle eingeladen:
die Vereine, Schule, Werner Weimar,
Kindergärten. Ziel Landesbehindertenwar die Bildung ei- beauftragter
nes Netzwerks. „Ein
solches Netzwerk gibt es beispielsweise
bereits in Freiburg“, erläuterte Schalski,
„gemeinsam ist es leichter, bestimmte
Projekte ins Leben zu rufen.“
Es existieren bereits einige Ideen, die
man als Verein gerne umsetzen würde,
entwickelt haben sie die Verantwortlichen von „Bürger für Bürger“ gemeinsam mit der St.-Gallus-Hilfe der Stiftung Liebenau. Thomas Schalski stellt
sich unter anderem vor, in Markdorf
Veranstaltungen zum Thema anzubieten. „Gerade im Bereich Sport ist einiges denkbar, eventuell aber auch ein
Zeitungsprojekt“. Als erstes nimmt sich
der Verein in Zusammenarbeit mit dem
Behindertenbeauftragten Frank Hartel
eine Bestandsaufnahme von Markdorf
in Bezug auf Barrierefreiheit vor. „Daraus soll eine Broschüre ‚Barrierefrei
unterwegs’ entstehen.“ Möglicherweise wolle man auf der Grundlage der Broschüre auch eine App für Smartphones
entwickeln, der Verein Toolbox könne
dazu das Know-How bereitstellen. Ein
weiteres Thema, das ihm für Markdorf
am Herzen liege, sei der barrierefreie
Tourismus.
Zur Unterstützung des Vorhabens
war der Landesbehindertenbeauftragte Werner Weimar angereist. Er wies darauf hin, dass auch in Baden-Württemberg eine sehr große Zahl an Menschen
mit einem Handicap lebe, insgesamt1,5
Millionen Menschen, davon habe etwa
eine Million Menschen den Status der
Schwerbehinderung inne. Gesetze
würden zwar landes- und bundesweit
beschlossen, „die Inklusion aber findet
im sozialen Nahraum statt. Dort werden die Gesetze umgesetzt.“
Als Ombudsman für Menschen mit
einer Behinderung habe er zum einen
die Aufgabe, diesen Personen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
Bis zu 1000 Eingaben erhalte er, in denen Betroffene ihre Schwierigkeiten
mit der Durchsetzung ihrer Rechte
schildern. „Außerdem begleite ich die
Rechtsprechung kritisch und setze eigene Impulse.“ Werner Weimar betonte, dass er dringend dafür eintrete, dass
Reformen schnell umgesetzt würden.
„Jeder Mensch mit einer Behinderung
hat nur ein Leben.“ Trotzdem wisse er
auch, dass Inklusion nicht auf Knopfdruck funktioniere.
Für Thomas Schalski ist das gestrige
Treffen in der Stadthalle ein Beginn.
Man wolle einen Prozess anstoßen, andere Organisationen seien eingeladen,
sich ihm jederzeit anzuschließen.
Würdigung eines Lebensretters
Gemeinderat ernennt Berthold
Haller zum Ehrenkommandanten
der Feuerwehr und stimmt für
Beschaffung eines Einsatzwagens
Bürgermeister Georg
Riedmann überreichte
die Urkunde zur
Ernennung zum
Ehrenkommandanten
an Berthold Haller
(rechts).
B I L D : C L AU D I A W A G N E R
Markdorf (cla) Der Gemeinderat hat
einstimmig der Ernennung von Berthold Haller zum Ehrenkommandanten
der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt
Markdorf zugestimmt. Dies habe der
Feuerwehrausschuss bereits im Jahr
2013 beschlossen, wie Bürgermeister
Riedmann zu Beginn der Sitzung erläuterte, lediglich die Umsetzung habe
sich verzögert.
Guter Grund, den ehemaligen Kommandanten zu ehren, besteht zur Genüge: Riedmann erwähnte nur die
wichtigsten Passagen aus seiner Vita. So
sei Haller, der 1942 geboren wurde und
1959 der Feuerwehr beitrat, bereits 1986
das Ehrenkreuz zweiter Stufe der Feuerwehr verliehen worden. Von 1991 bis
1995 war Haller stellvertretender Kommandant, 1995 wurde er Kommandant
der Feuerwehr Markdorf und blieb es
bis 2006. „In die Zeit seiner Kommandantschaft fallen wichtige technische
Neuerungen, so begleitete er die Umstellung auf die digitale Alarmierung.“
Er habe engagiert an der Planung des
neuen Feuerwehrgerätehauses mitgewirkt. Auch die Kameradschaft und
Kontaktpflege sei ihm wichtig, so habe
er sich stets für die Partnerschaft mit
Ensisheim und für den Kontakt mit der
Feuerwehr Ihringen eingesetzt. Als Georg Riedmann die Urkunde an Berthold
Haller übergab, spendeten Gemeinderäte und Feuerwehrleute langen Applaus.
Im Anschluss stimmten die Gemeinderäte dem Auftrag zur Beschaffung eines neuen Einsatzleitwagens zu. Jörg
Wiggenhauser, stellvertretender Kämmerer, erläuterte, dass das bisherige
Fahrzeug bereits 23 Jahre alt sei. Es habe
jüngst häufig repariert werden müssen.
Für die Lieferzeit des neuen Fahrzeugs müsse man zudem mit einem
Jahr rechnen. Im Haushalt sind 120 000
Euro für den Erwerb des Einsatzleitwagens eingestellt, einen Zuschuss von
21 500 Euro bewilligte der Landkreis.
Man habe sich für das preisgünstigste
Angebot der Firma Schäfer (Oberderdingen) entschieden und liege damit
um15 Prozent unter den geplanten Kosten. Teile der Ausrüstung können in das
neue Fahrzeug übernommen werden.
Voraussichtlich wird der neue Einsatzwagen im Dezember 2016 geliefert.