MUSALAHA Frühjahr 2015 GEHT UND ERZÄHLT ... Als Jesus gekreuzigt wurde, verließen ihn viele seiner Anhänger. Von denen, die blieben, waren die meisten Frauen, die aus der Ferne zusahen, wie Jesus starb und begraben wurde. Römische Soldaten wurden vor dem Grab in Stellung gebracht, um jeden Versuch, den Leichnam zu stehlen, zu vereiteln. Wir können uns die Angst und die Verzweiflung vorstellen, die die Anhänger Jesu befielen, insbesondere die Frauen, die treu und aufmerksam ausharrten. Drei Tage später, nachdem der Sabbat vorüber war, kamen Maria Magdalena und die andere Maria zurück zum Grab (Mt. 28), und ein Engel erschien ihnen und sagte ihnen, Jesus sei von den Toten auferstanden. Als die Frauen voll Angst und Freude davonliefen, begegnete ihnen Jesus, und jetzt war ihre Freude groß. Er befahl ihnen, zu den übrigen Jüngern zu gehen und ihnen die gute Nachricht zu bringen. In der Zwischenzeit gingen die Soldaten in die Stadt, um zu berichten, was passiert war und dass der Leichnam weg sei. Die religiösen und die militärischen Machthaber entwickelten einen Plan, nach dem behauptet werden sollte, der Leichnam Jesu sei in der Nacht gestohlen worden. Matthäus sagt, „dass dieses Gerücht bei den Juden bis heute verbreitet ist“ (Mt. 28,15). Viele Menschen akzeptierten diese Aussage, glaubten ihr und gingen davon aus, dass das Leben Jesu vorbei sei, sein Leichnam gestohlen worden sei. Interessanterweise schickt Jesus Frauen, um seine Jünger ins Bild zu setzen. In der damaligen Gesellschaft galten Frauen nicht als zuverlässige Zeugen – dennoch sind sie es, denen Jesus als Erstes erscheint und denen er seine ersten Anordnungen nach der Auferstehung gibt. Gleichzeitig versuchen die religiösen und militärischen Machthaber, der Auferstehung etwas entgegenzusetzen und nutzen ihren Einfluss, um eine andere Botschaft in Umlauf zu bringen. Heute nehmen die Gläubigen die Auferstehung als wirkliches Geschehen an. Aber hätten wir es geglaubt, wenn wir vor 2000 Jahren damit konfrontiert worden wären? Würden wir der Aussage einer an den Rand gedrängten Bevölkerungsgruppe wie den Frauen glauben, dass Jesus lebt? Oder würden wir den tatsächlichen Machthabern glauben, dem religiösen und militärischen Establishment, die behaupten, Jesus sei tot und sein Leichnam gestohlen? Was würden wir tun, wenn wir einander so widersprechende Informationen hätten? Tatsächlich stehen wir heute einander widersprechenden Informationen gegenüber, der Hoffnungslosigkeit und den zweifelhaften Botschaften unseres politischen Establishments, die ihre exklusiven Vorrechte behalten wollen. Aber dieses von Hoffnungslosigkeit geprägte Narrativ ist nicht das einzig denkbare. Wir wissen, dass es Hoffnung gibt, dass Jesus immer noch Menschenleben verändert und dass er will, dass wir gemeinsam ihm nachfolgen. Unsere wachsende Frauenarbeit ermutigt mich: all die Frauen, die treu zusammenkommen und mit- und füreinander beten, obwohl aus unseren Gesellschaften so viele negative Nachrichten kommen und sie immer wieder Angriffen und Einschüchterungen aus der eigenen Gemeinschaft ausgesetzt sind. Wie die Frauen, die Jesus gesehen hatten, liefen, um die Botschaft weiterzusagen, so gehen diese Frauen zurück zu ihren Gemeinschaften und tragen die Botschaft von der Versöhnung weiter. Wie können wir heute auf die einander widersprechenden Botschaften von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit reagieren? Indem wir immer wieder zusammenkommen, von der Güte Gottes für uns reden und so Zeugen sind von der Einheit, die wir haben, weil Jesus gestorben und auferstanden ist. Als Jesus nach der Auferstehung den Frauen erschien, warfen sie sich ihm zu Füßen und beteten ihn an. Aber das ist nicht das Ende der Geschichte, denn Jesus sagte zu ihnen: „Habt keine Angst. Geht und erzählt ... .“ Lasst uns nicht zu Jesu Füßen sitzenbleiben. Lasst uns seine Botschaft furchtlos zu den Menschen um uns herum bringen – es ist eine Botschaft der Kraft und eine Botschaft der Hoffnung! von Salim J. Munayer Junge Mütter treffen sich Den Islam kennen lernen Am Freitag, den 6. Februar, kamen etliche lassen, und dass es in Israel Dörfer gibt, in unserer jungen Mütter zum ersten Trefdenen man angenommen werden muss, fen des Jahres zusammen. Es ist eine geum dort leben zu können. Die Israelinnen mischte Gruppe mit vielen verschiedenen war erstaunt, vor welchen Schwierigkeiten Interessen. Manche suchen in unseren israelische Araber stehen, wenn sie einen Treffen noch mehr geistlichen Gehalt, insPalästinenserin heiraten wollen und welche besondere mehr Zeit für Anbetung und GeWasserknappheit es in der Region Bethbet. Andere wollen lieber mehr über all die lehem gibt, wo manche Familien nur jede Fragen reden, die mit dem Konflikt in unsezweite Woche Wasser bekommen. rem Land zusammenhängen, den täglichen Nach diesem Treffen sagten viele Problemen und wie unterschiedlich das LeFrauen, sie seien dankbar für diese Geleben in Israel oder der Westbank ist. Dieses genheit, mehr über die anderen zu erfahMal hatten wir uns entschieden, uns mehr ren. Eine sagte, dass diese Übung für uns mit der Unterschiedlichkeit unserer ErfahThemen „geknackt“ habe, die sonst immer rungen zu beschäftigen. unter dem Teppich bleiben. Eine PalästiWir hatten Hedva eingeladen, die nenserin sagte, sie habe so die Scheu bei Musalaha die Frauenarüberwunden, über diese beit leitet. Sie sollte unsere Dinge zu reden. Eini(Eine Israelin): Ich hatte Diskussion leiten. Nach ge Israelinnen baten keine Ahnung, wie schwierig ein bisschen Zeit zum sehr nachdrücklich es ist, wenn eine Palästinenserin aus Warmwerden und eidarum, dass wir der Westbank einen israelischen Araber ner Zeit der Anbetung heiraten will: Er muss seinen Wohnsitz beim nächsten Mal begann sie. Wir wurweitermachen; sie in Israel behalten, damit er nicht seinen den in Zweiergruppen wollten noch mehr Pass verliert, kann aber den Partner aufgeteilt und bekamen erfahren, denn „es aus der Westbank nicht hineinFragen wie: „Welche Verist wichtig, dass wir die bringen nach Israel... antwortung haben die Bürger verschiedenen Meinunbei euch?“, „Wie wird eine Geburt gen hören, dass wir zu registriert?“, „Was muss man verstehen versuchen und tun, wenn man Land kauerklären können ... Ich (Eine Palästinenserin): fen/behalten oder ein glaube, dass wir über Ich weiß, dass es für euch Chris Haus kaufen will?“, alles reden können, ten eine schwierige Entscheidung ist, „Kannst du als Frau eure Kinder in die israelische Armee zu wenn wir es lernen, nachts allein aus dem mit dem Wunsch schicken, aber es ist gut, Christen an Haus gehen?“, „Wie nach Verständigung den Checkpoints zu haben: Sie gelernen Mann und Frau zu hören und zu rehen gnädiger mit uns um. sich kennen, wie geht die den.“ Ein weiterer KomBrautwerbung vor sich?“, „Womentar lautete: „Ich habe her bekommt ihr, wie gebraucht so viel Neues über das Leihr Wasser?“ und „Wenn ben in Israel gehört“, du jetzt zum Strand wollund: „Ich habe (Eine Israelin): Es ist egal, wie viele test – wie kommst du das Gefühl, dass Personen in einem Haushalt leben – ihr da hin?“ Zwei Minuten ich endlich anfankriegt nicht mehr Wasser als jemand, hatten wir Zeit für ein Inge, diese Frauen der allein lebt? terview, danach sollten wir zu verstehen. Es war die Rollen tauschen. So erfuhren wir gut, dass wir einander so ein bisschen über das alltägliche konkrete Fragen gestellt haben, Leben in der anderen Gemeindas würde ich gerne wieder (Eine Paläs schaft. Die Gespräche liefen machen.“ tinenserin): Ich wuss schnell und einfach bei fast Im Rückblick auf te nicht, dass es in Israel ein allen Fragen, und wir hätten Problem ist, zivil zu heiraten, weil dieses Treffen schreibt gut mehr als zwei Minuten nur die orthodoxen Rabbiner jüHedva: „Wenn wir den füllen können. Hier sind ein täglichen Stress und dische Trauungen durchfühpaar Stimmen (Mitte). den Druck verstehen, ren können. dem die anderen ausgesetzt sind, werden wir füreinander Gegen Ende sammelte Hedva uns menschlicher.“ Dieses Treffen wieder in der großen Gruppe und war ernsthaft und fruchtbar bat uns zu erzählen, was wir neu und machte wieder einmal erfahren hatten. Wir hatten viel deutlich, dass – obwohl wir über Kultur und Leben der andeuns räumlich nah sind – unren gelernt: Die Palästinenseser alltägliches Leben sehr rinnen waren erstaunt, dass verschieden ist und wir viel die Israelis ihre Neugeborenen über einander zu lernen hazum Innenministerium bringen ben. müssen, um sie registrieren zu Der radikale Islam ist zweifelsohne ganz vorne in unseren Medien, in Gesprächen und sogar in den Gedanken. Dennoch scheinen nur wenige Bescheid zu wissen über den Islam, und wohl noch weniger wissen, was die Muslime selbst von diesem Thema halten. Wir waren daher der Ansicht, dass dies ein wichtiges Thema ist, und machten den Islam und seine aktuellen Erscheinungsformen zum Inhalt eines Vortragstreffens. Die Ankündigung fand viel positives Echo, und zahlreiche Interessenten meldeten sich an. Unser Redner war ein muslimischer Gelehrter, der über interreligiösen Dialog forscht, für Humanität wirbt und Extremismus ablehnt. Er begann mit einer grundsätzlichen Darlegung dessen, wie ein Muslim seinen Glauben versteht und praktiziert, und erklärte die Grundwerte des Islam. Dann kamen einige Konflikte, Teilungen, Kriege und Strukturen zur Sprache, die aus den unterschiedlichen Textauslegungen hervorgingen. Ein Teilnehmer war sehr erschrocken, wie ähnlich diese Auslegungskonflikte denen im Judentum und Christentum sind und sagte: „Sie haben dieselben Themen wie wir!“ Ein anderer äußerte sein Erstaunen über die Fülle von verschiedenen islamischen Denkrichtungen und Auslegungen: „In den Medien erscheinen die Muslime immer wie ein großer Block; jetzt sehe ich erst, wie irreführend das ist.“ Die Diskussion drehte sich um mehrere Themen, u.a. den Aufstieg des politischen Islam, Gewalt, die Fragen von Frauen und Eheschließungen. Viele Teilnehmer waren hier besonders interessiert, um die islamischen Praktiken und den Umgang der Geschlechter besser verstehen zu können. Zum Schluss wurde der radikale Islam angesprochen, wobei unser Redner sehr klar stellte, dass Gruppen wir der IS absolut keinen „echten Islam“ repräsentieren. Einige Teilnehmer staunten über seine Aussage: „Was in den vergangenen zwei Jahren geschehen ist, hat die muslimische Welt in Schock versetzt; wir müssen neu bedenken, wie wir unseren Glauben verstehen, und die Verbrechen, die verübt werden, zurückweisen ... Ich sehe das mehr und mehr als einen Reformprozess; was wir brauchen, ist ein Martin Luther, der eine solche Veränderung anführt.“ Ein Teilnehmer brachte zum Ausdruck, dass er froh sei, dieses Thema in einem sicheren Umfeld ansprechen zu können. Er sei sehr ermutigt durch das Vorgetragene. Ein anderer kommentierte: „Es ist erfrischend, einmal etwas anderes zu hören als den Hass und die Gewalt, die durch die Medien gehen. Wir können zusammenarbeiten und unseren Gemeinschaften helfen.“ Ganz überwiegend war gegenseitiger Respekt zu spüren, und das macht Hoffnung darauf, dass sich nicht nur die Gläubigen versöhnen können, sondern dass hier auch Menschen mit unterschiedlichem Glauben aufeinander zugehen können. Den größten Gewinn hatte ich gar nicht erwartet: den Optimismus, der uns hoffentlich weiterhin begleiten wird. von Jack Munayer Emotionale Widerstände gegen ein Narrativ Das Ziel der letzten Frauenkonferenz war es, mit den emotionalen, ideologischen und geistlichen Herausforderungen umgehen zu lernen, die wir im Kontakt mit „der anderen Seite“ erleben. In der Folge wurden wir eingeladen, einen Vortrag über die emotionalen Widerstände gegen ein Narrativ zu halten. Unserer Erfahrung nach ist der Umgang mit den unterschiedlichen Ansichten eines der größten Probleme. Das kommt besonders deutlich heraus, wenn wir über die Geschichtserzählungen (Narrative) sprechen – darüber, was geschehen ist und wie wir es in Erinnerung haben. Israelis und Palästinenser bewerten dieselben historischen Geschehen vollkommen verschieden, und diese riesige Unterschiedlichkeit zu sehen, kann ein Schock sein. Wir haben mit allen Teilnehmerinnen gesprochen, darunter Frauen, die schon bei anderen Musalaha-Veranstaltungen über Narrative nachgedacht hatten, und solche, die sich damit noch nie auseinander gesetzt hatten. Wir stellten ihnen die Funktion unserer Geschichtserzählungen vor und forderten sie auf, die starken und unterschiedlichen Gefühle wahrzunehmen. Danach gaben wir ihnen ein paar Werkzeuge an die Hand, um mit den Unterschieden konstruktiv umzugehen. Zuerst gab es ein bisschen Hintergrundtheorie, dann stiegen wir in die Aktion ein. Wir zeigten den Frauen verschiedene Bilder zu unserer Geschichte und dem Konflikt und baten sie, uns spontan die ersten Wörter zu sagen, die ihnen in den Sinn kamen. Als wir den Frauen zum Beispiel Zeitungsbilder zur Unabhängigkeit Israels und der Staatsgründung durch Ben Gurion zeigten, bekamen wir diese Antworten: Die jüdisch-messianischen Teilnehmerinnen benannten starke, positive Gefühle wie Stolz, Hoffnung, Dankbarkeit, Aufgeregtheit, Wunder. Die palästinensischen Teilnehmerinnen dagegen brachten starke negative Gefühle zum Ausdruck wie Traurigkeit, Verlust, Katastrophe (Nakba), Krieg und Pessimismus. Auch politische Führer, wie Arafat, werden durch die Brille des Narrativs wahrgenommen. Darum ist er für die Israelis ein Übeltäter und für die Palästinenser ein Symbol der Hoffnung. Hier hatten wir einige der wichtigsten Ereignisse der jüngeren Geschichte gesehen und auf unsere Gefühle geachtet. Wir sahen, wie verschieden Gerechtigkeit Misstrauen Hoffnung Sicherheit Verdacht Frieden Betrug böse wir dasselbe Bild betrachten. Da kamen viele einander widersprechende Emotionen hoch, und wir konnten darüber sprechen, wie wir mit diesen großen Unterschieden umgehen. Gut zuzuhören will geübt sein, wenn wir offen und ehrlich miteinander umgehen wollen. Fünf praktische Tipps gab es, die wir im persönlichen Alltag und bei Gruppentreffen anwenden können, und dazu praktische Beispiele aus unserer eigenen Erfahrung. Wir versuchten auch aufzuzeigen, wie wir für unsere Gefühle Verantwortung übernehDas sind typische Beispiele dafür, wie unmen können, indem wir mit uns selbst ehrser Narrativ unsere Wahrnehmung von lich sind und einander mit Respekt begegGeschichte – und der Geschichte unseres nen. Zum Schluss ging es noch darum, wie Feindes – beeinflusst. Die Errichtung des wir unsere Vergangenheit und Gegenwart Staates Israel ist einer der wunderbarsten anschauen. Momente der Geschichte nach 2000 JahAlle müssen wir im Alltag mit widerspreren Leid und Verfolgung. Aber für die Paläs chenden Narrativen umgehen – z.B. wenn tinenser markiert dieser Tag den Anfang ihzwei politische Parteien dasselbe Ereignis res Leidens und ihrer Verfolgung. interpretieren, oder wenn zwei Kinder sich darüber streiten, was passiert ist, und ganz sicher Wunder Nakba in den israelischen und palästinensischen Medien und in den Stolz Katastrophe Schulsystemen. Traurigkeit Hoffnung Im Rückblick fanden die Teilnehmerinnen die Tipps zum Verlust dankbar guten Zuhören ein besonders Stolz Krieg wertvolles Hilfsmittel, das sie von aufgeregt pessimistisch diesem Wochenende mitgenommen hatten. Gottesfurcht Neugier Shadia Qubti und Ambreen Ben-Shmuel Dann zeigten wir ihnen ein Foto von Yassir Arafat bei seiner ersten Rede vor der UN als Bild der öffentlichen Anerkennung des palästinensischen Volkes und ein späteres Foto von ihm. Die palästinensischen Teilnehmerinnen reagierten mit positiven Gefühlen wie Gerechtigkeit, Hoffnung, Sicherheit und Frieden. Jüdisch-messianische Frauen nannten die entgegengesetzten Gefühle: Misstrauen, Betrug, Verdacht, böse. Musalaha und ich Jeder hier hat eine Geschichte zu erzählen und eine Meinung, die mit dieser Geschichte zusammenhängt. Das liegt daran, dass jeder hier in Israel irgendwie vom Konflikt mitbetroffen ist. Politische Entscheidungen geben vor, wo du wohnst, welche Farbe dein Nummernschild hat und wo du hinfahren kannst und wo nicht. Das ist ein großer Unterschied zu meiner Heimat Großbritannien, wo ich (angeblich) frei von jeder staatlichen Kontrolle gelebt habe und wo die Themen Religion und Politik auf jeden Fall vermieden werden: Dort verbergen wir unsere Gedanken hinter einer Maske aus Höflichkeit. Aber wenn ich über mein Leben in London und das Leben hier nachdenke, dann sehe ich, dass die scheinbare Freiheit in Großbritannien eine gewisse Gleichgültigkeit erzeugt und mich unfähig macht, das zu schätzen, was ich habe. Wenn mein Glaube direkter herausgefordert wäre, oder meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, dann wären sie mir vermutlich viel kostbarer. Das ist mir bewusst geworden in Interviews mit Israelis und Palästinensern, die an unterschiedlichen Stellen am MusalahaProgramm teilnehmen (die Interviews sollen bald veröffentlicht werden). Es hat mich sehr berührt, dass die Menschen gerade weil sie auf beiden Seiten mit Einschränkungen zu kämpfen haben, das Leben als viel kostbarer bewerten, als ich es mir vorstelle. Alle, Palästinenser und Israelis, haben mir erzählt, wie wichtig es ist, zusammenzukommen, obwohl das emotional und physisch einen hohen Preis haben kann. Das kann bedeuten, in der eigenen Familie als Verräter beschimpft oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Dennoch wollen sie auf beiden Seiten einander als Mütter, Söhne und Töchter wahrnehmen. Und ich sehe, wie wichtig das ist. Wenn du deinem Feind kein Gesicht gibst, ist es so einfach, ihn zu entmenschlichen und gegen ihn zu kämpfen. Es war ermutigend, aber auch ernüchternd zu sehen, dass trotz der Widerstände und der fehlenden Freiheit die Zusammenkünfte, die Musalaha organisiert, etwas extrem Hilfreiches werden. Die Menschen lernen, was es heißt, jemanden zu lieben, den sie sonst kaum zu mögen in der Lage wären. Und ich sehe darin das, was Jesus meinte, als er sagte: „Selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden ... Selig die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ von Susie, freie Filmproduzentin aus London, für drei Monate in Jerusalem Neues von Familie Munayer Weihnachten war herrlich – ein volles Haus, Partys und Daniels Latinomusik, die Salim sich inzwischen auch heruntergeladen hat. Es war nur zu schnell vorbei, und danach bekam ich eine Lungenentzündung, die sehr hartnäckig war. Im Februar habe ich meinen Winter-Besuch in Bolton gemacht, und da John ja in London studiert, bin ich dort kurz vorbeigeschneit – genau zu seinem 21. Geburtstag. Das war ein schöner Tag voll vieler verschiedener Dinge. Nun bin ich wieder in Jerusalem. Sam hat Prüfungen, Salim eine Allergie, die ihn Tag und Nacht husten lässt. Jack leiht immer öfter das Auto und lässt sich einen Bart stehen. Musalaha Schweiz Musalaha, c/o amzi, Postfach 1232, CH-4153 Reinach BL 1 Tel. 0041 (0)61 712 11-38, Fax -34 E-Mail: [email protected] Postfinance: Kto-Nr. 40-33695-4, IBAN: CH13 0900 0000 4003 3695 4, BIC: POFICHBEXXX (mit Vermerk «Musalaha») Deutschland Musalaha, c/o amzi, Hauinger Straße 6, D-79541 Lörrach Sparkasse Lörrach-Rheinfelden: IBAN: DE 19 6835 0048 0001 7167 37, BIC: SKLODE66XXX Salim Munayer P.O. Box 52110, IL-91521 Jerusalem Tel. 00972 2 672 0376 E-Mail: musalaha @ netvision.net.il Internet: www.musalaha.org Jack leitet im April den Wüstentrip für Jugendliche und die Fahrt mit den jungen Erwachsenen nach Irland im August. Er arbeitet für Musalaha, braucht aber Weisung für den nächsten Schritt – ob er arbeiten oder weiter studieren soll. Und außerdem juckt der Bart ... Daniel schreibt seine Abschlussarbeit und hat im Mai seinen Abschluss. Salim und ich werden bei der Zeugnisverleihung dabei sein. Auch er braucht Gebet für den nächs ten Schritt: Arbeit oder Praktikum und wo? Was wird in Zukunft sein? John liebt London, die Uni, Schwimmen, sein Fußball-Team, das Leben überhaupt. Er hat gerade seinen 21. Geburtstag gefeiert, und es geht ihm richtig gut. Die Menge und die Anforderungen der Arbeit in Englisch an der Uni sind eine Herausforderung. Sam hat viele wichtige Prüfungen in den letzten beiden Highschool-Jahren. Er sagt immer wieder, dass es nicht so einfach sei, es drei erfolgreichen Brüdern nachtun zu müssen. Er schwimmt und bereitet sich auf die nationalen Meisterschaften vor. Nach 1½ Jahren hat er sich die Haare geschnitten (ich sage gar nichts!). Geographische Übersicht: Jack - Jerusalem; Daniel - American University, Washington DC (Studium Internationale Beziehungen); John - London, Kings College (Politik, Religion, Gesellschaft); Sam - Jerusalem. Salim wird im Juli 60 und irgendwie bin ich 25 geblieben! Um seinem Alter Rechnung zu tragen, treiben wir beide Sport: Walking (einzeln und zusammen), Gymnastik (er) und Pilates (ich). Meine Arthritis bremst mich etwas, aber eigentlich mache ich das alles ja nur, um ihn zu motivieren (!?%#!?) Der Sommer sieht zerfranst aus; bis jetzt kann noch keiner von uns sagen, wann er wo sein wird und was er genau tun wird, also planen wir nichts. Ich hoffe, dass Salim und ich in Amerika ein bisschen Spaß und Erholung finden, wenn wir zu Daniels Abschluss kommen. Wir wollen ein paar Tage in Boston und New York anhängen, wo ich noch nie gewesen bin. Es gibt noch so viel Mühe und Plage hier... Aber das ist es für heute, Kay Munayer für den Rest der Familie PS: Danke für alle Weihnachtspost!
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