Verknüpfung der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung mit der Lärmkartierung des Landes Berlin Philipp Geiger, Soundscape DEGA- Symposium 02.10.2015, Berlin Prof. Dr. Brigitte Schulte-Fortkamp Technische Universität Berlin Fakultät V – Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik Fachgebiet Psychoakustik und Lärmwirkung Dipl. Ing. Jörg Kaptain Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Abteilung IX – Umweltpolitik IX C 3 – Verkehrsbezogener Immissionsschutz Gliederung • Einleitung • Methodik • Ergebnis • Zuordnung der Beiträge • Auswertung der Beiträge im Straßenverkehrsnebennetz • Abgeleitete Dosis-Wirkungs-Beziehungen • Auswertung von drei Szenarien zur Thematik Überlagerung verschiedener Lärmquellen • Diskussion • Grenzen der Methodik • Diskussion der Ergebnisse • Schlussfolgerung und Ausblick 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 2 Einleitung • Fortschreibung Lärmaktionsplanung des Landes Berlins 2013-2018 • EU Umgebungslärmrichtlinie: Forderung nach Beteiligung der Öffentlichkeit • Beteiligungsplattform leises.berlin.de 1) Fragestellung der Arbeit: • Bestätigen die Ergebnisse der Beteiligungsplattform die Lärmkartierung? • Können Dosis-Wirkungs-Beziehungen Abgeleitet werden? • Kann eine Aussage zu der Belästigungswirkung verschiedener Lärmquellen getroffen werden? 2) 3) 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 3 Verwendete Datengrundlage • Onlineplattform „leises Berlin“: • 3.000 Beiträge, davon 70 % anonym • Durch Beitragsgebenden hinterlegt: Ort (Koordinaten), Lärmart (Straßen-, Schienen, Flugverkehrslärm oder Sonstiger), Zeitraum (Nacht, Tag, Ganztags), Betreff, Beschreibung • Durch Moderation hinterlegt: Schlagworte mit Abstufungen (z.B. Straßenverkehr -> Geschwindigkeit -> Einhaltung StVO) • Lärmkartierung des Landes Berlins 2012 nach EUUmgebungslärmrichtlinie 4) • Daten aus den Jahren 2007 (Eisenbahn der DB) bis Flughafen Tegel 2011 5) 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 4 Verknüpfung der Beiträge mit der Lärmkartierung • Methodik: Verknüpfung der Beiträge des Onlineplattform mit Immissionspegeln aus der Lärmkartierung (Fassadenpegel) • Annahmen: • Beitrag wurde an dem Ort der Belästigung verortet • Der dem Ort nächstgelegene Fassadenpegel mit höchsten hinterlegten Lärmpegel des Hauses, repräsentiert Lärmproblematik des Beitrages • Ist Abstand größer 100 m, muss Repräsentativität überprüft werden (Emissionspegel vs. Immissionspegel) 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 5 Kriterien für die Verwendung der Beiträge • Kriterien, für Verwendung von Beiträgen für die Ableitung von DosisWirkungs-Beziehungen: • Immissionspegel höher 45 dB(A) • Beitrag muss im lärmkartierten Hauptverkehrsstraßennetz liegen (Straßenlärm) • Zuordnung der Beiträge nach einzelnen Lärmarten über vergebene Lärmart und Schlagworte der Moderation • Zuordnung der Beiträge einem der Flughäfen über die Immissionspegel • Beiträge, die nicht diese Bedingungen erfüllen oder zugeordnet werden können, werden inhaltlich ausgewertet 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 6 Ergebnis der Zuordnung der Beiträge • Gründe für keine Zuordnung von Fassadenpegel einzelner Beiträge • Falsche Verortung durch Beitragsgebenden (z.B. Verortung direkt auf der Quelle) • Verlärmung von Erholungsflächen • Neubauten • Besondere Lärmereignisse (z.B. Rangierbahnhof, Körperschall, Parkende Busse) 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 7 Ergebnisse: Straßenverkehrslärm im Nebennetz • 2.000 Beiträge bezogen sich auf Straßenverkehrslärm (70 %) • 1.448 (70 %) Beiträge konnten dem Hauptnetz am Tag und 220 (80 %) in der Nacht zugeordnet werden • Die Auswertung des Nebennetzes zeigt: • Am Tag: Verkehrsmengen werden problematisch gesehen • In der Nacht: Einhaltung der Geschwindigkeitslimits ist Hauptproblem 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 8 Relative Anzahl an Beiträgen je Pegelklasse 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 9 Anzahl Betroffene je Fassadenpegel in Berlin 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 10 Dosis-Wirkungs-Beziehung: Straßenverkehrslärm 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 11 Dosis-Wirkungs-Beziehung: Schienenverkehrslärm 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 12 Dosis-Wirkungs-Beziehung: Flugverkehrslärm 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 13 Vergleich der Verkehrsträger Straßenverkehrslärm: Schienenverkehrslärm: Fluglärm: 02.10.2015 relative Häufigkeit = 1,4542*10-25*Lden12,293 relative Häufigkeit = 1,4542*10-25*Lden13,52 relative Häufigkeit = 1,4542*10-25*Lden5,7479 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 14 45- 79 dB(A), R² = 0,93 45- 79 dB(A), R² = 0,98 50- 70 dB(A), R² = 0,54 Überlagerung verschiedener Lärmquellen 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 15 Darstellung der drei Lärm-Szenarien Blau: Fassadenpegel nur Straßenverkehrslärm; Grün: Nur Schienenverkehrslärm der DB; Rot: Schienen- und Straßenverkehrslärm 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 16 Diskussion: Grenzen der Methodik • Verwendung von Rasterkarten anstatt Fassadenpegel • Fragestellung des Portals: „Wo ist es zu laut?“ • Vorgehensweise dieser Studie unterscheidet sich Stark von bekannten Studien (z.B. Miedema) • Abstand zwischen Fassadenpegel und Beitragsort (100 m) • Verwendung des maximalen Fassadenpegels 7) • Wahl des Beurteilungszeitraums • Keine Hintergründe zu den Beitragsgebenden bekannt 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 17 Diskussion der Ergebnisse • Straßenverkehrslärm, inhaltliche Auswertung (Nebennetz): • Viele Aspekte, die nicht durch eine Lärmkartierung erfasst worden wäre • Schienenverkehrslärm, DB: • Unterschätzung durch alten Fahrplan (2007) • Flugverkehrslärm: 8) • Im Vergleich nur wenige Beiträge zum Thema Fluglärm (Besondere Situation in Berlin) • Berechnete Flugrouten 9) 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 18 Schlussfolgerung und Ausblick • Orte mit hohen berechneten Lärmbelastungen führen zu einer Zunahme der Beitragsmengen • Die Schwelle zu gesundheitsgefährdenden Lärmpegeln von 65 dB(A) (Tags) spiegeln sich zum Teil in abgeleiteten Dosis-Wirkungs-Kurven wieder • Viele genannte Aspekte werden nicht durch Lärmkartierung erfasst → Erfassung der Belästigung nur durch direkte Beteiligung der Betroffenen möglich (z.B. Soundscape-Konzept) • Teilweise sich widersprechende Ergebnisse: Z.B. Schienenverkehrslärm • Für Flugverkehr nur stark eingeschränkt Aussage möglich • Ausblick: Vergleich dieser Auswertung mit der Lärmkartierung der Bürgerbeteiligung in anderen Städten 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 19 Abbildungsnachweise: 1) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin: Lärmaktionsplan 2013- 2018 für Berlin. 2015. 2) Leises Berlin.de: www.leises.berlin.de . 2015. 3), 7) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin: Strategische Lärmkarten (Ausgabe 2013) 4) Riedel, D, et al: Auswertungsbericht Berlin wird leiser: aktiv gegen Verkehrslärm. 2013. 5) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin: Hauptverkehrsstraßennetz (Ausgabe 2009) 6) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin: Hot-Spot-Netz (Lärmkennziffer) (Ausgabe 2008) 8) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin: Ruhiger Leben in der Großstadt – Lärmminderungsplanung in Berlin. 2009. 9) Flughafen Berlin-Brandenburg: Flugspuren Region Berlin-Brandenburg – An- und Abflüge TXL und SXF am 6.6. 2013 Windrichtung Ost. 2013. 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 20 Fluglärmbeiträge ohne zugewiesenem Pegel 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 21 Übereinstimmung mit der Berliner Priorisierung 6) • 50 % der Beiträge zum Straßenverkehrslärm fallen in das Hot-Spot-Netz • Beiträge ohne LKZ-Zuordnung: Falsche Zuordnung oder fehlerhafte Kartierung 02.10.2015 Philipp Geiger, SoundscapeDEGA Symposium 2015 22
© Copyright 2025 ExpyDoc