Für eine globale, kosmische Religionsauffassung, Toleranz und Konsequenz Geschäftsstelle: Wielandstraße 33, 10629 Berlin (Charlottenburg), Telefon / -fax: 885 16 82, e-mail: [email protected] Bankverbindung: Unitarische Kirche, LBB Berliner Sparkasse, BLZ.: 100 500 00, Konto-Nr. 071 000 8589, IBAN: DE29 1005 0000 0710 0085 89, BIC: BELADEBE DEZEMBER 2015 Franz David - Fortsetzung und Schluss - Burgruine Devin (ung. Deva, dt. Theben), 2008 Foto: Aktron -2- Liebe Leserin, lieber Leser! „David, Franz (1510 – 79)… 1566 schon öffentlich Antitrinitarier, 1568 Bischof der Unitarier. Seit etwa 1571 lehrte er die Nichtanbetung Christi, entzweite sich darüber mit Biandrata und Sozini und wurde 1579 in Deva eingekerkert, wo er bald starb…“ lesen wir im „RGG“, dem evangelischen Lexikon „Die Religion in Geschichte und Gegenwart.“ Seine genaue Todesursache und das genaue Datum sind also unbekannt. Ihm fällt das Verdienst zu, erstmalig in der Geschichte des Abendlandes eine Gleichberechtigung der katholischen, lutherischen, calvinistischen und unitarischen Religion durch einen Landtagsbeschluss herbeigeführt zu haben. Sicherlich war dabei die Tatsache hilfreich, dass der Fürst selber unitarisch war. Als dieser 1571 starb, brachen denn auch wiederum Strei- tigkeiten aus, die Franz David letztlich das Leben kosteten. Die oben genannten Biandrata und Sozini vertraten einen moderateren Weg des Unitarismus, doch sind ihre Namen heute nur noch Spezialisten geläufig, während Franz David von allen ungarischen Unitariern als Märtyrer verehrt wird. Drei Jahre also nur, von 1568 bis 1571, währte das Toleranzedikt von Torda. Aber für immer bleibt es ein Meilenstein in der Geschichte der Toleranz in Europa. Das Bild, das die Diskussion um die entscheidende Abstimmung darstellt, entspringt der Phantasie des Künstlers, kommt aber der Wirklichkeit sicher sehr nahe. Lesen Sie dazu den Text, den Dávid Gyerö, der Berater des Bischofs, zum Bild und seiner Geschichte verfasst hat. Martin Schröder Das Edikt von Torda Das Gemälde und die Geschichte Am Ende des 19. Jahrhunderts gab die Stadt Torda in Siebenbürgen ein Gemälde in Auftrag, um damit der Einwanderung des ungarischen Volkes in das karpathische Becken vor eintausend Jahren zu gedenken. Das Bild, gemalt von Aladár Korosfoi – Kriesch, sollte das wichtigste Ereignis in der Geschichte Tordas festhalten. Dieses trug sich zu am 13. Januar 1568, als der Landtag von Siebenbürgen das „Edikt von Torda“ erließ. Erstmalig in der Weltgeschichte wurden damit religiöse Toleranz und Freiheit des Glaubens in der Verfassung eines Landes verankert. Das Gemälde illustriert die religiöse Konstellation Mitteleuropas in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Aus Deutschland und der Schweiz kamen lutherische, calvinistische und antitrinitarische Wellen, deren Vertreter die Richtigkeit der Ideen diskutieren wollten. In den meisten Orten attackierte die katholische Kirche die neuen Glaubensbewegungen und verfolgte ihre Vertreter. An manchen Plätzen wandten sich die neuen Bewegungen gegeneinander. So wurde Michael Servet, der berühmte antitrinitarische Vordenker und Schriftsteller, auf Befehl Calvins in Genf im Jahre 1553 lebendig verbrannt. Was Siebenbürgen einzigartig machte im Vergleich mit dem restlichen Europa war die Offenheit, mit der es jede Strömung der Reformation begrüßte. Erst etablierten sich die Lutheraner, dann die Calvinisten, schließlich, 1568, die Unitarier neben der bestehenden katholischen Kirche. -3- Obwohl es zahlreiche Diskussionen zwischen den verschiedenen Theologen gab, war Gewalt kein Mittel der Auseinandersetzung. Das Edikt von Torda legalisierte diese Situation. Mit der Unterzeichnung des Edikts durch König Johann Sigismund anerkannte die siebenbürgische Verfassung alle vier christlichen Bekenntnisse als gleichberechtigt und als juristische Person. Weiterhin wurde damit sichergestellt, daß niemand wegen seines religiösen Bekenntnisses verfolgt werden konnte, denn Glaube ist ein Gottesgeschenk. Hier muß gesagt werden, daß König Johann Sigismund Unitarier war. Sein persönlicher Berater in religiösen Fragen war Franz David (Dávid Ferenc), der Gründer dieser Kirche. Aber anders als die übrigen Regenten Europas, die versuchten, anderen ihre Religion aufzuzwingen, bot Johann Sigismund den anderen drei Kirchen gleiche Rechte. In dem Gemälde steht Franz David im Mittelpunkt und plädiert für das neue Gesetz. Links sitzt König Johann Sigismund auf dem Thron, zu seiner Rechten und Linken seine Nachfolger István und Kristóf Bathory. Links neben dem Fürsten steht sein Berater, der italienische Arzt Georgio Blandrata. Am Tisch hinter David sitzt links der Berater Mihály Csáki und rechts der Drucker Gáspár Heltai; Letzterer hält eine Bibel in seinen Händen. Ein unitarischer Pfarrer blickt über Heltais Schulter. Rechts blicken ein katholischer Priester und ein Calvinistischer Prediger zweifelnd auf David. Weiter unten rechts stehen in den Bänken Vertreter des ungarischen Adels einschließlich Gáspár Békes, der enthusiastisch auf David zeigt. Im Hintergrund sieht man Abgeordnete der drei siebenbürger Nationen: Ungarn, Deutsche und Szekeler (Ungarn, die in der südlichen Region leben). Das riesige, zwölf Quadratmeter große Gemälde wurde anläßlich der Milleniumsaustellung 1896 in Budapest enthüllt und erhielt hohe Anerkennung von der Kritik. 1898 wurde es im Bürgersaal der Stadthalle von Torda ausgestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg fand es seinen endgültigen Platz im Stadtmuseum, das einst den Königen gehörte. Dort kann es heute in seinen Originalfarben besichtigt werden. Dávid Gyerö Administrative Counselor of the Unitarian Church in Transylvania Kolozsvár 2002 aus dem Englischen: Martin Schröder Grablege von Johannes Sigismund Zapolya (1540-1571) -4- Verkündigung des Toleranzedikts 1568 auf dem Reichstag in Torda / Thorenburg /Turda -5- Gottesfeier vom 15. November 2015 – Volkstrauertag – Eingangsspruch: Du lebst, also wandelst du dich, ich halte dich nicht fest, ich mach dich in keinem Bilde fest, sondern wir halten die Überraschungen des Lebens aus. Max Frisch Schriftlesung: Wer um die Nähe des Ewigen weiß, bleibt unberührt von dem jahrtausendealten unfruchtbaren Streit der Philosophen und Atheisten, Metaphysiker und Gottesgelehrten um das Dasein oder Nichtdasein Gottes, seine Verborgenheit oder Erkennbarkeit, sein Nichteingreifen oder sein Wirken in der Welt… Er weiß: Gott ist und wirkt in mir. K. O. Schmidt Evangelium: Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, dass ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben. Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm. Mt 8, 21-23 Kurzfassung des Predigttextes Meine lieben, andächtigen Mitmenschen! In der evangelischen Kirche sah man jahrhundertelang keinen Gedenktag für die Verstorbenen vor. Man argumentierte mit Jesu Worten, wie wir sie in unserem heutigen Sonntagsevangelium gehört haben: „…laß die Toten ihre Toten begraben.“ Seine Jünger sollten sich um Verstorbene nicht kümmern. – Tatsächlich ist der heute offizielle Gedenktag Totensonntag erst im 19. Jahrhundert entstanden. 1816 hat Friedrich Wilhelm III. von Preußen verfügt, dass es im Kirchenjahr der evangelischen Kirche einen Totensonntag geben solle. Er konnte das, denn er war das Oberhaupt der evangelischen Kirche in Preußen. Dies hat dann die evangelische Kirche in Preußen sofort durchgeführt, die anderen deutschen Länder haben rasch nachgezogen. Ein Gedenktag für die Verstorbenen war offenbar auch in der evangelischen Kirche ein allgemeines Bedürfnis. Offiziell gab es keinen „Totensonntag“. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass bis auf den heutigen Tag der Name ein wenig schwankt. Auch Ewigkeitssonntag wird er genannt, um darauf hinzuweisen, dass nicht der Tod Sinn und Ende unseres Lebens sei, sondern dass wir den Blick immer in die Zukunft richten sollten, da das Überleben des Todes nur ein Stadium in unserem Leben auf dem Weg in die Ewigkeit ist. So ist es zu diesem Namen Ewigkeitssonntag gekommen. Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer, die ich kenne, ziehen diesen Namen vor. Umgangssprachlich aber höre ich die Menschen immer vom Totensonntag sprechen. Die Hauptsache ist, dass wir wissen, was wir meinen: Wir leben nicht nur, um zu sterben! Das ist der eigentliche Gedanke dabei. Unser Leben hat -6- einen großartigen Sinn und es liegt immer in Gottes Hand! Über unser Leben denken wir nach, bis wir müde werden und sagen können: Alle für mein Leben wichtigen Fragen habe ich mir gestellt und zumeist Antworten gefunden. Wenn aber Antworten offen geblieben sind, will ich auch zufrieden sein, denn alle Probleme können wir unmöglich in diesem einen Leben lösen. Aber leben wollen und müssen wir es! Von Christian Friedrich Hebel gibt es das Wort, „Wer leben will, muss das Fieber riskieren.“ Das bedeutet, wenn ich lebe, muss ich auch durch Schwierigkeiten hindurch. Wenn ich lebe, schaffe ich mir Schwierigkeiten, die ich lösen muss. Die Aufgabe unseres Lebens besteht in der Suche nach Lösungen, darin, andere nicht zu verletzen, ihnen zu helfen und selbst zu Kraft und Klarheit zu gelangen. Dann hat das Fieber seine läuternde Wirkung. Ein Fieberschub lässt den Körper und auch die Seele gesünder werden: Wer das Leben riskiert, muss auch das Fieber riskieren. Volkstrauertag, Totensonntag sind die Gedenktage, die uns einmal im Jahr über den Sinn des Lebens und den Tod nachdenken lassen. Lasst doch die Toten die Toten begraben. Das bedeutet, halte dich nicht auf mit dem, was du nicht ändern kannst. Das will dieser angehende Jünger nicht. Er will stehen bleiben und alle aufhalten. Aber Jesus hat eine Mission, er will und muss vorwärts gehen und sagt deshalb, belaste dich nicht mit weniger wichtigen Problemen, geh voran! Natürlich sterben wir alle, und es ist die Kultur des Menschen, seine Toten zu bestatten. Für den Historiker ist das ein entscheidender Schritt. Wenn er die ersten Menschen betrachtet, hatten sie eine Beerdigungskultur, so wie z. B. der Neandertaler? Deshalb wird er von der Naturwissenschaft auch als höher entwickelt eingestuft. Er war offenkundig in der Lage über den Sinn seines Lebens nachzudenken und sogar sein Leben zu verlängern über den Tod hinaus. Denn jeder Beerdigungskult ist eine Verlängerung des Lebens über den Tod hinaus. Wenn man heutzutage Sterbeanzeigen in den Zeitungen liest, fällt auf, dass sie nicht mehr viele Christenkreuze enthalten. In meiner Jugend waren Todesanzeigen ohne dieses christliche Element selten. Es waren zumeist Freimaurer (wenn nicht Mitglieder einer anderen Religion), bei denen das christliche Kreuz auf der Anzeige fehlte. Aber auch sie sind tief religiöse Menschen, doch sie verwenden auf ihren Todesanzeigen ihr eigenes Zeichen, den Zirkel mit dem Dreieck und berufen sich auf den großen Meister, der seine Lehrlinge, Gesellen und Meister aus diesem Leben abberufen hat. Dass wir heutzutage eine eher unreligiöse Beerdigungskultur haben, ist eine neue Entwicklung, über die es nachzudenken gilt. Wir beobachten den Mangel an christlichen Beerdigungen einerseits und das Bedürfnis bei den Menschen, über den Tod hinauszudenken andererseits. Das Kreuz früher auf der Anzeige symbolisierte das Leben nach dem Tod und den festen Glauben, der Verstorbene sei seinem Gott ein Stück näher gekommen. Dieser Schritt auf das Göttliche hin ist heutzutage in vielen der Anzeigen nicht mehr zu finden. Heute entschließen sich Menschen dazu, in einem Friedwald unter einem Baum beerdigt zu werden. Ist das nicht auch eine Annäherung an Gott, den Schöpfer allen -7- Lebens? Zweifelsohne ist es eine Annäherung, denn Gott ist der Schöpfer unseres Planeten und des gesamten Kosmos! Der Mensch kann nur begrenzt handeln und experimentieren innerhalb dieser Schöpfung. Mögen die Menschen heute atheistischer sein, aber ihre Naturverbundenheit ist doch unerschüttert. Ich denke an ein Gemeindemitglied, dessen Mann war ein leidenschaftlicher Segler und Skeptiker und wünschte sich eine Seebestattung. Auch dies ist eine Rückbesinnung auf die Natur. Ob der Körper verbrannt wird, ob er allmählich vermodert, ob seine Asche ins Meer verstreut wird, immer ist es der Wunsch, eins zu werden mit der Natur. Darauf heben alle unsere heutigen Testate ab. Lassen Sie mich deshalb meine heutige Ansprache mit dem berühmten Gedicht „Astern“ von Gottfried Benn beschließen: Astern –, schwälende Tage, Alte Beschwörung, Bann, Die Götter halten die Waage Eine zögernde Stunde an. Noch einmal die goldenen Herden Der Himmel, das Licht, der Flor, Was brütet das alte Werden Unter den sterbenden Flügeln vor? Noch einmal das Ersehnte, Der Rausch, der Rosen Du –, Der Sommer stand und lehnte Und sah den Schwalben zu. Noch einmal ein Vermuten, Wo längst Gewissheit wacht: Die Schwalben streifen die Fluten Und trinken Fahrt und Nacht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, wünsche ich uns allen einen gesegneten November. Amen Pfarrer Martin Schröder -8- …und Torgau ist die Amme - Fortsetzung und Schluss - Die Wartburg (2005) Luthers Lebensgeschichte nach dem Aufenthalt auf der Wartburg blieb weiter mit den Fürsten verknüpft. In den Nachfolgern von Friedrich dem Weisen, Johann dem Beständigen und Johann Friedrich dem Großmütigen fand er engagierte Unterstützer der Reformation. Weitere Fürsten wie Philipp I. von Hessen schlossen sich an. Besonders Philipp war ein wortgewaltiger Vorkämpfer der reformatorischen Gedanken. Die Reformationsgeschichte nach Luthers Tod 1546 schien zunächst erfolglos zu verlaufen, denn im Schmalkaldischen Krieg 1547 wurden die sächsischen Truppen in Mühlberg bei Torgau von den Kaiserlichen vernichtend geschlagen. Foto: Lencer Der Sieg Kaiser Karls V. führte jedoch nicht dazu, dass die Einheit der Religion im Reich wieder hergestellt werden konnte. Karl hatte ein Reich übernommen, das allein in Europa von der Iberischen Halbinsel bis zum Balkan reichte und von den Niederlanden bis Sizilien. Der Inhalt der Protestschrift Martin Luthers „Für die Freiheit des Christenmenschen“, die jedem nach seinem Gewissen die Religionsausübung überließ, hatte jedoch in das allgemeine Denken Eingang gefunden. Im Augsburger Religionsfrieden 1555 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die rechtliche Basis für die Koexistenz der protestantischen und katholischen Reichsstände schuf. Die darin enthaltene freie Religionsausübung bezog sich -9- jedoch nur auf die jeweiligen Landesherren, deren Untertanen mussten die Religion ihrer Landesherren annehmen oder auswandern. Trotz der legitimen Berechtigung und Progressivität der reformatorischen Idee, die zunächst zu einem individuellen Religionsbekenntnis zu führen schien, erkennen wir hier aus unserer heutigen Sicht, dass das Machtinteresse der Fürsten den Wunsch nach religiöser Freiheit überlagerte und um Jahrhunderte verschob. Damit war der Verlauf der Reformation für die weitere deutsche und europäische Geschichte entscheidend. Die Familie Luther stand ebenfalls in vielfältiger und auch tragischer Beziehung zu Torgau. 1552 floh Luthers Ehefrau Katharina von Bora vor der Pest in Wittenberg nach Torgau. Kurz vor der Stadt hatte sie einen Kutschunfall, bei dem sie sich das Becken brach. Sie konnte noch die Hochzeit ihres Sohnes in Torgau erleben, starb aber dort am 20.12.1552 und ist dort begraben. Heute gibt es eine Oberschule, die ihren Namen trägt. Und auch in der weiteren deutschen Geschichte ist Torgau, wenn man nachforscht, bedeutender als vermutet. Es taucht im 17. und 18. Jahrhundert als Festungsstadt auf und diente im 2. Weltkrieg als Zentrale für das Wehrmachtsstrafsystem. Hier befanden sich 2 von 8 Gefängnissen der Wehrmachtjustiz, das Fort Zinna und das Gefängnis Brückenkopf. In beide Gefängnisse wurden Wehrdienst- und Befehlsverweigerer, Deserteure und Spionage-Angeklagte, Kriminelle, Kriegsgefangene und Angehörige des deutschen und europäischen Widerstands eingeliefert. Die Zahl der Erschossenen kann heute nicht mehr ermittelt werden. Rote-Armee-Soldaten und GIs an der Brücke in Torgau (26.04.1945) Foto: AP Und noch ein anderer Ort löst Beklemmungen aus. Fährt man von der Brücke Richtung Schloss, kommt man am ehemaligen Jugendstrafhof der DDR vorbei. Auch Jugendwerkhof genannt, war er ein gefürchtetes Umerziehungslager, dem sich viele Jugendliche durch Selbstmord entzogen. Das Gelände wurde 1990 aufgelöst und ist heute eine Gedächtnisstätte. Am Ende unseres Rundganges betreten wir die Schlosskapelle. Sie ist die erste Kirche, die nach den Grundsätzen des neuen Glaubens errichtet wurde. So ist die Kanzel (Bild links), von der „das Wort“ verkündet wird, in zentraler Lage in der Mitte der Kirche und der Altar ist ein einfacher Tisch (Bild auf Seite 12), nach Westen ausgerichtet, an den jeder herantreten kann. Es gibt kei- - 10 - nen Platz für Reliquien. Zunächst gab es kein Altarbild. Die Kapelle wurde 1544 von Luther selbst geweiht. Als 15jähriger erlebte der spätere Stadtarzt Gabriel Summer (1529-1610) die Einweihung der Schlosskapelle. „An die Predigt dieses großen Mannes will ich mich ewig erinnern, obwohl ich ihn schon als Kind gehört habe… (ich) danke Gott, … diesen heiligen Mann zu sehen und zu hören…“ In der Schlosskapelle wirkte auch Johann Walter (1496 - 1570), der erste protestantische Kantor überhaupt, von 1526 bis 1548. Er war Komponist und Herausgeber der Gesangbücher von Wittenberg (1524) und Straßburg (1537). Von ihm wurde unter vielen anderen Melodien das Lied „All Morgen ist ganz frisch und neu“ komponiert. Trotz der nachmittäglichen Uhrzeit fühlen wir uns erfrischt und erfüllt von unserem Ausflug und freuen uns auf eine weitere Beschäftigung mit dem umfassenden Thema. Dazu gibt es noch genug Gelegenheit bei den drei weiteren nationalen Ausstellungen. Sie finden alle im Jahr 2017 in Wittenberg, in Eisenach (Wartburg) und in Berlin (Martin-Gropius-Bau) statt. GSF Wappen von Torgau Aus dem Gemeindeleben Liebe Leserin, lieber Leser! Unsere traditionelle Adventskaffeetafel fand in diesem Jahr am 28. November, dem Sonnabend vor dem 1. Advent, statt. Im Pfarrhaus versammelten sich zahlreiche Gemeindemitglieder. Unsere Tische waren mit Apfelpyramiden stimmungsvoll geschmückt, die Räume mit Lichterketten festlich beleuchtet. Wir sangen die schönen alten Weihnachtslieder, von Elke und Uwe Bienzeisler auf der Gitarre und dem Akkordeon begleitet. Pfarrer Schröder las aus den Memoiren von Dylan Thomas, wie sich in seiner Kindheit das Weihnachtsfest an der walisischen Küste abspielte; und auch das Weihnachtsjulklapp machte allen wieder viel Freude. Es war ein fröhlicher, aber auch ein wenig nachdenklicher Nachmittag und damit eine besinnliche Vorbereitung auf den kommenden Heiligabend. - 11 - v.l.n.r.: Heidrun Löber, Linus Sprakel, Swanhild Leyke-Röhling, Lasse Sprakel, Nikolas Schröder, Silja Sprakel-Leyke, Svenja Leyke. Foto: GSF v.l.n.r.: ein Freund der Familie Bienzeisler, Christine Blomeyer, Karin Böttcher, Pfr. Martin Schröder, Inge Paulsen-Miosga, Elke Bienzeisler, Uwe Bieneisler, Svenja Leyke, Nikolas Schröder, Marianne Schier, Anne Kahnt, Marianne Perrot Foto: GSF Pfarrer Martin Schröder - 12 - ANZEIGE 24.12.2015, Donnerstag, 15.30 Uhr FÜR DEZEMBER 2015 Gottesfeier zum Heiligabend im Nachbarschaftsheim „Mittelhof“, Königstraße 42-43, 14163 Berlin (Zehlendorf) VORANZEIGE FÜR DEN JANUAR 2016 17.01.2016, Sonntag, 6.56 Uhr Das Wort zum Tage im Deutschlandradio Kultur auf UKW 89,6 MHz es spricht Pfr. Martin Schröder 17.01.2016, Sonntag, 15.30 Uhr Gemeindetreffen im Nachbarschaftsheim „Mittelhof“, Königstraße 42-43, 14163 Berlin (Zehlendorf) Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine gesegnete Weihnachtszeit und ein gesundes und friedvolles neues Jahr 2016 ! Pfarrer Martin Schröder Kapelle im Schloss Hartenfels Foto: GSF
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