Das anthropophagische Manifest – Erfurter Fortsetzung

Das anthropophagische Manifest – Erfurter Fortsetzung
Anthropophagie ist Liebe mit anderen Mitteln und ohne Tabu.
Für den Verzehr des reinen Fleisches, ungewürzt von kulturellen Normen. Für den reinen
Geschmack. An alle Gourmets dieser Welt.
Jedem das Seine.
Der Stärkere ist der Indigene. Das importierte Bewusstsein wir verschoben.
Wenn jeder sein wahres Gesicht zeigt, sind wir doch alle gleich und im Herzen wie die Tiere.
Mit der Ankunft des Europäers in Amerika bekam die Anthropophagie ein Gesicht und eine
Kultur.
Der Kannibale ist der Faustus des neuen Kontinents.
Die Rückkehr in die paradiesische Wirklichkeit – ohne Scham, ohne Unterdrückung, ohne
Verhüllung der Wahrheit.
Für die anthropophagische Freiheit.
Wir sind die besseren Europäer.
Der Kannibalismus ist ein Kind der Kolonialgeschichte.
Wir Anthropophagen assimilieren die europäische Gesinnung mit ihrem fleischlichen Bedürfnis
nach der Erfahrung des Leibes Christi.
Instinkt gegen Kultur, Rhetorik gegen Gewalt.
Die Sonne und ewige Jugend und Schönheit. Mit ihnen würden wir in ein Goldenes Zeitalter,
ohne Armut und Krankheit übergehen.
Was uns vereint, das ist das Mensch-Sein.
Gegen das Tabu der alten Welt. Die Grausamkeit wurde dort erfunden.
Für die Umkehrung des zivilisierten Fortschritts hin zur Ursprünglichkeit des Lebens.
Wenn Salome den Täufer an das Kreuz der Erinnerung nagelt, bildet sie den symbiotischen Akt
unserer Willenskraft und Schaffenskraft.
Anthropophagie. Zuflucht der Zivilisation.
Für die Unterwanderung der zivilisierten Welt und die Entstehung des 'intelligenten' Kannibalen.
Der Aufbruch in eine neue Form des Kannibalismus.
Nur bei uns findet man wahre Harmonie und Glückseligkeit.
In jedem steckt ein Kannibale. Man muss nur wollen.
Bei den Thuringi, im Jahre 455 nach der Verspeisung des Bischofs Sardinha
[Von der TeilnehmerInnen des Seminars "Kannibalen" im Wintersemester 2008/09]