Cutimed® PROTECT Medizinischer Hautschutz Fallbeispiel Oft unterschätzt – Wundrandschutz sichert eine effiziente Wundheilung Bernd v. Hallern 1 2 BERND V. HALLERN, ELBE KLINIKUM STADE, WUNDMANAGEMENT Oft unterschätzt – Wundrandschutz sichert eine effiziente Wundheilung Einführung Das Wissen um die Bedeutung eines intakten Wundrandes tritt immer mehr in den Focus der Wundbehandler. Das Zusammenspiel von biologischen und molekularen Abläufen der Zellwanderung, Zellerneuerung und des Aufbaus einer neuen extrazellulären Matrix ist die Grundvoraussetzung für die Heilung insbesondere chronischer Wunden. Somit stellt eine gute Aktivität und Stabilität des Wundrandes die entscheidende Grundlage für eine physiologische Wundheilung dar. Im Rahmen einer Anwenderstudie konnten wir erste Erfahrungen mit dem Hautschutzpräparat Cutimed® PROTECT (BSN medical) sammeln. Schützende Maßnahmen des Wundrandes sind unverzichtbare Bestandteile im Rahmen der Wundsanierung. Bewährt haben sich hier in den letzten Jahren moderne Hautschutzfilme, die bis zu 72 Stunden einen Schutz der behandelten Haut bieten. Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes einer zeitgemäßen Wundbehandlung haben sie eine hohe therapeutische Bedeutsamkeit und sind nahezu unverzichtbar geworden. Folgende Faktoren können zu einer Erhöhung der Komplikationenrate und des Rezidivrisikos ebenso führen wie zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität: 1. Mazeration der Wundränder 2. Allergische Kontaktekzeme u. m. 3. Mykosen 4. Reste von Nekrosen, z. B. bei autolytischem Débridement Am Wundrand und natürlich auch an der Wundumgebung lässt sich nicht nur die Wirksamkeit der bisherigen Lokaltherapie ablesen sondern auch das Verständnis des Behandlers für ein Gesamtkonzept der Wundtherapie. Unter klinischen Aspekten bedeutet ein ungepflegter, instabiler Wundrand: • eine sichere Verzögerung der Wundheilung • ein erhöhtes Infektionsrisiko • eine Einschränkung der Lebensqualität 3 1. Mazeration Die Mazeration stellt eine sehr häufige pathologische Veränderung des Wundrandes dar. Durch Einwirkung von Wundexsudat auf die intakte Epidermis kommt es zu einer Aufweichung und Reizung des Wundrandes. Ursache hierfür sind u. a. zu lange Verbandwechselintervalle unter semiokklusiver Therapie oder konventioneller Therapie. Aber auch ein hoher Exsudatanfall bei ungeeigneten Wundverbänden kann zu Mazerationen führen. Das Auf- bzw. Erweichen des Wundrandes durch längere Einwirkung von Feuchtigkeit kann Mitauslöser für Schmerzen und Infektionen sein. (Abb. 1) Patient 1 Abb. 1 Es ist besser mit Hautschutzcreme zu arbeiten als mit Fettsalbe. 2. Allergisches Kontaktekzem Das Vorkommen von Sensibilisierungen ist mit 80% bei Wundpatienten gegenüber 10-20% bei der Normalbevölkerung deutlich erhöht. Ursache hierfür ist u. a. der lange Heilungsverlauf bei chronischen Wunden und einer ganzen Reihe von spezifischen Faktoren, die eine Sensibilisierung begünstigen. Die bei vielen Wundpatienten vorliegende chronische Stauung führt über einen erhöhten Wasserverlust der Haut zu einem Exsikkationsekzem, welches das Einwirken von potentiellen Allergenen begünstigt und die Entstehung von Sensibilisierungen fördert. Klinisch zeigen sich Papeln, Rötung, Schuppung, Nässen und Juckreiz. Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind: • • • • • • ein toxisches Kontaktekzem eine Mazeration eine lokale Infektion eine Pilzinfektion ein Erysipel chronische Hauterkrankungen (z. B. atopische Dermatitis) Besteht der Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem, sollte die verdächtige Substanz vermieden werden. Generell ist bei Wund-patienten auf die Anwendung allergenarmer, duftstofffreier Präparate zu achten. Die Hinzuziehung eines Hautarztes ist bei unklaren Fällen immer in Erwägung zu ziehen. 3. Mykosen Pilze können nicht durch die intakte Haut eindringen. Sie sind somit auf Störungen der Hautbarriere wie z. B. Rhagaden, Mazerationen oder chronischen Hauterkrankungen mit gestörter Hautbarriere angewiesen. Mykosen sind bei Wundpatienten sehr häufig und werden oft übersehen oder fehldiagnostiziert. Prädisponierende Faktoren für die Entstehung von Pilzerkrankungen sind ein bestehender Diabetes mellitus, weibliches Geschlecht und Adipositas. Klinisch zeigen sich randbetonte Erytheme mit zentraler Abblassung und feinlamellärer Schuppung. Zur Diagnosesicherung sollten bei Mykoseverdacht Hautschuppen zur mikroskopischen Beurteilung entnommen und eine Kultur angelegt werden. Generell sollte auch hier bei begründetem Verdacht auf eine dermatologische Grunderkrankung ein Hautarzt in die weitere Behandlung eingebunden werden. 4. Reste von Nekrosen, z. B. bei autolytischem Débridement Jede Beeinträchtigung des Wundrandes und eine zeitliche Verzögerung der weiterführenden Therapie hat auch hier Konsequenzen für den Wundverschluss, sei es, dass ein operativer Wundverschluss erfolgen soll oder die sekundäre Wundheilung angestrebt wird. Die Erfahrung zeigt, dass gerade bei lang andauerndem autolytischem Débridement mit Hydrogelen der Wundrand und die Wundumgebung besonders in Mitleidenschaft gezogen werden. Mazerationen sind hier keine Seltenheit, da durch das Hydrogel zusätzlich Feuchtigkeit auf die Wunde gebracht wird. Ein optimaler Hautschutz des Wundrandes und der Wundumgebung, ist hier besonders wichtig. Eine flächige Verteilung dieses sich auflösenden Geles unter dem okklusiven Deckverband, in den Bereich der Wundumgebung, kann nie vermieden werden. Daher gehören autolytisches Débridement und Wundrandschutz im Rahmen dieser Wundtherapie zwingend zusammen. 4 Cutimed® PROTECT – ein neues Hautschutzpräparat Im Rahmen eines Anwendertestes konnten wir Erfahrungen mit dem neuen Hautschutzpräparat der Firma BSN medical, Cutimed® PROTECT, an 25 Patienten sammeln. Dieser transparente Hautschutz steht als Spray, Creme oder Applikator (Lolly) zur Verfügung und ist indiziert bei sämtlichen sekundär heilenden und chronischen Wunden, wie: • • • • Ulcus curis venosum & arteriosum, Dekubitus diabetischer Fuß in der post-OP Phase Sekundäre Wundheilung bei Wundheilungsstörungen post-OP aber auch zum vorbeugendem Hautschutz bei Harn- und Stuhlinkontinenz. Patient 2 Abb. 2 Mazeration von Haut und Epithel im Wundrandbereich Patient 2 Abb. 4 Kontinuierlicher Schutz alle 3 Tage sichert optimale Wundverhältnisse. Insbesondere beobachteten wir - kein Brennen auf der Haut oder in der Wunde, wenn versehentlich etwas Flüssigkeit in die Wunde gelangte. - Der Hautschutz hielt je nach Exsudatanfall und Häufigkeit der Verbandwechselintervalle bis zu 96 Stunden. Mazerationen werden bei sachgerechter Anwendung sicher vermieden. - Bei beiden Produkten stellten wir eine bessere Haftung des Sekundärverbandes fest. - Die Trocknungszeit beträgt 30 Sekunden. In dieser Zeit sollte die benetzte Haut nicht manipuliert werden oder bei Anwendung in Hautfalten diese solange auseinander gehalten werden, damit es zu keiner Verklebung kommt. - Allergische Reaktionen sahen wir bei Cutimed® PROTECT nicht. (Abb. 2-7) Patient 2 Abb. 3 Wundrandstatus nach 48 Stunden und Fortführen des Wundrandschutzes 5 Patient 3 Abb. 5 Mäßiges Exsudataufkommen und erhebliche Mazeration Patient 3 Abb. 6 Wundstatus nach 3 Tagen Patient 3 Abb. 7 Kleiner werdende Wunde nach 3 Wochen bei gutem Exsudatmanagement und Wundrandschutz Zusammenfassung Weder in der Wissenschaft noch im klinischen Alltag steht der Wundrand z. Zt. im Fokus der Aufmerksamkeit, obwohl diesem eine zentrale Bedeutung für eine gute Wundheilung zukommt. Wundrandveränderungen aufgrund lokaler Faktoren stellen eine wichtige Ursache für Wundheilungsstörungen dar und haben damit wesentlichen Einfluss auf die Wundheilung. Es sollte daher obligatorischer Bestandteil jeder modernen Wunddokumentation sein, durch geschultes Personal den Wundrand und die Wundumgebung zu beurteilen. Ein effektiver Wundrandschutz besteht aus mehreren Komponenten: Grundvoraussetzung für den Therapieerfolg ist ein suffizientes Exsudatmanagement mit zeit- und phasengerechten Verbandwechselintervallen. Des Weiteren sollte ein effektiver Wundrandschutz, z. B. mit einem Langzeit-Hautschutzfilm durchgeführt werden. Der dritte Baustein ist eine an den jeweiligen Hauttyp oder etwaige Hauterkrankungen angepasste Hautpflege der Wundumgebung. Mit Cutimed® PROTECT Hautschutzfilm steht ein weiteres interessantes Präparat zur Verfügung, das nicht nur bei Harn- und Stuhlinkontinenz eingesetzt werden kann, sondern auch für den Wundrandschutz optimal geeignet ist. 6 Literatur 1. Abraham JA, K.M., Modulation of wound repair by members of the fibroblastic growth factor family, in The molecular and cellular biology of wound repair, C. RAF, Editor. 1996, Plenum Press, New York. p. 195-248. 2. Beikert F, Herberger K, Hat der Wundrandschutz und die Pflege der Haut im Umfeld der Wunde einen Einfluss auf die Wundheilung? MEDIZIN & PRAXIS Spezial Wundreinigung, Wundrand- und Hautpflege, Verlag für MEDIZINISCHE PUBLIKATIONEN, 2010, Stade 4. Hunziker T, Eberlein T, Die strukturierte verbale Dokumentation von Hautwunden – das GREISModell, in Manual der Wundheilung, Chirurgischdermatologischer Leitfaden der modernen Wundbehandlung, A.J. Wild T, Editor. 2007, Spinger. p. 11-14 5. Steinstaesser, L, Personal communication, 2. Nationale Expertendebatte: Moderne Wundversorgung. 2010, Hamburg Autor Bernd von Hallern Elbe Klinikum Stade, - Wundmanagement -, Bremervörderstr. 111, 21682 Stade 70550-00???-00 03/2011 3. Hallern von B, Oft vernachlässigt – der Wundrand- Ausgangspunkt auch für sekundäre Komplikationen der Wundheilung, MEDIZIN & PRAXIS Spezial Wundreinigung, Wundrand- und Hautpflege, Verlag für MEDIZINISCHE PUBLIKATIONEN, 2010, Stade
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