erkennen begabung nutzen fördern

Kantonsschule Frauenfeld
Kanti Bulletin
Frühling 2015
begabung
erkennen
fördern
nutzen
Kanti Bulletin
Frühling 2015
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B EGAB U NG
Mit Begabung und Fleiss zur Höchstform
Begabungen erkennen und fördern
Livia Strauss – Umsteigen. Und weiter geht die Reise
Von der Schönheit der Mathematik
Von der Herausforderung, sich selbst zu organisieren
Eine Reise durch die Welt der Chemie
Labornachmittage: Kanti-Luft schnuppern
Feinfühlige Fachmaturaarbeit über ein heikles Thema
Begabung in künstlerischen Darstellungen entdecken
Dons, talents, compétence, aptitudes
Singen muss man müssen
Sporttalent und Bewegungsfreude unterstützen
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VE R A N S TA LT U N G E N
Ist das Paradies so eine Art Mediothek?
Schreiben heisst: Welten erschaffen
Joseph Joffo – Kindheit auf der Flucht
Freeze – tierisches Frieren und Gefrieren im Showroom
Kanti Frauenfeld – wertvoll für alle
Schülertat im Schülerrat
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40
MENSCHEN
Im Gespräch mit Ivo Breu
Verabschiedungen
E D ITO R IAL
Pascale Chenevard
Prorektorin
b e g a bu n g i s t…
Liebe Leserin, lieber Leser
Was können Sie besonders gut? Kunstvoll zeichnen, komplexe Matheprobleme lösen, schnell kraulen, schön singen, phantasievolle Geschichten schreiben, fliessend Französisch sprechen, Pirouetten drehen,
Brine Shrimps züchten oder Bäume richtig schneiden? Nichts von alledem
und dafür etwas ganz anderes? Wenn Sie aber neugierig sind auf diese
besonderen Talente und Begabungen, dann sind Sie hier goldrichtig.
Wir haben uns in diesem Frühlingsbulletin die Frage gestellt, inwiefern wir
an unserer Schule spezielles Können, Begabungen und Talente fördern.
Und wir haben eine Palette gefunden, die uns zum Staunen bringen kann.
Den Begabungen der Schülerinnen und Schüler werde eine Lehrperson
dann gerecht, wenn es ihr gelinge, diese zu erkennen und im Rahmen des
individualisierenden Unterrichts angemessen zu fördern, schreibt Prorektor Beat Brüllmann. In seinem Artikel über Begabungsförderung an der
Mittelschule sowie in der Einleitung von Rektor Hanspeter Hitz stecken wir
das Feld ab, in dem an einer Mittelschule, im Besonderen an der Kanti
Frauenfeld, begabte Schülerinnen und Schüler Förderung erfahren. Wir
öffnen aber auch einen Raum, in dem sich Talent entfalten und zeigen
kann. Und damit ist der Reigen an spannenden Artikeln eröffnet!
Livia Strauss, das Multitalent blickt auf ihre Kanti-Zeit zurück, eine Gruppe
naturwissenschaftlich-interessierter Schülerinnen und Schüler berichten
von ihrer ersten Herausforderung im Rahmen des Wettbewerbs «Science
on the move». Weiter können Sie als Leserin oder Leser die märchenhafte
Geschichte einer schreibtalentierten Jungautorin mit dem Titel «Der Wortflechter» lesen oder sich von phantasievollen Skizzen und filigranen
Zeichnungen verzaubern lassen.
Singen Sie nur unter der Dusche, weil Sie sich nicht als Gesangstalent
sehen? Dann lesen Sie nach, wie mit etwas Ehrgeiz, vor allem aber Gesangsschulung und Stimmbildung eine Stimme gefördert werden kann.
Erfahren Sie etwas über Talentförderung im Sport und wie bewegungstalentierte Schülerinnen und Schüler bei uns an der Kanti Spitzensport
und Schule unter einen Hut bringen.
Und last, but not least: Auch unter den Lehrpersonen und Mitarbeitenden
gibt es verborgene und unerwartete Begabungen! Ivo Breu, Mitarbeiter
im Hausdienst, zeigt uns sein ganz besonderes Talent, das viel Feingefühl,
Wissen und Erfahrung erfordert.
Bereits zum zweiten Mal dürfen wir im Bulletin über die Aktivitäten von
Pro Kanti Frauenfeld berichten. Wir freuen uns, in diesem «Förderverein»
eine weitere Stimme für unsere Schule bekommen zu haben. Und wir
lassen den Schülerrat auf das letzte Semester zurückblicken.
Ich wünsche Ihnen, liebe Bulletin-Leserin, lieber Bulletin-Leser viel
Freude mit dieser Ausgabe und viel Spass beim Entdecken der vielfältigen
Begabungen unserer Schulangehörigen – ganz im Wissen, dass da noch
viel mehr wäre und dass in jeder und jedem ein Talent lebt.
… d i e sum m e a ll er ga be
M IT B E G AB U N G U N D F L E I S S Z U R H ÖC H STF O R M
Hier die Begabten, Talentierten und Cleveren. Dort die Normalen,
Mittelmässigen und Durchschnittlichen. Die Ersten gehören zur
Elite. Die Anderen, die Überzahl, zum Fussvolk. So weit, so wahr.
Fragt man in die Runde, warum jemand zur bewunderten – und
oft beneideten – Gruppe gehört, fällt ganz schnell das Wort
Begabung, womit dann meist auch insinuiert wird, dass diesen
Menschen halt ein besonderes Talent in die Wiege gelegt worden
sei. Diese Annahme ist nicht falsch, erklärt aber den Unterschied
zwischen den beiden Gruppen nur ansatzweise.
Hanspeter Hitz
Rektor
Kein Wunder, dass Wissenschaftler
schon seit Jahrzehnten versuchen,
die Ursachen oder Voraussetzungen für eine Begabung zu erforschen. Sind es genetische Bedingungen, die aus einem Physiker
einen Albert Einstein machen?
Ist das Hirn von Watson oder Crick
grösser, anders oder besser ausgebildet als jenes eines Durchschnittsmenschen, der nie im Leben
die Doppelhelix entdecken würde?
Wo und in welchen Molekülen liegt
der Grund, dass aus Steve Jobs
der herausragende Unternehmer
wurde, der Apple zu den grossen
Erfolgen führte? Allen Hoffnungen
zum Trotz hat bis heute kein Wissenschaftler eine auch nur annähernd befriedigende, abstrakttheoretische Begründung liefern
können, warum die einen an die
Spitze gelangen – sei es in den
Natur- oder Geisteswissenschaften, in der Musik, in der Kunst oder
in einem Unternehmen.
Dann kann vielleicht die Familienbiografie Aufschluss geben? Da
gelingt es schon eher, einen Zusammenhang herzustellen. Zum einen
ist ein inspirierendes Umfeld mitverantwortlich, dass eine Vorliebe zur
Begabung hinwächst; zum andern
sind es Menschen, die Vorbilder
sind, und denen man nacheifern
möchte. Und zum dritten sind es
schliesslich die realen Umstände,
damit sich eine Begabung entfalten
kann. So betrachtet verlieren Begriffe wie Talent und Begabung
zwar ihre Magie. Einerseits mag
man das bedauern, andererseits
aber kommen sie im doppelten
Wortsinn in Griffnähe. Begabung
ist sozusagen der Ausgangspunkt,
der Rest ist Fleiss, Einsatz und
Identifikation – egal um welches
Talent es sich handelt. Einstein,
Watson, Crick und Jobs sind zweifelsohne talentierte Menschen.
Aber sie wären nicht geworden, für
was sie die Welt bewundert, wenn
sie nicht hart gearbeitet hätten.
In diesem Umfeld und in diesem
Auftrag sehe ich unsere Schule:
Jede und jeder soll bei uns ein Biotop finden, in dem sie oder er sich
bestmöglich entwickeln kann, damit
die eigene Vorliebe oder – wenn
Sie lieber wollen – die eigene
Begabung zur Bestform auflaufen
kann.
Wir stehen allen zur Seite, die mit
dem Mittelmass nicht zufrieden
sind, die von sich selbst mehr erwarten, weil sie neugierig, offen
und vorwärtsdrängend sind. Diese
Schülerinnen und Schüler unterstützen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Wer auf
die Spitze will, muss sich am Berg
bewähren, darf keine Angst vor dem
Aufstieg haben, muss schwindelfrei
sein und wissen, wie und wo der
Pickel einzuschlagen ist. Einiges
kann man lernen, klettern allerdings
muss jede und jeder selber.
en…
3
B EGAB U NG E N E R K E N N E N U N D FÖR DE R N
Begabungs- und Begabtenförderung
Beat Brüllmann
Prorektor
Die Mittelschule ist der Ort, an welchem sowohl Begabungen als
auch Begabte in idealer Art und Weise gefördert werden. Mit und
nach dieser Aussage könnte man bereits einen Schlusspunkt
unter die Thematik setzen. Doch so einfach dürfen wir es uns nicht
machen. Es ist trotz der Tatsache und des Privilegs, dass an der
Mittelschule leistungsstarke Schülerinnen und Schüler gemeinsam unterrichtet werden, ein umfassender und präziser Blick auf
die Begabungs- und Begabtenförderung sinnvoll.
Grundlagen der Begabungsund Begabtenförderung
Der Umgang mit Begabungen und
Begabten ist ein Thema, welches
das gesamte Bildungswesen im Inund Ausland seit geraumer Zeit beschäftigt. Während es an der Volksschule eine Fachstelle dafür gibt,
existiert an unserer Schule seit sieben Jahren ein Leitfaden zur Begabungsförderung. Mit Konzepten und
Handreichungen hat man selbstverständlich noch keine Wirkung
erzielt, doch dienen sie als Basis
zur Annäherung an den Begriff und
zur gemeinsamen Verständigung.
Worin unterscheiden sich denn nun
also die Begriffe Begabungen und
Begabte? «Die allgemeine Begabungsförderung konzentriert sich
auf Stärkenorientierung in Bezug
auf alle Kinder und Jugendlichen sowie den kompetenten Umgang mit
Heterogenität im Klassenverband.
Begabungsförderung bezeichnet
Massnahmen, die im Rahmen der
Binnendifferenzierung des Unterrichts stattfinden und sich an alle
Kinder und Jugendlichen richten.»1
Den Begabungen der Schülerinnen
und Schüler wird eine Lehrperson
dann gerecht, wenn es ihr gelingt,
diese zu erkennen und im Rahmen
des individualisierenden Unterrichts
angemessen zu fördern. Dies be1 Kanton Thurgau.
trifft alle Schulstufen, auch wenn
Departement für
Erziehung und Kultur. die Leistungsheterogenität in den
Mittelschulen tatsächlich geringer
17. 2. 2015. Begasein dürfte als in der Volksschule.
bungs- und Begabtenförderung im Thur- Die Interessenheterogenität wird
tendenziell dafür umso grösser.
gau. Strategische
«Die Begabtenförderung setzt sich
Grundlagen und
Umsetzungsplanung. mit der Schulung und Integration
von Kindern auseinander, die in
S. 2.
einem oder mehreren Bereichen
2 ebd.
über eine besondere Begabung verfügen und die Schule mit speziellen
Anforderungen konfrontiert. Sie
betrifft sämtliche Bereiche und
Beteiligten der Schule und erfordert
eine funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit. Begabtenförderung bezeichnet pädagogische und schulorganisatorische
Massnahmen für einzelne, besonders begabte Jugendliche, welche
die Fördermöglichkeiten im Unterricht übersteigen.»2 Die Herausforderung im Umgang mit Begabten ist
vor allem auf Volksschulstufe eine
beachtliche und sehr ressourcenintensiv.
Bedeutung der Begabungsund Begabtenförderung für die
Mittelschulen
Auch an der Mittelschule findet
Begabungsförderung binnendifferenzierend im Regelunterricht statt.
Im Rahmen von Workshops, Leseprojekten und weiteren selbstorganisierten Projekten haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich ihren Interessen und ihrer
individuellen Leistungsfähigkeit
entsprechend einzubringen. Die
Lehrpersonen helfen ihnen bei der
Selbsteinschätzung, unterstützen
sie bei der Themenwahl und während des Lernprozesses. Zusätzlich
hält die Schule als Ganzes eine
Palette von Möglichkeiten zur Begabungsförderung bereit.
Freikurse
Unsere Schülerinnen und Schüler
können sich für jedes Semester für
Freikurse einschreiben. Das Angebot umfasst Sprachen wie Japanisch, Chinesisch, Spanisch, Italie-
nisch und Latein. Wer sich in einer
bereits unterrichteten Sprache vertiefen will, besucht die Vorbereitungskurse für die Sprachzertifikatsprüfungen. Weitere Vertiefungsmöglichkeiten bestehen in
Philosophie, Geschichte und Politik. Schliesslich bestehen auch
Angebote aus den Bereichen Astronomie, Musik und Sport.
Wettbewerbe
Die Maturaarbeit eröffnet den Schülerinnen und Schülern nicht nur die
Möglichkeit, sich so intensiv wie
gewünscht mit einem selbst gewählten Thema auseinanderzusetzen, sondern eröffnet auch Chancen zur Teilnahme an vielfältigen
Wettbewerben. So kann die betreuende Lehrperson eine Arbeit für die
schuleigene Prämierung vorschlagen. Auch externe Organisationen
bieten für Maturaarbeiten Wettbewerbe an, so beispielsweise die
Stiftung Think Tank Thurgau, die
Thurgauische Naturforschende Gesellschaft, die ETH oder historische
Vereinigungen. Auch ausserhalb
der Maturaarbeiten werden unsere
Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme an Wettbewerben eingeladen. So messen sich Schreibbegabte regelmässig im Wettbewerb «Junge Texte». In den Naturwissenschaften finden die Physikund Chemieolympiaden statt, an
welchen immer wieder Delegationen unserer Schule teilnehmen.
Schliesslich kehren jährlich Schülergruppen erfolgreich von einem
Mathematikwettbewerb zurück,
welcher in Konstanz durchgeführt
wird.
Kanti Bulletin
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… d ie ic h von an
Begabungen erkennen und fördern
Studienwochen der Universitäten
Einzelne Universitäten und Hochschulen bieten schon seit längerer
Zeit Studienwochen für interessierte Mittelschülerinnen und Mittelschüler an. Die Jugendlichen erhalten so die Möglichkeit, sich während einer Woche in einem Fachgebiet zu vertiefen und lernen
gleichzeitig den universitären Betrieb kennen.
Maturité bilingue
Unsere Schülerinnen und Schüler
des Gymnasiums können das dritte
Schuljahr im Schüleraustausch am
Gymnase d’Yverdon verbringen.
Dieses Angebot wurde vor über
zehn Jahren als Begabungsförderungsprojekt ins Leben gerufen.
Seither schlossen rund hundert
Schülerinnen und Schüler mit der
zweisprachigen Matura DeutschFranzösisch ab.
Ausserschulische Talente
Etliche unserer Schülerinnen und
Schüler beanspruchen die von der
Schule bereitgestellten Angebote
nicht. Entweder können wir auf ihr
besonderes Talent gar nicht eingehen oder sie möchten sich ihrer
Begabung ganz bewusst nicht
innerhalb des Schulalltags widmen.
So dürfen wir uns immer wieder
freuen über Schülerinnen und
Schüler, welche im sportlichen,
musischen oder kreativen Bereich
Höchstleistungen erbringen.
Herausforderungen
Mit einer Fülle von Angeboten ist es
nicht getan. Die Schülerinnen und
Schüler müssen angeregt und ermutigt werden, einmal ein kleines
Wagnis einzugehen und sich für
einmal in einem Thema etwas zu
exponieren, um dafür unter Umständen für die aussergewöhnlichen
Leistungen eine ansprechende
Wertschätzung zu erhalten. Diese
Motivationsaufgabe fällt den Lehrpersonen zu, welche der Zurückhaltung und Bescheidenheit dann
etwas nachhelfen müssen.
Starthilfe für helle Köpfe
Die Schweizerische Studienstiftung fördert Studierende, die sich
mit überdurchschnittlichen Leistungen und grossem Engagement
auszeichnen. Es sind junge Menschen, die für die Gesellschaft
Verantwortung übernehmen und
für die Probleme von heute Lösungen finden möchten. Neudeutsch
spricht man von «High Potentials»,
deren Persönlichkeit, Kreativität
und intellektuelle Fähigkeiten auf
zukünftige Leistungen in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik hinweisen. Die Stiftung wurde
1991 gegründet. Sie wird einerseits vom Bund unterstützt und
andererseits zu weiten Teilen
durch private Gönner bzw. Unternehmen getragen.
Das Angebot der Schweizerischen Studienstiftung ist vielseitig: Kernstück sind Veranstaltungen und Seminare (z.B. «Sommerakademien» oder «Intellectual
Tools»), bei denen sich Studienstiftlerinnen und Studienstiftler
interdisziplinär weiterbilden und
austauschen. Diese studienergänzenden Programme geben der
Neugier der jungen Menschen
Nahrung und bieten eine hervorragende Grundlage, neue persönliche Netzwerke aufzubauen. Neben
diesen Bildungsangeboten, leistet
die Stiftung individuelle Beratung,
finanzielle Unterstützung sowie die
Vernetzung mit Ehemaligen und
Dozierenden sowie Arbeitgebern.
Wer von dieser Horizonterweiterung, den stimulierenden Anlässen
und der Möglichkeit der Vernetzung profitieren möchte, der
bewirbt sich schriftlich bei der Stiftung. Die Maturitätsschulen der
Schweiz (auch die Kantonsschule
Frauenfeld) können ebenfalls für
ihre besten Abgängerinnen und
Abgänger Empfehlungen aussprechen. Schlussendlich entscheidet
im Bewerbungsverfahren ein umfangreiches Assessment über die
Auswahl der finalen Kandidaten.
Für mehr Informationen siehe
www.studienstiftung.ch
Jimmy Bauer-Preis
Die Kantonsschule zeichnet jedes
Jahr überdurchschnittliche Schulleistungen aus: Der Jimmy BauerPreis wird an mehrere Schülerinnen und Schüler verliehen. Die
Auszeichnung geht auf das Vermächtnis eines ehemaligen Kantonsschülers zurück, der während
vieler Jahre als Lehrer für Naturwissenschaften an einer englischen Mittelschule wirkte. Jakob
Bauer von Amriswil bestand 1893
die Maturitätsprüfung und richtete
alsdann eine Stiftung ein. In den
testamentarischen Bestimmungen
hat er unter anderem festgehalten:
«Buchwissen soll nicht der entscheidende Faktor bei der Auswahl eines Empfängers der
Spende sein, sondern vielmehr
ein gesunder Geist in einem
gesunden Körper und das eifrige
Interesse am Schulbetrieb.»
Der Jimmy Bauer-Preis wird
einerseits durch den Jimmy BauerFonds, andererseits aber auch seit
einigen Jahren durch die AlumniOrganisation gestiftet. Die Preisübergabe findet jeweils an der
Abschlussfeier statt. Die Absolventinnen und Absolventen mit den
besten schulischen Abschlüssen
ihrer Abteilung erhalten Jimmy
Bauer-Preise. Zudem hat der Konvent die Möglichkeit, Schülerinnen
und Schüler, die sich in besonderer
Weise für die Belange der Schule
verdient gemacht haben, ausnahmsweise mit einem Preis auszuzeichnen.
Texte von Thomas Moll
nd e re n bek om me n ha b e
LIVIA ST R AU S S – U M S T E I G E N . U N D WE ITE R G E H T D I E R E I S E
Vor knapp einem Jahr hat sie die Maturitätsprüfung an unserer
Schule bestanden – mit überdurchschnittlich guten Noten.
In welche Richtung der weitere Lebensweg nun führt, steht noch
nicht fest. Livia Strauss verfügt über viele Talente und Interessen.
Gerade deswegen fällt ihr diese Entscheidung nicht leicht.
Thomas Moll
Lehrer für Wirtschaft
und Recht
Da steht sie vor dem Hauptgebäude
unserer Schule. Eingepackt in einen
dicken Schal. Es ist ein grauer Februartag über Frauenfeld. Von Sonne
keine Spur. Und dann das Strahlen
unter der Wollmütze: Der Blick von
Livia ist neugierig und herzlich.
Berührungsängste hat sie keine.
Dieser Ort ist ihr sehr vertraut. Vor
wenigen Wochen war sie als Gast
am Besuchsmorgen an der Kanti.
«Ja, es war nostalgisch. Ich hatte
einfach grosse Lust, ein paar bekannte Gesichter an der Schule zu
treffen», erzählt sie. Sofort fällt auf:
Livia spricht kein Thurgauer Dialekt.
Die ersten Lebensjahre hat sie im
Zürcher Oberland verbracht. «Ich
bin in der Primarschule hierher gekommen. Dieser Wechsel war für
mich nicht einfach. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich an diesem
neuen Ort wohl gefühlt habe.»
In den letzten elf Jahren hat sie
hier Wurzeln geschlagen. Besonders die Jahre an der Kantonsschule waren prägend für Livia:
«Ich habe diese Zeit genossen:
Denn ich konnte meinen Interessen
folgen und mich so stets weiterentwickeln.» Eine wichtige Etappe war
dabei auch das Austauschjahr am
Gymnase d’Yverdon. «Die sprachlichen Hürden habe ich schnell
genommen. Dies war ein tolles Erlebnis!» Noch immer hält sie Kontakt zu ihrer Gastfamilie und
schwärmt von den Ausflügen nach
Lausanne. «Die Erfahrung dieses
Jahres hat mir die Augen geöffnet,
mir eine neue Perspektive auf mich
und mein Leben ermöglicht. Und
ich realisierte, wie vielseitig die
Schweiz tatsächlich ist – besonders
kulturell und sprachlich.»
Welchen Zug nimmt sie?
Und wohin?
Mittlerweile schlendern wir durch
das Oberwiesenquartier von
Frauenfeld. Sechs Monate lang
hat Livia hier in einem Kindergarten
als Assistentin gearbeitet. «Ich
wollte für mich herausfinden, ob
ich später in diesem Umfeld arbeiten möchte – vielleicht als Lehrerin
oder in einer andern Rolle.» Obwohl
sehr bereichernd, hat sie das Praktikum eher von der Idee abgebracht.
«Permanent im Zentrum zu stehen
und so viel zu kommunizieren, das
liegt mir nicht.» Die Suche geht also
weiter. Es ist die Suche nach der
Richtung im Leben von Livia. Es ist,
als stünde sie in einem grossen
Bahnhof unter der Anzeigetafel:
Anschlüsse gibt es viele, Reiseziele
auch. Welchen Zug nehmen? Und
wohin?
Bolivien:
das nächste Abenteuer
Eine Zeit lang war es die Theologie,
die Livia stark anzog. Aus diesem
Grund hatte sie vor vier Jahren bei
der reformierten Kirchgemeinde in
Frauenfeld ein Schnupperpraktikum
absolviert. Als Pfarrerin Menschen
in ihrem Innersten berühren zu können, das sei eine Aufgabe, die sie
fasziniere und nicht mehr loslasse.
Doch hat sie dieses Vorhaben –
zwischenzeitlich – wieder verworfen. Umweltingenieur oder Psycho-
… d i e m ö g l i c hk ei t, et w a
6
Livia Strauss – Umsteigen. Und weiter geht die Reise
logie wurden Optionen, auch diese
schienen jedoch nicht befriedigend.
Die Begabungen und Interessen
von Livia sind sehr breit und vielseitig. Vielleicht ist gerade darum die
Wahl der weiteren Ausbildungsrichtung nicht einfach. Man spürt, dass
sie sich unter Druck fühlt. Fest steht
einzig, dass sie im April für drei
Monate nach Südamerika verreisen
wird. «Ich habe die Zusage erhalten,
dass ich für ein Hilfswerk in Bolivien
arbeiten darf. Auf dieses Abenteuer
freue ich mich sehr. Ich bin gespannt, welche Begegnungen und
Erfahrungen ich dort gewinnen
kann», erzählt Livia und erwähnt in
diesem Zusammenhang auch,
warum sie im Moment regelmässig
im Lesesaal der Kantonsbibliothek
sitzt: Sie bringt sich selbständig
Spanisch bei.
Vielseitig begabt, verantwortungsbewusst und in sich
ruhend
Der Spaziergang führt uns nun wieder zurück zur Altstadt von Frauenfeld. Vor der Bahnunterführung hält
Livia kurz an und blickt zum Gebäude der Musikschule hinüber:
«Hier habe ich viel Zeit verbracht.
Seit über zehn Jahren macht die
Musik einen wichtigen Teil meines
Lebens aus. Klarinette und Klavier
wurden meine Leidenschaften,
durch sie kann ich ausdrücken, was
mir mit Worten schwerfällt.» Diese
musische Seite konnte Livia auch
an der Kanti Frauenfeld ausreichend ausleben, obschon sie bedauert, dass es noch keine entsprechende Schwerpunktrichtung im
Schulangebot gibt. «Ich habe in
unterschiedlichen Ensembles gespielt, zeitweise auch im Schulorchester. Selbst in Yverdon konnte
ich dieser Beschäftigung nachgehen.» Livia hat viele Talente. Hört
man sich im Lehrerzimmer um, so ist
der Tenor einhellig: «Sie war eine
vorbildliche Schülerin», erinnert sich
ihre ehemalige Klassenlehrerin
Mélanie Deiss, «ehrgeizig, zielstrebig, willensstark, verantwortungsbewusst, aber auch in sich ruhend,
loyal und hilfsbereit.» Livia selber
würde solche Worte nie benützen.
«Meine Neugier und meine breiten
Interessen treiben mich an», sagt
sie auf dem Schlussteil des Spaziergangs auf der Treppe hoch zum
Staatsarchiv. Im Moment tendiert
sie wieder zu Theologie und nimmt
wahrscheinlich im Herbst ein Studium an der Universität Bern in Angriff. Das wird also wahrscheinlich
der nächste Halt sein im Leben von
Livia. Bei soviel Neugierde vielleicht
auch nur eine Zwischenstation.
a s gro sse s zu sc haf fen
VO N D E R S C H Ö N H E IT D E R MATH E MATI K
Freikurs «Kleines Mathematikum»
Das «Kleine Mathematikum» ist ein Buch des Mathematikers
Albrecht Beutelspacher. Er beantwortet darin die 101 wichtigsten –
oder zumindest originellsten und meistgestellten – Fragen zur
Mathematik. Im Freikurs mit dem gleichnamigen Titel wurden
einige dieser Fragen aufgegriffen, beantwortet und vertieft
behandelt.
Andy Risch
Lehrer für Mathematik
Erfreulicherweise haben elf Schülerinnen und Schüler den Freikurs
besucht. Mathematische Freikurse
kommen mangels Interesse nur selten zustande. Eine kleine Umfrage
zu Beginn des Kurses zeigte, dass
sich die meisten Teilnehmer von der
Ausschreibung angesprochen gefühlt haben. Andere interessierten
sich allgemein für Mathematik und
wollten gerne mehr darüber lernen.
Meine Motivation lag darin, mathematische Inhalte zu vermitteln, für
welche sonst kaum Zeit übrig
bleibt. Zudem ist es mir ein Anliegen, die Schönheit der Mathematik
aufzuzeigen. Spezielle Voraussetzungen an die Teilnehmenden gab
es keine. Erfreulicherweise meldeten sich auch drei Schüler der IMS
sowie eine Schülerin und drei Schüler der FMS an.
Fragestellungen und Unterricht
Der Mix der Fragen war ziemlich
breit: Seit wann gibt es MathemaTag der Mathematik
in Konstanz vom
3. März 2015
Wie jedes Jahr fand in
Konstanz der Tag der
Mathematik statt. Auch
am diesjährigen Event
nahm unsere Schule
teil. Für die Kantonsschule Frauenfeld war
eine Gruppe, bestehend
aus Jan Ade (3ma),
David Kamm (3me)
und Rino Sogno (4mc),
in diesem Wettkampf
am Start.
tik? Was ist ein Axiom? Welches ist
die älteste Zahl? Wie viele Primzahlen gibt es? Warum darf man nicht
durch null dividieren? Wie gross ist
ein DIN-A4-Papier? Kann man jede
Gleichung lösen? Ist Mathematik
widerspruchsfrei? Gibt es noch
ungelöste Probleme?
Mal wurde eine Frage gemeinsam
erörtert, mal wurde sie vom Lehrer
beantwortet. Das eine oder andere
Thema wurde vertieft behandelt.
Beispielsweise haben wir uns ausgiebig mit der Entdeckung der irrationalen Zahlen beschäftigt. Eine
Zahl ist irrational, wenn sie sich
nicht als Bruch zweier ganzer Zahlen darstellen lässt. Die Wurzel aus
Zwei ist ein Beispiel für eine irrationale Zahl. Nebst dem Beweis dafür
haben wir uns längere Zeit mit dem
regelmässigen Fünfeck beschäftigt.
In diesem wurden die irrationalen
Zahlen vermutlich erstmals entdeckt: Das Verhältnis von Diagonale
zu Seite ist irrational. Wir haben uns
verschiedene Beweise angesehen,
was den Teilnehmern viel Ausdauer
abverlangte.
Wie kann man beweisen, dass
etwas nicht existiert?
Für viele ist es überraschend und
beeindruckend zugleich, dass dies
überhaupt möglich ist. Oft benutzt
man Widerspruchsbeweise, um die
Nichtexistenz hypothetischer Objekte zu zeigen. Wir nehmen an,
dass die Aussage richtig wäre.
Durch eine Kette von logischen
Schlüssen gelangen wir zu einem
Widerspruch. Dieser kann nur daher kommen, dass die Annahme
selbst falsch ist.
Unlösbare Probleme
Etwas länger haben wir uns mit den
unlösbaren Problemen der Antike
beschäftigt. Dazu gehört beispielsweise die Quadratur des Kreises:
Kann man zu einem gegebenen
Kreis ein flächengleiches Quadrat
mit Zirkel und Lineal konstruieren?
Die erlaubten Hilfsmittel sind dabei
wesentlich! Rechnerisch ist es nämlich kein Problem – wir müssen
bloss die Wurzel aus dem Flächeninhalt des Kreises ziehen, und
schon haben wir die gewünschte
Seitenlänge. Dass die Quadratur
des Kreises nicht möglich ist, weiss
man erst seit 1882 (Lindemann).
Angeblich kommt es immer wieder
vor, dass jemand das Problem
«lösen» kann. Das ist aber unmöglich! Nie wird jemand dieses Problem lösen können. Auch das lehrt
uns die Mathematik!
Kanti Bulletin
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… was m
VO N D E R H E R AU S F O R D E R U N G , S IC H S E LB ST Z U O R G AN I S I E R E N
Science on the move 2015
SimplyScience ist eine Internetplattform, die Kindern und Jugendlichen die faszinierende Welt der
Naturwissenschaft und der Technik näher bringen will. Während im «Kids»-Bereich das Maskottchen
Simply zusammen mit der schlauen Biene spannende Rätsel und Spiele vorschlägt, finden Jugendliche interessante Infos zu naturwissenschaftlichen Themen oder Berufen. In einem landesweiten
Wettbewerb sind Teams aus Mittelschulen aufgefordert, sich für anspruchsvolle Aufgaben selber zu
organisieren und diese dann zu lösen. Wir sind sehr stolz, dass via Freikursausschreibung ein bunt
gemischtes Schüler-Team aus der Kanti Frauenfeld bei den 28 teilnehmenden Gruppen mit dabei ist
und die Herausforderung angenommen hat.
Eine battle on stage entscheidet
Beim landesweiten Klassenwettbewerb Science on the move liegt
die Latte hoch, denn nur zehn der
antretenden Teams kommen in die
Endrunde, das heisst zur Präsentation auf die Bühne vor das grosse
Publikum. Die grösste Herausforde«Science on the move»
Schülerinnen und
Schüler (alphabetisch):
Oliver Bruni, Milena
Bürkler, Dino Del-Prete
Rebecca Duewell,
Philipp Engeler, Liliane
Grunder, Nadia Jensen
Bianca Kohli, Jovin Labhart, Lucien Lang, Vera
Marti, Matthias Naegeli
Violetta Oetliker, Karin
Schenk, Marina Sigg,
Viven Volkart, Patricia
Werle, Tatjana Zehnder
Lehrpersonen:
Andreas Rüegg
Vesna Klingel
Jörg Engweiler
rung für die teilnehmenden Gruppen ist aber, sich wirklich selbst zu
organisieren für ihre Forschungsaufgaben. Die SimplyScience Stiftung legt als Veranstalter zwar ein
Thema vor und rüstet die Teams
mit etwas Material aus. Dann aber
legen die Jugendlichen los: Die weit
gesteckte Aufgabe eingrenzen, sich
nach Vorversuchen eine spannende
Untersuchung ausdenken und dafür
alle Experimente selber planen.
Dann die Resultate aufzeichnen und
auswerten, und schliesslich nicht
einfach einen Bericht schreiben,
sondern auch gleich noch rapportieren, wer woran gearbeitet hat.
Das Team macht Freizeit zu Laborzeit, und die ist noch schweizerdeutsch, doch der Bericht ist in aussagekräftigem Englisch verlangt.
Solche Aufgaben beinhalten eigentlich schon das volle Programm
naturwissenschaftlicher Forschungsarbeit! Learning by doing:
Unsere Schülerinnen und Schüler
wachsen sichtlich an ihrer komplexen Aufgabe – und auch wir lernen
dazu in unserer ungewohnten Rolle
der stillen Begleiter ihres Gruppenabenteuers.
m e n s che n u n t er s c h e id et
Ende März reichte das Team der
Kanti Frauenfeld ihre erste Task
ein. Teammitglied Oliver Bruni
und Team Co-Leaderin Liliane
Grunder erzählen, wie das
Team die erste Aufgabe erlebt
hat.
Welche Aufgabe wurde euch als
erstes gestellt?
Eine wissenschaftliche Arbeit zur
Aufzucht von Brine Shrimps war
verlangt, und zwar mussten wir
selbst die Experimente entwerfen,
durchführen, auswerten und
kommentieren. Das war ziemlich
komplex!
Worin lag die Herausforderung,
aber auch Faszination?
Die Zusammenarbeit in einer grossen Gruppe zu organisieren war
rückblickend wohl am schwierigsten. Aber die vielen Meinungen und
Ideen zu erleben, die an den Treffen
der Gruppe zusammenkamen, das
war toll. Wir werden unsere Kreativität und die Ideen weiterhin für
unsere Experimente nutzen.
Habt ihr die Aufgabe aus eurer
Sicht gut gelöst?
Diese erste Aufgabe war wohl eher
da, uns als Gruppe zu testen, wie
wir die Aufgabe angehen. Bei der
Durchführung zeigte sich, dass die
Tierlein zwar bereitwillig schlüpften,
dann haben wir sie aber zu stark
belastet und sie gingen wieder ein.
So waren viele Experimente von zu
kurzer Dauer, um gültige Aussagen
davon ableiten zu können. Bei den
nächsten Schritten werden wir
ebenfalls eine neue Gruppenzusammensetzung ausprobieren.
Welche Aufgabe würde euch
besonders reizen?
Gerne würden wir uns selbst etwas
ausdenken, vielleicht wieder etwas
mit Tieren. Im beginnenden Frühling
könnte man ja zum Beispiel von
Froschlaich ausgehen.
Task 1 – «True Survivors»
SimplyScience.ch
What is it all about?
In the first part of the competition
you will investigate one interesting
aspect of the differentiation or the
behaviour of a little weird animal
called brine shrimp (Artemia ssp).
SimplyScience is starting the third
round of its special nation-wide
science competition for high
school classes at Secondary Level
(one or two years prior to the
Swiss Matura). The project, intended to inspire interest in life sciences for a broad spectrum of
pupils, is noteworthy for its top
prize for the winning class, with
their teacher, to spend a science
week in London, Cambridge and
Oxford. The concept and content
for this competition have been
developed by a special project
team as part of the SimplyScience
foundation. SimplyScience.ch is
an internet platform (www.simplyscience.ch). It offers a lot of interesting information on natural
sciences and motivates young
people for science and technology. The objective of this competition is to identify the class with
the greatest dedication and
greatest commitment in the subjects of Biology/ Science through
a two phase competition.
The goal of this experiment
Show us that you can conduct a
scientific investigation independently. We would like to see if you
are able to figure out an experiment by yourself, do it and finally
analyze your results before going
ahead with the conclusions. It is
crucial to first read some information about the creatures you will
investigate and – in addition –
about the procedure of such an
assessment.
As you will see, your teacher is
welcome to support you as an
adviser only during the process of
defining the design of your experiment. She or he is not supposed
to support you during your
investigations.
… ein e ve ra n l a g u n g i n
10
E I N E R E I S E D U R C H D I E W E LT D E R C H E M I E
Kanti-Schüler an der Chemieolympiade 2015
Jährlich finden in vielen Ländern nationale Chemieolympiaden statt, um die besten vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Teilnahme an der internationalen Chemieolympiade zu bestimmen
sowie den nationalen Sieger zu küren. Wir durften dieses Jahr für die Kanti Frauenfeld an der
Schweizer Chemieolympiade teilnehmen.
Rino Sogno, 4mc
Sandro Müller, 4me
Gratulation!
Sandro Müller schliesst
die Chemieolympiade
im 4. Schlussrang ab.
(Eingang der Meldung
kurz vor Redaktionsschluss)
Nachdem wir uns zur Teilnahme an
der Chemieolympiade 2015 entschlossen hatten, begann unsere
Reise durch die Welt der Chemie
an der ETH in Zürich. In sehr spannenden Vorbereitungskursen wurde
uns von engagierten Chemiestudenten viel neues Wissen vermittelt
und bereits gelerntes aufgefrischt.
In einem Laborteil konnten wir zur
Abwechslung in Experimenten das
Erlernte praktisch anwenden.
In einem ersten Wettkampfschritt
hatten wir eine open-book-Prüfung
zu lösen, bei der sich die 50 besten
Teilnehmer, darunter auch wir, für
die zweite Runde qualifizierten.
Somit durften wir für zwei Tage die
Universität unserer Landeshauptstadt besuchen und dort die Zentralprüfung absolvieren.
Im Rahmen dieses Anlasses
erhielten wir einen spannenden
Einblick in die Forschungsarbeit in
den Laboratorien der Uni Bern und
kamen in den Genuss einer Vorlesung. Dadurch erhielten wir für die
Studienwahl hilfreiche Inputs. Auch
der gesellschaftliche Aspekt durfte
nicht fehlen. Wir verbrachten gemeinsam mit den anderen Kandidaten einen gemütlichen und unterhaltsamen Abend in der Jugendherberge in Bern. Nach interessanten
zwei Tagen reisten wir zufrieden
und erfolgreich nach Hause.
Für Sandro geht das Abenteuer
der Chemieolympiade weiter. Es
fanden bereits zwei weitere Vorbereitungswochenenden an der EPF
Lausanne und an der ETHZ statt.
Er wird diesen Frühling eine Woche
an der ETH verbringen und dort die
Finalrunde bestreiten. Wir drücken
ihm die Daumen.
Gründe zur Teilnahme an der
Chemieolympiade
Sandro Müller: Ich wollte mein
bisheriges Wissen in der Chemie
anwenden und herausfinden, wie
ich im Vergleich zu anderen stehe.
Ausserdem konnte ich so mein
theoretisches Wissen und meine
praktischen Fähigkeiten erweitern.
Rino Sogno: Mich nahm es wunder,
wie weit ich mit meinem Chemiewissen aus dem Grundlagenfach
und mit ein wenig Vorbereitung an
einem solchen Wettkampf kommen
kann. Zudem interessiere ich mich
allgemein für Chemie.
best im m t en …
L AB O R NAC H M IT TAG E : K AN TI - LU F T S C H N U P P E R N
Immer im November schnuppern interessierte Sek-Schülerinnen
und -Schüler bei uns im Biologie-, Chemie- oder Physiklabor
Kanti-Luft. Sie finden beispielsweise im Biolabor heraus, warum
Blätter grün und nicht blau sind. Oder sie testen im Chemielabor,
wie Farben, Schaum oder Rauch entstehen. Und sie setzen Spannungs- und Strommessgeräte praktisch ein. In kleinen Gruppen
machen sie mit erfahrenen Lehrpersonen spannende Experimente.
Interview mit
Philipp Roggwiler
Lehrer für Physik
Was möchtest du bei den Teilnehmenden auslösen?
In erster Linie beabsichtige ich bei
den Teilnehmenden, das Interesse
für die Naturwissenschaften und
Technik zu wecken und ihnen den
Unterricht an der Kanti schmackhaft
zu machen. Wenn dieses Praktikum
als nachhaltige Kompetenzförderung angesehen wird, dann in Bereichen des «entdeckenden Lernens». Die Jugendlichen lernen zu
untersuchen, nach welchen Gesetzmässigkeiten des Elektromagnetismus ein Lautsprecher technisch
gebaut werden kann.
Warum finden diese Labornachmittage in so kleinen Gruppen statt?
Praktika fördern eigentlich immer
das eigenständige Bearbeiten und
Umsetzen von Arbeitsanleitungen
und Arbeitsaufträgen. Weil dies
im Praktikum ausschliesslich in
Kleingruppen geschieht, erhöhen
Praktika die Team- und Kommunikationsfähigkeit.
Muss man Physikkenntnisse
haben, wenn man sich bei dir
anmeldet?
Etwa die Hälfte der Jugendlichen
sind am physikalischen Inhalt sehr
interessiert und würden am liebsten
gleich nochmals kommen oder
weitermachen. Sie wollen weiter
entdecken und stellen Fragen – sie
vergessen die Zeit. Die andere
Hälfte ist am Inhalt recht interessiert, besucht aber aus diversen
anderen Gründen das Praktikum.
Fast alle sind sie sehr beflissen
und setzen mit Eifer um, wozu sie
ermuntert werden.
Neu im November 2015: Schnupper-Workshops für interessierte
Sekundarschülerinnen und -schüler!
Im kommenden November bieten
wir fürs Gymnasium, die Fach-,
Handels- und Informatikmittelschule Workshops in folgenden
Gebieten an: Pädagogik, Geografie, Wirtschaft und Recht, Biologie, Chemie, Sprachen, Informatik.
Auf praktische Art und Weise
können interessierte Jugendliche
Experimente und Erfahrungen in
spannenden Themengebieten
machen, denen sie allenfalls später
bei uns an der Kanti wieder begegnen werden. Also: reinschauen,
ausprobieren, Kanti-Luft schnuppern!
Anmeldungen ab Ende August:
[email protected] – Infos unter:
www.kanti-frauenfeld.ch
Kanti Bulletin
12
… wis s e ns -
F E I N F Ü H L I G E FAC H M AT U R A A R B E IT Ü B E R E I N H E I K LE S TH E M A
Michelle Schönholzer war Fachmittelschülerin und schloss im
Sommer 2014 mit der Fachmatura Gesundheit ihre Ausbildung an
der FMS ab. Für das Fachmaturapraktikum war sie im Kantonsspital Münsterlingen im Bereich Pflege angestellt. Zusammen mit
Denise Sulser durfte ich sie in der Erstellung ihrer FachmaturaArbeit betreuen. Michelle ist uns von Beginn weg aufgefallen
durch ihre Leistungsbereitschaft gepaart mit dem Willen, eigene
Ideen umzusetzen. Im Anschluss an die Fachmatura hat Michelle
einen Sprachaufenthalt in London gemacht und möchte nachher
an der ZHAW Physiotherapie studieren.
Jörg Engweiler
Lehrer für Chemie
Schon zwei kurze Wochen nach
dem Einstieg in den strengen pflegerischen Alltag auf einer «allgemeinen» Abteilung im Spital fordern wir
die Fachmaturanden zur Wahl ihres
Themas auf. Dabei soll die Fragestellung schon möglichst griffig
sein, und Hypothesen sollen die
anvisierte Tiefe der Arbeit abstecken. Frau Schönholzer hat sich
kurzerhand vorgenommen, die
eigene, intensivierte Pflege auf ihre
Wirksamkeit hin zu testen: Ihre
Arbeit sollte ihre Überzeugung,
dass vermehrte pflegerische Aufmerksamkeit die Gabe von Abführmitteln teilweise ersetzen kann,
wissenschaftlich untermauern!
Uns hat beeindruckt, mit welcher
Selbständigkeit und mit wie viel
Engagement sie gründlich ihrer
wissenschaftlichen Fragestellung
nachging. Der Umfang der erhobenen Daten allein ist beispielhaft:
Gut 30 Patienten à 20 bis 40 Beobachtungen bildeten die Datengrundlage! Vor allem aber war überzeugend, dass sie ihr Werkzeug
quasi selbst erstellt, getestet und
verfeinert hat: So definierte sie
mangels Referenzen kurzerhand
selbst eine Skala für die Stuhlhärte,
und sie kombinierte verschiedene
Beobachtungen über die Befolgung
ihrer Instruktionen geschickt in ein
einziges Merkmal. Die Daten werden ausserdem in sehr aussagekräftigen Grafiken dargestellt.
Die Arbeit zeigt zwar nicht, dass
die Anleitung zur Förderung der
Darmtätigkeit die Gabe von Abführmitteln ersetzen konnte, was sie
selbst als «geringe Aussagekraft»
sieht. Hingegen zeigt die Arbeit
exemplarisch auf, was den Pflege-
alltag bestimmt: Hingabe, Anleitung
der Patienten zur Selbstwirksamkeit
und viel Erfahrung, die nur auf dem
Boden grundsätzlich positiver Einstellung der Pflegenden wächst.
Wir Betreuungspersonen sind
überzeugt, dass die von Michelle
Schönholzer einbezogenen Patientinnen und Patienten diesen Positivismus gespürt haben.
Abstract der Fachmaturaarbeit
von Michelle Schönholzer über
«Obstipation»
Ich arbeitete im Rahmen der Fachmatura Gesundheit im Kantonsspital Münsterlingen auf der Station
Gynäkologie / Urologie und erlernte
verschiedene pflegerische Tätigkeiten.
Meine Vertiefungsarbeit schrieb
ich über Obstipation (Verstopfung).
Ich stellte fest, dass sie auf meiner
Station alltäglich war, aber auch ein
gesellschaftliches Tabuthema ist,
und es deshalb mehr Aufmerksamkeit verdient, wie sich Obstipation
verhindern lässt. Ich beschäftigte
mich mit der Frage: «Kann die erhöhte pflegerische Aufmerksamkeit
einer Obstipation vorbeugen?»
Mein Ziel war es, durch Anleitung
der Patienten zu selbst-prophylaktischen Handlungen der Obstipation
vorzubeugen.
Ich beobachtete 34 Patienten
während ihres Spitalaufenthaltes.
Davon nahmen 18 Patienten Laxantien (Abführmittel) ein und 16 bekamen keine solche Therapie. Nach
der Datenaufnahme erstellte ich
Darstellungen und konnte so interessante Beobachtungen herauslesen, welche mich beeindruckten:
Was hat Ihnen das Fachmaturajahr gebracht?
Diese neue Herausforderung war
abwechslungsreich, lehrreich und
thematisch sehr interessant.
Durch das praktische Arbeiten in
der Institution gewann ich an
Lebenserfahrungen, erreichte
Menschen, konnte zu ihrer Genesung beitragen, erlernte verschiedenste pflegerische Tätigkeiten
und konnte mein Wissen gezielt
ausbauen.
Warum gerade dieses Thema?
Während meiner Arbeit im Kantonsspital Münsterlingen fiel mir
auf, dass das Erfragen nach dem
letzten Stuhlgang eine hohe Wichtigkeit hat. Ich wollte dieser Frage
auf den Grund gehen und bin dabei mehrmals auf das Wort Obstipation gestossen. Mich reizte es,
mehr über dieses Krankheitsbild,
dessen Vorbeugung und die Therapie zu erfahren. Ich fand es
besonders herausfordernd, über
ein gesellschaftliches Tabuthema
zu schreiben und nachzuforschen.
und kö nnen sb e rei c he n
Fachmaturaarbeit
Michelle Schönholzer
Die Fachmaturaarbeit ist eine
grössere, eigenständige schriftliche Arbeit, die während des Fachmaturapraktikums erstellt werden
muss. Die Arbeit soll zeigen, dass
die Fachmaturandinnen und -maturanden fähig sind, sich mit einem
Betrieb und den Anforderungen
der Arbeitswelt auseinanderzusetzen. Sie müssen ihre Erfahrungen
formulieren können und sich intensiv mit einer konkreten Fragestellung ihres Praktikumsalltags auseinandersetzen. Um zu Erkenntnissen zu kommen, müssen geeignete Methoden gewählt werden
und es hat eine differenzierte Auseinandersetzung mit Fachliteratur
zu erfolgen, damit über das Vorgehen und die Ergebnisse eigenständige Aussagen gemacht werden können. Die Fachmaturaarbeit
wird zudem mündlich präsentiert
und muss insgesamt mit mindestens der Note 4 bewertet werden,
damit die Fachmatura erteilt wird.
Die Anforderungen orientieren
sich an den abnehmenden Fachhochschulen.
Patienten im Alter zwischen 60 und
75 Jahren brauchen tendenziell
keine Laxantien, im Vergleich zu den
Patienten im Alter ab 76 +, welche
oft Laxantien benötigen. Zusätzlich
habe ich im Rahmen meiner Studie
festgestellt, dass die Patienten mit
einem Bodymassindex von 30 +
keinem erhöhten Obstipationsrisiko
ausgesetzt sind. Bettlägerigen
Patientinnen und Patienten mit verordneter Bettruhe werden zu 100 %
Laxantien verschrieben. Die Laxantiengabe hängt von der Diagnose
ab. Dabei sind die Art des Eingriffs,
das Alter und die Bewegung wichtig. Ebenfalls interessant ist, dass
der Abstand zwischen den Defäkationen während des Spitalaufenthaltes grösser ist als der Abstand
zu Hause. Sowohl bei den Patienten mit Laxantien als auch bei
denen ohne Laxantien variiert die
Stuhlhärte von Obstipation bis zu
Diarrhoe (Durchfall). Trinken Patienten hingegen täglich mindestens
1,6 Liter Flüssigkeit, bewegen sie
sich eine Stunde am Tag und essen
ausgewogen, so ist das Obstipationsrisiko minim.
In der Zeit meiner Fachmatura
Gesundheit lernte ich, wie wichtig
Bewegung im Alltag ist. Ich erlebte
die Auswirkungen von zu wenig
Flüssigkeitszufuhr bei den Patienten hautnah mit. Ausserdem ist auf
eine ausgewogene Ernährung zu
achten, da der Körper die lebensnotwendigen Nährstoffe für die
Genesung dringend braucht.
Ich durfte eingehende pflegerische Erfahrungen im Bereich des
Stuhlgangs machen, sei es in der
Beurteilung, der Regelmässigkeit,
den Gewohnheiten oder der Rituale
der Patienten. Jede Altersklasse
kann von Obstipation betroffen
sein, deshalb würde ich mich jederzeit wieder mit diesem interessanten und häufig vorkommenden
Krankheitsbild intensiv auseinander
setzen.
… a u s dau e r u n d l ei d en
14
B E G A B U N G I N K Ü N S T L E R I S C H E N DA R ST E LLU N G E N E NT D E C K E N
Im Zuge der Einführung von selbstorganisierten Lernsequenzen
an unserer Schule hat die Fachschaft Bildnerisches Gestalten das
Skizzenbuch eingeführt. Für alle Schülerinnen und Schüler im
Grundlagen- und Ergänzungsfach ist damit der Auftrag verbunden,
ausserhalb der Unterrichtszeit jede Woche einen Eintrag zu gestalten für die ungefähre Dauer von einer halben Stunde. Es darf
gezeichnet, gemalt und collagiert werden mit unterschiedlichen
Techniken. Die Regelmässigkeit der Einträge soll die Gelegenheit
bieten, eigene Vorstellungen, Inhalte und Interessen bildnerisch
umzusetzen.
Ann-Lis Häsler
Lehrerin für Bildnerisches Gestalten
Bei den ausgewählten
Bildserien der vier
Schülerinnen und Schüler zeigen sich ganz
unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen und damit besondere Begabungen,
Bilder zu erfinden und
zu gestalten.
Patricia Kudrnac sucht nach dem
visuellen Ausdruck von Empfindungen und Gedanken. Die Flüchtigkeit
einer Empfindung findet ihren Niederschlag im skizzenhaften Charakter der Einträge.
s c ha f t
Raphael Sommer gestaltet im
Gegensatz dazu jedes Motiv mit
grösster Intensität, so dass jedes
Bild einen definitiven Charakter
erhält. Die eigentliche Motivwahl
wirkt dagegen eher zweitrangig.
j ed er m e n s c h h at ü berd
Annika Krähemanns Interesse
zeigt sich vor allem
durch ihre dezidierte
Motivwahl. Die figürliche Darstellung und
deren ornamentale
Auflösung werden
immer wieder neu
erprobt.
Léon Peter legt den
Schwerpunkt seiner
Bildfindungen auf
zeitgenössische Themen und er verleiht
seinen Bildern einen
plakativen, anklagenden Charakter. Das
Erzählerische seiner
Bildmotive steht im
Zentrum.
urc hs ch ni tt li ch e…
17
D O N S , TA L E N T S , C O M PÉ T E N C E , A PTITU D E S
En français, il y a plusieurs mots pour exprimer le mot «Begabung». Parfois on parle de dons et de talents, qui semblent plutôt
innés et donnés une fois pour toutes, parfois choisit plutôt les
termes «compétences» ou «aptitudes», qui suggèrent qu’on peut
les acquérir et les développer au cours de la vie. Les élèves de 3mc
ont discuté le thème et réfléchi sur leurs talents et leurs compétences dans les domaines les plus divers. Voici quelques extraits.
Geert Dedapper
Lehrer für Französisch
Nico Laubi: La discipline
Cette image caractérise plusieurs
de mes talents. De toute évidence
on y voit un centre de culturisme.
L’entrainement abrutissant avec des
haltères, développer des muscles
est-ce que ça c’est vraiment un
talent ? S’entraîner est justement
beaucoup plus que cela : ce sport
exige aussi l’endurance et la patience mais surtout la discipline. Et
je pense que cela, c’est mon plus
grand don. Je l’ai remarqué pour la
première fois quand j’étais à l’école
primaire. On devait apprendre pour
un test de vocabulaire. Avant on ne
devait pas apprendre pour l’école
mais maintenant on nous faisait
d’apprendre dix mots en français.
A cette époque – immense ! Mais
pour moi il était clair que je devais
apprendre ces dix mots. Donc,
c’est ainsi que j’ai découvert que
je suis discipliné.
Fabian Koch: Le foot et la
tactique
Mon talent c’est la danse, pour être
exact le ballet. Je danse depuis mon
enfance. J’ai commencé quand
j’avais cinq ans. Alors un temps assez long. La danse c’est quelque
chose qu’on peut apprendre si on
s’entraîne.
Le ballet est une branche de la
danse très exigeante. Il faut avoir de
l’élégance, être musical, avoir le
corps résistant, avoir la condition et
une bonne intention. Mais le plus
important c’est qu’il faut vouloir
danser. Il faut bouger avec la tension du corps et cela avec le rythme
de la musique. On peut dire que
c’est un sport pour le danseur,
Aujourd’hui cela m’aide à faire
bien des choses. Dans le sport la
force et la discipline est essentiel si
on veut faire des progrès. Cinq entraînements par semaine n’est pas
toujours facile. Grâce à la musculation j’ai acquis d’autres aptitudes
comme de la vitesse, la résistance
et la force. La barre vide sur l’image
prouve que la force est définitivement acquise et pas innée.
mais, à mon avis, pour le spectateur
c’est une espèce d’art. Le danseur
doit travailler avec son corps, les
expressions du visage et avec les
émotions pour leur raconter une histoire avec ses mouvements. Alors
on voit que le ballet comporte tout.
C’est ça qui me plaît et qui rend le
ballet intéressant et spécial.
… f äh i g ke i t e n
Dons, talents, competence, aptitudes
Jan Albert: Être fan
J’ai un talent spécial. Je ne sais pas
comment je peux l’appeler. Peutêtre un supporter total. Sur l’image
on peut voir une écharpe de Grasshopper Club Zürich et un CD de
Peter Gabriel. Une chose pour
symboliser le supporter du foot et
l’autre pour montrer mon musicien
préféré. Alors mon talent est
comme je l’ai dit : être un supporter
total. Si je suis supporter de quelque chose, je le suis totalement.
Peter Gabriel qui est pour moi le
meilleur chanteur et musicien du
monde. Je l’ai connu il y a dix ans
parce que mes parents écoutaient
un Cd dans la voiture. J’ai aimé sa
musique tout de suite et je l’aime
encore aujourd’hui. J’aime la variété
des morceaux et je peux écouter un
morceau mille fois.
Les morceaux sont plus intéressants que les morceaux de nos
jours qui sont dans le hit-parade.
J’ai voyagé à un concert à Genève
pour voir Gabriel en live.
Julia Harler: Dessiner
Je pense que j’ai un talent pour le
dessin, surtout des mangas, un
style japonais. Beaucoup de membres de ma famille et mes amis
m’ont dit que je sais dessiner joliment et à dire vrai, j’aime bien dessiner.
J’ai découvert le dessin dans la
sixième classe à l’école primaire.
C’était un thème et cela m’a plu
beaucoup et j’ai continué à dessiner
les mangas pour moi-même. Ma
mère m’encourageait toujours et
elle a acheté beaucoup de livres,
qui me montraient comment dessiner ce style. Autrefois je dessinais
plus, mais aujourd’hui je ne peux
plus, parce que il manque le temps,
alors je dessine seulement les
cartes d’anniversaires.
Tenzin Choyulpa: La mode
Combiner des tenues, poursuivre
les tendances actuelles ou seulement essayer quelque chose de
nouveau: j’adore la mode et elle est
devenue une partie essentielle de
ma vie. Je ne dirais pas que je sois
spécialement douée ou que je
veuille devenir une designer. Mais je
suis très passionnée par la mode et
fascinée par les choses qu’elle peut
provoquer.
Je pense que j’avais 14 ans quand
j’ai commencé à trouver de l’intérêt
pour la mode. Avant, c’était totalement égal pour moi ce que je me
mettais. La raison pour ce changement était peut-être, qu’avec l’âge
j’ai commencé à chercher mes
talents et intérêts, et j’ai réalisé
l’importance de l’apparence de
nos jours. Au début ce n’était pas
facile de trouver le courage d’essayer des choses nouvelles. Mais
après, peu à peu, on gagne plus de
courage.
La chose que j’aime le plus est le
côté créatif, ou on peut utiliser un
vêtement neuf ou vieux, cher ou bon
marché pour créer une tenue complètement nouvelle. Un autre côté
intéressant est l’effet sur les autres.
On peut s’exprimer avec la mode et
son style.
Moi j’aime bien observer le style
des autre gens dans les rues, pour
m’inspirer et aussi trouver des
nouvelles idées. Pour m’améliorer
j’aime aussi lire des magazines ou
voir sur l’internet qu’est qu’on s’habille aux autres villes.
19
S I N G E N M U S S M AN M Ü S S E N
Anmerkungen zur Förderung von Gesangstalenten
Zu einer Zeit, als Musik nicht auf Knopfdruck abrufbar und omnipräsent war, wurde dem Bedürfnis nach Singen eine grössere
Bedeutung beigemessen. Dennoch scheint sich gerade in jüngerer
Zeit wieder vermehrt ein Trend zum Singen, insbesondere zum
solistischen Gesang zu etablieren. Zusätzlich kam in den vergangenen Jahren der Wunsch nach Gesangsschulung und Stimmbildung hinzu, und viele begabte und ehrgeizige Schülerinnen und
Schüler nahmen das Angebot an, welches vor nunmehr gut zwanzig Jahren an der Kanti Frauenfeld eingeführt wurde.
Daniel Hegland
Leher für Musik
Dass Singen erlernt werden kann,
ist nicht neu, und populäre Singstars kommen heute nicht mehr
ohne Ausbildung auf die Bühne.
Dennoch halten sich zwei konträre
Vorstellungen hartnäckig die
Waage, dass es ein spezifisches
Singtalent gäbe und dass alle auch
singen können. Beide Haltungen
laufen Gefahr, einer fundierten
Ausbildung entgegen zu laufen und
führen in die Sing-along-Falle. Ein
seriöses pädagogisches Konzept
fördert hingegen durch Fordern,
bisweilen an die Grenzen des Möglichen, um derart aus oberflächlichem Spass eigentliche sängerisch-künstlerische Verwirklichung
werden zu lassen.
Gesangsschulung hat eine lange
Tradition, sowohl diejenige zum
solistischen Singen, vom Gregorianischen Gesang bis hin zum italienischen Belcanto, wie auch diejenige
der Massen, im 19. Jahrhundert mit
Hundertschaften von Singenden
in Deutschland und vornehmlich
auch in der Schweiz, etwa mit
Hans Georg Nägeli, der antrat,
die «Volkskehle» zu erhöhen. Hier
glaubte man allerdings, diese
Volkskehle als ein Naturprodukt
im Gegensatz zum Belcanto werten
zu dürfen, welcher seinerseits
gerne als künstlich empfunden
wurde, was wiederum wohl eher
einem manierierten Gesang mit
allerlei Schnörkeln und komplizierten Raffinessen verschuldet war als
der wirklich geschulten Stimme.
«Zurück zur Natur» hiess die Losung, als 1805 am Unspunnenfest
solcherlei Naturstimmen gegeneinander anzutreten aufgeboten
wurden, inmitten von Wettkämpfen
im Steinestossen oder Alphornblasen.
Talentförderung durch Wettbewerb spielt sich heute in grossem
Stil in TV-Casting-Shows ab. Doch
das Umfeld hat sich gewandelt.
Singen – noch immer eine Art
Volkssport – wird medial inszeniert,
mit Siegern, und einträglicher noch
mit Verlierern, etikettiert mit «leider
nein». Sieger werden zu Superstars
hochstilisiert, Verlierer müssen die
eigene Karikierung hinnehmen. Auf
solcherlei abenteuerliche Gratwanderung möchte sich nicht jeder
begeben, wenn auch zweifellos
sängerische Qualitäten vorhanden
wären. Allerdings muss, wer in das
Showbusiness eintreten möchte,
sich dieser Herausforderung stellen, denn hier zählt gerade die Risikobereitschaft eine bedeutende
Rolle. Unsere Singkultur ist jedoch
vielfältig und nicht auf solcherlei
Grossanlässe beschränkt.
Junge Menschen werden aber
gerade durch diese und ähnliche
mediale Grossereignisse musikalisch geprägt. Hier werden, neben
Hitparaden, Internetforen oder auch
Konzerten, Werte vermittelt, Idole
und Vorbilder angeboten. Die permanente Abrufbarkeit von Musikprodukten kann bei geeignetem
aktiven Umgang durchaus gewinnbringend sein, führt aber oft zur Verdrängung vom eigenen schlummerden Potenzial. An diesem Punkt
setzt die Verantwortung der Gesangspädagogik ein, welche zu erkennen versucht, wie die jeweilige
Veranlagung ist. Wer sich die wirkliche eigene und ganz persönliche
Stimme erarbeitet, wird sich auf das
Abenteuer der Ergründung kulturel-
ler Traditionen und Konventionen
einlassen können und wollen.
Sängerische Begabung
Sängerisches Talent erweist sich
letztlich als komplex und oft nur
schwer fassbar. Wem ein solches
Talent attestiert wird, hat zunächst
einmal eine klingende und ansprechende Singstimme. Der Klang
einer Stimme resultiert aus den
physiologischen Gegebenheiten,
aber auch aus der Fähigkeit zur
aktiven Formung oder Bildung des
«Instrumentes». Obduktive Forschungen am Singapparat grosser
Sängerstimmen ergaben nur wenig
Aufschluss über den Einfluss von
physiologischen Eigenheiten. Singeignung erweist sich daher in erster
Linie als die Fähigkeit, die Formung
des angeborenen Instrumentes
erlernen zu können und auch zu
wollen, und dies insbesondere bei
uns wider den Eigentümlichkeiten
der Muttersprache.
Als wichtige Voraussetzung für
erfolgreiches Singen gilt im Weiteren die Fähigkeit zur genauen
Intonation. Hierbei ist die Auseinandersetzung und die Erfahrung
entscheidend, denn eine allgemeingültige Intonation existiert nicht.
Kulturelle und stilistische Besonderheiten wie auch stimmtechnische
Probleme gilt es zu berücksichtigen, und ausserdem sind akustische Erlebnisse von entscheidender Bedeutung.
Selbstverständlich gehört noch
eine gute musikalische Auffassungsgabe, gerne als «Musikalität»
bezeichnet, dazu sowie auch darstellerische oder tänzerische Fähigkeiten und nicht zuletzt Fantasie.
Kanti Bulletin
20
Singen muss man müssen
Hanna Götz
Schon als kleines Kind liebte ich es
zu singen. Singen bot mir Gelegenheit, in eine andere Welt einzutauchen. Diese Bedeutung hat das
Singen für mich behalten. Musizieren hebt meine Stimmung und wirkt
sehr entspannend.
Im dritten Schuljahr entdeckte ich
das Chorsingen, das mich seither
begleitet. Beim Proben wächst der
Klang und beginnt einen zu tragen.
Je vertrauter mir ein Stück ist, desto
lieber singe ich es.
In zweieinhalb Jahren Sologesangsunterricht hat sich meine
Singstimme verändert. Mein Gesangslehrer arbeitet mit Bildern,
die mir helfen, klangvoll und rein zu
singen. Er nimmt feine Nuancen
wahr und hilft mir bei der Ausgestaltung. Fortschritte entstehen durch
regelmässiges Üben. Ich schule
nicht nur meine Stimme, sondern
auch mein Gehör.
Weil Singen meine Leidenschaft
ist, habe ich mit Hilfe anderer Musikerinnen und Musiker der Kanti
einen Barockabend gestaltet. Nach
langem Proben war diese Aufführung ein bewegender Moment.
Es freut mich, wenn ich andere mit
meinem Gesang berühren kann.
Erfolgreich singen wird jedoch nur,
wer im Besitz eines starken Willens
ist: dem Willen zum sängerischen
Ausdruck, dem Willen zum entsprechend geeigneten Einsatz der eigenen Stimme und zu deren notwendigen Formung. Solche Motivation ist
derart wichtig, dass Arnold Schönberg sich pointiert dahin äusserte,
Kunst komme nicht von «Können»,
Anna-Maria Mongiovi
Ich begann Gesangsunterricht zu
nehmen, als ich anfing, die Handelsmittelschule zu besuchen.
Gesungen habe ich aber schon davor. Ich singe für mein Leben gern
und geniesse es, meine Passion
nach Gelegenheit ausüben zu können. Als ich in die Kanti kam, war
mir sofort klar, dass ich Gesangsunterricht als Freifach wählen würde.
Durch den Unterricht will ich
meine Stimme fördern und mit professioneller Hilfe an meinen Schwächen arbeiten. Das Ziel war und ist
es bis heute, durch den Gesangsunterricht neue Seiten meiner
Stimme zu entdecken und die
Schule mit meinem Hobby zu vereinen. Da meine Abteilung keine
musischen Fächer zur Wahl hat,
finde ich es gut, die Möglichkeit zu
haben, auf Musik nicht verzichten zu
müssen. Durch die Förderung und
die Auftritte, die man an der Schule
haben kann, ist es ausserdem möglich, neue Erfahrungen zu sammeln
und an den Herausforderungen zu
wachsen. «Schön» singen ist Geschmackssache. Es reicht, Freude
an dem zu haben, was man tut.
Der Sologesang ist ein guter Ausgleich zur Schule und bietet jungen
Talenten die Möglichkeit, aus sich
herauszukommen und zu entfalten.
Nathalie Rohner
Meine Vorliebe für den Gesang kam
Mitte der Oberstufe, als ich das
Freifach «Band» wählte. Doch erst
seit ich in Frauenfeld in der Fachmittelschule regelmässig den Sologesangsunterricht besuche, singe
ich öfters vor Publikum. Ich singe
aus Spass, denn Singen ist für mich
Abwechslung und ich kann dabei
für einige Minuten den Alltag vergessen.
Ich nehme seit bald drei Jahren
Sologesangsunterricht, weil es mir
Spass macht, neue Lieder und die
dazugehörige Technik zu lernen.
Auch ohne Unterricht kann man
wohl singen lernen, jedoch erreicht
man mit jemandem, der professionell unterrichtet, sicher mehr.
Meiner Meinung nach braucht
man ein gewisses Grundtalent,
aber mit Fleiss kann viel erreicht
werden. Die «Schönheit» einer
Stimme ist dabei, so denke ich, vor
allem auch Geschmackssache.
Jeder Mensch hat einen individuellen Musikgeschmack und das gleiche zeigt sich auch bei der Stimme.
Um vor Publikum bestehen zu können, muss man vor allem mit Herz
bei der Sache sein.
sondern von «Müssen». Können
kann man lernen, Müssen nicht.
Allerdings wird dieses innere
Drängen mit verstärkter Aktivität
anwachsen.
Der richtige Umgang mit der eigenen Stimme ist für jeden Stil entscheidend, damit dann auch die
eigene Kreativität ins Spiel kommen
kann. Der Mut zur eigenen Stimme
und zum eigenen und ganz persönlichen Ausdruck ist der Schlüssel
zur musikalischen Tätigkeit, ganz
speziell zum Singen.
21
t al en t u n d fl e i ss
S P O R T TA L E N T U N D B E W E G U N G SF R E U D E U NTE R ST ÜT Z E N
Fachschaft Sport
Im Schweizer Fernsehen läuft eine weitere Staffel der Sendung «Die grössten Schweizer Talente»,
wo neben musikalisch Begabten auch einige Sporttalente zu erleben sind. Es wird schweizweit
Talentdiagnostik betrieben. Besonders Sportbegabte erhalten von ihren Verbänden die Swiss
Olympic Talents Card (regional, national oder sogar international). Und es gibt mittlerweile in fast
jedem Kanton auf allen Stufen Talent- oder Sportschulen. Doch auch an der Kanti Frauenfeld bringen
Jugendliche Spitzensport und Unterricht unter einen Hut.
In der Schweiz wird der Sport im
Kindes- und Jugendalter hauptsächlich in drei Säulen organisiert: dem
obligatorischen Schulsport, dem
freiwilligen Schulsport und dem
Vereinssport. Auch unter unseren
Schülerinnen und Schülern finden
sich immer wieder sporttalentierte
Jugendliche. Sie in den normalen
Sportlektionen gezielt und individuell zu fördern, ist nicht möglich,
weil kein Gefäss dafür da ist. Ihre
Förderung geschieht in den Vereinen und Verbänden – in der Freizeit. Doch dies macht durchaus
Sinn, da sie genau dort die spezifische Förderung erfahren.
Schul-, Wohn- und Trainingsort
möglichst nahe beieinander zu
haben, ist für Schülerinnen und
Schüler, welche Spitzensport
betreiben, ein sehr grosser Vorteil.
Dadurch können sie ihre persönlichen und vor allem zeitlichen Ressourcen optimal einsetzen. Sporttalente können so ihre Ausbildung
an der Kanti in ihrem gewohnten
Umfeld absolvieren und mit ihren
zeitintensiven Trainingseinheiten
kombinieren.
An der Kanti fördern wir leistungsstarke und leistungswillige Schülerinnen und Schüler dank eines vielseitigen, freiwilligen Angebots im
Freikursbereich. Zusätzlich gibt es
Anlässe des freiwilligen Schulsportes. Zwei Beispiele dafür sind die
«On the move»-Vorführung und der
Kletterwettkampf. Die Schülerinnen
und Schüler erhalten so die Möglichkeit sich über den normalen
Schulsportunterricht hinaus zu
engagieren und zu präsentieren.
oben:
On the move 2015
links:
Kletterwettkampf
Kanti Bulletin
22
Sporttalent und Bewegungsfreude unterstützen
k ei n
Für mich muss ein talentierter Tänzer die Musik in
seinem ganzen Körper fühlen, Spass an der Bewegung
haben und das Publikum in
seinen Bann ziehen können.
Marco Kummer, 3fa
Erfolg erfordert nebst Talent, Willenskraft
und Durchhaltevermögen auch Unterstützung
und Verständnis durch das Umfeld.
Jana Frefel, 3mb
e ko n st a nt e , so n d er n…
Um im Eiskunstlaufen
erfolgreich
zu sein, muss
man nicht
nur ein Koordinationsund Sprungtalent sein,
sondern auch
Ausdauer
haben und
leidenschaftlich mit dabei
sein.
Nadia
Mosberger
2fa
Mein Talent ist, dass ich neue Bewegungen sehr
schnell lernen kann, mich auf der Bühne ausgesprochen wohl fühle und sehr gerne präsentiere. Zudem
habe ich schon als 6-Jähriger begonnen zu jonglieren.
Harrison Kremo, 1mc, Gewinner des Kleinen Prix Walo 2015
mit seiner Jonglage-Show
Dank viel Training und positive Einstellung
gelangt man zu seinen Zielen.
Ein talentierter Handballer zeichnet sich durch
eine ausgeprägte Physis, ein sehr gutes taktisches
Verständnis und eine mannschaftsdienliche Spielweise aus.
Julia Otto, 3mb
Jonas Heim, 3ha
… ein lebenslanger proz
24
Sporttalent und Bewegungsfreude unterstützen
Um im Fussball Erfolg
zu haben, braucht es
taktisches Verständnis, gutes Ballgefühl,
Kampf- und Teamgeist
und vor allem Freude
am Sport.
Olivia Schmied, 3mb
Alina Wirth, 3me
Begabung im Sport
Im Sport spricht man vom Talent,
während in der Begabungs- bzw.
Hochbegabungsforschung oft der
Begabungsbegriff verwendet wird.
Die Begriffe können nicht ganz
genau unterschieden werden.
«Als sportliches Talent wird eine
Person aufgefasst, die sich noch in
der Entwicklung zu ihrer individuellen
Höchstleistung in einer Sportart
befindet und von der eine künftige
Entwicklung besonders hoher Leistungsfähigkeit und hoher Erfolge im
Spitzensport erwartet wird» (Güllich,
2013, S. 628).
Während der eng gefasste Talentbegriff sich hauptsächlich an den sportmotorischen Leistungen orientiert, bezieht sich der weit gefasste dynamische
Talentbegriff auch auf Persönlichkeitsmerkmale sowie soziale und materiale
Umweltfaktoren (Hohmann und Carl,
2002). Dies ist auch der Grund, weshalb die Talentschulen neben motorischen und sportspezifischen Tests
auch Persönlichkeitsmerkmale wie
Arbeitshaltung, Stressbewältigung,
Lernzielorientierung und Leistungsmotivation untersuchen (Netzwerk
Begabungsförderung: www.begabungsfoerderung.ch/seiten/fundus/net
zwerk, 10. 3.15).
Begabung wird nicht als Konstante
verstanden, sondern als ein lebenslanger Prozess. Aktuelle Talentforschungs- und -förderungskonzepte im
Sport betonen vor allem die PersonUmwelt-Interaktion. Begabungsförderung ist in diesem Sinne immer ein
Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung
(iPEGE 2014, S. 24–27).
ess
25
V E R AN STALT U N G E N
I ST DA S PA R A D I E S S O E I N E A R T M E D IOT H E K ?
Erinnern Sie sich noch an das erste Buch, das Sie gelesen haben?
Wo lesen Sie am liebsten? Haben Sie Bücher auch schon für
etwas anderes verwendet als zum Lesen? – Diesen Fragen sind
die Schülerinnen und Schüler der Ergänzungsfachklasse Bildnerisches Gestalten im Herbstsemester 14/15 auf spielerische
Art nachgegangen und haben ihre vielfältigen Arbeiten in einer
Ausstellung in der Mediothek der Kantonsschule Frauenfeld
gezeigt.
Eliane Wenger
Julia Wacker
Eine grundsätzliche Frage in unserem digitalen Alltag stellt sich nach
den Qualitäten eines Buches in
Papierform. Die Schülerinnen und
Schüler haben dies zum Anlass
genommen, um visuelle und haptische Aspekte eines Buches zu
untersuchen: Wie kann man zum
Beispiel eine Geschichte ohne Text
erzählen?
Die Schülerinnen und Schüler
haben in ihrer Auseinandersetzung
das Medium Buch neu wertschätzen gelernt und die Mediothek als
wichtigen Ort der Begegnung und
Wissensstätte in einem neuen Licht
zeigen können.
Unlesbare Bücher
Bei den «unlesbaren Büchern»
(in Anlehnung an die «libri illeggibili»
von Bruno Munari) wird dies in abstrakten Bildern getan. Die Buchseiten bestehen aus verschiedenen
Papiersorten, mit Öffnungen werden teilweise Blicke auf die nächste
Seite zugelassen. So entsteht ein
interaktives Büchlein, das zahlreiche Betrachtungsweisen zulässt
und mit seinen unterschiedlichen
Oberflächen auch den Tastsinn
anspricht.
Arbeit von Angela Geiges, 3mb
Kanti Bulletin
V E R AN STALT U N G E N
26
Ist das Paradies so eine Art Mediothek?
Plakate
Die Möglichkeiten der Gestaltung
mit Schrift zeigten die Schülerinnen
und Schüler bei ihren Plakaten. Ein
Zitat aus ihrem persönlichen Lieblingsbuch der Mediothek diente als
Inspiration für diese typografische
Arbeit, welche sowohl als Digitalwie auch als Siebdruck umgesetzt
wurde. Die Plakate (Format A3)
können zu einem kleinen Buch
gefaltet werden.
Eileen Welzel, 3mb
Plakat zu «Die dunkle
Seite des Mondes»
von Martin Suter
Alina Meister, 3md
Siebdruck zu «Party girl»
von Brigitte Blobel
Lucie Bachmann, 3me
Plakat zu «Cassia & Ky:
Die Flucht»
von Ally Condie
Marie Laffely, 3mb
Plakat zu «Le petit
Nicolas» von Sempé
Nadja Osterwalder, 3md
Siebdruck zu «Sakrileg»
von Dan Brown
Felix Gugler, 3mb
Plakat zu «1984»
von George Orwell
Links:
Nadja Osterwalder, 3md
Rechts:
Lisa Meienberger, 3mc
Felix Gugler, 3mb
Seitenabfolge aus
dem Skizzenbuch
27
V E R AN STALT U N G E N
Buchobjekte
Was passiert mit den Büchern der
Mediothek, die ausgemustert werden? Voller Tatendrang und Gestaltungsfreude haben sich die Schüle-
rinnen und Schüler diesen – aus
dem Fokus geratenen Objekten –
gewidmet und sie in Kunstwerke
verwandelt, die an verschiedensten
Orten und Winkeln der Mediothek
wieder zu einem neuen, glanzvollen
Auftritt gekommen sind. Auch die
Skizzenbücher wurden Teil der
Ausstellung und zeigten ganz
persönliche Sichtweisen.
Kanti Bulletin
28
V E R AN STALT U N G E N
Ist das Paradies so eine Art Mediothek?
Dr. Marco Molteni
Ansprache anlässlich
der Vernissage zur
Ausstellung
Die Mediothek ist eine Art
Paradies
Meine Damen und Herren, wenn
sich vor etwa zehn Jahren ein Besucher in dieser Mediothek aufgehalten hätte, wäre er Zeuge eines aussergewöhnlichen Ereignisses geworden. Er wäre vor einer Reihe von
Schülerinnen und Schülern gestanden, die mit Tränen in den Augen
und schweren Schrittes einen Sarg
durch die Mediothek trugen, um
ihn schlussendlich in der Arena zu
deponieren.
In der Arena waren Kränze aufgestellt, welche mit goldenen,
beschriebenen Trauerschleifen
geschmückt waren. «In Erinnerung
an eine schöne, gemeinsame Vergangenheit – die Mitarbeiterinnen
der Mediothek», konnte man auf
einem wunderschönen Blumenkissen lesen, aber auch: «Danke, dass
du gegangen bist, ohne zu warten,
dass wir dich wegrationalisieren
müssen. Verfasser der Botschaft:
Die Schulleitung».
Wer hatte sich von der Welt der
Lebenden verabschiedet? Wer lag
im dunkelbraunen Sarg, schön umgeben von leicht süsslich riechenden Seidenkissen, die ihn bis ins
Jenseits hätten begleiten müssen?
Es war kein «er», aber auch keine
«sie», sondern ein «es». Im Sarg lag
kein Mensch, sondern ein Buch –
das Buch, dessen Tod in mehr oder
weniger regelmässigen Abständen
angekündigt wird.
Die von Schülerinnen und Schülern inszenierte Beerdigung war Teil
eines Theaterprojekts, welches zu
den zahlreichen Veranstaltungen
gehörte, die im Zusammenhang
mit dem 150-jährigen Jubiläum
stattfanden. Das Projektthema war
«Das Buch und seine Zukunft».
Die geschilderte Theaterszene
sollte veranschaulichen, dass das
gedruckte Buch an seinem Lebensende angekommen war.
Das Stück endete mit der Bestattungsfeier. Jedoch das, was mit
dem Verstorbenen nach dem Abschied vom Reich der Lebenden
geschehen sollte, war kein Thema
der Theaterinszenierung.
Ich gebe zu, dass auch ich mich
bis dahin mit der metaphysischen
Frage nach dem Leben des Buches
im Jenseits wenig beschäftigt hatte.
Sorge bereiteten mir hingegen
andere Fragen wie zum Beispiel:
Welche Medienträger kann die
Mediothek nach der berechtigten
Trauerarbeit noch beherbergen?
Wer beziehungsweise was wird der
Nachfolger des Printbuchs?
Schon damals lautete die Antwort: «Das E-Book, was denn
sonst?» Diese Antwort erzeugte
aber weitere Fragen wie zum
Beispiel, was dann mit den vielen
Bücherregalen passieren würde.
Schon wieder eine Bestattungsfeier?
Diese und ähnliche Fragen gingen
mir immer wieder durch den Kopf,
bis ich von Julia Wackers Projekt
hörte. Es ging dabei darum, mit
Schülerinnen und Schülern des
Ergänzungsfachs «Bildnerisches
Gestalten» das gedruckte Buch zu
neuem Leben zu erwecken.
Das war auf jedem Fall das, was
ich mir darunter vorstellte, nachdem
ich vom Projekt gehört hatte.
Und ich verstehe die Ausstellung
so: Es geht darum, Reanimationsprozeduren aufzuzeigen, welche die
im Sterben liegenden Bücher mit
neuem Lebenssinn erfüllen.
Ich weiss nicht, ob Sie wissen,
was häufig mit solchen dahinsiechenden Werken passiert. Frau
Eliane Wenger, die Leiterin der
Mediothek, entfernt mit hämischem
Blick und voller Kraft den Buchdeckel des als nutzlos deklarierten
Werks, trennt sozusagen den Kopf
vom übrigen Körper und wirft ihn,
von Wonne erfüllt, in einen Kübel,
der dann vom Putzpersonal weggetragen wird. Der enthauptete
Körper wird danach dem Recyclingprozess, einer Art kalter Kremation,
überlassen. Ein Schicksal also, das
ganz weit von dem entfernt ist, was
die heutige Ausstellung beabsichtigt, nämlich dem ungelesenen
Buch Würde zu verleihen.
Julia Wacker und ihre Schülerinnen und Schüler wollten also das
versuchen, was bis dahin für un-
möglich gehalten wurde. Während
öffentliche und private Besitzer auf
der ganzen Welt sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie Billionen
von Büchern loswerden können,
sollen die schwer zu vernichtenden
Gegenstände zu neuem Leben erweckt werden.
Dass es sich sozusagen um einen
metaphysischen Versuch handelt,
wurde mir klar, als ich mit Staunen
das Plakat zur Ausstellung sah. Darauf sind Schülerinnen und Schüler
zu sehen, die vor ihrem Gesicht ein
Buch halten, auf dem ein zweites
Gesicht zu sehen ist. Wie ist das zu
deuten? Wir, die Schülerinnen und
Schüler der Kantonsschule, sind
bereit, diesen Büchern ein neues,
sogar unser eigenes Leben zu
geben. Es ist uns egal, dabei unser
eigenes Gesicht zu verlieren!
Auf dem Plakat steht auch eine
Frage, die lautet: «Ist das Paradies
eine Art Mediothek?» Diese Frage
ist offensichtlich rhetorisch gemeint
und die Intention der Fragenden
lässt sich leicht durchblicken, indem
man die Stellung der Wörter in der
Frage verändert. Sie lautet dann:
«Ist die Mediothek eine Art Paradies?»
Den Vergleich zwischen Bibliothek und Paradies hat der argentinische Autor Jorge Luis Borges in
seinem berühmten «Poema de los
dones», auf Deutsch «Gedicht von
den Gaben» thematisiert. Der zunehmend blind werdende Dichter
spricht darin von einer Bibliothek
und von der grossartigen Ironie
Gottes, die ihm «gleichzeitig die
Bücher und die Nacht gab».
Die grossartige Ironie Gottes
besteht also darin, mir das Objekt
des Genusses zu schenken und mir
gleichzeitig die zum Geniessen
nötigen Instrumente zu nehmen.
Salopp formuliert: Gott schenkt mir
den Wein und schneidet mir zur
gleichen Zeit die für den Weingenuss notwendige Zunge ab.
Er schenkt mir das Buch und
nimmt mir das zum Lesen nötige
Augenlicht.
Der Schluss von Borges Gedicht
lautet:
29
V E R AN STALT U N G E N
Vernissage zur
Ausstellung
«Ich erkunde, langsam in meinem
Schatten, mit unsicherem Stab
das hohle Zwielicht, ich, der ich
mir so oft das Paradies in Form
einer Bibliothek vorstellte.»
Unser Zugang zu den Dingen, denen wir in dieser Welt begegnen, ist
genauso wie der Zugang eines Blinden zu einem Buch: beschränkt.
Das können wir mit einem einfachen Experiment veranschaulichen.
Nehmen Sie ein Buch in die Hand
und stellen Sie sich die Frage, was
Sie sehen. Sie werden sagen, dass
Sie ein Buch sehen, was natürlich
nicht stimmt. Egal, von welcher
Seite aus Sie das Buch betrachten,
Sie werden maximal drei Seiten
desselben sehen und nie das ganze
Buch.
Genauso wie wir ein Buch nicht
sehen können, können wir nicht –
jedenfalls nicht in diesem Leben –
das Geheimnis, welches in den Dingen ruht, erfahren. Wir können nicht
erfahren, was die Dinge eigentlich
sind. Wir können aber manchmal
spüren, dass das, was wir wahrnehmen, mehr ist, als das, was wir zu
sehen glauben. (Manche tun das
natürlich nicht. Es gibt zum Beispiel
Leute, die beim Betrachten des
Moses von Michelangelo bloss
sagen, dass sie einen sitzenden,
bärtigen, alten Mann sehen, der
komische Hörner an der Stirn trägt.
Aber es gibt zum Glück auch Men-
schen, die ein ganzes Buch über
Michelangelos Moses schreiben,
wie es zum Beispiel bei Sigmund
Freud der Fall war.)
Die Aufgabe, uns mehr zu zeigen
als das, was wir in unserem gestressten Alltag sehen oder zu
sehen glauben, ist die Aufgabe der
Kunst. Der von Borges erwähnte
grossartig ironische Gott hat uns
Instrumente («dones» – Gaben)
gegeben, die zwar unvollkommen
sind, uns aber immer wieder dazu
bringen, neue Wege mit neuen
Materialien und neuen Inhalten zu
gehen, um das Geheimnis der
Dinge zu erfassen.
Das war die Intention Julia
Wackers und ihrer Schülerinnen
und Schüler. Es ging nicht darum,
Leichenpräparatorinnen auszubilden, die durch das Aufschneiden
und das Sezieren des Buches seine
Anatomie sichtbar machen. Es
ging vielmehr darum, das Buch aus
Borges Zwielicht zu nehmen und
uns zu zeigen, dass wir nicht über
eine einzige Schlüsselinterpretation
verfügen, die uns preisgibt, was
ein Buch in seiner facettenreichen
Existenzweise ist.
Heute ist ein Buch anders als gestern, morgen ist es anders als heute
und vor allem: Für mich ist es anders als für alle anderen, genauso
wie die Strassenverkehrsordnung
aus meiner Sicht anders ist als aus
der eines Polizisten. Ein Buch kann
viel verursachen. Es kann uns zum
Weinen bringen oder Heiterkeit
erwecken, es kann uns Mut geben
oder uns traurig machen. Ein Buch
kann zum Schwert werden, uns
aber nach einem Streit versöhnen.
Und vor allem: Ein Buch ist nicht nur
da, um gelesen zu werden!
Es gibt nichts Unerträglicheres als
Gäste, welche, nachdem sie grosse
Bewunderung für die grosse Anzahl
Bücher in den unzähligen Regalen
geäussert haben, die ekelhafte
Frage stellen: «Hast du sie alle
gelesen?»
Bücher sind nicht nur zum Lesen
da. Es gibt sogar Bücher, die gemacht werden, um nicht gelesen zu
werden. Ein Beispiel dafür sind die
unlesbaren Bücher Paolo Munaris,
die eine der Inspirationsquellen
dieser Ausstellung sind. Erst die
Unlesbarkeit von Munaris Büchern
macht sie nützlich. In ähnlicher
Weise besteht der Nutzen Tinguelys nutzloser Maschinen in ihrer
Nutzlosigkeit.
Zum Schluss möchte ich also festhalten:
Ein Buch ist kein Buch, genauso
wie ein Mensch kein Mensch ist!
Das Buch ist im Gegensatz zu dem,
was die Jubiläumsinszenierung von
2003 ankündigen wollte, jedoch
ganz bestimmt noch lange nicht tot!
Kanti Bulletin
30
V E R AN STALT U N G E N
S C H R E I B E N H E I S S T : W E LT E N E R S C H A F F E N
Junge Texte Festival 2015
Junge Texte ist ein Förderpreis für junge Schreibtalente aus dem
Kanton Thurgau. – Ein kleiner Lobgesang auf die Schreibförderung.
Tobias Tissi
Lehrer für Deutsch
Als Mensch bin ich tagtäglich von
Sprache umgeben, als Deutschlehrer der Kantonsschule Frauenfeld
bin ich bestrebt, mein Verständnis
von Sprache, Schrift und die Liebe
zur Literatur weiterzugeben. Als Teil
des Organisationsteams von Junge
Texte bin ich mittendrin im Aufspüren und Fördern von jungen
Schreibtalenten, die die Möglichkeit
in sich tragen, ihrer Fantasie Ausdruck zu verleihen und eine eigene
Stimme suchen.
Oft ist der Anfang des kreativen
Schreibens schwierig, denn mit
der Strukturierung der Gedanken
muss man sich mit einer Abkürzung
der Wege auseinandersetzen, die
zweckgerichtete und rationale
Gedankengänge an sich haben und
man sollte Schritten der Fantasie
insofern eine Erklärung geben, dass
sie einer möglichen Leserschaft
erkenntlich, nachvollziehbar und
schlüssig erscheinen. Kreatives
Junge Texte Festival
2015
Preisträgerinnen und
Preisträger mit Jury und
Organisationsteam
In der Jury:
Melinda Nadj Abonji
Andri Perl
Dorothee Elmiger
Oliver Kühn
Andrea Gerster
Tom Gisler
Schreiben heisst immer, seine
Gedanken zu ordnen und zu Papier
zu bringen, um anderen Menschen
Zugang zur Welt der eigenen Fantasie zu ermöglichen.
Als Organisationsteam von Junge
Texte sind wir mit allen Seiten des
Schreibens konfrontiert. Wir freuen
uns darüber, welch wunderbare
Welten in den Köpfen von jungen
Schreibenden blühen, wie unbekümmert die eigenen Gedanken in
einen grösseren Zusammenhang
gesetzt werden und welcher Mut
darin steckt, das Absurde, zuweilen
Unmögliche zu beschreiben und
das Unbeschreibbare fassbar zu
machen. Wir leiden mit den Schreibenden, die erfahren, wie viel Aufwand, Kraft und Zeit es kosten
kann, die eigenen Gedanken in die
Form des Schriftlichen zu bringen,
um Schreibwelten zu erschaffen
und ein ganzheitliches Bild zu evozieren.
Es ist schön zu sehen, wie viele
gute Texte in den Köpfen von jungen
Schreibenden liegen, welche Geschichten zutage kommen und welche Bilder nur darauf warten, ans
Licht zu treten, mit dem Leser ein
Gegenüber zu finden und an der
Öffentlichkeit die eigene Schönheit
zu offenbaren. Denn innere Eindrücke sollen ausgedrückt werden –
und die Literatur ist dafür eine faszinierende Kunstform.
Das Junge Texte Festival
Bereits zum dritten Mal fand am
27. März 2015 an der Kantonsschule Frauenfeld das Junge Texte
Festival statt. 12 junge Schreibende
lasen einen selbst geschriebenen
Text vor einem Publikum und einer
renommierten Jury, die den Text
kommentierte und am Finale des
Abends einen Festivalsieger kürte.
Am diesjährigen Festival haben
wir wunderbare Momente erlebt:
31
Junge Texte
wurde 2010 ins Leben
gerufen, um talentierte
Schreibende aus der
Region zu finden und
fördern. Teilnahmebedingungen sind das
Alter – zwischen 16
und 21 Jahren – und
dass zwei hochdeutsche Texte eingereicht
werden, die von einer
kompetenten Vorjury,
bestehend aus
Deutschlehrpersonen
des Kantons Thurgau,
beurteilt werden. Die
besten 12 Schreibenden werden ausgewählt, die somit also
bereits zu den Preisträgern gehören, welche
am Junge Texte Festival
attraktive Preise gewinnen können, in zwei
Schreibweekends von
renommierten Schriftstellern gecoacht werden und deren Texte in
der Textpublikation
«Schreibraum» einem
breiten Publikum zugänglich gemacht
werden.
Hinweis
Die Lesung für den
«Schreibraum 3»
der diesjährigen
Preisträgerinnen
und Preisträger
findet am Sonntag,
14. Feb. 2016 um
16 Uhr in der Bibliothek des Klosters
Fischingen statt.
Informationen:
www.jungetexte.ch
V E R AN STALT U N G E N
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2015
Sarah Schwedes, Neukirch-Egnach
Isabel Schenk, Weinfelden
Léon Peter, Frauenfeld
Anna von Siebenthal, Wagenhausen
Meret Limacher, Frauenfeld
Flora Hausammann, Frauenfeld –
Festivalsiegerin
Raphaela Schnider, Eschenz
Elena Gruss, Dozwil
Selina Giger, Frauenfeld
Luisa Aeberhard, Frauenfeld
Samuel Dietrich, Neuwilen
Carolina Sogno, Felben-Wellhausen
herzergreifende Texte, unbändiger
Wortwitz, pointierte Analysen,
musikalische Sprachbilder und
Geschichten erzählende Musik, die
Liebe für das Wort und die Literatur.
Am Nachmittag haben die 12
Preisträgerinnen und Preisträger in
einer Lesung ihre Texte vorgestellt,
um daraufhin zu hören, wie Thomas
Durrer (Posaune) oder Jovin
Langenegger (Bass) ihre Texte mit
einer Improvisation zum Klingen
bringen. Aufgeteilt in vier Blöcke
wurde je ein Publikumspreis bestimmt und von der Jury ein Gruppensieger gekürt, welcher am
Abend im Finale um den Festivalsieg
las. Dabei bekamen die Lesenden
von den Kommentaren der Jury eine
Beurteilung ihrer Texte; es wurde
gelobt und geschwärmt, es wurde
aufdeckt und kritisiert, aber nie
ohne das Konstruktive und Beratende, um die Texte besser machen
zu können, indem das ganze Potential einer Geschichte aufgezeigt
wurde. Es war wunderbar, als Oliver
Kühn nach der Lesung von Flora
Hausammann sagte, er habe das
in der Geschichte vorkommende
Dorf gegoogelt, habe den Ort quasi
lokalisiert und viel darüber erfahren
und sei wahnsinnig überrascht gewesen, als er erfahren habe, Flora
sei nie in diesem Ort gewesen.
Zwischen den Lesungen des
Nachmittags und dem Finale des
Abends sorgte die Band «The
Rising Lights» für gute Stimmung
und Unterhaltung in der Aula. In
kleiner Besetzung (Gesang/Gitarre,
Bass und Schlagzeug) gab die
Band mit ihren rockigen Liedern
dem Gefühl des Ausbruchs aus
ausweglosen Situationen und Aufbruchs in ferne Länder und Zeiten
ein musikalisches Kleid. Danach
wurde in der Vernissage «Who’s
who» die Literaturszene Thurgau
beleuchtet: Die Klasse 3ma präsentierte in einem eigens für die Vernissage konstruierten Pavillon zahlreiche Schriftstellerinnen und
Schriftsteller des Kantons mit deren
Werken und Biografien und gab
damit dem ganzen Kanton ein
sprachliches Gesicht.
Der Abend war ein gutes Spiegelbild für den ganzen Tag. Pascale
Chenevard, Prorektorin der Kantonsschule Frauenfeld, eröffnete
das Finale mit einer stimmungsvollen Rede über den Sinn, Zweck und
die Schönheit von Schreibförderung. Nach Grussworten von Stadtammann Carlo Parolari und Dr. Hermann Bürgi von der Lions Bewegung Thurgau war es erneut an den
Preisträgerinnen und Preisträgern,
die versammelte Jury von der Stärke
ihrer Texte zu überzeugen. Es wurde
ausdrucksstark gelesen, es wurde
hitzig diskutiert und oft musste
Moderatorin Susanne Balmer vom
Organisationsteam sachte unterbrechen und die Jury auf die Zeit
hinweisen, um den zeitlichen Rahmen des Festivals nicht zu spren-
gen. Schliesslich entschied die Jury,
den Festivalpreis des Junge Texte
Festivals 2015 an Flora Hausammann zu vergeben, die mit ihrem
Text «Der Wortflechter» nicht nur die
Jury zu begeistern wusste, sondern
auch den Publikumspreis gewann.
Stimmen zum Festival
Andri Perl, Jurymitglied
Beim Schreiben ist ein ganz entscheidender Schritt, dass man
seine Texte exponiert, also nach
aussen trägt. Erst dann beginnt
man über das eigene Schreiben
zu reflektieren und fragt sich, wie
man weiterkommen kann.
Oliver Kühn, Jurymitglied
Diese Art von Literatur gewinnt
mit einem solchen Festival an
Attraktivität, weil bei jungen Leuten vor allem Poetry Slam hoch
im Kurs steht. Die Jugendlichen
sehen, dass man auch ruhige,
feinstoffliche Text machen kann
und damit ankommt.
Carlo Parolari, Stadtammann
von Frauenfeld
Es ist der grosse Verdienst dieses Förderpreises, dass er allen
Jugendlichen im Kanton einen
Schreibraum öffnet und ihnen
so die Möglichkeit gibt, sich mit
anderen zu messen und sich
beurteilen zu lassen.
Kanti Bulletin
32
V E R AN STALTU N G E N
Schreiben heisst: Welten erschaffen
Der Wortflechter
Ausschnitt aus dem Siegertext von
Flora Hausammann
Es schien fast so, als würde das
gesamte ligurische Bergdorf mit
jedem Schlag der schweren Kirchturmglocke mitbeben. Feiner Nebel
hing vor den steinernen Häusern,
umwickelte die Fenster und Türen
wie Wattebäusche und tunkte die
engen, verschlafenen Gässchen
Baiardos in gespenstisches Licht.
Als nun die Glocke zum neunten
Mal schlug, hätte ein verirrter Wanderer ein seltsames Schauspiel
mitverfolgen können, das ihm wohl
einen gehörigen Schrecken eingejagt hätte: Punkt neun Uhr öffneten
sich nämlich knarzend ausnahmslos
alle Türen der verfallenen Häuser in
der Via de Nebbio. Der Wanderer
hätte wahrscheinlich die Hände auf
seine Backen geschlagen und
fortan behauptet, dass es im alten
Dorfe oben am Berg spukt.
Doch dies entspricht natürlich
nicht der Wahrheit.
Wenn er nur noch einen Moment
länger gewartet hätte, dann hätte er
gesehen, wie sich Haus um Haus,
ein, zwei, drei, ja bei dem besonders verfallenen Haus mit den verwelkten Geranien im Vorbeet, sogar
vier Köpfe in den Spalt zwischen
Flora Hausammann
beim Vortragen ihres
preisgekrönten Textes
Alle Texte der Preisträgerinnen und
Preisträger auf
www.jungetexte.ch
Türrahmen und Tür schoben. Sobald vom kraushaarigen Jungen
aus Haus Nummer eins das abgemachte Pfeifen ertönte, folgten auf
die Köpfe auch die restlichen Körperteile der Kinder von Baiardo.
Sachte wurden dreizehn Türen hinter sich ins Schloss gezogen, die
Kinder fassten sich alle bei den
Händen und trippelten leise, barfüssig auf den kalten Steinplatten,
zum Ende der Sackgasse.
Vor dem hintersten Haus auf der
rechten Seite der Strasse blieben
sie alle stehen, wie jeden Sonntagmorgen. 24 braune und zwei blaue
Augenpaare richteten sich auf das
Haus am Ende der Strasse, das so
gar nicht zu seinen Artgenossen
passen wollte. Es stand aufrecht,
weder lehnte es sich hilfesuchend
an seinen Nachbarn an, noch liess
es sich von dessen Efeu in Beschlag nehmen. Es leuchtete in
einem Azurblau, das in wunderbarem Gegensatz zur graubraunen
Kulisse der Nachbarschaft stand.
Und das Wichtigste: Die Tür stand
offen.
Die Tür stand offen und das
tänzelnde Flackern eines Kerzenscheins hiess die Kinder wie ein
livrierter Diener willkommen. Es
streifte ihnen, wie sich das für einen
guten Gastgeber gehört, ihre Sor-
genlast von den schmalen Schultern und hängte sie an einem hölzernen Bügel neben der Tür auf,
wo sie für die Dauer des Besuches
vergessen wurde. Danach führte es
sie in das azurblaue Haus hinein,
dessen Wände über und über mit
Worten aus verschiedenen Sprachen bedeckt waren. Und in der
Mitte des Hauses, auf einem ledernen Sitzsack sass er. Wortflechter,
nannten sie ihn, denn seine Kunst
war es, Worte zu pflücken, mühelos,
wie ein kleines Mädchen auf einer
Blumenwiese, und sie zu einem
Kranz aus Worten und Blüten und
Kommas und Stängeln zu flechten,
so dass man am Schluss nicht
mehr erkennen konnte, wo die
Geschichte begonnen hat und wo
sie zu Ende war. Tatsächlich behaupteten böse Zungen, der Wortflechter habe noch nie keine Geschichte erzählt. Sein ganzes Leben
sei eine Geschichte, erträumt und
zusammengesponnen und sowieso
sei er doch noch nie aus Baiardo
hinausgekommen, schimpfte erst
gerade letzte Woche die pausbäckige Lucia über ihre Wäscheleine
hinweg mit ihrer Nachbarin Sofia.
Viele Erwachsene schienen einen
Groll gegen den Wortflechter zu
hegen, da er sich nicht am Dorfleben beteiligte […].
Stimmen der Jury
zu «Der Wortflechter»
Andrea Gerster
Der Text ist hochpoetisch und
sehr gelungen. Die Geschichte
hat eine faszinierende Stimmung.
Melinda Nadj Abonji
Es ist sehr schön, dass du uns
die offene Tür zur Literatur zeigst
und diesen Wortflechter, der
uns diese Welt der Imagination
präsentiert.
Tom Gisler
So viel Fantasie, so viel Wärme,
so schön erzählt. Ich bin hin und
weg.
33
V E R AN STALT U N G E N
J O S E P H J O F F O – K I N D H E IT AU F D E R F LU C H T
Besuch an der Kanti Frauenfeld
Im März besuchte uns der 84jährige jüdische Schriftsteller
Joseph Joffo, der als zehnjähriges Kind zusammen mit seinem
Bruder seine Heimatstadt Paris
verlassen musste, um den Judenverfolgungen der Nazis zu
entgehen. In einem ergreifenden Vortrag erzählte Joseph
Joffo von seiner drei Jahre
dauernden Flucht.
Sibylle Suter
Lehrerin für Französisch
Ils ne m’ont pas pris ma vie, ils ont
tué en moi l’enfant que je pouvais
être.
Sie haben mir nicht das Leben
genommen, aber sie haben in mir
das Kind getötet, das ich hätte sein
können.
Joseph Joffo, Un sac de billes
Dies die Worte von Joseph Joffo,
mit denen er auf seine geraubte
Kindheit zurückblickt. Wer aber
erwartete, dass das Podium in der
Aula von einem Mann betreten
würde, dem man die schreckliche
Kindheit ansieht, sah sich getäuscht. Vor uns stand ein witziger
und sehr vitaler älterer Herr, der
mit viel Humor und einem ausgeprägten erzählerischen Talent aus
seinem Leben berichtete.
Joseph Joffo wurde 1931 in Paris
als jüngstes von sechs Kindern in
eine jüdische Familie geboren.
Nachdem der Norden Frankreichs
1940 durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt und erste
Joseph Joffo mit
Catherine Emonide
Entress und Geert
Dedapper
Rassengesetze erlassen wurden,
sah sich die Familie Joffo gezwungen, Paris zu verlassen. Die Eltern
entschieden, dass sich der zehnjährige Joseph und sein zwölfjähriger
Bruder Maurice alleine auf den Weg
machen sollten. Während drei Jahren waren die beiden Brüder unterwegs durch ganz Frankreich. Ihr
Überlebenswille, ihre Beharrlichkeit, ihre Schlauheit, aber auch
Glück und das Wohlwollen anderer
Menschen halfen ihnen, drei Jahre
später wieder nach Paris zurückkehren zu können.
Im Buch Un sac de billes schildert
Joffo seine Erlebnisse während der
Flucht. In seinem Vortrag erzählte er
einige Passagen daraus und
brachte uns die Schrecken der damaligen Zeit noch näher. Die Anwesenheit eines Überlebenden machte
den Wahnsinn des Naziregimes
und die Leiden der Menschen von
damals äusserst greifbar und vermochte das Publikum zu berühren.
Gleichzeitig brachte Joffo die Zuhö-
rer aber mit witzigen Episoden aus
seinem Leben auch zum Lachen.
Mehrere Klassen lasen als Vorbereitung auf den Vortrag dieses
berührende und packende Buch,
die Klassen 3mb und 3md erstellten zudem Plakate zu verschiedenen Themen des Buches. Joffo war
von diesen Plakaten so begeistert,
dass er sie in den Trailer zur Neuverfilmung des Buches aufnehmen
möchte.
Er dankte den Schülerinnen und
Schülern für diese Arbeit, später
dankte er den Lehrerinnen und
Lehrern dafür, dass sie sein Buch
immer wieder mit Schulklassen
lesen und ihnen so das Grauen der
Nazizeit erklären und es unvergessen machen. Dies sei gerade jetzt,
wo der Antisemitismus in Europa
wieder zunehme, von grosser Wichtigkeit.
Dem Französischlehrer Geert
Dedapper gebührt ein grosser
Dank, dass er, unterstützt von seiner Kollegin Catherine Emonide,
den Besuch von Joseph Joffo ermöglichte, denn diese Begegnung
wird sich in den Köpfen und den
Herzen der Schülerinnen und Schüler einprägen und sie dafür sensibilisieren, wozu Menschen aufgrund
von Vorurteilen und unreflektiertem
Hass fähig sind.
Kanti Bulletin
34
V E R AN STALT U N G E N
F R E E Z E – T I E R I S C H E S F R I E R E N U N D G E F R I E R E N I M S H OW R O O M
Johannes Kottonau
Lehrer für Biologie
Seit einigen Wochen hat sich der Showroom in eine Kältekammer verwandelt. Schneeflocken
tanzen im Wind, Eiszapfen hängen von der Decke, und es blinken fröhlich zwei Igelherzen:
Die Schülerinnen und Schüler aus dem Schwerpunktfach Biologie/Chemie haben sich mächtig
ins Zeug gelegt, um ein paar Filetstücke aus dem Unterricht nach aussen zu tragen. Wie viele
Daunenjacken müsste man übereinander schichten, damit man mit antarktischen Kaiserpinguinen
mithalten könnte? Können Schmetterlinge Tausende von Kilometern in die Wärme fliegen wie
Zugvögel? Und was passiert mit den Zellen eines Frosches, wenn dieser zu einem Block gefriert?
Ein Besuch der Ausstellung gab Antworten – in 3D.
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V E R AN STALT U N G E N
K ANT I F R AU E N F E L D – W E RTVO LL F Ü R A LLE
Hauptversammlung Pro Kanti Frauenfeld
Thomas Harder
Präsident
Thurgauer Zeitung, Kantonsspital und -verwaltung, Thurgauer Slam Poetry, Cinema Luna, Architektur- und Ingenieurbüros, Baumer, SIA, Model, Möhl. Gäbe es diese Institutionen ohne Kanti Frauenfeld, ohne Kantonsschulen? Die Antwort ist eindeutig: Es braucht die Kanti Frauenfeld, andere
Kantonsschulen als Säulen eines rundum hochstehenden Bildungssystems. Ohne sie gäbe es vieles
nicht, nicht in der Qualität, der Art und Weise, wie wir es schätzen, wie es geschätzt wird.
Wie schafft die Kanti Frauenfeld Wert und was kann Pro Kanti Frauenfeld beitragen? Diese Fragen
interessierten ein engagiertes Publikum von über 80 Mitgliedern und Gästen, darunter eine grosse
Zahl nationaler, kantonaler und hauptstädtischer Politikerinnen und Politiker.
Eine starke Stimme für die
Interessen der Kantonsschule
Frauenfeld
Am 24. März 2015 lud der Förderverein Pro Kanti Frauenfeld zur ersten Hauptversammlung in der Aula
der Kantonsschule ein. 2014 aus
der Initiative von fünf Lehrpersonen
entstanden, setzt sich der Verein für
eine vitale Kantonsschule Frauenfeld mit einem breiten und zukunftsorientierten Bildungsangebot ein.
Mit dem Slogan «Kanti Frauenfeld –
wertvoll für alle» soll partnerschaftlich die Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Bevölkerung, Politik und
Wirtschaft gefördert werden. Der
Verein steht der Kantonsschule somit unterstützend zur Seite und will
sich in Zukunft an bildungspolitischen Diskussionen beteiligen.
Bei den Aktivitäten will Pro Kanti
diese Schwerpunkte setzen: Sie
will in der Bevölkerung, in Politik
und Wirtschaft Verständnis für die
an der Kanti Frauenfeld geleistete
ausgezeichnete Arbeit, das besondere Profil mit vier Abteilungen
(Gymnasium, Fach-, Handels- und
Informatikmittelschule) und den
hohen Nutzen für die Region schaffen. Und Pro Kanti will den Wert der
Mittelschule sowie des akademischen Weges unterstreichen.
Sie will sich dafür einsetzen, dass
die kritische Grösse erhalten bleibt,
so dass weiterhin das Bildungs angebot erhalten werden kann.
Sei dies mit den verschiedenen
Ausbildungen oder durch ein vielseitiges Angebot an Schwerpunktfächern.
Rektor Hanspeter Hitz äussert
sich in seinem Referat dankbar und
erfreut über die neue, insbesondere
in der Aussenarbeit unterstützende
Kraft durch Pro Kanti. Er stellt die
hohe Übereinstimmung der Vorstellungen fest und berichtet von der
eindrücklichen Entwicklung der
Schule.
In einer lebhaften Diskussion
wird zum einen der Wunsch nach
konkreten und auch durch die Mitglieder umsetzbaren Aktivitäten
geäussert, zum andern der Einbezug von Schülerinnen und Schülern
sowie jungen Abgängerinnen und
Abgängern. Der Vorstand freut sich
über diesen Impuls und nimmt ihn
gerne auf. Der Antrag des Vorstands auf eine Namensänderung
wird abgelehnt – Pro Kanti bleibt
starkes Statement!
Positionierung für die Kanti
sowie Rolle und Aktivitätsfokus für Pro Kanti
Grösstes Gymnasium im Kanton
Ganzheitliche vier-Sparten-Vollzeit-Schule
N Freigeistige, die Selbständigkeit
der Schüler anstrebende Kultur
N Schülerinnen und Schüler aus
dem Westthurgau inkl. Bezirke
Weinfelden/Hinterthurgau
N Aktive, der Schule nahe stehende Vereinigungen
N Verankerung und Support von
Wirtschaft, Politik und Kultur
N Offen und zugänglich für die
Bevölkerung
N
N
In einem Satz lautet die zentrale
Botschaft:
Kanti Frauenfeld – wertvoll
für alle
Vertiefende Informationen:
www.prokantifrauenfeld.ch
Kanti Bulletin
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V E R AN STALT U N G E N
S C H ÜL E R TAT I M S C H Ü L E R R AT
Flora Hausammann
Auch wenn wir viel Zeit in unserem Sitzungszimmer im dritten Stock verbringen, sind wir neun
vom Schülerrat doch auch immer wieder präsent im Schulalltag und laufend auf der Suche nach
kleinen Wegen, den Schülerinnen und Schülern an der Kanti Frauenfeld das Leben ein bisschen zu
erleichtern (oder in vielen Fällen auch im wahrsten Sinne des Wortes: zu versüssen). Auch dieses
Jahr hat sich wieder einiges getan bei uns.
Schülerrat
Zu Beginn des Jahres luden wir alle
Jovin Langenegger, 4md Klassenvertreter zur Infoveranstaltung ein. An diesem Treffen wurde
Nico Laubi, 3mc
Patricia Kudrnac, 2md ein Überblick über die Aktivitäten
des Schülerrats gegeben, worauf
Mariane Justen, 2fa
alle Interessenten sich zur Wahl aufKerstin Zwikirsch, 2fa
stellen konnten. Fünf Viertklässler
Sara Parolari, 4mb
Lisa Meienberger, 3mc verliessen uns im letzten Jahr, weshalb wir froh um Patricia, Kerstin,
Julia Diem, 2fc
Flora Hausammann, 4mb Mariane, Sara und Julia waren, die
sich spontan zu ihrem Beitritt entschieden haben.
Während der Adventszeit letzten
Jahres erbrachten Lisa und ich die
Heldentat, am Morgen jeweils eine
halbe Stunde früher aufzustehen
und in der noch menschenleeren
Schule die, mit Guetzli und sonstigen Leckereien gefüllte, Adventskiste zu verstecken.
Worauf ich hier gerne nochmals
verweisen möchte, ist der von Lisa
betreute Bücherflohmarkt in der
Mediothek. Jeder, der seine Schulbücher gerne für einen kleinen Betrag verkaufen möchte, kann diese
dort abgeben. Wer ein neues Buch
braucht, kann in der Mediothek
nach der Übersichtsliste fragen.
Es freut mich auch ganz besonders, mitteilen zu können, dass das
Schülermagazin im Dezember seine
vierte Ausgabe erfolgreich herausgebracht hat. Ursprünglich Anfang
2014 vom Schülerrat initiiert, formierten wir nach der ersten Ausgabe ein Schülermagazin-Komitee,
bestehend aus interessierten
Schreibern und zwei Schülerratsmitgliedern (momentan Sara und
ich) als Bindeglied. Wir können
unter anderem dank Herrn Otals
Unterstützung unser Magazin nun
unter günstigen Bedingungen
drucken und arbeiten zur Zeit an
der fünften Ausgabe zum Thema
«Food».
Im Januar fand dann das traditionelle Raclette-Essen in der Mensa
statt, an dem der Schülerrat die
neuen Austauschschüler zwischen
fröhlich blubberndem Käse und einer riesigen Portion «Gschwellti»
willkommen hiess. An diesem
Abend wurde natürlich nicht nur
Schweizerdeutsch, sondern auch
Französisch sowie Englisch und
Spanisch gesprochen und allen
Austauschschülern schien unser
Schweizer Käse zu schmecken.
Wie jedes Jahr haben wir auch
einen erfolgreichen Valentinstag
hinter uns, an dem wir in die Rolle
des Amor schlüpften und den Schülerinnen und Schülern (und, oh
Schreck, sogar einigen Lehrpersonen) ihr persönliches Rösli ins
Klassenzimmer brachten.
Der Schülerrat war zudem an
der Planung eines neuen Projektes
beteiligt: dem «Social Day»! Auf
freiwilliger Basis engagieren sich
Schülerinnen und Schüler in ihrer
Freizeit an einem sozialen Projekt
und spenden das gesammelte
Geld. Alles über diese erfolgreiche
Aktion im Herbstbulletin!
Und nun dürfen sich alle Schülerinnen und Schüler auf den letzten
Schultag im Juli freuen: Einmal
mehr werden wir ihnen allen den
letzten Tag im Schuljahr versüssen!
37
I M G E S P R ÄC H M IT IVO B R E U
Pascale Chenevard
Sein fröhliches Lachen vom
Traktor herunter begrüsst mich
fast jeden Morgen und er
scheint sich dort – und damit
draussen in der Natur – sichtlich wohl zu fühlen. Ivo Breu betreut seit 1983 die Grünflächen
auf dem Areal der Kanti Frauenfeld. Der gelernte Gärtner und
ehemalige Handball-Nationalliga-Spieler kümmert sich mit
viel Fachwissen und vor allem
Sorgfalt unter anderem um die
28 einheimischen und 11 fremdländischen Baumarten. Zudem
pflegt er 23 Obstbäume – vom
Apfelbaum bis zur Weichsel!
Wer hätte gedacht, dass auf
unserem Schulareal so viele
unterschiedliche Baumarten
stehen? Die dann natürlich
fachgerecht gepflegt und
geschnitten werden wollen.
Und da kommt nun Ivo Breus
besonderes Talent zum Einsatz.
Laurenz Wirth, Lehrer für
Wirtschaft und Recht und selber einmal in der Holzverarbeitung tätig, hat Ivo Breu auf
seinem Rundgang begleitet und
die gemeinsame Fachsimpelei
für uns Bulletinleserinnen und
-leser in einen spannenden
Bericht übers richtige Baumschneiden gepackt.
MENSCHEN
Kanti Bulletin
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MENSCHEN
IVO B R E U : BAU M TA L E N T – D E N K E N I M S I N N E E I N E S BAU M E S
Interview
Laurenz Wirth
Lehrer für Wirtschaft
Das Areal der Kanti umfasst einen
schönen Bestand an Park- und
Obstbäumen. Welche Grundsätze
werden bei deren Pflege verfolgt?
Der Baum soll in seiner ursprünglichen Form belassen werden.
Wilde Obstbäume werden im Interesse der Biodiversität nicht geschnitten. Es wird nur geschnitten,
was notwendig ist, zum Beispiel,
wenn ein Baum zu nahe am Haus
steht. Äste mit einem Durchmesser
von mehr als 8 cm werden nur im
Notfall abgetrennt. Wichtig ist ein
guter Jugendschnitt. Dann sollte
man den Baum wachsen lassen. So
vermeidet man später gravierende
Eingriffe.
Die Park- und Obstbäume verlangen eine unterschiedliche Pflege.
Worin liegen die Unterschiede?
Obstbäume dürfen stärker zurückgeschnitten werden als Laubbäume. Aber auch hier vermeidet
man zu grosse Schnitte. Geschnittene Obstbäume tragen mehr und
gesündere Früchte. Obstbäume
werden in verschiedenen Formen
gezogen wie Spalier, Busch oder
Spindel. Wir haben auf dem KantiAreal allerdings meist Hoch- und
Halbstämme. Mit Schulklassen veredeln wir auch Obstbäume. So
haben wir auf einen Glockenapfelstamm zwei Sorten, Cox Orange
und Spartan, aufgezweit. Diese
haben sich gut entwickelt.
Bei Parkbäumen belässt man
möglichst die natürliche Form. Man
macht nur Auslichtungsschnitte,
damit das Wachstum nicht zu stark
angeregt wird.
Was ist lernbar beim Baumschneiden und was ist Intuition?
Wichtig sind Beobachten und Denken, das Handeln kommt danach.
Die Technik kann man lernen, das
Denken im Sinne des Baumes und
das zweckmässige Anwenden der
Technik sind wohl eher Intuition.
Angst vor der Höhe ist hinderlich,
es verleitet zu unsachgemässem
Schnitt. Man schneidet dann dort,
wo es gut geht, statt dort, wo es
notwendig ist.
Worin liegen die Vorteile einer
guten Baumpflege?
Bei kontinuierlicher Pflege wird
einerseits der Schnittaufwand erheblich reduziert und andererseits
leben die Bäume länger und gesünder. Nach dem Jugendschnitt sind
nur mehr leichte Korrekturen notwendig, problematische Schnitte
können vermieden werden. Junge
Bäume werden gewässert, so
wachsen sie vital heran und sind
dadurch weniger anfällig für Krankheiten.
Warum werden hin und wieder
Bäume auf dem Kanti-Areal gefällt?
Bei uns werden Bäume vor allem
aus Sicherheits-, Alters- oder Krank-
heitsgründen gefällt. Der Sicherheit
wird eine grosse Bedeutung zugemessen. In letzter Zeit treten auch
eingeschleppte Krankheiten wie die
Eschenwelke auf. Solche Bäume
sterben ab und werden entfernt.
Werden auch Bäume gepflanzt und
wenn ja, mit welchen Zielen?
Jeder gefällte Baum wird durch
einen jungen Baum ersetzt. Dabei
wird den Platzverhältnissen und der
Biodiversität Rechnung getragen.
Manchmal treten auch neue Bedürfnisse auf. So wurde beim Neubau
eine Schirmplatane gepflanzt, um
eine andere Schattenqualität als mit
Sonnenschirmen zu erhalten. Die
Schirmplatane als Schattenspende-
39
MENSCHEN
Im Gespräch mit Ivo Leu
rin muss in die Breite wachsen und
nicht in die Höhe. Wir pflanzen übrigens vorzugsweise einheimische
Baumarten. Bei der Villa Sonnenberg haben wir allerdings aus denkmalpflegerischen Gründen Magnolien gepflanzt.
Gibt es besonders bemerkenswerte Bäume auf dem Areal?
Oberhalb des Sportplatzes erholt
sich eine prächtige Winterlinde vom
Neubau der Sporthallen. Ferner
gedeihen vor dem Hauptgebäude
eine Weichsel und ein Nussbaum.
Bei der Villa Sonnenberg spendet
ein wunderbarer Rotahorn Schatten
und beim Haus Erika ein schön entwickelter Mehlbeerbaum. Hinter der
Halle 5 findet sich übrigens ein, in
unseren Breitengraden seltener,
weisser Maulbeerbaum, er ist das
Relikt einer Seidenraupenzucht im
Biounterricht.
Welche Bäume liegen dir besonders am Herzen?
Die Eiben und Weisstannen auf
dem Areal sind selten in der Stadt
Frauenfeld. Jedoch sollte jedem
Baum sein eigener Charakter belas-
sen werden. In diesem Sinne habe
ich keine Favoriten.
Wer führt auf dem Kanti-Aareal die
Baumpflege durch und warum?
Aus praktischen Gründen führe ich
die Schnitt- und Fällarbeiten selber
aus. Das erfordert eine sorgfältige
Planung, damit keine Schäden auftreten und benachbarte Bäume
nicht in Mitleidenschaft gezogen
werden.
Kanti Bulletin
40
MENSCHEN
VE R AB S C H I E D U N G E N
Hanspeter Hitz
Rektor
Oliver Benz
Lehrer für Musik und Klavier
August 2011– Juli 2014
Monika Ebneter
Lehrerin für Wirtschaft und Recht,
Gitarre. August 2010 – Januar 2015
Pascal Rickenmann
Lehrer für Wirtschaft und Recht
Herbstsemester 2014/15
Isabel Ricklin
Lehrerin für Wirtschaft und Recht
Februar 2011– Juli 2014
Ich danke allen für ihren Einsatz an unserer Schule und wünsche ihnen alles Gute.
Herausgabe
Schulleitung der Kantonsschule Frauenfeld
admin.kf @ tg.ch
Redaktion
Pascale Chenevard, Prorektorin
pascale.chenevard@ tg.ch
Gestaltung
kmtg Kaspar Mühlemann