Stereoplay 10/2015 Zu Audio Soul Supreme Testbericht

Spezial Fernfeldlautsprecher
Zu Audio Soul Supreme
F
ür das Team von Zu Audio
gilt: „Der Konsument
kommt an erster Stelle und hat
immer Recht.“ Selbst wenn er
einen Zu-Lautsprecher nicht gut
finden sollte. Dann bekommt
der Kunde im Mutterland USA
bis zu 60 Tage nach dem Kauf
die Summe zurück.
Doch mal ehrlich: Wer würde diesen Lautsprecher zurückschicken wollen? Wir sind bereits jetzt schon traurig, wenn
der deutsche Vertrieb das Testmuster der Soul Supreme aus
unseren Pfründen zurückhaben
möchte. Denn es gibt viel zu
sagen über diesen „Sonderling“
– und noch mehr zu hören.
Man muss sich das Team von
Zu Audio als Versammlung unkonventioneller Mittdreißiger
vorstellen, die feste Glaubensgrundsätze haben, aber bekannte Spielregeln als langweilig
verwerfen. Beispielsweise eine
Frequenzweiche: Die brauche
man nicht. Doch wie soll man
ohne Weiche auskommen? Indem man im Kern nur ein Chassis spielen lässt. Die Jungs aus
dem US-Bundesstaat Utah hängen einen Breitbänder direkt an
die Ausgangsstufe des Verstärkers. Was gar nicht so skurril
anmutet, sondern einen außergewöhnlich guten Wirkungsgrad beschert. Offizielle 101
Dezibel gibt Zu Audio an.
Bis 12 Kilohertz spielt der
10-Zoll-Breitbänder allein,
klinkt sich dann mechanisch aus
und übergibt den Aufgabenbereich darüber an eine Invers­
kalotte mit Kompressionstreiber
– also ein Hochtonhorn. Das
damit eigentlich „nur“ die ansteigende Bündelung des Breitbänders kompensieren soll,
ohne größer in das eigentliche
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10/15 stereoplay.de
Klangspektrum einzugreifen.
Wir lauschen also einem EinWegler mit Extra-Kick und
-Trick.
Die Aufstellung entscheidet
Auch in der Tiefe beschreiten
die US-Entwickler Sonder­
wege. Klassisch ausgerichtete
Entwickler würden von einer
Bass-Reflex-Konstruktion sprechen, Zu Audio nennt es dagegen „Zu-Griewe Acoustic Technology“: Im Boden lassen
schmale Schlitze die Bass­
­
energie entströmen. Das bedeutet: Dieser Lautsprecher muss
mit Spikes betrieben werden
und sollte nicht in einem zu
flauschigen Teppich versinken.
Am besten spielte die Soul
­Supreme in unserem Test recht
wandnah auf, symmetrisch zur
Wand, vielleicht mit minimaler
Anwinkelung auf den Hörplatz.
Die Soul Supreme ist eine
Tempo-Box. Rasant schnell
lehnte sich die Klanginformation aus der Boxen-Ebene – ein
Turbo. Dabei hätte man vermuten können, dass all die genannten Sonderwege der Entwickler
irgendwie, irgendwo auch sonderliche Klangvorlieben produzieren müssten. Nichts davon.
Gerade in seiner harmonischen
Geschlossenheit lauschten wir
einem Superwandler.
Tom Waits nimmt seine Fans
in seinem Album „Alice“ in
eine Traumlandschaft auch der
skurrilen Harmonie-Kombinationen mit. An der Soul Su­
preme zeichnete sich die Kernigkeit und bewusste Verschwommenheit (inklusive
singender Säge) mit schönster
Präzision ab. Diese Mischung
aus hoher tonaler Analyse bei
gleichzeitigem Tempo und
Zu Audio
Soul Supreme
6000 Euro (Herstellerangabe)
Vertrieb: Mach One classics
Telefon: 0841-33670
www.machone-classics.de
Maße: B: 30,8 x H: 96,5 x T: 30,8 cm
Gewicht: 32 kg
Messwerte
Frequenzgang & Impedanzverlauf
100 dB
Zu Audio Soul Supreme
Frequenzgang
axial
10*hoch
30*seitl.
90 dB
80 dB
70 dB
16 Ohm
8 Ohm
60 dB
4 Ohm
50 dB
10 Hz
2 Ohm
Impedanzverlauf
100 Hz
1 kHz
10 kHz
1 Ohm
40 kHz
Auf Achse recht wellig, seitlich deutlich ausgewogener, nicht so tief.
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL
110 dB
Zu Audio Soul Supreme
85 dB
Pegel- & Klirrverlauf
90 dB
95 dB
100 dB
100 dB
90 dB
80 dB
70 dB
60 dB
50 dB
20 Hz
„We think crossovers are tone suckers.“ Die Jungs von Zu Audio stehen mit Weichen auf Kriegsfuß.
Deshalb hängt der Breitbänder direkt an der Endstufe. Ein einziger Kondensator genügt in diesem
Konzept, um das Hochtonhorn einzubinden.
Feinzeichnung ist selten – ein
Fest der vielfältigen Informa­
tionen. Ebenso reich auch in der
Tiefenstaffelung: zu hören etwa,
wenn Tom Waits mit rauer Stimme eine Ballade anstimmt und
die Tiefbass-Impulse feinst aufgereiht hinter des Meisters
Stimme erscheinen.
Für Freunde der Feinkost
Gibt es Grenzen für den Breitbänder? Vielleicht wünscht sich
manch einer mehr ultra­tiefen
Bassdruck. Doch für Freunde
der Feinkost wird eine Dose
Kaviar geöffnet. Und wer experimentieren möchte, sollte
einmal einen kleinen Röhren-
50 Hz
100 Hz
200 Hz
500 Hz
1 kHz
2 kHz
5 kHz
Sehr niedriger Klirr mit hohen Reserven, auch im Tiefbass unkritisch.
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB
108/62 Hz
Maximalpegel107dB
Praxis und Kompatibilität
Vollverstärker anschließen. Es
ist erstaunlich, was die Soul
Supreme an wenigen Watt für
Tempo und Feindynamik entfaltet. Um das genießen zu können, sollte der Konsument Ohren für das Feine und Reiche
mitbringen.
Andreas Günther ■
Verstärker-Kompatibilitätsdiagramm
Spannung
8,2 V
Impedanz-∆
8,7-28 Ω
Strombedarf
0,9 A
Sehr niedriger Leistungsbedarf
und hohe Impedanz - geht auch an
schwächsten und instabilen Röhren.
Raumakustik und Aufstellung
Hörabstand
Wandabstand
Nachhallzeit
1m ■ ■ ■ ■ ■
5m
0m ■ ■ ■ ■ ■ 1,5m
0,2s ■ ■ ■ ■ ■ 0,8s
Wandparallel oder leicht eingewinkelt, mag lebendige Räume.
Bewertung
Natürlichkeit11
■■■■■■■■■■
Feinauflösung11
■■■■■■■■■■
Grenzdynamik13
■■■■■■■■■■
Bassqualität12
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Abbildung14
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Ungemein feiner, schneller,
detailreicher Klang. Höchst impulsiv und weit im Panorama. In
jeder Beziehung leicht zu treiben
- ein Traumlautsprecher für Röhren- und Vintagefans.
Messwerte
7
Praxis Wertigkeit
7
8
stereoplay Testurteil
Klang absolute Spitzenklasse
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Wie ein Botschafter aus der Public-Address-Welt. Was auch stimmt: Zu Audio entwickelt eigene Chassis
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und lässt sie von Eminence, einem Spezialisten für Instrumenten- und PA-Lautsprecher, fertigen. Schön
Gesamturteil
anzusehen und stattlich: der aus dem massiven Aluminium gedrehte Phase-Plug.
Preis/Leistung
83 Punkte
sehr gut
10/15 stereoplay.de
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