Seltene Nürnberger

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Nr. 56 | 23. Februar 2016
Naturhistorisches Museum
Seltene Nürnberger
Termine
Stadtmuseum
Führungen
Naturhistorisches Museum präsentiert überraschende Vielfalt von Pflanzen und Tieren in der Stadt
jeweils Sonntag, 15 Uhr
Norishalle, Marientorgraben 8
Eine Welt im Museum – 'Museo Mundial'
28. 2. 2016
Einst scheue Waldbewohner, fühlen sie
sich jetzt in der Stadt
'sauwohl'
Foto: Steffen Rasche/dpa
Petra – eine antike Metropole
6. 3., 3. 4. und 8. 5. 2016
Rund um den Pazifik
20. 3. 2016
Von den Neandertaler zu den Kelten
17. 4. 2016
Schamane und Jaguar
24. 4. 2016
Highlights der fränkischen Vorgeschichte
15. 5. 2016
Zwischen Wüste und Urwald
29. 5. 2016
Vorträge
jeweils 19.30 Uhr
Katharinensaal, Am Katharinenkloster 6
rechts unten: Mutter
und Sohn; eine „Kleinfamilie“ Bechsteinfledermäuse entdeckt
in ihrem Rastplatz in
Erlenstegen.
Foto: Dieter Becker
Biber sind auch in Nürnberg wieder heimisch
Foto: Felix Heyder/dpa
Zugegeben: Viele Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt haben keine rechte Vorstellung von der
Vielfalt an Tieren und Pflanzen und der Seltenheit
einiger unserer Nürnberger Mitbewohner. Dies will
das Naturhistorische Museum mit der Ausstellung
Seltene Nürnberger ändern, die noch bis 7. Mai zu
sehen ist.
Die Ausstellung stellt vier Lebensraumtypen vor.
Das sind zum einen die Naturlebensräume, also
Sandgebiete und Gewässer mit ihrem direkten
Umfeld, der Reichswald und waldähnliche Baumbestände. Zum anderen die urbanen, von Bebauung
geprägten Bereiche der Stadt. Die Kaiserburg, die
ja über einer fast grünfreien Altstadt thront, wird
besonders herausgestellt.
Die natürlichen Lebensräume sind in der Regel
Überbleibsel – quasi eingemauerte Lebeninseln –
auf denen sich botanische und zoologische Spezialisten gehalten haben. Zusammen mit den bebauten
Bereichen der Stadt bilden sie gewissermaßen ein
Mosaik unterschiedlicher Habitate auf relativ en-
gem Raum. Eine solche „gute Mischung“ hat Potenzial für eine vergleichsweise hohe Artenzahl – eine
hohe Biodiversität der Lebewesen.
Häuser wie Felsen angeflogen
Zusätzlich zu den verbliebenen sogenannten
Relikt-Populationen in Wald-, Sand- und Feuchtgebieten kommen hochmobile Arten wie Vögel und
Fledermäuse direkt in den bebauten Teil der Stadt
und nutzen das Nahrungs- und Quartierangebot.
Vögel wie der Wanderfalke, der seit ein paar Jahren
unter anderem auf der Kaiserburg wieder im Stadtgebiet brütet, und der Mauersegler sehen in den
höheren Gebäuden der Stadt nichts anderes als die
von ihnen einst natürlich bewohnten Felsen. Ähnlich geht es Fledermäusen, wie der Zweifarb- und
Zwergfledermaus. Baumhöhlen bewohnende Vögel
wie die Spechte finden mittlerweile in den alten
Bäumen unserer Stadt fast mehr Quartierangebote
als im Wirtschaftswald der Umgebung.
In Zeiten von gewinnorientierter Waldwirtschaft
und „ausgeräumter“ Landschaft wird auch Nürnberg immer mehr zur Arche für bedrohte Lebewesen
aller Art. Damit wächst unsere Verantwortung. Als
Freunde der Artenvielfalt sollten wir die aktuellen
Fragen der Stadtentwicklung auch in diesem Licht
betrachten – uns der Wichtigkeit des Schutzes wertvoller Lebensräume klar werden. Deren Erhalt sollte eines der wesentlichen Ziele einer zeitgemäßen
Stadtplanung sein!
Bettina Cordes
Füchse gewöhnen sich
immer mehr an das
Stadtleben
Foto: Jörg Carstensen/
dpa
Wer mit offenen Augen durch die Straßen und
Grünanlagen geht, entdeckt immer mehr Spuren
von wildlebenden Säugetieren, die unsere Stadt
als neue Heimat entdecken. Neben Mäusen, Igeln
und Eichhörnchen, die schon lange zum gewohnten
Stadtbild gehören, bevölkern nun auch Füchse, Marder, Wildschweine und Waschbären die Straßen und
Gärten. Im Sommer jagen nach Einbruch der Dämmerung Fledermäuse um die Laternen und der Biber
sucht auf der Insel Schütt nach Nahrung.
Um diese pelzigen Neubürger kümmert sich die
2012 neugegründete Abteilung für Mammalogie
(Säugetierkunde) der NHG. Zur Zeit sind 37 verschiedene Säugerarten aus dem Stadtgebiet bekannt und
die Mitglieder unserer Abteilung forschen intensiv
nach bisher noch unentdeckten Arten. Bei der Aktion „Wildkatzensprung“, die das Bundesamt für
Naturschutz mit dem Bund Naturschutz in Bayern
organisiert hat, verteilten sieben Teams mit Bal­
drian präparierte Holzpflöcke in den Wäldern um
Nürnberg. Durch die Baldrianlösung sollten Wildkatzen dazu animiert werden, sich daran zu reiben.
An einem Stock wurden auch verdächtige Haare
Gletscher in Bewegung
Dr. Cornelia Lüdecke, Univ. Hamburg
Do 25. 2. 2016
Wildes Stadtleben – die Urbanisation
von Wildtieren.
Dr. Christof Janko, Wildbiologe, Freising
Mo 29. 2. 2016
Gambia
Hendrik Bebber, Bath, England
Mi 2. 3. 2016
Der Monsun, die Maya und die
Tang-Dynastie
Dr. Stephan Matthiesen, Univ. Edinburgh
Mo 7. 3. 2016
Säugetiere als Forschungsobjekte
entdeckt, die am Forschungsinstitut Senkenberg in
Frankfurt/M. genetisch untersucht wurden und sich
tatsächlich als Wildkatzenhaare erwiesen. So konnte die Abteilung den Erstnachweis einer Wildkatze
im Stadtgebiet erbringen.
Auch einige domestizierte Verwandte der Wildkatze mit ihren Frauchen und Herrchen helfen der
Mammalogie fleißig bei der Arbeit. Manches Beutestück, das Mieze von ihren nächtlichen Streifzügen
mit nach Hause bringt, landet tiefgefroren als Forschungsobjekt auf dem Tisch. Unverdaute Schädel
und Knochen in Eulengewöllen, die unter manchen
alten Parkbäumen zu finden sind, geben wichtige
Hinweise auf die Kleinsäuger, die Eulen als Nahrung
dienen. Bei den Arbeitsabenden der Abteilung werden die Funde gemeinsam gesichtet, bestimmt und
katalogisiert, sodass langsam ein genaueres Bild
über das Vorkommen und die Verbreitung der einzelnen Arten innerhalb des Stadtgebietes entsteht.
Das Grab des Sennefer und seine
Nachbarn
Dr. Pieke, Reissmuseum Mannheim
Mi 24. 2. 2016
eröffnete Ausstellung Seltene Nürnberger werden
von der Abteilung mitorganisiert und mitgestaltet.
Bei Veranstaltungen wie dem Reichswaldfest,
dem Tag der Biodiversität oder der Bat-Night ist die
Abteilung für Mammalogie mit einem Stand vertreten, an dem interessierte Bürger Informationen
und Tipps zu Fledermausschutz und allen Fragen
rund um Säugetiere erhalten können. Exkursionen
zu Museen und Zoos sowie Vorträge von Fachleuten
zu säugetierkundlichen Themen im Katharinensaal
runden das Programm ab. Interessierte Naturfreunde sind jederzeit willkommen und können per Email
([email protected]) die Termine der nächsten Treffen erfragen.
Oliver Fehse
Flora und Vegetation der
Kanarischen Inseln (Teil II)
Peter Achnitz, Nürnberg
Do 10. 3. 2016
Das Equestre-Syndrom
Bettina Haberl, Pilzberaterin,
Klinikum rechts der Isar
Mo 14. 3. 2016
Das Ende der mykenischen Paläste
und die „Dunklen Jahrhunderte“
Eva Göritz-Henze, Nürnberg
Mi 16. 3. 2016
Die Segeberger Kalkberghöhle und
ihre Fledermäuse
Dr. Anne Ipsen, Fledermaus-Zentrum,
Bad Segeberg
Do 17. 3. 2016
Explosiver Vulkanismus
Prof. Dr. Bernd Zimanowski,
Universität Würzburg
Do 24. 3. 2016
Gut erhaltene Fundstücke
Besonders interessante oder gut erhaltene Fundstücke werden für Ausstellungen im Naturhistorischen Museum präpariert oder wandern in die
Sammlung, deren Pflege Bettina Cordes übernommen hat. Sie koordiniert auch den ehrenamtlichen
Fledermausschutz in Nürnberg, Fürth und den
dazugehörigen Landkreisen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Fledermäuse eine wichtige Rolle
im Programm der Mammalogie einnehmen. Neben
Sammlung und Forschung ist die Öffentlichkeitsarbeit ein weiterer Schwerpunkt der Abteilungsarbeit. Sonderausstellungen im Naturhistorischen
Museum, wie z.B. die 2014 veranstaltete Ausstellung
Biber – die guten Geister des Wassers oder die jetzt
Fluchtursache Klimawandel
Dr. Silja Klepp, artec/Forschungszentrum,
Universität Bremen
Do 31. 3. 2016
Lebensraum Nürnberger Kaiserburg
Leo Weltner, Zirndorf
Mo 4. 4. 2016
Der Siljan-Krater in Zentralschweden
PD Dr. Oliver Lehnert, Universität Erlangen
Do 28. 4. 2016
Gemeinsam Säuger anhand ihrer Knochen
bestimmen. Foto: NHG
Alle Termine und weitere Infos unter
www.nhg-nuernberg.de