Ökumenischer Kreuzweg der Schöpfung im Landkreis Verden

Ökumenischer Kreuzweg der Schöpfung im Landkreis Verden
Für die einen ist es der Stoff aus dem die Energiewende ist, für die anderen ist es ein
unkalkulierbares Risiko, das Trinkwasser bedroht und die Erde zum Beben bringt:
Die Ergasförderung im Landkreis Verden ist hoch umstritten.
„Diesen Konflikt in unserer Nachbarschaft, wollen wir mit dem ökumenischen Kreuzweg der
Schöpfung aufgreifen“, sagt Eberhard Walther von der katholischen Propsteigemeinde St. Josef in
Verden. Gegangen wird er am Sonntag, 28. Februar.
Seit 2010 wird der Kreuzweg der Schöpfung Bistum Hildesheim, zum dem die Propsteigemeinde
St. Joseph gehört, in der Fastenzeit vor Ostern gegangen – immer wieder an anderen Orten. „Der
Grundgedanke ist, dass wir mit dem Kreuz an Orte gehen, an denen die Schöpfung gekreuzigt
wird“, erläutert Claus-Dieter Paschek. Es geht dem Vorsitzenden des Diözesanrates der
Katholiken im Bistum Hildesheim vorrangig um eines: „Wir wollen die Probleme aufzeigen, die mit
der Erdgasförderung verbunden sind.“ Das betreffe sowohl die Umweltgefährdungen als auch die
Sorgen der Mitarbeiter in der Gasförderung. „Ein Kreuzweg ist immer ein Weg der Klage, nicht der
Anklage“, unterstreicht Paschek: „Wir gehen diesen Weg, weil wir berufen sind, die Schöpfung zu
bewahren und eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgende Generation zu gestalten.“
„Wir sind überparteilich“, ergänzt Eberhard Walther: „Wir wollen darüber nachdenken, wie wir mit
der Ressource Gas umgehen.“ Gerade beim Gehen eines Kreuzweges kann und soll nachgedacht
werden: „Muss Gas in diesen Mengen gefördert werden? Brauchen wir so viel Energie? Gibt es
nicht Alternativen? Walther nennt diese drei Fragen als Beispiele. Damit seien immer Anfragen an
die eigene Verantwortung, das eigene Handeln verbunden.
Bewusst wird der Kreuzweg ökumenisch gegangen. „Die Verantwortung für die Schöpfung fragt
nicht nach katholisch oder evangelisch“, sagt Dieter Sogorski, Pastor am Dom zu Verden. Das
Zeichen des Kreuzes bringe die Situation in der Region auf den Punkt: „Es ist einerseits ein Kreuz
für die Bewohner im Umfeld von Erdgasförderstellen und der erhöhten Erdbebengefahr ausgesetzt
zu sein, andererseits ein Kreuz für die Mitarbeiter der Bohrstellen, die sich den wirtschaftlichen
Interessen des Unternehmens unterordnen müssen. “ Der Kreuzweg soll dazu ermutigen, sachlich
mit den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft in den Dialog zu treten und eine offene und
ehrliche Diskussion zu führen.
Ein Anliegen, das auch für Thomas Vogel von der Bürgerinitiative „No Fracking in Völkersen“ von
zentraler Bedeutung ist: „Wir können als Bürgerinitiative diesen Weg gut mitgehen. Es müsse
immer wieder über eine Technik gesprochen werden, die aus seiner Sicht ein „Vabanquespiel“ ist:
„Die Risiken vor unserer Haustür und unter unseren Häusern tragen wir alle.“
Zur Info:
Adresse des Startpunkts: Zur Freilichtbühne 19, 27299 Langwedel
Treffpunkt und Beginn ist um 14:00 Uhr an
der Freilichtbühne Holtebüttel. Der
Kreuzweg führt dann über Schülingen mit
einer Station an der Friedhofs-kapelle nach
Völkersen. Dort findet der Kreuzweg in der
Kapelle mit einer ökumenischen
Wortgottesfeier seinen Abschluss.
Anschließend besteht die Möglichkeit zur
Begegnung im dortigen Gemeindehaus bei
einer Tasse Kaffee.
Die Ansprache an der Zwischenstation in
Schülingen hält Prof. Dr.Dr. Thomas
Sternberg, Präsident des Zentral-komitees
der deutschen Katholiken.
Bolivianisches Schöpfungskreuz
Das Kreuz, das bei den Kreuzwegen der Schöpfung getragen wird, hat eine besondere
Geschichte. Längs- und Querbalken stammen aus Bolivien, mit dessen Kirche das Bistum
Hildesheim eine fast 30-jährige Partnerschaft verbindet. Es zeigt Entwicklungen auf, die
die Schöpfung in Bolivien kreuzigen: Der Längsbalken stammt aus dem tropischen
Tiefland Boliviens, wo immer mehr Regenwald abgeholzt wird – um in Monokulturen
Zuckerrohr für Biosprit oder Soja für die Rindermast anzubauen. Aus einer Silbermine im
Hochland kommt der Querbalken. Er steht für das, was der Umwelt, aber auch den
Bergarbeitern angetan wird: Gift in der Natur und nur das Nötigste an Lohn zum
Überleben.