Bauwirtschaft - Bank Austria

mit Detailberichten:
• Wohnbau
• Tiefbau
Dezember 2015
BranchenBericht
Bauwirtschaft
BANK AUSTRIA
ECONOMICS &
MARKET ANALYSIS
AUSTRIA
Branchenberichte - Rückblick
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April 2015: Gütertransport, Speditionen
Mai 2015: Personentransport
Juli: 2015: Freie Berufe
Oktober 2015: Lebensmittelerzeugung
Branchenberichte - Vorschau
• Jänner 2016: Bauzulieferbranchen
Autor: Günter Wolf
Impressum
Herausgeber, Verleger, Medieninhaber:
UniCredit Bank Austria AG
Economics & Market Analysis Austria
Schottengasse 6-8
1010 Wien
Telefon +43 (0)50505-41952
Fax +43 (0)50505-41050
E-Mail: [email protected]
Stand: Dezember 2015
Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Bauwirtschaft
Zusammenfassung
Zusammenfassung
■ Branchenstruktur: 34.000 Betriebe, 247.000 Beschäftigte, 41 Mrd. € Umsatz
Die Branche trägt 6,4 % zur Wirtschaftsleistung bei, mit abnehmender Tendenz. Bauinvestitionen liefern langfristig keine nennenswerten Wachstumsbeiträge, kurzfristig aber starke
Wachstumsimpulse und zeigen hohe Multiplikatorwirkung. (Seite 4f)
■ Baukonjunktur: Wachstum verschiebt sich auf 2016
2015 ist die Bauproduktion vorläufig um etwa 1 % nominell unter 41 Mrd. € gesunken,
wobei neben den weiter rückläufigen Hochbauumsätzen auch der Tiefbau den Schwung
vom Vorjahr verloren hat. Erst 2016 werden vor allem die starke Wohnungsnachfrage und
der weitere Bahnausbau wieder für ein Produktionsplus sorgen. (Seite 7)
Der Beschäftigungsrückgang 2014 von 1,4 % hat sich in den ersten drei Quartalen 2015
auf rund 2 % ausgeweitet und unterstreicht die anhaltend schwache Auftragslage und die
geringe Kapazitätsauslastung der Branche. (Seite 8)
■ Wohnbau: 2015 noch im Minus, gewinnt 2016 an Tempo
Der Wohnbau entwickelte sich trotz steigender Immobilienpreise, günstiger Finanzierungsbedingungen, hohem Wohnraumbedarf und Baubewilligungsrekorden schwach. Voraussichtlich ist die Spartenproduktion nach 2014 heuer nochmals leicht gesunken. Erst 2016
steht eine Trendwende bevor; auch wenn nur ein Teil der zusätzlichen Baubewilligungen
umgesetzt wird, sollte die Wohnbauproduktion deutlich zulegen. (Seite 9)
In den letzten Jahren ist der Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt trotz der Produktion
von 52.000 Wohnungen im Jahr gestiegen, verstärkt vom überdurchschnittlichen Zuwachs
an Haushaltsneugründungen (38.000 pro Jahr) und der hohen Nachfrage nach
Anlagewohnungen. Ob die Förderung von zusätzlich 6.000 Wohnungen jährlich bis 2020
ausreicht, die Lücke zu schließen, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall wird der Wohnbau an
Schwung gewinnen. (Seite 11f)
■ Wirtschaftsbau
2014 ist die Spartenproduktion um 4 % auf 3,8 Mrd. € gesunken, vor allem weil öffentliche
Aufträge fehlten. Hingegen sind 2015 die Aufträge der Industrie- und Gewerbebetriebe
ausgeblieben, während die Investitionen der BIG gestiegen sind und im Jahresdurchschnitt
noch für ein leichtes Produktionsplus im Wirtschaftsbau sorgten. Voraussichtlich werden
die öffentlichen Hochbauinvestitionen 2016 weiter steigen. (Seite 13)
■ Tiefbau
2014 noch eine Wachstumsstütze der Bauwirtschaft, mit einem Produktionsplus von
knapp 5 % auf 9,1 Mrd. €, mit überdurchschnittlichen Ergebnissen im Straßen-, Bahn- und
Tunnelbau, hat die Sparte 2015 erheblich an Schwung verloren. Voraussichtlich ist der
Produktionswert im Jahresdurchschnitt nur im Bereich von 1 % bis 2 % nominell gestiegen.
Erst 2016 wird der Tiefbau vom angekündigten Bahnausbau und höheren
Straßenbauinvestitionen deutliche Wachstumsimpulse bekommen. Die ÖBB plant in den
nächsten fünf Jahren jährlich um durchschnittlich 1 Mrd. € höhere Investitionsausgaben als
in den vergangenen fünf Jahren und die ASFINAG Mehrausgaben von etwa 400 Mio. € im
Jahr. Letztendlich sollten die öffentlichen Mittel aus der Breitbandmilliarde bis 2020
zusätzliche Bauinvestitionen auslösen. (Seite 14)
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Bauwirtschaft
Branchenstruktur
1. Branchenstruktur
Bauwirtschaft
z.Vgl. Indus trie
2014
2004-14 1
Unternehmen
33.700
39%
-12%
Beschäftigte
246.800
5%
0%
41,0
43%
29%
NACE 41, 42, 43
Umsatz, Mrd. €
2004-14
1) Vdg. lt. Konjunkturstatistik
Q.: Statistik Austria; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Von den 33.700 Unternehmen der Bauwirtschaft zählen rund 7.100 Firmen schwerpunktmäßig
zum sogenannten Bauhauptgewerbe, das sind 4.100 Hochbau- und 3.000 Tiefbauunternehmen, die Bauleistungen im Wert von 23 Mrd. € erbringen. Weitere 26.600 Firmen teilen sich
auf die Bauinstallations- und Baunebengewerbebranchen auf, das sind beispielsweise Elektroinstallateure, Dachdecker, Bautischler, Glaser oder Maler, die im Wesentlichen im Hochbau arbeiten.
Bau liefert einen relativ hohen, langsam sinkenden BIP-Anteil
Im Bauwesen arbeiten 247.000 Personen beziehungsweise 7,2 % aller Unselbständig
Beschäftigten Österreichs, die Güter und Leistungen im Wert von 47 Mrd. € erzeugen. Die
Abweichung zum Produktionswert des Sektors von 41 Mrd. € laut Konjunkturstatistik erklärt
sich im Wesentlichen mit unterschiedlichen Sektorgrenzen und Umsatzdefinitionen (wenn
nicht anders angegeben, wird für folgende Analyse die Konjunkturstatistik verwendet, die auch
unterjährige Daten liefert. Auf jeden Fall folgt die Umsatzentwicklung in beiden Erhebungen
demselben Pfad).
Der Beitrag des Bauwesens zur heimischen Wirtschaftsleistung wird langfristig geringer. In den
letzten vier Jahrzehnten beispielsweise ist die Bauwertschöpfung preisbereinigt um 10 %, Österreichs Wirtschaftsleistung insgesamt gleichzeitig um 130 % gestiegen. Die Bauinvestitionen
haben sich nach dem Wohnbauboom Anfang der 90er Jahre etwa zur Mitte des Jahrzehnts von
der Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt und danach nur mehr kurzfristig ähnlich hohe Wachstumsraten erreicht (Grafik S. 5).
Trotz des langsamen Bedeutungsverlustes der Bauwirtschaft im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang, trägt der Sektor noch 6,4 % zum nominellen BIP bei, ein im internationalen
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Bauwirtschaft
Branchenstruktur
Vergleich weiterhin hoher Wert. Im EU28-Durchschnitt liegt der BIP-Anteil des Sektors bei
5,4 %, im Euroraum nur mehr bei 5 %, wobei in den letzten zehn Jahren nur in Spanien, Zypern
und Island höhere Anteile als in Österreich verbucht wurden.
Bauinvestitionen sind ein effektives konjunkturpolitisches Instrument
Der relativ hohe Wertschöpfungsanteil der Bauwirtschaft kann zum Teil mit der Tatsache
erklärt werden, dass Bauinvestitionen grundsätzlich ein beliebtes und effektives
konjunkturpolitisches Instrument sind. Auch wenn die Branche längst kein Wachstumsträger
der heimischen Wirtschaft mehr ist, liefert sie kurzfristig starke Wachstumsimpulse.
Bauarbeiten haben aufgrund der relativ hohen Beschäftigungsintensität und des niedrigen
Importanteils an den Vorleistungen der Branche eine überdurchschnittlich hohe
Multiplikatorwirkung. Beispielsweise liegt der Wertschöpfungsanteil am Branchenumsatz bei
35 %, im Industriedurchschnitt bei 27 % und der Importanteil an den Vorleistungen bei 17 %
im Vergleich zu 50 % beim Großteil der Industriebranchen. Kurzfristig schafft 1 Mio. €
Investitionsvolumen im Bau 25, nach etwa fünf Jahren etwa 37 neue Arbeitsplätze; dieselbe
Summe für Ausrüstungsinvestitionen 15 respektive 23 Arbeitsplätze (Q.: Joanneum Research
2012).
„Gründungsboom“ …
Der starke Zuwachs neu gegründeter Baufirmen in den letzten zehn Jahren war allerdings nicht
auftragsbedingt und fand auch keine Entsprechung in den Produktionsergebnissen. In Summe
ist die Zahl der Bauunternehmen um 39 % gestiegen, im Vergleich dazu die Zahl der
Industrieunternehmen um 12 % gesunken. Maßgeblich für die Restrukturierung und den
Gründungsboom in der Branche waren Veränderungen im Gewerberecht Mitte der Nullerjahre
und der stark gestiegene Konkurrenzdruck. In weiterer Folge haben sich größere
Bauunternehmen zunehmend auf Generalunternehmerfunktionen konzentriert und Arbeiten an
Fremdfirmen verlagert, womit die Zahl an Subunternehmen massiv gestiegen ist.
Nicht zuletzt verdeckt die hohe Dynamik auf der Sektorebene zum Teil erhebliche
Wachstumsunterschiede auf der Spartenebene. Während in den letzten zehn Jahren über ein
Fünftel der industriellen Baufirmen vom Markt verschwunden ist (2014 registrierte der
Fachverband noch 135 aktive Kammermitglieder), ist die Zahl gewerblicher Baubetriebe um
ein Viertel und die Zahl der Firmen in Bauhilfsgewerben sogar um mehr als 60 % gestiegen
(auf 12.500 respektive 11.000 Kammermitglieder).
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Bauwirtschaft
Branchenstruktur
… schafft „Scheinselbständige“ …
Der sprunghafte Anstieg der Firmenneugründungen im Bau- und Bauhilfsgewerbe
(Stuckateure, Trockenausbau, Gipser, Gerüstaufsteller, Wärmedämmer u. a.) 2004
dokumentiert zum Teil auch das Phänomen der "Scheinselbständigen", die nach der EUOsterweiterung am heimischen Baumarkt auftauchten. Vereinfacht formuliert, meldeten
osteuropäische Staatsangehörige in Österreich ein Unternehmen im Bauhilfsgewerbe an, um
die Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit zu umgehen; in Frage kamen vorwiegend
freie Gewerbe. Diese neu gegründeten Firmen arbeiteten dann hauptsächlich für einen
einzigen Auftraggeber. Seitdem die Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit 2011 auch
am Bau gefallen sind, ist die Zahl der Neugründungen im Baugewerbe deutlich schwächer
geworden (vgl. Grafik).
Die weitreichenden Strukturänderungen auf Sektorebene veränderten die Liste der größten
Bauunternehmen in Österreich kaum. Wie der langsame Anteilsverlust der Top-3Unternehmen am Produktionswert der Branche zeigt, 2014 waren es noch rund 13 %, dürfte
aber die Unternehmenskonzentration in den letzten Jahren gesunken sein. In die europäischen
Top10 schaffte es auch in der Vergangenheit nur die Strabag AG mit einer Bauleistung von
13,6 Mrd. € (größter Baukonzern Europas ist die französische Vinci mit einem Gesamtumsatz
von knapp 39 Mrd. €).
… und nährte Insolvenzrekorde
Die Bauwirtschaft zählt nicht nur zu den gründungsintensivsten, sondern auch zu den
insolvenzanfälligsten Branchen: die Insolvenzquote liegt zwischen 2 % und 4 %, auf jeden Fall
weit über dem Durchschnitt der österreichischen Wirtschaft von 1 % (die hohe Bandbreite der
Insolvenzquote im Bauwesen resultiert daraus, dass die Branchenabgrenzung für die Zahl
aktiver Bauunternehmen und der Zahl der Insolvenzen nicht deckungsgleich sind;
beispielsweise werden zur Gruppe insolventer Bauunternehmen zusätzlich zu den Bauhauptund Baunebengewerben auch die Baustoffhändler gezählt; Q.: KSV, WKO).
Die Insolvenzen im Baubereich in Österreich sind in den letzten zehn Jahren zwar geringfügig,
aber weniger rasch als die Gesamtzahl gesunken, womit der Anteil an allen Insolvenzen
gestiegen ist, auf 18 % 2014. Die Bauschwäche der letzten zwei Jahre hat ihre Spuren in der
Branche hinterlassen (zumindest in Relation zur allgemeinen Insolvenzentwicklung). An der
angespannten Liquiditätssituation dürfte sich nichts geändert haben.
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Bauwirtschaft
Baukonjunktur
2. Baukonjunktur
Schwache Bautätigkeit seit 2013
Der Bauproduktionswert ist 2013 und 2014 preisbereinigt in allen Bausparten gesunken, 2014
auch in nominellen Werten (um 1 % auf 41 Mrd. €). In erster Linie fehlten der Branche die
Aufträge im Hochbau und hier sowohl im Wohnbau als auch im Wirtschaftsbau. Nur die
Ergebnisse der Sparte Hochbausanierung und -renovierung bremste den Rückgang, nicht
zuletzt mithilfe weiterer Förderungen der thermischen Gebäudesanierung. In Summe ist der
Produktionswert im Hochbau um 2,4 % auf 32 Mrd. € gesunken. Der Tiefbau profitierte von der
kräftigen Aufstockung der Investitionen der ASFINAG, und verbuchte ein Plus im
Spartenergebnis 2014 von knapp 5 % nominell auf 9,1 Mrd. €.
In den ersten acht Monaten 2015 hat sich die Bauproduktion noch verlangsamt. Der
Produktionswert ist um durchschnittlich 2 % nominell beziehungsweise etwa 3 % real
gesunken. Zusätzlich zu den weiter rückläufigen Hochbauumsätzen hat auch der Tiefbau
seinen Schwung verloren.
Bauwachstum verschiebt sich auf 2016
Bis Jahresende 2015 ist mit keiner wesentlichen Steigerung der Baunachfrage zu rechnen. Die
Auftragslage der Branche hat sich in den letzten Monaten nur geringfügig verbessert, die
Baubeschäftigung war noch im Oktober unverändert rückläufig und die Arbeitslosenzahlen sind
im Jahresabstand gestiegen.
Entsprechend vorsichtig sind die Unternehmereinschätzungen im Rahmen der
Konjunkturbefragungen geblieben. Allerdings ist der Vertrauensindikator der Bauwirtschaft im
Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und lässt den Schluss zu, dass der
Konjunkturabschwung am Bau in der zweiten Jahreshälfte zum Stillstand gekommen ist. Im
August ist die Produktionsleistung der Branche sogar leicht gestiegen. Im Jahresdurchschnitt
ist dennoch mit einem Produktionsminus von rund 1 % nominell und etwa 2 % preisbereinigt
zu rechnen.
Erst 2016 werden die Wohnungsnachfrage, steigende Hochbauinvestitionen öffentlicher
Auftraggeber und der weitere Bahnausbau für ein Bauproduktionsplus sorgen. Schließlich
stellen die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen einen Push-Faktor dar, der die
Baukonjunktur begünstigt.
Bauarbeitsmarkt schrumpft
Der Beschäftigungsrückgang in der Bauwirtschaft 2014 von durchschnittlich 1,4 % hat sich in
den ersten drei Quartalen 2015 auf rund 2 % ausgeweitet. Vor allem im Hochbau sind
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Bauwirtschaft
Baukonjunktur
Arbeitsplätze verloren gegangen, insbesondere im Wohnungsneubau, während im Tiefbau die
Beschäftigung in den ersten neun Monaten leicht zulegte. Zugleich ist die Zahl der
Arbeitslosen im Sektor gestiegen; 2014 waren im Jahresdurchschnitt rund 32.000 Personen
mit Bauberufen arbeitslos gemeldet (der Höchststand der vergangenen sieben Jahre), in den
ersten zehn Monaten 2015 32.500 Personen.
Die Entwicklung am Bauarbeitsmarkt unterstreicht die anhaltend schwache Auftragslage und
die geringe Kapazitätsauslastung der Branche. In den letzten Monaten 2015 ist mit keiner
Trendwende bei den Beschäftigungsziffern mehr zu rechnen, wie die wieder pessimistischeren
Erwartungen der Unternehmen im Oktober zeigten.
Langfristig ist die Bauwirtschaft zwar ein stabilerer Arbeitgeber als beispielsweise die Industrie,
insofern als sich die Baubeschäftigung auch in konjunkturturbulenten Jahren relativ
ausgeglichen entwickelte. Allerdings ist die Branche längst keine Wachstumsbranche mehr
und wird kaum neue Arbeitsplätze schaffen.
Baukonjunktur
2014 Ø96-11
2012
2013
2014
1/15
4,0%
1,4%
-0,9%
2/15
3/15
4/15
5/15
-4,5%
-5,4% -0,7% -2,7%
6/15
7/15
8/15
9/15 10/15 11/15
-5,7%
4,6% -2,1%
1,6%
-2,0%
-5,6%
4,3% -3,9%
1,7%
-3,1%
--
--
-5,6% -0,3% -1,2%
1,7%
--
--
--
Abgesetzte Produktion (in Mio. € bzw. Vdg. z. Vorjahr)
Bauproduktion nominell
40.997
3,8%
--
--
davon:
Hochbau
31.934
4,1%
3,8%
1,8%
-2,4%
-2,4%
-6,0%
Wohnbau
4.763
--
3,7%
2,0%
-3,8%
-3,4%
-7,3% -4,8% -8,7%
Wirtschaftsbau
3.806
--
-4,1%
3,9%
-3,8% -10,5%
-8,0% -13,8% -2,1%
Adaptierungen
1.485
--
4,7%
0,5%
-0,1%
8,5%
-3,3% -9,6%
20.237
--
4,8%
1,5%
-1,3%
-4,7%
1.643
--
9,8%
1,7%
-9,0%
-3,7% -19,2% 96,5% 40,4%
4,6%
-0,1%
Baugewerbe
Bauträger
Tiefbau
0,3% -2,8%
0,6%
--
--
--
1,0%
-4,0%
1,4% -4,5% -1,1%
--
--
--
-3,3% -2,4% -1,3%
-9,2%
5,8% -4,2% -0,3%
--
--
--
--
--
--
5,7%
7,6%
8,1% -3,9%
5,2%
7,0% -9,1%
4,8% -11,2%
-3,3% -4,1% -2,4%
2,7%
1,6%
0,9%
--
--
7,9%
-1,4% -6,8% -6,7% -12,2% 13,5% -5,0%
1,6%
--
--
--
7,1% -0,5%
--
--
--
-2,7% -3,0% -1,8%
-2,0% -2,2% -1,9% -1,6%
-1,5%
--
--
-7,2% -4,4% -4,6%
-2,1% -4,1% -1,2%
--
9.063
3,1%
Straßenbau, Eisenbahnb. 5.970
--
2,4% 10,6%
Rohrleitung., Kabelnetze
3.093
--
7,8% -14,7%
-0,8% -17,8%
-7,0% -8,0%
232
0,0%
1,8%
-0,1%
-1,4%
-1,5%
-4,9%
3,9%
-6,2%
-2,2%
5,2%
1,7%
Sonstige Indikatoren
Baubeschäftigte, in 1.000
Auftragseingänge Bau
--
--
5,9%
2,3%
1,6% -15,9%
6,1%
-1,4%
--
Baupreise gesamt
--
2,1%
2,5%
1,4%
1,5%
--
--
0,9%
--
--
0,6%
--
--
0,5%
--
--
Baukosten 1
--
2,9%
2,1%
1,9%
1,2%
1,6%
1,7%
1,8%
2,0%
1,9%
2,0%
2,0%
1,6%
1,4%
0,8%
0,7%
Bauvertrauen 2
--
-21
-5
-13
-16
-11
-15
-17
-19
-20
-15
-17
-17
-12
-17
-11
1 Baukostenindex Wohnhaus- und Siedlungsbau (Löhne , Baumaterialien, etc)
2 Saldo positiver und ne gativer Unternehmehmereinschätzungen für die nächsten Monaten
Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
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Stand: Dezember 2015
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Bauwirtschaft
Wohnbau
3. Wohnbau
Wohnbaukonjunktur: 2015 im Minus, gewinnt 2016 an Tempo
2014 ist der Produktionswert im Wohnungsneubau im Bauhauptgewerbe um knapp 4 %
nominell auf 4,8 Mrd. € gesunken. Zudem berichteten das Baunebengewerbe, das zu einem
erheblichen Teil im Wohnbau arbeitet, ein Minus von 1,3 % und die auf Hochbausanierung
spezialisierten Bausparten stagnierende Produktionsergebnisse.
Anfang 2015 hat sich der Rückgang der Wohnbauproduktion verstärkt und ist erst zur
Jahresmitte zum Stillstand gekommen. Im vierten Quartal dürfte sich die Spartenentwicklung
weiter gefestigt haben, wie die hohen Umsatzzuwächse bei den Bauträgern (u. a. Wohnbauund Siedlungsge-nossenschaften) und der deutlich gestiegene Optimismus der
Hochbauunternehmen im Vorjahresvergleich vermuten lassen. Auch bei einigen
Baunebengewerben haben sich die Unternehmererwartungen für das vierte Quartal 2015
verbessert, beispielsweise im Holzbau, bei den Tischlern und den Sanitär- und
Heizungstechnikern. Dennoch lässt der Konjunkturaufschwung im Wohnbau auf sich warten
und das Wohnbaujahr 2015 endete voraussichtlich wieder mit einem leichten
Produktionsminus.
Die Wohnbautätigkeit in Österreich ist trotz steigender Immobilienpreise, günstiger
Finanzierungsbedingungen, erhöhtem Wohnraumbedarf und neuer Baubewilligungsrekorde
unerwartet schwach geblieben. Während 2013 und 2014 durchschnittlich 63.000 Wohnungen
zum Neu- oder Umbau zugelassen wurden, fast soviele wie in den Wohnbauboomjahren Mitte
der 90er Jahre, sind um knapp 2 % weniger Wohnungen fertiggestellt worden. 2015 ist die
Zahl der Baubewilligungen weiter gestiegen, die Zahl der Fertigstellungen vorläufig nur um
knapp 1 % auf 52.000 Einheiten (Q.: GBV).
Letztendlich war auch die Aufstockung der Wohnbauförderungen der Bundesländer in den
letzten zwei Jahren zu gering, um Schwung in den Wohnbau zu bringen. Die Fördervolumina
sind nur nominell leicht gestiegen, preisbereinigt aber mehr oder weniger unverändert
geblieben. Unter dem Titel wurden 2014 2,8 Mrd. € ausgegeben, in Summe etwa soviel wie
bereits 2010. 2015 wurden die Förderungen zumindest in Wien, Niederösterreich und Salzburg
sogar wieder gekürzt.
2016 steht allerdings eine Trendwende im Bereich der Wohnbauinvestitionen bevor; auch
wenn nur ein Teil der zusätzlichen Baubewilligungen in konkrete Bauprojekte umgesetzt wird,
sollte die Wohnbauproduktion deutlich zulegen. Die Rahmenbedingungen bleiben vorteilhaft,
das sind vor allem die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und erstmals seit Jahren wieder
stärker steigende Haushaltseinkommen. Wie die Baubewilligungen zeigen, wird sich der
Geschoßwohnbau etwas dynamischer als der Ein- und Zweifamilienhausbau entwickeln.
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Bauwirtschaft
Wohnbau
Der Wohnbau erbringt Leistungen im Wert von 14 Mrd. € …
Zum gesamten, vom Wohnbau induzierten Bauvolumen werden die Neubauleistungen und
Sanierungsarbeiten des Bauhauptgewerbes und eine Vielzahl an Leistungen der Bauhilfs- und
Baunebengewerbe gerechnet, unter anderem die Leistungen der Bautischler, Dachdecker und
Installateure. Dazu kommen noch die Eigenleistungen der Bauherren, Nachbarschaftshilfen
und Schwarzarbeit (unversteuerte Professionistenleistungen und Pfusch), in Summe Produkte
und Leistungen im Wert von mehr als 14 Mrd. € (Q.: Statistik Austria, VGR, Wohnbauinvestitionen 2014).
Das gesamte Investitionsvolumen im Wohnbau dürfte noch darüber liegen, weil die offizielle
Statistik den Anteil der Schwarzarbeit wahrscheinlich deutlich unterschätzt. Insgesamt wird
das Volumen der Schwarzarbeit am Bau mit 8,3 Mrd. € beziffert, wovon der Großteil auf den
Wohnbau entfällt (Q.: Schneider, 2015). Auf jeden Fall hat die Schattenwirtschaft in den
letzten zwei wachstumsschwachen Wirtschaftsjahren wieder an Attraktivität gewonnen,
nachdem die Nachfrage nach Schwarzarbeit am Bau infolge der strengeren gesetzlichen
Maßnahmen und der verstärkten behördlichen Baustellenkontrollen seit Mitte der Nullerjahre
bis 2013 sukzessive gesunken ist. Gleichzeitig ist auch der Anteil der Bevölkerung, die „Pfusch“
als Kavaliersdelikt einstufen, gestiegen, von 41 % 2008 auf 62 % 2015.
Zum Teil profitiert die Bauwirtschaft von den Schwarzarbeitsleistungen, da viele Projekte, vor
allem Hausbauten, erst mit ihrer Hilfe leistbar und damit begonnen werden. Die
Eigenleistungen der Bauherren wie die Schwarzarbeit tragen letztendlich auch dazu bei, dass
Österreichs Bevölkerung im internationalen Vergleich mit relativ billigem Wohnraum in hoher
Qualität gut versorgt ist.
… und sichert ein hochwertiges, relativ günstiges Wohnungsangebot in Österreich
Langfristig sind sowohl die Wohnungsgrößen als auch die Qualität der Wohnungen sukzessive
gestiegen: die durchschnittliche Wohnnutzfläche stieg von 33 m² pro Person 1990 auf 45 m²,
während der Anteil an Nicht-Kategorie-A-Wohnungen an allen Hauptwohnsitzwohnungen von
39 % auf 7 % gesunken ist (davon der Anteil an Substandardwohnungen von 6 % auf 1 %, das
sind knapp 41.000 von insgesamt 3,8 Millionen Hauptwohnsitzen).
Zudem hat sich Wohnen kontinuierlich verteuert, wobei für die höheren Wohnungs- und
Hauspreise in erster Linie die hohe Nachfrage, aber auch die gestiegenen Wohnqualitäten
verantwortlich sind. Trotzdem die Wohnausgaben der Haushalte in Österreich seit Jahren
wachsen, liegt der Anteil mit 22 % der Konsumausgaben noch weit unter dem
westeuropäischen Durchschnitt von 25 % (die Ausgaben enthalten die Mietzahlungen,
imputierte Mieten für Eigentümerwohnungen, sonstige Wohnungsaufwendungen und
Wohnenergiekosten).
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Bauwirtschaft
Wohnbau
Vermutlich wurden die Grenzen „leistbaren“ Wohnens in einzelnen Segmenten vor allem in
den Ballungsräumen längst überschritten. Außerdem sollte die Tatsache, dass der
österreichische Wohnungsmarkt noch weitgehend im Gleichgewicht ist und der Preisanstieg
seit 2014 wieder an Tempo verliert, nicht vom wachsenden Nachfragedruck am Markt
ablenken. Angesichts der zu erwartenden kurzfristig hohen Zuwanderungszahlen muss mit
einer steigenden Angebotslücke gerechnet werden.
Kurzfristig stark wachsender Wohnungsbedarf
Etwa die Hälfte des jährlichen Neubaubedarfs ergibt sich aus der Entwicklung der Haushaltszahlen, ein Drittel aus dem Ersatzbedarf für Wohnungen, die aufgrund von Abbruch,
Umwidmungen oder Zusammenlegungen vom Markt verschwinden, und der Rest aus der
Nachfrage nach Zweitwohnsitzen beziehungsweise aus dem Bestand an leerstehenden
Wohnungen (Q.: ÖROK). Unter der Annahme, dass die Zahl sanierungsbedürftiger Gebäude und
Wohnungen aufgrund der bereits hohen Qualität des Wohnungsbestandes abnimmt und die
Zweitwohnsitznachfrage weniger vom dringenden Wohnbedarf, sondern mehr von Konsumbeziehungsweise Anlagewünschen gesteuert wird, gewinnt die Zahl neuer Haushalte für den
Neubaubedarf stärker an Bedeutung.
Das Bevölkerungswachstum in Österreich hat sich in den vergangenen 15 Jahren auf 0,5 %
jährlich beschleunigt und wird in den nächsten Jahren noch an Tempo gewinnen, angetrieben
von den hohen Zuwanderungsraten. Nach 2020 werden die Zuwächse deutlich schwächer
(2015 sind von 77.000 neuen Einwohnern etwa 72.000 aus dem Ausland zugewandert; in
Summe wurden 8,6 Mio. Einwohner gezählt; Q. Statistik Austria, Bevölkerungsprognose 2015).
Aufgrund kontinuierlich sinkender Haushaltsgrößen wachsen die Haushaltszahlen in Österreich
bereits seit den 70er Jahren rasch, um durchschnittlich 0,9 % im Jahr. Sie werden zwar im
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Bauwirtschaft
Wohnbau
Gegensatz zu den Einwohnerzahlen schon in den nächsten Jahren an Tempo verlieren (wobei
mit dem zunehmenden Anteil alter, verwitweter und/oder geschiedener Menschen die Zahl
kleiner Haushalte weiterhin überporportional steigt). Allerdings wurden bereits in den letzten
drei Jahren überdurchschnittlich viele, rund 38.000, Haushalte pro Jahr gegründet.
Entsprechend den Haushaltsprognosen wird der Druck auf den Wohnungsneubau in Österreich
über einen längeren Zeitraum sinken. Kurzfristig werden die Anforderungen noch deutlich
zulegen, verstärkt von anhaltend hohen Nachfragezuwächsen und dem bestehenden
Nachfrageüberhang, der sich in den letzten bauschwachen Jahren gebildet hat. Mit einer
Neubauleistung von 45.000 bis 50.000 Wohnungen im Jahr konnte der Bedarf in den
vergangenen drei Jahrzehnten zwar überwiegend gedeckt werden. In den letzten drei Jahren
war der Output von durchschnittlich 52.000 Wohnungen im Jahr vor dem Hintergrund von
38.000 Haushaltsneugründungen und der stark gestiegenen Nachfrage nach
Anlagewohnungen vermutlich zu gering (wie nicht zuletzt die Preisentwicklung am
Immobilienmarkt signalisiert).
Ob das Wohnbaupaket der Bundesregierung, das die Förderung von zusätzlich 6.000
Wohnungen jährlich bis 2020 vorsieht, ausreicht, um weitere Marktungleichgewichte zu
vermeiden, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall werden die Wohnbauinvestitionen an Schwung
gewinnen.
Langfristig kann das notwendige Neubauvolumen in Österreich auf jeden Fall bewältigt
werden, vorausgesetzt das System der Wohnbaufinanzierung, vor allem das Fördersystem,
wird nicht nachhaltig gestört.
Regionale Unterschiede im Wohnungsbedarf
Steigende Haushaltszahlen werden für alle Bundesländer erwartet, am stärksten in Wien,
Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg und am schwächsten in Kärnten und der Steiermark.
Ähnlich unterschiedlich entwickelt sich der Wohnungsbedarf auf regionaler Ebene, wobei die
Nachfrage in peripheren Regionen der Steiermark und Kärntens seit Jahren nicht mehr wächst
und der Neubau nur mehr zur Bestandserhaltung dient (in diesen Regionen ist mittelfristig mit
einer weiteren Restrukturierung der lokalen Bauwirtschaft zu rechnen).
In Wien wird als einzigem Bundesland langfristig die Zahl aller Haushalte zwar rascher, die
Zahl der Einpersonenhaushalte aber wesentlich schwächer als im Österreichschnitt wachsen.
Das Prognoseergebnis erklärt sich mit der starken Zuwanderung aus dem Ausland im Vergleich
zu anderen Bundesländern beziehungsweise dem höheren Anteil von Bevölkerungsschichten
mit relativ niedrigen Einkommen; auf jeden Fall mit einem relativ hohen Anteil von Menschen,
die entweder aus Kostengründen oder aufgrund der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe
eher in bestehende Haushalte ziehen. Nicht zuletzt wird in allen Ballungszentren verfügbarer
und leistbarer Wohnraum zunehmend knapper, weshalb junge Erwachsene länger in
elterlichen Haushalten bleiben.
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Bauwirtschaft
Wirtschaftsbau
4. Wirtschaftsbau
Zum Wirtschaftsbau zählt der Bau von Werksanlagen, Lagerhallen, Einzelhandelsgeschäften,
Hotels und Bürogebäuden ebenso wie von Schulen und Krankenhäusern. Projekte öffentlicher
Auftraggeber tragen knapp ein Drittel zum Produktionswert von 3,8 Mrd. € bei.
Die Produktionsleistung im Wirtschaftsbau ist 2014 um rund 4 % nominell auf 3,8 Mrd. €
gesunken. Für das Minus waren im Wesentlichen fehlende öffentliche Aufträge verantwortlich,
während private Auftraggeber mehr in Gebäude investierten. Im ersten Quartal 2015 hat sich
der Produktionsrückgang noch ausgeweitet und drehte erst ab Mai ins Plus. Österreichs
Industrie- und Gewerbebetriebe haben ihre Investitionspläne für 2015 nur moderat
aufgestockt. Darüber hinaus ist auch das Angebot an kommerziellen Immobilien im
Dienstleistungsbereich in Summe wenig gestiegen.
Im Wirtschaftsbau blieben stärkere Impulse 2015 und vorläufig auch 2016 auf öffentliche
Auftraggeber beschränkt: der aktuelle Budgetvoranschlag des Bundes sieht eine Ausweitung
der Investitionsausgaben der Bundesimmobiliengesellschaft, die wesentlich zu den
öffentlichen Bauaufträgen in dem Bereich beiträgt, um jeweils 20 % vor (2015 sollten knapp
600 Mio. € in den Neu- und Ausbau und die Renovierung von öffentlichen Gebäuden investiert
werden, nachdem die Investitionsausgaben der BIG, wie der ÖBB und der ASFINAG, in den zwei
Jahren davor im Vergleich zu den Plänen aus 2014 erheblich, gekürzt wurden).
Das hohe Produktionsminus der Bausparte im ersten Halbjahr zeigte, dass die
Investitionsaufträge auch der BIG erst im Lauf des Jahres vergeben wurden. In Summe sollten
im Wirtschaftsbau bis Jahresende 2015 zwar noch Zuwächse erreicht werden, die aber
voraussichtlich nicht reichen, um das Vorjahresminus vollständig zu kompensieren.
Ad. Büromarkt in Österreich
2015 sind voraussichtlich 200.000 m² neue Büroflächen in Österreich auf den Markt
gekommen, deutlich mehr als in den letzten Jahren, aber weit unter den Rekorden der
vergangenen zehn Jahre. Zudem ist der Großteil der Flächen vorvermietet, weshalb sich die
Leerstandsrate kaum gestiegen ist (ca. 6,5 %) und der relativ hohe Nachfrageüberhang nicht
gedeckt werden konnte. Erst 2016 und 2017 wird mit der erwarteten Fertigstellung von etwa
250.000 m² neuen Büroflächen im Jahr, wieder mit einer Entspannung am heimischen
Büromarkt gerechnet (Q.: Colliers).
Ad. Einkaufszentren
Die Produktion neuer Einkaufszentren in Österreich hat nach dem Höhepunkt 2007, mit rund
170.000 m² fertig gestellter Verkaufsflächen, kontinuierlich an Tempo verloren, gebremst von
restriktiven Raumordnungskonzepten, dem wachsenden Konkurrenzdruck im stationären
Einzelhandel und nicht zuletzt vom Online-Handel (2014/15 sind mit der Bahnhofscity und
Citygate in Wien, in Summe etwa 54.000 m², die letzten größeren Neuflächen auf den Markt
gekommen). In Summe ist die Verkaufsfläche im stationären Einzelhandel seit 2013 sogar
rückläufig.
Der Markt gilt vor allem in Wien als gesättigt. Österreich liegt mit einer durchschnittlichen
Shopping Mall Fläche von 359 m² pro 1.000 Einwohner längst im europäischen Spitzenfeld,
nur hinter den skandinavischen Ländern; die Dichte ist in Deutschland nur halb so hoch (z. Vgl.
Norwegen 740 m², Deutschland 164 m² pro 1.000 Einwohner; Q.: RegioData). Die Nachfrage
nach neuen Projekten wird in den nächsten Jahren vermutlich noch stärker sinken, der Trend
zur Erweiterung und dem Ausbau bestehender Malls in immer kürzeren Zyklen sollte aber
anhalten.
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Bauwirtschaft
Tiefbau
5. Tiefbau
Die Sparte erwies sich 2014 einmal mehr als Wachstumsstütze der Bauwirtschaft, mit einem
Produktionsplus von nominell knapp 5 % (auf 9,1 Mrd. €). Wie schon 2013 waren 2014 der
Straßen-, Bahn- und Tunnelbau die wachstumsstärksten Segmente. Im ersten Halbjahr 2015
ist die Tiefbaukonjuktur weit ins Minus gerutscht und konnte sich erst zur Jahresmitte
stabilisieren. Höhere Auftragseingänge im August und gestiegene Vertrauenswerte der
Unternehmen im November signaliserten zwar eine weitere Erholung. Allerdings hat sich die
Kapazitätsauslastung kaum verbessert, wobei die vorhandenen Aufträge im vierten Quartal nur
eine Auslastung unter sieben Monaten garantierten, deutlich weniger als Ende 2014. Im
Jahresdurchschnitt 2015 ist der Tiefbau, wenn überhaupt, nur geringfügig im Bereich von 1 %
bis 2 % nominell gewachsen.
Erst 2016 sollten der Bahnausbau und höhere Straßenbauinvestitionen dem Tiefbau
Wachstumsimpulse geben. Aktuell plant die ÖBB in den nächsten fünf Jahren
Investitionsausgaben von durchschnittlich 2,9 Mrd. € pro Jahr, das sind um rund 1 Mrd. pro
Jahr mehr als in den vergangenen fünf Jahren. Und für den Ausbau und die Erhaltung des
hochrangigen Straßennetzes ist bis 2020 ein Investitionsvolumen von rund 1,2 Mrd. € jährlich
vorgesehen, um etwa 400 Mio. € mehr als in der Vorperiode.
Der Tiefbau lebt von öffentlichen Aufträgen, die rund 60 % zum Produktionswert beitragen, im
Straßenbau mehr als 70 %. Wie sehr der vorhandene Spardruck die geplanten
Ausgabenerhöhungen im Bereich der ÖBB und der ASFINAG letztendlich dämpft, bleibt
abzuwarten. Auf jeden Fall erhöhen lange Vorlauf- und Bauzeiten bei Infrastrukturprojekten das
Planungsrisiko. Demgegenüber steht die Tatsache, dass Personen- und Güterverkehr in den
nächsten zwei Jahrzehnten zunehmen und indirekt für eine steigende Nachfrage nach
Tiefbauleistungen sorgen werden - unter der Annahme, dass die Modernisierung des
Bahnnetzes und der notwendige Lückenschluss im Straßenbau in Österreich unumstritten
bleiben.
Keine Impulse kommen 2015 von der Energiewirtschaft, die die Verschiebung geplanter
Neubauinvestitionen bis 2017/2018 berichtet. Darüber hinaus ist die nur zögerliche Erholung
der Produktion im Rohrleitungs- und Kabelnetzbau ein Hinweis auf die schwachen
Bauaktivitäten der Telekomindustrie, ihrem wichtigsten Auftraggeber. In Summe leiden die
Telekomanbieter nach wie vor unter einem hohen Preis- und Ertragsdruck und haben
Neuinvestitionen zum Teil verschoben. Dennoch sollten die öffentlichen Mittel aus der
sogenannten Breitbandmilliarde bis 2020 zusätzliche Investitionen und eine Beschleunigung
der Spartenkonjunktur auslösen.
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