AK Energiepreismonitoring April 2015 Seit Mitte 2008 beobachtet die AK laufend die Preisentwicklungen von ausgewählten Strom- und Erdgaslieferanten in Österreich. Primäres Ziel der AK-Erhebung ist ein Vergleich der Großhandelspreise von Strom und Gas mit den Energiearbeitspreisen1 der österreichischen Strom- und Gaslieferanten für HaushaltskundInnen. Es wäre anzunehmen, dass der reine Energiepreis (ohne Grundpreis, Netzentgelte, Umsatzsteuer etc.) eine analoge Entwicklung zu den Großhandelspreisen aufweist. Im Vergleichszeitraum Juli 2008 bis April 2015 zeigt sich jedoch, dass sich steigende Großhandelspreise im Haushalts-Energiepreis deutlich stärker niederschlagen. Preissenkungen aber bisher nur unzureichend an die Haushalte weitergegeben wurden. Unter Zuhilfenahme der Gas- und Strompreisindizes der Österreichischen Energieagentur wird diese Entwicklung in der vorliegenden Erhebung belegt. Methodik Seit Juli 2008 wird der Energiearbeitspreis ausgewählter Strom- und Gastarife von 14 Strom- und zwölf Gasanbietern ermittelt.2 Die Preisentwicklung dieser Tarife wurde indexiert und mit dem Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) beziehungsweise dem Österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI) verglichen. Im Fokus stehen dabei die relativen Preisänderungen im Beobachtungszeitraum. Der jeweilige Energiearbeitspreis wurde den Preisblättern der beobachteten Energieversorger entnommen. Ergebnisse im Überblick Seit Beginn des AK-Energiepreismonitorings (Juli 2008) sind die Großhandelspreise für Strom und Gas grundsätzlich von hoher Volatilität geprägt. Nach einem deutlichen Preisauftrieb im Herbst 2008 entspannte sich die Situation der Strom- und Gas-Großhandelspreise relativ rasch. Danach differenzierte sich die Entwicklung von Gas und Strom auf Großhandelsebene. Strompreisentwicklung im Überblick Die Strom-Großhandelspreise stürzten nach dem kurzfristigen Hoch zum Jahreswechsel 2008/2009 regelrecht ab und verharrten in der Folge auf verhältnismäßig niedrigem Niveau. Seit dem kurzfristigen Zwischenhoch zum Jahreswechsel 2011/2012 befinden sich die Strom-Großhandelspreise auf einer konstanten Talfahrt. Der aktuelle Strom-Großhandelspreisindex (April 2015) stellt den niedrigsten Wert seit Beginn des AK-Energiepreismonitors dar und liegt nunmehr rund 47 Prozent unter dem Ausgangswert von Juli 2008. Obwohl die Strom-Großhandelspreise im Vergleich zum Ausgangspunkt im Jahr 2008 deutlich gesunken sind, wurden diese Preissenkungen von keinem beobachteten Stromlieferanten zeitnah und in vollem Ausmaß an die Haushalts-KundInnen weitergegeben. Zwar senkten einige Stromversorger ihre Energiepreise für HaushaltskundInnen, diese Preissenkungen erfolgten jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als die Preissenkung auf Großhandelsebene. 1 Der Energiepreis ist jener Teil des Strom- und Gaspreises, der direkt an die Energieversorger geht und von diesen autonom festgelegt wird. 2 Mit dem Jahr 2015 wurde auf ein halbjähriges Veröffentlichungsintervall umgestellt (bisher vierteljährlich). 1 Gaspreisentwicklung im Überblick Nach dem Hoch im Herbst 2008 erreichten die Gas-Großhandelspreise im Sommer 2009 ihre vorläufige Talsohle und zeichneten danach mit deutlicher Verzögerung den leichten, aber stetigen Anstieg der Rohölpreise nach. Nach dem Zwischenhoch im März 2013 (+9,6% gegenüber Juli 2008) und dem kurzfristigen Einbruch um rund 20 Prozent, entwickelte sich der Gas-Großhandelspreis von Herbst 2013 bis Ende 2014 verhältnismäßig stabil. Seit Beginn 2015 zeichnet der Gaspreis jedoch den massiven Rohölpreisverfall nach und ist innerhalb kürzester Zeit um rund 40 Prozent gesunken. Im April 2015 liegt der Gas-Großhandelspreis um beinahe die Hälfte unter dem Ausgangswert von Juli 2008 (-46,5 Prozent). Während die beobachteten Gaslieferanten in der Regel bei Preiserhöhung auf Großhandelsebene bei den Haushalts-Energiepreisen sehr rasch reagierten, erfolgte die Reaktion auf gesunkene Großhandelspreise nur sehr zögerlich und unzureichend. Auch beim aktuellen, dramatischen Großhandelspreisverfall stellen die meisten Gaslieferanten ihr zögerliches Preissenkungsverhalten unter Beweis. Bisher haben lediglich vier Lieferanten ihre Haushalts-Preise gesenkt. Und selbst diese Preisanpassung erfolgte in weitaus geringerem Ausmaß als der Großhandelspreisverfall vermuten ließe. Obwohl die Gas-Großhandelspreis seit Juli 2008 um fast 47 Prozent gesunken sind, liegen die Haushaltspreise bei allen beobachteten Versorgern mit Ausnahme der VKW (-6 Prozent) über dem Ausgangsniveau von Mitte 2008, das heißt sie sind im selben Zeitraum sogar gestiegen. 2 Preisentwicklungen bei Strom Jahresrückblick 2014 und aktuelle Preisentwicklungen Wie bereits einleitend beschrieben, stellt der aktuelle Strom-Großhandelspreisindex (April 2015) den niedrigsten Wert seit Beginn des AK-Energiepreismonitors im Juli 2008 dar (- 47 Prozent). Allein im Jahr 2014 ist der Großhandels-Strompreis um rund 6 Prozent gesunken. Von den beobachteten Stromlieferanten führten im Jahr 2014 die Salzburg AG (-5,5 Prozent) sowie die Unternehmen der Energieallianz – die Wien Energie (-11,7 Prozent), die Energie Burgenland (-10,8 Prozent) und die EVN (-15,1 Prozent) – spürbare Arbeitspreissenkungen durch. Bei der EVN erfolgte jedoch gleichzeitig eine deutliche Grundpreiserhöhung, wodurch Haushalte mit geringem Stromverbrauch (unter 1.200 kWh Jahresverbrauch) trotz Arbeitspreissenkung mit Mehrkosten rechnen mussten (siehe AKEnergiepreismonitor November 2014). Im laufenden Jahr 2015 hat die Salzburg AG erneut ihren Strom-Arbeitspreis per 1. Jänner gesenkt, und zwar um 6,5 Prozent. Erstmals seit Juli 2012 senkten per 1. April außerdem die Energie Steiermark (-10,8 Prozent) und die Energie Graz (-10,2 Prozent) ihre Strom-Arbeitspreise. Langfristige Preisentwicklung Juli 2008 bis April 2015 Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, erfolgten die kräftigsten Arbeitspreiserhöhungen seit Juli 2008 bei der Linz AG (+20,9 Prozent) und der Energie AG (+18,6 Prozent), die sich unter anderem aus der Umstellung des Tarifsystems dieser beiden Unternehmen ergibt.3 Während Großhandelspreise weiterhin einem starken Abwärtstrend (seit Juli 2008: -45,4 Prozent) unterliegen, wurden nur von rund der Hälfte der Stromlieferanten kleinere Preisreduktionen bei den HaushaltskundInnen durchgeführt. Tabelle 2: Strom-Preisveränderung Juli 2008 bis April 2015 Strom-Großhandelspreis (ÖSPI) -46,7% Linz AG +20,9% Energie AG +18,6% IKB +4,9% Verbund +4,2% KELAG +4,1% Energie Klagenfurt +3,9% TIWAG +1,6% VKW -3,7% Wien Energie -5,9% Energie Burgenland -6,9% Salzburg AG -8,4% EVN Energie Graz -11,8% Energie Steiermark -8,7% -12,3% Aktuelle Preissenkung Es ist zu beachten, dass diese Zahlen lediglich die relativen Arbeitspreisänderungen seit Sommer 2008 widerspiegeln. Über die absolute Höhe der Stromarbeitspreise sagen diese Zahlen nichts aus. Hinsichtlich des absoluten Arbeitspreisniveaus zählen die Energie AG und die Linz AG mit Abstand zu den teuersten beobachteten Anbietern, am günstigsten sind die VKW, die Tiwag und die Salzburg AG. 3 Im Zuge der Tarifumstellung gewährten die beiden Unternehmen ihren Bestandskunden zwar befristete Rabatte, diese müssen aufgrund der Systematik des AK-Energiepreismonitorings jedoch unberücksichtigt bleiben. 3 Preisentwicklungen bei Gas Jahresrückblick 2014 und aktuelle Preisentwicklungen Im Jahr 2014 ist der Gas-Großhandelspreis um rund 5 Prozent gesunken. Lediglich die Tigas (4,9 Prozent) und Salzburg AG (-10,0 Prozent) führten jeweils per 1. Jänner 2014 GasArbeitspreissenkungen durch. Dramatisch ist die Entwicklung der Gas-Großhandelspreise im laufenden Jahr 2015: seit Dezember 2014 ist der Gas-Großhandelspreis (ÖGPI) um 40,3 Prozent gefallen. Obwohl diese Entwicklung aufgrund des massiven Ölpreisverfalls ab Herbst 2014 bereits absehbar war, erfolgten im laufenden Jahr lediglich leichte Preissenkungen bei der Tigas um 3,2 Prozent per 1. Jänner, bei der Energie AG um 5 Prozent per 1. März (befristeter Rabatt bis April 2016) sowie per 1. April bei der Energie Steiermark um 7,7 Prozent und der Energie Graz um 9,5 Prozent. Langfristige Preisentwicklung Juli 2008 bis April 2015 Aufgrund der massiven Gaspreiserhöhungen der Vergangenheit ergeben sich trotz kleiner zwischenzeitlicher Preissenkungen bei der langfristigen Preisbetrachtung deutliche Preissteigerungen bei allen beobachteten Gaslieferanten außer der VKW (-6 Prozent). Die stärksten Preiserhöhungen erfolgten im Vergleich zu Juli 2008 bei der Kelag (+34,2 Prozent), der Salzburg AG (+32,2 Prozent) sowie der Wien Energie (+30,5 Prozent). Aufgrund des massiven Preisverfalls der vergangenen Monate ist auch in der langfristigen Betrachtung seit Juli 2008 der Gaspreis auf Großhandelsebene um rund 46,5 Prozent gesunken (April 2015). Tabelle 3: Gas-Preisveränderung Juli 2008 bis April 2015 Gas-Großhandelspreis (ÖGPI) -46,5% Kelag +34,2% Salzburg AG +32,2% Wien Energie +30,5% Energie Klagenfurt +28,8% EVN +27,7% TIGAS +25,6% Energie Steiermark +22,3% Energie AG +17,0% Energie Graz +5,8% Energie Burgenland +3,6% VKW -6,0% Aktuelle Preissenkung Auch bei den Gaspreisen ist zu beachten, dass diese Zahlen lediglich die relativen Preisänderungen widerspiegeln. Hinsichtlich des Preisniveaus zählen die Unternehmen der EnergieAllianz – die EVN, die Energie Burgenland und die Wien Energie – zu den teuersten Anbietern. Die Tigas, VKW sowie die neuen Anbieter Goldgas, Montana, Verbund und Gutmann (Westösterreich) liegen im österreichweiten Vergleich hinsichtlich des Preisniveaus günstiger. 4 Anhang 1: Grafiken Preisentwicklung Abbildung 1: Indexierte Strom-Energiepreise (Arbeitspreise netto) ausgewählter Versorger inkl. ÖSPI 130 Juli 2008 = 100 120 Energie AG Verbund EVN 110 Wien Energie Energie Bgld 100 Kelag Salzburg AG 90 TIWAG Steweag-Steg VKW 80 ÖSPI 70 60 01.03.2015 01.11.2014 01.07.2014 01.03.2014 01.11.2013 01.07.2013 01.03.2013 01.11.2012 01.07.2012 01.03.2012 01.11.2011 01.07.2011 01.03.2011 01.11.2010 01.07.2010 01.03.2010 01.11.2009 01.07.2009 01.03.2009 01.11.2008 01.07.2008 50 Quellen: Preisblätter der Stromversorger, Österreichische Energieagentur (ÖSPI), AK – eigene Berechnung Abbildung 2: Strom-Energiepreis (Arbeitspreis netto in Cent/kWh) ausgewählter Stromversorger 9,0 8,5 Energie AG 8,0 Energie Bgld Wien Energie 7,5 EVN Kelag 7,0 E-Steiermark Verbund 6,5 Salzburg AG VKW 6,0 TIWAG 5,5 Quellen: Preisblätter der Stromversorger, AK-Darstellung 5 01.03.2015 01.11.2014 01.07.2014 01.03.2014 01.11.2013 01.07.2013 01.03.2013 01.11.2012 01.07.2012 01.03.2012 01.11.2011 01.07.2011 01.03.2011 01.11.2010 01.07.2010 01.03.2010 01.11.2009 01.07.2009 01.03.2009 01.11.2008 01.07.2008 5,0 Abbildung 3: Indexierte Gas-Energiepreise (Arbeitspreis netto) ausgewählter Versorger inkl. ÖGPI 150 Juli 2008 = 100 140 Kelag 130 Salzburg AG Wien Energie 120 EVN TIGAS 110 E-Steiermark Energie AG 100 Energie Bgld VKW 90 ÖGPI 80 70 60 01.03.2015 01.11.2014 01.07.2014 01.03.2014 01.11.2013 01.07.2013 01.03.2013 01.11.2012 01.07.2012 01.03.2012 01.11.2011 01.07.2011 01.03.2011 01.11.2010 01.07.2010 01.03.2010 01.11.2009 01.07.2009 01.03.2009 01.11.2008 01.07.2008 50 Quellen: Preisblätter der Gasversorger, Österreichische Energieagentur (ÖGPI), AK – eigene Berechnung Abbildung 4: Gas-Energiepreis (Arbeitspreis netto in Cent/kWh) ausgewählter Gasversorger 4,5 4,0 EVN Energie Bgld Wien Energie 3,5 Salzburg AG Energie AG Kelag E-Steiermark Goldgas 3,0 Montana VKW TIGAS 2,5 Quellen: Preisblätter der Gasversorger, AK-Darstellung 6 01.03.2015 01.11.2014 01.07.2014 01.03.2014 01.11.2013 01.07.2013 01.03.2013 01.11.2012 01.07.2012 01.03.2012 01.11.2011 01.07.2011 01.03.2011 01.11.2010 01.07.2010 01.03.2010 01.11.2009 01.07.2009 01.03.2009 01.11.2008 01.07.2008 2,0 Anhang 2: Übersicht der beobachteten Versorger und Tarife Die Erhebung der Arbeitspreise wurde für die folgenden Versorger und Tarife durchgeführt. Strom: Versorger Tarif Energie Burgenland Optima Komfort KELAG Kelag PUR Energie Klagenfurt EKG Basis / Stromtarif BASIS EVN Optima Strom Energie AG Privatstrom Plus / Optima Wasserkraft plus LINZ AG Privatstrom Plus / Optima Salzburg AG Privat OK medium Energie Steiermark E-Privat Plus Energie Graz Select Home medium TIWAG Fairplus Privat Innsbrucker Kommunalbetriebe Stadt+Strom Privat VKW Privat Vorarlberg Wien Energie PrivatStrom Optima Verbund H2Ö klassik Gas: Versorger Tarif VKW AT / Standard Energie Burgenland Optima Komfort Energie Klagenfurt EKG Gas / Erdgastarif „Basis“ Energie AG ErdgasPlus Salzburg AG Erdgas OK Energie Graz Privat- und Geschäftskunden EVN EVN Privat Gas Optima / Optima Gas KELAG Kelag-Erdgas (Kärnten) Wien Energie PrivatGas Optima Energie Steiermark Steirische Gas-Wärme TIGAS TIGAS Erdgas Goldgas goldgas direkt Montana Tarif SMART 7
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