Frauenwelt in Frauenfeld

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ThurgauerFrauenArchiv
Kathrin Zellweger, Archivarin
Wilerstrasse 17b, CH-8570 Weinfelden
Telefon 071 622 25 14
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www.frauenarchiv.ch
Ursula Brunner
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Bürgergemeinde Frauenfeld
Stadt Frauenfeld
Soroptimist Club Frauenfeld
BPW Club Frauenfeld
Frauenwelt in Frauenfeld
Urkundlich erwähnt wird die Stadt Frauenfeld
zum erstenmal 1246 als vrouwinfelt, eine Kyburger
Gründung auf dem Boden des ehemaligen Klosters Reichenau. Der Sage nach verdankt die Stadt
Frauenfeld ihre Entstehung einer adligen oder gar
himmlischen Frau. Trotzdem waren bis anhin die
Spuren der Frauenfelderinnen der letzten 200 Jahre
nicht so ohne weiteres fassbar. Der Rundgang will
darum weibliche Persönlichkeiten und ihr Umfeld
sichtbar machen, die in den letzten 200 Jahren in
Frauenfeld gelebt haben. Im Rathaus, in der Kantonsschule, in Betrieben und Läden wie auch in den
hablichen Bürgerhäusern haben sie gewirkt oder
tun es heute noch.
Martha Haffter
Ursula Brunner-Storz, *1925
Kämpferin für eine gerechtere Welt
Geboren und aufgewachsen in Frauenfeld, lebt sie
später als Pfarrfrau wieder in ihrer Heimatstadt.
Hier begann sie in den 1970er Jahren, sich politisch
zu betätigen und sich für einen gerechteren Bananenhandel mit Mittelamerika einzusetzen. Eine Solidaritätswelle breitete sich über die ganze Schweiz
aus und war Initialzündung für die Einrichtung von
Dritte-Welt-Läden. Erst 2003 wurde die «Bananenfrau»
Ursula Brunner für ihr bis heute anhaltendes Engagement geehrt und zwar mit dem Preis der Zuger
Kulturstiftung Landis & Gyr.
Martha Haffter (1873 –1951)
Porträtistin der Frauenfelder Oberschicht
Erst mit 30 Jahren durfte die Tochter eines Regierungsrates in Paris eine erste Ausbildung als Malerin machen.
Ihre Begabung dafür wurde nur insofern geschätzt, als
sie unermüdlich und mit grosser Hingabe Kinder von
Frauenfeld porträtierte sowie die Umgebung der Hauptstadt in unverkennbarem Stil wiedergab.
Ein Teil ihres privaten und künstlerischen Nachlasses
wird im ThurgauerFrauenArchiv aufbewahrt.
Olga Mötteli
Dorothea Dumelin-Greuter (1788 –1854)
Geschäftsfrau mit unehelichem Kind
Von ihrem Mann grundlos verlassen, versuchte sie die
Gerberei an der Murg weiter zu betreiben und ihre
fünf Kinder gross zu ziehen. Ihr zur Seite stand ein
tüchtiger ausländischer Geselle, von dem sie ein Kind
erwartete. Obwohl ihr Ehemann als verschollen galt,
durfte sie nicht wieder heiraten und geriet in
die Mühlen der Justiz.
Olga Mötteli (1886 –1944)
Begabung für Literatur und Naturwissenschaft
Sie gehörte zu den eigenständigen Frauen aus dem
letzten Jahrhundert, die auf eine eigene Familie
verzichteten und sich ganz für gesellschaftliche Anliegen einsetzten. Sie arbeitete «Die Flora des Kantons
Thurgau» auf, schrieb Gedichte und Theaterstücke
für die Frauenfelder Jugend. Ihre Sammlung an
Moosen und botanischen Zeichnungen sind so wertvoll, dass sie im Naturmuseum aufbewahrt werden.
Elisabeth Kern
Maria Ammann-Principe
Elisabeth (Lisette) Kern,
verh. Merkle (1822–1886)
Bildungsreisen bis nach Wien
Geboren in Berlingen, lebte sie als ledige Frau in Frauenfeld in der Nähe ihres Bruders Johann Konrad Kern.
Mit ihm unternahm sie 1848 eine Reise nach Wien und
geriet in die damaligen Revolutionswirren. Das hat sie
in einem Reisetagebuch festgehalten, das im Thurgauer
FrauenArchiv liegt. Von 1857 an lebte sie als Ehefrau
des ersten Vorstands im neu errichteten Bahnhofgebäude und zog Tochter Aline auf.
Susi Müller-Gehrig (1925–1981)
Sichtbeton wohnlich gemacht
1944 begann sie an der ETH ihr Architekturstudium.
Nach ihrem erfolgreichen Diplomabschluss zog sie
1952 nach Frauenfeld, wo sie heiratete. Ungewöhnlich war es damals, dass sie als Architektin an der
Projektierung der ersten Hochhäuser mitarbeitete.
Später als Selbständige hat sie bemerkenswerte
Einfamilienhäuser in Sichtbeton erbaut, von denen
einige in Frauenfeld stehen.
Arbeiten in der einstigen Telefonzentrale
Maria Ammann-Principe,
«Schlyffi-Marie» (1913–1988)
Die Wirtin aus Berufung
Sie führte zuerst das «Central» in Frauenfeld zusammen mit ihrem Ehemann. Nach seinem Tod übernahm
sie das Restaurant «Schleife». Sie verstand es mit
ihrer souveränen Art, eine einladende Atmosphäre
zu schaffen, so dass Personen aller Schichten gern
bei ihr ein und aus gingen, vom Regierungsrat bis
zum Arbeiter. Mit dem Abriss der «Schleife» ging ein
Stück altes Frauenfeld verloren, aber das Andenken an
dessen originelle Wirtin ist noch lebendig.
Hanna Brack (1873–1955)
Stark gemacht für Frauenbildung
Bis anfangs des 20. Jahrhunderts konnten Mädchen
weiterführende Bildung nur an der Sekundarschule
erhalten. Ab 1903 durfte Hanna Brack als erste Lehrerin
im Thurgau an der Mädchensekundarschule Frauenfeld
unterrichten, was sie mit grossem Engagement tat. Sie
setzte sich zudem gezielt für eine Berufsausbildung
der Schulabgängerinnen ein, indem sie unter anderem
als Mitinitiantin ab 1922 die weibliche Berufsberatung
präsidierte.
Regierungsgebäude
Frauenfeld
Innenstadt
«Wilerbähnli»
Frauenwelt
in
Frauenfeld
N
Bahnhof SBB
und Frauenfeld-Wil
Infos
Murg
Maria Frick
Margrit Fehr
Anna Walder
Flora Styger
Schloss Rathaus
Marktplatz
P
Margrit Fehr, verh. Schatzmann (1888–1961)
Soziales Engagement
Die Enkelin von Lisette Kern besuchte nicht nur die
Sekundarschule in Frauenfeld, sondern durfte sich in
Zürich zu einer der ersten Kinderfürsorgerinnen ausbilden lassen. 1911 arbeitete sie für vier Monate in
einem Elendsviertel von London, diese Erfahrungen
hat sie in einem Tagebuch festgehalten. Früh verwitwet hat sie sich neben der Erziehung von drei Kindern immer auch gemeinnützig betätigt.
Anna Walder (1894 –1986)
Berufsberaterin der ersten Stunde
Wie ihr Vater hätte sie gern Medizin studiert, was die
Eltern nicht gestatteten. Erst mit 24 Jahren durfte sie
einen Beruf erlernen: Sie besuchte den sozialen Fürsorgekurs in Zürich. So verwundert es nicht, dass sie sich
von da an vehement für die Berufsausbildungen der
Mädchen einsetzte. 1922 übernahm sie darum die Leitung der weiblichen Berufsberatung und gab im ganzen
Kanton Kurse in Staatskunde für Frauen. Am 14. Juni
1991 forderten Frauenfelderinnen, dass eine Strasse
nach ihr benannt werde. Einzig eine Erinnerungstafel an
ihrem alten Wirkungsort (Freie Strasse 16) erinnert an
ihren 40-jährigen Einsatz in Frauenfeld.
Dr. phil. Flora «Fleur» Styger (1917–2000)
Lehrerin mit Appenzeller Witz
und Pariser Charme
Auf das Schuljahr 1958/59 wurde die Appenzeller Unternehmerstochter Flora Styger als erste Hauptlehrerin
an die Kantonsschule Frauenfeld berufen, wo sie bis
1979 erfolgreich Französisch, Italienisch und Spanisch
unterrichtete. Studiert hatte sie in Genf, England und
Italien, ihre Doktorarbeit befasst sich mit einer Autorin,
Madame de Lafayette. Schülerinnen und Schüler liessen
sich von «Flörli» mitreissen. Mit Geist und Eleganz verschaffte sie sich im männerdominierten Lehrerzimmer
Respekt und bahnte den Weg für zahlreiche Nachfolgerinnen.
Treffpunkt
Für den Stadtrundgang auf Frauenspuren sind folgende
Treffpunkte möglich: Bushaltestelle beim Bahnhof der
Frauenfeld-Wil-Bahn (Parkierungsmöglichkeiten), SBB Bahnhof oder nach Vereinbarung.
Stadtrundgang auf Frauenspuren
Buchung bitte über:
Tourist Service Regio Frauenfeld
Bahnhofplatz 75, Postfach
CH-8501 Frauenfeld
Telefon + 41 52 721 31 28
Telefax + 41 52 722 10 64
tourismus @ regiofrauenfeld.ch
www.frauenfeld.ch
Stadtrundgang
auf Frauenspuren
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 9 –12 Uhr und 14 –18 Uhr
Samstag 9 –12 Uhr
Dauer:
1 – 1½ Std.
Bilder
Ursula Brunner (Susann Basler)
Martha Haffter (Kunstmuseum Thurgau)
Olga Mötteli (ThurgauerFrauenArchiv, Martha Gubler-Waigand)
Elisabeth Kern (ThurgauerFrauenArchiv)
Maria Ammann-Principe (Jacques Schedler)
Telefonzentrale (Heini Guhl)
Maria Frick (Barbara Fatzer)
Margrit Fehr (ThurgauerFrauenArchiv)
Anna Walder (Elsbeth Hagenbuch)
Flora Styger (Simone Kappeler)
Kosten:
CHF 140.– für Gruppen
bis max. 25 Teilnehmende
Gestaltung: Susanna Entress, Aadorf
Maria Frick *1921
Die Leidenschaft des Schreibens
Als Hilfsarbeiterin hatte sie 1950 im Huber Verlag
mit einem Stundenlohn von 1.17 Franken angefangen,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihr bis dahin
verborgenes Talent zum Schreiben kam nach und
nach zum Vorschein. Unzählige Briefe als Leserin der
Lokalzeitung, Erzählungen, Erlebnisse auf Reisen
konnte sie veröffentlichen, bis heute. Eben so beliebt
war sie bei Generationen von Kindern dank ihrer
lebhaft und warmherzig vorgetragenen Geschichten
als Sonntagsschullehrerin.
Projekt
ThurgauerFrauenArchiv
www.frauenarchiv.ch