BASIS-PRESSEMITTEILUNG
Juni 2015
Das UNESCO-Welterbe Zollverein (Langfassung)
„Die schönste Zeche der Welt“: Wahrzeichen des Ruhrgebiets, Monument der Industriekultur und
Symbol für den Wandel der einst größten Steinkohlenzeche Europas in einen attraktiven Kulturund Wirtschaftsstandort
Eine Kohlenzeche als UNESCO-Welterbe? Viele staunten nicht schlecht, als die Essener Zeche und
Kokerei Zollverein am 14. Dezember 2001 offiziell als „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in die
Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurden. Seitdem ist das Industriedenkmal Zollverein mit
rund 1,5 Mio. Besuchern jährlich (2011–2014) größte Touristenattraktion der Region, erste und bislang
einzige Welterbestätte im Ruhrgebiet und steht in einer Reihe mit dem Kölner Dom und dem Schiefen
Turm von Pisa.
In der Begründung des „World Heritage Committee“ der UNESCO hieß es: „Der Bergbaukomplex
Zeche Zollverein ist ein außerordentliches Kulturdenkmal dank der Tatsache, dass seine Gebäude
herausragende Beispiele für die Anwendung von Gestaltungskonzepten der architektonischen
Moderne auf einen ganzen industriellen Komplex sind.“
Noch heute besticht die symmetrische Anordnung der Gebäude auf zwei Blickachsen. Die komplett
erhaltenen 20 Einzelgebäude bilden die technischen Arbeits- und Produktionsabläufe ab: form follows
function. Durchgestaltet bis in die Details der Lampen, Treppengeländer und Türgriffe ist die Anlage
ein komplett erhaltenes Gesamtkunstwerk. Die authentisch erhaltenen Anlagen repräsentieren
exemplarisch die soziale, ökonomische, ästhetische und industrielle Geschichte des Kohle- und
Stahlzeitalters. Auf dem Gelände und in den umliegenden Stadtteilen vervollständigen die Halden,
Bahnanlagen, Wohnsiedlungen sowie die von den Bergwerksbetreibern errichteten Schulen, Kirchen
und weiteren Sozialeinrichtungen das Panorama.
Seit mehr als zehn Jahren ist das Ruhrgebiet Vorreiter in Bezug auf die Nachnutzung großer
Industrieareale. Zeche und Kokerei Zollverein sind Leuchtturm dieses Umwandlungsprozesses. Mit
dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 und der Eröffnung des Ruhr Museums sowie des
Besucherzentrums in der umgebauten Kohlenwäsche war die Erschließung von Schacht XII als
touristisches Zentrum im Wesentlichen abgeschlossen. Seit 2011 treibt die Stiftung Zollverein unter
dem Arbeitstitel ZOLLVEREIN 2020! federführend die Entwicklung der Kokerei Zollverein voran und
unterstützt ihre Partner, die RAG Montan Immobilien GmbH und die NRW.URBAN bei der
Weiterentwicklung des Areals in einen integrierten Kultur- und Wirtschaftsstandort.
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Delia Bösch / Leiterin Kommunikation und Marketing / Pressesprecherin
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Künftige Entwicklung: ZOLLVEREIN 2020!
In den kommenden Jahren wird das insgesamt mehr als 100 Hektar große Welterbe-Gelände unter
dem Stichwort ZOLLVEREIN 2020! kontinuierlich weiterentwickelt. Im Herbst 2014 fiel der Startschuss
für zwei neue Großprojekte auf der Schachtanlage 1/2/8: Bis Sommer 2017 wird auf dem ehemaligen
Materiallagerplatz der Neubau für den Fachbereich Gestaltung der Folkwang Universität der Künste
entstehen, der das bereits von der Hochschule genutzte SANAA-Gebäude ergänzt. Außerdem soll bis
Ende 2017 ein Hotelneubau bezugsfähig sein.
Auch für die künftige Ausgestaltung des Areals als Eventlocation wird ein neuer Meilenstein gesetzt.
Mitte 2016 soll die neue Convention Hall in der ehemaligen Sauger- und Kompressorenhalle ihren
Betrieb aufnehmen. Sie wird mit 5.000 Quadratmetern Fläche zu den größten Event-Locations des
Ruhrgebiets zählen.
Ein weiterer wichtiger Baustein für die Entwicklung des Unternehmensstandortes Zollverein ist der
geplante Neubaukomplex für die Zentrale der RAG AG mit rund 250 Büroarbeitsplätzen, der in
direkter Nachbarschaft zur bereits auf dem Welterbe ansässigen RAG Montan Immobilien auf dem
Kokerei-Areal entsteht. Der Baubeginn ist für Mitte 2015 vorgesehen, im Herbst 2017 ist der geplante
Einzugstermin. Bereits 2012 hat die RAG-Tochter RAG Montan Immobilien ihren Unternehmenssitz
auf der Kokerei bezogen – die Initialzündung für den Ausbau des Kokereigeländes als nachhaltiger
Unternehmensstandort auf der Basis des Masterplans von Rem Koolhaas. Im Spannungsfeld
zwischen bestehenden Strukturen und neuen Ideen bleibt die einzigartige Industriearchitektur
erhalten und wird gleichzeitig für die vielseitigen Anforderungen der Kreativwirtschaft ertüchtigt, um
unter anderem den erwarteten Spin-Offs und Ausgründungen des Fachbereichs Gestaltung geeignete
Räume zu bieten. Der erste Mieter – das expandierende Produktentwicklungsbüro MMID aus Essen –
wird Ende 2015 in das Kammgebäude auf der Kokerei einziehen.
Touristische Highlights
Denkmalpfad ZOLLVEREIN®
Zentrale touristische Attraktion des Industriedenkmals ist der Denkmalpfad ZOLLVEREIN®, die
gigantischen im Originalzustand erhaltenen Übertageanlagen der Zeche und Kokerei Zollverein. Rund
150.000 Besucher nahmen im Jahr 2014 das umfangreiche Führungsangebot wahr. Im Vergleich: 1992
waren es noch 5.000 Besucher. 110 ausgebildete Guides stehen für Führungen in acht Sprachen und
28 verschiedene Führungsformate zur Verfügung. Parallel zur Sanierung und zum Ausbau der
Kokerei Zollverein erarbeitet das Team Denkmalpfad der Stiftung Zollverein aktuell ein neues
didaktisches Konzept für Gruppenführungen.
Ruhr Museum
Das Ruhr Museum, das zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 in der ehemaligen
Kohlenwäsche eröffnete, konnte bereits im Jahr 2013 den millionsten Besucher begrüßen. Es versteht
sich als Schaufenster und Gedächtnis der Region und zeigt auf drei Ebenen des spektakulären
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Delia Bösch / Leiterin Kommunikation und Marketing / Pressesprecherin
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Gebäudes in den Kategorien Gegenwart, Gedächtnis, Geschichte die ereignisreiche Vergangenheit des
Ruhrgebiets. Neben der Dauerausstellung „Natur, Kultur und Geschichte des Ruhrgebiets“ lockt es
auch mit Sonderausstellungen wie der erfolgreichen Publikumsschau „1914 – Mitten in Europa“ (eine
Gemeinschaftsausstellung von Ruhr Museum und LVR-Industriemuseum) Besucher aus der ganzen
Welt nach Essen.
Red Dot Design Museum
Das Red Dot Design Museum präsentiert mehr als 2.000 aktuelle und ausgezeichnete Beispiele für
gelungenes Produktdesign, dessen gesamte Bandbreite dort vertreten ist. Seit 1997 ist das vom
Design Zentrum Nordrhein-Westfalen betriebene Museum im ehemaligen Kesselhaus auf Schacht XII
ansässig, das der britische Stararchitekt Norman Foster aufwendig umgestaltet hat. Auf einer Fläche
von über 4.000 Quadratmetern zeigt das Red Dot Design Museum die größte Ausstellung
zeitgenössischen Designs weltweit.
RUHR.VISITORCENTER Essen und Portal der Industriekultur
Erste Anlaufstelle für alle Besucher des Welterbes Zollverein und Startpunkt vieler Führungen ist das
RUHR.VISITORCENTER Essen in der ehemaligen Kohlenwäsche. Neben Eintrittskarten und
Führungstickets erhalten Besucher in dem zentralen Besucherzentrum umfangreiche Informationen
zum Welterbe sowie zum gesamten Ruhrgebiet.
Das „Portal der Industriekultur“ präsentiert das industriekulturelle Panorama des Ruhrgebiets und
Nordrhein-Westfalens. Multimediale Inszenierungen und innovative Informationsstationen zeigen 18
Ankerpunkte der Route der Industriekultur: ehemalige Standorte der Schwerindustrie, die heute
unter anderem als Museen, Veranstaltungshallen oder Gewerbe- und Büroimmobilien genutzt
werden. .Der Panaromafilm RUHR 360° bietet eine bewegende Einführung in das Ruhrgebiet. Eine
Aussichtsplattform auf dem Dach der Kohlenwäsche gewährt einen Panoramablick in alle
Himmelsrichtungen.
„Rundum sorglos-Pakete“
Örtliche Agenturen und Anbieter wie der Bürger- und Verkehrsverein im Stadtbezirk VI – Zollverein
(BVV) bieten Komplettangebote für Gruppen und stellen individuelle Programme für den WelterbeBesuch zusammen.
Kultur und Freizeit
Auf dem Areal sind namhafte Künstler mit Arbeiten und Ateliers vertreten: u. a. Ulrich Rückriem,
Maria Nordman mit LA PRIMAVERA, das Werksschwimmbad der Frankfurter Künstler Daniel Milhonic
und Dirk Paschke, der Palace of Projects von Ilya und Emilia Kabakov oder die Keramische Werkstatt
Margaretenhöhe unter Leitung von Young-Jae Lee. Zahlreiche Sonderausstellungen, die
ZOLLVEREIN® Konzerte sowie Tanz- und Performance-Aufführungen ergänzen das Angebot an
zeitgenössischen Kunstproduktionen auf dem Welterbe Zollverein. Zweimal im Jahr setzt die
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Kunstmesse contemporary art ruhr (C.A.R.) neue Impulse in der Kunstlandschaft. Das internationale
Kulturfestival Ruhrtriennale bringt spektakuläre Kulturerlebnisse, inspirierende Uraufführungen und
Neuinszenierungen internationaler Künstler auf das Welterbe, in diesem Jahr vom 14. August bis zum
27. September 2015. Neben der jährlichen ExtraSchicht (20. Juni 2015) zieht auch die Gourmetmeile
Metropole Ruhr (20. bis 23. August 2015) immer mehr Besucher auf das Zollverein-Gelände.
Im Zollverein Park können Besucher sportlich aktiv werden oder sich erholen. Wo früher Gestein als
Abfallprodukt der Kohleförderung gelagert wurde, hat sich die Natur ihr Terrain erobert. Eine 3,5
Kilometer lange Ringpromenade, die das gesamte Welterbe-Gelände umschließt, wird von
Radfahrern, Fußgängern und Joggern gleichermaßen genutzt. An zentralen Punkten auf dem Gelände
bieten Aussichtsplattformen und barrierefreie 3D-Modelle Orientierung.
Besondere saisonale Angebote sind neben dem Werksschwimmbad (27. Juni bis 16. August 2015)
auch das gemeinsame Kinderferienprogramm des Denkmalpfads ZOLLVEREIN® und des Ruhr
Museums (29. Juni bis 7. August 2015) in den NRW-Sommerferien und im Winter die ZOLLVEREIN®
Eisbahn (5. Dezember 2015 bis 3. Januar 2016).
Imposante Location für Events
Das UNESCO-Welterbe Zollverein verfügt über eindrucksvolle Räume für außergewöhnliche Events.
Auf insgesamt 14.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche bietet ZOLLVEREIN® Convention, die
Anbietergemeinschaft aller Eventlocations auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein, den perfekten
Rahmen für jeden Anlass: Kongresse, Tagungen, Firmenevents, Produktpräsentationen oder private
Feiern wie Jubiläen und Hochzeiten. Vom kleinen Studio mit Konferenztechnik bis hin zur großen
Messe- und Ausstellungshalle stehen eine Vielzahl von Räumen, Hallen und Gebäuden zur Verfügung.
Das Welterbe Zollverein wurde mehrfach mit dem Conga Award als „Beste Eventlocation
Deutschlands“ ausgezeichnet. Zuletzt erhielten das SANAA-Gebäude und das Oktogon den begehrten
Location Award als beste Veranstaltungslocation 2014.
Zollverein mittendrin
Mit der Initiative „Zollverein mittendrin“ verfolgt die Stiftung Zollverein das Ziel, die Verbindungen und
den Dialog zwischen dem Welterbe Zollverein und den Bewohnern der umliegenden Stadtteile
Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg zu stärken. Seit 2012 wurden verschiedene Aktivitäten
entwickelt, um Teilhabemöglichkeiten anzubieten und Interesse für die neuen Angebote auf Zollverein
zu entwickeln. Dazu gehörten unter anderem das Erzählbuch „Mein Zollverein“ mit 107 Geschichten
aus dem Alltag rund um das UNESCO-Welterbe Zollverein und das Kooperationsprojekt
„Sentimentale Urbanität“, bei dem Studierende der Folkwang Universität der Künste gemeinsam mit
den Bewohnern besondere Orte im Stadtbezirk festgehalten haben. Jüngstes Projekt ist eine VideoWerkstatt: Unter dem Motto „Kamera läuft“ sind die Stadtteil-Bewohner aufgerufen, mit Interviews,
Reportagen und Portraits Ihre Eindrücke aus dem Stadtbezirk VI – Zollverein zu reflektieren. Die
Initiative wird bis zum Kohleausstieg 2018 von der RAG-Stiftung gefördert.
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Historie: Von Superlativen der Industriegeschichte bis zum Strukturwandel
Das Bergwerk als Riesenmaschine und Repräsentationsbau (1932–1986)
„Schönste Zeche der Welt“, „Wunderwerk der Technik“, „Kathedrale der Industriekultur“ – Zollverein
war schon immer ein Ort der Superlative. Von Zollverein aus wurde deutsche Industrie- und
Wirtschaftsgeschichte geschrieben: Das Bergwerk galt als das größte und leistungsfähigste weltweit.
Als sich am 1. Februar 1932 zum ersten Mal die Räder am Fördergerüst über der neuen Schachthalle
XII drehten, ging ein industrieller Hochleistungskomplex mit weitgehend automatisierten
Arbeitsabläufen in Betrieb, der sich bis in alle Einzelheiten an dem Prinzip des Fordismus – also der
Fließbandproduktion – orientierte. 1972 erreichte Schacht XII seine endgültige Tiefe von circa 1000
Metern. Tag für Tag wurden mehr als 23.000 Tonnen Rohkohle ans Tageslicht geholt – eine
Förderleistung, die dem Vielfachen einer herkömmlichen Revierzeche entsprach. Zwischen 1847 und
1986 wurden insgesamt 240 Mio. Tonnen Kohle abgebaut. Über und unter Tage waren bis zu 8.000
Bergleute im Schichtwechsel beschäftigt, insgesamt waren es 600.000 Mitarbeiter bis zur Schließung
der Zeche Zollverein.
Mit der Gestaltung des Zechenkomplexes waren Fritz Schupp (1896–1974) und Martin Kremmer
(1894–1945) beauftragt worden. Die beiden jungen Architekten hatten bereits Erfahrungen mit dem
Industriebau im Ruhrgebiet. Doch dieser Auftrag war eine besondere Herausforderung: Zum ersten
Mal sollte mit dem neuen Zollverein Schacht XII eine komplett durchrationalisierte Schachtanlage
entstehen. Das Ergebnis galt von Beginn an als technisches und ästhetisches Meisterwerk der
Moderne, für dessen Realisierung Ingenieure und Architekten eng zusammen gearbeitet hatten.
Zudem war mit Zollverein eine Musterzeche entstanden, die dem Repräsentationsbedürfnis der
Eigentümer Vereinigte Stahlwerke AG Rechnung trug und von Beginn an in der Fachwelt für große
Aufmerksamkeit sorgte. Der Architekt Fritz Schupp formulierte diesen Anspruch im Jahr 1929: „Wir
müssen erkennen, dass die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten nicht mehr ein störendes Glied in
unserem Stadtbild und in der Landschaft ist, sondern ein Symbol der Arbeit, ein Denkmal der Stadt,
das jeder Bürger mit wenigstens ebenso großem Stolz dem Fremden zeigen soll, wie seine
öffentlichen Gebäude.“
Die Kokerei Zollverein (1961–1993)
Im gleichen Stil wurde 1957 bis 1961 – ebenfalls nach Plänen von Fritz Schupp – die Kokerei Zollverein
westlich von Schacht XII gebaut und am 12. September 1961 in Betrieb genommen. Auch die Kokerei
schuf Produktionskapazitäten der Superlative. Nach ihrer Erweiterung in den 1970er Jahren „buk“ sie
täglich auf der „schwarzen Seite“ in 304 Öfen bei 1.250 Grad 10.000 Tonnen Kohle zu 8.600 Tonnen
Koks. Die dabei entstehenden Gase wurden auf der „weißen Seite“ zu Ammoniak, Rohbenzol und Teer
weiterverarbeitet. In Spitzenzeiten hatte die Kokerei 1.000 Mitarbeiter. 1993 wurde sie stillgelegt.
Pionierphase: Erhalt des Denkmals durch Umnutzung (1986–2001)
Am 23. Dezember 1986 schloss die Zeche Zollverein als letzte von insgesamt 291 Zechen der ehemals
größten Bergbaustadt Europas. Bereits am 16. Dezember 1986 wurde das einzigartige Ensemble der
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Bergbauarchitektur unter Denkmalschutz gestellt und auf diese Weise vor dem Abriss gerettet. Ein
Jahr später begann 1987 auf der Schachtanlage XII die erste Sanierungsphase für eine Neunutzung
der Hallen und Gebäude, die sich an dem Prinzip „Erhalt durch Umnutzung“ orientierte. 1997 konnte
das Design Zentrum NRW in das ehemalige Kesselhaus ziehen, das von dem britischen Architekten
Norman Foster in einen außergewöhnlichen Ort für Veranstaltungen und Präsentationen umgebaut
worden war. In der ehemaligen Kompressorenhalle entstand das Casino Zollverein, das heute als
spektakulärste Restaurant-Location des Ruhrgebiets gilt.
Darüber hinaus waren es in dieser Pionierphase vor allem Künstler und Kreative, die Zollverein als
inspirierenden Ort entdeckten und die ersten sanierten Hallen bezogen. Von 1992 bis 1997 nutzte der
Bildhauer Ulrich Rückriem die Halle 5 auf Schacht XII als Atelier und Ausstellungsraum. Auf dem
stillgelegten Zechengelände zeigte er 1992 im Rahmen der DOCUMENTA IX seine Arbeiten und
erklärte die einstige Zeche kurzerhand zur Außenstation dieser Weltausstellung der Kunst – ein
Novum in der DOCUMENTA-Geschichte. Bis heute prägen seine Werke das Außengelände: Die
Zollverein-Halde zwischen der Schachtanlage XII und der Kokerei wird seither Skulpturenwald
genannt.
Strukturwandel: Kunst, Industriekultur und Tourismus (1989–2014)
Der Erhalt Zollvereins und weiterer denkmalwerter Monumente des Industriezeitalters war Teil der
Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park, ein auf zehn Jahre (1989–1999) angelegtes
Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. Es setzte mit neuen Ideen und Projekten
städtebauliche, soziale, kulturelle und ökologische Impulse für den wirtschaftlichen Wandel einer
alten Industrieregion im nördlichen Ruhrgebiet, der Emscherregion. Eines der fünf Arbeitsfelder der
IBA hieß „Kunst, Industriekultur und Tourismus“. In diesem Kontext war Zollverein Leitprojekt und
wurde 1999 zentraler Ankerpunkt der Route der Industriekultur – eine 400 Kilometer lange
Straßenroute, die das industriekulturelle Erbe des Ruhrgebiets touristisch erschließt. Mit der
Ausstellung „Sonne, Mond und Sterne“ in der spektakulär umgebauten Mischanlage wurden große
Bereiche der Kokerei Zollverein erstmals öffentlich zugänglich. Als Teil der IBAAbschlusspräsentation sahen diese Ausstellung in den Jahren 1999 und 2000 insgesamt 300.000
Besucher, was die Erwartung der Veranstalter um ein Vielfaches übertraf.
Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe 2001 war zugleich der Startschuss für den weiteren Ausbau
des Gesamtgeländes: Der Architekt Rem Koolhaas entwickelte mit seinem Rotterdamer Office for
Metropolitan Architecture 2001/2002 den Masterplan für die Umgestaltung des Standortes in einen
lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort. Der Um- und Ausbau der Kohlenwäsche zum
RUHR.VISITORCENTER Essen und Ausstellungsraum für das Ruhr Museum sowie der Neubau des
SANAA-Gebäudes sind bis 2010 als erste Maßnahmen verwirklicht worden.
Seitdem besuchen 1,5 Millionen Touristen jährlich das Welterbe Zollverein (2011–2014). Bis 2009 hatte
sich die Besucherzahl langsam, aber stetig der Millionenmarke genähert. 2010, als das Ruhrgebiet
Kulturhauptstadt Europas war, verzeichnete das Welterbe Zollverein die Rekordbesucherzahl von 2,2
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Millionen Gästen. Neben der wachsenden Zahl von Besuchern aus anderen Bundesländern und dem
Ausland – jeder zweite Besucher kommt von außerhalb der Region – wird das Welterbe Zollverein
auch von der Ruhrgebietsbevölkerung als Ausflugsziel sehr geschätzt: Zollverein ist inzwischen das
beliebteste Freizeitziel in der gesamten Region.
Grubenwasserhaltung
Zollverein ist Teil der Grubenwasserhaltung der RAG. Aus einer Tiefe von fast 1000 Metern werden 6,3
Millionen Kubikmeter Grubenwasser im Jahr nach über Tage gepumpt, die dann in die Emscher
geleitet werden. Zurzeit wird das Grubenwasser gepumpt, um den aktiven Bergbau nicht zu
gefährden. Nach dem Kohleausstieg im Jahr 2018 muss es weiterhin gepumpt werden, damit das
Grubenwasser nicht mit dem Grund- und Trinkwasser in Berührung kommt. Die Pumpen auf
Zollverein sind in einem Tunnel zwischen zwei etwa 1000 Meter tiefen Schächten untergebracht.
Dieses gesamte Grubengebäude hat eine Streckenlänge von insgesamt 1,5 Kilometern.
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Termine 2015 (Auswahl)
Bis 16.8.2015
27.3.–30.8.2015
17.5.2015
29.–31.5.2015
2.6.2015
3.–6.6.2015
7.6.2015
20.6.2015
27.6.–16.8.2015
29.6.–7.8.2015
12.9.2015
26.–27.9.2015
03.10.2015
30.10.–1.11.2015
05.12.2015–
03.01.2016
„Steinreich. Mineralogie im Ruhr Museum“, Ausstellung Ruhr Museum
„Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und
Ruhr“, Ausstellung Ruhr Museum
Internationaler Museumstag im Ruhr Museum & Vivawest Marathon
contemporary art ruhr (C.A.R.) 2015, Medienkunstmesse
Klavier-Festival Ruhr: Rafał Blechacz & Amsterdam Sinfonietta
Ruhr Games
Welterbetag
ExtraSchicht. Die Nacht der Industriekultur
Werksschwimmbad
ZOLLVEREIN® Ferien - Sommerferienprogramm von Ruhr Museum und
Denkmalpfad ZOLLVEREIN®
Welterbelauf ZOLLVEREIN®
26. Großes Zechenfest
Türöffnertag Sendung mit der Maus
contemporary art ruhr (C.A.R.) 2015, die innovative Kunstmesse
ZOLLVEREIN® Eisbahn
Weitere Informationen: www.zollverein.de
Die Stiftung Zollverein: Struktur und Aufgaben
Die Stiftung Zollverein ist eine Institution mit einer relativ kurzen, aber bedeutenden Tradition: Seit
mehr als 15 Jahren fördert sie Kultur und Denkmalpflege der Zeche und Kokerei Zollverein. Seit 2010
ist die Stiftung Eigentümerin des Areals der ehemaligen Zeche und Kokerei Zollverein.
Mit dem denkmalgerechten Erhalt der historischen Gebäude und Anlagen sowie der
Wiedernutzbarmachung des Geländes und der Gebäude kommt die Stiftung Zollverein ihren
satzungsgemäßen Aufgaben nach. Ziel ist es, Zollverein zu einem lebendigen, attraktiven
Zukunftsstandort zu entwickeln, der die besondere Verbindung von Industriedenkmal, Design, Kunst
und Kultur erlebbar macht.
Gegründet wurde die gemeinnützige Stiftung Zollverein im November 1998 von der Stadt Essen und
dem Land Nordrhein-Westfalen, Zustifter ist der Landschaftsverband Rheinland. Stiftungszweck und ziel sind die Erhaltung des Welterbes, die Förderung der Kultur sowie die Entwicklung Zollvereins zu
einem internationalen Kultur- und Wirtschaftsstandort.
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