N-E-St Schwimmdach: SONDERDRUCK aus 07/2015 Schwimmender Deckel fürs Gärrestlager Das Abdecken von Gärrestlagern soll ein Ausgasen von klimaschädlichem Methan in die Atmosphäre verhindern. Interessant ist das schwimmende Dach von N-E-St für alle, die eine Abdeckung nachrüsten müssen und keinen zusätzlichen Gasspeicher wünschen. Anja Böhrnsen N ach wie vor ist nicht jedes Gärrestlager gasdicht abgedeckt. Denn ein Zwang zur gasdichten Abdeckung besteht erst seit dem EEG 2009 und auch nur für Biogasanlagen, die nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) genehmigungsbedürftig sind. Erst seit dem EEG 2012 muss jedes neue Gärrestlager einen gasdichten Deckel haben. Somit wird man vor allem bei kleineren, nach Baurecht genehmigten Biogasanlagen oder auch bei älteren Biogasanlagen noch unabgedeckte Gärrestlager finden. Eine von Schwimmkörpern getragene Folie deckt diesen Gärrestbehälter ab. Sie wurde nachträglich im geleerten Behälter installiert. Fotos: Böhrnsen, Werkbilder (4) Die Situation für Biogasanlagen mit offenen Gärrestlagern könnte sich in naher Zukunft allerdings verändern: Entweder weil die Anlage z. B. um ein zusätzliches Bhkw erweitert wird, um in die Flexibilisierung einzusteigen. Oder weil mit Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung zusätzlicher Lagerraum für Gärreste vorgehalten werden muss. Im ersten Fall könnte es sein, dass eine Genehmigung nach BImSchG erforderlich wird, und die Genehmigungsbehörde dann noch unabgedeckte Behälter nicht mehr akzeptiert. Im zweiten Fall, beim Bau eines neuen Gärrestlagers, ist sowieso eine gasdichte Abdeckung Pflicht. Abgesehen von den Kosten, die das Abdecken des Gärrestlagers verursacht, sind weitere Aspekte zu bedenken: Nicht jeder (bereits vorhandene) Behälter ist von der Statik her für ein Tragluftdach geeignet. Außerdem ist zusätzlicher Gaslagerraum unter Umständen gar nicht erwünscht. Denn die Haube erhöht das (rechnerische) Gasspeichervolumen erheb- lich, weil der Behälter regelmäßig vollständig entleert wird. Deshalb muss zur Berechnung des Speichervolumens auch das gesamte Behältervolumen mitberücksichtigt werden. Das Problem dabei: Ab einer Lagerkapazität von 10 t Biogas (rund 8 000 m³) fällt die Anlage unter die sogenannte Störfallverordnung, und der Anlagenbetreiber muss dann ein schriftliches Störfallkonzept erstellen. Wie man Gärrestbehälter abdecken kann, ohne zusätzlichen Gaslagerraum zu schaffen und ohne die Statik des Behälters beachten zu müssen, darüber hat sich die Firma N-E-St Anlagenbau Gedanken gemacht. Die Lösung ist eine schwimmende Abdeckung. Das Schwimmdach von N-E-St besteht aus einer gasdichten, gewebeverstärkten PVC-Folie, hohlen Schwimmkörpern aus Polyethylen-Kunststoff, einer automatisch gesteuerten Gasabsaugung und einem Schlauchgerüst. Für ein Gärrestlager mit 30 m Durchmesser kostet die Abdeckung rund 81 000 Euro inklusive Absaugsystem und Steuerung, alle Preise ohne Mehrwertsteuer. Das schwimmende Dach für den Behälter ist somit nicht kostengünstiger als ein Tragluftdach. Wird keine gasdichte, sondern lediglich eine geruchshemmende Abdeckung auf einem Güllelager benötigt, ist das Schwimmdach mit rund 33 500 Euro für einen 30-m-Behälter deutlich kostengünstiger. In diesem Fall wird keine Gasabsaugung gebraucht, und es reicht eine geringere Anzahl Schwimmkörper, um die Folie zu tragen. Soll das Schwimmdach nachträglich in einen Gärrestbehälter eingebaut werden, muss dieser zuvor entleert und gesäubert worden sein. Denn die Folienabdeckung mit den Schwimmkörpern wird nicht draußen vormontiert, sondern die Montage erfolgt im Behälter. Trotzdem ist circa einen halben Tag lang ein 50-t-Kran erforderlich, der die Einzelteile (Folie, PVCRohre, PE-Schwimmkörper, Revisionsklappe und weiteres Montagematerial) in den Behälter hebt. Die Montage des Schwimmdachs dauert einen Tag. Und man braucht acht Monteure, davon stellt N-E-St zwei Leitmonteure. Alle weiteren Arbeitskräfte können auch betriebseigene Leute sein, die spätestens beim Auseinanderziehen der Folie am Behälterboden kräftig mit anpacken müssen. Zum Spannen der Folie wird ein Ring aus wetterbeständigen PVC-Rohren in den profi 7/2015 Die Folie wird als zusammengefaltetes Paket mit dem Kran in den Behälter gehoben und dann dort am Boden liegend mit einer starken Mannschaft auseinandergezogen. Damit bei Bedarf ein Güllemixer in den Bottich getaucht werden kann, wird in die Folie eine Revisionsöffnung mit Klappe eingebaut. Die Schwimmkörper aus Polyethylen (PE) tragen die Folie. Sie sind hohl und werden über nach unten offene Kanäle verbunden. www.profi.de Damit keine Gasblasen unter der Folie entstehen, und damit der Gastrans- Der Gasschlauch ist an einem Flaschenzug aufgehängt, so dass er sich bei steigendem Füllstand im Gärrestbehälter nicht verheddert. Der Verdichter erzeugt einen geringen Unterdruck von ca. 2 mbar und saugt so das Biogas aus dem Gärrestbehälter. Das Sauggebläse muss nicht ständig laufen, sondern nur solange, bis der gewünschte Unterdruck erreicht ist. Dieser ist am Schaltschrank einstellbar. durch einen Schlauch, der sich ziehharmonika-artig zusammenfalten kann. Ein Flaschenzug mit Drahtseilen, Seilrollen und Gewichten sorgt dafür, dass das Falten ordentlich funktioniert. Denn das Schwimmdach geht mit dem Füllstand des Behälters rauf und runter. Entsprechend muss sich die Länge des Schlauchs anpassen, ohne sich dabei zu verheddern. Wichtig ist außerdem, dass der Schlauch immer an allen Stellen Gefälle hat. Sonst kann das Kondensat nicht abfließen, das sich unter Umständen im Schlauch bildet. Bevor das abgesaugte Gas durch das Gasgebläse und weiter in den Fermenter oder den Nachgärer geleitet wird, durchströmt es einen Kondensat-Abscheider. Denn die Absaugung könnte eventuell kleine Flüssigkeitströpfchen aus dem Gärrest mitziehen. Und die möchte man natürlich nicht im System haben. port zur Absaugstelle sichergestellt ist, darf nicht die gesamte Folie auf der Gärrestoberfläche aufliegen. Dies verhindern die Schwimmkörper, welche sich unter der Folie befinden und mit Kunststoffplatten an der Folie befestigt werden. Die Schwimmkörper werden sternförmig angeordnet und über nach unten offene Kanäle miteinander verbunden. So kann das Gas über die Schwimmkörper und die Kanäle von jeder Stelle der Behälteroberfläche zur Absaugstelle am Rand des Behälters fließen. Die Gasabsaugung aus dem Behälter erfolgt Behälter gelegt und mit einem Spezialkleber miteinander verklebt. Anschließend wird die Folienaußenkante einmal um die Rohre gelegt und mit einem Spanngurt fixiert. Die Ratsche des Spanngurts ist aus Edelstahl, damit diese mit der Zeit nicht korrodiert. Zwischen Behälterwand und dem Rohrring bleibt ein schmaler Spalt von ca. 5 cm. Das muss sein, um zu verhindern, dass sich das Schwimmdach bei thermischer Ausdehnung der PVC-Rohre im Behälter verklemmt. Da laut Hersteller trotz des Spalts rund 99 Prozent der Behälteroberfläche abgedeckt sind und ein Folienlappen unter dem Rohrring den Spalt vom Rest der Oberfläche gasdicht abtrennt, ist Gasdichtheit gewährleistet. Bis zu 1 000 cm³ Methanschlupf pro m² Folie, Tag und bar Innendruck sind bei Folienhauben zulässig. Die Folienart des N-E-StSchwimmdachs entspricht der Außenfolie von Tragluftdächern. Da die Folienfläche beim Schwimmdach aber insgesamt kleiner ist, und auch der Betriebsdruck geringer ist als beim Tragluftdach, entweicht (rein rechnerisch) aus dem Behälter mit Schwimmdach weniger Biogas als aus Behältern mit Folienhaube. Beim gasdichten Schwimmdach von N-E-St saugt ein Gasverdichter das Gas ab, welches insbesondere bei warmem Wetter noch aus dem Gärrest emittiert. Um die Absaugung aufrechtzuerhalten, reicht ein geringer Unterdruck. Eine elektronische Steuerung schaltet den drehzahlregelbaren Verdichter bei Bedarf ein. Er läuft dann nur solange, bis der eingestellte Unterdruck erreicht ist. Nach Aussage von N-E-St läuft das Sauggebläse maximal 1 000 h im Jahr und braucht nur um die 1 000 kWh. Seine Lastaufnahme liegt je nach den zu erwartenden Restausgasungen zwischen 0,75 und 1,1 kW. profi 7/2015 www.profi.de profi • 48084 Münster • Internet: www.profi.de • E-Mail: [email protected] • Telefon 49 (0)2501/801-69 61 • Telefax +49 (0)2501/801-35 90 Über die mit Kanälen verbundenen Schwimmkörper gelangt das aus dem Gärrest ausgasende Biogas zur Absaugung. Der Gasschlauch (links im Bild) kann sich ziehharmonika-artig zusammenfalten und passt sich so an den Füllstand des Behälters an. Unter der Folie sollen sich möglichst keine Gasblasen bilden. Deshalb sind die Schwimmkörper hier unter der Folie sternförmig miteinander verbunden. Was uns sonst noch auffiel: ■■ Das Schwimmdach hat im Vergleich zu einem Tragluftdach einen weiteren Vorteil: Weil es bei diesem keine Gaswechselzone gibt, muss vor der Installation der Gärrestabdeckung keine Korrosionsbeschichtung auf die Behälterinnenwand aufgetragen werden (Kostenvorteil rund 22 000 Euro bei einem 7 m hohen 30-m-Behälter). ■■ Die Schwimmkörper haben oben Öffnungen, die beim gasdichten Schwimmdach verschlossen sind, bei Bedarf aber auch geöffnet werden können (z. B. beim nicht gasdichten Dach ohne Gasabsaugung). profi 7/2015 ■■ N-E-St baut in sein Schwimmdach eine Revisionsklappe ein. Diese ist 1,20 m mal 1,50 m groß. Durch die Klappe kann z. B. ein Güllemixer in den Gärrest eingetaucht werden. Fazit: Das Schwimmdach mit Gasabsaugung von N-E-St ist eine Alternative zum Tragluftdach, wenn ein Gärrestlager abgedeckt werden soll. Zwar ist es nicht kostengünstiger, — inklusive Absaugung und Steuerung kostet es rund 81 000 Euro ohne MwSt. für einen 30-m-Behälter. Aber es hat gegenüber dem Tragluftdach gewisse Vorteile: Die Sta- Um die Folie in Form zu halten, wird sie um einen Ring aus PVC-Rohr gelegt und mit einem Gurt gespannt. Zwischen Folienrand und Behälterwand bleibt ein geringer Spalt von ca. 5 cm. tik des Behälters muss nicht beachtet werden, und es entsteht kein zusätzlicher Gasspeicherraum. Außerdem ist keine Betonbeschichtung erforderlich. Die neue schwimmende Abdeckung von N-E-St Anlagenbau aus 48565 Steinfurt nutzt sternförmig angeordnete Schwimmkörper, um die Bildung von Gasblasen zu verhindern und um einen kontinuierlichen Gastransport sicherzustellen. www.profi.de
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