Symbole und Rituale Inhaltsverzeichnis I.Definitionen und ihre Erklärung am Beispiel des Abendmahls...................................................................1 a.Symbole.................................................................................................................................................1 b.Rituale...................................................................................................................................................1 II.Funktion und Wirkung...............................................................................................................................2 a.Vorbemerkungen, erläutert am Beispiel des Abendmahls......................................................................2 b.Überblick (nach Schmidt1)....................................................................................................................3 I. Definitionen und ihre Erklärung am Beispiel des Abendmahls a. Symbole Nach Paul Tillich sind Symbole mehr als reine 10 Zeichen. Sie verweisen nicht nur auf das, was 5 Bedeutung für den Menschen. Das ähnelt Tillichs Forderung, dass Symbole am Unbedingten teilhätten. Menschen unbedingt angeht, nach Tillich also auf Gott Ein Beispiel für ein Symbol aus dem als das Sein Selbst. Sie vermittelten eine Erfahrung mit Christentum ist das Abendmahl in seiner Bedeutung. diesem selbst, weil sie an Gott partizipierten. Doch Nach Paulus erinnere es als Handlung, unterstützt seien sie nicht mit Gott identisch. Relilex definiert Symbole 15 durch Worte und Dinge (Oblaten / Brot und Kelch) allgemeiner. zeichenhaft an Jesu Sterben und dessen Bedeutung: Demnach seien Symbole schon Zeichen, aber auch an den Bund Gottes mit den Menschen im Tode Jesu Dinge, Handlungen und Worte, allerdings von tieferer Christi (1 Kor 11,24f.). b. Rituale 20 Als Ritual wird das Abendmahl vollzogen. Denn gereicht. Die Bedeutung wird sprachlich im Luthertum Rituale dienten, so das Glaubens-ABC der EKD, als durch die Einsetzungsworte traditionell erinnert und religiöse Zeremonien (oder Teil derselben). Sie seien 25 vergegenwärtigt: „Unser Herr Jesus Christus, in der in „Form, Sprache und Gestik festgelegte und Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte wiederholbare Vorgänge“. und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Regelmäßig kommen beim Abendmahl formal Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib, der für euch immer Christen zusammen, um sich den Symbolgehalt gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. des Todes Jesu zu vergegenwärtigen (Reformierte) 30 35 40 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem oder sogar zu erfahren (Lutheraner, Katholiken). Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Diese Form umfasst auch Gesten und bestimmte Nehmet hin und trinket alle daraus: Das ist mein Blut sprachliche Äußerungen. Die Christen bekommen ein des neuen Testaments, das für euch vergossen wird Stück Brot oder Vergleichbares sowie ein bisschen zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr′s Wein (außer im Katholizismus seit 1215) – als Geste – © Bernd Voigt, Hildesheim, 25.02.2016 45 trinket, zu meinem Gedächtnis.“ 1 Symbole und Rituale II. Funktion und Wirkung a. Vorbemerkungen, erläutert am Beispiel des Abendmahls Die Funktion eines Symbols bzw. sein Nachvollzug in Einzig Gott habe im Kreuzestod die Sünde als den Form eines Rituals ist die mit ihm verbundene Todesgraben der Feindschaft zwischen den Menschen beabsichtigte und Gott überwunden. So werde der Mensch frei, von Wirkung, die sich von der tatsächlichen Wirkung unterscheiden kann: Intensität 50 und Dauer der jedem Anspruch von Religionen an ihn. Rudolf tatsächlichen 75 1 55 Wirkung von Ritualen seien nach Schmidt nämlich das Mitgekreuzigtsein mit Christus entscheiden und abhängig davon, ob die Rituale tiefe – d.h. kulturell / seine Leidenschaften als erledigt betrachten. Dietrich religiös bedingte – Wurzeln hätten, ja ob sie Bonhoeffer würde sich an sein Mündigsein erinnert verbindlich, fühlen. gehaltvoll und auf eine neue Lebensausrichtung zielend seien. Zudem hänge die 80 objektive Wirkung von der subjektiven Erwartung und Erfahrung der Teilnehmer ab: 60 65 Gott habe, um sein Dasein-für-andere vorzuleben, die Menschen am Kreuz verlassen. So trage Gott des Menschen Krankheit und Schwäche, 1 auf dass der Mensch mündig werde, vor Gott mit ihm Das Abendmahl hat als Ritual z.B. die ohne ihn zu leben. Paul Tillich2 würde sich beim Funktion, das Symbol des neuen Bundes Gottes mit Abendmahl die Gott-Mensch-Einheit Jesu angesichts den Menschen im Sühnetod Christi zu 85 der existentiellen Entfremdung in dessen Kreuzestod vergegenwärtigen. Diese Funktion ist aber individuell als Neues Sein vergegenwärtigen, um durch dieses abhängig vom Glauben der Teilnehmenden. Paulus Symbol am Neuen Sein teilzuhaben. Man sieht, dass z.B. würde sich daran erinnern, dass Christus seine allein unter evangelischen Theologen desselben Sünde und die damit verbundene Schuld am Kreuz Jahrhunderts getragen habe, sodass er aus dem Hl. Geist heraus leben und dieser Früchte des Glaubens wie Liebe, 70 Bultmann würde sich im Abendmahl im Glauben für 90 schon z.T. sehr verschiedene Erwartungen an ein und dasselbe Ritual gestellt werden. Freude, Frieden, Selbstbeherrschung usw. durch ihn Allgemein gelte für Schmidt mit Hegel: vollbringen könne. Karl Barth würde sich daran Rituelle Wiederholung beweise die „Nicht-Zufälligkeit erinnern, dass ihn von ihm aus nichts, aber auch gar eines Ereignisses“1. nichts in seinem Leben Gott näher bringen könnte. 1 Schmidt, Walter: Wurzeln statt Flügel - Rituale, Mythen und Symbole im Zeitalter des Profanen. In: evangelische Aspekte. Feb. 2012 (http://www.evangelische-aspekte.de/religion/rituale-mythen-symbole/evasp20121ws-1/; abgerufen am 24.02.0216 2 Tillich, Paul: Systematische Theologie II. Walter de Gruyter Berlin New York 1987 (1957), S. 171 © Bernd Voigt, Hildesheim, 25.02.2016 2 Symbole und Rituale b. Überblick (nach Schmidt1) Symbole Rituale Ernst Cassirer, Philosoph des 20. Jhs: Walter Schmidt: Symbole brauche der Mensch Riten • ständig zur Orientierung, • setzten Marken im Lebenslauf, • um die Welt zu • böten Allgemeine Funktion ◦ analysieren, ◦ Sicherheit, ◦ beschreiben, ◦ Schutz, ◦ verstehen. ◦ realistische Zukunftserwartungen, ◦ Entlastung vom Unvorhersehbaren, ◦ Gemeinschaft für Einsame, ◦ einen gemeinsam akzeptierten Sinn. In der Politik: • Visualisierung geistig-weltan- In der Öffentlichkeit • schaulicher Positionen In der Kunst: von Katastrophen und Trauer Beim Sport • Ausdrucksqualität • Gestaltung von Olympia, • Normierungsmacht • unstillbare In der Gesellschaft: Mögliche profane Funk- Protest, Gedenken, Bewältigung • tionen (und Anlässe) Sehnsüchte durch Umgang mit Weihwasser und Stiftung Voodoo-Magie beim Fußball be- ◦ dienen eines gemeinsamen Sinnhorizonts, Als Seelenhygiene ◦ sozialen Zusammenhalts, • Fasten, ◦ lebensschützender Ideen ge- • Beichtersatz und Sühneopfer in genüber dynamischer Fort- Talkshows, schrittsgläubigkeit, • Verarbeitung von Abschieden und Trennungen © Bernd Voigt, Hildesheim, 25.02.2016 3
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