Schwitzhüttenseminar für Männer Was ist eine Schwitzhütte? Die Schwitzhütte ist ein Ritual mit reinigender Wirkung für Körper, Geist und Seele. Das Ritual ist geprägt von Naturerfahrung. Das Ritual findet abseits des Alltags statt. Die Stille hilft, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Es nehmen ca. 20 Männer und ein Team aus der Klinik teil. Jeder Teilnehmer lässt sich bewusst und aus eigenem Interesse auf das Ritual ein. Was ist das Ziel des Schwitzhüttenseminars? Das zweitägige Seminar findet in einem abgelegenen Waldstück statt. Wir übernachten in einem alten Bauernhaus. Die Verpflegung erfolgt durch die Klinik. Höhepunkt des Seminars ist das Ritual der Schwitzhütte. Die Teilnehmer tauschen sich zuvor über ihre leidvollen Erfahrungen und deren Bewältigung aus. Über Mitteilen, Zuhören, Singen und Schweigen entsteht Verbundenheit und eine wertschätzende Atmosphäre. Dieser Gruppenprozess trägt die Männer durch das Ritual, bei dem sie sich auf neue, herausfordernde und angstvolle Erfahrungen einlassen. Der persönliche Prozess in der Schwitzhütte kann zu einem tieferen Verstehen von sich selbst führen, Gefühle freilegen und den Weg für eine Entscheidung ebnen. Was genau geschieht in der Schwitzhütte? Geleitet wird die Schwitzhütte vom „Wassermann“ (Team). Es werden mehrere Runden abgehalten. Bei der Vorbereitung des Rituals wird ein Feuer aufgeschichtet. Darin werden Steine erhitzt, die vom „Feuerwächter“ (Team) in die Schwitzhütte gebracht werden. Die Steine glühen und werden in der Mitte abgelegt. Während des Ablaufs der Schwitzhütte herrscht Dunkelheit, der Eingang ist verdeckt. Was bedeutet „Initiation“ des Mannes? Die Teilnehmer begeben sich unter Anleitung des Teams in die Schwitzhütte und können diese jederzeit verlassen. Die Schwitzhütte ist eine körperliche Grenzerfahrung. Die Männer sitzen unbekleidet in der Dunkelheit, bei großer Hitze. In der Dunkelheit werden die Sinne schärfer, die Gedanken und Empfindungen offener. Jeder Mann vertieft sich in sich selbst. Innere Bilder, verdrängte Gefühle und ungewohnte Gedanken können auftauchen. Die Initiation des Mannes findet statt, wenn er sich entscheidet, die Schwitzhütte zu verlassen. Er trifft diese Entscheidung eigenverantwortlich nach seiner inneren Eingebung, ohne Rat von anderen. Das Verlassen der Schwitzhütte wird manchmal als „die zweite Geburt des Mannes“ bezeichnet. Was ist der medizinisch-therapeutische Hintergrund des Rituals? In einigen älteren Kulturen der Nordhalbkugel gibt es seit langem verschiedene Rituale, darunter solche, die der inneren Reinigung und der Kräftigung dienen. Oftmals sind schamanische Elemente eingebunden. In manchen Kulturen stellt die Schwitzhütte ein spirituelles Ritual dar, beispielweise bei den Indianern Nordamerikas. In der Klinik wird ein eigenes Konzept umgesetzt, das auf die Bedürfnisse von Patienten ausgerichtet ist. Rituelle Elemente wie „Redestab“ oder „Schwellen“ werden eingesetzt. Inhaltlich wird Bezug genommen auf ein Modell der männlichen Archetypen („König“, „Krieger“, „Magier“, „Liebhaber“). Archetypen symbolisieren universelle seelische Qualitäten. Jeder männliche Archetyp ist zudem mit einem Element der Natur (Erde, Luft, Feuer, Wasser) und mit einer Himmelsrichtung verknüpft. Ziel ist ein möglichst ausgewogenes Kräfteverhältnis der vier Archetypen im Mann. Lesetipps Christ, C. & Mitterlehner, F. (2013). Männerwelten. Männer in Psychotherapie und Beratung. Schattauer-Verlag. Foster, S. & Little, M. (2000). Die Vier Schilde. Initiation durch die Jahreszeiten der menschlichen Natur. Anrun-Verlag. Moore, R. & Gillette, D. (2014). König, Krieger, Magier, Liebhaber. Aurinia-Verlag. Rohr, R. (2006). Vom wilden Mann zum weisen Mann. Claudius-Verlag. Schäfer, R.H. (2000). Männer Quest. Die Reise ins Herz des Mannes. Anrun-Verlag. Vogler, J. et al. (2014). Der Geruch glühender Steine: Männerarbeit als Element stationärer Therapie psychosomatischer Störungen. Ärztliche Psychotherapie, 2, 97102.
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