Cellesche Zeitung | Stadt Celle plant ezidisches Gräberfeld 24.06.15 16:30 Stadt Celle plant ezidisches Gräberfeld Seit 2006 verhandelt die Celler Friedhofsverwaltung mit Vertretern der Kurden über die Einrichtung eines ezidischen Gräberfeldes auf einem städtischen Friedhof. Jetzt steht man kurz vor einer Einigung: Auf dem Waldfriedhof soll eine entsprechende Parzelle zur Verfügung gestellt werden. Bis zur Sommerpause soll der Stadtrat einen Beschluss fassen. CELLE. Was kostet die Ewigkeit? Das mag ein wenig abgehoben klingen, doch es ist ein konkreter Punkt, über den Vertreter der Stadt Celle und des Ezidischen Kulturzentrums (EKZ) jahrelang diskutiert und verhandelt haben. Es geht um die Liegedauer von Toten auf städtischen Friedhöfen. Sie ist üblicherweise befristet, und es werden genau für diese befristete Zeit Gebühren berechnet. Eziden legen dagegen Wert auf eine "ewige" Grabruhe. Sie wollen ein eigenes Gräberfeld. Doch wie berechnet man Gebühren für die Ewigkeit, ohne jene zu benachteiligen, die für die üblichen 20 Jahre bezahlen? Nachdem man lange zu keiner Einigung gekommen sei, sei die Verwaltung im Februar noch einmal auf das EKZ zugegangen, berichtete Jens Hanssen, Fachbereichsleiter des städtischen Grün-, Straßen- und Friedhofsbetriebs, jetzt im Ausschuss für Umwelt, Verkehr und technische Dienste. Mit ihm sei über eine Einmalzahlung für die ewige Grabruhe nicht zu verhandeln, habe er klargemacht. Ein Grab für 20 Jahre koste 1720 Euro – wenn man das bis ans Ende aller Tage hochrechnen wolle, käme eine ansehnliche Summe Geld zusammen, so Hanssen: "Das kann niemand bezahlen." Stattdessen hat man sich auf einen Kompromiss verständigt. Ihm zufolge fange die Ewigkeit in Celle erst einmal mit 40 Jahren an, so Hanssen: "Die Eziden belegen ihre Grabstellen zunächst doppelt so lange wie sonst üblich und zahlen den doppelten Betrag." Diese Verträge könnten dann von den Nachkommen verlängert werden. Einen geeigneten Platz für ein ezidisches Gräberfeld habe man zusammen mit Vertretern des EKZ auch schon gefunden: "Es geht um das Feld 14 auf dem Waldfriedhof in der Nähe der Marienwerderallee. Dort können auf rund 1500 Quadratmetern 260 Wahlgrabstellen entstehen." Nun gelte es noch Details wie etwa die Unterscheidung der drei ezidischen Kasten, die getrennt voneinander beerdigt werden müssten, zu klären, so dass der Rat voraussichtlich noch vor der Sommerpause Sonderregelungen für ein ezidisches Gräberfeld erlassen könne, so Hanssen. Der FDP-Kreistagsabgeordnete Rezan Uca hatte immer wieder das Gräberfeld gefordert: „Unsere Gespräche mit der Stadt sind gut verlaufen.“ EKZ-Vorsitzender Dervis Duran macht deutlich, dass „es für die in Celle heimisch gewordenen Glaubensangehörigen wichtig ist, ihre verstorbenen Angehörigen hier beerdigen zu können." Rezan Uca hatte das Gräberfeld als einen wichtigen Beitrag zur Eingliederung der Kurden in die Celler Stadtgesellschaft bezeichnet. LinkenRatsfrau Behiye Uca relativierte diese Einschätzung im Fachausschuss. Ihr zufolge ist das Gräberfeld alles andere als "gelebte Integration" – nämlich Separation im Tode. "Bei uns ist es absolut wichtig, nicht neben Nicht-Eziden beerdigt zu http://www.cellesche-zeitung.de/website.php/website/story/3818611/Druckansicht Seite 1 von 2 Cellesche Zeitung | Stadt Celle plant ezidisches Gräberfeld 24.06.15 16:30 werden", entgegnete Uca, nachdem Hanssen gesagt hatte, dass Kurden auch heute schon problemlos auf städtischen Friedhöfen ihre letzte Ruhe finden könnten. Michael Ende Autor: Michael Ende, geschrieben am: 04.03.2015 Artikel drucken http://www.cellesche-zeitung.de/website.php/website/story/3818611/Druckansicht Seite 2 von 2
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