28 themen+frequenzen>>Technik Sachsen via Satellit Regionale TV-Sender über Satellit anzubieten, war für viele Anbieter auch in Sachsen lange Zeit nur ein Traum. Finanziell war es kaum möglich, Satellitenkapazität anzumieten. Neue Technik schafft nun Abhilfe. StefanGoedecke Stefan Goedecke ist Medienunternehmer und Verleger aus Leidenschaft. Von Beginn an begleitet er die Digitalisierung der Medienlandschaft in Deutschland und ist dabei kompetenter Ansprechpartner für Industrie und Medien. Mittlerweile entstanden ein Dutzend Zeitschriften- und diverse Onlineprojekte gebündelt im Leipziger Auerbach Verlag. [email protected] ImTV-Markt ist die Reichweite seit jeher eines der höchsten Güter. Bisher waren die meisten sächsischen Regionalprogramme nur begrenzt lokal in den örtlichen Kabelnetzen aufzufinden. Dies hat für die Sender den Nachteil, dass nur ein Teil der Zielgruppe erreicht wird, denn neben dem Kabelempfang ist in den ländlichen Gebieten Sachsens das Satellitenfernsehen dominant. In der Vergangenheit konnten Nutzer von Satellitenanlagen nicht auf die lokalen Programme zurückgreifen. Nachteile auf beiden Seiten entstanden, denn die Sender erreichten nur einen Teil der Bevölkerung, ausgestrahlte Sendungen, aber auch Werbung kam somit nur bei einigen an und die TV-Zuschauer konnten regionale Sendungen nicht schauen. Abhilfe musste her. Mittlerweile ist diese mit dem Hybridstandard HbbTV gefunden, bei dem sich die Sat-Verbreitung mit der Zuspielung über das Internet vereint. Der Vorteil: Die Kosten für den Satellitenkanal sind überschaubar, da die Bewegtbilddaten über den deutlich preiswerteren Ausspielungsweg Internet zum Zuschauer gelangen. Die Sächsische Landesmedienanstalt testete schon Ende 2013 einen vielversprechenden Ansatz: Hier wurde in einem speziell dafür aufgesetzten lokal orientierten Projekt erforscht, welche Möglichkeiten den Sendern aus Sachsen zur Verfügung stehen. Besonderes Augenmerk wurde dabei darauf gelegt, dass jeder interessierte Lokalsender eine eigene Senderkennung erhält, die bei einem herkömmlichen Suchlauf im Gerät gespeichert wird. Schaltet der Zuschauer nun auf diesen Sender, erfolgt eine Signalisierung, dass das themen+frequenzen>>Technik 29 Programm nur mit entsprechenden HbbTVGeräten zu sehen ist. War dies der Fall, startete die Wiedergabe des Livestreams im Idealfall von ganz alleine oder wurde durch einen Druck auf den „Red Button“ auf der Fernbedienung gestartet. Dank der eigenen Kennung konnte jeder Sender nach Belieben in der Kanalliste verschoben oder in die Favoritenliste verlegt werden. Außerdem startete die Anwendung mit maximal einem Klick auf den Red Button. Der an sich gute Ansatz wurde allerdings nach der Testphase leider nicht weiter verfolgt, er wäre beispielgebend für eine Lokal-TV-Verbreitung deutschlandweit gewesen. Die Erfahrungen des Projekts flossen jedoch in ein anderes Lokal-TV-Projekt ein, das Bayern maßgeblich vorantreibt und dem sich die SLM wie übrigens auch die Medienanstalten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt anschlossen und das in seiner Lösung ähnlich strukturiert ist. Natürlich sind die Hürden für den Satellitenzuschauer hier noch etwas höher als bei Ausstrahlung der Programme auf linearem Weg über Satellit. Für den Empfang ist ein Receiver oder Fernseher mit Netzwerkanschluss und der sogenannten HbbTV-Unterstützung zwingend nötig. Im TV-Bereich werden diese Geräte bereits seit rund fünf JanaGerundt Geschäftsführerin bei Muldental TV GmbH „Aufgrund der Digitalisierung der Kabelanlagen wurden und werden immer mehr Anlagen abgeschaltet, vor allem kleinere. Deshalb gehen uns zunehmend Zuschauer verloren. Andererseits kann mit der neuen Technik ein großes Argument der potenziellen Werbekunden ‚man kann euren Sender ja nicht überall, vor allem nicht auf den Dörfern sehen‘ endlich entkräftet werden. Und wir erhalten endlich eine Statistik, mit der man beweisen kann, dass die Zuschauer auch wirklich Regionalfernsehen schauen. Zudem sind wir jetzt in Orten erreichbar, die territorial in unser Ausstrahlungsgebiet reichen, aber durch Lizenzierungen an andere Veranstalter vergeben wurden. Wir sind auf dieses Projekt durch die SLM aufmerksam geworden. In unserer größten Kopfstelle Grimma haben wir Anfang des Jahres neue Technik angeschafft. Durch die Zusammenarbeit mit der HTWK Leipzig ist dies auch ein Projekt, welches für kleinere Sender wie uns bezahlbar ist. “ 30 themen+frequenzen>>Technik Jahren angeboten und dominieren den Markt. Bei Set-Top-Boxen sind HbbTV-geeignete Geräte ab der Mittelklasse, sprich ab einer Preisklasse von rund 100 Euro, zu finden. Hinzu kommt, dass der Zuschauer sein TV-Gerät oder den Satellitenreceiver auch mit dem Internet verbunden haben muss. Ist beides der Fall, kann das LokalTV-Portal genutzt werden. Dabei handelt es sich um einen eigenen Kanal auf dem Astra-Satellitensystem auf 19,2 Grad Ost, der mehrere Infotafeln ausstrahlt. Drückt der Zuschauer den Red Button, startet erst die eigentliche Anwendung. Verschiedene Ansätze gibt es bei der Umsetzung innerhalb des Portals. Hier ist es dem Sender freigestellt, wie er mit seinem Content umgeht. Zum einen besteht die Möglichkeit, direkt nachdem der Zuschauer den entsprechenden Kanal gewählt hat, den Livestream zu starten. Eine zweite Lösung ist die Einbettung der Sendungen in eine Übersichtsseite. Nach Wahl des Kanals kann der Zuschauer zwischen den verschiedenen Formaten wählen, sich einzelne Beiträge abrufen und individuell seinen Regionalsender genießen. MikeBielagk Geschäftsführer bei KabelJournal GmbH „KabelJournal hat sich an diesem Projekt beteiligt, um neben dem bisherigen Verbreitungsweg (Ka- belfernsehanlagen analog als auch digital) einen weiteren Zugangsweg für potenzielle Zuschauer zu schaffen. Für uns im Erzgebirge ist eine terrestrische Ausstrahlung aufgrund des Gebirges wirtschaftlich nicht machbar, eine Satellitenverbreitung ebenso nicht. Zwar bieten wir auch unsere Inhalte im Inter- net als Abruffernsehen oder im Livestream an, doch damit kommt man nicht unbedingt auf die heimi- schen TV-Geräte. Wir sehen damit eine Möglichkeit, neben der ‚aktiven Nutzungsart Internet‘ auch die ‚passive Nutzungsart Fernsehen‘ bei Zuschauern außerhalb unseres Hauptverbreitungsweges Kabel zu erschließen. Der Zugang über ASTRA ist wesentlich ‚fernsehnäher‘ als das Eintippen einer URL ins TV-Gerät.“ Aktuelle Receiver, die für den Empfang des Lokal-TV-Angebotes geeignet sind (Auswahl der Redaktion) \ Technisat Digit ISIO S2 \ Humax iCORD NEO \ Kathrein UFS 925 \ Vu+ DUO2 \ Samsung GX-SM650SJ \ Huawei MediaCast HD 500 \ Panasonic DMR-HST230 Doch kein Licht ohne Schatten, denn nicht jeder Zuschauer mag das langwierige Navigieren durch die Startseite. Speziell ältere Zuseher empfinden dies als zu kompliziert und meiden daher das Programm. Ein Beispiel für die perfekte Mischung aus beiden Varianten ist das Programm ERZ-TV KabelJournal. Hier kommt der Kunde schnell in den direkten Livestream. Wer mehr will, kann über die HbbTVFunktion (Druck auf die rote Farbtaste der Fernbedienung) allerdings auch die Mediathek des Senders erreichen und somit seine Wunschsendung schnell und unkompliziert ansehen – mit allen Kommunikationsmöglichkeiten des TV-Senders, der so auch mit seinen Zuschauern direkt interagieren kann. Auch wenn noch nicht in jedem Haushalt in Sachsen das hybride TV-Vergnügen Einzug gehalten hat, ist der Schritt, regionale Angebote über diesen Weg anzubieten, eine Chance, mehr Zuschauer zu gewinnen. Die Programmveranstalter selber haben es dabei zu einem Großteil in der Hand, mit eigenen Formaten auf die neuen Verbreitungswege aufmerksam zu machen, um so alle interessierten Zuschauer auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass ihr regionaler Sender nun auch mit Satellitenempfangsequipment zu sehen ist. Und das Beste: Auch Pendlern oder vielen noch heimatverbundenen Menschen, die in einer immer mobileren Gesellschaft in einem anderen Bundesland leben, wird so der TV-Empfang aus der Heimat auf einfache Art und Weise ermöglicht. Leider haben sich noch nicht alle regionalen TV-Anbieter dem Projekt, welches sogar gefördert wird, angeschlossen. Diese Regionalprogramme vergeben aktuell noch die Chance, ihre Reichweite mit einfachen Mitteln zu erweitern. \\ Stefan Goedecke www.digitalfernsehen.de
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