FINANZIELLE BERICHTERSTATTUNG IM WANDEL Vom

R E C H N U N G SW E S E N
R U DOLF VOLKART
FINANZIELLE BERICHTERSTATTUNG IM WANDEL
Vom Jahresabschluss zum «Integrated Reporting»
Der Artikel basiert auf dem Festvortrag anlässlich der Verleihung des Dr.-KauschPreises 2014 am 26. Februar 2015 an der Universität St. Gallen. Der Preis wurde Prof.
Rudolf Volkart «für seine Beiträge zur Theorie und Praxis von Rechnungslegung und
Corporate Finance» verliehen.
1. FINANZIELLE BERICHTERSTATTUNG IM FOKUS
VON ACCOUNTING UND CORPORATE FINANCE
Zwei Problemkreise betreffen das finanzielle Rechnungswesen sowie das Finanz- und Investitionsmanagement von Unternehmen gleichermassen unmittelbar. Neben der geradezu
allgegenwärtigen Frage der Bewertung von Aktiven und
Passiven, von Projekten, von ganzen Unternehmen und von
Wertpapieren als Residual- und Fremdkapitalkontrakte so­
wie Derivaten [1] trifft dies ganz besonders auf die finanzielle
Berichterstattung, d. h. das Corporate Reporting zu. Dessen
Bedeutung ist mit der Scharnierfunktion zwischen Unternehmen und Kapitalgebern, namentlich Anteilseignern,
insbesondere bei börsenkotierten Gesellschaften absolut
zentral [2]. Zugleich ist die finanzielle Rechnungslegung direkt mit weitreichenden Bewertungsfragen verknüpft [3].
Mit Blick auf die Kernfragen von Accounting und Corporate Finance ist die finanzielle Berichterstattung ausgesprochen interdisziplinär zu sehen. So beeinflusst etwa die Bilanzbewertung unmittelbar auch die buchwertige Kapitalstruktur und damit die Finanzierungsseite eines Unternehmens,
und der Gewinnausweis hat Einfluss auf wichtige Aktienkennzahlen, zum Beispiel die in der Praxis nach wie vor wesentliche Price-Earnings-Ratio des Aktientitels. Aktuelle
Entwicklungen akzentuieren den Stellenwert der externen
Informationsvermittlung zusätzlich. In der Schweiz begründete die «Minder-Initiative» mit dem «Say on Pay» neue
Berichtsinhalte zur Vergütungspolitik börsenkotierter Gesellschaften zuhanden der Generalversammlung [4]. International wurde vor rund vier Jahren eine einzigartige, grossangelegte Initiative lanciert. Diese sieht die jährliche Berichterstattung unter der Leitidee eines «Integrated Reporting» [5],
RUDOLF VOLKART,
EM. PROFESSOR,
UNIVERSITÄT ZÜRICH,
SENIOR PARTNER,
IFBC AG, PRÄSIDENT,
STIFTUNG SWIPRA,
LANGNAU AM ALBIS/ZH
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einer die Berichtsthemen stark erweiternden und zugleich
zusammenführenden Perspektive. Besonders darzustellen
ist dabei die qualitative Wertschaffung eines Unternehmens
in seinem sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Umfeld. Diese Blickrichtung führt zurück zur fundamentalen
Frage nach der finanziellen Zielfunktion privatwirtschaftlicher Unternehmen. Inwieweit darf und soll diese von der
Wertschaffung zugunsten der Anteilseigner wegverschoben
werden in eine mehrdimensionale, teils diffuse Interessenwahrnehmung verschiedener Stakeholder-Gruppen [6], wie
dies die jüngeren Tendenzen Richtung Corporate Social Responsibility (CSR) mit verschiedenen einschlägigen Initiativen im Resultat zumindest suggerieren?
2. «INTEGRATED REPORTING»:
EIN INTERNATIONALES PROJEKT
Im Folgenden wird an die oben erwähnte Initiative zum «Integrated Reporting» angeknüpft. Diese wurde durch den
2012 (bzw. vorlaufend bereits 2010) gebildeten International
Integrated Reporting Council (IIRC) initiiert. Der IIRC ist ein prozessorientiertes Gremium, dem verschiedenste Kreise weltweit angehören: Emittenten, Investoren, Prüfgesellschaften,
Vereinigungen, Regulatoren und diverse andere Adressen,
insbesondere der FASB (Financial Accounting Standards Board),
das IASB (International Accounting Standards Board) und die
GRI (Global Reporting Initiative) [7]. Ziel des Integrated Reporting soll gemäss IIRC «die Kommunikation über die
Wertgenerierung von Unternehmen als nächster Schritt in
der Evolution des Corporate Reporting sein» [8].
Erste konkrete Resultate liegen aus Pilotprojekten vor,
und die Johannesburg Stock Exchange (JSE) verlangt seit
2010 die Erstellung integrierter Reports durch gelistete Firmen. Neben der erwähnten Wertorientierung soll die Berichterstattung eine bessere innere Konsistenz bieten. Dabei
sind die einzelnen Berichtspunkte in ein Gesamtkonzept
zu bringen, das wichtige Ursache-Wirkung-Zusammenhänge erkennbar macht. Dann wurde auch die Forderung
laut nach einer massiven Reduktion des Berichtsumfangs
(vgl. dazu auch Abschnitt 7 und Anm. 35). Und schliesslich
soll die integrierte Berichterstattung durch Story-Telling
und passende grafische Umsetzung unterstützt werden [9].
Per saldo will man mehr Transparenz zum wirtschaftlichen
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Abbildung 1: SECHS «KAPITALIEN» GEMÄSS
INTERNATIONAL <IR> FRAMEWORK
 Financial capital
 Manufactured capital
 Intellectual capital
 Human capital
 Social and relationship capital
 Natural capital
Quelle: International <IR> Framework, 2013, S. 11/12. www.theiirc.org/wpcontent/uploads/2013/12/13-12-08-THE-INTERNATIONAL-IR-FRAMEWORK2-1.pdf.
sowie sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Wirken
eines Unternehmens schaffen. Entsprechend spricht man
im Integrated-Reporting-Konzept von sechs im Report zu
berücksichtigenden relevanten «Kapitalien» (capitals), welche das Unternehmen und dessen Umfeld bzw. die Umwelt
gleichermassen betreffen (vgl. Abbildung 1).
Bemerkenswerterweise wurde eine ähnliche Systematisierung unter dem Begriff «Marktwert-Schema» bereits vor der
Jahrtausendwende durch die Firma Skandia praktiziert [10].
3. BLICK ZURÜCK AUF FÜNFZIG JAHRE
RECHNUNGSLEGUNG
Interessant ist im vorliegenden Kontext ein kurzer Blick zurück auf Marksteine der modernen Rechnungslegung. Angelpunkt der externen Berichterstattung ist die bereits an­
gesprochene Schnittstelle zwischen Unternehmen und Anteilseignern. Es liegt in der Natur der Sache, dass zwischen
diesen beiden Gruppen gerade bei börsenkotierten Firmen
Informationsasymmetrie herrscht. Diese wird durch die unterschiedliche Interessenlage von Managern und Aktionären akzentuiert. Ineffizienzen auf den Finanzmärken tragen zusätzlich dazu bei. Die damit resultierende PrincipalAgent-Problematik ruft unmittelbar nach einer wirksamen
Corporate Governance. Dabei kommt der finanziellen Berichterstattung zentrale Bedeutung zu [11].
Die jährliche Rechenschaftsablage erfolgt mit dem Geschäftsbericht, der namentlich Jahresabschluss und Lagebericht sowie Konzernrechnung umfasst. Das Zahlenwerk basiert auf der viele Jahrhunderte alten doppelten Buchhaltung. Dem «accrual»-Prinzip verpflichtet, weist sie in der
Erfolgsrechnung einen aus Erträgen und Aufwänden resultierenden Reingewinn aus. Dies ist eine tendenziell rückblickende Betrachtung ohne direkten Bezug auf eine ökonomische Wertmessung. So kann eine Gewinnzunahme unter
Umständen eher Wertvernichtung als Wertschaffung bedeuten, wenn sie durch eine starke Risikoausweitung erkauft werden musste [12]. Die zahlenmässig lediglich punktuell erfasste
Risikodimension stellt denn auch eines der nur unzureichend gelösten Probleme der herkömmlichen Rechnungslegung dar, auch wenn Risikoaspekten mit Sensitivitätsanalysen und insbesondere einer verbalen Informationsvermittlung in der Berichterstattung zunehmende Beachtung
geschenkt wird [13].
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Entsprechend dem «accrual»-Modell wichtig sind die für
den Jahresabschluss anzuwendenden Bewertungsregeln.
Dies legte die Schaffung international harmonisierter Standards nahe, was der Übervater der damals neuen Disziplin
des «International Accounting», der US-Professor Gerhard G.
Mueller, bereits 1967 erkannte, als er das erste Lehrbuch zu
diesem Thema publizierte [14]. Die 1973 erfolgte Gründung
des International Accounting Standards Committee IASC,
heute IASB, und in der Schweiz ab 1984 die Swiss GAAP FER
waren der Startschuss zu einem jahrzehntelangen Aufbau
internationaler, teils nationaler Standards. Die IFRS, die International Financial Reporting Standards, sind international zum
zentralen und mittlerweile sehr komplexen Regelwerk zur
finanziellen Rechnungslegung geworden.
4. ZUR PROBLEMATIK DER HEUTIGEN
IFRS-STANDARDS
Die IFRS werden heute neben der EU in über 100 Ländern
umgesetzt. Zudem konvergieren sie mit den etwa um Faktor
sieben umfangreicheren US GAAP. Oberstes Prinzip ist eine
Fair Presentation des Jahresabschlusses. Diese stellt bezüglich der Bewertung der Bilanzpositionen eines Unternehmens grundsätzlich auf Fair Values ab. Effektiv sind diese
Fair Values aber weder unbedingt «fair» noch sind sie überwiegend «Wert» im ökonomischen Sinn. Man hat diese nämlich nach Forderung des Standardsetzers primär auf Preis­
notierungen abzustützen. Mit Blick auf die Bilanz stellt die
Anwendung der Fair Values auf die einzelnen Aktiven und
« Was die Schweiz betrifft,
erstaunt es nicht, dass einzelne
börsenkotierte Gesellschaften
den ‹Weg zurück› zu
Swiss GAAP FER gegangen sind.»
Passiven nur eine Aufsummierung vieler Einzelpositionen
dar. Da der ökonomische Wert des Unternehmens aber auf
der wechselseitigen Wirkung bilanzierter und auch nicht bilanzierbarer Positionen, namentlich dem intellektuellen Kapital beruht, fehlt dieser Aufsummierung der Bezug zum
Ganzen. Damit relativiert sich die gegenüber dem traditionellen Prinzip der historischen Kosten gewonnene Mehr­
aussage der Fair Values [15].
Die laufende Weiterentwicklung der Standards verursacht
zwangsläufig eine problematische Instabilität. Zudem sind
einzelne neue Grundsätze (Prinzipien) und Regelungen nicht
unumstritten. Dies zeigt sich aktuell etwa darin, dass börsenkotierte Grossunternehmen den IFRS-Gewinnausweis
ergänzende bzw. relativierende sogenannte KerngewinnGrössen ausweisen [16]. Und der selbst für Accounting-Generalisten nur noch schwer überblickbare Standards-Dschungel führt im Resultat zu einer unerwünschten Intransparenz.
Man sieht vor lauter Bäumen den Wald kaum mehr. Und auch
die weiter ausgebaute verbale Information, das «Narrative
Reporting», entschärft dieses Problem nicht wirklich. Was
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Abbildung 2: ERWARTUNGEN ALS ZENTRALES ELEMENT DER EINSCHÄTZUNG VON AKTIENUND UNTERNEHMENSWERTEN
Die Bedeutung von Erwartungen für die finanzwirtschaftliche Wert- und Preisbildung lässt sich praktisch und
auch theoretisch mittels einfacher Bewertungsmodelle
­illustrieren.
Zur Praxis:
Das im Streaming-Bereich tätige schwedische Startup-Unternehmen Spotify wurde 2015 im Zuge von Finanzierungsrunden von professionellen Investoren sehr unterschiedlich bewertet.
«Der Musikdienst Spotify will sich laut Medienberichten
rund 500 Mio. $ bei Investoren besorgen. Die Firma solle
dabei insgesamt mit 6 Mrd. $ bewertet werden, berichtete
das ‹Wall Street Journal›. Nach Informationen der ‹Financial Times› könnten es sogar 8 Mrd. $ werden. Bei der vergangenen Finanzierungsrunde im Jahr 2013 war Spotify
mit 4 Mrd. $ bewertet worden.» (NZZ Nr. 39 vom 31. Januar
2015, S. 33/dpa)
Zur theoretischen Bewertung mittels Dividenden­
wachstumsmodell:
Beim Dividendenwachstumsmodell wird der theoretische
Wert eines Aktientitels (S) aus der erwarteten (nächsten) Dividende (D1), einem generellen («ewigen») Wachstumsfak-
die Schweiz betrifft, erstaunt es deshalb nicht, dass einzelne
börsenkotierte Gesellschaften den «Weg zurück» zu Swiss
GAAP FER gegangen sind.
5. VALUE REPORTING ALS WEG IN DIE ZUKUNFT
Bereits kurz vor der Jahrtausendwende wurde daher an der
Universität Zürich – in loser Kooperation mit PwC Schweiz
und PwC London [17] – ein Forschungsprojekt zu einer wertorientierten Berichterstattung, zu «Value Reporting» lanciert [18]. Damit sollte ein Weg gefunden werden, das mit
der vorherrschenden Rechnungslegung nur unzureichend
erfasste Wertpotenzial eines Unternehmens nach aussen zu
reflektieren [19]. Dies mit dem Ziel, dass sich die firmeninterne Wertschaffung effizient im Börsenkurs des Aktien­
titels widerspiegelt [20].
Eine möglichst adäquate Werttransformation an die Anteilseigner ist aus ökonomischer Sicht wichtig, weil sich sogenannte Value Gaps spürbar nachteilig auswirken können,
so etwa bei der Beschaffung von neuem Fremd- und Eigenkapital oder in Form erhöhter Kapitalkosten für das Unternehmen. Es besteht denn auch empirische Evidenz dafür,
dass sich Value Reporting positiv, d. h. reduzierend auf die
Kapitalkosten und damit positiv auf den Wert eines Unternehmens auswirkt [21]. Eine Verkleinerung der Informationsasymmetrie zwischen Management und Investoren senkt
nämlich auch das Informationsrisiko eines Aktien­titels, was
zu einer höheren und stabileren Bewertung an der Börse
führt. Ganz entscheidend kann in diesem Zusammenhang
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tor (g) und aus dem risikogerechten Eigenkapitalkostensatz (k EK) hergeleitet: S = D1 / (k EK – g).
Für die Streaming AG werden zunächst folgende Grössen geschätzt: Dividende des nächsten Jahres D1 = 48;
Wachstumsfaktor g = 1%; Eigenkapitalkostensatz k EK = 9%
(dies bei einem nachhaltigen risikolosen Zinssatz r f von 3%,
einer Marktrisikoprämie rM von 5% sowie einem AktienBeta der Streaming AG von 1.2).
Daraus folgt: S (Grundannahmen) = 48 / (0.09 – 0.01) = 600
Eine alternative bzw. veränderte Erwartungsbildung gehe
nun von einer viel positiveren Entwicklung aus. Diese betrifft vor allem die Wachstumserwartungen, aber auch das
Ertragsniveau und schliesslich die auf einer geringeren
Kursvolatilität beruhende Risikoeinschätzung für den Aktientitel. Neu wird mit folgenden Grössen gerechnet:
D1 = 52; g = 2%; Aktien-Beta = 1.1, d. h. k EK = 8,5%, resultierend aus 3% + 1.1 × 5%.
Daraus folgt: S (Alternativannahmen) = 52 / (0.085 – 0.02) =
800
Vgl. zum Dividendenwachstumsmodell Volkart, R. (2010): Unternehmensbewertung und Akquisitionen, 3. Auflage, S. 64–66.
eine dank Value Reporting optimistischere Erwartungsbildung der Investoren sein, denn schon leichte Veränderungen
in den Erwartungen beeinflussen den Aktienkurs im positiven wie im negativen Sinn stark [22].
Value Reporting setzt allerdings ein wirksames internes
Wertmanagement-System voraus [23]. Dabei ist – anders als
beim Accounting-Format – stets im Auge zu behalten, dass
finanzielle Werte auf Zukunftspotenzialen beruhen. Diese
stellen auf erwartete zukünftige Cashflow-Grössen ab, und
zugleich ist den damit verbundenen Risiken bewertungstechnisch Rechnung zu tragen. Aus Sicht der Anteilseigner
geht es spiegelbildlich um die Frage, welche Kursavancen
und Dividenden sie aus einem Beteiligungspapier nachhaltig erwarten können und unter welchem Risiko. Abbildung 2
veranschaulicht die zentrale Bedeutung der Erwartungsbildung für die Einschätzung von Aktien- und Unternehmenswerten.
Erwartungen über zukünftige Wertentwicklungen lassen
sich aber nicht auf Basis nur des reinen Zahlenwerks bilden.
Vielmehr sollte die Berichterstattung ein möglichst schlüssiges, auch qualitatives Bild über die strategischen Perspektiven des Unternehmens vermitteln. Dies macht ein Value Reporting erforderlich, das weit über die klassischen Berichtspunkte hinausgeht und so etwa Informationen zu den
wichtigsten Werttreibern als Grundlage der zukünftigen
Wertschaffung vermittelt [24]. Darüber hinaus versuchen
börsenkotierte Firmen übrigens auch, die Erwartungsbildung mit einem gezielten «Expectations-» sowie «Earning-
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Abbildung 3: KRITERIENBLÖCKE IM VALUE REPORTING RATING
in %
Kriterienblock
1  Allgemeiner Eindruck
Gewichtung
5
2  Hintergrundinformationen
20
3  Wichtige Non-financials
20
4  Trendanalyse
5
5  Risiko-Informationen
10
6  Wertorientierte Vergütungspolitik
10
7  Management Diskussion und Analyse des Jahresabschlusses
10
8  Zieldaten und Glaubwürdigkeit
10
9  Nachhaltigkeit (Sustainability)
  Total
10 Value Reporting im Internet
Gewichtung
Endrangliste
80
10
100
20
Quelle: Schweizer Geschäftsberichte-Rating 2014, S. 81, www.geschaeftsberichte-rating.ch/fileadmin/user_upload/redakteure/rating-2014/pdf/Sonderpublikation_
2014.pdf.
Management» zu beeinflussen [25]; ein nicht immer unbedenklicher Sachverhalt. Dabei geht es aber auch um die hier
nicht weiter betrachteten Informations- bzw. Kommunikationskanäle der Ad-hoc-Publizität, Analysten-Präsentationen, Road-Shows usw.
6. GESCHÄFTSBERICHTE AUF DEM PRÜFSTAND
Um Value Reporting zu fördern, wurde an der Universität Zürich ein spezifisches Value Reporting Rating entwickelt.
Dazu erstellte man einen detaillierten Anforderungskatalog.
Abbildung 3 zeigt die verschiedenen Kriterienblöcke, die je
für sich in zahlreiche Unterpunkte gegliedert sind. Dieser
erlaubt es, die Geschäftsberichte der börsenkotierten Schweizer Firmen alljährlich zu bewerten [26]. Interessant ist das
Fazit der aktuellen, auch öffentlich zugänglichen Auswertung 2014 [27]: Danach erreichten erst rund 30% der analy-
« Grossfirmen liefern
heute periodisch eigentliche
Datenberge, deren
innere Konsistenz zu wünschen
übrig lässt.»
sierten Geschäftsberichte in der Value-Reporting-Qualität
ein «Genügend». Spezifische Schwachstellen sind Berichtspunkte zu Mitarbeitenden, Kunden und Marken, zur Ver­
gütungspolitik sowie zu zukunftsbezogenen Aspekten wie
Nachhaltigkeit, ökonomischem Gewinn und Zielgrössen,
aber auch zu der so wichtigen Glaubwürdigkeit. Allerdings
wird Nachhaltigkeitsaspekten wachsende Bedeutung zu­
gemessen, was mit Blick auf die Attribute Reputation und
Glaubwürdigkeit eines Unternehmens im aktuellen Umfeld
auch naheliegend erscheint. Klar verbesserungsfähig ist der
464
Web-Auftritt. Hier konnte bezüglich Value Reporting nur
etwa jedem zehnten Bericht ein «Genügend» attestiert werden.
Bei einer kritischen Lagebeurteilung lässt sich subjektiv
und knapp formuliert Folgendes sagen: Grossfirmen liefern
heute periodisch eigentliche Datenberge, deren innere Konsistenz zu wünschen übrig lässt. Zahlen und Kommentare
sind über verschiedene Teile fragmentiert, und es besteht
ein eigentliches Informationsdickicht. Zudem mangelt es oft
an einer Forward-looking-Perspektive, und es ist nach wie
vor schwierig, schlüssige Folgerungen zur zukünftigen
Wertschaffungskraft zu ziehen. Dazu kommt die in Abschnitt 4 angesprochene grundsätzliche Problematik der
IFRS-Rechnungslegung, die in der Schweiz durch die Möglichkeit der Swiss GAAP FER fallweise etwas relativiert wird.
7. «INTEGRATED REPORTING» ALS DER GROSSE
SCHRITT NACH VORN?
Mit der «Integrated Reporting»- oder <IR>-Initiative möchte
man nun in verschiedenen Punkten Remedur schaffen. Dazu wurde 2013 ein 35-seitiges «International <IR> Framework» [28] verabschiedet. Es bildet mit umfangreichen Anforderungen den Rahmen zur Gestaltung der Integrated Reports. Im Zentrum der Berichterstattung steht die Erläuterung von Geschäftsmodell und Strategie mit Nachweis der
operativen Performance und der finanziellen Wertschaffung.
Die langfristig ausgerichteten Finanzinvestoren sollen das
kurz-, mittel- und langfristig gegebene Wertpotenzial des
Unternehmens verstehen können. Abbildung 4 zeigt die Inhaltselemente gemäss dem International <IR> Framework
stichwortartig auf.
Im Grunde genommen folgt man damit dem Value-Reporting-Konzept. Grosses Gewicht wird allerdings auf die
Stakeholder-Bezüge im sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Umfeld gelegt [29]. Und schliesslich bilden Informationen zur Corporate Governance sowie zu den Risiken
und Chancen der Geschäftspolitik weitere Schwerpunkte.
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Abbildung 4: INHALTSELEMENTE EINES «INTEGRATED REPORT» GEMÄSS INTERNATIONAL
<IR> FRAMEWORK
Content Elements
 Organizational overview and external environment
 Governance (influence on ability to create value)
 Business model
 Risks and opportunities (facts and actions)
 Strategy and resource allocation (where to go and how)
 Performance (on strategic objectives, outcomes on capitals*)
 Outlook (challenges and uncertainties)
* Vgl. zu den «capitals» die Ausführungen in Abschnitt 2, insbesondere Abbildung 1.
Quelle: International <IR> Framework, 2013, S. 5, www.theiirc.org/wp-content/uploads/2013/12/13-12-08-THE-INTERNATIONAL-IR-FRAMEWORK2-1.pdf.
Insgesamt wird im Sinne der inneren Konsistenz der Berichte «connectivity» der Information und ein «holistisches
Bild» gefordert. Pragmatisch formuliert könnte man das «Integrated Reporting» als Zusammenführung von Geschäftsbericht, Value Reporting und Berichterstattung über die
Corporate Social Responsibility bezeichnen, alles vereint in
einem Report, sei es als Print- oder Web-Version [30]. Eine
ausführliche Umschreibung findet sich auf der Website IAS
Plus von Deloitte (www.iasplus.com/de) [31].
Abschliessend soll versucht werden, ein erstes, allerdings
subjektives Fazit zum noch jungen Integrated-ReportingProjekt zu ziehen. Trotz der «Mächtigkeit», Internationalität und Interdisziplinarität dieser Initiative fällt dieses –
nach Studium des International <IR> Framework [32] und
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aktueller Integrated Reports, so derjenigen von Vodacom
2014 [33] (vgl. Abbildung 5) und SAP 2013 [34] – eher etwas zwiespältig aus. Eine Straffung der Berichte ist vorerst nicht er-
« Pragmatisch formuliert
könnte man das ‹Integrated
Reporting› als Zusammenführung von Geschäftsbericht,
Value Reporting und Berichterstattung über die Corporate Social
Responsibility bezeichnen.»
kennbar. So hat die Publikation von Vodacom Südafrika
nicht auf den zuweilen geforderten 30 bis 50 Seiten Platz [35],
sondern erreicht mit über 100 Seiten rund das Dreifache.
Und der Software-Gigant SAP schafft es gar auf 400 «integrierte» Seiten. Dies alles neben den von Regulatoren und
Standardsetzern geforderten Berichten und Dokumenten.
Und auch die gewünschte innere Konsistenz erscheint hier
nicht gerade offensichtlich.
In verschiedener Hinsicht wird man erst in einigen Jahren
klarer sehen. Neuere Konzepte wie das «Integrated Reporting» bieten wohl durchaus die Chance, dereinst weg­
weisende Fortschritte einzuleiten. Dies wäre auch der gesellschaftlichen Akzeptanz von Grosskonzernen und generell
der Vertrauensbildung gegenüber der Wirtschaft förderlich [36]. Dabei stellen sich aus aktueller Sicht indessen durchaus kritische Fragen.
Wie ist es um die Glaubwürdigkeit der bei Grossfirmen
zwangsläufig fragmentiert erstellten Berichte bestellt? Und
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Abbildung 5: INHALT UND STRUKTUR DES «INTEGRATED REPORT» 2014
Von Vodacom (South Africa)
Themenbereiche
Gewichtung
 About this report/How we performed/Who we are
(≈ 15 Seiten)
 How we create value
(≈ 15 Seiten)
 Strategic review:
Customer, growth, operations, people, reputation
(≈ 10 Seiten)
 Financial review*
(≈ 30 Seiten)
 Corporate governance:
Risk management, governance, remuneration
(≈ 25 Seiten)
 Administration
(≈ 15 Seiten)
*Vodacom publizierte separat einen umfangreichen Financial Report (≈ 115 S.)
Quelle: Vodacom «Integrated Report» 2014
http://vodacom.onlinereport.co.za/vodacom_ir_2014/wp-content/themes/vodacom/downloads/Vodacom_2014_integrated_report.pdf)
steht effektiv integriertes Denken und Handeln im Unternehmen hinter den integrierten Reports? Inwieweit ist die
ganze Initiative auch interessengetrieben, etwa mit Blick
auf die Kommunikationsbranche? Und exponiert sich das
Management aus Compliance-Sicht nicht übermässig mit
der Offenlegung sensibler Daten? Wer sind die Hauptadressaten und wer liest eigentlich all diese Berichte? In diesem
Kontext dürfte die künftige Rolle von Analysten und Stimmrechtsberatern wohl noch wichtiger werden. Und schliesslich
kann man sich auch fragen, ob bzw. inwieweit sich «Einheitsreporting» in einer digitalen Welt nicht zur individualisierten Berichterstattung wandeln wird und Information
vermehrt zur Kommunikation mutiert.
Was die Promotoren des «Integrated Reporting» betrifft,
scheint es auch nicht ihr Anspruch zu sein, dass sich die das
Projekt prägenden Ideen und Ziele bereits kurz- bis mittelfristig realisieren lassen. Man spricht etwa von fünf bis zehn
oder noch mehr Jahren, die zur Fortentwicklung notwendig sein werden. Vielleicht können entscheidend weiterentwickelte integrierte Reports einmal herkömmliche Elemente der Berichterstattung ersetzen, was einer wünschba-
Anmerkungen: 1) Vgl. zur finanzwirtschaftlichen
(Cashflow-basierten) Bewertung Volkart, R./Wagner, A. F. (2014): Corporate Finance – Grundlagen
von Finanzierung und Investition, 6. Auflage, Zürich, S. 150 ff. 2) Vgl. dazu Volkart, R. (2001): Rechnungswesen und Informationspolitik, Zürich,
S. 14 f. und S. 65 ff. 3) Vgl. dazu etwa Behr, G./Leibfried, P. (2014): Rechnungslegung, 4. Auflage, Zürich. 4) Vgl. dazu Forstmoser, P. (2014): Die Umsetzung der Schweizer Volksinitiative «gegen die Abzockerei». Auszug aus Board 5/2014, S. 192–197, sowie Fahlenbrach, F./Wagner, A. (2013): Der Schweizer Ansatz zu «Say-on-Pay». In: NZZ vom 25. September 2013, E-Paper, www.nzz.ch/aktuell/startseite/der-schweizer-ansatz-zu-say-on-pay-1.18156209
(Abrufdatum 25. 1. 2015). 5) Vgl. dazu die Website
des International Integrated Reporting Council
IIRC: www.theiirc.org. 6) Vgl. Grundlegendes in
Volkart, R. (1998): Shareholder Value & Corporate
Valuation, Zürich, S. 27 ff., und zur erneut medial
geführten Diskussion bei Gomez, P./Meynhardt, T.
466
ren Straffung der firmenseitigen Berichts­t ätigkeit zugute
käme.
In jedem Fall ist die externe Information und Kommunikation – sei es durch Value Reporting, durch «Integrated Reporting» oder auch nur mit einer zurückhaltenden Berichterstattung – nicht als eine bloss «funktional» wahrzuneh-
« Wer sind die Hauptadressaten und wer liest eigentlich
all diese Berichte?»
mende Aufgabe zu sehen. Vielmehr stellt diese als Element
einer aktiven Investor Relation eine der zentralen Verantwortlichkeiten von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat
dar. Gerade in der heutigen, vermehrt Stakeholder-orientierten Welt ist es unabdingbar, Vertrauen und Reputation zu
stärken, um so die vermehrt geforderte Glaubwürdigkeit
eines Unternehmens zu stützen.
n
(2015): Gewinnstreben und die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz, sowie Lucatelli, A. B. (2015):
Die Aktionärswert-Maximierung ist nicht wertlos,
beide, unter Einschluss eines redaktionellen Kommentars, in NZZ Nr. 8 vom 12. Januar 2015, S. 15.
7) Siehe www.theiirc.org/the-iirc/ (Abrufdatum
26. 11. 2014). 8) Im Originaltext: «... communication
about value creation should be the next step in the
evolution of corporate reporting». www.theiirc.
org/wp-content/uploads/2014/09/IIRC-TechnologyInitative-Call-for-Participation.pdf (Abrufdatum
5. 12. 2014). 9) Vgl. dazu O’Hearne, G./Pauffley, R.
(2014): Integrating the new science of reporting
and the ancient art of storytelling. In: The Reporting
Times – Die Zeitung des Geschäftsberichte-Symposiums, Nr. 5 2014, S. 12. (Das GeschäftsberichteSymposium – seit 2015 Center for Corporate Reporting [CCR] – steht für eine inländische Initiative
zur Firmenpublizität. «Das GeschäftsberichteSymposium ist in der Schweiz die KompetenzPlattform zur Unternehmensberichterstattung. Es
hat das Ziel, die Qualität der Berichterstattung der
publizierenden Unternehmen zu fördern und ihre
Reputation zu stärken.» www.gb-symposium.ch/
initianten.html (Abrufdatum 19. 12. 2014). 10) Moll,
G. (2002): Wertkommunikation im unternehmerischen Kontext – Ein handlungsorientierter Ansatz,
Zürich, S. 100/101 und S. 107 ff. 11) Vgl. Volkart 1998,
S. 83 ff. 12) Dies betrifft gleichermassen oder noch
mehr die finanzanalytisch nicht unwichtige und
im Bankenbereich besonders beachtete Grösse der
Eigenkapitalrendite (ROE). Ausgesprochen problematisch ist in diesem Zusammenhang die (undifferenzierte) Anwendung von ROE-Grössen im Zusammenhang mit der Performance-Messung und
Kompensation des Managements. 13) In der Schweiz
ist die Risikobeurteilung neu im Lagebericht der
jährlichen Rechenschaftsablage vorzunehmen.
14) Mueller, G. G. (1967): International Accounting,
New York. Ein aktuelles Lehrbuch mit dem späteren Koautor von Gerhard G. Mueller, Frederick D.
Choi, ist: Choi, F. D./Meek, G. K. (2011): Internatio-
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nal Accounting, 7th Edition, Upper Saddle River
NJ. 15) Vgl. die einschlägige Diskussion in Labhart,
P./Schön, E./Volkart, R. (2005): Fair Value-Bewertung und Value Reporting. In: Bieg, H./Heyd, R.
(Hrsg.): Fair Value – Bewertung in Rechnungswesen, Controlling und Finanzwirtschaft, München,
S. 517–542. Was die «accrual»-Orientierung des
Rechnungswesens anbelangt, gab es schon früh
prominente Kritik bis hin zum Vorschlag, dieses
Konzept über Bord zu werfen. Vgl. Mueller, G. G.
(1998): The Evolving (New) Model of Business Reporting. In: Börsig, C./Coenenberg, A. G. (Hrsg.):
Controlling und Rechnungswesen im internationalen Wettbewerb, Stuttgart, S. 71–86. 16) So weist
etwa Roche für 2014 neben dem IFRS-Gewinn von
CHF 9,5 Mrd. einen adjustierten «Kerngewinn»
von CHF 12,5 Mrd. aus. Vgl. dazu den kritischen
Kommentar in: NZZ Nr. 23 vom 29. Januar 2015,
S. 23 (Christoph G. Schmutz), «Der Buchhalter als
Magier». 17) Vgl. dazu etwa Eccles, R. G./Herz, R.
H./Keegan, E. M./Phillips, D. M. H. (2001): The
Value Reporting Revolution, Hoboken NJ. 18) Vgl.
Labhart, P. A. (1999): Value Reporting – Informationsbedürfnisse des Kapitalmarktes und Wertsteigerung durch Reporting, Zürich. Dabei wurde von
folgender Definition des Value Reporting ausgegangen: «Value Reporting ist die offizielle, externe
Berichterstattung eines Unternehmens, die (erstens) geeignet ist, die Informationsasymmetrie
zwischen interner und externer Sicht des Value
Based Management zu reduzieren, und (zweitens)
selbst Teil des Value Based Management ist.» (Labhart 1999, S. 30) Anzumerken bleibt hier, dass es
verschiedene, bereits früher datierte Initiativen
gab zur Erweiterung des Corporate Reporting, so
etwa in Form des Business-Reporting-Modells des
Jenkins Committees (AICPA 1994). 19) Vgl. weiter
Labhart, P. A./Volkart, R. (2001): Value Reporting.
In: Coenenberg, A. G./Pohle, K. (Hrsg.): Internationale Rechnungslegung – Konsequenzen für Unternehmensführung, Rechnungswesen, Standardsetting, Prüfung und Kapitalmarkt, Stuttgart, S. 115–
142, sowie Labhart, P. A./Volkart, R. (2009): Investor
Relations als Wertsteigerungsmanagement. In:
Kirchhoff, K. R./Piwinger, M. (Hrsg.): Praxishandbuch Investor Relations – Das Standardwerk der
Finanzkommunikation, Wiesbaden, S. 201–220.
20) Dies ist tatsächlich eines der zentralen Anliegen
in der Praxis der Investor Relations. Vgl. PricewaterhouseCoopers/Kirchhoff Consult (Hrsg.) (2006):
Investor Relations und Corporate Reporting bei
börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz
2006, Zürich/Luzern, S. 10. 21) Vgl. Hail, L. (2002):
The impact of voluntary corporate disclosure on
the ex-ante cost of capital for Swiss firms. In: European Accounting Review, Vol. 11, Nr. 4, S. 741–773.
22) Dies lässt sich, wie in Abschnitt 5, insbesondere
Abbildung 2, nachfolgend gezeigt, auch theoretisch anhand eines einfachen Dividendenwachs-
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F I NAN Z I E LLE B E R I C HTE R STATTU N G I M WAN D E L
tumsmodells zur Aktienbewertung eindrücklich
nachweisen. Vgl. zu dieser Thematik auch Gamper,
P./Volkart, R./Wilde, M. (2006): Value Reporting
und aktive Investor Relations – Instrumente der
Transparenzsteigerung. In: Der Schweizer Treuhänder, 2006/9, S. 642–647. 23) Value Reporting
kann aber auch per se positive Rückwirkungen auf
das firmeninterne Wertmanagementsystem haben,
indem die besonderen Anforderungen an das externe Reporting zu einer Sensibilisierung bezüglich der Wertorientierung im Unternehmen führen.
Gamper/Volkart/Wilde 2006, S. 644. 24) Eine Möglichkeit der Informationserweiterung besteht in
der externen Verwendung einer firmenintern eingesetzten Balanced Scorecard. Vgl. Labhart 1999,
S. 253. 25) Vgl. in diesem Kontext auch Nöldeke, M.
(2007): Expectations Guidance in Public Companies – An Examination of Management Forecast
Disclosure in Germany and Switzerland, Zürich.
26) Das vom Verfasser dieses Beitrags mitentwickelte und betreute Value Reporting Rating wird
heute in einer von Prof. Alexander Wagner (Universität Zürich) geleiteten Jury durchgeführt, wobei
die Evaluation des Internetauftritts separat erfolgt.
Dies zusätzlich in Kooperation mit einer DesignJury unter der Leitung von Peter Vetter, Zürcher
Hochschule der Künste. Organisator ist heute der
HarbourClub (Podium von Chief Communiation
Officers) (www.harbourclub.ch) in Kooperation mit
der Firma linkgroup (www.linkgroup.ch), Medienpartner die Wirtschaftszeitschrift «Bilanz». Vgl.
Schweizer Geschäftsberichte-Rating, www.gescha
eftsberichte-rating.ch/de/gbrating2014.html (Abrufdatum 15. 12. 2014). Sogenannte Publizitätsranglisten gab es übrigens schon früh, in der Schweiz
um die 1980er-Jahre. Vgl. dazu Volkart, R. (1981):
Finanzmanagement – Ein integrierter Ansatz zur
Theorie, Lehre und Praxis der finanziellen Führung privatwirtschaftlicher Unternehmungen, Habilitationsschrift (nur auszugsweise publiziert),
Zürich, S. 23/35. 27) Vgl. Wagner, A. F./Reichlin, M.
(2015): Report zum Geschäftsberichte-Rating 2014.
In: Schweizer Geschäftsberichte-Rating, S. 25–34,
www.geschaeftsberichte-rating.ch/de/gbrating2014.
html (Abrufdatum 15. 12. 2014). 28) www.theiirc.
org/wp-content/uploads/2013/12/13-12-08-THEINTERNATIONAL-IR-FRAMEWORK-2-1.pdf (Abrufdatum 2. 12. 2014). 29) Ein expliziter Stakeholderbezug wurde in einer nach dem Value Report­
ing Projekt durchgeführten Forschungsarbeit an
der Universität Zürich im Sinne einer umfassenden Wertkommunikation gefordert (Moll 2002):
«Wertkommunikation ist Anspruchsgruppenpolitik, bei der kommunikatives Handeln mit dem Ziel
eingesetzt wird, den Unternehmenswert zu erhöhen.» Moll 2002, S. 219. Die Thematik der Aussenorientierung grosser Unternehmen wurde bereits
in den 1970er-Jahre unter dem Stichwort «Sozial­
bilanz» lanciert. Dabei umfasste eine vollständige
Sozialbilanz im Idealfall die Elemente Sozial­rech­
nung, Sozialbericht, Wertschöpfungsrechnung
sowie unter Umständen sogar eine zielbezogene
Berichterstattung («Goal Accounting and Report­
ing»). Vgl. Volkart 1981, S. 23/64 ff. Vgl. weiter z. B.
auch Dierkes, M. (1974): Die Sozialbilanz – Ein gesellschaftsbezogenes Informations- und Rechnungs­
system, Frankfurt. 30) Dabei strebt das International <IR> Framework allerdings bezüglich «conductivity» der Information mehr als dies an: «An
integrated report is intended to be more than a
summary of information in other communications
(e.g., financial statements, asustainability report,
analyst calls, or on a website); rather, it makes explicit the connectivity of information to communicate how value is created over time.» The International <IR> Framework (2013), S. 8. 31) «Die vom
IIRC genannte Zielsetzung besteht in der Entwicklung eines international akzeptierten ‹Berichts­
rahmens zur integrierten Berichterstattung› (...),
der prägnant, klar, umfassend und vergleichbar
ist, sich um die strategischen Ziele eines Unternehmens, dessen Steuerung sowie dessen Geschäftsmodell gruppiert und wesentliche finanzielle und
nicht-finanzielle Informationen integriert.» Vgl.
dazu und weiter www.iasplus.com/de/resources/
sustainability/international-integrated-reportingcouncil-iirc (Abrufdatum 26. 1. 2015). Wesentliche
Buchpublikation zum «Integrated Reporting» sind
etwa: Eccles, R. G./Krzus, M. P. (2015): The Inte­
grated Reporting Movement, Hoboken NJ, oder
Adams, C. (2013): Understanding Integrated Reporting – The Concise Guide to Integrated Thinking and the Future of Corporate Reporting, Oxford. 32) www.theiirc.org/wp-content/uploads/
2013/12/ 13-12-08-TH E-I NTER NATIONAL-I RFRAM EWORK-2-1.pdf (Abrufdatum 2. 12. 2014).
33) vodacom.onlinereport.co.za/vodacom_ir_2014/
wpcontent/themes/vodacom/downloads/Vodacom_
2014_integrated_report.pdf (Abrufdatum 5. 12. 2014).
34) www.sapintegratedreport.com/2013/en/ (Abrufdatum 5. 12. 2014). 35) Vgl. zur Reduktion des Berichtsumfangs etwa KPMG Audit Committee News,
Ausgabe 42, Q3 2013, S. 2, oder Lexikon der Nachhaltigkeit, «International Integrated Reporting
Committee», www.nachhaltigkeit.info/artikel/the_
international_integrated_reporting_committee_i_
1635.htm (Abrufdatum 4. 12. 2014). 36) Auch dies
ein schon vor vielen Jahren artikuliertes Anliegen.
So wies etwa der deutsche Chemiekonzern BASF
im Zusammenhang mit seiner gesellschaftsbezogenen Berichterstattung Ende der 1970er-Jahre darauf hin, dass «die immer noch bestehende und
vielfach auf Vorurteilen beruhende kritische Distanz zwischen Wirtschaft und Gesellschaft abgebaut werden» müsse. Vgl. Volkart 1981, S. 23/65.
Aus heutiger Sicht betrifft dies namentlich in Europa ausgeprägt das Beziehungsdreieck «Wirtschaft – Politik – Gesellschaft».
D E R S C H W E I Z E R T R E U H Ä N D E R 2015 | 6–7