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Oper - - Opern-Kritik: Teatro alla Scala O Giovanna DœArco - Wiederentdeckung eines groHen Verdi-Kleinods
OPERN-KRITIK: TEATRO ALLA SCALA O GIOVANNA DœARCO
Wiederentdeckung eines groHen Verdi-Kleinods
(Mailand, 7.12.2015) Zur Saisoneröffnung beleben Anna Netrebko
und Riccardo Chailly Verdis überraschend reifes Frühwerk
von Kirsten Liese
I Teatro alla Scala
Der Vorhang hat sich kaum gehoben, da dominiert schon Giovanna alias Anna
Netrebko die Bühne, sie wird sie bis zur letzten Note nicht mehr verlassen. Mit einer
durchaus schlüssigen Dramaturgie haben Moshe Leiser und Patrice Caurier ihre
Inszenierung von Verdis Giovanna D’Arco
an der Mailänder Scala ganz auf die Heldin
zugeschnitten. Sie entwickeln das Geschehen aus der Rückblende, in einem Zimmer des
19. Jahrhunderts: Die bettlägerige Johanna wird von politischen, religiösen und
amourösen Träumen heimgesucht und erinnert sich an die entscheidenden Stationen
ihres Lebens.
Giovanna d’Arco , 1845 in Mailand uraufgeführt, wird an den großen Bühnen noch
seltener gespielt als Verdis andere Schiller-Adaptionen
Luisa Miller
und I masnadieri
(Die Räuber ). Sogar an der Scala lag das Frühwerk 150 Jahre lang auf Eis, bis ihr neuer
Intendant, Alexander Pereira, sich dafür stark machte.
Sicherheitsvorkehrungen und Scharfschützen begleiten Saisoneröffnung
Die Saisoneröffnungen an der Scala zählen seit jeher zu den wichtigsten kulturellen
Ereignissen in Italien, diesmal wurden sie allerdings im Vorfeld von noch größeren
Aufregungen und Spannungen begleitet als je zuvor, nachdem Nachrichtendienste in
der Oper ein mögliches Terrorziel des sogenannten IS erkannt hatten. Die Scala
reagierte angemessen mit hohen Sicherheitsvorkehrungen: Rund 700 Polizisten,
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darunter auch Scharfschützen, waren rund um den abgesperrten Vorplatz im Einsatz,
im Foyer musste sich jeder Einzelne wie auf Flughäfen von einem Detektor abtasten
lassen. Zum Glück ließen sich die Italiener davon die Stimmung nicht vermiesen, denn
zu entdecken galt es wahrlich ein Kleinod.
Gewiss, das Libretto kann seitens der Figurenpsychologie nicht ganz mit
Aida, Othello
La Traviata,
oder Rigoletto mithalten. Zwar orientiert sich Temistocle Solera an
Friedrich Schillers Trauerspiel Die Jungfrau von Orléans
, dies aber in groben Zügen.
Auf viele Figuren hat er verzichtet, einige Konstellationen neu erfunden. Die starke
Verknappung macht vor allem Giovannas Vater Giacomo, der seine Tochter erst
anklagt, mit dem Teufel im Bunde zu sein, und sie schließlich reuevoll aus dem
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09.12.2015
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Gefängnis befreit, zu einer Figur, dessen rigorose Sinneswandel etwas zu plötzlich
erscheinen.
Riccardo Chailly, der neue Mailänder Musikchef, offenbart die
Schönheiten der Partitur im Subtilen
Musikalisch aber wurde Giovanna d’Arco
glatt unterschätzt. Mögen sich in den Arien
auch keine Ohrwürmer aufdrängen, so offenbaren sich doch dank des neuen
Musikchefs Riccardo Chailly die Schönheiten der Partitur im Subtilen, vor allem
zwischen den dramatischen Szenen, wenn es ganz kammermusikalisch wird. Das fängt
schon in der Ouvertüre an: Nach wenigen Takten musizieren die Holzbläser filigrane,
lyrische Melodien. Besonders aufhorchen lässt eine Arie des Königs mit Solo-Cello,
Flöte und Oboen, und natürlich finden sich auch im Part der Giovanna wunderbare
lyrische Stellen. Manch ein Dirigent hätte über solche Feinheiten vielleicht
hinweggehört, aber Chailly stellt sie wunderbar durchsichtig, leise und zärtlich aus.
Opulente Bebilderung der Regisseure
Leiser und Caurier bebildern das Drama um die französische Nationalheldin, die
bisweilen auch ihre mittelalterliche Rüstung anlegen darf (Kostüme: Agostino Cavalca),
opulent und fantasievoll. Imposant erhebt sich im dritten Akt die Kathedrale von Reims
aus der hinteren Kulisse, bizarre diabolische Gestalten setzen Johanna zu, dazu gibt es
Videobilder mit infernalischen Flammen, zarten körperlichen Berührungen und
kriegerischen Aktionen, und hier und da ist auch Religionskitsch im Spiel. Allerdings
bleibt es bei solchen vordergründigen, illustrativen Schauwerten (Bühne: Christian
Fenouillat).
Personenregie bleibt statisch
Da hilft es auch nichts, dass die Regisseure den Chor oftmals hinter der Bühne singen
lassen, sodass eine kammerspielartige Konzentration auf die drei Hauptfiguren,
Giovanna, den König Carlos und Giovannas Vater Giacomo gelingt. Die
Personenführung bleibt über weite Strecken statisch. Ein wenig ist das dem Umstand
geschuldet, dass die Baritonpartie des Giacomo in letzter Minute umbesetzt werden
musste. Für den erkrankten Carlos Alvarez sprang Devid Cecconi ein, der, auch
stimmlich ein wenig steif, mit der szenischen Gestaltung seiner Figur noch zu wenig
vertraut war.
Netrebkos Sopran leuchtet
Die übrige Besetzung hatte dagegen den elfminütigen Beifall mit Rosenregen redlich
verdient: Anna Netrebko ließ ihren Sopran gewohnt schön in allen Farben und
dynamischen Facetten herrlich über dem Orchester leuchten. Francesco Meli erwies
sich als ein ebenbürtiger Partner, sang seinen König Carlo, eine Fantasiefigur ganz in
Gold, mit einem in heutigen Zeiten selten balsamischen Belcanto und großer
Strahlkraft. Ein Jonas Kaufmann könnte das nicht besser!
Teatro alla Scala
Verdi: Giovanna D’Arco
Riccardo Chailly (Leitung), Moshe Leiser, Patrice Caurier (Inszenierung), Christian
Fenouillat (Bühne), Agostino Cavalca (Kostüme), Francesco Meli, Anna Netrebko,
Devid Cecconi / Carlo Álvarez, Dmitry Beloselskiy, Michele Mauro
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