Fachhochschule und Forschung

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom
11.02.2016
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Wirtschaft
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Fachhochschule und Forschung
Magnus Klaue schildert in seinem lesenswerten Artikel "Vor der Sackgasse warnt kein Schild" (F.A.Z. vom 9. Februar) die Entstehungsgeschichte des deutschen Fachhochschulwesens von den ersten Streitschriften von Georg Picht und Ralf Dahrendorf über ihre Gründung im Jahre
1971 bis hin zu dem in Hessen nun eingeführten Promotionsrecht für
Fachhochschulen. Er warnt vor einer "befremdlichen Geschichtslosigkeit",
die sich darin äußere, dass man ein gegebenes Hochschulsystem nur als
Modell betrachte und weiter zu optimieren versuche.
Fachhochschulen wurden im Anschluss an die Debatten um die Bildungsreform gegründet und wurden seitdem zu einem eigenen Hochschultyp
weiterentwickelt, dessen Alleinstellungsmerkmal der Anwendungsbezug
von Wissenschaft in Lehre und Forschung ist. Den Unterschied zwischen
Schule und Hochschule hat Wilhelm von Humboldt in schönster Knappheit auf den Punkt gebracht: "Es ist eine Eigentümlichkeit der höheren
wissenschaftlichen Anstalten, dass sie Wissenschaft immer als ein noch
nicht ganz aufgelöstes Problem behandeln und daher immer im Forschen
bleiben, da Schule es nur mit Fertigem und abgemachten Kenntnissen zu
tun hat." Das heißt, dass Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen
für angewandte Wissenschaften ohne die An- und Bereicherung durch eine
eigene Forschung keine genuine Hochschullehre anbieten könnten, sondern im Grunde auf die Vermittlung von "fertigem Wissen", also nur auf
eine normale berufsschulische Lehre beschränkt blieben. Wer Hochschulen im eigentlichen Sinne will, muss ihnen auch eine eigene Forschung
ermöglichen. Und Forschung braucht Forscher. Das sind neben den Professoren vor allem Doktoranden.
Hochschulen für angewandte Wissenschaften brauchen schließlich Promotionsvorhaben, auch, um endlich Verantwortung für und Einfluss auf die
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Ausbildung ihres eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses nehmen zu
können. Die Forderung nach (kooperativ oder eigenständig durchgeführten) Promotionen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist deshalb nicht Ausdruck eines "ziellosen Aktionismus" oder einer "befremdlichen Geschichtslosigkeit", wie Magnus Klaue schreibt, sondern letztlich
nur die Konsequenz aus der Erkenntnis, dass jede Hochschule - um wirklich Hochschule sein zu können - Forschung, Forscher und letztlich Mitverantwortung für die Ausbildung des eigenen Nachwuchses braucht.
PROFESSOR DR. HANS-HENNIG VON GRÜNBERG, HOCHSCHULALLIANZ FÜR DEN MITTELSTAND, PRÄSIDENT DER
HOCHSCHULE NIEDERRHEIN, BERLIN
Wörter:
324
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