Bella figura in der Automation von IML

KUNSTSTOFF XTRA
VERPACKUNG
Aufmerksamkeit gewinnen und kommunizieren mit IML
Bella figura in der Automation von IML-Verpackungen
Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für IML (In-Mould-Labelling), statt anderer Dekorations- oder Verpackungstechniken. Ausschlaggebend dafür sind die fotografische Qualität und die Einsicht, dass Verpackungen
heute nicht nur funktionale Aufgaben haben, sondern ein eigenständiges Kommunikationsmittel darstellen. Preis
und Verpackung eines Produkts entscheiden am Point-of-Sales über den Ausgang der Kaufentscheidung. Wir
sprachen mit Nicolas Beck, Leiter Marketing & Verkauf, der Beck Automation über die Trends der Szene.
Herr Beck, wie liefen die Geschäfte mit IML
in 2012 für Sie?
Nicolas Beck: Das Jahr 2012 zeigte, dass
IML weiter an Boden gewinnt. Wir lieferten
rund 40 Anlagen aus, sodass nun rund 550
Automatisierungseinheiten von uns im
Markt sind. Einige davon seit über 15 Jahren. Dominant war nach wie vor der FoodBereich mit rund 66 Prozent. Das restliche
Drittel waren Lösungen für Behälter wie
Farben oder Öle, für technische Teile und
mit einem gewissen Anstieg der Bereich
Kosmetik. Wir waren also recht zufrieden
mit dem Jahr.
Warum entscheiden sich immer mehr Unternehmen IML einzusetzen, selbst wenn
klassische Dekorationen preiswerter sind?
Beck: Die moderne Verpackung hat längst
die reine Funktionalität überwunden und
ist Kommunikationsmittel. Verschiedene
Aspekte können hierbei eine Rolle spielen.
Zum einen kann IML aufgrund seiner fotorealistischen und hochwertigen Signalisierung einen starken Impuls bei der Wahrnehmung eines Produktes setzen. Im
Food-Bereich impliziert z.B. eine mit Wasser benetzte Erdbeere beim Konsumenten
«Frische», was helfen kann, sich im Umfeld
der Wettbewerbsprodukte durchzusetzen.
Zum anderen ist man mit IML sehr flexibel
bei neuen, zusätzlichen oder aktionsbedingten Motiven und deren Variation. Beim
Mehrfarbendruck ist das schwieriger und
auch nicht unbedingt preiswerter. Damit
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Guido Radig, Journalist (DFJV) und
Consultant, Provvido PR & Communications,
Bergkirchen, radig@ provvido.com
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hören die Vorteile keineswegs auf: Bei
Farbbehältern steigen Hersteller von Metalldosen mit konventionellen Etiketten
oder Bedruckungen auf Kunststoffbehälter
mit IML um. Auslöser sind die Argumente,
die ich nannte und zusätzlich der ökologische Fussabdruck. Er sinkt, weil die Farbbehälter leichter sind und nun weniger
Energie beim Transport verbrauchen. Oder
ein weiteres Beispiel ist die Aufwertung einer Thermoforming-Verpackung im FoodBereich. Der Anbieter wechselt zu einer
spritzgegossenen Verpackung mit IML. So
wertet er sein Produkt optisch auf.
Welche Trends sehen Sie bei den IMLFolien?
Beck: Tatsächlich gibt es neue Folien. Bei
unseren Partnern, wie der Druckerei Verstraete aus Maldegem in Belgien, kommen
immer mehr IML-Etiketten mit MetallicLook zum Zuge. Ganz oben in der Gunst
stehen derzeit Farben wie Gold oder Silber.
Diese UV-beständigen Metallic-Töne erreichen Anmutungen, die dem Rotationstiefdruck und dem Flexodruck nahe kommen.
Unilever war hier der Vorreiter für Margarinebecher mit Metallic-IML. Das dürfte
eine wichtige Option zur Gestaltung werden, vielleicht auch ausserhalb von Food.
Ich denke da an die Kosmetikverpackung,
die sehr hochwertige Gold- und Silberdekorationen erwartet.
Zurück zur Automationstechnik. Was verlangt der Kunde heute?
Beck: Die Kunden erwarten im Prinzip drei
Dinge: Erstens Zykluszeitverbesserungen
mit hohen Kavitätenzahlen. Zweitens eine
hohe Verfügbarkeit und drittens generell
eine ausgeprägte Prozesskonstanz und Prozesssicherheit.
Bilder: Beck / Radig
Guido Radig1
Nicolas Beck: «QS nimmt an Bedeutung stark
zu. So setzen sich für die Kontrolle eines GutTeile-Flusses Kamerainspektionen unter dem
Stichwort ‹Visionssysteme› immer stärker
durch.»
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen
schnell und sicher?
Beck: Unsere Anlagen im Markt arbeiten
oft an sieben Tagen und 24 Stunden. Also
rund um die Uhr. Darunter hat es noch Anlagen aus den Jahren 1997/1998. Dazu
braucht es ausgereifte Konstruktionen, die
den hohen dynamischen Anforderungen
gerecht werden. Wir setzen bei der Steuerung und den Antrieben auf modernste
Technik, um die Bewegungen schnell, dynamisch und positionsgenau ausführen zu
können. Ein wesentlicher Punkt ist auch
unsere Erprobung und Simulation. Ein Anlagenelement wird in Testreihen auf Herz
und Nieren geprüft, ehe wir es für eine
Konstruktion verwenden. Gerade, wenn die
mechanischen Belastungen steigen, darf
es in Bezug auf die Langlebigkeit der Automation keine Kompromisse geben. Auch
im Bereich der Ferndiagnose hat sich Einiges getan, um unseren Kunden schnell und
punktgenau helfen zu können. Servicefak4/2013
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toren sind heute in der Wahrnehmung
durch die Kunden sehr relevant.
Welche Anstrengungen unternimmt Beck
Automation im Bereich Qualitätssicherung
derart dynamischer Systeme?
Beck: QS nimmt an Bedeutung stark zu.
So setzen sich für die Kontrolle eines GutTeile-Flusses Kamerainspektionen unter
dem Stichwort «Visionssysteme» immer
stärker durch. Der Trend begann um 2010
in den hochtechnisierten, zykluszeitgetriebenen Märkten. Dabei darf man den relativ
hohen Investitionsaufwand nicht vergessen. Bei einer schnellen IML-Anlage mit 6
Kavitäten brauchen wir bis zu 6 Kameras
mit Blitzlichteinrichtung integriert in der Automation. Das schlägt mit 10 bis15 Prozent
Kostenanteil einer Anlage durch. Dennoch
rechnet es sich sehr schnell, wenn der Produzent sein Lieferrisiko derart gut kontrollieren kann. Die Tendenz ein Visionssystem
einzusetzen ist auf einem langfristigen
Wachstumspfad.
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Welche Meilensteine kennzeichnen die Entwicklung bei Beck Automation?
Beck: In den ersten zehn Jahren stand die
Entwicklung robuster, wartungsarmer Automationen im Vordergrund. Da wir seit
dem Jahre 1984 Automationslösungen im
IML anbieten, sind wir so etwas wie die
Pioniere und eben von Anfang an dabei.
Mitte 2009 haben wir unsere damalige Fertigung erweitert: Die alte Fertigung wurde
zum Erprobungslabor. Eine neue Fertigungshalle ergab 6 bis 8 Montage- und
Inbetriebnahmeplätze. Der Durchlauf einer
Anlage bis zur Auslieferung konnte so um
40 Prozent schneller erfolgen. Da der Bereich Verpackung bei den Entwicklungszeiten sehr dynamisch ist, war das ganz wichtig. Nicht von ungefähr konnten wir 2010
bereits deutliche Neugewinnungen von
Kunden realisieren, die sonst wegen der
Lieferzeiten an uns vorbei gegangen wären.
Daneben gab es eine ständige Verbesserung von Zyklusgeschwindigkeiten, die heute unter 3 Sekunden liegen können. Die
Kamerainspektion zur QS-Überwachung und
Sicherstellung eines Gut-Teile-Stromes.
Zahl der Kavitäten erhöhte sich in den letzten Jahren ständig. Das bedeutete immer
komplexere Systeme. Gleichzeitig gilt es
ständig zu beweisen, dass man in puncto
www.netstal.com
Bei Netstal ist alles darauf abgestimmt,
damit Sie die perfekten Getränkeverschlüsse
herstellen können: Kürzeste Zykluszeiten in
Kombination mit höchster Qualität ergibt
niedrigste Stückkosten und optimale Produktion. Das kommt nicht von ungefähr:
Sie haben es mit einem Team von Experten
zu tun, die sich ausschliesslich auf den
Anwendungsbereich Verschlüsse spezialisiert haben – und mit Maschinen, die auf
Hochleistung getrimmt sind.
Maximaler Ausstoss
Null Fehler
Engineering Excellence
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se eines Produktes
und der Produktionslösung ein. Das ist für
eine Automatisierung
nicht unerheblich, gilt
es doch die Geometrie der Labels optimal
auf die Geometrie
des Produkts abzustimmen, sowie die
Platzverhältnisse und
den Produktionsfluss
mit zu berücksichtigen. Daneben müsHochwertige Komponenten einer Fertigungszelle, wie Werkzeuge von sen wir konstruktiv
auch Folgendes beGlaroform, Näfels (CH), ergänzen die IML-Automation von Beck.
denken: Unsere hochEffizienz, Verfügbarkeit und Langlebigkeit entwickelten Märkte sind eher zykluszeitdas Geld wert ist. In diesem Premiumseg- getrieben. Natürlich wächst, denken wir an
ment konnten wir uns gut bewähren und Russland, Südafrika oder Brasilien, auch ein
eine Vorreiterrolle spielen. Hochmotivierte gewisser Anteil an Standardlösungen im
Mitarbeiter sind dabei das Salz in der Sup- «Mid-Range-Segment», die diesen Aufwand
pe. Das Niveau des Know-how der Mitar- in der Konstruktion nicht benötigen, aber
beiter ist eine sehr wichtige Grundlage, um im Premium-Segment ist das ganz wichtig.
im Wettbewerb zu bestehen. Dies schliesst Hinzu kommen die Entwicklungsleistungen
auch die Weiterbildung der Mitarbeiter und der Konstruktion für eben diese Standardden fachlichen Dialog mit Kunden und lösungen sowie von Neuentwicklungen
Partnern mit ein. Schulungen und Dialog oder Messeexponaten. Auch hier ist konssind uns wichtig – und zwar auf der Be- truktiv Einiges zu tun, um die sprichwörtlischaffungsseite z.B. gegenüber Lieferanten che «Swissness» zu beweisen.
von Labels und auf der Absatzseite zu Vertriebsmittlern, wie Werkzeugbauern oder Stichwort Ursprungsquote eines Schweizer
Spritzgiessmaschinenherstellern. Auf der Produkts. Aktuell ist dies in der politischen
Kundenseite sind es Schulungen von un- Diskussion der Schweiz ein wichtiges Theseren Technikern vor Ort. Anwendungs- ma. Wie sieht es hier für Beck Automation
technische Beratung, Beratung zur Präven- aus?
tion, eine internetbasierte Kommunikation Beck: Damit ein Industrieprodukt als «Swiss
und Ferndiagnose sind heute als «weiche Made» bezeichnet werden darf, muss minFaktoren» sehr wichtig, um Kunden zu hal- destens 50 Prozent Wertschöpfungsanteil
ten und zu gewinnen. Ich denke, dass an aus der Schweiz stammen. Wie im Maschidieser Stelle des After Sales sich noch Ei- nenbau üblich, gibt es viele Komponenten,
niges entwickeln wird. Und dann haben wir die auf dem Weltmarkt bezogen werden.
noch ein ausgeprägtes Faible für Überka- Dann gibt es Elemente, die weniger Wertpazitäten in der Konstruktion.
schöpfungspotenziale erlauben, die also
aus Drittmärkten zugekauft werden. Ein
Was meinen Sie mit Überkapazitäten in der Grossteil kommt allerdings nach wie vor
Konstruktion?
aus der Schweiz. Vor allem ist unsere ausBeck: Ein Grossteil unserer Anlagen ist geprägte Entwicklungsarbeit im Produkt
massgeschneidert für Kunden. Entweder «Swiss Made».
an die geschwindigkeitsoptimale Zu- oder
Abfuhr eines Produkts oder sie werden auf Welche Entwicklungsarbeiten sind dies?
Flexibilität ausgelegt, können also eine be- Beck: Über die Komponentenerprobungen
stimmte Produktfamilie abdecken. Für ein und konstruktiven Neuentwicklungen
optimiertes Customizing brauchen wir Kon- sprach ich im Allgemeinen. Im Speziellen
struktionsstunden. Im Idealfall binden uns ist dies zum Beispiel die Entwicklung der
die Kunden schon in die Entwicklungspha- Kerne. Das sind die Elemente der Automa22
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tion, die das Label aufnehmen. Diese Kerne sind heute noch aus dem vollen Kunststoffblock gefertigt. Die Verbindungen für
das Vakuum und die Statik müssen aufwändig angebracht werden. Moderne
Herstellungsverfahren geben hier neue
Möglichkeiten. Die Kerne können ergonomischer, leichter und auch günstiger gefertigt werden. Die Kerne sind bei uns quasi
Kernkompetenz.
Sie sprachen vorhin über die Märkte. Wie
entwickeln sich diese?
Beck: In der Verpackung sind die Märkte
global sehr breit angelegt. Dennoch gibt es
Unterschiede, was das qualitative Niveau
anbelangt. IML-Verpackungen sind im oberen Segment anzutreffen. Neben den etablierten Märkten in Europa und den USA
rücken nun Russland, die Arabische Welt,
Südafrika, Iran und Brasilien nach. Dort, wo
ein multinationaler Anbieter, wie Unilever,
Procter&Gamble oder Nestlé auftaucht, gewinnt IML an Bedeutung. Daneben gewinnen Märkte, wie Reinraum- und kosmetische Anwendungen an perspektivischer
Bedeutung. IML eröffnet der Verpackung
einen echten Einstufenprozess auf der Fertigungsseite und bei der Optik zahlreiche
Möglichkeiten mit attraktiven Folien in Metallic-Look oder auch Gebrauchsinformationen, die in der Medizintechnik relevant
sein dürften. Aus den Projekten der letzten
Zeit leite ich diese Aussagen ab. Jüngstes
Beispiel ist der IML-Einstieg in den Markt
für Roll-on-Deos.
Welchen Ausblick sehen Sie für IML-Anwendungen?
Beck: Excusez-moi – ohne Prophet sein zu
wollen: IML hat Zukunft. Es sind die Vorteile, die Hochwertigkeit des Produkts zu unterstreichen, die bei IML bestechen. Gleichzeitig sorgen die grossen Konzerne für eine
Ausweitung der Anwendungen und es entstehen neue Anwendungsgebiete etwa in
den Marktsegmenten Medizintechnik oder
Kosmetik.
Kontakt
Beck Automation AG
Neugutstrasse 19
CH-8102 Oberengstringen
Telefon +41 (0)44 751 84 44
[email protected]
www.beck-automation.com
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