Hessens Meisterwerke

Hessens Meisterwerke
Hessisches Ministerium
für Wissenschaft und Kunst
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InhaltsverzeIchnIs
Grußwort
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standorte der landesmuseen (landkarte)
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vorstellung der landesmuseen
8
hessens Meisterwerke: einführung und hintergrundinformationen
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Ortenberger altar
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Die Darbringung im tempel (stefan lochner)
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Bildnis der elsbeth tucher (albrecht Dürer)
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heimsuchung Mariae (alberto Piazza da lodi)
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Bildnis des Kardinals albrecht von Brandenburg als hieronymus in der studierstube (lucas cranach d. Ä.)
22
Diptychon mit dem Bildnis Martin luthers und seiner ehefrau Katharina von Bora (lucas cranach d. Ä.)
23
Pieter Jan Froppeszoon und seine Familie (Maerten van heemskerck)
24
Bildnis eines Feldherrn (tizian)
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Wilhelm I. von Oranien-nassau (anthonis Mor)
26
Die elster auf dem Galgen (Peter Bruegel d. Ä.)
27
Bildnis eines jungen Mannes (Domenico zampieri)
28
Der triumph des siegers (Peter Paul rubens)
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Der satyr beim Bauern (Jacob Jordaens)
30
Dianas heimkehr von der Jagd (Peter Paul rubens)
31
Der aprikosenzweig (Georg Flegel)
32
saskia van Uylenburgh (rembrandt harmenszoon van rijn)
33
Jakob segnet ephraim und Manasse (rembrandt harmenszoon van rijn)
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InhaltsverzeIchnIs
christus an der Geißelsäule (rembrandt harmenszoon van rijn)
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Der strand von scheveningen (adriaen van de velde)
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Der Mann mit dem schlapphut (Frans hals)
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nanna (anselm Feuerbach)
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Iphigenie (anselm Feuerbach)
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euterpe (arnold Böcklin)
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Dame mit Fächer (alexej von Jawlensky)
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nikita (alexej von Jawlensky)
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schindelfabrik (Marianne von Werefkin)
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selbstbildnis (alexej von Jawlensky)
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liebespaar (Otto Mueller)
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schlittschuhläufer (ernst ludwig Kirchner)
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zigeunermadonna (Otto Mueller)
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Ochsenstall (vieh im Pferch) (Max Beckmann)
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ohne titel (eva hesse)
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Königin elisabeth (Gerhard richter)
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1024 Farben (Gerhard richter)
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White relief over Black (ellsworth Kelly)
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adressen und Kontakt
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Impressum
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6
GrUssWOrt
liebe
KunstfreunDe,
hessen hat ein großartiges kulturelles erbe und wir können uns
beispielsweise über drei wunderbare staatliche Museen freuen.
Dieses Booklet soll die neugierde wecken und aufmerksam auf
die prächtigen sammlungen in Kassel, Darmstadt und Wiesbaden
machen. Unsere landesmuseen bieten das weite spektrum von
den alten Meistern über die Klassische Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Mit „hessens Meisterwerke“ möchten wir eine auswahl dieser
international beachteten schätze vorstellen und ermuntern, diese
und die Fülle weiterer erlesener und überraschender Kunstwerke
vor Ort zu erleben. lassen sie sich von den außergewöhnlich reichen sammlungen und Präsentationen hessens begeistern!
Ihr
es würde mich freuen, wenn sie unsere landesmuseen in Kassel,
Darmstadt oder Wiesbaden besuchen und sich einen eindruck
von den abwechslungsreichen Kunstschätzen, die hessen zu bieten hat, verschaffen.
hierbei wünsche ich Ihnen und Ihren angehörigen viel Freude
und Genuss!
Boris Rhein
hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst
stanDOrte
Kassel
1
Museumslandschaft Hessen Kassel
schloss Wilhelmshöhe
schlosspark 1
34131 Kassel
1
Kassel
telefon +49 (0)561 / 316 80-0
telefax +49 (0)561 / 316 80-111
Website www.museum-kassel.de
Wiesbaden
2
Museum Wiesbaden
Friedrich-ebert-allee 2
65185 Wiesbaden
telefon +49 (0)611 / 335-2250
telefax +49 (0)611 / 335-2192
Website www.museum-wiesbaden.de
darmstadt
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
telefon +49 (0)6151 / 1657-000
telefax +49 (0)6151 / 1657-199
Website www.hlmd.de
Wiesbaden
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2
3
Darmstadt
Hessen
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8
vOrstellUnG lanDesMUseen
Die MuseuMslanDschaft hessen Kassel
Die Museumslandschaft hessen Kassel steht in einer rund 600-jährigen
ein aktueller schwerpunkt der Museumslandschaft liegt auf dem hessi-
tradition des sammelns, Bewahrens und Gestaltens. Das Unvergleichli-
schen landesmuseum, das nach baulicher sanierung und neukonzeption
che ist das zusammenspiel von hochrangigen Kunst- und Wissenschafts-
ab 2016 wieder seine tore öffnen wird.
sammlungen (Gemäldegalerie alte Meister, Graphische sammlung,
antikensammlung), historischen schloss- und Parkanlagen (schloss und
Bergpark Wilhelmshöhe, Karlsaue mit Orangerie, schloss und Park Wilhelmsthal) und der einzigartigkeit ihrer liegenschaften. Der Bergpark
Wilhelmshöhe mit dem herkules und den sich zu seinen Füßen ergießenden Wasserspielen, die wie vor 300 Jahren die Gäste erfreuen, wurde im
Jahr 2013 als UnescO-Welterbe anerkannt.
Die Gemäldegalerie alte Meister beherbergt die historische Gemäldesammlung der hessischen landgrafen mit über 1500 Gemälden, von denen etwa ein Drittel in schloss Wilhelmshöhe auf drei etagen präsentiert
wird. Die sammlung umfasst drei Jahrhunderte europäischer Malereigeschichte mit einem schwerpunkt auf der holländischen und flämischen
Barockmalerei des 17. Jahrhunderts.
www.museum-kassel.de
Die Museumslandschaft hessen Kassel – hier zu sehen das Museum schloss Wilhelmshöhe
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vOrstellUnG lanDesMUseen
hessisches lanDesMuseuM DarMstaDt
Das hessische landesmuseum Darmstadt, eines der bedeutendsten Mu-
Die weitgehend wiederhergestellte architektur Messels beherbergt
seen Deutschlands, gehört zu den seltenen Universalmuseen europas.
herausragende sammlungen zur Ur- und Frühgeschichte und zur grie-
von den landgrafen von hessen-Darmstadt im 18. Jahrhundert begrün-
chischen und römischen archäologie, Gemälde vom 12. bis ins 20. Jahr-
det und von Großherzog ludewig I. 1820 dem staat übergeben, wurden
hundert, Plastik und Kunstgewerbe vom Mittelalter bis zur Gegenwart,
die kostbaren sammlungen aus Kunst-, Kultur- und naturgeschichte 1906
darunter die bedeutende Jugendstilsammlung, den „Block Beuys“ – den
im Museumsbau des in Darmstadt geborenen architekten alfred Messel
weltweit größten Werkkomplex von Joseph Beuys –, die Graphische
vereint. Mit seinen historistischen stilräumen und sammlungssälen, der
sammlung und die naturhistorischen schätze: die zoologischen Diora-
zentralen halle, den offenen höfen und beziehungsreichen Durchblicken,
men von 1906, die zu den ältesten und wichtigsten ihrer art gehören, und
ausgearbeitet bis ins letzte Detail, galt das haus damals als eines der
die Fossilien der UnescO-Weltnaturerbestätte Grube Messel.
schönsten und modernsten Museen in europa. seit 2007 denkmalgerecht
saniert und modernisiert, wurde es 2014 wiedereröffnet.
www.hlmd.de
hessisches landesmuseum Darmstadt
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vOrstellUnG lanDesMUseen
MuseuM WiesbaDen –
lanDesMuseuM für Kunst unD natur
Das Museum Wiesbaden ist das landesmuseum für Kunst und natur in
hier schließt sich thematisch die europäische und amerikanische Moder-
der hessischen landeshauptstadt. seine exponate reichen von der Prä-
ne nach 1945 an, die mit Werken abstrakter Malerei, Minimal art und Kon-
historie bis in die Gegenwart und gliedern sich in die sammlung alter
zeptkunst zu den profiliertesten sammlungen des hauses gehört.
Meister, der Klassischen Moderne, der Kunst der Moderne und Gegenwart und die naturhistorischen sammlungen. Das dreiflügelige Museumsgebäude verbindet auf 7000 m² ausstellungsfläche die Betrachtung
von Kunst und natur.
Internationale Bedeutung besitzt die sammlung der Klassischen Moderne vor allem durch das gut hundert Werke umfassende Konvolut des berühmten russischen expressionisten alexej von Jawlensky. Mit ihm und
seinen Malerkollegen aus dem Umfeld des „Blauen reiters“ und der „Brücke“ sind die wichtigsten strömungen des Deutschen expressionismus
vertreten.
Die Dauerausstellung der naturhistorischen sammlungen, „Ästhetik der
natur“, schlägt in ihrer Präsentation von annähernd 5000 tieren, Pflanzen
und Fossilien eine Brücke zwischen Kunst und natur.
www.museum-wiesbaden.de
Museum Wiesbaden – landesmuseum für Kunst und natur
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eInFührUnG
„hessens
MeisterWerKe“
als „Meisterwerk“ gilt im heutigen sprachgebrauch ein besonders
gelungenes, von der Kritik gelobtes Werk sowie die beste arbeit eines
Künstlers während seiner schaffensphase, schlicht: ein überragend
gutes künstlerisches Werk.
legt man diesen Maßstab an, sind im staatlichen Kunstbesitz
hessens bemerkenswert viele herausragende Meisterwerke zu finden, die den vergleich mit Werken anderer Museen in
Deutschland und auch darüber hinaus aufnehmen können.
Der Bestand der Gemäldesammlung alte Meister auf schloss
Wilhelmshöhe in Kassel umfasst drei Jahrhunderte europäischer
Malereigeschichte mit einem schwerpunkt auf der holländischen
und flämischen Barockmalerei des 17. Jahrhunderts.
Die in diesem Booklet vorgestellten „hessischen Meisterwerke“
sind die zweifellos aus den sammlungen hervorstechenden
schätze der hessischen landesmuseen.
Mit Peter Paul rubens, Jacob Jordaens, Frans hals, adriaen van
de velde und anderen sind die maßgeblichen Künstler dieser zeit
mit spitzenwerken vertreten. Gleiches gilt für rembrandt, dessen
eInFührUnG
sammlung des Kölner Gelehrten Baron von hüpsch nach Darmstadt. Das rubens-Gemälde zeigt beispielsweise die enge verflechtung des hauses hessen-Darmstadt mit dem europäischen
hochadel: 1819 schenkte Kaiser Maximilian I. Joseph von Bayern
es seinem schwager ludewig I. von hessen-Darmstadt.
Die ausgewählten Meisterwerke des Museums Wiesbaden, von
der „Wiesbadener heimsuchung“ über alexej von Jawlensky
bis ellsworth Kelly, spiegeln die schwerpunkte der Kunstsammlungen des Museums. sie stehen für eine vom Inhalt der Werke
ausgehende Präsentation anstelle eines chronologischen Gangs
durch die Kunstgeschichte.
Werkbestand in Kassel weltweit zu den größten zählt. Unter den
Beständen des 16. Jahrhunderts bereichern u. a. herausragende
Porträts von albrecht Dürer und Maerten van heemskerck, anthonis Mor und tizian die sammlung.
Die Gemälde im Besitz des hessischen landesmuseums Darmstadt sind nicht nur für die Darmstädter sammlung, sondern auch
in der Kunstgeschichte von herausragendem rang. Der „aprikosenzweig“ Flegels ist eines der frühesten deutschen Beispiele für
die Gattung des stilllebens, die „elster auf dem Galgen“ Bruegels
ist eines von sehr wenigen Werken dieses Meisters überhaupt in
deutschen Museen, Feuerbachs „Iphigenie“ gilt als Ikone der
deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts. Diese Gemälde repräsentieren aber auch wichtige epochen der sammlungs- und der
deutschen Geschichte. Der Ortenberger altar kam 1805 mit weiteren Kunstwerken, altertümern und textilien aus der berühmten
themen- und Künstlerräume schärfen das Profil und stärken die
sammlung. so besitzt das Museum Wiesbaden von eva hesse
und Gerhard richter zentrale Werkkomplexe aus den 1960er Jahren, die jeweilige entwicklung dokumentierend. In ähnlich prägnanter Weise schlägt das relief von ellsworth Kelly eine Brücke
zwischen der europäischen Malerei und der nordamerikanischen
Moderne, verbindet nachkriegskunst mit aktueller Gegenwart.
Dabei bleibt der Blick auf die Werke und ihre Präsentation immer
ein gegenwärtiger, so auch im sakralraum mit der arbeit von alberto Piazza, der ein monochromes tafelbild eines jungen Künstlers gegenübergestellt ist.
aber es sind nicht allein die „Meisterwerke“, die einen Besuch in
den landesmuseen zu einem unvergesslichen erlebnis machen.
Jede sammlung hat eigene reize und Besonderheiten, deren
entdeckung sich vielfach lohnt.
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hessens
MeisterWerKe
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DarMstaDt
ortenberger altar
um 1430
Der bedeutende dreiteilige Klappaltar vom Mittelrhein
kam 1866 als Geschenk an Großherzog ludwig III. in die
sammlung. Der himmel und die Gewänder der heiligen
sind ganz aus Blattgold und -silber. Unter den hauchfeinen
Goldfolien – „zwischgold“ genannt – schimmert das Blattsilber durch; die Geburt christi auf der linken seite, die heiligen drei Könige rechts und auf der Mitteltafel Maria als
himmelskönigin im Paradiesgarten leuchten aus der Ferne
silbrig kühl.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1866
DarMstaDt
Die Darbringung iM teMpel
Stefan Lochner, 1447
Maria und Josef bringen dem hohenpriester simeon ihr
neugeborenes Kind im tempel dar, Maria hat tauben als
reinigungsopfer nach der Geburt mitgebracht. Für die
wertvolle tafel verwendete der Kölner Maler stefan lochner echtes Gold und leuchtend blauen lapislazuli. Die kleinen Messdiener mit ihren Kerzen verweisen über die szene
aus dem lukasevangelium hinaus auf das dazugehörige
Fest am 2. Februar, an dem Kirchenkerzen geweiht wurden
und lichterprozessionen stattfanden: Mariae lichtmess.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1805
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Kassel
bilDnis Der elsbeth tucher
aLbrecht Dürer, 1499
Das Bildnis gehört zu den bekanntesten Porträts der deutschen renaissance und zierte früher als Motiv den 20 DMschein. es zeigt die Frau des wohlhabenden nürnberger
Kaufmanns nikolaus tucher, dessen zugehöriges Porträt
heute verschollen ist. Dürer kombinierte lokale und niederländische traditionen zu einem innovativen Porträt, das
zugleich den aufstieg des Bürgertums als auftraggeber für
Kunst dokumentiert.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit dem frühen 17. Jahrhundert
WIesBaDen
heiMsuchung Mariae
aLberto Piazza Da LoDi, um 1520
Die „Wiesbadener heimsuchung“ zählt zu den herausragenden Werken der alten Meister im Museum Wiesbaden.
Dargestellt ist der Besuch Marias bei ihrer schwangeren
verwandten elisabeth, die Johannes den täufer gebären
wird. sie erkennt als erste in Maria die Mutter des herrn.
Das Gemälde stammt vermutlich aus der Kirche san Giacomo in savona. seine ursprüngliche anordnung im zusammenhang eines mehrteiligen altarbildes ist noch weitgehend ungeklärt. Die zuschreibung zu einem Künstler wurde
lange zeit kontrovers diskutiert. Die italienische Forschung
bringt das Bild in zusammenhang mit dem Werk des Künstlers alberto Piazza aus der lombardei.
Museum Wiesbaden, erworben 1936
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DarMstaDt
bilDnis Des KarDinals
albrecht von branDenburg
als hieronyMus in Der
stuDierstube
LucaS cranach D. Ä., 1525
Der Kardinal stellt sich in diesem berühmten rollenportrait
in eine altehrwürdige tradition: Wie hieronymus die Bibel
ins lateinische übersetzt hatte, so übersetzte sie albrecht
in dessen nachfolge von katholischer seite neu ins Deutsche, in Konkurrenz zu der überaus erfolgreichen übersetzung luthers von 1522. aber diese Kampfansage an den
reformator setzte ausgerechnet lucas cranach ins Bild,
der Freund luthers. seine florierende Werkstatt bediente
im Kirchenstreit beide seiten mit Gemälden.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben vor 1820
DarMstaDt
Diptychon Mit DeM bilDnis
Martin luthers unD seiner
ehefrau Katharina von bora
LucaS cranach D. Ä., 1529
Das zusammenklappbare ehepaarbildnis manifestiert einen skandal. Die hochzeit des früheren augustinermönchs
mit der einstigen zisterziensernonne fand heimlich und in
aller stille statt. erst danach bat luther seinen Freund cranach, hochzeitsbildnisse in serie anzufertigen und diesen
reformatorischen ehebund bekannt zu machen. Die nachfrage stieg schnell. Die Unterzeichnung des Darmstädter
Diptychons wurde von einer vorlage abgepaust – ein Beleg
für die effiziente Werkstattpraxis, die serienproduktion erlaubte.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben vor 1843
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Kassel
pieter Jan foppeszoon
unD seine faMilie
maerten van heemSkerck, um 1530
Dieses außergewöhnliche Gemälde markiert einen Meilenstein des Familienporträts: es versammelt einen Förderer
des Malers mit seiner Familie, ein novum in der Kunst, an
einem reich gedeckten esstisch. Die lebendige Darstellung
des intimen Familienkreises ist mit zahlreichen symbolen
aufgeladen, die auf die eucharistie und die heilsgeschichte verweisen. Private und religiöse Bedeutung finden so
zusammen, während der ungewöhnliche hintergrund mit
blauem himmel die szene der realität des alltags entrückt.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1749
Kassel
bilDnis eines felDherrn
tizian, um 1550
In der Darstellung eines unbekannten Feldherrn vor weiter
landschaft verbindet tizian das klassische Porträt mit allegorischem Inhalt: Das monumentale Bildformat, die ganzfigurige ansicht und reiche Kleidung der Figur zeugen von
hohem Gesellschaftsstatus, die attribute der Jagd und des
Krieges verleihen dem Bildnis symbolhaften charakter und
inhaltliche Komplexität. Gepaart mit tizians malerischer
raffinesse wird das Gemälde so zu einem herausragenden
Beispiel italienischer Porträtkunst.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1756
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Kassel
WilhelM i.
von oranien-nassau
anthoniS mor, 1555
Wilhelm von Oranien erscheint im Bild als Kommandant der
kaiserlichen truppen Karls v., gegen den er später den niederländischen Freiheitskampf anführen sollte. es handelt
sich hierbei um ein Meisterwerk des niederländischen Porträtmalers anthonis Mor. Die sorgfältige Wiedergabe der
glänzenden rüstung, die reduzierten, gezielten lichteffekte und der ernste, entschlossene ausdruck des Dargestellten sind typisch für den höfischen Porträtstil des Künstlers.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1603
DarMstaDt
Die elster auf DeM galgen
Pieter brueGeL D. Ä., 1568
sie tanzen im angesicht des todes: Der Galgen im zentrum teilt die beschauliche landschaft mit feiernden Bauern
und einem Kreuz mit Grabkerzen in eine seite des lebens
und eine des todes. Die schwatzhafte elster auf dem Galgen könnte vor übler nachrede warnen, die unter der
spanischen schreckensherrschaft in den südlichen niederlanden schnell leben in Gefahr bringen konnte; vielleicht
eine Mahnung an Bruegels ehefrau, der er dieses Gemälde
vermachte.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1865
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DarMstaDt
bilDnis eines
Jungen Mannes
Domenico zamPieri (Domenichino), 1603
er war klein und wurde deshalb nicht Domenico, sondern
„Domenichino“ genannt: der kleine Domenico. aber in
der Malkunst gehörte Domenico zampieri zu den Großen.
1602 kam er nach rom und wurde zum bevorzugten Gehilfen annibale carraccis bei der ausmalung des Palazzo
Farnese. schon kurz nach seiner ankunft, 1603, malte er
das rätselhafte Portrait eines unbekannten jungen Mannes
in schwarzbrauner reisekleidung und versah es mit einer
genauen Datumsangabe, vielleicht eine Freundschaftsgabe zu einem besonderen anlass.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1855
Kassel
Der triuMph Des siegers
Peter PauL rubenS, um 1614
In einer bildgewaltigen Komposition schildert rubens‘
Gemälde sinnbildhaft den sieg der eintracht über aufruhr,
zwietracht und Barbarei: Die allegorische Darstellung
nimmt Bezug auf den kriegerischen Konflikt zwischen dem
norden und dem süden der niederlande, letzterer tritt hier
im zeichen der habsburgerflagge als titelgebender sieger
hervor. Im auftrag der antwerpener schützengilde entstanden, beeindruckt das Gemälde mit monumentalem,
erzählerischen Pathos und virtuoser Farbigkeit, die rubens
als den größten und einflussreichsten Barockkünstler auszeichneten.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1749
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Kassel
Der satyr beiM bauern
jacob jorDaenS, um 1620
Das Bildthema, einer Fabel des Äsop entnommen, wurde
von Jordaens häufig dargestellt: Der Bauer, der mit seinem
atem sowohl die hände wärmt als auch, wie im Bild zu
sehen, die suppe kühlt, überzeugte den satyr von der Widersprüchlichkeit des Menschen. Die antike Geschichte erweckt Jordaens in lebendiger erzählung zum leben. er gilt
nach rubens und van Dyck als der bedeutendste flämische
Barockmaler, der in Kassel mit dem größten Werkbestand
außerhalb Belgiens vertreten ist.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1749
DarMstaDt
Dianas heiMKehr
von Der JagD
Peter PauL rubenS, ca. 1623
zwei extreme treffen aufeinander: Die keusche Göttin Diana und ihre nymphen kehren von der Jagd zurück, eine
Gruppe lüsterner satyrn versucht, sie mit prallen, süßen
Früchten zu verführen. Das Gemälde ist ein prominentes
Beispiel für gelungene arbeitsteilung; die reifen Früchte
schuf nicht rubens, sondern der stilllebenmaler Frans snyders. Der Dudelsack mit seiner phallischen Form und die
geöffnete Feige als symbol des weiblichen Geschlechts
sind deutlich erotisch konnotiert.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1819
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DarMstaDt
Der apriKosenzWeig
GeorG fLeGeL, 1630-37
Die samtig-weiche haut der aprikosen, der spiegelnde,
gefleckte steinkrug, die raue, aufgefältelte Walnussschale
– Georg Flegel gibt die unterschiedlichen Oberflächen in
Perfektion wieder. heute fast vergessen, war der niederländisch geschulte Frankfurter im Frühbarock der erste stilllebenmaler Deutschlands. Der europäische adel hängte
sich Flegels stillleben mit ihren prunkvollen luxusobjekten
gern in seine schlösser, aber leben konnte der schusterssohn mit seinen sieben Kindern davon allein wohl nicht: er
bemalte auch Kutschen oder schilder.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1907
Kassel
sasKia van uylenburgh
rembranDt harmenSzoon van rijn, um 1634-42
rembrandts ehefrau saskia, die dem Künstler häufig Modell saß, erscheint hier in einem bemerkenswerten, sehr
persönlichen Porträt, das einen höhepunkt der Kasseler
rembrandt-sammlung bildet: Begonnen nach der verlobung des Paares, wurde das Gemälde mehrfach überarbeitet und erst nach saskias frühem tod vollendet. In Profilansicht und reichem renaissancekostüm ist diese der realität
entrückt, während hutfeder und rosmarinzweig auf vergänglichkeit und eheliche treue verweisen.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1750
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Kassel
JaKob segnet
ephraiM unD Manasse
rembranDt harmenSzoon van rijn, 1656
Das bedeutendste Bild der Kasseler rembrandt-sammlung
gilt zugleich als höhepunkt der späten historienmalerei des
Künstlers: In der biblischen episode zeichnet der blinde
Jakob auf dem sterbebett seinen enkel ephraim vor dem
erstgeborenen Manasse aus. statt des üblichen Disputes
zeigt rembrandts neuartige Komposition eine berührende
szene familiärer eintracht, die der Künstler mit sensibler
Beobachtungsgabe einfängt. Ihr steht eine pastose, kraftvolle Malweise zur seite, die charakteristisch für das spätwerk des Meisters ist.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1752
DarMstaDt
christus
an Der geisselsäule
rembranDt harmenSzoon van rijn, ca. 1658
Die tiefen schatten lassen die Umrisse verschwimmen. einzig der helle leib christi leuchtet weißlich aus dem Dunkel,
der magere Oberkörper und die sehnigen Unterarme des
Gequälten modelliert vom licht. rembrandt zeigt hier nicht
den – in der Kunst sonst häufigen – Moment der Geißelung
selbst, sondern die vorbereitungen: ein landsknecht reißt
die gefesselten arme des Gefangenen nach oben, ein
weiterer Knecht legt ihm Fußfesseln an. Die dunkle szene
gehörte zuvor Friedrich christian Winter, dem verleger der
„heidelberger romantik“.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1842
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Kassel
Der stranD
von scheveningen
aDriaen van De veLDe, 1658
In lebensnaher Beobachtung von natur und Menschen
schildert der Künstler in diesem stimmungsvollen Küstengemälde eine szene zeitlosen Freizeitvergnügens am
strand von scheveningen, das bereits im 17. Jahrhundert
ein beliebtes ausflugsziel war. Die flache ebene und der
weite himmel sind typisch für die holländische landschaftsmalerei, die als ausdruck des nationalstolzes sehr
beliebt war.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1749
Kassel
Der Mann
Mit DeM schlapphut
franS haLS, um 1660
In legerer Geste lehnt sich der dargestellte herr über
eine stuhllehne dem Betrachter entgegen. Der informelle
charakter des Porträts findet eine entsprechung in der lockeren, skizzenhaften Malweise des Bildes, das somit den
eindruck einer Momentaufnahme erweckt. es zählt zu den
bekanntesten Bildnissen des holländers Frans hals, der als
Porträtist seiner zeit hochgeschätzt war.
Gemäldegalerie alte Meister, Museumslandschaft hessen
Kassel, in der sammlung seit 1755
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WIesBaDen
nanna
anSeLm feuerbach, 1861
Das Gemälde „nanna“, im Profil nach rechts, zählt zu den
wichtigsten Werken des 19. Jahrhunderts im Museum
Wiesbaden und zeigt anselm Feuerbachs berühmtestes
Modell anna risi, genannt nanna. Mit ihr als Modell startete Feuerbach eine der produktivsten und künstlerisch
wertvollsten Phasen in seiner Karriere. Bis zu ihrer, von Feuerbach als sehr schmerzlich empfundenen, trennung 1865
verewigte er sie in verschiedenen rollen: mythologisch, religiös, literarisch. Im Wiesbadener Bild ist sie vor allem eins:
die reinste Inkarnation seiner Malerei.
Museum Wiesbaden, erworben 1909
DarMstaDt
iphigenie
anSeLm feuerbach, 1862
Mit ihrem klassischen Profil und vollen dunklen haar war sie
die verkörperung seines Ideals: seit 1858 wollte anselm
Feuerbach in rom eine „Iphigenie“ malen, die sich im exil
heimwehkrank nach Griechenland sehnt. In der verheirateten „nanna“ – anna risi – fand der Künstler Modell und
Muse, vielleicht sogar eine Geliebte, bis sie sich aus der
engen Beziehung löste. auf den späteren versionen der
„Iphigenie“ stand ihre nachfolgerin Modell. Die sehnsüchtige Geliebte wurde aus Münchner Privatbesitz erworben.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1897
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DarMstaDt
euterpe
arnoLD böckLin, 1872
Die Muse euterpe, schutzherrin der Poesie und des Flötenspiels, sitzt geschützt auf einem Felsvorsprung, neben
sich ihr Instrument, ein aulos. als Modell diente Böcklin
seine 17-jährige tochter clara. Das ruhige Gemälde bildet
den zauber der Musik und der stille ab, in der Mensch und
tier, hier ein äsendes reh, in harmonie leben können. zwar
missfielen die starken Farbkontraste – Böcklin nutzte zum
ersten Mal reine, ungebrochene lokalfarben – dem Publikum, für die expressionisten aber sollte diese Farbnutzung
wegweisend werden.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1924
WIesBaDen
DaMe Mit fächer
aLexej von jawLenSky, 1909
Die elegante Dame, die gerne auch als die „Mona lisa“
Wiesbadens bezeichnet wird, vereint alles, was Jawlensky
bis dahin wahrgenommen hat. Die leidenschaftlichkeit van
Goghs, den Farbenrausch der „Fauves“ und den damals
modernen flächigen japanischen Farbholzschnitt. aber wer
verbirgt sich hinter ihr? Der weltberühmte tänzer alexander sacharoff, seine lebenspartnerin Marianne von Werefkin oder das nur namentlich bekannte Modell resi, das Jawlensky gerne für seine Bilder verwendete? vielleicht aber
spielt gar keine rolle, wer dargestellt ist, sondern nur, wie
aufregend es gemalt ist?
Museum Wiesbaden, erworben 1956
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WIesBaDen
niKita
aLexej von jawLenSky, 1910
nikita, der neffe von Marianne von Werefkin, war aufgrund
eines schweren lungenleidens über die Ostertage 1910 zu
Besuch bei Jawlensky in München, um sich bei den hiesigen Ärzten untersuchen zu lassen. Jawlensky zeigt durch
seine fesselnde Malerei den Jungen als schüchternen, verletzlichen und doch auch mit seinen großen augen als sehr
neugierigen Menschen. von derartigen Bildern profitierten
auch Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, die 1911 die
Gruppe „Der Blaue reiter“ gründeten.
Museum Wiesbaden, erworben 1951
WIesBaDen
schinDelfabriK
marianne von werefkin, 1910
Marianne von Werefkin, die langjährige Weggefährtin von
alexej von Jawlensky, thematisierte häufig in ihren symbolistisch aufgeladenen Bildern die dunkle Welt der arbeiter.
In diesem Fall ist es eine schindelfabrik in Oberau, vor der
ein arbeiter rechts unten im Bild steht. Unheimlich wird die
szenerie durch den Umstand, dass alle eingänge zum Gebäude verbarrikadiert sind und die Fabrik insgesamt von
einer steilaufragenden, bedrohlich wirkenden Bergkulisse
hinterfangen ist.
Museum Wiesbaden, erworben 1958
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WIesBaDen
selbstbilDnis
aLexej von jawLenSky, 1912
1912 malte sich der Künstler ein letztes Mal vor dem ersten Weltkrieg selbst. In dem wichtigen Bild überträgt Jawlensky seine Farben ungemischt von seiner Palette auf sein
Gesicht. Dadurch wird das Porträt zu einem starken Programmbild: er und die Farben sind eins. Ob dies wirklich
der Wahrheit entspricht, das überprüft der Künstler mit
seinem strengen Blick, den er auf sich selbst und sein Bild
wirft.
Museum Wiesbaden, erworben 1973
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liebespaar
otto mueLLer, 1917/19
Otto Mueller stellte häufig wie seine Kollegen der Künstlergruppe „Brücke“ Kirchner, heckel oder Pechstein liebespaare oder junge Frauen im völligen einklang mit der
natur dar. sein liebespaar aber scheint sich wie ein erstes
Menschenpaar in ein dunkles arkadien zurückziehen zu
wollen. Warum? Der erste Weltkrieg wirft seine schatten
voraus und der Mensch, der all dies zu verantworten hat, ist
nicht mehr unberührt. so verkörpert das Paar erneut erbsünde und wird zum sündenfall der Menschheit schlechthin
erhoben.
Museum Wiesbaden, erworben 1954
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DarMstaDt
schlittschuhläufer
ernSt LuDwiG kirchner, 1924/25
Die „schlittschuhläufer“, wie aus Farbflächen zusammengesetzt, markieren in Kirchners Werk den Beginn einer
zunehmend flächigeren Malerei, des „teppichstils“. Grüne
schatten hinterfangen die Figuren, teils wie spuren schneller Bewegung. aber bei aller stilisierung sind die ornamentalen rosa-blauen linien des eises und die spannungsreichen Körperhaltungen der eisläufer sehr dynamisch.
Dieses bewegte Motiv muss den Künstler stark angezogen
haben; er griff es mehrfach auf. Das Darmstädter Gemälde
entstand in den schweizer Bergen um Davos.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1956
DarMstaDt
zigeunerMaDonna
otto mueLLer, um 1927
Das Wagenrad gleicht einem heiligenschein um den Kopf
der Frau. Otto Mueller zitiert das Bild der Madonna mit
dem christuskind auf ihrem schoß, aber schon die Pfeife
durchbricht diese symbolik. Die sonnenblume, die immer
der sonne folgt, könnte das nomadische leben seiner
Modelle andeuten: Der bedeutende expressionist reiste
zigeunerfamilien in Osteuropa hinterher, sie verkörperten
für ihn die ersehnte Freiheit im einklang mit der natur. Und
doch konnte er auf diesen reisen nur für kurze zeit aus seinem bürgerlichen leben ausbrechen.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1960
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ochsenstall
(vieh iM pferch)
max beckmann, 1933
Der 1933, im Jahr der Machtergreifung der nationalsozialisten, entstandene Ochsenstall ist zeitgeschichte pur. Max
Beckmann zeigt in dem Gemälde fünf tiere eingepfercht
in einem instabilen stall. Jedes der tiere reagiert unterschiedlich auf diese unnatürliche art der Unterdrückung.
einer legt feige die Ohren an und hält still, ein anderer beobachtet von hinten aus dem Dunkeln heraus, wieder einer
frisst sich am trog satt und bückt sich weg. nur der stier im
zentrum bietet hitler mutig die stirn.
Museum Wiesbaden – Dauerleihgabe des vereins zur
Förderung der bildenden Kunst in Wiesbaden, erworben 1987
WIesBaDen
– ohne titel –
eva heSSe, 1964
In Deutschland geboren und vor den nationalsozialisten
in die Usa geflohen, gehörte eva hesse ab der Mitte der
1960er Jahre zu den zentralen Künstlerfiguren in new York.
Kurz bevor sie 1964/1965 zu einem studienaufenthalt nach
Deutschland zurückkehrt, entsteht dieses Bild ohne titel:
ein raffiniertes vexierspiel offener und perspektivisch dargestellter Würfel. ein spiel- oder stadtplan, aus vogel- und
Froschperspektive zugleich, der das auge über Fläche und
raum wandern lässt, von element zu element sich immer
tiefer in der Dimension des Bildes verlierend.
Museum Wiesbaden, erworben 1992
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KÖnigin elisabeth
GerharD richter, 1967
In Gerhard richters gemalten Fotografien sind Portraits
von Berühmtheiten selten. Gerade das Portrait von Königin elizabeth II., eines der zentralen Werke im Museum
Wiesbaden, zeigt dennoch eine gewisse nähe zur Pop art.
nicht nur die kontrastreiche, grafische Flächigkeit, sondern
auch die freigestellte Figur vor homogenem, fast schwarzem hintergrund gehört zum repertoire der Pop-Gesten.
Gleichwohl herrscht eine eigentümliche spannung zwischen malerischen Bereichen und denjenigen rein fotografischer anmutung. Das Werk wurde erstmalig im Jahr 2012
ausgeliehen – zum 60-jährigen thronjubiläum der Queen.
Museum Wiesbaden, erworben 1979
DarMstaDt
1024 farben
GerharD richter, 1973
Die strenge struktur wirkt regelmäßig und geplant, wie
eine Farbmusterkarte. aber die anordnung der 32 x 32
Farbtafeln ist vom zufall bestimmt und ergibt eine flimmernde Fläche ohne erkennbaren „sinn“. richters „1024
Farben“ entstanden zu Beginn der siebziger Jahre und
stehen für seine auseinandersetzung mit der geometrischen abstraktion und gleichzeitig für die stete suche des
wandelbaren Künstlers nach neuen ausdrucksmöglichkeiten der Malerei – gegen seine eigene zeit, in der viele die
Malerei für überholt hielten.
hessisches landesmuseum Darmstadt, erworben 1974
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White relief over blacK
eLLSworth keLLy, 2004
zwischen 2004 und 2006 setzt sich ellsworth Kelly intensiv
mit dem relief auseinander. Das schwarzweiße Werk besteht aus zwei unterschiedlich kontrastierten tafeln annähernd gleicher Größe, die um 90° gedreht übereinander
gefügt sind, so dass die rechte und untere Kante deckungsgleich sind. Die arbeit ist einerseits streng in der Form und
reduziert in der Farbigkeit, besitzt andererseits diesen
subtil-malerischen Farbauftrag, der uns sehen lehrt, dass
nichts, aber auch gar nichts schwarzweiß ist.
Museum Wiesbaden, erworben 2013 aus Mitteln der hessischen
Kulturstiftung, der Kulturstiftung der länder sowie der Freunde
des Museums Wiesbaden e.v.
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aDressen UnD KOntaKt
museum darmstadt
HmWK
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
rheinstraße 23-25
65185 Wiesbaden
telefon +49 (0)6151 / 1657-000
telefax +49 (0)6151 / 1657-199
Website www.hlmd.de
telefon +49 (611) 32-0
telefax +49 (611) 32-3550
Website kunst.hessen.de
museum Kassel
1
Museumslandschaft Hessen Kassel
schloss Wilhelmshöhe
schlosspark 1
34131 Kassel
Kassel
telefon +49 (0)561 / 316 80-0
telefax +49 (0)561 / 316 80-111
Website www.museum-kassel.de
museum Wiesbaden
Museum Wiesbaden
Friedrich-ebert-allee 2
65185 Wiesbaden
telefon +49 (0)611 / 335-2250
telefax +49 (0)611 / 335-2192
Website www.museum-wiesbaden.de
Wiesbaden
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Darmstadt
Hessen
IMPressUM
Herausgeber
hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
rheinstraße 23-25, 65185 Wiesbaden
Redaktion
christoph schlein, Wiesbaden
Gestaltung
Fachwerk studios, rotenburg a. d. Fulda
design.fachwerk-studios.de
Druck
Werbedruck Gmbh horst schreckhase, spangenberg
www.schreckhase.de
Stand
november 2015
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Museum Wiesbaden, sammlung Johann Isaak von Gerning (titelseite)
hessisches landesmuseum Darmstadt (seite 12, 13, 16, 17, 22, 25, 26, 29, 33, 34, 40, 41)
Museum Wiesbaden (seite 15, 21, 32, 35, 36, 37, 38, 39) Museumslandschaft hessen Kassel
(seite 14, 18, 19, 20, 23, 24, 27, 28, 30, 31) Max Beckmann © vG Bild-Kunst, Bonn 2015 (seite
42) © 2015: the eva hesse estate, courtesy Galerie hauser & Wirth, zürich london. Foto:
Museum Wiesbaden, ed restle (seite 43) © Gerhard richter (seite 44, 45)
© ellsworth Kelly (seite 46)
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Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
kunst.hessen.de