Musik aus vier Jahrhunderten

Darmstädter Echo, 15.05.2015
von Marc Wickel
Musik aus vier Jahrhunderten
Waldfest – Die SG Weiterstadt feiert am Braunshardter
Tännchen mit Gottesdienst und großem Konzert
Beim Gottesdienst im Braunshardter Tännchen spielte das Orchester der SG Weiterstadt. Foto:
Claus Völker
Einen Gottesdienst und danach Musik der SGW-Orchester für Vatertagsausflügler gab es gestern
beim Waldfest im Braunshardter Tännchen.
WEITERSTADT. Eine Kirchenglocke läutet im Wald, Menschen laufen geschäftig zwischen den
Bäumen umher, Musiker ziehen durch Weiterstädter Straßen und Pfarrer Rafael Eckert-Heckelmann
spricht über den „Iconic Turn“. Das Waldfest der SGW-Musikabteilung im Braunshardter Tännchen
mit vormittäglichem Weckruf des Spielmannzugs und evangelischem Waldgottesdienst war am
Donnerstag sehr gut besucht.
„Das Bild hat nach Jahrtausenden den Text abgelöst“, erklärte Rafael Eckert-Heckelmann, was er mit
dem „Iconic Turn“ meinte. Die Hinwendung zum Bild erklärte er mit der intuitiven Kraft des Bildes,
das unmittelbarer und emotionaler als Text wirke. „Das Bild auf der Festplatte scheint wichtiger zu
sein als das Erlebnis“, folgerte der Pfarrer aus seiner Beobachtung, dass Zuschauer im Fußballstadion
das Spiel mit dem Handy filmen und es eigentlich nur indirekt übers Display erleben.
„Gott hat selbst vor 2000 Jahren den Iconic Turn vollzogen“, sagte Eckert-Heckelmann und erinnerte
an Christi Geburt, in der Gott zum Menschen wurde. „Und an Himmelfahrt feiern wird, dass Gott
wieder zu sich selbst zurückkehrt.“
Die Musikabteilung der Sportgemeinde Weiterstadt (SGW) gestaltete den Gottesdienst musikalisch
mit. Die „Young Symphonics“ und das „Symphonic Sound Orchestra“ spielten während des Waldfests
für die Vatertagsausflügler und beim Gottesdienst. Da zeigten sie ihre Bandbreite von Kirchenmusik
aus dem 16. Jahrhundert („Wie lieblich ist der Maien“) bis zu Kompositionen aus den achtziger
Jahren („Gott gab uns Atem“).
„Wir sind mit unseren Ohren inzwischen mehr Dissonanzen gewohnt“, sagte Dirigent Thomas
Schaefer über die klanglichen Unterschiede zwischen der Musik von heute und der von vor 400
Jahren. „Ich verdeutliche das gerne mit Farben“, erklärte er. Während Renaissance- und Barockmusik
klare Farben habe, sei das Spektrum heute reicher an Zwischentönen.
Bei der Musikabteilung der SG Weiterstadt kann man fast jedes Blasinstrument erlernen. „Es ist dafür
nie zu spät“, sagte Pressewart Timo Prenzer. Im „Symphonic Sound Orchestra“ seien die bis zu 70
Musiker zurzeit zwischen 15 und 67 Jahre alt. Gespielt wird bei der SGW überwiegend sinfonische
Blasmusik, was man kurz als sinfonische Musik ohne Streicher bezeichnen kann.
Kinder können ab zwei Jahre bei der Musikabteilung mitspielen. „Da beginnt die musikalische
Früherziehung mit Glockenspiel, Singen und Rhythmusinstrumenten“, erläuterte Timo Prenzer. Bei
der SGW werden neben den bekannteren Instrumenten wie Trompete und Posaune auch Euphonium
(sieht aus wie eine kompakte Tuba) oder Flügelhorn (eine Art gedrungene Trompete, die etwas
weicher klingt), Oboe oder Fagott gelernt. „Wenn man ein Blasinstrument lernt, bekommt man
Einzelunterricht bei Vereinsmitgliedern“, erklärte er. Nach einigen Jahren – und Talent – wechsele
man für den Einzelunterricht zu professionellen Musikern oder Musiklehrern.
Die Abteilung nimmt regelmäßig an Wettbewerben teil und tritt auch in Weiterstadt auf. Das
Herbstkonzert ist dieses Jahr am 10. Oktober und im nächsten Jahr gibt es wieder „Symphonic Rock
and Jazz“ im eigenen Großzelt mit Lightshow.