II / 2015 Aktuelle Informationen Liebe Leserin, lieber Leser, kurz vor dem Beginn der Sommerpause beschließt die zweite Ausgabe unserer Aktuellen Informationen das erste Halbjahr 2015. Diesmal gibt es Rückblicke auf die beiden Seminare „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ und „Camera-Acting“ des Lehrbereichs I sowie die Veranstaltung „Grundzüge des schweizerischen Steuerrechts“ des Lehrbereichs II. Die hauptamtlich Lehrenden der Bundesfinanzakademie trafen sich zu einer Inhouse-Schulung zum Thema „Didaktische Reduktion“, und alle Beschäftigten beider Standorte kamen zur jährlichen Klausurtagung und zum anschließenden Betriebsausflug zusammen. Mit der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung wurde eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Im Interview unterhält sich diesmal Katharina Becker, Lehrbereichsleiterin II, mit Miriam Ben Achour, einer Teilnehmerin des 375. C-Lehrgangs. Am 16. April 2015 wurde der Leiter der Verwaltung der Bundesfinanzakademie, RD Franz Josef Huhn, von Präsident Dr. Heller in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Auch hierzu gibt es einen Beitrag. Viel Freude bei der Lektüre und eine erholsame Sommerzeit wünscht Ihnen Dr. Robert F. Heller Präsident der Bundesfinanzakademie 1 Aktuelle Informationen II / 2015 RDin Katharina Becker (Leiterin des Lehrbereichs II der BFA) im Gespräch mit Miriam Ben Achour (RRin, Finanzamt Saarbrücken Am Stadtgraben) am Ende des 375. C-Lehrgangs im Mai 2015 in Berlin Katharina Becker: Frau Ben Achour, haben wir Ihnen durch die ergänzenden Studien das geeignete Rüstzeug für die Übernahme eines Sachgebiets im Finanzamt zur Verfügung gestellt? ben wir die notwendigen fachlichen Werkzeuge für die Einschätzung von Steuerfällen an die Hand bekommen. Andererseits wurde die Relevanz gesehen, uns durch Soft-Skill-Schulungen auf den Arbeitsalltag vorzubereiten und damit auf unsere zukünftige Führungsaufgabe hin zu sensibilisieren. In dieser Hinsicht war es auch sehr interessant, die eigene ebenso wie die Entwicklung der Kollegen im Laufe der A-, B-, C-Lehrgänge zu verfolgen. Meiner Ansicht Miriam Ben Achour: In der Rückschau auf die A-, B-, C-Lehrgänge bedeuten die ergänzenden Studien für mich eindeutig ein gelungenes Heranführen an die Aufgaben einer Führungskraft in der Finanzverwaltung. Einerseits ha- 2 Aktuelle Informationen II / 2015 nach konnte in dieser Zeit durchweg ein enormer Entwicklungssprung hin zu einer jungen Führungskraft beobachtet werden. Um diesen tollen Effekt zu verstärken, halte ich mehr Lehrgänge im Bereich der sozialen Kompetenzen für überaus sinnvoll. Es darf nämlich nicht aus dem Blickfeld geraten, dass für die meisten Teilnehmer der A-, B-, C-Lehrgänge die Einstellung in die Finanzverwaltung die erste Berufserfahrung – zumindest als Führungskraft – darstellt. Gerade der Ausbau bzw. sogar Aufbau dieser Fähigkeiten wird in den Studienlehrplänen der Universitäten sowie im Rechtsreferendariat eher stiefmütterlich behandelt. Ich meine hiermit z.B. Fähigkeiten wie die Selbstorganisation, die Motivation, die Einschätzung und der Einsatz von Mitarbeitern, das Führen von Konfliktgesprächen, etc.. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Referendariat in Saarbrücken war Miriam Ben Achour seit 2009 im Land Saarland tätig. Sie war Sachgebietsleiterin Entgelte bei der zentralen Besoldungs- und Versorgungsstelle, einer Abteilung des dem Ministerium für Finanzen und Europa nachgeordneten Landesamtes für Zentrale Dienste. Seit Juli 2014 nimmt sie an der Einweisung des höheren Dienstes in die Steuerverwaltung beim Finanzamt Saarbrücken teil. Becker: Zum Thema Lehrinhalte, würden Sie selbst in der Rückschau die Lehrinhalte der ergänzenden Studien anders vor- oder nachbereiten? Ben Achour: Rückblickend und auch nach einer bereits viereinhalbjährigen Tätigkeit als Sachgebietsleiterin im nachgeordneten Bereich des Finanzministeriums würde ich sagen, dass wir in den ergänzenden Studien nicht mehr wie im Studium alles vor- bzw. nacharbeiten müssen. Alles entscheidend ist das Strukturverständnis der entsprechenden Steuerart. Die Einzelheiten muss sich jeder ohnehin in seinem Sachgebiet erarbeiten. Der Lehrstoff sollte daher so reduziert werden, dass er überschaubar ist. Wenn wir Teil- nehmer nach den A-, B- und C-Lehrgängen einfache Fälle anhand einer klaren Struktur problemlos selbst lösen können und somit ein Strukturverständnis vermittelt bekommen haben, wäre bereits viel gewonnen und vor allem eine Basis geschaffen, auf der sich tiefergehende Studien sicher aufbauen lassen können. 3 Aktuelle Informationen II / 2015 Becker: Damit Lehrinhalte im Steuerrecht anhand einer einfachen Struktur vermittelt werden können, muss das Steuerrecht sehr wahrscheinlich noch vereinfacht werden. Allerdings ist jeder Dozent in der BFA dazu aufgerufen, seine Lehrinhalte unter dem Postulat der Stoffreduktion zu überprüfen. Gehen wir zu nichtfachlichen Dingen über, mich würde hierzu interessieren, wie wertvoll die ergänzenden Studien für Ihre Netzwerkbildung sind? Ben Achour: Zunächst würde ich gerne auf den Wert der Lehrgangsgruppe selbst zu sprechen kommen: Es ist ein ureigenes Bedürfnis des Menschen, seinen Platz in der Gruppe finden zu wollen. Die Lehrgangsteilnehmer der ergänzenden Studien sind ausnahmslos starke und vor allem sehr verschiedene Persönlichkeiten. Junge Führungskräfte eben. Sehr schön und interessant war es daher zu beobachten, dass im Laufe der Zeit jeder erkannt hat, wie wichtig es für die positive Dynamik und Harmonie in der Gruppe ist, sich nicht um jeden Preis in den Mittelpunkt zu drängen. Diese Beobachtung des respektvollen Miteinanders hat meine Theorie bestätigt, dass sich eine gute Führungspersönlichkeit durch eine Regie im Hintergrund auszeichnet, die den Überblick und das Ziel im Auge behält und dabei ihre Mitarbeiter fördert sowie zu guten Leistungen motiviert. Katharina Becker ist Lehrgangsleiterin des Lehrbereichs II (Internationales Steuerrecht, Körperschaftsteuerrecht) der Bundesfinanzakademie in Berlin. Sie war zuvor Referentin des BMF-Referats für internationale Steuerpolitik. Von 2003 bis 2008 hat Frau Becker im Bundeszentralamt für Steuern das Referat für Verständigungsverfahren, Schiedsverfahren, APAs und Internationale Amtshilfe geleitet. Auch ihre verschiedenen Auslandsaufenthalte bei der EU-Kommission in Brüssel, beim Zentrum für Steuerpolitik und Verwaltung der OECD in Paris und beim Inland Revenue, International Division in London, waren dem internationalen Steuerrecht, insbesondere dem internationalen Unternehmenssteuerrecht gewidmet. Frau Becker ist Diplom-Volkswirt und hat das Steuerberater-Examen abgelegt. Auch der offene verbale Austausch untereinander hat einen sehr starken Wert. So haben 4 Aktuelle Informationen II / 2015 wir uns intensiv über bestimmte Alltagsfragen im Finanzamt ausgetauscht: Wie stelle ich mich im Sachgebiet vor, wie kleide ich mich, wie halte ich es mit dem Duzen und Siezen, wie behandele ich ältere Mitarbeiter und vieles mehr. Alles Fragen, die man vielleicht nicht ungezwungen im eigenen heimischen Kollegenkreis stellen würde. litische (Steuer)leben erhalten. Beim Finanzausschuss des Deutschen Bundestages ist mir anschaulich das Funktionieren unserer Demokratie deutlich geworden – es war der Blick in die Werkstatt des Gesetzgebers. Anstehende Gesetzesvorhaben sind von allen Fraktionsvertretern intensiv hinterfragt worden. Auch hat für mich das BMF u.a. aufgrund des Besuchs der Kantine und des Seminarraums in der sechsten Etage endlich ein Gesicht bekommen. Klarer wurden das BMF und seine Aufgaben noch durch das Gespräch mit dem Abteilungsleiter Steuern, Herrn Sell, der uns die Arbeit der Referenten in der Steuerabteilung erläutert hat. Ich hätte mir noch mehr solcher Veranstaltungen in den zwei Wochen gewünscht. Diesen Einblick halte ich nämlich für uns als Führungskräfte insofern für wichtig, als wir das Große und Ganze im Auge behalten und uns auf das Wesentliche konzentrieren sollten. Ein noch größerer Einblick in die Arbeit des BMF würde uns diesem Ziel sicherlich noch näher bringen. Doch auch der steuerartenübergreifende Fall hat mich dazu gebracht, das Steuerrecht in größeren Zusammenhängen zu sehen und sozusagen „über den Tellerrand zu schauen“. Der Gedankenaustausch und die persönlichen Erfahrungen waren auch für mich trotz meiner Berufserfahrung sehr hilfreich und überaus wertvoll; getreu dem Motto: man lernt nie aus. Alles in allem halte ich es daher für wichtig und unerlässlich, dass auch Personen mit Berufserfahrung und fachlichen Vorkenntnissen gleich welchen Alters an den Lehrgängen und zwar von Beginn an teilnehmen: denn es kommt bei der Teilnahme der Lehrgänge nicht nur auf die Vermittlung von fachlichen Kenntnissen, sondern und vor allem auch auf die Netzwerkbildung an. Auch wir möchten die Tradition, die sich bei früheren Lehrgängen gezeigt hat, fortführen: einmal im Jahr in dem Bundesland eines anderen Teilnehmers ein Treffen organisieren. Das Nachtreffen ist für dieses Jahr auch schon in Planung. Der Soft-Skill-Lehrgangsteil von Frau Dr. Schonert-Hirz hat für mich letztendlich das Ende der ergänzenden Studien eingeleitet; sie hat uns an eine unserer nicht zu vergessenden Aufgabe als Führungskraft erinnert und diese anschaulich herausgearbeitet: die Fürsorgepflicht bezüglich des körperlichen und geistigen Wohlergehens der uns anvertrauten Becker: Was hat Ihnen an den zwei Wochen in Berlin gefallen? Ben Achour: Berlin ist das Sahnehäubchen der gesamten Ausbildung. Durch den Aufenthalt in Berlin haben wir einen Einblick in das po- 5 Aktuelle Informationen II / 2015 Teammitglieder (und natürlich auch des eigenen Wohlergehens) im Auge zu behalten. Ben Achour: Danke, wenn ich darf, hätte ich noch selbst eine letzte Frage und zwar warum die BFA zwei Standorte hat, einen in Brühl und einen in Berlin? Wie schon erwähnt, ich hätte mir noch mehr solcher Lehrgangsteile, wie z.B. zu Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit oder zu Kommunikationsvermögen, gewünscht. Becker: Sie haben ja noch die Gelegenheit, sich im Rahmen der fortführenden Studien auch gerade in diesem Bereich fortzubilden. Wissen Sie bereits, welche D-Lehrgänge Sie belegen werden? Becker: Die Bundesfinanzakademie bietet ihre Lehrgänge, Seminare und sonstigen Veranstaltungen entweder in Brühl oder in Berlin an. Auftragsgemäß soll die Bundesfinanzakademie ihre Aufgaben in der Aus- und Fortbildung möglichst gleichberechtigt an den beiden Standorten wahrnehmen; dabei sind bauliche, organisatorische und personalwirtschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen. Ben Achour: Fachlich fällt meine Wahl auf jeden Fall auf das Verfahrensrecht, da es für jedes Einsatzgebiet wichtig ist. Da ich noch nicht weiß, wo ich eingesetzt werde, werde ich über die Wahl der weiteren fachlichen DModule später entscheiden. Ziel ist es, die unterschiedlichen Vorteile der beiden Standorte entsprechend den Lernzielen und dem Inhalt der Veranstaltungen bestmöglich für die Teilnehmer(innen) nutzbar zu machen. In nichtfachspezifischer Hinsicht finde ich den neuen auf dem D1-Modul aufgebauten D11-Lehrgang äußerst interessant. Denn dort werden verschiedene Situationen eines Sachgebiets realitätsnah simuliert. Mir gefällt auch das Konzept, fachliche Fragen in das Planspiel mit einzubauen und so beide Seiten, die fachliche wie auch die soziale, zu kombinieren. Die Kombination aus beiden Kompetenzen sollte ja einen guten Sachgebietsleiter ausmachen. An welchem Standort welche Veranstaltung angeboten wird, wird grundsätzlich nach folgenden Kriterien entschieden: Notwendigkeit des Einsatzes von Dozentinnen und Dozenten aus der Steuerabteilung des Bundesministeriums der Finanzen, Einblick in die Gesetzgebung durch die Möglichkeit zum Besuch von Becker: Liebe Frau Ben Achour, ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre Bereitschaft, dieses Interview mit mir zu führen. 6 Aktuelle Informationen II / 2015 Bundestag und Bundesrat bzw. Gesprächen mit Abgeordneten und Ländervertretern, Möglichkeiten der Verbindung zu Institutionen und Personen außerhalb der Steuerverwaltungen von Bund und Ländern (z.B. ausländische Steuerexperten), Einbeziehung von Vortragenden aus Wirtschaftsverbänden, Einbindung von (steuerpolitischen) Veranstaltungen (z.B. Berliner Steuergespräche; Kolloquien des Instituts Finanzen und Steuern) in den Ablauf von Seminaren, Gelegenheit zum Bilden und Halten von Netzwerken. werden grundsätzlich am Standort Berlin angeboten: Internationales Steuerrecht, Europarecht, Forum für leitende Führungskräfte (z.B. Steuerabteilungsleiter, OFD-Präsidenten, Finanzamtsvorsteher), aktuelle steuerpolitische Fragen, steuerfachliche Sonderveranstaltungen. Die übrigen Veranstaltungen werden grundsätzlich am Standort Brühl durchgeführt. Für die Teilnehmenden der ergänzenden Studien haben die beiden Standorte den besonderen Vorteil, auf der einen Seite von der Campus-Atmosphäre des Standorts Brühl am Anfang zu profitieren; das erleichtert insbesondere das Zusammenwachsen der Teilnehmer zu einem länderübergreifenden Netzwerk. Auf der anderen Seite bietet Berlin am Ende des C-Lehrgangs einen Einblick in das politische Leben und in die Aufgaben des BMF, insbesondere im Bereich des Internationalen Steuerrechts. Danach ergibt sich grundsätzlich: Die ergänzenden Studien finden mit den A-, B- und C-Lehrgängen in Brühl statt - bis auf zwei Wochen des C-Lehrgangs, die wegen des Schwerpunkts beim Internationalen Steuerrecht und der Verbindung zum Bundestag und Bundesrat sowie der Steuerabteilung des BMF in Berlin durchgeführt werden. Die D-Module und die Fortbildungsveranstaltungen werden in Brühl oder Berlin angeboten. Veranstaltungen zu folgenden Themen Frau Ben Achour, ich wünsche Ihnen für Ihre berufliche und persönliche Zukunft alles Gute! 7 Aktuelle Informationen II / 2015 Grundlagen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Camera-Acting Im April fand zum wiederholten Male mit großem Erfolg unser Presseseminar in Berlin statt. Dieses Seminar richtet sich an Führungskräfte, die im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig sind. Es wurden rechtliche Fallstricke und journalistische Strategien aufgezeigt und diskutiert. Im anschließenden Workshop Camera-Acting für Pressesprecher(innen) wurde der souveräne Interview-Auftritt im Studio geprobt, von der richtigen Vorbereitung auf ein solches Gespräch bis zur Mimik und Gestik während der Sendung. Auch das Texten und die Präsentation nachrichtlicher Statements standen auf dem Programm. Besuch beim Sender phoenix. Wir waren bei der Aufzeichnung einer Sendung dabei, bei der Norbert Röttgen (MdB CDU, Vorsitzender Auswärtiger Ausschuss) und Jürgen Trittin (MdB Bündnis 90/Die Grünen) unter Moderation von Michael Hirz über politische Fragen diskutierten. Im Anschluss stand der Moderator und Programmgeschäftsführer den Teilnehmenden zum Gespräch zur Verfügung und erlaubte den Blick hinter die Kulissen. Tipps und Tricks rund um das Thema „Auftritt“ waren auch in den folgenden Tagen Themen des Seminars. Wirkfaktoren der Kommunikation wurden erläutert und erprobt. Spielregeln und Strategien zum Umgang mit Journalisten wurden besprochen. Aber auch Fragen des Presserechts kamen nicht zu kurz. Hierfür konnten wir Herrn Karsten Pilz gewinnen, der uns an seinem Erfahrungsschatz teilhaben ließ. Aus dem BMF hatten wir zudem Herrn Fenchel (Öffentlichkeitsarbeit) zu Gast und Frau Kothé, die aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Pressesprecherin berichtete. Die Aufgaben eines Pressesprechers sind vielfältig. Zugleich sind die Anforderungen extrem hoch. Der grundsätzliche Ansatz von Öffentlichkeitsarbeit ist das Erzeugen eines positiven Images und zugleich das Vermitteln von Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Akzeptanz bei den Zielgruppen. Das Seminar begann mit einem Highlight: dem 8 Aktuelle Informationen II / 2015 Grundzüge des schweizerischen Steuerrechts Der Lehrbereich II der BFA hat in der Zeit vom 9. bis zum 12. Juni 2015 nach längerer Pause - eine ähnliche Veranstaltung wurde letztmalig in 2010 angeboten - wieder ein Seminar zu den Grundzügen des Steuerrechts der Schweiz durchgeführt. Detail vorgestellt. Auch das Schweizer Nachsteuerverfahren, das Steuerstrafrecht sowie die geplante Unternehmenssteuerreform wurden von den Kolleginnen und Kollegen präsentiert. Es nahmen 18 Angehörige der Landessteuerverwaltungen aus den verschiedensten Bereichen und des BZSt sowie ein Vertreter des BMF teil. Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden als sehr interessant und hilfreich für die tägliche Arbeit bewertet. Besonders positiv hervorgehoben wurde, dass ein Teil der Schweizer Kolleginnen und Kollegen nicht nur für ihr jeweiliges Thema, sondern während des gesamten Zeitraums des Seminars für Fragen und Diskussionen zur Verfügung stand. Besonderheit der diesjährigen Veranstaltung war, dass alle Themenbereiche von Kolleginnen und Kollegen der eidgenössischen Bundessteuerverwaltung sowie Vertreterinnen verschiedener kantonaler Steuerverwaltungen vorgetragen wurden. Nach einem ersten Überblick über das Schweizer Steuersystem wurden die direkten Bundessteuern sowie die Besteuerung auf kantonaler Ebene im 9 Aktuelle Informationen II / 2015 Didaktische Inhouse-Schulung Die diesjährige didaktische Inhouse-Schulung war als Workshop für die hauptamtlichen Dozenten ausgestaltet. Das Schwerpunktthema ‚Didaktische Reduktion‘ wurde beispielhaft im Rahmen von vier vorbereiteten Vorträgen zu derzeit aktuell stattfindenden Veranstaltungen in den ergänzenden Studien vorgestellt. dar. Allerdings können Reduktionsentscheidungen auch nicht ohne fachliche Überlegungen getroffen werden: Geht es doch darum, die knappe Unterrichtszeit möglichst mit Inhalten zu bestreiten, die jeweils die elementaren Zusammenhänge eines Themas betreffen und dabei Beispiele und Fälle anzubringen, die für die Lernenden gut greifbar sind und einen hohen Erklärwert aufweisen. Dr. Rainer Albrecht vom Bildungs- und Wissenschaftszentrum in Münster hat die von den hauptamtlich Unterrichtenden vorgetragenen Beiträge im Vorfeld analysiert und koordiniert und somit die Moderation des Workshops übernommen. Die vier dargestellten Unterrichtskonzepte zu jeweils unterschiedlichen Steuerfachgebieten regten dazu an, anhand der konkret dargestellten Ablaufpläne zu diskutieren, welche Möglichkeiten im Rahmen des vorgegebenen Stoffgliederungsplanes zur Verfügung stehen, um teilnehmerorientiert den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Vor der praktischen Befassung mit den vier Unterrichtskonzepten arbeitete Dr. Albrecht im Rahmen seiner Einleitung die Merkmale der Didaktischen Reduktion heraus. Zum Abschluss seines Referates schlug Herr Dr. Albrecht pragmatische Strategien der Stoffreduktion vor. Diese sollen die Lehrenden bei zentralen Unterrichtsentscheidungen unterstützen. Besonders wichtig ist hierbei, wie die jeweils zur Verfügung stehende Zeit ergebnisorientiert für den größtmöglichen und dauerhaften Wissenserwerb genutzt werden kann. Es wurde deutlich, dass Didaktische Reduktion quantitative und qualitative Aspekte aufweist. Wobei qualitative Aspekte einer entsprechenden Begründung bedürfen. Die wesentlichen Ausgangspunkte hierfür stellen die Lernvoraussetzungen (Vorwissen, Motivation) und die zu erwartenden Lernergebnisse Anschließend zeigten Frau Mayer, Frau Becker, Herr Bracke und Herr Dr. Schumann konkret 10 Aktuelle Informationen II / 2015 Beispiele im Steuerrecht auf, die den Einstieg in diese Rechtsmaterie erleichtern, die Aktivität der Teilnehmenden erhöhen und somit letztendlich den Wissensaufbau fördern. Den Schwerpunkt im Vortrag von Frau Mayer bildete die Optimierung der Darstellung. Sie zeigte Beispiele im Bereich der verdeckten Gewinnausschüttung auf, wie rechtlich komplexe und umfangreiche Sachverhalte durch Visualisierung für die Teilnehmer schneller und leichter fassbar werden. Frau Beckers didaktischer Schwerpunkt lag in der Reduktion auf die für Teilnehmer wesentlichen Fakten. Die Bandbreite im Rahmen des internationalen Steuerrechts hierauf auszurichten, stellte insoweit die Herausforderung dar. Herr Bracke führte am Beispiel von umsatzsteuerlichen Reihengeschäften aus, wie Teilnehmende in die Lage versetzt werden, durch die selbständige Erarbeitung von Fällen sich wesentliche Zusammenhänge selbst zu erschließen. Herrn Dr. Schumanns Zielsetzung bestand darin, den Schwierigkeitsgrad beim bilanzsteuerrechtlichen Thema der Rückstellungen durch Verminderung der Gegenstandsmerkmale zu reduzieren. Die hauptamtlichen Dozenten kamen überein, dass eine regelmäßige didaktische Fortbildung sinnvoll und nützlich ist, um die Qualität der Lehre zu erhalten und zu verbessern. Ein Ergebnis der diesjährigen Veranstaltung war, die Dauer des Frontalvortrages zu minimieren, um durch spezifische Fallbearbeitung die Teilnehmeraktivität zu wecken. Ein Dankeschön an Dr. Rainer Albrecht und die Vortragenden, die zum Gelingen des diesjährigen Workshops beigetragen haben. 11 Aktuelle Informationen II / 2015 Kooperationsvereinbarung zwischen der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung und der Bundesfinanzakademie Am 23. April 2015 unterzeichneten die Präsidenten der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (HS Bund) und der Bundesfinanzakademie, Thomas Bönders und Dr. Robert F. Heller, eine Kooperationsvereinbarung, die die Beteiligung der Bundesfinanzakademie am Masterstudiengang „Master of Public Administration“ der HS Bund regelt. Mit einem insgesamt 23 Pflicht- und Wahlmodule umfassenden Lehrprogramm bietet die HS Bund insbesondere den Beamten eine wissenschaftliche Qualifikation, die vom gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst in den höheren Dienst aufsteigen wollen. Um eine große Verwendungsbreite zu schaffen, vermittelt der neue Studiengang Fachkenntnisse auf den Gebieten der Rechts-, Politik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und fördert die Führungskompetenz der Studenten. Mit Lehrbriefen zu steuerfachlichen Themen und Prüfungsbeteiligung tragen hauptamtliche Dozenten der BFA zum Gelingen bei. Sie haben zwei Wahlmodule gemeinsam mit dem Studienleiter der HS Bund konzipiert und werden sie im Herbst 2016 erstmals anbieten. Ein Modul wird sich mit dem internationalen Steuerrecht befassen und das andere Wissen zu „Ertragssteuerrecht und Umsatzsteuer bei Unternehmen der öffentlichen Hand“ vermitteln. vlnr: MR Schultz-Söderlund, Präsident Dr. Heller (beide BFA), Präsident Bönders, Prof. Dr. Sauerland (beide HS Bund) 12 Aktuelle Informationen II / 2015 „Hauptsache gesund…“ Zum Abschied von RD Franz-Josef Huhn Am 16. April 2015 wurde RD Franz Josef Huhn von Präsident Dr. Heller in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. sowie die gemeinsame Sorge um das große Grundstück im Vordergrund stehen. Er habe immer gerne gearbeitet, so der zukünftige Pensionär, unabhängig von den jeweils anvertrauten Aufgaben. Dabei sei er von den Kollegen stets unterstützt worden. Für die Zukunft wünscht er sich vor allem Gesundheit für seine Frau und sich. Eine Erkrankung vor einigen Jahren habe ihn das gelehrt, und so wird er in Zukunft nach dem Motto seiner Großmutter leben: „Alle Wünsche werden klein gegen den, gesund zu sein.“ Nach fast 45 Dienstjahren freut sich der Pensionär nun auf viel gemeinsame Zeit mit seiner Frau, die ebenfalls ihr Berufsleben beendet. Nicht wehmütig in die Vergangenheit, sondern nach vorne auf den neuen Lebensabschnitt soll der Blick gerichtet sein. Dabei sollen unter anderem Reisen, die in den vergangenen Jahren oft zu kurz gekommen sind 13 Aktuelle Informationen II / 2015 Im August 1970 war Franz-Josef Huhn in den gehobenen Dienst der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen eingetreten. Nach einer kurzen Unterbrechung durch den Wehrdienst kam er im Anschluss nach Siegburg zum Finanzamt, wo er bis 1986 verschiedene Positionen innehatte. Anschließend war er vier Jahre lang im Personalreferat der damaligen OFD Köln tätig, bevor er am 1. August 1980 zur Bundesfinanzakademie nach Siegburg wechselte. Hier war er maßgeblich an der Organisation des Erweiterungsbaus in Siegburg sowie dann Anfang der 90er Jahre am Umzug der Akademie nach Brühl beteiligt. Darüber hinaus betreute er als Sachbearbeiter die Fortbildungsveranstaltungen, später dann hauptsächlich die Liegenschaftsverwaltung und den Haushalt, bevor er in der Folge sämtliche Aufgaben des Geschäftsstellenleiters übernahm. Ab 2002 begann er seinen Aufstieg in den höheren Dienst. men: 25 Jahre seiner Dienstzeit verbrachte er an der BFA. Dabei erlebte er 4 Präsidenten und 6 Köche. Insgesamt war er 5 ½ Jahre für den täglichen Dienstweg auf deutschen Straßen unterwegs. Das waren stolze 700.000 km verteilt auf 6 Autos. Er erlebte 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 30 hauptamtliche Dozenten sowie 125.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und unterschrieb 200.000 Auszahlungsanordnungen. Präsident Dr. Heller hob vor allem zwei Komponenten hervor, die das Wirken des Pensionärs in seinen Augen bestimmten: Fürsorge für den Einzelnen und Verantwortung für die BFA. Der Ausgleich zwischen diesen beiden Säulen machte das Handeln Franz-Josef Huhns aus, was vor allem bedeutete, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Seine ruhige Wesensart, die große Erfahrung und das eigene In-denHintergrund-Treten seien dabei hervortretende Persönlichkeitsmerkmale gewesen. In der relativ kurzen Zeit der Zusammenarbeit sei er für ihn stets ein verlässlicher und berechenbarer Ansprechpartner gewesen, der sich immer wieder konstruktiv mit Neuem auseinandersetzte. Er habe es stets verstanden, seinen Standpunkt angemessen zu vertreten und kreativ Lösungen zu suchen und zu finden. Insofern habe er stets im Sinne des Leitbildes der Bundesfinanzakademie für beide Standorte gewirkt. Ebenfalls betonte der Präsident in seiner Rede besonders den Franz-Josef Huhn eigenen Humor. Er bleibe als eine Persönlichkeit in Erinnerung, die ein echtes Vorbild für eine Führungspersönlichkeit darstelle, so Dr. Heller zum Abschluss. In seiner kurzen Ansprache berichtete Herr Huhn von einem Gespräch mit der Alin Z, Frau Dr. Martina Stahl-Höpner, das er kurz zuvor anlässlich seiner Pensionierung geführt hatte. Diese fragte ihn, ob er mit einem weinenden und einem lachenden Auge ginge, worauf der Pensionär antwortete „Mit zwei lachenden Augen“. Später dann räumte er doch auch das weinende Auge ein, allerdings bezogen auf die Werkstatt in der Akademie im Vergleich zur eigenen zu Hause. Die zurückliegenden Jahre fasste RD Huhn beeindruckend in folgenden Zahlen zusam- 14 Aktuelle Informationen II / 2015 Bundesfinanzakademie on Tour Der Betriebsausflug führte die Beschäftigten der Bundesfinanzakademie im Anschluss an die nun schon traditionelle Klausurtagung, die gemäß dem Motto „eine BFA an zwei Standorten“ die Brühler und die Berliner Kollegen zusammenführte, in diesem Jahr Anfang Juni ins Ruhrgebiet. Mit dem Regional-Express ging es von Brühl aus in die Heimat des bekannten fiktiven Tatort-Kommissars Horst Schimanski nach Duisburg, wo die Teilnehmenden bei einer Stadtführung sowie einem Rundgang durch den Innenhafen manch Interessante zum Thema „Strukturwandel im Ruhrgebiet“ erfuhren. Seit den 1990er Jahren ist es im Rahmen des Strukturwandels im Ruhrgebiet gelungen, das Innenhafen-Viertel nunmehr erneut attraktiv zu gestalten: Die markanten alten Speichergebäude wurden teilweise versetzt, der Wasserspiegel in einem Teil des Hafenbeckens wurde angehoben. Es entstanden Grachten entlang eines neuen Wohnquartiers, zahlreiche Restaurants locken die Besucher direkt ans Wasser. Die alten Speichergebäude beherbergen heute in Kombination mit einem gläsernen Neubau das Kultur- und Stadthistorische Museum, in dem der Besucher die Geschichte der Stadt sowie des Wirtschaftsstandorts Innenhafen Revue passieren lassen kann. Bereits im Mittelalter war Duisburg ein urbanes Handelszentrum, das allerdings durch eine Laune der Natur, die Verlagerung des Rheins, im Laufe der Zeit erheblich an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung verlor. Im 19. Jahrhundert dann wurde der direkte Rheinzugang wiederhergestellt, der Innenhafen wurde zum zentralen Umschlagplatz für das Grubenholz, das in den Ruhrzechen benötigt wurde und zur Kornkammer zur Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung von Europas bedeutendstem Industriegebiet, dem „Revier“. 15 Aktuelle Informationen II / 2015 Im Anschluss ging es dann auch für die Belegschaft der BFA aufs Wasser. Bei einer gut zweistündigen Hafenrundfahrt eröffnete sich eine ganz neue Perspektive auf die Stadt. Mit ihrer zentralen Lage am Zusammenfluss von Rhein, Ruhr und Emscher verfügt Duisburg über eine hervorragende Anbindung an Wasser, Schiene, Straße und mit der Nähe zum Düsseldorfer Flughafen auch an den Luftverkehr. „Duisport“ gehört zu den weltweit bedeutendsten Binnenhäfen mit direkter Anbindung nach Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen. Darüber hinaus kann auch der Seehafen von Küstenmotorschiffen aus aller Herren Länder angelaufen werden. Im Laufe des Tages galt es für die Teilnehmenden ein großes Schimanski – Duisburg – Steuer – Quiz zu lösen, dessen Gewinner zum Abschluss mit kleinen Preisen belohnt wurden. In einem urigen Brauhaus in Köln klang ein ereignis- und lehrreicher Tag gemütlich aus. 16 Aktuelle Informationen II / 2015 Impressum Herausgeber Bundesfinanzakademie im Bundesministerium der Finanzen Präsident Dr. Robert F. Heller Willy-Brandt-Straße 10 50321 Brühl Leipziger Straße 126 10117 Berlin Stand 29. Juni 2015 Redaktion Bundesfinanzakademie im Bundesministerium der Finanzen Weitere Informationen im Internet unter: www.bundesfinanzakademie.de www.bundesfinanzministerium.de Gestaltung, Lektorat und Satz Bundesfinanzakademie im Bundesministerium der Finanzen Bildnachweis BMF, BFA, U. Hensle, B. Münch, privat Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. 17
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