Ein kEssEl buntEs - StuRa

STU
RAK
TIV
Ausgabe Nr. 29
Ein
kessel
buntes
1
Hallo ihr lieben Menschen,
das war schon ein bisschen aufregend – die erste
StuRaktiv unter meiner Regie. Also bin ich voller
Schwung in die großen Fußstapfen der doch eher
kleinen Christiane gesprungen und folgendes ist dabei
heraus gekommen.
Ziel war es, einen Überblick über die vielen verschiedenen Themen im StuRa zu geben.
Anni vom Referat für Ökologie hat sich daran gemacht,
den Campus grüner zu machen. Das Ergebnis kann
man seit einigen Wochen bestaunen. Das Augenmerk
von Marcus, euer Referent für Antirassismus, lag – wie
sollte es auch anders sein – auf der GIDA-Bewegung
und deren Gegenprotest. Die Referentinnen für ausländische Studierende, Riham und Tamar, haben sich mit
der Situation internationaler Studis an unserer Hochschule befasst.
Während Kerstin Stengel (Referentin für Umbau und
Datenschutz) sich in ihrem Artikel mit der NeverEnding-Story »Paulinum« beschäftigt, hat Kerstin Schmitt
(Referentin für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik)
einen umfassenden Überblick zur IDAHIT*-Demo euch
vorbereitet. Kai, Referent für Hochschulpolitik, gibt euch
eine Übersicht zu den Gremien und der studentischen
Mitwirkung an der Uni Leipzig.
2
Ganz neu im Team – sowohl die Referentin als auch das
Referat – ist Laura im Referat für Inklusion. Und genau
um dieses Thema dreht es sich in ihrem Artikel. Service,
Service, Service gibt es vom Referenten für Soziales
(Dominik) und dem Referenten für Nachhaltige Mobilität
(Friedemann). Außerdem steuert das komplette Team auf
das 17. Campusfest zu. Infos dazu findet ihr natürlich
auch in der StuRaktiv.
Ein großer Dank gilt der geduldigen und fabelhaften
Uli für das Design und den lieben Kolleg_innen für ihre
Zuarbeit und Hilfe.
Wie immer freuen wir uns über Feedback, Kritik und die
Möglichkeit mit euch ins Gespräch zu kommen. Schaut
doch einfach mal bei uns vorbei!
Tina
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
inhalt
Seite 4
Seite 20
Endlich wird der Campus grüner
ungefragt umgestellt
Seite 6
Seite 22
Ist das eine Kirche?
Campusfest 2015
bewegt und begeistert zum 17. Mal in Leipzig
Seite 8
Inklusion?!
Das jünste referat des stura stellt sich vor
Seite 24
wer ist eigentlich daran schuld,
dass das studium so ist, wie es ist?
Seite 10
Islam als »Kultur«
Gedanken zum antimuslimischen Rassismus
der Gida-Bewegung
Seite 26
die zukunft ist alternativlos!
eine investigative weissagung
von »die hochschulegruppe«
Seite 12
Das Problem heiSSt rassismus
Seite 28
Hogesa, Pegida und die deutsche linke
AG‘s für dich – Mach‘ mit!
Seite 14
Seite 30
legida? läuft nicht! – unibündnis
Impressum
Seite 16
als internationale_r student_in
an der uni leipzig studieren
Seite 18
demonstration zum idahit* 2015
Wieso, weshalb, warum? ... Wer nicht fragt
bleibt dumm!
3
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e ndlich wi r d d e r
camp u s
g r ün e r
Im April war es soweit: der Arbeitskreis Umwelt und
das Referat für Ökologie bauten an einem Aktionstag
acht Hochbeete und bereinigten die Badewannen.
Ursprünglich war bei der Planung des Campus eine
Grünanlage vorgesehen. Kurz vor Ende der Bauphase
wurde diese scheinbar einfach vergessen – oder wie so
oft, das Geld reichte nicht mehr aus.
Viele von euch kennen die verwahrlosten Badewannen,
ein Relikt des Versuches die Betonwüste grüner zu gestalten. Durch fehlende Verantwortlichkeiten und einer
längeren Nichtbesetzung des Referates wurden diese
kaum gepflegt, standen verlassen herum und sorgten für
einigen Unmut. Dies veranlasste uns, das Projekt wieder
aufleben zu lassen – mit dem Vorsatz ein nachhaltiges
Konzept zu etablieren, sodass eine dauerhafte Pflege
der Hochbeete garantiert werden kann.
Die Universität bemüht sich gerade Gelder für neue und
umfassende Begrünungsanlagen locker zu machen – bis
dahin blühen und gedeihen unsere Holz-Hochbeete
inklusive passender Paletten-Bänke.
Gepflanzt werden in diesem Jahr vorwiegend essbare
Gemüse und Kräuter wie Salat, Tomate, Basilikum, Thymian und Sonnenblume. Bei der Zusammenstellung der
Pflanzen je Hochbeet haben wir die Arten so gewählt,
dass diese untereinander harmonisieren und so eine
funktionierende Pflanzen-WG entsteht.
Urban Gardening ist beliebt und in vielen Stadtteilen
entstehen kleine grüne Oasen, die gleichzeitig auch
Treff- und Informationspunkte sind. Nach dem Motto:
Gemeinsam gestalten, Miteinander teilen und zusammen Essen. Im Grunde finden sich hier die ökologischen
und nachhaltigen Elemente eines Gedankens wieder:
selber produzieren statt konsumieren, regionale, saisonale sowie ökologische Ernährung, wiederverwerten
statt Abfall verursachen, Suffizienz, Permakultur, ein
angenehmes Stadtklima schaffen sowie gemeinschaftliches Handeln stärken.
Erste Informationen mit Links zu Leipziger Gärten gibt
es zum Beispiel auf der Seite:
www.garten-leipzig.net/stiftung/Mitgaertner.asp
Hochbeete sind ideal, um im urbanen Raum zu gärtnern und eigenes Gemüse anzubauen. Auf Paletten
gestellt sind diese mobil und die befüllte Erde ist
unbelasteter als die ehemaliger Industriestandorte oder
Flächen mit anderer städtischer Nutzung, die zudem oft
versiegelt sind.
Der Aufbau eines 0,8 m hohen Beetes beginnt am
Boden mit einer Folie die dafür sorgt, dass das Material
nicht ausgeschwemmt wird und dennoch wasserdurchlässig ist. Darüber kommt eine Schicht Geäst- damit für
eine gute Durchlüftung gesorgt ist, anschließend wird
Laub aufgetragen (Abbauprozesse lassen Wärme frei)
und darauf kommt schon die Komposterde mit Pferdemist vermengt. Diese Komponenten erfüllen die wichtigsten Voraussetzungen eines Bodens der ein optimales
Pflanzenwachstum ermöglicht.
Ein großer Dank gilt: Annalinde und Querbeet ohne
deren Unterstützung vieles schwerer geworden wäre.
Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder wollt euch aktiv beteiligen? Dann macht doch einfach bei der AK Umwelt
mit!
Infos unter: [email protected] und
stura.uni-leipzig.de/referat-fur-okologie
Anne Schneider
Referentin für Ökologie
5
i s t
da s
e in e
Auf dem Unigelände? Oder sieht das nur so aus? Ein
kurzer, historischer Abriss mit dem Versuch, ein aufklärerisches Moment zu schaffen:
Am 30. Mai 1968 wurden die ehemalige evangelische
Universitätskirche St. Pauli, welche sich ungefähr an
dem Ort des heutigen Paulinums befand, und das alte
Augusteum auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung und mit Zustimmung des damaligen akademischen
Senats gesprengt. Im Augusteum, damals das Hauptgebäude, befanden sich seinerzeit die Aula und die
Geisteswissenschaften. Die Universitätskirche galt für
die SED-Regierung als rückschrittlich, die Sprengung
ist daher als symbolischer Akt zu verstehen. Bei einem
ersten Wettbewerb zur Neugestaltung des Campus
Augustusplatzes in den Jahren 2001/2002 beinhaltete
die Aufgabenstellung keinen »Wiederaufbau« der Universitätskirche. Nach einer öffentlichen Diskussion setzte
sich der Freistaat Sachsen jedoch 2003 für eine Rekonstruktion der Universitätskirche ein. Daraufhin trat der
damalige Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. med.
habil. Volker Bigl, zurück, ein neuer Wettbewerb wurde
ausgeschrieben. Als Sieger ging der Entwurf Erick van
Eggerats hervor, dieser beinhaltete das heutige Paulinum. Dass der Neubau des Paulinums, wie ihr ihn jetzt
sehen könnt, stark an eine Kirche erinnert, ist somit kein
Wunder. Er weist sowohl außen als auch innen sichtba6
ki r ch e ?
re Elemente der Erinnerung an die Universitätskirche St.
Pauli auf – der Grundriss ist der gleiche, es gibt einen
Glockenturm, im Inneren befindet sich ein Netzgewölbe
und zum Augustusplatz zeigt eine Fensterrossette (nicht
ganz mittig platziert, um an die Sprengung zu erinnern).
Doch was werdet ihr eigentlich noch im Inneren entdecken können, wenn das Paulinum dann endlich mal eröffnet wird? Eine Aula, welche zwei Drittel des Platzes
einnimmt und 550 Sitzplätze (+120 auf der Empore)
aufweisen wird, und einen sogenannten Andachtsraum
mit 130 Sitzplätzen, welcher sich im restlichen Drittel
befindet.
Ein Andachtsraum? Ja, ein Teil des Gebäudes wird der
religiösen Nutzung zur Verfügung stehen. Es befindet
sich quasi eine Miniaturvariante der ehemaligen Kirche
im Gebäude, so sagt es auch der Name, welcher
offiziell »Paulinum – Aula und Universitätskirche St.
Pauli« lautet. Getrennt werden die beiden »Räume«
durch einen Luftraum, der sich voll umglast durch das
ganze Gebäude zieht. Zur Öffnung des Gebetsraumes
existiert eine Glaswand. Da der Andachtsraum voll
klimatisiert ist – Grund ist der Schutz der historischen
Epitaphien –, sich in der Aula jedoch nur eine Lüftungsanlage befindet, dient die Glaswand zur Sicherstellung
des Klimas im Andachtsraum.
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Nein,
das ist keine Kirche. Das Paulinum stellt keine Rekonstruktion der ehemaligen Universitätskirche St. Pauli dar,
in dem Sinne, dass es wieder eine ist, sondern lediglich im Sinne der Erinnerungskultur. Denn das Hochschulbauförderungsgesetz sieht keine ausschließliche
Kirchennutzung vor, da Universitätsbauten immer der
Forschung und Lehre dienen müssen. Aber gab es nicht
zuletzt auch eine Diskussion um eine Kanzel und wurde
nicht gerade erst der Wiedereinbau des Altars gefeiert?
Richtig. Der alte Altar befindet sich inzwischen wieder
im Gebäude, im Andachtsraum. Die Zukunft der historischen Kanzel, welche in Einzelteilen gerettet werden
konnte, ist bis jetzt noch ungewiss. Nachdem im Herbst
2013 eine Expert_innenkommission vom Sächsischen
Staatsministerium der Finanzen zur Klärung der Frage
der Wiederaufstellung der historischen Kanzel einberufen wurde, beschloss diese zunächst den Beginn der
Restaurierung und empfahl in ihrer letzten Sitzung die
Wiederaufstellung in der Aula des Paulinums – der
Andachtsraum ist schlicht zu klein für die Kanzel. Der
Empfehlung stimmte jedoch die Mehrheit der der Kommission angehörenden Universitätsmitglieder nicht zu.
Nun liegt es am akademischen Senat zu entscheiden,
ob er der Empfehlung folgt.
Zur vielleicht letzten und interessantesten Frage: Wann
wird das Paulinum eigentlich eröffnet? Vielleicht im Jahr
2016? Dein StuRa bleibt gespannt.
Kerstin Stengel
Referentin für Umbau und Datenschutz
Fotos: Kerstin Stengel
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Foto: Friedemann Goerl
Finde den Fehler! So sieht Inklusion nicht aus.
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Foto: Friedemann Goerl
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da s j ün g s t e R e f e r at d e s s t u r a s t e llt s ich v o r
Spätestens seit März 2009 ist das Wort »Inklusion« in
aller Munde. Denn da hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Dennoch wissen viele
nicht, was Inklusion eigentlich bedeutet. Doch zunächst
zurück zur Konvention: Die UN-Konvention (Convention
on the Rights of Persons with Disabilities – CRPD) beinhaltet eine Vielzahl spezieller, auf die Lebenssituation
behinderter Menschen abgestimmte Regelungen. Mit
der Ratifizierung ist sie übergeordnetes deutsches Recht
geworden und Bund und Länder sind dazu verpflichtet,
sie zu berücksichtigen und umzusetzen. Dies gilt auch
für das Leben und Lernen an Hochschulen wie der
Universität Leipzig.
Inklusion leitet sich vom lateinischen Wort »includere«
ab, was wörtlich übersetzt »einschließen« bedeutet.
Daraus folgt, dass die Forderung nach Inklusion die
Forderung ist, Menschen mit Behinderungen einzuschließen und einzubeziehen in die Gesellschaft. Es bedeutet
im Idealfall, dass Menschen mit speziellen Bedürfnissen
an allem teilhaben und teilnehmen können, ohne dass
sie darum bitten müssen, dass spezielle Vorkehrungen
getroffen werden, die eine Teilhabe erst ermöglichen.
Vielmehr ist alles bereits so ausgestaltet, dass Menschen
mit Behinderungen direkt teilnehmen können.
Für das Studieren an der Universität Leipzig bedeutet
das, dass Studierende mit speziellen Bedürfnissen
an Vorlesungen, Seminaren, Exkursionen, aber auch
Parties und allem, was ein Studium so mit sich bringt,
teilnehmen können, ohne dass Barrieren vorhanden
sind, die erst überwunden werden müssen. Derartige
Barrieren können sichtbar oder unsichtbar sein. Sichtbare Barrieren sind etwa Treppen, die Studierenden,
die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, den Zugang
zu Veranstaltungen unmöglich machen. Unsichtbare
Barrieren sind etwa das Fehlen von Gebärdensprachdolmetscher_innen während einer Veranstaltung oder
Prüfungsmodalitäten, die es Menschen mit psychischen,
oder physischen Beeinträchtigungen unmöglich machen,
ihr Studium zu absolvieren.
Im März 2015 hat der Sächsische Landtag beschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, die die aktuelle
Situation von Studierenden und Beschäftigten mit
Behinderungen und chronischen Erkrankungen an den
Sächsischen Hochschulen untersucht. Auch der StuRa ist
bemüht, sich am Prozess der Verbesserung der Situation
zu beteiligen. Darum wird es einen Arbeitskreis geben,
an dem jeder teilnehmen kann, der Lust hat, sich und
seine Ideen einzubringen oder einfach nur mal zuzuhören - egal ob betroffen oder nicht. Der AK Barrierefrei
trifft sich regelmäßig im Semester, Termine könnt ihr
der Homepage entnehmen. Ziel ist zunächst, Barrieren
zu »sammeln«, wie sie zur Zeit noch an der Universität
Leipzig existieren. Darüber hinaus können Wünsche
und Vorschläge zusammengetragen werden, seien es
Ideen für Veranstaltungen oder Vorschläge für eine
Kampagne oder dergleichen.
Inklusion ist etwas, was uns alle betrifft. Nicht, weil es
»sich so gehört«, sondern weil »nicht behindert zu sein
kein Verdienst ist, sondern ein Geschenk, das einem
jederzeit genommen werden kann«, wie schon Richard
v. Weizäcker sagte. Und davon mal ganz abgesehen:
von Barrieren hat niemand etwas, von Inklusion dagegen profitieren wir alle.
Laura Scholler
Referentin für Inklusion
9
I s lam
al s
» K u lt u r «
–
Gedanken zum antimuslimischen Rassismus der -Gida Bewegung
Seit nun schon fünf Monaten veranstalten »Leipzig
gegen die Islamisierung des Abendlandes«, kurz Legida, ihre »Spaziergänge« und beweisen damit mehr
Ausdauer als ihnen viele vorher zugetraut hatten. Das
dürfte vor allem auch an dem ideologischen Rüstzeug
der »Bewegung« liegen, welches sich in Kürze als »vermoderter Wein in alten Schläuchen« beschreiben lässt.
Die Banalität des (antimuslimischen) Rassismus ist nach
wie vor vorhanden. Ich werde in meinen Erläuterungen
mich vor allem an rassismustheoretischen Überlegungen
im Kontext der Cultural Studies halten.
Diese Auswahl erfolgt aus zwei Gründen:
1. Ohne die Konstruktion von »Fremdheit« und »Alterität« lässt sich Rassismus auf einer symbolischen Ebene
nur schwer erklären.
2. Andere, z.B. freudo-marxistische Überlegungen
sollen nicht verschwiegen werden, sind aber aufgrund
ihrer Komplexität und Abstraktheit für eine Einführung
in die Thematik nicht wirklich geeignet. Damit möchte
ich nicht diese Ansätze verwerfen, jedoch sind ihre
Prämissen ohne Vorwissen im Bereich der marxschen
Wert- und Fetischtheorie nicht verständlich.
»Fremd« sind immer die »Anderen«
»Fremdheit« wird in der modernen Rassismusforschung
als ein Konstrukt aufgefasst, welches als Kit in der
Auseinandersetzung zwischen des »Selbst« und der
äußeren sozialen Umwelt dient. Der Konstruktion von
Fremdheit liegt laut Stuart Hall, ein Spiritus Recto der
Cultural Studies, die diskursive Produktion von »binären
Gegensätzen« zu Grunde, womit stabile Identitätsbilder
aufrecht erhalten bleiben sollen. Vor allem das Bild der
Nation als eine »stabile« und in sich möglichst widerspruchslose Gemeinschaft ist innerhalb des Diskurses
der »Neuen« (alten) Rechten ein immer wieder auftau10
chendes Bild. Jost Müller weißt daher zu Recht darauf
hin, dass es sich bei Gemeinschaftstraditionen immer
um eine »imaginäre Form« handelt, die über gesellschaftliche Wissensstrukturen definiert werden.
Folgerichtig ist dieses »Wissen« sozial determiniert und
kann nicht außerhalb gesellschaftlicher Macht- und
Konstituierungsverhältnissen gedacht werden. Hierin
liegt auch der Grund, warum es sich so hartnäckig hält.
»Wissen« kreiert geistige Ordnungen und somit auch
symbolische Hierarchien. Ohne diese symbolischen
Repräsentationsformen (Diskurse) wäre z.B. nationalistisches Denken nicht möglich. Robert Miles schreibt
hierzu, dass diese symbolischen Repräsentationsformen
eine Einheit konstruieren wollen und daher als Grenzposten zwischen »Wir« und den »Anderen« erscheinen.
Wichtig wäre es an dieser Stelle zu erwähnen, dass
diese Wissensformen (Mark Terkessidis spricht von »rassistischen Wissen«) institutionalisiert sind, d.h. sie werden gesamtgesellschaftlich etabliert und (re)produziert.
Durch die Institutionalisierung erhalten die Wissensstrukturen einen objektiven Charakter, sie werden zur
»zweiten Natur« anhand derer wir unsere vorgestellte
Realität konstruieren. Wichtig wäre an dieser Stelle
noch zu erwähnen, dass »Wissen« in der Gesellschaft
vorhandene Diskurse, Meinung und Äußerungen meint
und es daher für unsere Zwecke unwichtig ist, ob dieses
nun als »wahr« oder »falsch« bezeichnet werden kann.
Antimuslimischer Rassismus
ohne Muslime?
Die hier aufgeworfene Frage hört sich erst einmal völlig
widersprüchlich, zumindest kryptisch an. Im Bezug auf
die Pegida Bewegung ist aber gerade der Hinweis auf
das nicht nötige Vorhandensein von den angefeindeten Subjekten sehr zentral. In Dresden dürfte z.B. die
Gesamtzahl der dort lebenden und religiös praktizierenden Muslimen nicht einmal 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Da ebenfalls die Projektion
der »Anderen« als Sündenböcke für gesellschaftliche
Verhältnisse ein wichtiges Moment der rassistischen
Denkweise darstellt, weißt Iman Attia zu Recht darauf
hin, dass wir uns bei der Beschäftigung mit Rassismus
vor allem den Konstruktionscharakter des »Anderen«
nähern müssen. Es ist aus dieser Sichtweise heraus
daher völlig egal, ob die Anhänger_innen von Pegida/
Legida persönlichen Kontakt mit Muslimen haben oder
hatten.
Es spielt in diesem Zusammenhang auch erst einmal
keine Rolle, dass der Islamismus anti-emanzipatorische
Bestrebungen aufweist. Menschen, die als Muslime
wahrgenommen werden und dahingehend Diskriminierung erfahren, werden in der Regel nicht gefragt, wie
ausgeprägt ihre Religiosität ist. Sie gelten allgemeinhin
für den Großteil der Pegida/Legida Bewegung als die
der »christlich-jüdisch abendländischen Kultur« fremde
und unterlegene Kultur. Der Islam wird als Religion
»kulturalisiert«. Es braucht auch den Begriff der »Rasse« nicht mehr um die »Kulturalisierung der Differenz«
(Taguieff) legitimieren zu können. »Kultur« gilt hierbei
als etwas starres und unveränderbares. Anstatt gesellschaftliche Entwicklungen aus sozialen und politischen
Dynamiken heraus zu erklären wird im Kulturalismus
die (vorgestellte) Kultur des »Anderen« selbst zum Ausgangspunkt der Argumentation. Gerade die gefühlte
»Überfremdung« durch eine als nicht-deutsch konstruierte »islamische Kultur« als Gefahr für die Aufrechterhaltung der eigenen hegemonialen gesellschaftlichen
Position ist der Katalysator der »aufrechten« Europäer_innen gegen die Islamisierung des Abendlandes.
Diesem Gefühl entspringt aber eine Projektion.
Demzufolge geht es den Pegida/Legida Anhänger_innen weniger um muslimische Religiosität allgemein, als
vielmehr um verwandte Themen wie »Asyl- und Einwanderungspolitik«. Erkennen wir diesen Mechanismus
nicht, so laufen wir Gefahr die »Ängste« und »Sorgen«
der Pegida/Legida Anhänger_innen zu rationalisieren,
d.h. ihre ressentimentgeladenen Ängste und Befürchtun-
gen zu legitimieren. Ernst zu nehmen sind die Ängste
aber dahingehend, dass sie sich schnell in Gewalt
gegenüber flüchtigen Menschen und Asylunterkünfte
richten können. Das Problem heißt Rassismus und sollte
daher nicht bagatellisiert werden.
Marcus Adler
Referent für Antirassismus
Verwendete Literatur:
• Attia, Iman (2015): Zum Begriff des antimuslimischen Rassismus ; in: Zülfukar
Çetin | Savaş Taş (Hg.): Gespräche über Rassismus – Perspektiven und Widerstände, Berlin, 2015, S.17-30.
• Balibar, Etienne (1992): Gibt es einen „Neo-Rassismus“?; In: Ders. [u.a.]
(1992): Rasse Klasse Nation – Ambivalente Identitäten, Hamburg [u.a.], 2.
Auflage, 1992, S.23-38.
• Hall, Stuart (2000): Rassismus als ideologischer Diskurs; In: Räthzel, Nora
[Hrsg.]: Theorien über Rassismus, Hamburg, 2000, S.7-16.
• Magiros, Angelika (2004): Kritik der Identität - „Bio-Macht“ und „Dialektik derAufklärung“ - Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und (Neo)Rassismus, Edition
D.I.S.S., Band 5, Duisburg, 2004.
• Müller, Jost: Rassismus und die Fallstricke des gewöhnlichen Antirassismus;
In: Redaktion diskus [Hrsg.]: Die freundliche Zivilgesellschaft – Rassismus und
Nationalismus in Deutschland, Berlin [u.a.], 1992, S.25-44.
• Taguieff, Pierre-Andre (1998): Die ideologischen Metamorphosen des Rassismus und die Krise des Antirassimus; In: Bielefeld, Ulrich (1998): Das Eigene
und das Fremde – Neuer Rassismus in der Alten Welt?, Hamburg, 1. Ausgabe
der Neuauflage, 1998, S.221-268.
• Terkessidis, Mark (1997): Woven into the texture of things – Rassismus als
praktische Einheit von Wissen und Institution; In: Disselnkötter, Andreas [Hrsg.]
[u.a.]: Evidenzen im Fluss – Demokratieverluste in Deutschland, Duisburg, 1997,
S.172-187.
• Terkessidis, Mark (1998): Psychologie des Rassismus, Opladen [u.a.], 1998.
m o b il d u r ch ‘ s
semester
verschiedene Semesterticketmodelle
im deutschsprachigen Raum
Unter diesem Titel wird das Referat für Nachhaltige Mobilität im
Sommersemester 2015 ein bundesweiten Sammelband veröffentlichen. Das Semesterticket ist für viele Studierendenschaften, eine
wesentliche politische Kernaufgabe sowie ein wichtiger Bestandteil des studentischen Lebens am jeweiligen Studienort. Beiträge
von Köthen bis Kiel sollen hier für neue Einblicke und politische
Handlungsempfehlungen sorgen.
Der Sammelband wird online frei und im StuRa gegen eine
Schutzgebühr verfügbar sein.
11
D a s P r o b l e m h e iSSt r a s s i s m u s
Hogesa,
P e g ida
u nd
Seit über drei Monaten finden in Deutschland rechte
Aufmärsche, vermeintlich gegen »Salafisten« (Hogesa)
oder gegen die »Islamisierung Deutschlands« (Pegida)
statt. Die deutsche Linke hatte (abgesehen von einzelnen Antifagruppen) die Entstehung dieser Bewegungen
weitgehend verpasst und war schockiert. Inzwischen
scheint zumindest dieses Problem erkannt zu sein und
die rechten Kader und AktivistInnen wurden stärker
unter die Lupe genommen.
In Westdeutschland konnten die rechten Mobilisierungen mancherorts etwas eingedämmt werden, so dass
die sich offen als Nazis bekennenden weitgehend
unter sich bleiben und die rechten »Wutbürger« die
Hogesa und Pegida-Aufmärsche hier eher meiden. In
Dresden und einigen anderen Städten kann dagegen
von Eindämmung überhaupt nicht die Rede sein. Auf
einer diskursiven Ebene muss ohnehin leider bereits
jetzt konstatiert werden, dass die rechten Aufmärsche
die öffentliche Debatte deutlich nach rechts geschoben
haben. Bis in Teilen der Linkspartei wird dafür plädiert,
die »Ängste und Sorgen der Bevölkerung« (also der
Pegida-Mitläufer) ernst zu nehmen – was nichts anderes
bedeutet, als auf die rassistischen Forderungen der
rechten Akteur_innen einzugehen. Das Gegennarrativ,
dass gerade Hogesa und Pegida bei einem Teil der
Bevölkerung (z.B. MuslimInnen und denjenigen, die von
außen als solche angesehen werden) große Ängste und
Sorgen auslösen, konnte sich in der öffentlichen Debatte nicht durchsetzen.
Charlie Hebdo
Während es bis jetzt möglich war, sich über die offiziellen Motive der rechten Akteur_innen lustig zu machen
(wie etwa über die Angst vor der »Islamisierung«
Dresdens), scheint mit dem Charlie Hebdo-Attentat die
Zeit für Witze vorbei zu sein. In seltener Eintracht wird
nach Meinungsfreiheit gerufen, die so verstanden wird,
12
di e
d e u t s ch e
link e
dass rassistische Bilder nicht kritisiert werden dürfen.
Die Forderungen von Politiker_innen nach repressiven
Verschärfungen bleiben weitgehend unwidersprochen.
In diesem öffentlichen Klima trauen sich Rechtspopulist_
innen einen Schritt weiter zu gehen – selbst die absurde Forderung nach »moslemfreien Fluglinien« wurde
bereits aufgestellt. Die Linke hat noch keine Antwort auf
die Debatten nach dem Charlie Hebdo-Attentat. Aus der
berechtigten Emotion, die Tat selbst und die Täter_innen
eindeutig zu verurteilen, wird gefordert, dass – zumindest vorläufig – nicht mehr über den antimuslimischen
Rassismus gesprochen werden soll. Dies ist aber fatal,
da bei den politischen Konsequenzen, die aus dem
Attentat gezogen werden, Rassismus eine zentrale Rolle
spielt und spielen wird.
Rassismus in Deutschland,
Feindschaft gegen Muslime
Es erscheint absurd, 2015 immer noch betonen zu müssen, dass antimuslimischer Rassismus in Deutschland
quer durch alle Bevölkerungsschichten und quer durch
politische Selbstzuschreibungen wie links, liberal, rechts
oder konservativ anzutreffen ist und dass in der Bevölkerung eine hohe Zustimmung für rassistische Äußerungen,
die sich gegen MuslimInnen richten, existiert. Als habe
in den letzten zehn Jahren keine Debatte stattgefunden,
als seien nicht durch zig Studien konkrete Formen und
Ausprägungen von antimuslimischem Rassismus analysiert worden.
Es erscheint auch mühselig – aber leider nach wie vor
notwendig – in Erinnerung zu rufen, dass in Deutschland zahlreiche rechte Aufmärsche gegen Moscheen
stattfinden, dass Anschläge gegen Moscheen eher eine
Randnotiz in der Lokalpresse sind, dass über »Vorfälle«
wie etwa das Aufstellen von Schweineköpfen an muslimischen Einrichtungen kaum noch berichtet wird.
Die Ignoranz gegenüber dem Phänomen des antimuslimischen Rassismus in Deutschland und die Ausblendung
der eigenen rassistischen Vorurteile scheinen mir der
Schlüssel zu sein, um zweierlei erklären zu können:
Erstens, warum sich so wenige für die Gegenproteste
zur HoGeSa-Demo mobilisieren ließen. Zweitens, warum manche sogar eine Haltung entwickelten, die bisweilen darauf hinauslief, dass es gar nicht so schlimm
sei, wenn sich Rechte (Hooligans) mit anderen Rechten
(Salafisten) prügeln.
Wer hat das Rederecht?
Was lässt sich dagegen tun, dass die Analyse des
antimuslimischen Rassismus wenig wahrgenommen wird
und rassistische Angriffe unbeachtet bleiben? Ein erster
notwendiger Schritt scheint zu sein, die antirassistisch
interessierten Teile der Linken über dessen Ausmaß und
Bedeutung zu informieren – auch wenn dies eine sehr
mühselige und undankbare Arbeit ist. Das zentrale
Problem für diejenigen, die diese Arbeit machen, ist der
ständige Kampf gegen Relativierungen, gegen
»derailing« von Debatten, gegen das Gegenrechnen
(wenn etwa die Taten des Islamischen Staates als Rechtfertigung für »berechtigten« Unmut gegenüber Muslimen aufgeführt werden) und das ständige Ansetzen
bei den einfachsten Grundsätzen: Nein, Bürgerrechte
gelten auch für konservative und reaktionäre Muslim_innen. Nein, wenn christliche Kirchen in Deutschland
anerkannt und unterstützt werden, kann man dies den
islamischen Verbänden nicht vorenthalten. Nein, wenn
der Islamische Staat in Syrien Menschen hinrichten lässt,
ist dies kein Grund, vor hiesigen Moscheen zu demonstrieren.
Wenn erst solche Fragen beantwortet werden müssen,
bevor die eigentliche inhaltliche Arbeit beginnen kann,
wird die Debatte um antimuslimischen Rassismus in
Deutschland nicht vorankommen. Hier tragen diejenigen, die sich als AntirassistInnen verstehen, eine Mitverantwortung dafür, dass der Raum für die inhaltliche
Arbeit geschützt wird - indem etwa Wortmeldungen, die
die Existenz von antimuslimischem Rassismus in Deutsch-
land bestreiten oder relativieren, deutlich zurückgewiesen werden. Wesentlich schwieriger als die Information
über den gesamtgesellschaftlich verbreiteten antimuslimischen Rassismus ist die Reflexion und Selbstkritik
innerhalb der deutschen Linken darüber, inwiefern
dieser auch innerhalb der eigenen Szene anzutreffen
ist und wo mögliche offene Flanken und blinde Flecken
liegen. Zentrale Probleme sind hierbei allerdings gar
nicht spezifisch für antimuslimischen Rassismus, sondern
betreffen das generelle Verhältnis zwischen der biodeutschen Linken und den Anderen (unabhängig von der
konkreten Benennung, ob »AusländerIn«, »MigrantIn«
oder »nichtdeutsch«), insbesondere das Verhältnis zur
»nichtdeutschen« Linken.
Nach wie vor wähnt sich die biodeutsche Linke in
einer Position, aus der heraus sie die gesellschaftlichen
Verhältnisse beobachten und die richtigen politischen
Organisationsformen und Forderungen aufstellen kann.
Der Satz »Wir brauchen euren Mut, wie ihr unsere
Klugheit braucht«, gerichtet von deutschen Autonomen
an die türkisch-kurdische Antifasist Gençlik, ist über 20
Jahre alt – die Haltung dahinter ist jedoch leider nicht
gänzlich verschwunden. Der Anspruch auf politische
Führungskraft und die Haltung, die »Nichtdeutschen«
als bloßes Mobilisierungspotenzial anzusehen, ist immer noch oft anzutreffen.
Erst wenn dieses Verhältnis bewusst gemacht und zurückgewiesen wird, kann eine nachhaltige Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus innerhalb der
deutschen Linken beginnen. Bis dahin wird es kaum zu
vermeiden sein, dass beim nächsten rechten Aufmarsch
gegen Moscheen, beim nächsten Sarrazin-Buch, beim
nächsten antimuslimischen Medienhype wieder darüber
diskutiert wird, ob und wie sich die deutsche Linke dazu
verhalten wird – nur um nach kurzer Zeit die Debatte
wieder ad acta zu legen.
Ismail Küpeli
Ismail Küpeli ist Politikwissenschaftler, Aktivist und Autor. Er beschäftigt sich
mit der autoritären Entwicklung in der Türkei unter der AKP-Regierung und der
Politik des türkischen Staates gegenüber der kurdischen Bevölkerung.
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l e g ida ? l ä u ft nicht ! – Uni b ündni s
Fünf Monate sind seit dem Entstehen, dem ersten Treffen
des studentischen Bündnisses »Legida? Läuft nicht!« vergangen. Drei Monate, in denen Legida zwar kontinuierlich schrumpft, jedoch kaum Anzeichen macht, zeitnah
von der Bildfläche zu verschwinden. Ebenso verhält es
sich mit dem Protest gegen die rassistische Bewegung,
denn gegen Legida sich entgegenzustellen ist nach wie
vor unverzichtbar. Aus dieser auch nach wie vor noch
aktuellen Notwendigkeit wuchs das Bündnis. Im Januar
fand an der Uni Leipzig im Hörsaalgebäude ein erstes
Treffen mit mehreren hundert Leuten statt um darüber zu
diskutieren, wie die Leipziger Unistrukturen zur Organisation des Protestes genutzt werden können. Vor allem
das Mobilisierungspotenzial im studentischen Umfeld
war immens sodass zur ersten Legida-Demonstration
mehr als 8000 Student_innen auf die Straße gegen
Legida bewegt werden konnten. Diese Anzahl konnte
dann leider nicht aufrechterhalten werden. Die Gründe
dafür sind naheliegend: Prüfungszeit und Semesterferien, sowie sinkende Teilnehmer_innenzahlen bei Leigda
und nicht zuletzt ein gewisser Gewöhnungseffekt. Nun
möchte das Bündnis das neue, noch junge Semester
nutzen, um alte Kräfte zu wecken und wieder mehr Student_innen für den aktiven Gegenprotest zu begeistern.
Doch inzwischen ist »Legida? Läuft nicht!« weit mehr
als nur eine Legida-bezogene Organisationsplattform
geworden. Der allgemeine Konsens richtet sich darauf
aus, Rassismus, Faschismus und jeder Form von Fremdenfeindlichkeit entgegenzutreten. Aber auch darüber
hinaus wird zu verschiedenen Themen wie Antisexismus
und Kapitalismuskritik ein reger Diskurs geführt und zu
entsprechenden Veranstaltungen mobilisiert. So unterstützte das Bündnis die Verhinderung der Abschiebung
der Merseburger Geflüchteten Ende März und warb für
den Frauenkampftag am 8. März 2015. Die umstrittene
Veranstaltung zu antimuslimischen Rassismus, bei der
das Bündnis einiges über sich selbst und sein Verhältnis
zu anderen Polit-Akteur_innen gelernt hat, war in
Sachen Inhalt und Resonanz ein weiterer eigener Erfolg
in diese Richtung. Dabei wurde die Arbeit des Bündnisses in Arbeitsgruppen für Mobi, Inhalte, Orga und
14
dergleichen aufgeteilt, Beschlüsse jedoch immer gemeinsam und möglichst konsensorientiert gefasst. Für jede
Arbeitsgruppe gab es feste Ansprechpersonen, diese
hatten jedoch eher eine moderierende Funktion. Weitere Arbeitsmethoden werden derzeit diskutiert, ebenso
wie eine mögliche, zukünftige Gestaltung des Bündnisses. Denn aufgeben will keiner das, was erreicht wurde.
Es gibt viele im Bündnis engagierte Student_innen, die
aktiv bleiben möchten gegen Legida, vor allem aber
auch darüber hinaus. Für den Frühsommer sind nun
weitere inhaltliche Veranstaltungen und sogar eine Leipziger Aufführung der »Asyldialoge« der Berliner Bühne
für Menschenrechte geplant.
Doch neben allen Zukunftsvisionen darf die Gegenwart
nicht vernachlässigt werden. Die Student_innen sind
zurück an der Uni und vieles ist möglich. Mit »Leipzig
nimmt Platz«, sowie der weiteren Hauptakteur_in der
Antilegida-Proteste, »Refugees Welcome«, wird weiterhin zusammengearbeitet und die drei Bündnisse
bilden den festen, unverzichtbaren Bestandteil in der
Organisation der Gegenbewegung. Das Bündnis sieht
es weiterhin als einfach nicht vertretbar an, den Rassismus unkommentiert Raum zu lassen. Es werden zwar
wahrscheinlich nicht wieder 8.000 Student_innen wie
bei unserer ersten Demo zusammen kommen, aber das
Bündnis ist optimistisch, dass es genug sein werden, um
zu zeigen, dass Legida zwar weiter laufen mag, aber
»Legida? Läuft nicht!« am Ende trotzdem die Nase vorn
haben wird!
Unibündnis »Legida? Läuft nicht!«
10.‒12. Juni 2015
Student_innenRat
der Universität Leipzig
Campus Jahnallee
campusfest
kultur
politik
Wanda|Roosevelt|
Dena|Keule|
grenzen.los ‒ Vielfalt, Akzeptanz und eine bunte, offene Welt
ohne Angst ‒ auf dem Campusfest
Exclusive|Schafe & Wölfe|u3000|
Kafka Tamura| Love, The Twains|
Leoniden|Trouble Orchestra|
mother engine|Rooftop Runners|
Marla Blumenblatt|candelilla|
jugendsinfonieorchester|
songslam|u.v.m.
Sport
Campuscup|Headis|Slacken|
Crossfit|DeepWork|Bouldern|
Hiphop|Longboard|BubbleSoccer|
Zumba| u.v.m.
[email protected]
15
al s int e r nati o nal e _ r s t u d e nt _ in
an d e r u ni l e ipzi g s t u di e r e n
Wer ein Studium beginnen möchte, muss vieles beachten und sollte zunächst die wichtigsten Fragen klären.
Wird es ein Fernstudium oder schreibst du dich an einer
privaten oder einer staatlicher Hochschule ein? Auch
die Wahl des Faches sowie der Studienort sind wichtige Fakten die vorher geklärt werden sollten.
In Deutschland zu studieren stellt für einige Menschen
nicht – nur aus Europa sondern aus der ganzen Welt –
eine große Chance dar. Man profitiert von einem erstklassigen Bildungssystem, lernt eine neue Sprache und
kann in diesem interessanten Land einiges an Erfahrungen sammeln. Der Anteil ausländischer Studierender
in Deutschland steigt jedes Jahr an. Im Wintersemester
2009/10 studierten rund 245.000 ausländische Student_innen an deutschen Hochschulen. Das sind rund
12 Prozent aller Studierenden in Deutschland. Damit
belegte das Land hinter den Vereinigten Staaten und
Großbritannien weltweit einen führenden Platz. Im Wintersemester 2013/14 betrug der Anteil ausländischer
Studierender rund 12,5 Prozent.
Insbesondere junge Menschen aus Entwicklungs- und
Schwellenländern sowie osteuropäische Studienbewerber_innen kommen für ein Studium nach Deutschland.
Es müssen hierbei bestimmte Zugangsvoraussetzungen
erfüllt werden, um eine Zulassung für die Universität zu
bekommen: Ein Nachweis über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache, ein Visum für Nicht-EUBürger_innen, eine bestimmte Geldsumme auf dem Konto und eine Unterkunft, ob nun eine Wohnung oder ein
Zimmer in der Wohngemeinschaft. Aber damit endet es
nicht. Während der ersten Wochen in Deutschland gibt
es viel zu erledigen: Sie müssen sich an ihrem neuen
Wohnsitz anmelden und ihr Visum in eine Aufenthaltserlaubnis umwandeln. Außerdem gilt es eine Krankenversicherung abzuschließen. Und sie dürfen die Frist für
die Einschreibung an der Hochschule nicht verpassen!
16
Im Großen und Ganzen scheint es nicht einfach zu
sein in Deutschland Fuß zu fassen, aber es gibt viele
verschiedene Institutionen und Behörden, mit denen die
Studierenden in Kontakt treten können, um all diese
Fragen zu klären.
Die Universität Leipzig – Alma Mater Lipsiensis (AML) –
ist die größte Hochschule in Leipzig. Mit ihrem Gründungsjahr 1409 ist sie auf dem Gebiet der heutigen
Bundesrepublik Deutschland die zweitälteste, seit ihrer
Gründung ohne Unterbrechung arbeitende, Universität.
Auch sie ist reich an ausländischen Studierenden. Ich
bin auch ein Teil davon. Viele meiner Freund_innen
studieren in Leipzig und sind mit der Universität und
dem Studium sehr zufrieden. Zwei von ihnen erzählen
im Folgenden, warum sie sich für die Leipziger Uni entschieden haben, wie sie hier den Platz gekriegt haben,
ob man als Ausländer_in das Studium bewältigen kann
oder nicht und vieles mehr.
In diesem Beitrag lernen wir zwei internationale Studierende kennen. Riham Elfiky, Referentin für ausländische
Studierende, hat mit ihnen gesprochen.
Rania Fadl, 25 Jahre, aus Ägypten
Studiengang: MA. Business Adminstration
Since when are you studying in Leipzig?
I am in Leipzig since Oktober 2013.
Why did you decided for Germany?
I was here with my husband and I thought it would be
a good chance to make further study.
Which Image of Germany did you had before
you came?
A very organized country, hardworking people, a
great culture and open for other cultures as the project
or attitude of »bringing new ideas« to Germany was
promoted in the media and in at Goethe institute in
Egypt that time.
What do you feel in the university life as positive or negative?
It’s very good and everything for the students to achieve their goals and develop themselves are available
especially when it comes to library and it is facilities,
»Sporthochschule«, and the various discounts for the
students everywhere. Also, there is a bigger number of
students in my country but there is always a guidance
and available time for the students. Here in Leipzig
University there is not enough time to talk or get your
professor’s advice.
Seit wann studierst du in Leipzig?
Ich studiere im Studienkolleg seit März 2015. Ich bin
aber in in Leipzig seit sieben Monaten, da ich eine Aufnahmeprüfung schreiben musste, um mit dem Studium
im Studienkolleg ab dem Sommersemster 2015 anzufangen. Vorher habe ich mich mit der Verbesserung
meiner Deutschkenntnisse beschäftigt. Ich habe jetzt das
Niveau B1 endlich erreicht.
Warum hast du dich für Deutschland
entschieden?
Ich habe mich für Deutschland entscheiden, weil ich
Medizin studieren will. Nach langer Nachdenkezeit
habe ich festgestellt, dass Deutschland zum Medizinstudium passt, weil es sich stark um Forschung und Forscher_innen kümmert. Im Bereich Medizin gibt es immer
was neues. Ich bin deswegen völlig überzeugt, dass ich
meinen Traum in Deutschland erfüllen kann.
Welches Deutschlandbild hattest du bevor du
ankamst?
Ich dachte, dass das Leben in Deutschland völlig anders
als in Nepal. Aber in der Tat gab es keinen sehr großen
Unterschied, wie ich es mir gedacht habe. Was mich
am meisten am Anfang störte sind die strengen Regeln
und der Alltag war für mich irgendwie kompliziert. Der
Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen war für
mich zu schwer. Das liegt bestimmt daran, weil wir andere Mentalitäten haben. Ich kam am Anfang nicht zu
recht, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.
In Nepal gibt es auch Dinge, die ich nicht mag. Man
findet nie ein Ort, das perfekt ist.
Was empfindest du im deutschen Universitätsalltag als positiv/negativ?
Es ist schwer zu sagen, weil ich erst mit dem Studium
angefangen habe. Insgesamt fühle ich mich wohl und
bin zufrieden mit meinem neuen Studium in Leipzig und
freue mich auf das Kommende.
Soniya Poudyal, 19 Jahre, aus Nepal
Studiengang: Studienkolleg, M Kurs.
Tamar Paitchadze und Riham Elfiky
Referentinnen für ausländische Studierende
17
d e m o n s t r ati o n z u m idahit * 2 0 1 5
Wieso, weshalb, warum? ... Wer nicht fr agt bleibt dumm!
Nach der erfolgreichen Demonstration im letzten Jahr
zum Internationalen Tag gegen Homo-, Trans*- und
Inter*-Feindlichkeit in Leipzig, gab es auch dieses Jahr –
am Sonntag, den 17. Mai – einen Protestzug durch die
Leipziger Straßen. Organisiert vom RosaLinde Leipzig
e.V. und dem Referat für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik des Student_innenRats der Universität Leipzig.
Zentral hierbei blieb die notwendige Erweiterung des
Namens IDAHOT* zu IDAHIT*. Hinter der Abkürzung
IDAHOT steht der »International Day Against Homophobia and Transphobia« (zu Deutsch: »Internationaler Tag
gegen Homophobie und Transphobie«). Wir haben uns
dazu entschlossen, die Erweiterung um Inter*feinlichkeit
vorzunehmen und sprechen deshalb vom »IDAHIT*«.
Darüber hinaus gab es dieses Jahr auch ein Rahmenprogramm das zum Einen zur allgemeinen Aufklärung
und zum kritischen Dialog beitrug und zum anderen
Angebote schaffte zum kennenlernen, vernetzen und
gemeinsamen Feiern. Und hier nun ein paar Antworten:
Wieso, weshalb, warum!
Warum der 17. Mai?
Anlass der Demonstration ist der 17.05.1990. An diesem Tag hat die Weltgesundheitsorganisation beschlossen, Homosexualität aus ihrem Krankheitskatalog zu
streichen. Bis dahin galt Homosexualität als psychische
Störung, die therapiebedürftig war. Anders sieht das
z.B. mit Trans*identität und Intersexualität/Intergeschlechtlichkeit aus. Transsexualität wird nach wie vor
in der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen unter
»Störungen der Geschlechtsidentität« (F.64.0) geführt.
Unter Transidentität werden Menschen umschrieben,
deren empfundenes Geschlecht nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht. Als weiblich
wahrgenommene Menschen empfinden sich als Männer
und umgekehrt. Auch Intergeschlechtlichkeit, also das
Aufweisen körperlicher Merkmale beider Geschlechter
18
bzw. eine uneindeutige Geschlechtlichkeit, wird heute
noch pathologisiert und von der Medizin als »Sexualdifferenzierungsstörung« bezeichnet und meist ohne
medizinische Notwendigkeit »behandelt«.
»Mann und Frau« – natürlich
gegeben oder gemacht?
Nahezu sämtliche Gesellschaftsformen auf der Welt
weisen Strukturen auf, die als »heteronormativ« gekennzeichnet werden können. Heteronormativität, also das
unhinterfragte Hinnehmen eines für natürlich gehaltenen
Systems bestehend aus Mann und Frau, die sich gegenseitig und ausschließlich begehren, führt zu weitreichenden Ausschlüssen für all jene, die nicht in dieses System
passen: Homosexualität und Bisexualität als eine andere Form des Begehrens werden ebenso marginalisiert,
d.h als Abweichung von der Norm gewertet und sanktioniert, wie Transsexuelle/Transgender und Intersexuelle
als andere Formen von Geschlechtlichkeit.
Das Problem ?!?!
Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten das gesellschaftliche Klima gegenüber intergeschlechtlichen Menschen, Trans*gender und lesbisch-, schwul und bisexuell
lebenden Personen, verbessert hat, bleibt die Annahme,
lsbti*2-Menschen seien in der Mitte der Gesellschaft
angekommen, eine Illusion.
»Schwul« oder »Trans*« zu sein, ist immer noch ein Makel und deshalb gelten diese Worte auch immer noch
als Schimpfwörter. Zwar ist ein ehemaliger schwuler
Außenminister durchaus zu begrüßen, die Lebenswelt
vieler lsbti*-Menschen ist dennoch von Diskriminierung
geprägt und sie sind verbaler, psychischer, struktureller
und nicht selten körperlicher Gewalt ausgesetzt. Das
bleibt nicht folgenlos. Junge lsbti*-Menschen stehen
unter enormem Druck, der scheinbaren »Normalität« unserer Gesellschaft zu entsprechen. Wagen sie dennoch
ein Coming Out, kann dieses oft sehr konfliktbeladen
sein, nicht nur in der Schule, sondern auch im Elternhaus, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Beschimpfungen, das Abwenden vermeintlicher Freund_innen
oder sogar tätige Übergriffe sind keine Seltenheit. Massiver Leistungsabfall, ein Schul- oder Arbeitswechsel,
aber auch psychische Erkrankungen, wie beispielsweise
posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen
oder Verhaltensauffälligkeiten können Folgen von Diskriminierungen sein.
Volle gesellschaftliche Anerkennung erschöpft sich daher auch nicht in der Gleichstellung der sog. Homo-Ehe
und im Einräumen von Adoptionsrechten. Es geht um
einen viel grundlegenderen, gesellschaftlichen Wandel.
Beachtlich ist auch die Tatsache, dass das Suizidrisiko
bei lsbti*-Jugendlichen nach wie vor vier bis sieben Mal
höher als bei heterosexuellen Jugendlichen ist (bestätigt
durch die deutsche Bundesregierung in Bundestagsdrucksache 16/4818).
Die Pathologisierung von Inter*geschlechtlichkeit und
damit einhergehend der Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit hat zur Folge, dass Kinder mit uneindeutigen
Genitalien in der Regel kurze Zeit nach der Geburt
geschlechtsangleichenden Operationen (z.B. Kastration,
Klitorisverkleinerung, Anlegen einer Neovagina) unterzogen werden, die in vielen Fällen mit Komplikationen
verbunden sind und oft lebenslange Hormontherapien
nach sich ziehen. Von vielen Betroffenen wird dies im
Nachhinein als äußerst traumatisierend beschrieben.
Dass es Potential zur Veränderung gibt, zeigt z.B. die
im Januar 2013 eingeführte Gesetzesänderung, dass
neugeborene Kinder, welche nicht einem weiblichen
oder männlichen Geschlecht klar zugeordnet werden
können, ohne Angabe von Geschlecht in das Geburtenregister eingetragen werden müssen. (Vgl. § 22
(3) PstG) Müssen? Ja, müssen. Diese Option ist nicht
verhandelbar sondern verweist (wiedereinmal) auf die
Fremdbestimmung der Betroffenen.
Trans*-Menschen hingegen werden die von ihnen
gewünschten Hormonbehandlungen und Operationen –
insbesondere im Jugendalter – vorenthalten bzw. nur
über einen langen juristischen und psychopathologischen Weg ermöglicht. Dies steht im krassen Widerspruch zu Operationen, die an intergeschlechtlichen
Menschen scheinbar selbstverständlich und in der
Regel ohne deren Zustimmung vorgenommen werden.
Uns ist bewusst, dass lsbti*-Menschen von weiteren
gesellschaftlichen Machtverhältnissen unterschiedlich
betroffen sind. »Da alle Unterdrückungsformen in
unserer Gesellschaft miteinander verbunden sind, weil
sie durch ähnliche institutionelle und soziale Strukturen aufrecht erhalten werden, kann nicht ein System
beseitigt werden, während alle anderen intakt bleiben.«
(Hooks 1984, 37) Die von uns kritisierten Zustände
müssen daher mit anderen Diskriminierungsformen wie
z.B. Sexismus, Rassismus, Klassismus, Lookismus und
Feindlichkeit gegen Menschen mit Beinträchtigungen
verbunden gedacht werden. Diese gilt es also ebenso
aufzuzeigen und abzubauen.
Kerstin Schmitt
Referentin für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik
19
Am 17. Mai 2015 haben ca. 400 Menschen an der Demonstration in Leipzig teilgenommen.
u
u
n
m
g
g
e f r a g t
e s t e llt
Das Wintersemester 2012 war nicht nur für alle Abiturabsolvent_innen mit einem Studienbeginn Lehramt in
Leipzig (und ganz Sachsen) etwas Besonderes. Auch
für die Lehramtsausbildung der Uni Leipzig war es ein
Besonderes. Gleiches lässt sich über die Sächsische
Bildungsagentur, die lehrerbildenden Fakultäten und
deren Dekane, das Prorektorat, das Praktikumsbüro, die
Fachschaftsräte, das Prüfungsamt, das SSZ, das Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung und vor allem
über das Referat für Lehramt.
Plötzlich kann mensch in Leipzig also nicht mehr über
Bachelor of Science zum Master of Education Lehrer
werden. »Zurück in die Zukunft« lautet das Motto des
Semesters 2012, denn von nun an wird, wie schon
fünf Jahre zuvor, wieder mit dem Staatsexamen die
Lehramtsausbildung in Leipzig beendet. Altes Staatsexamen – Bachelor/Master – und nun wieder (neues)
Staatsexamen. Was vorher als veraltet gilt, soll nun zu
neuer Anerkennung gelangen.
Der Grund für diese Umstellung ist denkbar einfach. Es
herrscht Lehrer_innenmangel im Land. Dem soll mit
verkürzter Studienzeit in den Bereichen Grund- und Mittelschule entgegen gewirkt werden. Für Grundschullehramt nur noch acht statt zehn Semester Studium; Lehramt
an Mittelschulen noch neun. Für das Gymnasium und
die Förderschule ändert sich nichts.
So kann Sachsen einige Jahre sparen, wenn es darum
geht, die aufklaffenden Lücken an Mittel- und Grundschulen mit qualifizierten Junglehrer_innen zu schließen.
Zusätzlich werden alle Module einem UpDate unterzogen, eine Neuauflage, wenn mensch so will.
Gesagt getan ja, aber in der Praxis so einfach wie in
der Theorie? Mit Nichten. Der Wechsel bedeutet für alle
oben genannten mehr, als nur die Neuimmatrikulation
in einen anderen Studiengang. Der Bachelor kann nun
nicht mehr ausgedehnt werden, denn die Seminare
20
werden auf Staatsexamen und dessen Prüfungsordnung
umgestellt und die Immatrikulation für den Master ist
nicht mehr an jeder Fakultät ausnahmslos möglich.
Plötzlich werden Seminare des auslaufenden Bachelors
sogar nur noch letztmalig angeboten, Fristen erhöhen
den Zeitdruck, ansonsten winkt die Umschreibung und
was passiert eigentlich mit dem BAföG, wenn nun der
Studiengang gewechselt werden muss, weil ich es
durch Krankheit, Auslandssemester oder Kinderpause
nicht mehr rechtzeitig schaffe, den Bachelor abzuschließen, bevor sich die Bachelor- Akkreditierungspforten
schließen? Fragen über Fragen und umfangreiche Antworten sind rar. Wer kann bei so vielen Komponenten
schon allumfassend zuverlässige Aussagen und Prognosen abgeben?
Hier gerät das Referat für Lehramt in den Fokus. Von
Studi für Studi und das im vertraulichen Gespräch in
angenehmer Atmosphäre. Selbst wenn nicht alle Fragen
bis ins letzte Detail beantwortet werden konnten, so
hatten die Studierenden doch den Eindruck, dass ihren
Sorgen und Fragen Gehör geschenkt wurde. Die Beratungsfunktion des Referats erlangte in Zusammenarbeit
mit allen Beteiligten Beratungsstellen eine neue Dimension.
Auch jetzt ist es noch so, dass sich viele Fragen ergeben, die Einzelfällen geschuldet sind. Ob der Bachelor
noch abgeschlossen werden kann, wenn der Master
nicht in Leipzig gemacht wird; ob der Master hier noch
begonnen werden kann, wenn der Bachelorabschluss
von einer anderen Uni ist; wie ist es, wenn Prüfungen
vor dem Ende der Frist nicht mehr angerechnet werden
können und wie wird sich eigentlich umgeschrieben ins
Staatsexamen. Ist das Staatsexamen schwerer/leichter/
anders, ist es weniger anerkannt und wie viel ist es
außerhalb Sachsens wert oder gar international?
Die Beratungsfunktion und die Informationsverbreitung
des Referats sind neben der des SSZ nicht mehr wegzudenken. Ob via Newsletter, der monatlich erscheint,
über Öffentlichkeitsarbeit der neuen Medien oder im
persönlichen Gespräch – die Studierenden können ihre
Fragen loswerden, Hilfe erbitten und Probleme klären.
Im Umkehrschluss können auch Verbesserungsvorschläge und Anregungen jeder Zeit geäußert werden.
Wenn dann aber Alles geklärt ist und ein Jeder weiß,
was wie wo wann und auf welchem Weg, dann
kann gefeiert werden. Es soll hier schließlich nicht der
Eindruck hinterlassen werden, in Leipzig Lehrer_in zu
werden, sei problembehaftet und umständlich – im
Gegenteil. An guten Semesterauftaktsparties und Spaß
mangelt es hier in keinem Fall. Zusätzlich werden
internationale Austauschprogramme vermittelt, die
Fachschäftsräte der Fakultäten bieten ErstiFahrten und
Mentoringprogramme an, es gibt Campusführungen
und Informationsveranstaltungen jeder Art.
In Zusammenarbeit mit dem gesamten StuRa Team, den
Fachschaftsräten, dem ZLS und auch dem SSZ hat sich
das Referat zu einer Konstanten für die größte Gruppe an Studierenden der Universität entwickelt. 3.134
Lehramtsstudierende und 1.216 Studienbeginner_innen
(Stand: WS 2014/15) sollen jetzt und in Zukunft, und
wenn es noch 3mal umgestellt wird, stets Wissen, wo
Belange jeder Art Gehör finden.
Alexandra Bär
Referentin für Lehramt
K e in B o ck a u f s e x i s ti s ch e
K ack s ch e iSS e an d e r Uni ?
Zum Beispiel: homofeindliche Kackscheiße im Seminar? Oder trans*feindliche Kackscheiße auf der
Toilette? Fatshaming in der Mensa? Angegrapscht,
beglotzt oder doof angemacht? Oder anders: Du
erlebst an der Uni Leipzig sexistische Diskriminierung? Du möchtest etwas verändern an deiner
Hochschule? Dann misch dich ein und misch mit!*
Deine Ansprechpartner_innen des Referates für
Gleichstellung und Lebensweisenpolitik
findest du in deiner Studierendenvertretung!
stura.uni-leipzig.de/rgl
www.facebook.com/rglStuRaUL
[email protected]
*Aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen wie beispielsweise
Professor_in und Student_in behandeln wir anonymisiert deine
Beschwerde und verfahren nach deine Wünschen und Bedürfnissen!
PS: Ohne Worte geht nun auch mit unseren neuen Aufklebern*!
Take Action! Nur auf autorisierten Flächen aufkleben!
21
camp u s f e s t
2 0 1 5
b e w e g t u nd b e g e i s t e r t z u m 1 7. mal in l e ipzi g
Vom 10. bis zum 12. Juni 2015 wird der Campus
Jahnallee erneut zum Festivalgelände. In Kooperation
mit der Moritzbastei veranstaltet der Student_innenRat der Universität Leipzig das 17. Campusfest. Den
Besucher_innen wird hierbei ein abwechslungsreiches
Angebot rund um die Themen Kultur, Politik und Sport
geboten.
Wanda (oben), Roosevelt (unten)
Kultur
Das diesjährige Campusfest wird am Mittwochabend
vom Leipziger Jugendsinfonieorchester (JSO) mit einer
Filmmusiknacht eröffnet. Im Anschluss treten die besten
Musiker_innen des vergangenen Jahres beim Song
Slam Finale gegeneinander an. Moderiert wird dieses
von Julius Fischer und Tim Thoelke. Die beiden Festivaltage werden durch eine Reihe internationaler und nationaler Bands, Kleinkünstler_innen sowie DJs* kulturell
gestaltet.
22
Wanda begeisterten das Leipziger Publikum bereits
als Vorband von Kraftklub. Nun kommen die fünf Jungs
aus Wien zurück nach Leipzig, um auf dem Campusfest
ganz viel Amore zu verbreiten. Ebenfalls kein Unbekannte_r ist Roosevelt. Dieser spielte schon einmal
auf dem Campusfest. Damals noch als Schlagzeuger
der Band Beat! Beat! Beat!, nun ist er solo unterwegs
und begeistert die Musikszene mit einem Mix aus
Chill Wave, Italo Disco und Pop. Mit tanzbaren Beats
und intelligenten Texten bereichern Dena, Trouble
Orchestra und Schafe & Wölfe nicht nur die
deutsche HipHop-Szene, sondern auch das diesjährige Line-Up. Dafür, dass der Spaßfaktor nicht zu kurz
kommt, sorgt Keule mit Hits wie »Hallo Jesus« oder
»Ja, genau«. Liebhaber_innen des Rocks können sich
auf die Indie-Rockbands Hurricane Dean und Kids
Plastique freuen. Abgerundet wird das Ganze durch
instrumentalen Stoner Rock von Mother Engine und
Alternative Rock von The Heavy Dancing.
Individuell, popig und tanzbar, dass macht die Musik
von Exclusive, Kafka Tamura und U3000 aus.
Direkt aus Leipzig spielt das Duo Love, The Twains.
Über den großen Teich kommen die aus Kanada
stammenden Brüder der Rooftop Runners. Den
Klang der Sixties, vermischt mit dem Sound der Großstädte wird Marla Blumenblatt auf das Campusfest
bringen. Candelilla, Leoniden und KARIES vervollständigen das Line-Up.
Dena (links), Keule (rechts)
Politik
grenzen.los – Vielfalt, Akzeptanz und eine bunte, offene Welt ohne Angst – auf dem Campusfest.
Das politische Rahmenprogramm auf dem Campusfest
2015 widmet sich den Themen Akzeptanz und Vielfalt
in allen gesellschaftlichen Facetten. Während sich am
Donnerstag schwerpunktmäßig alles um Antirassismus
dreht, rückt der Freitag die Themenfelder Gleichstellung
und Lebensweisenpolitik sowie Inklusion in den Fokus.
Viele verschiedene Aktionen und Programmpunkte
sollen für die Themen sensibilisieren und einen niederschwelligen Zugang ermöglichen. Ungezwungen wollen
wir mit den Gästen des Campusfestes ein Bewusstsein
für die Probleme und Herausforderungen, aber auch für
die damit verbundenen Möglichkeiten und Potenziale
schaffen. Es wird natürlich auch nicht an Musik, Kleinkunst und anderer Unterhaltung fehlen.
Die Ausgrenzung aufgrund von Geschlecht, Identität(en),
Ethnizität, Religion oder (sozialer) Herkunft darf in einer
modernen Gesellschaft nicht geduldet werden und hat
auf dem Campusfest keinen Platz. Gleichberechtigung
ist kein Privileg für auserwählte Menschen, sondern ein
Recht für Alle und zwar in allen Facetten des Lebens.
Emanzipation einzelner Gruppen darf nicht auf Kosten
anderer passieren. Diesem Grundsatz wollen wir auch
auf dem Campusfest folgen. Zusammen mit unseren
Gästen, Künstler_innen und unserem Team wollen wir
auf dem Campusfest Spaß haben.
Sport
Beim traditionellen CAMPUSCUP werden sich rund 600
Sportler_innen in den Sportarten Fußball, Volleyball,
Handball, Streetball, Kicker, Ultimate-Frisbee und Zweifelderball über zwei Tage miteinander messen. Zusätzlich gibt es ein breites Angebot an Workshops zu den
Trendsportarten Headis, Slacken, Crossfit, DeepWork,
Bouldern, Hiphop, Longboard, Bubblesoccer und
Zumba.
S t u de n t i s c h e
Ber a t u n g s a n ge b o t e
de s S t u r a i m
S o mmer s eme s t er 2 0 1 5
Studienfinanzierung/studieren mit Kind
Sozialberaterin: Constanze Stutz
[email protected]
Montags 15:00–18:00 Uhr (S.001)
Freitags 10:00–12:00 Uhr (S.001)
Umgang mit Stress, Prüfungsangst,
psychischen Beschwerden
Psychosoziale Beraterin: Beatrix Stark
[email protected]
Dienstags 15:00–16:00 Uhr (S.001)
BAföG und Jobbörse
BAföG Beraterin: Ina Schulz
[email protected]
Montags–Donnerstags 10:00–15:00 Uhr
Freitags 10:00–13:00 Uhr (S.011)
Probleme ausländische Studierender
Referentin für ausländische Studierende:
Angelica Avila
[email protected]
Monatgs 18:00–20:00 Uhr
Freitags 10:00–12:00 Uhr (S.001)
Allgemeine Rechtsprobleme
(Mietrecht, Prüfungsrecht, …)
Rechtsrat: Tom Hanke
[email protected]
Montags 18:00–20:00 Uhr (S.001)
Probleme im Nebenjob und Fragen zur
Sozialversicherung
Students At Work, arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Anfangsberatung des DGB
[email protected]@dgb.de
Dienstags
17:00–18:00 Uhr
Donnerstags 16:30–17:30 Uhr (S.001)
Alle Infos findet ihr unter www.stura.uni-leipzig.de, „Beratung“.
23
w e r i s t e i g e ntlich da r an s ch u ld ,
s t u di u m
Fast jede_r hat sich im Laufe des Studiums doch schon
mal die Frage gestellt, warum schreib ich hier eigentlich
eine Klausur und keine Hausarbeit? Oderwarum wird
ausgerechnet dieses Thema behandelt – wer legt denn
überhaupt die Inhalte des Studiums bzw. der Vorlesung
fest?
Oft wird gesagt: »Forschung und Lehre sind frei« und
aus diesem Grund entscheiden die Professor_innen über
den Inhalt der Module. Lehre ist zwar frei, aber nicht
so frei, dass Professor_innen einen Freibrief haben. Die
Lehrinhalte und Lehrziele des Studiums und der Module,
die Prüfungsformen (ob Klausur oder Hausarbeit) und
die zu erwerbenden Kompetenzen werden vor allem in
der Prüfungs- und Studienordnung festgelegt. Außerdem
werden noch Fristen, Einspruchsregelungen, das Recht
auf Einsicht in die Prüfungsunterlagen und die Anrechnung von Leistungspunkten »LP« geregelt. Spannende
Sache – lest sie euch mal durch.
Prüfungs- und Studienordnung werden auch als Studiendokumente bezeichnet. Die Erstellung und Veränderung
dieser Ordnungen muss in mehreren universitären Gremien beschlossen werden zum Beispiel in der Studienkommission. In fast jedem dieser Gremien sitzen neben
Dozierenden und Mitarbeiter_innen der Universität
auch Studierende (!). Die Studienkommission ist sogar
paritätisch besetzt und damit das wichtigste Gremien
für die Studis in diesem Prozess. Somit könnt ihr euch
ebenfalls einbringen! Durch Änderung der Modulinhalte,
Prüfungsformen und Prüfungslast, aber auch Veränderung der Wichtung von Prüfungsleistungen könnt ihr
euer Studium verändern. Schließlich ist noch kein_e
Meister_in vom Himmel gefallen und auch die Universität muss noch dazulernen, was Studierbarkeit heißt.
Kai Zaschel
Referent für Hochschulpolitik
24
s o
i s t,
wi e
e s
Rektorat
i s t ?
Justiziariat
rechtliche Prüfung
mit Empfehlung
für den Antrag
Rektoratskomission
Lehre, Studium, Prüfung
LSP wünschen
da s
mit Nachbesserungs-
da s s
Fakultätsrat
Institutionsrat
Studienkomission
Sitze: 50% Studierende/ 50% Rest (paritätisch)
Antrag
durch Fachschaftsrat, Dozierende, Studiendekan
wa s i s t e i g e ntlich
e in e c r itical ma s s ?
Jeden letzten Freitag im Monat treffen sich viele Menschen mit ihren Fahrrädern auf dem Augustusplatz.
Wenn die Uhr des Krochhochhauses um 18 Uhr schlägt
setzen sich dann alle gleichzeitig als kritische Masse in
Bewegung. Aber was ist eigentlich diese critical mass?
Eine CM ist ein Trend in vielen Städten der Welt, bei
der sich Radfahrer_innen scheinbar zufällig und unorganisiert treffen, um mit gemeinsamen Fahrten durch Ihre
Innenstädte mit ihrer bloßen Menge auf ihre Belange
und Rechte gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam
zu machen. Möglich wird dies durch Paragraf 27 der
StVO nach welchem mehr als 15 Fahrräder einen
geschlossenen Verband bilden können. Für diesen
Verband gelten sinngemäß die Verkehrsregeln eines
einzelnen Fahrzeuges und er hat in einem Zug über
eine Kreuzung mit Ampel zu fahren, selbst wenn diese
zwischenzeitlich auf Rot umschaltet (so wie ein sehr
sehr langer Sattelschlepper). Auch darf nebeneinander
gefahren werden, sodass ein Ausritt durch die Stadt zu
einem geselligen Anliegen wird. Wenn also die nächste
CM im Terminplaner steht, sei dabei und reclaim the
streets!
N e u e Ö ffn u n g s z e it e n
F ah r r ad s e l b s thilf e w e r k s tatt
Bereits seit 18 Jahren bietet euch der Semesterticketausschuss des Studentenwerkes die Möglichkeit, in Fahrradselbsthilfewerkstätten euer Fahrrad unter fachkundiger
Anleitung zu reparieren. Weil der Andrang in der
Radgeber-Selbsthilfewerkstatt in der Leplaystraße
stetig gewachsen ist, können seit März Fahrräder von
Montag bis Freitag eine Stunde länger repariert werden.
Fahrradselbsthilfewerkstatt »Radgeber«
Leplaystraße 5, 04103 Leipzig
Mo–Fr 10.00–19.00 Uhr
Werkstatt des VILLA e.V.
Lessingstraße 7, 04109 Leipzig
Mo–Do 16.00–19.00 Uhr
a u s l e ih e n ü b e r d e n
s t u r a : la s t e n r ad u nd
t e ila u t o
Ihr seid aktiv in der Fachschaft oder in einer der vielen
Hochschulgruppen und müsst euch oder sperrige Gegenstände von A nach B transportieren? Dann gibt es
für euch die Möglichkeit unser geliebtes Lasten_StuRad
auszuleihen um ein paar Runden durch Leipzig zu
drehen. Wenn es ein bisschen weiter weggeht z.B. zur
FSR-Erstifahrt besteht seit diesem Jahr die Möglichkeit
über den StuRa ein Auto bei teilAuto auszuleihen. Alle
weiteren Infos und nach viel mehr bekommt ihr bei
eurem Referat für Nachhaltige Mobilität.
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di e z u k u nft i s t alt e r nativl o s !
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inv e s ti g ativ e
w e i s s a g u n g
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h o ch s ch u l e g r u pp e «
Lehramt: Natürlich bekommst du einen Job als
Lehrer_in. Immerhin ist der Bedarf riesig. Es erwarten
dich blühende Landschaften in Lausitzer Kohlegruben,
Zwickauer Bergbäuer_innen und Chemnitzer Orte die
noch keines Menschen Ohr errungen. Da der Straßenverkehr eine super Möglichkeit bietet Stress und Aggressionen abzubauen und du dir bei dieser Tätigkeit direkt
etwas dazu verdienen kannst, steigst du in das Taxi-Gewerbe ein. Was als Nebenberuf anfängt, wird deine
Aufmerksamkeit immer mehr gewinnen. Denn selbst die
schlimmsten Partygäste auf der Rückbank sind die pure
Erholung im Vergleich zu deiner 3. Klasse.
Jura: Die unzähligen Stellen als Staatsanwält_in und
Richter_in wirst du höchstwahrscheinlich nicht ergattern.
Mit viel Glück wirst du in einer mittelmäßigen Kanzlei
aufgenommen und darfst dort den Rest deines Lebens
im Auftrag von Musiklabels Minderjährige für ihre
Musikdownloads in Haft nehmen. Wahrscheinlicher ist
es aber, dass du als Taxifahrer_in regelmäßig Wutanfälle bekommst, weil es dir im tiefsten Innern widerstrebt,
dass die anderen Verkehrsteilnehmer_innen die StVO
entweder nicht kennen oder noch schlimmer: ab und
an mutmaßlich dagegen verstoßen. Deine Kolleg_innen
bei den mittelmäßigen Kanzleien freuen sich an dieser
Stelle um regelmäßige Arbeitsaufträge.
Medizin: Die attraktive Stelle als Oberärztin wurde
dir vor der Nase weggeschnappt, aber es gibt ja noch
so viele attraktive Stellen als Assistenzärzt_in einer
privatisierten Klinik in deiner Facharztausbildung; eine
Anstellung bei der deine lebenslang zu zahlenden Steuern niemals die staatlichen Aufwendungen für deinen
Studienplatz refinanzieren. In die Schweiz kannst du
jetzt auch nicht mehr – das Boot sei dort angeblich voll.
Und bei dieser Perspektive fährst du dann doch lieber
Taxi - einen gesicherten Job mit regelmäßigem Einkommen und geregelten Schichten.
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Philosophie: Einmal nachts besoffen zu viele Pornos
geschaut und schon steckst du in der ersten Vorführ- äh
lesung zu Cunt und Hegel. Mit Entsetzen folgt bald die
Erkenntnis: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und ein
Dildo macht noch keinen Sommer. Es folgt das Unausweichliche. Verständnisfrust führt zu einer Karriere im
vertikalen Gewerbe: Du fährst Taxi.
Onomastik: Du fandest deinen Namen (Kevin Justin
Jason Chantall Schmidt) schon immer Scheiße. Jetzt
wolltest du wenigstens wissen warum. Und entschiedest
dich für einen exotischen Studiengang und abschließend die Karriere im Gewerbe der Taxichauffeusen.
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft
und Technik: Du hast in der Schule schon mehrfach
bei Jugend pfuscht gewonnen. Das erste Mal bist du im
Alter von 7 Jahren nach einem Experiment zur Brennbarkeit von Magnesium wegen Unbewohnbarkeit der
alten Behausung umgezogen. Dein Mathelehrer hat
dich immer gelobt und Aussichten auf eine interessante
Karriere gemacht. Im Studium scheiterst du an den
Wiederholungskursen für einfache Schulmathematik
und engagierst dich in der regionalen Schach AG. Du
erkennst deine pedantischen Fähigkeiten und bewirbst
dich auf einen Posten als Stadtrat in einer großkleinen
Provinzstadt. Du endest in Borna als Taxifahrer_in.
Kommunikations- und Medienwissenschaft:
Du bist bestens darauf vorbereitet die neue Social Media Beauftragte der Bundesregierung oder Bürgermeister von Borna zu werden. Oder die klassische Karriere:
Du fährst Taxi, laberst aber deine Gäste zu.
Soziologie: Du hast im praktischen Jahr nach der
Schule ein Jahr in Afrika mit den Kindern geschmust.
Als Wohlstandsweiße_r erkanntest du sofort, dass du
dieses Elend in der Welt verbessern musst. In supervisi-
onierten Runden wurde dir bewusst, dass das Problem
einzig in der Spekulation auf Grundnahrungsmitteln
liegt, die im Herkunftsland verrotten, weil der Preis
gerade nicht stimmt. Leider finden deine Ideen keine
finanzielle Unterstützung. Dafür bekommst du für sie
umso mehr Anerkennung bei deinen Taxigästen.
Politikwissenschaft: Du hast dich schon immer für
Politik interessiert. Du wurdest immer zum/r Klassensprecher_in gewählt. Im Schülerrat hattest du immer
die supergeilsten Ideen und hattest den ersten Kontakt
zur SPD. Politik hat dich interessiert und du wolltest
wissen wie dieser ganze Apparat funktioniert. Nach
dem ersten Semester war klar dass dieser Studiengang
zu deinen bisherigen Idealen überhaupt keinen Beitrag
leistet. Du planst deinen örtlichen StuRa zu infiltrieren.
Entweder du machst weiter und studierst danach noch
was anderes oder du wirst eben Taxifahrer_in.
Wirtschaftswissenschaft: Chief Executive Officer
wird auf der Visitenkarte deines kleinen Taxibetriebes
stehen. Dazu gehören drei Fahrzeuge und eine kleine
Crew von Philosoph_innen, die das Geld für dich besorgen. Jackpot!
Die HOCHSCHULGRUPPE
www.facebook.com/diehochschulgruppe
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A G ‘ s fü r dich – M ach ‘ mit !
Der StuRa unterstützt viele Arbeitsgruppen. Eine Auswahl findest du hier. Bei Interesse wende dich an die
AG‘s! Eine komplette Übersicht aller bestätigten AGs
findest du unter: www.stura.uni-leipzig.de/finanzen
Du interessierst dich für ein Thema, das noch nicht dabei ist? Dann gründe doch einfach selber eine AG. Alle
Infos dazu bekommst du auf unserer Homepage oder
bei uns im Büro. Schau doch einfach mal vorbei. Wir
freuen uns auf dich.
AG Politische Diskussion
Engagiert für Flüchtlinge
in Leipzig
www.agpolitischediskussion.wordpress.com
www.facebook.com/engagiert.fuer.fluechtlinge
Die AG Politische Diskussion erklärt sich die in der Gesellschaft herrschenden Zwecke, wer von ihnen profitiert
und wer die Schäden trägt, insbesondere das Bild der
Öffentlichkeit, das über diese Interessen gezeichnet
wird. Wir bieten wöchentlich donnerstags öffentliche
Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen an.
AIESEC Leipzig
www.aiesec.de/leipzig
www.facebook.com/AiesecLeipzig
Wir sind eine studentische Gruppe, die Geflüchteten
die Ankunft in Leipzig erleichtern will. Ob beim Lernen
der deutschen Sprache, beim Gerangel mit Behörden
oder durch den ein oder anderen lauschigen Grillabend, um neue Bekanntschaften zu schließen – bei uns
hat jeder viele Möglichkeiten sich einzubringen und wir
freuen uns auf neue Gesichter!
geist:reicht
www.geistreicht.de
Seit der Gründung 1948 vermittelt AIESEC Studierende
ins Ausland. Als weltweit größte Studenteninitiative
legen wir viel Wert darauf, dass die von uns vermittelten Praktika dich persönlich weiterentwickeln und ein
unvergessliches Erlebnis in deinem Leben werden. Als
Mitglied leistest du einen Beitrag zum internationalen
Austausch und förderst wichtige Kompetenzen, die dir
dein ganzes Leben lang hilfreich sein werden.
brett-spiel-kultur
www.facebook.com/brettspielkultur.leipzig
www.facebook.com/groups/brettspielkultur
Hochschulgruppe zur Förderung des Kulturgutes Gesellschaftsspiel und zur Schaffung sozialer Räume für
Begegnung im studentischen Leben.
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Selbsthilfegruppe für psychisch erkrankte Studenten mit
Problemschwerpunkt Arbeitsstörung. Gruppentreffen
Dienstag bzw. Donnerstag um 18.00 Uhr an der HTWK
Leipzig (Anmeldung erforderlich!)
Juso-Hochschulgruppe Leipzig
www.jhg-sachsen.de
www.facebook.com/jhg.sachsen
Du möchtest das Leben an deiner Hochschule aktiv und
sozial mitgestalten? Wir, die Juso-Hochschulgruppen,
sind für alle offen, die an einer zukunftsgewandten und
emanzipatorischen Politik an den Hochschulen interessiert sind. Egal ob mit oder ohne SPD-Parteibuch. Schau
einfach mal bei uns vorbei!
Studentenmission
Deutschland.SMD Leipzig
www.smd-leipzig.de
Wir tauschen uns über Glaubenserfahrungen aus und
bieten die Möglichkeit an der Uni über die christliche
Botschaft nachzudenken. Dafür gibt es verschiedene
Plattformen, wie z.B. unsere Großgruppenabende oder
Diskussionsforen mit Professoren.
Unikino – Kaleideskop
WILMA – Leipzig
www.wilma-leipzig.de
www.facebook.com/wilma.leipzig
WILMA (WillkommensInitiative für in Leipzig Mitstudierende AusländerInnen) Wir sind eine lockere Gruppe
Leipziger Studenten, die es sich zur Aufgabe gemacht
hat den vielen ausländischen Studierenden zu helfen
ihre Zeit in Leipzig angenehmer zu gestalten. Wir organisieren Tages- und Mehrtagesfahrten, Partys, Kneipenabende und vieles mehr. Natürlich sind auch immer
Deutsche herzlich dazu eingeladen.
www.facebook.com/kaleidoskop.uni.leipzig
Aus der Vorlesung rein ins Kinoleben! Wir sind filmbegeisterte Studierende der Uni Leipzig, die ihre Leidenschaft mit Euch teilen wollen! Unikino heißt für uns nicht
nur Filme zu sehen, sondern mit Euch zu erleben. Wir
bieten Euch monatliche Filmreihen mit Filmklassikern
und Geheimtipps aus allen Epochen - darunter knackige
Komödien, düstere Dramen, chaotischer Coming-of-Age
und vieles mehr.
Ver.di HSG
www.facebook.com/verdihsgleipzig
Wir sind eine Gruppe Studierender aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, die an Hochschulen auf
gewerkschaftsnahe Themen aufmerksam machen will.
Weitblick Leipzig
www.weitblicker.org/Stadt/Leipzig
www.facebook.com/WeitblickLeipzig
Wir sind eine Studenteninitiative, die sich für einen
gerechteren Zugang zu Bildung einsetzt – vor Ort und
weltweit. Gemäß unseres Leitgedanken »vermitteln –
fördern – bilden« organisieren wir Deutschunterricht für
Asylbewerber_innen sowie ein Kindertheaterprojekt in
der Eisenbahnstraße und vermitteln Bildungspatenschaften zwischen Schüler_innen und Leipziger Studierenden.
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St u Raktiv i s t di e Z e it s ch r ift d e s St u d e nt _ inn e nRat e s
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Univ e r s it ä t
L e ipzi g
Herausgeber
Übrigens
Student_innenRat Universität Leipzig, Referat für
Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsstraße 1,
04109 Leipzig, [email protected]
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autor_innen wieder. Die Redaktion behält sich
vor, eingesandte Artikel zu redigieren und zu kürzen.
Bei unverlangt eigesandten Artikeln besteht keine Gewähr zum Abdruck. Der Nachdruck von Artikeln, auch
auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Referates
für Öffentlichkeitsarbeit des Student_innenRats der
Universität Leipzig gestattet. Die StuRaktiv kann gegen
Übernahme der Versandkosten über o.g. Adresse bezogen werden.
Autor_innen
Marcus Adler, Unibündnis »Legida läuft nicht!«,
Ismail Küpeli, Kai Zaschel, Laura Scholler, Alexandra
Bär, Friedemann Goerl, Anne Schneider, Kerstin Schmitt,
Riham Elfiky, Tamar Paitchadze, Tina Herfurth,
Victoria Frimpong, Dominik Schwarz, Kerstin Stengel,
Die Hochschulgruppe DIE HOCHSCHULGRUPPE
Druck
FISCHER druck&medien OHG | Sestewitzer Straße 18
| 04463 Großpösna
V.i.S.d.P.
Tina Herfurth
Layout/Grafik
Ulrike Neufeld
Redaktionsschluss
30.04.2015
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www.stura.uni-leipzig.de
www.facebook.com/StuRaUniLeipzig
twitter.com/stura_ul
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Foto: Kirsten Nijhof
Musikalische Leitung
uLf SChirmer
Inszenierung / Choreografie
mario SChröder
Leipziger BaLLett
SoLiSten, gäSte und Chor
der oper Leipzig
gewandhauSorCheSter
Im Opernhaus
aB 20. Jun. 2015
weSt Side StorY
nach einer idee von Jerome robbins
arthur LaurentS musik von Leonard BernStein gesangstexte von Stephen Sondheim
Buch von
deutsche fassung der dialoge von
frank thannhäuser
und nico rabenald
www.oper-leipzig.de
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die uraufführung wurde inszeniert und choreografiert von
Jerome roBBinS
original Broadway produktion
von robert e. griffith und harold S. prince
nach Übereinkunft mit roger L. Stevens