Badische Zeitung v. 18.02.2016

do nne r s tag, 18. f e bru ar 2016
ru nd um f r e i bu rg
Mit Lebensfreude gegen den Krebs
Katrin Mäder aus St. Märgen hat Leukämie und braucht einen Stammzellenspender: Typisierungsaktion am 5. März in der Turnhalle
dem lebensrettenden Stammzellenspender registrieren lassen, der zwischen 18
und 55 Jahre alt ist. Spender müssen aber
gesund sein, dürfen keine chronischen
Erkrankungen oder eine vormalige Krebserkrankung gehabt haben. Wer mitmachen will, kommt am Samstag, 5. März,
zwischen 11 und 17 Uhr in die Turnhalle
bei der Schule, Klausenweg 6. Die Versicherungskarte muss mitgebracht werden.
Spender geben eine kleine Menge Blut
ab, dann wird überprüft, ob man als
Stammzellenspender in Frage kommt.
Der Reitverein St. Märgen wird mit Kaffee, Kuchen und Getränken für die Bewirtung sorgt. Dies alles kostenlos. Spenden
sind erbeten.
Von Joachim Frommherz
ST. MÄRGEN. Kaum war der Lymphdrüsenkrebs überwunden, schlug die
Leukämie zu: Katrin Mäder aus St. Märgen muss sich somit innerhalb kurzer
Zeit zum zweiten Mal dem Gegner
Krebs stellen. Entmutigen lässt sich die
28-Jährige nicht: „Man muss nur anpacken, dann wird das alles schon wieder!“ Trotz aller Zuversicht: Katrin
Mäder braucht dringend einen Stammzellenspender. Denn nur dieser kann
ihr helfen. Damit möglichst bald einer
gefunden wird, ist von 11 bis 17 Uhr am
Samstag, 5. März, eine Typisierungsaktion in der Turnhalle St. Märgen.
Hoffen auf viele
Teilnehmer
Momentan ist Katrin Mäder zu Hause, hat
den ersten Chemotherapie-Block hinter
sich. „Es geht mir derzeit gut“, meint die
Mutter zweier Kinder im Alter von zwei
und vier Jahren. Sie weiß aber: Bleibt eine
Weiterbehandlung aus, wird dies nicht so
bleiben. Die Therapie habe momentan
die Balance in ihrem Blut wieder hergestellt, erzählt sie der BZ. Nach Weihnachten war es, als sie Fieber bekam und dieses dann nicht mehr loswurde. Zwei Wochen war sie unter ständiger hausärztlicher Betreuung zu Hause.
Lymphdrüsenkrebs
besiegt
Eine Untersuchung des Blutes zeigte,
dass die Werte entgleist waren. Anfang Januar kam sie dann in eine Klinik. Die Diagnose: Blutkrebs. Dabei hatte Mäder erst
vor Kurzem schon Lymphdrüsenkrebs.
Und diesen erfolgreich bekämpft. Das
Hodgkin-Lymphom war im September
2014 bei ihr festgestellt worden. Nach
Chemotherapie und Bestrahlung war zunächst alles okay, auch noch im November. Dann folgte der Rückschlag. Katrin
Mäder lässt sich aber nicht entmutigen,
gibt sich kämpferisch: „Ich bin kein
Mensch, der sich hängen lässt, der zu
Hause sitzt und sich fragt, weshalb es
mich getroffen hat.“ Die Einstellung der
Gemeinderätin beeindruckt den St. Märgener Bürgermeister Manfred Kreutz, der
Schirmherr der Typisierungsaktion ist.
Seitens der Gemeinde werde man alles
tun, um der jungen Frau zu helfen. Alle
nähmen großen Anteil. Man hoffe auf viele Teilnehmer und ein Ergebnis, „mit dem
wir Katrin weiterhelfen können“, betont
Kreutz, der ihr Engagement und Pflicht-
Katrin Mäder mit ihren beiden Kindern.
bewusstsein am Ratstisch lobt. Sie leiste
eine tolle Arbeit. Dabei sei sie erst seit
2014 im Gremium, habe sich aber schnell
und sehr gut eingearbeitet.
Zwei treibende Kräfte der Organisation
der Typisierungsaktion sind Mona Pitsch
aus St. Peter und Elisabeth Lenartz von
der Freiburger Stammzellendatei an der
Uniklinik. Pitsch, deren Mann der Hausarzt von Katrin Mäder ist, will der 28-Jährigen, so alt wie ihre eigene Tochter, unbedingt helfen. Sie beeindruckt „unheimlich, mit welch wahnsinniger Energie
und Lebensfreude“ Katrin Mäder kämpft.
„Ich will einfach versuchen, etwas Gutes
FOTO: PRIVAT
zu tun.“ Und deswegen engagiert sie sich
nun erstmals für eine Typisierungsaktion.
Sie sucht außerdem Sponsoren und gestaltet Flyer und Plakate, um auf die Veranstaltung am 5. März hinzuweisen. Und
sie ist erstaunt, auf welche Hilfsbereitschaft sie stößt. „Sensationell“ sei die beispiellose Unterstützung der Gemeinde St.
Märgen. Und auch sonst habe sie niemals
ein Nein bekommen. Diese Erfahrung habe das Weltbild, das so oft egoistisch und
schlecht erscheine, wieder ein wenig zurechtgerückt: „Unglaublich schön!“
Grundsätzlich kann sich bei der Typisierungsaktion jeder für die Suche nach
Die Spende ist kostenlos, jedoch kostet
eine Typisierung die Uniklinik Freiburg
50 Euro. Die Knochenmarkspenderdatei
finanziert sich ausschließlich von Spendengeldern. Natürlich wünscht sich Katrin Mäder, dass für sie ein Stammzellenspender gefunden wird. Sie macht aber
gleichzeitig auch deutlich, dass die Typisierungsaktion nicht nur für sie privat
wichtig ist, sondern auch vielen anderen
Erkrankten eine Chance auf Heilung bietet. Schließlich werden die potenziellen
Spender in der Stammzellenspenderdatei
in Freiburg hinterlegt, die die Daten dann
an das Zentrale Knochenmarkspenderegister weiterleitet, wo Gewebemerkmale
der Patienten mit vorliegenden Spendern
verglichen. Dort kann man auf Daten von
weltweit 27 Millionen Spendern zugreifen. Jährlich werden hier 30 000 Anfragen aus dem In- und Ausland bearbeitet
und für neun von zehn Patienten ein
Spender gefunden. Deshalb sollten möglichst viele kommen, bittet Katrin Mäder.
INFO
S P END ENAKT I O N
Für Spendenwillige hat die Gemeinde
St. Märgen ein Konto eingerichtet:
Verwendungszweck: „Hilfe für Katrin“,
Sparkasse Hochschwarzwald, IBAN:
DE 93 6805 1004 0005 0000 161. Da
es sich um eine offizielle Aktion handelt,
können Firmen und Privatpersonen,
die das Projekt mit Geld fördern, eine
Spendenbescheinigung seitens der
Stammzellenabteilung der Freiburger
Uniklinik erhalten.
BZ
badische zeitung
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KURZ GEMELDET
B AD KR O Z I NGEN
Neues Kinoprogramm
Im Joki-Kino präsentiert am Donnerstag, 18. Februar, 19 Uhr, Art Bad Krozingen den Film „Giovanni Segantini
– Magie des Lichts“. Der Film handelt
vom Leben und Wirken des Schweizer
Malers Giovanni Segantini. Er gilt als
der große Maler der Berge. Außerdem
laufen im Joki-Kino folgende Filme:
Freitag, 19. Februar, 20 Uhr, „Die dunkle Seite des Mondes“; Samstag, 20.
Februar, 15 Uhr „Bibi & Tina – Mädchen
gegen Jungs“, 20 Uhr „Die dunkle Seite
des Mondes“; Sonntag, 21. Januar, 15
Uhr „Bibi & Tina – Mädchen gegen
Jungs“, 19 Uhr „Joy – Alles außer gewöhnlich“; Montag, 22. Februar, 19
Uhr „Das brandneue Testament“;
Dienstag, 23. Februar, 16.30 Uhr „Feuerwehrmann Sam – Helden im Sturm“,
19 Uhr „Joy – Alles außer gewöhnlich“.
Weitere Informationen unter
www.joki-kino.de
EM M END I NGEN
Brot selber backen
Das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Hochburg lädt zum Workshop
„Brotbacken“ am Dienstag, 23. Februar,
von 18 bis 21 Uhr in der Lehrküche
ein. Im Rahmen der Landesinitiative
Blickpunkt Ernährung wird die Herstellung von verschiedenen Teigen und
Broten erklärt. Brot und Brötchen werden gemeinsam gebacken und verkostet. Teilnehmerbeitrag: 9 Euro, Lebensmittelkosten werden umgelegt.
–
Eine Anmeldung ist erforderlich bis zum
19. Februar: t 07641/451-9110
GUND EL F I NGEN
Starke Kinder und Eltern
Der Deutsche Kinderschutzbund bietet
einen bundesweit erfolgreichen Kurs
„Starke Eltern – starke Kinder“ an. Er
beginnt am Dienstag, 1. März, 9.30
Uhr, in Gundelfingen, Alte Bundesstraße 27. Der Kurs ist für Eltern mit
Kindern bis zu 18 Jahren konzipiert
(12 bis 13 Termine) und soll das Gespräch in der Familie erleichtern, Stress
verringern und mehr Spaß mit den
Kindern bringen. Für Eltern in besonderen Lebenssituationen kann ein Großteil der Gebühr erstattet werden. Kursleiter ist Dieter Scholz, Pädagoge und
Referent für Erziehungsfragen.
–
Anmeldungen zu dem Elternkurs unter
t 0761/ 58539448
Industriedenkmal wird nach zwölf Jahren Leerstand wiederbelebt
Die Gisinger-Gruppe aus Freiburg will die ehemalige Likörfabrik Cusenier in Neuenburg sanieren / Wohnen und Arbeiten unter einem Dach
Von Julia Jacob
NEUENBURG AM RHEIN. Nach zwölf
Jahren Leerstand soll das Cusenier-Areal
in Neuenburg wiederbelebt werden. Die
Gisinger-Gruppe will in der 1925 erbauten Likörfabrik, in der Rewe zuletzt das
Markgräfler Einkaufszentrum betrieben
hat, Wohnungen und Geschäftsräume errichten. Der Entwickler aus Freiburg hat
sich vorgenommen, behutsam mit der
denkmalgeschützten Gebäudesubstanz
umzugehen und den Industriecharakter
als Marke auszubauen.
Bevor der markante Gebäudekomplex
an der Müllheimer Straße jedoch in neuem Glanz erstrahlt, gibt es einiges zu tun.
Christian Engelhard, Geschäftsführer der
Gisinger-Gruppe, bezeichnete die Sanierung und den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes vor dem
Gemeinderat am Montagabend als „Herkulesaufgabe“. Zwölf Jahre Leerstand haben ihre Spuren hinterlassen. Dass der
Voreigentümer, die Supermarktkette Rewe, das Gebäude während dieser Zeit
nicht gänzlich sich selbst überlassen hat,
lässt aber hoffen. Die größte Sorge bereitet nach derzeitigem Kenntnisstand die
aufsteigende Feuchtigkeit, mit der sich
das Ziegelmauerwerk auf eine Höhe von
rund 1,50 Meter vollgesogen hat.
Die maroden Wände müssen ersetzt
werden, darüber hinaus aber will die Gisinger Gruppe, die das Areal im Herbst
letzten Jahres erworben hat, die vorhandene Gebäudesprache nach Möglichkeit
erhalten. „Wir wollen den Industriecharme verstärken und um moderne bauliche
Teile ergänzen“, umriss Engelhard das
Konzept, das das Freiburger Unternehmen mit dem Objekt verfolgt. Der Bauentwickler hat ein Faible für das historisch
Gewachsene. Zu den Vorzeigeobjekten
der Gisinger-Gruppe zählen etwa die ehemalige Brauerei in Riegel und die einstige
Kirche St. Elisabeth in Freiburg. In beiden
Immobilien wurde eine Wohnbebauung
realisiert, der ursprüngliche Charakter
der Gebäude aber blieb erhalten. So will
Gisinger auch in Neuenburg verfahren.
Stützpfeiler in den beiden Seitenflügeln
sollen erhalten werden, ebenso der markante Mittelbau mit seinem barocken Portal. Nachrüsten muss der neue Eigentümer unter anderem beim Brandschutz
und der Erdbebensicherheit.
Um mehr Platz für Loftwohnungen und
Büros zu schaffen, will Gisinger ein zweites Geschoss einziehen. Noch steht die
Planung jedoch am Anfang. Für das Früh-
Früher Likörfabrik und Einkaufszentrum, demnächst Loftwohnungen im
historischen Ambiente? Das Cusenier-Areal in Neuenburg soll saniert und
einem neuen Nutzungszweck zugeführt werden.
FOTO: JULIA JACOB
jahr ist eine detaillierte Bestandsaufnahme geplant, anschließend soll die Vorentwurfsplanung ausgearbeitet werden. Insgesamt zwölf Monate, so rechnet die Gisinger Gruppe, wird es dauern, bis die Genehmigungsplanung auf dem Tisch liegt.
Mit einem Baubeginn rechnet Engelhard
nicht vor Ende 2017.
Bevor der Cusenier-Bau innen saniert
wird, will Gisinger zunächst außen Hand
anlegen. Entfernt werden soll der üppige
Fassadenbewuchs, dessen Wurzeln be-
reits in das Mauerwerk eingedrungen
sind. Außerdem sollen Gebäudeüberformungen zurückgebaut werden. Konkret
geht es hier um Vordächer aus Holz, die
vom Vorbesitzer, der in dem Objekt von
1980 bis 2003 das Markgräfler Einkaufszentrum betrieben hat, angebracht wurden. Auch nachträglich eingebaute Fenster sollen ausgetauscht werden, damit das
Gebäude wieder sein ursprüngliches Erscheinungsbild erhält. Um an die historische Bedeutung des Gebäudes zu erinnern, kann sich Gisinger-Geschäftsführer
Engelhard vorstellen, einige Exponate
aus der ehemaligen Likörfabrik in einem
Schaukasten auszustellen.
Als positiv bezeichnete Engelhard die
baulichen Neuerungen im Umfeld des
Cusenier-Areals. Man habe mit Interesse
wahrgenommen, was sich auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Saurer tue.
Auch die Pläne für das Unser-Areal in direkter Nachbarschaft finden bei dem Projektentwickler offenbar Anklang. Um die
Pläne realisieren zu können, soll der bestehende Bebauungsplan von 1982 nach
Wunsch des neuen Eigentümers in ein
Mischgebiet geändert werden. In einem
ersten Schritt will die Gisinger-Gruppe
das Areal nun teilweise mit einem Bauzaun sichern.