Führen mit Herz und Hand

METHODIK
ANWENDER IM GESPRÄCH
Nachgefragt …
In „methodik“ 2/2009 stellten wir Stefan Weiß und sein Unternehmen medika Medizintechnik GmbH schon
einmal in der Rubrik „Anwender im Gespräch“ vor. Sieben Jahre später fragten wir nach, was aus den damaligen Plänen des Geschäftsführers geworden ist und was sich seit der letzten Veröffentlichung verändert hat.
„Führen mit
Herz und Hand“
„Werden uns weiter
ausdehnen“: Stefan Weiß, Chef der
medika Medizintechnik GmbH.
Stefan Weiß ist ein bodenständiger, gleichzeitig aber weitsichtiger Unternehmer. Grundlagen seines geschäftlichen Erfolges sind
sein soziales Engagement, die tiefe Verbundenheit zur Region und
ein außerordentlich starkes Team.
„Es ist zwar schön, wenn an der Spitze eines
Unternehmens jemand steht, der es leitet, aber
ohne ein starkes Team im Hintergrund bringt es
nicht viel“ – davon ist Stefan Weiß, Geschäftsführer der Firma medika Medizintechnik im
oberfränkischen Hof, überzeugt. Er hat allen
Grund, stolz auf sein Team zu sein, denn: „Es
Foto: Giegold-Profot
von Karin Bayer
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hat bisher jede Bodenunebenheit der vergangenen Jahre mitgetragen und gut aufgefangen.“
Besonders zu spüren bekam er die Zuverlässigkeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Jahr 2014: Ein schwerer Motorradunfall zwang
ihn zu einem monatelangen Ausfall. Was vielen
Unternehmern Bauchschmerzen verursachen
würde, war für Stefan Weiß kein Beinbruch:
„Ich habe mich seit vielen Jahren damit gerühmt, dass ich mir dank des HelfRecht-Systems
eine starke zweite Führungsebene aufgebaut
hatte, so dass ich bedenkenlos mehrere Monate ausfallen könnte. Ich hätte nur nicht gedacht,
dass dieser Fall tatsächlich so schnell eintreffen
würde. Dennoch war das Jahr 2014 ein sehr positives für medika. In diesem Geschäftsjahr erwirtschafteten wir einen Umsatz in Höhe von 51
Millionen Euro“, erzählt er. Neben dem Motorradunfall gab es auch einige Veränderungen im
Lieferantenbereich, die eine vorübergehende
Umsatzdelle zur Folge hatte. Doch inzwischen
sei auch diese wieder vollständig geschlossen.
Stefan Weiß bezeichnet sich selbst als „begeisterten Teilzeit-Arbeitsplatz-Anbieter“. Er
profitiere gerne von jungen, motivierten Mitar-
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beiterinnen und Mitarbeitern. Gerade bei jungen Müttern beobachte er, dass diese das Angebot der Teilzeitstellen gerne annehmen: „Die
sehr gut ausgebildeten Damen kommen nach
der Babypause mit ihrem geballten Know-how
und viel Begeisterung wieder zurück ins Unternehmen.“ Der Wechsel zwischen Beruf und Familie sei für viele eine willkommene Ergänzung.
Auch immer mehr Männer nutzen die Elternzeit,
um sowohl dem Berufs-, als auch dem Privatleben gerecht zu werden.
Beeindruckende
Entwicklung
Rückblickend zeigt sich der Firmenchef sehr
stolz auf die Entwicklung seines Unternehmens,
das er im Jahr 1995 von seinem Vater übernommen hat: „Aus dem ehemaligen nordbayerischen Händler ist inzwischen der zweitgrößte
in Deutschland geworden – und damit der größte eigentümergeführte.“ Die Firma medika hat
sich in den vergangenen Jahren zu einem der
führenden Handels- und Dienstleistungsunternehmen für Medizintechnik in Süddeutschland
entwickelt. Diesen Erfolg führt Stefan Weiß
nicht zuletzt auf seine Grundeinstellung „führen
mit Herz und Hand“ zurück, also immer alles
nach dem rechten Maß zu entscheiden und alle
sozialen Aspekte seiner Mitarbeiter mit einzubeziehen. Dabei helfe ihm das von HelfRecht
angeleitete System ungemein: „Es war für mich
immer die Grundlage, mein Unternehmen in
diese Position hin zu entwickeln. Manfred Helfrecht hat mir damals bei meinen ersten Planungstagen im Jahr 1989 das strukturierte Denken beigebracht. Ziele und Projekte des Folgejahres methodisch anzugehen, Stellenbeschreibungen für jeden Arbeitsplatz zu erstellen sowie
Aspekte aus dem Qualitätsmanagement zu verinnerlichen – all das habe ich zwar bereits im
Studium gehört, aber erst bei HelfRecht wirklich
gelernt.“
Die Firma medika beschäftigt in der Hofer
Zentrale 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Weitere 40 sind in den Niederlassungen in Heßdorf (Raum Nürnberg), in Kirchheim (östlich von
München) und in Landsberg am Lech beschäftigt. Alle Zentralfunktionen werden nach wie
vor vom Hauptstandort Hof gesteuert, denn:
„Wir haben hier ideale Voraussetzungen für
Einkauf, Logistik, Buchhaltung und Personalwesen. Alle weiteren Standorte sind hauptsächlich
Anlaufstellen für Außendienst und Kunden.“
Doch mit der Erschließung des süddeutschen
Raumes soll es noch nicht genug sein: „Wir werden uns demnächst mit einem eigenen Unternehmen in Österreich engagieren“, verkündet
Stefan Weiß. Somit findet medika nun auch den
Weg in die internationale Ebene – ein großer
Schritt für das oberfränkische Unternehmen.
Kontinuierliche Expansion: Bislang
waren die medika-Transporter in erster
Linie im süddeutschen Raum unterwegs.
Jetzt ist das Unternehmen dabei, den
Wirkungsbereich auszudehnen, auch
über die deutschen Grenzen hinaus nach
Österreich.
Regionales
Engagement
Trotz aller Expansionsmaßnahmen bleibt es
bei der ausgeprägten regionalen Verbundenheit: „Wir werden weiterhin versuchen, uns in
der Hofer Region stark einzubringen. Wir sponsern beispielsweise auf kultureller Ebene schon
seit Jahren die Hofer Filmtage und unterstützen
das Vereinsleben vor Ort. So sind wir auch
Hauptsponsor des Sportvereins SG Regnitzlosau. Es ist mir ein großes Anliegen, mich der Region erkenntlich zu zeigen“, erklärt der Unternehmer. Im Rahmen des Hilfsprojektes „Humedica“ liefert medika darüber hinaus Sachspenden, wie beispielsweise Handschuhe oder OPAbdeckungen und -Instrumente, nach Afrika.
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Blindbewerbungen.“ Die Meldung zog immerhin weite Kreise. Fernsehen, Radio und Regionalzeitungen berichteten über den erfolgreichen Unternehmer aus Hof und stellten dabei
vor allem die faszinierende Unternehmensentwicklung, die Standortstärkung und das gesunde Wachstum des regional verwurzelten Unternehmens heraus.
Gesundes
Wachstum
Regionale Verbundenheit:
Schulabgängern bietet
medika die Möglichkeit, durch
Ausbildung oder duales
Studium heimatnah in Beruf
und Karriere zu starten.
Das Unternehmen:
medika Medizintechnik GmbH
쮿 1967 von Josef Weiß gegründet. Sohn Stefan kam 1985 ins
Unternehmen, übernahm nach
dem Betriebswirtschaftsstudium 1995 die Verantwortung.
쮿 Firmensitz: Hof an der Saale
(Nordbayern). Niederlassungen in Heßdorf (nahe Nürnberg), Kirchheim (nahe München) und Landsberg am Lech.
쮿 160 Mitarbeiter
쮿 Spezialist für Medizintechnik
und medizinische Detailplanung; Partner für Kliniken und
Praxen
쮿 www.medika.de
Das außerordentliche Engagement von Stefan
Weiß machte ihn nun zum sprichwörtlich „ausgezeichneten“ Unternehmer: Im Oktober des
vergangenen Jahres hat er dafür den Wirtschaftspreis der Stadt Hof erhalten. „Für mich
persönlich und für medika ist der Wirtschaftspreis eine riesige Auszeichnung und eine große
Ehre. Als Mittelständler räumt man ja nicht reihenweise derartige Preise ab“, erklärt Stefan
Weiß. Seit der ersten Verleihung im Jahr 2008
wurde dieser Preis erst sechsmal vergeben. Für
Weiß eine besondere Ehre, denn: „Es ist ein
schöner Kreis, in den ich durch diese Auszeichnung gekommen bin.“ Bisher erhielten vor allem bundesweit operierende Unternehmen diese Ehrung, also „sehr starke Mittelständler“.
Der Wirtschaftspreis werde laut dem Oberbürgermeister der Stadt Hof, Dr. Harald Fichtner,
nicht zwangsläufig jedes Jahr vergeben. Wenn
doch, dann aus Überzeugung.
Für Stefan Weiß und sein Unternehmen bleibt
diese Ehrung nicht ohne Wirkung: „Seit der
Preisverleihung erhalten wir unglaublich viele
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„Vor sechs Jahren war es noch unser Ziel, uns
in Bayern, Sachsen und Thüringen weiter auszudehnen, was wir auch erreicht haben. Doch
auch für die Zukunft sehen wir einige Chancen
für Weiterentwicklungen“, so Stefan Weiß.
„Zum einen, den Sprung nach Österreich, also
in das deutschsprachige Ausland, zu wagen.
Zum anderen werden wir uns auch über Bayern,
Sachsen und Thüringen hinweg im deutschen
Raum weiter ausdehnen. So vertreten wir seit
Jahresbeginn eine Produktlinie auf dem gesamten deutschen Markt. Parallel dazu streben wir
seit zwei Jahren eine Kooperation mit einigen
Kollegen an.“ Dies fordern nicht zuletzt die privaten Klinikträger und Einkaufsgemeinschaften
– sie wollen einen Verhandlungspartner und einen elektronisch gelisteten Artikelstamm:
„Wenn sie mit mehreren Händlern in ganz
Deutschland zusammenarbeiten, müssen sie im
E-Commerce einen Artikelstamm mehrfach abbilden, was allein schon hinsichtlich der Datenpflege ein wahnsinniger Aufwand ist.“
Stefan Weiß wird auch in Zukunft Chancen
und Möglichkeiten seiner Branche beobachten,
mit ausgefeilter Planung Risiken ausgleichen
und seine Pläne beherzt umsetzen. Denn: „Ohne HelfRecht wären wir mit medika mit Sicherheit nicht ansatzweise dort, wo wir jetzt sind –
davon bin ich überzeugt. n
Mit Stefan Weiß sprach Karin Bayer vom HelfRecht-Unternehmerzentrum ([email protected]).