Städt. Galerie -Presseinfo - Villingen

8. September 2015
Diese umfangreiche Pressemitteilung können Sie unter
http://galerie.villingenschwenningen.de 'Aktuelle Ausstellung' downloaden
VvsV
Querulanten / Hylobaten
Higher Education Völklingen 2007 – 2015
Kunstprojekte zwischen Villingen-Schwenningen und der Mongolei
Im Rahmen der Reihe 'Ausstellungen mit Werken der Studierenden von Kunstakademien'
präsentiert die Städtische Galerie Villingen-Schwenningen vom 11. Oktober bis 6. Dezember
2015 Werke der Klasse von Prof. Georg Winter von der Hochschule der Bildenden Künste
Saar (HBK Saar), die in der Handwerkergasse des Kulturwelterbes 'Völklinger Hütte' residiert.
Seit fast zwei Jahren wird dieses Ausstellungsprojekt mit dem geheimnisvollen Titel
VvsV
Querulanten / Hylobaten
Higher Education Völklingen 2007 – 2015
vorbereitet und die Studierenden haben immer wieder Exkursionen nach Villingen-Schwenningen unternommen, um Stadt und Region kennen zu lernen. Daraus entwickelten sie Projektvorschläge, die einer Jury – Juroren waren die KunsthistorikerIn Sepake Angiama von der
International Manifesta Foundation in Amsterdam und Christian Malycha vom Kunstverein
Reutlingen e.V. sowie Prof. Georg Winter – am 9. März 2015 vorgestellt wurden. Die Jury
diskutierte in drei 'Wertungs-Runden' über die eingereichten Projekte und prüfte die Finanzund Kostenpläne. Von annähernd 50 eingereichten Arbeiten empfahl sie dann 15 Projekte und
vier Aktionen zur Realisierung. Im städtischen Forst oder mit der Hochschule der Polizei Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen wurden seither verschiedene Kunstaktionen und
Performances realisiert und mit Fotokamera und in Videos dokumentiert. Auch die Fasned in
Villingen war für einige Studierende Thema einer künstlerischen Auseinandersetzung. Und die
Jury entschied sich auch für ein künstlerisches Projekt, das mehr als 8.000 km fern von Villingen-Schwenningen, in der Mongolei statt.
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Das Ausstellungsprojekt und seine inhaltliche Genese beschreibt Prof. Georg Winter ausführlich:
»VvsV ist keine Abkürzung wie beispielweise 'VuV' (Verein ungarischer Vorsteherhunde). VvsV ist eine Formel.
Bei der Verwendung von Formeln wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass die Beteiligten sich vorher über die
Zeichen ihre Bedeutung und Verwendung geeinigt haben. Bei VvsV ist das nicht der Fall. VvsV ist ähnlich wie im
Roman 'V' von Thomas Pynchon eine Suchformel, die sich Übereinkünften annähert, sowie aus Übereinkünften
entfernt, um nicht entschlüsselt zu werden. Formuliert wurde Sie von Studentinnen, Studenten, Absolventinnen
und Absolventen der HBK Saar, im Zusammenhang der Einladung zu einer Ausstellung in der Städtischen Galerie
Villingen-Schwenningen.
Alle Beteiligten haben oder hatten eine Verbindung zur Dependance der HBK im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
Die Dependance wird von mir seit 2007 im Fachbereich Bildhauerei, Public Art betreut und ist neben dem 'Europäischen Zentrum für Promenadologie' eine "Hütte" des künstlerischen Experiments und vieler Fragestellungen in
Kunst und Gesellschaft. Das 'S_A_R Projektbüro' und die 'AG AST' (Arbeitsgemeinschaft Anastrophale Stadt) sind
international im Einsatz. So könnte eine differenzierte Annäherung an die Formel mit zwei Positionen beginnen:
1.: Völklingen-Villingen-Schwenningen-Völklingen und 2.: Völklingen versus Völklingen
Zu 1.: Der Ortswechsel in eine Doppelstadt wie Villingen-Schwenningen zeigt eine neue Perspektive auf und führt
wieder zurück an den Ausgangsort, wobei sich alles geändert hat, die Beteiligten, die Wege, die Ausgangssituation, die Doppelstadt, die künstlerischen Positionen.
Zu 2.: Eine Autoimmunreaktion, 'V versus V', ein Institut greift sich selbst an. Eine Ausstellung, eine Ortsverschiebung um den eigenen Zustand in Frage und zur Disposition zu stellen. Ein Modell zur Wirklichkeitskonstruktion.
Formulieren Sie des Weiteren sprachlich in dem Sie das kleine 's' mit der Zunge in den stimmhaften mit Unterlippe und Zähnen gebildeten Reibelaut 'V' einschieben. So wird bei der Aussprache der stimmhafte labiodentale
Frikativ mit einem kleinen 's' differenziert: ...VvsVVvsVVvsVVvsV...
Versuchen Sie zudem den Ausstellungstitel VvsV klar und deutlich auszusprechen und mit den Händen ein 'V'
Zeichen darzustellen. Wichtig ist dabei, dass die Handinnenfläche nach Außen zeigt: Victory! Das Victory-Zeichen
ist eine Handgeste, bei der der Zeige- und Mittelfinger zu einem 'V' ausgestreckt werden, während der Ringfinger
und der kleine Finger eingezogen bleiben. Der Daumen wird über die beiden Finger gelegt, die Handinnenseite
zeigt vom Ausführenden weg. Im 2. Weltkrieg führte die 'V for Victory'"-Kampagne der BBC zur Verwendung des
>V's< (Morsecode für V ist: dreimal kurz einmal lang) zum Einsatz des Kopfmotives von Beethovens Schicksalssymphonie (5. Sinfonie): Da Da Da Daaaaa...VvsV......
Querulanten
"Diejenigen Parteyen, welche sich der vorgeschriebenen Ordnung nicht unterwerfen, sondern entweder Collegia
und deren Vorgesetzte mit offenbar grundlosen und widerrechtlichen Beschwerden gegen bessere Wissenschaft
und Überzeugung belästigen; oder nachdem sie ihres Unrechts gehörig bedeutet worden, mit ihren Klagen dennoch fortfahren, (…) sollen als muthwillige oder boshafte Querulanten angesehen, ihnen der Prozeß gemacht, und
über ihre Bestrafung rechtlich anerkannt werden."
§30 der Allgemeinen Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten vom 6. Juli 1793.
Der Begriff 'Querulanten' erfährt in diesem Projekt eine anastrophale Wende seiner ursprünglich negativen Bedeutung. Wer den Fährmann (Charon) sieben Jahre über die Saar begleitet hat wie das 'S_A_R Projektbüro' der Dependance der HBK Saar im Weltkulturerbe 'Völklinger Hütte' und zwischen Skylla und Charybdis einen Weg fand,
sieht in der Querulanz die eigentliche Aufgabe der Künste. Sich nicht stromabwärts treiben lassen, um von der
Quelle aus endlich die Unverbindlichkeit der Mündung zu erreichen, sich nur bedingt gegen den Strom, von der
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Mündung aus zur Quelle (Hölderlin, 'Der Ister' = Donau) flussaufwärts zu arbeiten, findet die Kunst ihre Erfüllung
in der Querung. Sie kennt die Gefahren der beiden festen Uferseiten. Sie kennt das Treiben mit dem Strom und
den Kampf gegen den Strom. Die Querung verbindet die zwei Seiten mit dem Fluß. Sie nutzt gleichzeitig Strom
und Gegenstrom und verlässt sich nicht auf eine der beiden Seiten. Die Querulanz ein Zustandsraum.
Hylobaten
Der Name Hylobaten ist eine Ableitung der Hylobatidae, dem lateinischen Namen der Gibbons. Hylobatidae bedeutet wörtlich 'Waldgänger'. Gibbons sind tagaktive Waldbewohner, die mit ihren langen Armen und den weit
unten ansetzenden Daumen perfekt an die hangelnde Lebensweise angepasst sind. Sie schwingen durch die
Bäume und können mit einem einzigen Schwung 3 Meter zurücklegen. Auf dem Boden bewegen sie sich zweibeinig. Sie haben eine besondere Art sich den Raum zu erschließen. Bei VvsV sind die Hylobaten eine Gruppe von
Studierenden, die sich aus der urbanen Kunstpraxis in den Wald begeben haben und sich am Rand, Stadtrand,
Waldrand und inmitten des Waldes aufhalten, um künstlerische Arbeiten zu realisieren.
Die Hylobaten arbeiten an den Übergängen ruraler und urbaner Strukturen, hangeln sich durch den Raum. "Der
roheste und knechtischste Zustand der menschlichen Gesellschaft wird gleichwohl durch gewisse feste, allgemeine Regeln geordnet." Edward Gibbon (1737-1794)«.
In der Ausstellung VvsV im 'Lovis-Kabinett' der Städtischen Galerie werden Bilder, Videos,
Skulpturen und Installationen zu sehen sein, die hauptsächlich in und um VillingenSchwenningen, aber auch in der Mongolei, entstanden sind. Sie spiegeln in und mit ihren vor
Ort entwickelten Bild-Findungen das künstlerische Denken einer außergewöhnlichen Haltung
im zeitgenössischen Kunstschaffen wider: Kunst als Produkt prozesshaft erfahrener Erlebniswelten in Bezug zu gesellschaftlich relevanten Fragestellungen über den Wert der Natur,
im künstlerischen Prozess beim Schaffen mit und in der Natur oder im performativen Handeln
im öffentlichen Raum als eigenständige künstlerische Arbeit.
Zur Eröffnung am Samstag, dem 10. Oktober 2015, um 17 Uhr, begrüßt Oberbürgermeister
Dr. Rupert Kubon die Gäste. Zur Ausstellung sprechen Wendelin Renn, Städtische Galerie
und Prof. Georg Winter, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken.
Auf dem Bahnhofs-Vorplatz im Stadtbezirk Schwenningen findet im Rahmen des Ausstellungsprojektes am Sonntag, dem 11. Oktober 2015, um 11 Uhr, die Performance des 'Planet
Dance Ensemble' statt.
Die öffentliche Führung mit Galeriegespräch ist am Sonntag, dem 18. Oktober 2015, um 11
Uhr, mit der Kunsthistorikerin Dr. Anja Rudolf.
Die Kunstaktionen der Studierenden und das Werden der Ausstellung VvsV wurden von
SchülerInnen der Klasse 9 der St. Ursula Schulen Villingen mit ihrer Lehrerin Anna Maria Saurer begleitet und der Internet-Block https://winterinvillingen.wordpress.com informiert über
diese Schulkooperation mit der Städtischen Galerie.
Es ergeht herzliche Einladung.
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VvsV
Querulanten / Hylobaten
Higher Education Völklingen 2007 – 2015
Es stellen aus: AG AST, Minor Alexander, Barbara Billy Bürckner, Marion Cziba, Hyun Ju Do,
Frédéric Ehlers, Richard Engel, Jan Engels, Cornelia Fachinger, Konstantin Felker, Jochen
Follmar, Anna Kautenburger, Katrin Lambert, Hanguk Lee, Naomi Liesenfeld, Jules Meiser,
Hanna Mevis, Bongjung Oh, Hyunho Park, Paulette Penje, Timo Pöppel, Julia Rabusai, Claudia
Raudszus, Nora Veneranda Roedelstuerz, Lila Rose, Lisa Marie Schmitt, Türkten Türkmen,
Wanderley Viera, Na Wang, Martina Wegener, Georg Winter, Veronika Wünsch, Nina Zarkh,
S_A_R Projektbüro
11. Oktober bis 6. Dezember 2015
Städtische Galerie Villingen-Schwenningen 'Lovis-Kabinett'
Stadtbezirk Schwenningen
Friedrich-Ebert-Straße 35
78054 Villingen-Schwenningen
Tel 07720/82-1098; Fax 07720/82-1097
[email protected]
http://galerie.villingen-schwenningen.de
Pressebilder
Bitte fordern Sie Bilder zur kostenfreien Reproduktion per E-Mail über die Städtische Galerie
an: [email protected]
Eröffnung
Samstag, 10. Oktober 2015, um 17 Uhr
Es sprechen
Dr. Rupert Kubon, Oberbürgermeister
Wendelin Renn, Städtische Galerie
Prof. Georg Winter, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken
Planet Dance Ensemble
Performance auf dem Bahnhofs-Vorplatz
Stadtbezirk Schwenningen
Sonntag, 11. Oktober 2015, 11 Uhr
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Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10-12 und 14-17 Uhr
Montag geschlossen
Kooperationspartner
Klasse 9 der St. Ursula Schulen Villingen
Roland Brauner, Forstamt Villingen-Schwenningen
Joachim Wöhrle, Narrozunft Villingen 1584 e.V.
Brüninghoff, Niederlassung Schwarzwald Abbund, Villingen-Schwenningen
Wirtschaft und Tourismus VS GmbH
Hochschule der Polizei Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen
Führung und Galeriegespräch
Sonntag, dem 18. Oktober 2015, 11 Uhr
mit der Kunsthistorikerin Dr. Anja Rudolf
Sponsoren
Sparkasse Schwarzwald-Baar
Kendrion (Villingen) GmbH