Was macht eigentlich ein Vertrauensdozent?

JENSEITS DER HÖRSÄLE
Was macht eigentlich ein Vertrauensdozent?
Das Verhältnis von Promovierenden zu ihren Betreuern ist nicht immer frei von Konflikten. Professor i.R. Dr. Jörg Bergmann hat in den vergangenen zwei Jahren als Vertrauensdozent der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) Promovierende bei Problemen
im Betreuungsverhältnis begleitet und zieht Bilanz.
Was ist ein Vertrauensdozent?
Solch eine Person hilft dabei, Probleme zu bewältigen, die bei der Betreuung von Doktorarbeiten entstehen können. Es geht dabei nicht um
wissenschaftliche Probleme, dafür ist der betreuende Professor zuständig,
sondern: Wenn die Arbeit an einer Dissertation hakt, wenn es zu Missverständnissen oder tiefgreifenden Verwerfungen kommt, ist es das Ziel,
die Arbeit an der Promotion wieder in Gang zu bringen – beispielsweise
durch Beratungen oder Gespräche, die natürlich absolut vertraulich verlaufen. Ein Vertrauensdozent agiert zumeist als Ombudsperson für die
Promovierenden, versucht problematische Situationen zu lösen, ehe daraus wirkliche Probleme entstehen.
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Was macht ein gutes Betreuungsverhältnis aus?
Es gibt nicht das eine Modell der guten Betreuung. Betreuer haben ihre
individuellen Stile und das ist auch gut so. Was aber gar nicht geht, ist,
dass ein Betreuer ein Thema vergibt und dann sagt: „Kommen Sie mit Ihrer Doktorarbeit in vier Jahren wieder!“ Gute Betreuung heißt, darauf zu
achten, dass eine Doktorarbeit voranschreitet und zu reagieren, wenn das
nicht der Fall ist. Wünschenswert wäre eine stärker personalisierte und
individuelle Betreuung, bei der je nach Person und Situation eher Druck
ausgeübt oder Verständnis geäußert wird.
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Prof. Dr. Jörg Bergmann erklärt, worauf es in einem guten
Betreuungsverhältnis ankommt.
Von Andrea Adams
Welche Probleme sind Ihnen begegnet?
Promovierende haben zu Beginn ihrer Doktorarbeit oft Schwierigkeiten mit
ihrer neuen Rolle. Häufig wissen sie nicht so recht, was von ihnen erwartet
wird und verhalten sich weiter wie Studierende. Das ist problematisch, weil
Professorinnen und Professoren Promovierende als selbstständige Nachwuchsforscher sehen, die Kritik oder Anregungen eigenständig bearbeiten
und diese nicht wie Arbeitsaufträge abarbeiten sollen. Weitere Probleme
treten auf, wenn unklar ist, welche Daten und Themen ein Doktorand aus
dem Projekt, in dem er angestellt ist, für seine Dissertation verwenden kann.
Und machen Professorinnen und Professoren immer alles richtig?
Sie sind häufig zu vage in ihren Rückmeldungen und Beurteilungen, zu
unklar in der Vermittlung ihrer Bewertungskriterien und scheuen sich teilweise, Mängel von Entwürfen und vorgelegten Kapiteln deutlich zu kritisieren – wodurch beim Doktoranden falsche Erwartungen im Hinblick auf
die spätere Benotung genährt werden. Ein Betreuer sollte dem Promovierenden zeitnah, intensiv und ohne falsche Rücksichtnahme Feedback geben.
Was können Promovierende tun, um Probleme im Betreuungsverhältnis zu vermeiden?
Für Promovierende ist es wichtig, sich einen Eindruck zu verschaffen, wie
die Betreuung an ihrem Lehrstuhl genau läuft: Was ist der Betreuungsstil,
als wie selbstständig werde ich wahrgenommen, wie viel Anleitung bekomme ich? Natürlich geht es auch um Formales, beispielsweise: Möchte
meine Betreuerin regelmäßig einen Zwischenbericht lesen oder erst ein
fertiges Kapitel? Es ist wichtig, Missverständnissen vorzubeugen und sich
andeutende Konflikte rechtzeitig anzusprechen. Betreuerwechsel ließen
sich häufig vermeiden, wenn man unterschiedliche Erwartungen früher
klären und sich über unterschiedliche Arbeitsstile aussprechen würde.
Mehr zum Thema Betreuung, zentrale Ombuds- und Vertrauenspersonen sowie Beratungs- und Workshopangebote für Betreuer und
Promovierende unter:
www.uni-bielefeld.de/bghs/wir/studien/beratung
www.uni-bielefeld.de/betreuung
www.uni-bielefeld.de/lehrende