des Forum Flugplatz Dübendorf

Spezialausgabe
1995
Information
des
Forum Flugplatz Dübendorf
Historischer Rückblick auf die
Entstehung des Militärflugplatzes
Dübendorf von unserem
Stadthistoriker Hugo Maeder
1
Vor 50 Jahren
Entscheidung für Kloten
Der Zürcher Zivilflugplatz Dübendorf
hatte vor dem 2. Weltkrieg eine führende Stellung in der Schweiz. Sein Anteil
am gesamten Flugpassagierverkehr
betrug 1938 60%, am Frachtverkehr
gar 65%. Der gewaltige Entwicklungsschub im Flugwesen während des Krieges machte den Verantwortlichen bald
einmal klar, dass der Flugplatz
Dübendorf den zukünftigen Anforderungen, die an einen modernen Flughafen gestellt werden mussten, nicht
gewachsen war.
Wie man 20 Jahre früher die aviatischen
Aussichten beurteilte, möge ein Auszug aus dem Protokoll des Verkehrsund Verschönerungsvereins Dübendorf
belegen, in dessen Statuten ausdrücklich die Förderung des öffentlichen Luftverkehrs festgehalten war: «Der Referent, Herr Major Isler, gibt ein überaus
anschauliches Exposé über die Zukunftsmöglichkeiten der Aviatik und
deren Bedeutung im internen und internationalen Verkehr.
Nach Ansicht des Flugplatzdirektors
wird neben dem Landflugzeug auch
das Wasserflugzeug für den Luftverkehr in Concurrenz treten, während
der internationale Verkehr von lenkbaren Luftschiffen übernommen wird,
welche we-niger von Witterungs- und
Nebelverhältnissen abhängig sind. Infolge des voraussichtlichen Abbaus der
Militäraviatik muss der National-Aviatik die grösste Aufmerksamkeit gewidmet sein, will man nicht riskieren, dass
die Schweiz bezüglich dieses wichtigen Verkehrsmittels ganz vom Auslande abhängig wird.
Während das Landflugzeug mit der
Luftpost mehr den geschäftlichen
Zwecken dient, eignet sich das Wasserflugzeug mehr für die Touristen und
Sportsaviatik; es ist in Aussicht genommen, dass in diesem Jahre (1919)
noch Wasserflugzeug-Attraktionen auf
dem Zürichsee veranstaltet werden sollen. Bezüglich des internationalen Verkehrs teilt Major Isler mit, dass sich für
die Luftschiffahrt bereits Interessentengruppen gebildet haben zur Anstrebung
von Verkehrsrouten Berlin-Zürich und
Genf Lyon, wofür in der Schweiz Landungsplätze in Frage kommen, und
zwar in der Ostschweiz Dübendorf2
Zürich, für die Westschweiz Genf oder
Lausanne.
Die Gemeinde Dübendorf hat demnach allen Grund, der Entwicklung des
Luftverkehrs volle Aufmerksamkeit zu
schenken durch Hebung der Bautätigkeit sowie Verbesserung der Verkehrsverhältnisse des Interesse für den
Flugplatz wachzuhalten.»
1919
1919 — im Todesjahr Oskar Biders —
war die Zivilfliegerei gegenüber der
Militäraviatik in grossen Rückstand geraten; allerdings waren damals die Verhältnisse noch einigermassen überschaubar. Behörden und die allermeisten Einwohner von Dübendorf waren
am Zivilflugplatz sehr interessiert, hoffte man doch mit Recht auf neue Verdienstmöglichkeiten. Vor allem Wirte
und Geschäftsinhaber bangten um ihre
Umsätze und gerieten in Panik bei
jedem auftauchenden Gerücht, der Zivilflugplatz könnte verlegt werden, z.B.
auf Wangener Gebiet , «wodurch die
Gemeinde namhaften Schaden und
Ausfälle erleide».
1922
1922 unternahm die «Ad Astra», geführt von Oberst Schwarzenbach, geleitet von Walter Mittelholzer und gefördert von dem inzwischen zum Obersten beförderten Arnold Isler mit vier 45-plätzigen ausrangierten Kriegsflugzeugen den Versuch, zwischen Genf
und Nürnberg, später München, mit
Zwischenlandung in Dübendorf, einen
Luftverkehr nach Fixfahrplan durchzuführen. Deutsche Konkurrenz war der
strengen Auflagen wegen, die die Siegermächte dem Deutschen Reich auferlegten, nicht zu befürchten. Die Post
und die wenig zahlreichen Passagiere
kamen in einem alten Peugeot als
Zubringer angefahren, passierten die
von den DMP- Beamten Zobrist und
Koschel durchgeführte Pass- und Zollkontrolle und wurden ohne Formalitäten von den Piloten Mittelholzer, Schaer, Pillichody oder Wyss in Empfang
genommen. 1923 begann sich die Stadt
Zürich für die neue Verkehrsart zu interessieren, sie mietete eine Baracke
hinter dem Wachtlokal. Mit der Leitung
der Bodenorganisation, Zoll- und Pas-
skontrolle wurde William Bethge, später Direktor des Zivilflugplatzes, betraut.
1926
Auch der Kanton wollte nicht mehr
länger abseits stehen: Die Stadt Zürich überliess dem Kanton die Führung
der Geschäfte und der Kanton erstellte
an der Autostrasse 1926 mit einem
Doppelhangar einen provisorischen
Flugbahnhof. Da der Flugplatz der Eidgenossenschaft gehörte, musste auch
mit dieser ein Arrangement getroffen
werden. Die Piste wurde gegen Entschädigung zur Verfügung gestellt,
ebenso die Funkstation im Unterriet
und die Sendeanlagen in Kloten. Ein
Meteorologe der Zentralanstalt beriet
die Piloten, und die Familie Pfister zum
«Löwen» sorgte für das leibliche Wohl
der Gäste des Flugplatz-Restaurants.
1929
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die
vorhandene Infrastruktur nicht mehr
genügte. 1929/30 erfolgte die Entwässerung des vom Kanton erworbenen
Gebiets auf dem Oberen Riet (Gemeindegebiet Wangen). Über das Ausbauprojekt referierte Regierungsrat
Rudolf Maurer an einer im Hotel «Bahnhof» am 8. September 1930 stattfindenden öffentlichen Versammlung. Um
die allgemeine Stimmung zu illustrieren, seien einige weitere Auszüge aus
den VVD-Protokollen zitiert: «Obschon
eine Agitation der Vorlage just in der
Gemeinde Dübendorf, wo man an die
20 Jahre mit der Fliegerei in engster
Verbindung steht, als nicht vonnöten
erscheint, dürfte es doch nicht überflüssig sein, auch hier zum Rechten zu
sehen, herrscht doch selbst bei kantonalen Parteileitungen Irrtum über die
Kreditvorlage, indem die jetzige Finanzvorlage allzuoft mit der eidgenössischen, welche 20 Millionen Franken für
den Bau von Militärflugzeugen fordert,
verwechselt wird — bewusst oder unbewusst —, derweil Militär- und Zivilflugwesen in Ziel und Zweck grundverschieden sind. Denn für ersteres heisst
es: Vaterländischer Dienst, dort interkantonale und internationale Verkehrsmittel».
Das Flugwesen im allgemeinen hat
Die Lage der beiden Flugplätze Dübendorf und Kloten
Die vorteilhafte Lage Klotens ist nicht zu übersehen (Bahnanschluss an die Strecke Zürich-Kloten-Winterthur).
Man beachte die allenfalls vorgesehene Pistenerweiterung beim Gfenn des Projekts «Dübendorf»!
eine rapide Entwicklung hinter sich,
vorab die Zivilfliegerei. Heute ist diese
immer noch sowohl in finanzieller wie
in organisatorischer Hinsicht Sache
Privater. Immerhin bedingt seine Entwicklung staatliche Kontrolle auf der
ganzen Linie, betreffe es die Flüge aus
geschäftlichem Interesse von Stadt zu
Stadt, von Land zu Land, oder betreffe
es Flüge aus Sportsgründen. Im Interesse des beschleunigten Post- und
Frachtverkehrs sind denn schon regelrechte Fahrpläne eingeführt.
Dübendorf darf nun füglich als Geburtsstätte des schweizerischen Flugwesens bezeichnet werden. Sein Werden ist der Initiative Privater zu verdanken, und heute noch ist das ganze
Zivilflugwesen Sache dieser verblieben. Allein diese Privaten — heute die
beiden Gesellschaften Ad Astra und
Balair — sind finanziell zu wenig fundiert; sie können das moderne, so bedeutungsvolle Verkehrsmittel ohne
Beihülfe von Bund und Kanton allein
nicht ausbauen. Und da das Flugwesen in Hinsicht darauf, dass es in ab-
sehbarer Zeit — gleich den Eisenbahnen und den Autos zum Allgemeingut
zu zählen sein wird, so ist nicht zu
umgehen, dass ihm auch von Staates
wegen Unterstützung zu teil wird, was
nun in letzter Etappe seitens des Kantons durch diese Vorlage geschehen
soll.
Man gibt sich wenig Rechenschaft,
was die Fliegerei bedeutet. Männiglich
beguckt und bewundert lediglich den
Maschinenvogel in der Luft, womit es
sein Bewenden hat. Nur zu gerne huldigt man auch der Ansicht, die Früchte
der neuen Kunst würden nur hohen
Herrschaften zu teil. Auch dieselbe Erfahrung wie annodazumal bei der Gründung von Eisenbahnen und später, als
die Autos die Strassen benützten.
Diese anfängliche Auffassung über die
genannten Verkehrsmittel hat indessen rasche und gründliche Wandlung
erfahren. Ein Gleiches wird sich bezüglich der Fliegerei vollziehen; wir stehen hart vor dem Übergang. Das bestätigen zwei Erscheinungen der letzten Woche: Die Stadt Zürich liess sich
die Blumen für ihren Blumentag per
Flugzeug aus Holland kommen, ein
Zeichen, dass das Flugzeug raschem
Frachtverkehr dient, zum andern sind
am selben Sonntag vom Flugplatz
Dübendorf an die 1000 Personen in die
Lüfte geflogen und zwar als Angehörige des Arbeiterstandes (Holzarbeitergewerkschaft Zürich und Umgebung),
teils aus Wissbegier, teils aus purem
Vergnügen. Einwandfreien Beweis hinsichtlich der Steigerung des Flugwesens, vorab im Interesse von Handel
und Industrie liegen aber in den Zahlen
der regierungsrätlichen Weisung zur
Vorlage: Mit 1923 verglichen, wurden
1929 6-mal mehr Flugbewegungen
ausgeführt und Passagiere befördert,
50-mal mehr Postsachen aufgegeben
und 90-mal mehr Frachtkilos spediert.
Diese Tatsachen würdigend, kaufte der
Kanton Gelände und sorgte für zweckmässige Instandstellung des Terrains.
(...) Eine Hauptsache fehlt ihm aber
noch: die Gebäulichkeiten, wie Stationsgebäude, sprich - Flugbahnhof -,
Hallen für die inländischen und Hallen
3
für die ausländischen Flugzeuge, ebensolche für die Sportsflieger, dazu andere zweckdienliche Bauten, alles in
allem Bauten, die mit einer Total-Ausgabensumme von 3,6 Millionen Franken veranschlagt wird. Erst, wenn
dieser Kredit für obige unausweichliche Bauten bewilligt werden, kann der
Zivilflugplatz Dübendorf seiner hohen
Aufgabe als erster Flugplatz in der
Schweiz gerecht werden.
1931
Das militärische Flugwesen steht seit
1914 in vaterländischem Dienst. Der
Bund wurde Eigentümer des jetzigen
Flugfeldes und lässt darauf das Militär
schulen und fliegen. Trotzdem gestattet er allen andern Flugzeugen die
Mitbenutzung des Feldes. Mit dem
Jahre 1931 allerdings will der Bund
Alleinbenützer des jetzigen Flugfeldes
sein.
Leider verneint die sozialdemokratische Partei die Kreditvorlage, doch
nicht aus sachlichen, lediglich aus parteipolitischen Gründen, da sie erst
andere Postulate verwirklicht haben
möchte. Allein mit dieser Stellungnahme ist dem Volke wenig gedient. Von
der Bauernschaft aber erhofft sich Herr
Regierungsrat Maurer Bejahung der
Vorlage, von der Annahme ausgehend,
dass sie stets für die Förderung des
Volkswohls im allgemeinen zu haben
sei und sie wohl wisse, dass ihre ExisDer Verein Forum
Flugplatz Dübendorf
Am 6.November 1990 gründeten wir den
Verein Forum Flugplatz Dübendorf mit dem
Zweck, die Bevölkerung im Einzugsgebiet
des Flugplatzes Dübendorf objektiv über
die Fluglärm-Problematik zu informieren.
Zuviel "Polemik" wurde bereits betrieben
und wichtige, grundsätzliche Fragen und
Tatsachen drohten in den Hintergrund abgeschoben zu werden. Inzwischen sind
über dieses Thema von uns zahlreiche
Artikel in verschiedenen Zeitungen erschienen und die Reaktionen bestätigen uns,
dass ein echtes Bedürfnis nach einer Versachlichung dieser komplexen Frage besteht. Das Forum Flugplatz Dübendorf ist
unabhängig und versucht die unterschiedlichen Standpunkte gegeneinander abzuwägen. Wir stehen jedoch zu unserer Landesverteidigung und sind auch vom Nutzen der Luftwaffe überzeugt.
Professionelle Fluglärmüberwachungsanlage
Seit April 1990 ist auf dem Militärflugplatz
Dübendorf eine Fluglärmüberwachungsanlage installiert, welche eine kontinuierliche Information der Lärmbelastung durch
4
tenz und ihr Wohlergehen damit zusammenhänge.»
Als das Zürcher Volk den Kredit verweigerte, trat die neugegründete Flugplatzgenossenschaft in die Lücke und
sicherte damit den Fortbestand des
Zürcher Luftverkehrs. Mit der Vereinigung von «Ad Astra» und «Balair» im
Jahre 1932 tauchte erstmals Flugmaterial aus den USA auf. Die berühmte
Lockheed-Orion steigerte die Geschwindigkeit um fast die Hälfte auf
240 km/h.
Anfänglich betrug der Personalbestand
kaum 20 Personen; schon 1938 waren
mehr als 200 Mitarbeiter eingestellt,
verteilt auf die «Swissair», die «Radio
Schweiz», die Flugplatzdirektion, den
Wetterdienst, die Zoll- und Postverwaltung.
Der 2. Weltkrieg mit seinem enormen
Rüstungsschub brachte neue Navigationshilfen, Grossraumflugzeuge mit
starken Motoren, die die Vorkriegsgeschwindigkeiten verdoppelten. Ohne
Kriegszwänge wären für solch revolutionäre Entwicklungen Jahrzehnte nötig gewesen.
Die Überlastung des Luftraumes über
dem Platz Dübendorf mit Zivil- und
Militärflugzeugen beeinträchtigte die
Sicherheit und gab zu berechtigten
Klagen Anlass. Es fehlte nicht an Versuchen, den Flugplatz für die Zivilluftfahrt zu erhalten; alle Projekte, die
den Militärflugbetrieb in Dübendorf ermöglicht. Rund um den Flugplatz sind an 10
Standorten Messmikrophone installiert. Von
jedem Mikrophon aus werden die Messwerte der zentralen Rechnerstation auf den
Flugplatz übermittelt.
Rund um die Uhr werden jede Sekunde diese Messwerte abgefragt und gespeichert.
Zurzeit ist eine erste Ausbauphase verwirklicht. Sie erlaubt die Erfassung und Verarbeitung sämtlicher Fluglärmereignisse. In
einer zweiten Phase, welche demnächst
zum Tragen kommt, werden diesen Lärmereignissen zusätzlich die Flugzeugnummern
und Flugwege automatisch zugeordnet. Die
dafür notwendigen Daten wird ein neues
Radarsystem liefern. Flugzeuge, welche die
festgelegten Lärmschwellenwerte überschreiten, werden ermittelt. Jedes Vorkommnis wird mit dem Piloten besprochen. Ziel
des BAMF sowie der Flugdienstleitung ist
es, optimale Flugverfahren durchzuführen,
Übertretungen festzustellen und korrigierend einzugreifen.
Die Fluglärmüberwachungsanlage ist weltweit die erste, welche für den militärischen
Flugbetrieb eingesetzt wird. Das BAMF leistet für die Bevölkerung rund um den Flugplatz Dübendorf damit eine echte Pionierar-
Anlagen zu erweitern, scheiterten jedoch an der Forderung nach einer zusätzlichen Piste quer zum Glattal.
1944
Die Dübendorfer mussten zur Kenntnis
nehmen, dass die alten Zeiten, in denen man Fluggeschichte unter seinesgleichen schreiben konnte, endgültig
der Vergangenheit angehörten. Nachdem das Flugzeug die ganze Welt erobert hatte, waren es nun Luftfahrtexperten ennet des grossen Wassers, die
Vorschriften erliessen, wie ein internationaler Flughafen auszusehen habe.
Die geforderte Hindernisfreiheit konnte
Dübendorf einfach nicht erbringen.
Zitat NZZ vom 19.11.1944: «Der Zürichberg bildet in der wegen der Windverhältnisse wichtigen Westrichtung für
Grossflugzeuge ein gefährliches Hindernis. Überdies verhindert die starke
Überbauung der Umgebung eine zweckmässige Anlage der Pisten. Dem Ausbau des Flugplatzes Dübendorf müsste
im Gegensatz zum Bau eines Flughafens Kloten wertvolles Kulturland und
ein Teil des Dorfes Gfenn geopfert
werden Auch müssten Bahnlinie und
Strasse Zürich-Uster in eine Unterführung verlegt werden.»
Der Regierungsrat des Kantons Zürich
genehmigte deshalb am 31. Juli 1944
das Flughafenprojekt Kloten.
beit. Die Beschaffungskosten beliefen sich
ohne Radar, auf rund 1,3 Millionen Franken.
Wohnen und Fluglärm
Wir setzen uns für eine sachliche Auseinandersetzung mit der Fluglärmproblematik
um den Flugplatz Dübendorf ein. Dabei
geht es uns in erster Linie um eine ganzheitliche Betrachtungsweise in folgendem
Umfeld:
• der Erfüllung einer Teilaufgabe der
Landesverteidigung durch den
Flugplatz.
• der Wohnsituation in Dübendorf
und Umgebung.
• einer gesunden wirtschaftlichen
Entwicklung der Region.
Es muss ein akzeptabler Weg beschritten
werden, um die bestehenden Zielkonflikte
zwischen Landesverteidigung, Wohnqualität und wirtschaftlicher Prosperität zu lösen.
Seit Bestehen des Militärflugplatzes Dübendorf ist Wohnen und Fluglärm möglich. Es
muss auch in Zukunft ein Weg beschritten
werden, der ein Nebeneinander von Militärfliegerei und Wohnen in Dübendorf und
Umgebung ermöglicht.
Der Zivilflugplatz Dübendorf in den Dreissigerjahren
Die geführte Kampagne zur Volksabstimmung vom 14. September 1930
über den Ausbau des Zivilflugplatzes
Dübendorf bewirkte in weiten Kreisen
echtes Interesse an der zivilen Fliegerei. Man wurde sich allmählich bewusst,
dass das Fliegen nicht nur eine Freizeitbeschäftigung der Reichen war,
sondern im Begriffe stand, eine volkswirtschaftliche Bedeutung zu bekommen. «Man hat auch die Gefahr erkannt, die darin besteht, dass der internationale Flughafen Dübendorf zugunsten anderer Plätze seine Bedeutung
verlieren müsste, wenn dessen Ausbau nicht an die Hand genommen wird.
Präsident Läuchli referiert über eine
mit Regierungsrat Maurer gepflogene
Unterredung betr. Ausbau des Zivilflugplatzes. Er führt aus, dass sich die
Städte Zürich und Winterthur entschlossen hätten, dieser zu gründenden Genossenschaft durch Beitritt und zur Verfügung-Stellung namhafter Beiträge
zum Erfolge zu verhelfen. Ein Risiko
sei ausgeschlossen, indem der Kanton
das ganze Areal innert 3-4 Jahren käuflich übernehmen werde, unter Rückzahlung der von Privaten und Gemeinden entlehnten Kapitalien. Es sei also
lediglich der Ausfall der Zinsen zu gewärtigen, der jedoch indirekt durch die
Es würde unserem Handel und Verkehr grosser Schaden zugefügt, das
Prestige des Kantons Zürich müsste
leiden». (Züricher Post Sept. 1931)
Um eben dieser Gefahr zu begegnen
taten sich bald nach dem negativen
Volksentscheid Männer aus allen in
Frage kommenden Kreisen zusammen,
um auf privater Basis zum Ziel zu kommen. Die Erstellung der erforderlichen
Hochbauten war unumgänglich, um
letztere doch noch zu ermöglichen,
war schon im Frühsommer 1931 eine
Initiative zur Schaffung eines modernen Flugplatzes ergriffen worden. Neben namhaften privaten Beiträgen sollten aber wieder öffentliche Mittel herangezogen werden. Der Kanton stellte
erhebliche finanzielle Beteiligung in
Aussicht, unter der Bedingung
allerdings, dass man ihm den späteren
Rückkauf der gesamten Anlage ermögliche. Ebenfalls beteiligten sich die Städte Zürich und Winterthur, sowie die
Gemeinden Dübendorf und Wangen.
Wie man damals in Dübendorf behördlicherseits dachte, möge ein Auszug
aus dem Protokoll des Gemeinderates
vom 17. September 1931 zeigen: «Herr
Gemeinde wieder eingenommen würde, indem man ein Mitspracherecht bei
Vergebung der Arbeiten erhalten würde. Sodann könnten ev. Arbeitslose
beschäftigt werden und auch anlässlich des Flugmeetings und ähnlicher
Veranstaltungen werde die Gemeinde
profitieren. Für Dübendorf käme ein
Beitrag von Fr. 10’000.- in Frage und
da es sich nicht um eine Ausgabe,
sondern nur um eine Verschiebung
eines Geldpostens handle, müsse ev.
die Gemeindeversammlung nicht begrüsst werden über diese Operation.
(...) Herr Schenkel (SP, Anm. des Autors) kann sich den übrigen Mitgliedern
anschliessen, nachdem er davon überzeugt worden ist, dass es sich hier
nicht um einen Beitrag "à fond perdu"
handle. (...) Auf Wunsch von Herrn
Bosshard wird noch der Nachsatz beigefügt, man wolle das zugesicherte
Mitspracherecht der Gemeinde wahren und auch die Arbeitslosen unserer
Gemeinde berücksichtigen.»
Das Projekt der Architekten Kündig &
Oetiker sah an der Strasse DübendorfWangen ein zweistöckiges Stationsgebäude mit angebautem einstöckigem Restaurant vor. Im Stationsgebäude waren untergebracht die Schalterräume von Post und Zoll, die Räume
der Flugplatzdirektion und der Fluggesellschaften, sowie Konferenz- und
Sani-tätszimmer. «Dazu kommt eine
Flug-zeugwerft, die an den vom Kanton erstellten Doppelhangar, der
nunmehr von der Flugplatzgenossenschaft übernommen werden soll, angebaut wird; sie soll der Schweizerischen Flugunternehmung Swissair ermöglichen, die Reparaturen der Flugzeuge für alle schweizerischen Flugplätze an einem Orte zu konzentrieren,
was dieser Anlage ihre besondere Bedeutung verleiht. Da die Werft schon
diesen Winter zur Verfügung stehen
muss, ist ihre Erstellung äusserst dringlich. Endlich wird ein weiterer Hangar
für die Privat- und Sportflieger geschaffen, der zwanzig Apparaten bequeme
Unterkunft bietet. Die Bauten, die den
modernen Anforderungen entsprechen
und solider Konstruktion sein werden,
dürften nach dem Urteil der konsultierten Fachleute dem Bedürfnis bis auf
weiteres genügen».
Am 4. Dezember 1931 fand die Gründung der «Flugplatzgenossenschaft»
statt, und mit dem Bau wurde unverzüglich begonnen. Das «Wochenblatt
des Bezirkes Uster», vormals «Dübendorfer Nachrichten», berichtete über
dieses Ereignis am 7. Dezember wie
5
folgt: «Der neue Zivilflugplatz Dübendorf. Am vergangenen Freitag fand im
Hotel «Baur au Lac» in Zürich die
Gründungsversammlung der Flugplatzgenossenschaft Zürich statt. Die
von ca. 40 Genossenschaftern besuchte Versammlung stellte fest, dass
das Genossenschaftskapital gezeichnet und zum grössten Teil einbezahlt
ist und genehmigte einstimmig die Statuten. In offener Abstimmung wurden
sodann in den Vorstand gewählt :
- Heinrich Hürlimann (Zürcher
Brauereien), Präsident
- Regierungspräsident Maurer,
Vizepräsident
- Stadtrat Baumann
- Dres.Pessina, Schöllhorn, Frey,
Häberlin, Landolt und Lüde
- Direktor Fischbacher
- Gemeindepräsident Karl Läuchli
(Dübendorf)
- H. Kracht (Zürcher Hotelierverein)
- W. Stäubli, Ingenieur
Die Übernahme der Werft durch die
Swissair erfolgte planmässig am 1. März
1932. Das Stationsgebäude und der
Sportfliegerhangar wurden am 16. Juli
1932 dem Betrieb übergeben. Mit diesem Datum wurde der alte Zivilflug-platz
an der Überlandstrasse verlassen und
die neue Anlage bezogen. Das 3. Internationale Flugmeeting, das vom 22.31.Juli stattfand, stellte für die neue
Anlage eine grosse Belastungs-probe
dar, die sie jedoch gut bestand. Der
Aufstieg von Professor Auguste Piccard
in die Stratosphäre brachte dem Zivilflugplatz einen erneuten Massenbesuch.
Aus der Flugplatzstatistik
Internationale und interne Linien
1930
1931
1932
Zahlende
Passagiere
18’213
22’366
28’441
Post
(kg)
141’646
231’198
206’424
Flugzeughalter
Fracht
(kg)
375’652
467’107
422’987
Tätigkeit der Sportflieger
1927
1928
1929
1930
1931
1932
1158
5103
6714
5497
10259
10256
Flüge mit
Flüge mit
Flüge mit
Flüge mit
Flüge mit
Flüge mit
163
838
1013
887
2227
2299
Stunden
Stunden
Stunden
Stunden
Stunden
Stunden
Destinationen und Herkunft
der Passagiere 1932 (Auswahl)
Ort
nach
von
Amsterdam
Basel
Berlin
Breslau
Budapest
Dortmund
Dresden
Frankfurt
Nürnberg
Genf
Leipzig
Hamburg
Hannover
Köln
Kopenhagen
London
Luzern
Lausanne
Malmö
Mailand
München
Paris
Prag
Salzburg
St. Gallen
Stuttgart
Wien
6
33
979
234
20
68
10
4
65
14
328
55
29
15
21
11
227
14
96
13
106
590
289
35
28
321
262
416
34
945
262
19
34
13
4
5
292
70
50
23
23
9
180
7
75
7
125
600
?
23
33
352
286
443
Immatr. Typ
O.V.L.
CH 180
Zürcher Flug Club CH 303
Ingenieur Tschudi CH 204
Zürcher Flug Club CH 209
Zürcher Flug Club CH 218
Läderach Dübendorf CH 228
O.V.L.
CH 236
Fräulein Trümpy
CH 241
Wyrsch Kriens
CH 253
Breitenbach Luzern CH 255
Hans Gerber Zürich CH 259
Robert Fretz Zürich CH 260
Oberst Bardet Düb. CH 265
Max Funk Zürich
CH 272
Kerschbaum LachenCH 275
Dr. Wettstein Zürich CH 276
Dr. Mauerhofer Wil CH 323
Dr. Nauer Zürich
CH 325
Dr. Nauer Zürich
CH 326
O.V.L.
CH 330
Alfred Comte Zürich CH 331
Alfred Comte Zürich CH 333
Robert Fretz Zürich CH 360
Willy Zietz Zürich
G-ABDX
Motor
AC 4 Gentleman Cirrus
Klemm L 20
Salmson
Klemm L 20
Salmson
Hopfner SH 528 Walter
Klemm L 26
Argus
Ra-Ka-Grasmücke Anzani
AC 4 Gentleman Cirrus
Klemm L 25 Ia
Salmson
DH Moth
Gipsy
Klemm L 25 Ia
Salmson
Boulton & Paul
Cirrus
DH Puss Moth
Gipsy
AC 4 Gentleman Cirrus
Klemm L 25 Ib
Salmson
Klemm L 26 IVb Genet
DH Puss Moth
Gipsy
DH Puss Moth
Gipsy
DH Puss Moth
Gipsy
DH Puss Moth
Gipsy
DH Puss Moth
Gipsy
AC 12
Argus
AC 12 E
Gipsy
Klemm Kl 32
Gipsy
DH Moth
Gipsy
Bemerkung
85 PS
40 PS
40 PS
85 PS
100 PS
40 PS
85 PS
40 PS
85 PS verkauft
40 PS
85 PS verkauft
110 PS
105 PS
40 PS
60 PS zerstört
110 PS
110 PS
85 PS
110 PS
85 PS
110 PS
110 PS
110 PS
100 PS
Jahrestotal 1932
Linie
Flüge
Zürich-Genf-Zürich
310
Zürich-Berlin-Zürich
408
Zürich-Basel-Zürich
351
Zürich-Wien-Zürich
616
Zürich-London-Zürich
245
Zürich-Paris-Zürich
309
Zürich-St.Gallen Zürich
305
Zürich-Luzern-Zürich
55
Zürich-Mailand-Zürich
77
Regelmässige Linien
2676
Sonderflüge
1126
Rund- Alpen- Fotoflüge
355
Schul- Probe-Trainingsfl. 9093
Total
13250
Passagiere
1578
1748
883
2358
1101
1460
775
38
266
10207
1002
1785
Post
(kg.)
2391
6925
1727
8013
2888
3108
10428
51
35531
584
Fracht
(kg.)
5384
22444
1273
7057
8583
8604
533
53
244
54175
5525
Gepäck
(kg.)
2629
4167
569
8182
2093
1444
108
67
767
20026
217
12994
36115
59673
20243
1932 tauchte erstmals...
... Flugmaterial aus den USA auf. Die
Lockheed-Orion steigerte die Geschwindigkeit im Reiseflug von bisher
160 km/h auf 240 km/h. 1935 folgte die
Express-Strecke Zürich-Basel-London
mit DC 2, 1937 Zürich-Wien direkt. Der
Personalbestand betrug anfänglich
kaum 20 Personen, aber schon 1938
war er auf mehr als 200 angewachsen,
verteilt auf die Swissair, die RadioSchweiz, die Flugplatzdirektion, den
Wetterdienst, die Zoll- und die Postverwaltung.
Mit Kriegsausbruch 1939 wurden die
den Zivilflugplatz berührenden Verkehrs-flüge schlagartig eingestellt. Die
«Swis-sair» sah sich deshalb veranlasst, ihren Personalbestand drastisch
einzuschränken, da fast alle Einnahmen aus dem Flugverkehr ausblieben.
Aus einem Schreiben der Flugplatzgenossenschaft an ihre Vorstandsmitglieder vom 23. November 1939: «Ein
grosser Teil der Räumlichkeiten des
Empfangsgebäudes ist zur Zeit durch
Militär besetzt. Postverwaltung und
Kanton haben uns gegenüber erklärt,
ihre bisherigen vertraglichen Verpflichtungen trotz des eingeschränkten Betriebes voll und ganz zu erfüllen, und
auch die Zollbehörden leisten nach wie
vor ihre bisherige Vergütung für Reinigung, Beleuchtung und Heizung.
Auch der Restaurateur wird bis Ende
des Jahres seinen vertraglichen
Verpflichtungen restlos nachkommen.
Junker G-38 Goliath am Flugmeeting 1932 in Dübendorf.
Es soll jedoch aufgrund der mit ihm
gehabten Besprechungen festgestellt
werden, wie sich seine Einnahmen durch
den Ausfall seiner bisherigen Kundschaft
und an-derseits durch den Zuwachs der
neuen Kundschaft (Militär) weiter
entwickeln.
Das Bauprojekt, das vor Kriegsausbruch
wegen des bei der «Swissair»
herrschenden Platzmangels geprüft und
über das der Vorstand seinerzeit
orientiert wurde, tritt angesichts der
veränderten Verhältnisse naturgemäss
wieder in den Hintergrund. Der
Ausschuss wird wird indessen diese
Frage in der Zwischenzeit weiter
verfolgen, um nach einer Beendi-gung
des Krieges mit den vorbereiten-den
Arbeiten so weit zu sein, dass je nach
der dannzumaligen Lage die nötigen
baulichen Massnahmen unver-züglich
ergriffen werden können.
Die Privatflieger sind durch den Kriegausbruch in eine sehr ungünstige Lage
gekommen. Die Benützung ihrer Flugzeuge ist ihnen aus militärischen Gründen nicht mehr möglich. Um mit ihnen zu
einer annehmbaren Lösung zu kommen, haben wir ihnen offeriert, ihre Flugzeuge so einzulagern, dass sie nur mit
einem Mietzins von 50 Franken pro Jahr
und Flugzeug belastet werden.»
Hugo Maeder
Kontinuierliche Abnahme
der Jet-Starts auf dem
Flugplatz Dübendorf
16000
14000
12000
10000
8'229
7'997
8'982
10'925
12'625
12'997
13'998
2000
13'761
4000
14'906
6000
15'993
8000
0
1985 1986 1987 1988 1989 1
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Forum Flugplatz Dübendorf
Unter diesem Namen wurde Anfang November
1990 in Dübendorf ein unabhängiger Verein im
Sinne von Art.60/ZGB gegründet mit dem
Zweck, die immer wiederkehrende Frage des
Militärfluglärms auf einer sachlichen Basis zu
diskutieren. Wir bekennen uns zur Notwendigkeit einer glaubwürdigen Landesverteidigung,
welche auch eine effiziente Flugwaffe beinhaltet. Die damit verbundene Lärmbelastung erscheint uns als ein Teil des Preises, den wir zur
Erhaltung dieser Glaubwürdigkeit zu bezahlen
haben.
Auch wir treten für Lebensqualität im Raum
Dübendorf ein. Wir unterstützen Anstrengungen, die unternommen werden, um den Militärfluglärm so gering wie möglich zu halten. Das
notwendige Training der Flugwaffe zur Erfüllung ihrer Aufgabe darf aber dadurch nicht
beeinträchtigt werden. Niemand kann für Lärm
sein, aber im Gegensatz zum Verein “Bürger
und Bürgerinnen gegen den Fluglärm” betrachten wir die Fluglärm-Problematik in einem grösseren Zusammenhang.
Wir sind weder ein kultureller Verein mit regelmässigen Zusammenkünften und Mitgliederversammlungen noch eine Konkurrenz zu Parteien. Wir können aber mit unserer Arbeit
politische Parteien, die ebenfalls zu einer glaubwürdigen Landesverteidigung stehen, unterstützen oder ergänzen.
Es freut uns sehr, wenn Sie unserem Verein
beitreten und danken für Ihre Unterstützung.
Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung!
Beitrittserklärung zum Verein Forum Flugplatz Dübendorf
Anmeldung:
Adresse:
Hiermit beantrage ich, dem Verein Forum Flug-
Name:
platz Dübendorf beizutreten und bestätige
Vorname: .......................................................
gleichzeitig, nicht Mitglied der GSoA, des Ver-
Strasse:
eins "Bürger und Bürgerinnen gegen den Flug-
PLZ / Ort: .......................................................
lärm" oder einer ähnlichen, gegen unsere Luft-
Telefon P: .......................................................
.......................................................
.......................................................
waffe und Landesverteidigung gerichteten Organisation zu sein.
Unterschrift: .....................................................
Bitte senden Sie uns diese Anmeldung mit
Datum:
.......................................................
gleichzeitiger Einzahlung des Mitgliederbeitrages von Fr. 25.-- auf unser Postcheck-Konto zu.
Postfach 1085, 8600 Dübendorf, Postkonto: 80-47799-0
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