NÖTIGE VORLAUFZEIT WÄREN SECHS BIS ACHT WOCHEN

Holzbau
lität auf ganz Deutschland ist geplant. Bezüglich des Holzverbrauchs pro Flüchtling gibt
Christian Kaufmann, Geschäftsführer von
Kaufmann Bausysteme, einen Hinweis.
Beim realisierten Projekt in Hannover
brauchte man 5,1 m3 pro Bewohner. Würde
das Gebäude allerdings mit Stock- oder Doppelbetten ausgestattet, würde sich der ProKopf-Verbrauch halbieren.
Es hängt auch von der Konstruktionsweise
ab. Österreichische oder süddeutsche Architekten setzten in realisierten Projekten auch
Massivholzdecken oder -wände ein. Der
Holzbaubetrieb Opitz setzt etwa auf eine mit
OSB ausgesteifte KVH-Konstruktion.
Der Holzwerkstoffkonzern Egger hat in
Zusammenarbeit mit dem Architekten
Bruno Moser ebenfalls ein Konzept für
Flüchtlingsbauten erstellt. Zimmerer erzeugen auf Basis einer Montageanleitung vorgefertigte Elemente aus OSB Top 4-Platten.
Diese werden auf der Baustelle zu 2,8 mal 2,8
mal 11,4 m großen Modulen zusammengesetzt. Inklusive Transport und Montage, aber
ohne Fundament, Anschlüsse, Möblierung
kostet diese Bauweise 1100€/m2 (netto).
Holz ist zur Genüge da
Der Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DeSH) schaltete sich vergangene
Woche mit einer Pressemittelung zur Holzverfügbarkeit ein. „Es ist ausreichend
Schnittholz vorhanden und auch die Kapazitäten für eine Steigerung stehen bereit“,
machte Geschäftsführer Lars Schmidt klar.
Eine Steigerung der Produktion um
2 Mio. m3/J sei auf jeden Fall machbar. Zudem könnte man Exportmengen im Land
behalten. Laut DeSH stünden der Baubranche damit weitere 2 bis 3 Mio. m3/J zur Verfügung. Der Industrieverband rechnet weiter
vor, dass mit insgesamt 5 Mio. m3 jährlich
89.000 Wohneinheiten errichtet werden
könnten. Allerdings wird in diesem Beispiel
eine Belegung wie in einem Einfamilienhaus
(fünf Personen, 100 m2, 55 m3 Holzverbrauch) angenommen. Bei effizienterer
Raumnutzung und mehrgeschossigen Bauten muss man diese Zahl wohl verdoppeln.
Wider das „Barackenimage“
Bleibt die Frage: Wer soll das alles bauen?
Während sich die Zimmerer der Thematik offensiv annehmen, winkt die (sehr gut ausgelastete) deutsche Fertighausindustrie ab. „In
kurzer Zeit deutlich mehr neuen Wohnraum
zu schaffen, als bislang vorhergesehen ist,
lassen die vollen Auftragsbücher vieler Fertighaus-Hersteller nicht zu“, erklärt schon
Ende Oktober Johannes Schwörer, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher FerLink-Tipps:
www.wohnraum-fuer-fluechtlinge.info
www.schneller-wohnraum.de
www.seekirchen-hilft.at
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48 | 26.11.2015
Nötige Vorlaufzeit wären
sechs bis acht Wochen
Unterkunft für
60 bis 160 Menschen
Die genaue Zahl an Flüchtlingsunterkünften kann ich nicht vorhersagen.
Aufgrund der Dringlichkeit werden es
schon bald einige Hundert Einheiten
sein.
Wir haben schon erste Erfahrungen mit
Holzbauten als Flüchtlingsunterkünften
gesammelt. Zur Stunde läuft ein erster
Auftrag für eine Winterunterkunft. Eine
mündliche Zusage der eigens entwickelten Flexi Homes ist erteilt.
Der Holzverbrauch pro Bewohner ist
ebenfalls nicht konkret zu beantworten.
Das hängt davon ab, wie die Belegung
der Heime ausfällt. Bei unserem Projekt
in Hannover sind fünf Menschen in einer
Wohneinheit mit je drei Modulen vorgesehen. In diesem Fall sprechen wir von
5,1 m3 je Bewohner. Würde das Heim
aber mit Doppelbetten- oder Stockbetten belegt, halbiert sich der Verbrauch.
Die nötige Vorlaufzeit zur Errichtung
einer Flüchtlingsunterkunft in Holz
hängt vom System ab. Wenn wir eine
bereits vorhandene Lösung umsetzen,
könnten wir nach sechs bis acht Wochen
mit der Fertigung starten. Pro Tag bauen
wir drei Module. Bei der Montage schaffen wir zwölf Module täglich.
Fertigungskapazitäten sind derzeit noch
vorhanden. Wir rechnen aber mit einigen Projekten, die auf uns zukommen.
Bei Bedarf können wir die Kapazitäten
ausbauen.
Christian Kaufmann ist Geschäftsführer
von Kaufmann
Bausysteme. Das
Vorarlberger
Unternehmen realisiert bereits zwei
Flüchtlingsheime
in Ulm und Hannover.
tigbau.
Der Fertighausbau sieht sich auch als qualitativ zu hochwertig für temporäre Flüchtlingsbauten. „Das Produkt der Fertighaushersteller ist das individuell geplante und
hochwertige Zuhause, nicht der schnelle
und billige Behelfsbau.“
In dasselbe Horn stößt der oberösterreichische Holzbauunternehmer Hans-Christian Obermayr, der unter anderem im hochwertigen Holzmodulbau tätig ist. „Beim
Thema Flüchtlingsunterkünfte aus Holz ist
eine gewisse Vorsicht geboten“, gibt er im
Holzkurier-Interview zu bedenken. Reine
Flüchtlingsquartiere ohne sinnvolle Nachnutzung seien Verschwendung volkswirtschaftlichen Vermögens – und könnten ein
mühsam aufgebautes Image beschädigen.
„Wenn wir die Unterkünfte unter Missachtung bautechnischer Vorschriften in Holz
bauen, sind wir rasch wieder dort, wovon wir
Diese Unterkunft gibt es in vier Typen für
60 oder 80 Bewohner (eingeschossig)
beziehungsweise 120 oder 160 Bewohner (zweigeschossig). Die Konstruktion
beruht auf mit OSB ausgesteiften KVHStändern. Zelte und Blechcontainer helfen nicht weiter, wenn der Winter vor der
Tür steht.
Die Flexi Homes werden ab Anfang Dezember in der Opitz Zukunftsfabrik in
Neuruppin produziert und sollen Ende
Februar bezugsfertig sein.
Das Wichtigste bei der Konstruktion und
beim Bau von Flüchtlingsunterkünften
ist die unbedingte Einhaltung des F30Brandschutzstandards und die Sicherung von Fluchtwegen. Weiters ist ein
möglichst hoher Vorfertigungsgrad vorteilhaft, der geringe Montagezeiten ermöglicht. Unabdingbar ist zudem die
gute Isolierung, welche wir mit unserer
Holztafelbauweise erreichen. Vorteilhaft
ist, wenn die Konzeption weitere Nutzungen ermöglicht, etwa den Zusammenschluss zu größeren Einheiten, die
als Kindertagesstätten oder Büros verwendet werden können.
Martin Opitz ist geschäftsführender
Gesellschafter
beim Brandenburger Holzbauunternehmen Opitz mit
Niederlassungen
in NordrheinWestfalen und
Sachsen-Anhalt.
mit proHolz in den vergangenen 25 Jahren
mit viel Aufwand weggekommen sind bei
den Baracken.“
Aus Obermayrs Sicht müssen Neubauten
für Flüchtlinge zumindest auf den Standard
des sozialen Wohnbaus nachrüstbar sein
und nach Ende der Flüchtlingskrise eine vernünftige Nachnutzung erfahren. „Da gehört
dann auch eine entsprechende Architektur
dazu, die ich zurzeit fast zur Gänze vermisse“,
erklärt der Geschäftsführer von Obermayr
Holzkonstruktionen, Schwanenstadt.
Jobs für Flüchtlinge
Ein noch kaum diskutierter Aspekt der
Flüchtlingswelle sind Jobs. Peter Fickler, Präsident des Bayerischen Sägewerksverbands,