Holzbau lität auf ganz Deutschland ist geplant. Bezüglich des Holzverbrauchs pro Flüchtling gibt Christian Kaufmann, Geschäftsführer von Kaufmann Bausysteme, einen Hinweis. Beim realisierten Projekt in Hannover brauchte man 5,1 m3 pro Bewohner. Würde das Gebäude allerdings mit Stock- oder Doppelbetten ausgestattet, würde sich der ProKopf-Verbrauch halbieren. Es hängt auch von der Konstruktionsweise ab. Österreichische oder süddeutsche Architekten setzten in realisierten Projekten auch Massivholzdecken oder -wände ein. Der Holzbaubetrieb Opitz setzt etwa auf eine mit OSB ausgesteifte KVH-Konstruktion. Der Holzwerkstoffkonzern Egger hat in Zusammenarbeit mit dem Architekten Bruno Moser ebenfalls ein Konzept für Flüchtlingsbauten erstellt. Zimmerer erzeugen auf Basis einer Montageanleitung vorgefertigte Elemente aus OSB Top 4-Platten. Diese werden auf der Baustelle zu 2,8 mal 2,8 mal 11,4 m großen Modulen zusammengesetzt. Inklusive Transport und Montage, aber ohne Fundament, Anschlüsse, Möblierung kostet diese Bauweise 1100€/m2 (netto). Holz ist zur Genüge da Der Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DeSH) schaltete sich vergangene Woche mit einer Pressemittelung zur Holzverfügbarkeit ein. „Es ist ausreichend Schnittholz vorhanden und auch die Kapazitäten für eine Steigerung stehen bereit“, machte Geschäftsführer Lars Schmidt klar. Eine Steigerung der Produktion um 2 Mio. m3/J sei auf jeden Fall machbar. Zudem könnte man Exportmengen im Land behalten. Laut DeSH stünden der Baubranche damit weitere 2 bis 3 Mio. m3/J zur Verfügung. Der Industrieverband rechnet weiter vor, dass mit insgesamt 5 Mio. m3 jährlich 89.000 Wohneinheiten errichtet werden könnten. Allerdings wird in diesem Beispiel eine Belegung wie in einem Einfamilienhaus (fünf Personen, 100 m2, 55 m3 Holzverbrauch) angenommen. Bei effizienterer Raumnutzung und mehrgeschossigen Bauten muss man diese Zahl wohl verdoppeln. Wider das „Barackenimage“ Bleibt die Frage: Wer soll das alles bauen? Während sich die Zimmerer der Thematik offensiv annehmen, winkt die (sehr gut ausgelastete) deutsche Fertighausindustrie ab. „In kurzer Zeit deutlich mehr neuen Wohnraum zu schaffen, als bislang vorhergesehen ist, lassen die vollen Auftragsbücher vieler Fertighaus-Hersteller nicht zu“, erklärt schon Ende Oktober Johannes Schwörer, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher FerLink-Tipps: www.wohnraum-fuer-fluechtlinge.info www.schneller-wohnraum.de www.seekirchen-hilft.at 12 48 | 26.11.2015 Nötige Vorlaufzeit wären sechs bis acht Wochen Unterkunft für 60 bis 160 Menschen Die genaue Zahl an Flüchtlingsunterkünften kann ich nicht vorhersagen. Aufgrund der Dringlichkeit werden es schon bald einige Hundert Einheiten sein. Wir haben schon erste Erfahrungen mit Holzbauten als Flüchtlingsunterkünften gesammelt. Zur Stunde läuft ein erster Auftrag für eine Winterunterkunft. Eine mündliche Zusage der eigens entwickelten Flexi Homes ist erteilt. Der Holzverbrauch pro Bewohner ist ebenfalls nicht konkret zu beantworten. Das hängt davon ab, wie die Belegung der Heime ausfällt. Bei unserem Projekt in Hannover sind fünf Menschen in einer Wohneinheit mit je drei Modulen vorgesehen. In diesem Fall sprechen wir von 5,1 m3 je Bewohner. Würde das Heim aber mit Doppelbetten- oder Stockbetten belegt, halbiert sich der Verbrauch. Die nötige Vorlaufzeit zur Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft in Holz hängt vom System ab. Wenn wir eine bereits vorhandene Lösung umsetzen, könnten wir nach sechs bis acht Wochen mit der Fertigung starten. Pro Tag bauen wir drei Module. Bei der Montage schaffen wir zwölf Module täglich. Fertigungskapazitäten sind derzeit noch vorhanden. Wir rechnen aber mit einigen Projekten, die auf uns zukommen. Bei Bedarf können wir die Kapazitäten ausbauen. Christian Kaufmann ist Geschäftsführer von Kaufmann Bausysteme. Das Vorarlberger Unternehmen realisiert bereits zwei Flüchtlingsheime in Ulm und Hannover. tigbau. Der Fertighausbau sieht sich auch als qualitativ zu hochwertig für temporäre Flüchtlingsbauten. „Das Produkt der Fertighaushersteller ist das individuell geplante und hochwertige Zuhause, nicht der schnelle und billige Behelfsbau.“ In dasselbe Horn stößt der oberösterreichische Holzbauunternehmer Hans-Christian Obermayr, der unter anderem im hochwertigen Holzmodulbau tätig ist. „Beim Thema Flüchtlingsunterkünfte aus Holz ist eine gewisse Vorsicht geboten“, gibt er im Holzkurier-Interview zu bedenken. Reine Flüchtlingsquartiere ohne sinnvolle Nachnutzung seien Verschwendung volkswirtschaftlichen Vermögens – und könnten ein mühsam aufgebautes Image beschädigen. „Wenn wir die Unterkünfte unter Missachtung bautechnischer Vorschriften in Holz bauen, sind wir rasch wieder dort, wovon wir Diese Unterkunft gibt es in vier Typen für 60 oder 80 Bewohner (eingeschossig) beziehungsweise 120 oder 160 Bewohner (zweigeschossig). Die Konstruktion beruht auf mit OSB ausgesteiften KVHStändern. Zelte und Blechcontainer helfen nicht weiter, wenn der Winter vor der Tür steht. Die Flexi Homes werden ab Anfang Dezember in der Opitz Zukunftsfabrik in Neuruppin produziert und sollen Ende Februar bezugsfertig sein. Das Wichtigste bei der Konstruktion und beim Bau von Flüchtlingsunterkünften ist die unbedingte Einhaltung des F30Brandschutzstandards und die Sicherung von Fluchtwegen. Weiters ist ein möglichst hoher Vorfertigungsgrad vorteilhaft, der geringe Montagezeiten ermöglicht. Unabdingbar ist zudem die gute Isolierung, welche wir mit unserer Holztafelbauweise erreichen. Vorteilhaft ist, wenn die Konzeption weitere Nutzungen ermöglicht, etwa den Zusammenschluss zu größeren Einheiten, die als Kindertagesstätten oder Büros verwendet werden können. Martin Opitz ist geschäftsführender Gesellschafter beim Brandenburger Holzbauunternehmen Opitz mit Niederlassungen in NordrheinWestfalen und Sachsen-Anhalt. mit proHolz in den vergangenen 25 Jahren mit viel Aufwand weggekommen sind bei den Baracken.“ Aus Obermayrs Sicht müssen Neubauten für Flüchtlinge zumindest auf den Standard des sozialen Wohnbaus nachrüstbar sein und nach Ende der Flüchtlingskrise eine vernünftige Nachnutzung erfahren. „Da gehört dann auch eine entsprechende Architektur dazu, die ich zurzeit fast zur Gänze vermisse“, erklärt der Geschäftsführer von Obermayr Holzkonstruktionen, Schwanenstadt. Jobs für Flüchtlinge Ein noch kaum diskutierter Aspekt der Flüchtlingswelle sind Jobs. Peter Fickler, Präsident des Bayerischen Sägewerksverbands,
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