1400 Glückwünsche im Jahr - Evangelische Sonntags

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24 · 1. November 2015 · Sonntags-Zeitung
GEMEINDEREPORT
1400 Glückwünsche im Jahr
In der Kirchengemeinde Heftrich-Bermbach ist den Mitarbeitern persönliche Ansprache wichtig • Von Theresa Röser
F
ünf Dinge, die Sie für ihre
Gemeinde tun können«
steht auf dem Zettel, den
Pfarrer Markus Eisele regelmäßig
an die Gemeindemitglieder verteilt. Hausmeisterdienst, das Austragen der Gemeindebriefe oder
Kochen für den Kindergottesdienst sind aufgelistet. Die Kirchengemeinden Heftrich und
Bermbach im Dekanat Idstein
fordern so Gemeindemitglieder
auf, sich zu engagieren.
Der persönliche Kontakt ist Eisele wichtig. Eine Glückwunschkarte bekommen alle Gemeindemitglieder zu jedem Geburtstag.
Dafür haben die Mitarbeiter eine
eigene Gemeindepost eingerichtet. »Das Briefporto für so viele
Umschläge könnten wir finanziell gar nicht stemmen«, sagt Eisele. Gemeindemitglieder verteilen die Briefe, fahren sie aus, werfen sie ein oder geben sie ab. Die
Karten sind, sortiert nach Altersgruppen, alle individuell gestaltet. Immer nach Weihnachten
bedruckt, beklebt und bemalt eine Gruppe Frauen und Männer
die Karten für das kommende
Jahr. »Wir erleben eine Gesellschaft, die sehr aufmerksam ist«,
HEFTRICH-BERMBACH
Fotos: Kirchengemeinde Heftrich-Bermbach (2); Theresa Röser (1)
Heftrich, Bermbach, NiederOberrod und Kröftel bilden die
Kirchengemeinde von Pfarrer
Markus Eisele. Neben der Kinderund Jugendarbeit gehört auch
ein Geburtstagsgruß für jedes
Mitglied zum Programm der
Gemeinde im Dekanat Idstein.
■ Kirchengemeinde Heftrich,
Bermbach, Nieder-Oberrod, Kröftel
Pfarrer Markus Eisele
Neugasse 6
65510 Idstein-Heftrich
Telefon 0 61 26/5 52 22
E-Mail ev.kirchengemeinde.heftrich
@ekhn-net.de
www.heftrich-evangelisch.de
Beim »Action«-Samstag entdecken die Kinder den Wald zwischen Heftrich und Bermbach mit Pfarrer
Markus Eisele (oben). Gemeinsam mit den Kirchenvorsteherinnen Beate Demmer und Ursula Kilb leitet
Eisele die beiden Gemeinden mit den Kirchen in Heftrich und Bermbach (Bilder unten).
sagt Eisele. »Da dürfen wir als Kirche nicht nachlassen.« Deshalb
sei die persönliche Ansprache
wichtig.
Rund 1400 Gemeindemitglieder haben die beiden partnerschaftlich verbundenen Kirchengemeinden Heftrich und Bermbach. »Unsere Gemeinden leben
von den guten Beziehungen«,
sagt Beate Demmer. Der Kirchenvorsteherin aus Heftrich ist wichtig, dass das Miteinander bestehen bleibt. »Wir wollen die Qualität der Gemeindearbeit aufrecht-
erhalten.«
Zwar sind die beiden Gemeinden eigenständig, doch die Kirchenvorsteher tagen gemeinsam.
Sechs Jugenddelegierte sitzen im
neuen Kirchenvorstand. Die Jungen und Mädchen sind in den Orten aufgewachsen, arbeiteten
nach der Konfirmation mit und
leiten nun mit den Kirchenvorstehern die Gemeinde.
Die Kinder feiern den ganzen
Vormittag einen Gottesdienst
Die Kinder- und Jugendarbeit gehört zu den festen Bestandteilen
des Gemeindelebens. An jedem
zweiten Samstag im Monat lädt
die Gemeinde zum Kindergottesdienst-Tag. Vier Stunden lang singen, basteln, beten und essen die
Kinder mit dem Team aus Ehrenamtlichen und Pfarrer. Es gibt einen Kinder- und Jugendchor,
Kinderbibel-Tage, »Action«-Wochenenden, Ferienspiele, einen
betreuten Spielkreis und den Kindergarten »Die kleinen Strolche«.
Im Jugendraum bieten die Betreuer Freizeitangebote an, es gibt Filme und Gesellschaftsspiele. Studenten aus Idstein betreuen die
Jugendlichen. Die Gemeinde bezahlt sie. »Sie haben einen ganz
anderen Zugang zu den Jugendlichen«, sagt Demmer. Das sei
den Mitarbeitern wichtig. »In ihrem Raum können die Jugendlichen unter sich bleiben.«
Im nächsten Jahr feiert Eisele
Jubiläum. Dann ist er zehn Jahre
Seelsorger in den beiden Orten im
Dekanat Idstein. Am 1. Januar
vergrößert sich sein Bezirk. Die
Kirchengemeinde verwaltet die
beiden Idsteiner Ortsteile NiederOberrod und Kröftel schon seit einiger Zeit, doch dann gehören sie
komplett zur Gemeinde.
»Der größte Unterschied zwischen Heftrich und Bermbach ist
der Wohnort des Pfarrers«, sagt
Eisele und lacht. »In Heftrich gibt
es seit mehr als 800 Jahren eine
Kirche«, erläutert er. Das kirchliche Leben in Bermbach sei deutlich jünger. »Das Gebäude ist erst
40 Jahre alt, seit den 1990er Jahren gibt es einen sakralen Raum«,
erklärt die Kirchenvorsteherin Ursula Kilb. »Deshalb orientiert sich
ein großer Teil des Gemeindelebens immer noch nach Heftrich.« Dort bestehe ein traditioneller Ortskern, während der
Nachbarort von Zugezogenen geprägt sei. »Das macht die Sache
spannend«, findet der Pfarrer.
Seine Kirchengemeinde sei
selbstbewusst, offen und aufgeschlossen, sagt Eisele. Sie habe
sich immer weiterentwickelt.
Rund 120 Ehrenamtliche arbeiten mit und die Kirchengemeinde
ist mit ihren Aktivitäten auch fester Bestandteil des Dorflebens.
Mit einem Gottesdienst beginnt
auch das traditionelle Traktortreffen. »Das haben sich die Teilnehmer gewünscht«, sagt Eisele. Als
die Gemeinde die Orgel vor zwei
Jahren sanierte, spendeten viele
Vereine, Initiativen, Parteien und
Familien.
In Heftrich feiert der Pfarrer jeden Sonntag um 10 Uhr Gottesdienst. In Bermbach gibt es seit
drei Jahren einmal im Monat einen Spätschichtgottesdienst am
Sonntagabend. »Sonst müssten
wir schon um neun Uhr Gottes-
dienst feiern«, sagt Eisele. »Viele
sind aber lieber nach Heftrich gefahren, als um neun Uhr in Bermbach in der Kirche zu sitzen.« Die
Spätschichtgottesdienste seien eine Möglichkeit, besonders Jugendliche und Familien anzusprechen, erklärt Kilb. Zu den
Themengottesdiensten lädt die
Gemeinde Psychologen, Physiker
oder Historiker ein. Es gibt eine
moderne Liturgie und Gespräche.
Den Zugang zur Kirche für alle
möchte Eisele mit Glaubenskursen gestalten. Ein Kurs lief bereits.
An acht Abenden entdeckten die
Teilnehmer ihren eigenen Glauben. Mit einem Anschreiben hatte sich der Pfarrer an Einwohner
gewandt, die aus der Kirche ausgetreten waren. »Es war ein unverbindliches Angebot, wieder einen
Bezug zur Kirche zu finden«, erklärt Eisele. Die Aktion hatte Erfolg. »Der Glaubenskurs hat zu einigen Wiedereintritten geführt.«
Viel zu investieren, sagt der Pfarrer, sei wichtig. »Nur so funktioniert es.«
DREI FRAGEN AN ...
... Ursula Kilb, Kirchenvorsteherin der Kirchengemeinde
Bermbach:
?
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in
der Gemeinde?
Im Gottesdienst unter Gleichgesinnten.
Welcher Kirchenmann/welche Kirchenfrau beeindruckt
Sie?
?
Papst Franziskus.
?
Welches ist Ihr liebstes
Kirchenlied?
»Großer Gott, wir loben Dich«.