ALFA-Fraktion Ludwigshafen Haushaltsrede ALFA-Fraktion Ludwigshafen Moltkestr. 8 67059 Ludwigshafen ALFA-Fraktion LU • Moltkestr. 8 • 67059 Ludwigshafen Andreas Kühner • Fraktionsvorsitz Norbert Grimmer • Stv. Vorsitz Jörg Matzat • Stv. Vorsitz Oliver Sieh Andreas Hofmeister• Geschäftsführer Ludwigshafen, 07.12.2015 Redebeitrag des Fraktionsvorsitzenden Andreas Kühner zum 1. Nachtrags-Haushalt 2016 bei der Stadtratssitzung am 07.12.2015 (es gilt das gesprochene Wort) Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ludwigshafen, sehr geehrte Frau Vorsitzende Dr. Lohse, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtvorstandes, werte Mitglieder des Stadtrates und Vertreter der Presse, wir sprechen heute über den 1. Nachtrags-HH 2016. Dieser ist aber gleichzeitig aber bereits der 3. Nachtrags-HH seit Verabschiedung des Doppel-HH vor gut einem Jahr. Was heißt das? Zunächst einmal heißt dies, dass alle Planung des Stadtvorstandes auf falschen Annahmen beruhten, da wir sonst nicht bereits die 3. Korrektur erleben müssten und der eigentliche Skandal ist, dass wir bereits den nächsten Nachtrags-HH schon in der Ankündigung haben. Zukunftsorientierte und verlässliche Planung sieht anders aus. Wir erleben hier eine unseriöse Haushaltspolitik auf Finanz-Jongleur-Niveau! Was sollten wir allgemein hieraus für die Zukunft lernen: Keine Doppelhaushalte mehr! Ich darf nun mit einem Zitat fortfahren: „ Dennoch und vor allem in Anbetracht der sich abzeichnenden zukünftigen Fehlbeträge steuert die Stadt Ludwigshafen darauf zu, sich zu überschulden. Die Ausweisung eines nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrages stellt einen erheblichen Rechtsverstoß dar, den es zu vermeiden gilt (§ 93 VI GemO). Quelle: ADD, Schreiben vom 30.10.2015 zum 2. Nachtrags-HH , S. 9 unten. Seite 1 von 4 ALFA-Fraktion Ludwigshafen Moltkestr. 8 67059 Ludwigshafen Werte Damen und Herren, das ist nicht von der ALFA-Fraktion oder der Rheinpfalz behauptet, das steht genauso in dem Beanstandungsschreiben der ADD vom 30.10.2015 an die Stadt Ludwigshafen! Man braucht nun keine Kristallkugel, um bei dem derzeitigen Finanzgebaren unserer Stadtspitze – gedeckt durch die 2 großen Fraktionen der CDU und SPD – ein wenig in die Zukunft zu blicken. Leider blickt man hier in einen Abgrund! Bei dem Tempo, welches die Stadtspitze derzeit bei ihrer Negativspirale nach unten vorlegt, ist die Stadt Ludwigshafen in 6 bis 7 Jahren ohne Eigenkapital. Das Tafelsilber ist dann weg und das ist ein weiterer Skandal, meine Damen und Herren. Die ADD schreibt weiter und ich zitiere Seite 12 des Schreibens: „Danach bleibt unverändert festzustellen, dass eine dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt Ludwigshafen nicht gegeben ist.“ Die Fakten: Die pro-Kopf-Verschuldung – also die Schulden jedes Ludwigshafener Bürgers vom Baby bis zum Greis – beträgt zum 31.12.2015 sage und schreibe 7.400,- Euro. Die städtische Verschuldung ist innerhalb des Jahres 2015 um über 6% gestiegen. Die Entwicklung der Verbindlichkeiten ist unverändert äußerst kritisch zu bewerten. Es wird eine Aufgabenkritik und eine stetige Überprüfung der Personalausstattung von der ADD gefordert. Das, liebe Anwesende, ist keine politische Schwarzmalerei der Opposition. Das sind die Fakten! Die ALFA-Fraktion ist wie die ADD der Auffassung, dass ein Kernproblem sicher auch das strukturelle Defizit im Bereich soziale Sicherung darstellt, mit derzeit 31% Anteil am städtischen Haushalt. Dass in diesem Jahr und wohl auch in der Zukunft in unserer Kommune die weiter hohe Zahl an Flüchtlingen Aufnahme und Hilfe insbesondere durch Ehrenamtliche finden ist gut so. Allerdings sehen wir hierdurch auch eine ebenso weitere Verschärfung der finanziellen Lage der Stadt. Unsere Fraktion ist aber auch der Meinung, dass die Stadtspitze wenig bis nichts unternimmt um das Problem adäquat anzupacken. Wir erleben allenfalls ein ungenügendes Krisenmanagement. Einige Beispiele, an denen wir das festmachen: Eine SOS-Unterkunft nach der anderen wird beschlossen. Statt menschenwürdige, zum dauerhaften Wohnen geeignete Unterkünfte zu errichten gibt es Zelte, Mehrzweckhallen und Gerätehallen. Teure Provisorien mit wenig bis keinem Nutzen in der Zukunft. Seite 2 von 4 ALFA-Fraktion Ludwigshafen Moltkestr. 8 67059 Ludwigshafen Es werden Sanitärtrakte geplant und errichtet, deren Abriss bereits jetzt feststeht - so die WBL-Planung für die Wollstraße. Massenunterkünfte in Hallen mit Belegungen von bis zu 480 Personen sind unwirtschaftlich, da sie Bewachung, Reinigung, Personal vor Ort und vieles mehr wie Polizeipräsenz erfordern. Allein 2,6 Millionen Euro sind hier vorgesehen. Ein seit langem versprochener Einstieg in ein Personalentwicklungskonzept wird nicht angegangen, obwohl das nicht nur die Opposition - wie im Übrigen auch ALFA oder auch die ADD - fordert. Frau Scharfenberger von der SPD hatte dies im Kommunalwahlkampf ebenso versprochen. Ich kann mich noch gut an ihre Forderung bei einer Podiumsdiskussion 2014 im Haus in Ludwigshafen erinnern. Was tut die größte Fraktion in unserem Stadtrat hier? Rein gar nichts! Jede neue Aufgabe z.B. im Asylbereich wird lediglich mit neuen Stellenforderungen zu dem bereits üppigem Stellenbestand „on top“ angegangen. Und das bei dem zweithöchstem Bestand an Stellen (VZÄ) aller Kommunen in Rheinland-Pfalz … nur Frankenthal erlaubt sich noch mehr Personal pro 10.000 Einwohner. Sehr geehrte Anwesende, in Anbetracht der Tatsache, dass noch mehr Flüchtlinge kommen und ca. 60% aufgrund Asyloder Flüchtlingsstatus ein Bleiberecht erlangen wird, müssen wir intelligenter planen als bislang. Statt SOS-Unterkünfte sollten wir dezentral Gebäude im Bestand renovieren sowie Neubauten planen und zügig errichten, die integrationsfördernd sind, weil man einheimische Bürger zum Nachbarn hat. Es gibt innovative Konzepte, z.B. die geplante Online-Plattform des DAM (deutsches Architekturmuseum) in Frankfurt, welche die besten deutschen Bauprojekte für Flüchtlinge offeriert. Seit 01.01.2015 hat Rheinland-Pfalz 47.000 Flüchtlinge aufgenommen. So Innenminister Lewentz in einem Interview gegenüber der Deutschen Welle am 03.12.2015. Bei 23(!) ErstentscheiderInnen in Rheinland-Pfalz kann sich jeder leicht ausrechnen, wie sich die Dauer der Asylverfahren entwickeln wird. Die gleichen Parteien, die hier im Raum immer wieder beklagen, dass Bund und Land zu wenig für die Kommunen tun sitzen auch im Bund und in Rheinland-Pfalz in der Regierung. Natürlich wird zu wenig getan. Vor dem legendären Gipfel zum Thema Asyl gab es eine Ländererstattung pro Flüchtling von 513 Euro an die Kommune. Dann kam der Bund und zahlt den Ländern 670 Euro zur Weiterleitung an die Kommunen. Statt den Bundesanteil weiterzuleiten, behält das Land einen Teil ein und gibt statt 1.183 nur 848 Euro weiter. Warum? Das dürfen Sie gerne Frau Simon, Frau Scharfenberger und Herrn Dr. Braun fragen, alles Parlamentarier der Regierungsparteien in Mainz. 1.000, - Euro wäre das Seite 3 von 4 ALFA-Fraktion Ludwigshafen Moltkestr. 8 67059 Ludwigshafen Minimum nach seriösen Schätzungen, ohne allerdings die nötigen kommunalen Investitionen einzurechnen. Fazit: Wir erleben in Ludwigshafen leider nur Masse statt Klasse. Der Stadtvorstand steuert hier nicht mehr das Schiff auf rauher See, er lässt es weiter im Nebel treiben und es wird bestenfalls auf Sicht gefahren. Die ALFA-Fraktion ist zwar mit einzelnen Maßnahmen wie Bauten in Schlichtbauweise einverstanden, lehnt aber wegen Fehlplanung und Konzeptionslosigkeit diesen Haushalt ab, der uns unweigerlich weiter in die Insolvenz führen wird! Seite 4 von 4
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