Weniger_Holz_lawiwobla_081016

KAMINE UND KACHELÖFEN
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Kleine Ofenkunde
unvollständigen Ausbrand der
Heizgase zur Folge. Die Konsequenz sind eine hohe Schadstoffbelastung der Umwelt und Glanzrußbildung im Kamin. Diesen Ruß
kann auch der Schornsteinfeger
kaum entfernen. Die Gefahr, dass
ein Kaminbrand entsteht, steigt.
Durch den Einbau von Speichermassen können Leistungsspitzen
beim Abbrand des Holzes effektiv
genutzt werden. Gleichzeitig erfolgt eine zeitlich versetzte und
kontrollierte Wärmeabgabe.
Speichersteine aus Olivin sorgen dafür, dass der Kaminofen besonders lange Wärme abstrahlt, bis zu 15 Stunden sind
möglich. Die Speichersteine werden als sogenannter PowerBloc oder Powerstone angeboten.
Weniger Holz, mehr Wärme
Technische Neuheiten ermöglichen ein sparsames Heizen mit Holz –
und sogar die Programmierung des Ofens.
Heizgase verwirbeln
Die
Entwicklung
effizienter
und emissionsarmer Kaminöfen
schreitet voran. Moderne Modelle
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verfügen über schamottierte
Brennräume und eine ausgeklügelte Führung und Steuerung der
für die Verbrennung benötigten
Primär- und Sekundärluft – wesentliche Voraussetzungen, um einen vollständigen Ausbrand der
Heizgase zu gewährleisten. Damit
Letzteres funktioniert, sind ein
hohes Temperaturniveau, eine
gute Durchmischung oder „Verwirbelung“ mit Sekundärluft und
eine ausreichend lange Verweil-
Auf den Punkt gebracht
•
Mit neuen Systemen lässt
sich Scheitholz deutlich sparsamer, effektiver und umweltfreundlicher einsetzen.
• Ansatzpunkte sind schamottierte und optimierte Brennräume, die elektronische Abbrandregelung sowie neue und integrierte Speichermassen.
• Durch kontrollierte Wärmeabgabe und weniger Aufwand
für die Holzbeschaffung steigt
auch der Komfort.
• Der Wirkungsgrad alter Modelle liegt zwischen 50 und
70 %. Aktuelle Geräte erreichen
mindestens 80 %.
zeit der Heizgase in der heißen Reaktionszone erforderlich. Der Hersteller Olsberg hat sich dazu eine
dem Brennraum nachgeschaltete
Wirbelbrennkammer patentieren
lassen.
nimmt die elektronische Abbrandregelung oder automatische Ofensteuerung. Beim Anheizen wird
viel Verbrennungsluft benötigt, die
dann in Abhängigkeit vom Fortschritt und Temperaturniveau des
Abbrandes reduziert und angepasst werden muss. Die richtige
Einstellung der Luftzufuhr übernimmt die automatische Ofensteuerung. Geht der Abbrand in die
Glutphase über, werden die Luftschieber automatisch geschlossen.
So kann eine optimale Nutzung
der Restwärme gewährleistet werden. Gleichzeitig verhindert diese
Automatik, dass der Ofen auskühlt
oder Raumwärme über Ofen und
Schornstein verloren geht. Zusätzlich gibt die Steuerung ein Signal
ab, wenn der optimale Zeitpunkt
zur erneuten Holzaufgabe gekommen ist.
Inzwischen geht die Automatisie-
Automatische Steuerung
Arbeitserleichterung verschafft
die elektronische Regelung der für
die Verbrennung notwendigen
Luftmengen. Holz auflegen, von
oben anzünden und die Ofentür
schließen – alles Weitere über-
Kontrollierte Wärmeabgabe
Die Wärmeübertragung von Kaminöfen erfolgt durch die Wärmestrahlung des erwärmten Ofenkörpers als sogenannte Strahlungswärme sowie durch einen
integrierten Konvektionswärmemantel, mit dem die Raumluft
nach dem Prinzip des Warmluftofens durch Luftzirkulation erwärmt wird.
Kaminöfen bringen Räume so
zwar schnell auf Temperatur, können Wärme aber nur in begrenztem Umfang übertragen und speichern. Die Folge: Leistungsspitzen beim Abbrand des Holzes
werden nicht effektiv genutzt.
Oftmals kommt es zu einer Überhitzung des Aufstellraumes und
überschüssige Wärme entweicht
ungenutzt durch den Schornstein. Ist das Feuer aus, kühlen
Räume schnell wieder aus.
Viele Betreiber versuchen diesem
Effekt entgegenzuwirken, indem
sie die Luftzufuhr drosseln oder
sperren. Das hat allerdings ausgedehnte Schwelphasen und einen
rung noch einen Schritt weiter:
Der österreichische Hersteller
RIKA hat in diesem Jahr eine zeitgesteuerte automatische Zündung
für Kaminöfen vorgestellt. Diese
ist Bestandteil der automatischen
Ofensteuerung und funktioniert
folgendermaßen:
■ Im Brennraum wird die für einen Abbrand optimale Scheitholzmenge aufgelegt.
■ Der Nutzer legt Holzanzünder
in die Zündvorrichtung ein.
■ Die Zündung des Abbrandes
mittels Zündpatrone erfolgt dann
entsprechend der vorab durch den
Bediener in der Regelung programmierten Uhrzeit, zum Beispiel eine
Stunde vor dem Aufstehen oder
wenn der Bediener außer Haus ist.
Sogar über das Handy kann das
„Zündsignal“ abgegeben werden.
Martin Schwarz,
Wald und Holz NRW
Kaminöfen sind kompakt. Dafür ist
auch in einer Wohnung Platz.
Eine Wirbelbrennkammer macht es
möglich, dass Heizgase vollständig
und emissionsarm ausbrennen.
41 / 2015
41 / 2015
Ein Beitrag aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Folge 41/2015 Dieses Herdfeuer war mal ein offener
Kamin und ist dank neuer Kaminkassette jetzt ein Heizkamin.
Grafik: Olsberg
E
in Großteil des Scheitholzes
aus den heimischen Wäldern
wird in veralteten und oft
überdimensionierten Einzelraumfeuerstätten, wie zum Beispiel Kaminöfen, Heizkaminen oder Kachelöfen, genutzt. Besonders bei
Modellen, die schon mehr als 20
Jahre auf dem Buckel haben, entweicht ein Großteil der Energie
durch den Schornstein. Die Wirkungsgrade liegen je nach Qualität
der Feuerstätte meist nur zwischen
50 und 70 %. Oft verstärkt eine fehlerhafte Bedienung diesen Effekt
zusätzlich. Mit aktueller und moderner Technik können mindestens 80 % der im Holz gespeicherten Wärme genutzt werden.
Dass in den Privathaushalten in
NRW erhebliche Effizienzpotenziale beim Heizen mit Scheitholz
schlummern, bestätigt die aktuelle
Potenzialstudie Biomasse NRW.
Durch den Einsatz moderner Feuerungstechnik könnte bei gleichbleibender Holzmenge der Energieinhalt von zusätzlich 100 Mio. l
Heizöl pro Jahr ersetzt werden. Das
bedeutet, dass viele Haushalte sparen könnten.
Der österreichische Hersteller RIKA hat in diesem Jahr eine zeitgesteuerte
automatische Zündung für Kaminöfen vorgestellt.
Neu sind speziell für den Einsatz
in Kaminöfen konzipierte Speichersteine aus dem Mineral Olivin. Sie werden zum Beispiel als
„PowerBloc“ oder „Powerstone“
angeboten. Je nach Ausführung
kann der sogenannte „Speicherkern“ Wärmeenergie als Strahlungswärme über einen Zeitraum
von bis zu 15 Stunden abgeben.
Nötig sind dafür in der Regel zwei
Abbrände mit jeweils 3 kg Holz.
Die im Scheitholz enthaltene Energie wird so länger und effektiver
genutzt und steht auch nach Ende
des Abbrands zum Beispiel während der kalten Nachtstunden zur
Verfügung.
Foto: B. Lütke Hockenbeck
Foto: Zentrum HOLZ, Olsberg
Ofenwärme speichern
■ Offene Kamine: In manchen Dielen gibt es noch solche Herdfeuer,
ohne verschließbaren Feuerraum,
mit ungeregelter Luftzufuhr und
entsprechend magerer Energieausbeute. Der Wirkungsgrad liegt bei
lediglich 10 bis 25 %. Denn Wärme
strahlt nur von der Feuerraumöffnung ab. Ein solcher Kamin darf
nur gelegentlich genutzt werden.
■ Heizkamine: Hier ist der Feuerraum mit einer Scheibe geschlossen. Sie strahlt Wärme ab. Warm
wird’s aber in erster Linie durch
Konvektionswärme, also die Abgabe von Wärme an die Raumluft.
■ Kaminöfen: Sie eignen sich besonders, wenn wenig Platz zur Verfügung steht. In erster Linie produzieren sie Konvektionswärme.
Kern ist ein Feuerraum aus Metall,
der mit Schamotte ausgekleidet ist.
Der Stahlmantel kann mit Edelstahl, Keramikkacheln, Naturoder Speckstein verkleidet werden. So lässt sich auch angenehme
Strahlungswärme produzieren.
■ Kachelöfen: Dieser Begriff umfasst verschiedene Ofenarten, die
vor Ort handwerklich gesetzt werden.DazugehörenWarmluftkachelöfen, in die unten kalte Raumluft
ein und oben warme Luft herausströmt. Beim Grundofen wird sogar
der Brennraum vor Ort errichtet.
Nach dem Aufheizen gibt der Ofen
über viele Stunden gleichmäßig
Strahlungswärme ab.
ahe
Foto: AdK/www.kachelofenwelt.de
Grafik: RIKA
Offen oder geschlossen, frei stehend oder
handwerklich gesetzt: Es gibt viele Varianten.
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Ein Beitrag aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Folge 41/2015
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