Der Ursprung des Herzogtums Limburg liegt bei zwei Grafen im

Das Herzogtum Limburg in seiner Geschichte
aus der Sammlung Peter Packbier
Vorab eine grundsätzliche Bemerkung: So sehr die das Internet bietenden
Möglichkeiten zu Gewinnung eines historischen Überblicks zu begrüßen sind, so
wenig darf man darin einen Ersatz für die Beschäftigung mit den Werken
bedeutender Historiographen sehen, das gilt insbesondere für die in ihren
Verästlungen und Verwicklungen nur schwer überschaubare Geschichte Limburgs.
Die Ursprünge des Herzogtums Limburg verlieren sich wie die vieler
Herrschaftsgebiete letztlich im Dunkel der Geschichte. Offensichtlich haben die
Frankenkönige, welche sich als Rechtsnachfolger des römischen Staates sahen,
römisches Fiskalland und auch herrenloses Wald- und Weideland als zu ihrem
Besitz gehörig angesehen. Daraus erfolgte dann die Ausstattung der Grafen mit
Dienstlehen, woraus dann schließlich Allodialgüter wurden, die wiederum den
Kern der neu entstehenden Machtbereiche, wie etwa des späteren Herzogtums
Limburg, waren.
Deutschland um 1000 (Aus Meyers Konversationslexikon 1905)
(Alle eingefügten Karten und Bilder können durch Anklicken vergrößert geladen werden)
Recht verwirrend sind in den einzelnen Quellen die Angaben zur ältesten
Geschichte Limburgs. Die Darstellung einer Territorialentwicklung im frühen
Mittelalter ist schon unter normalen Umständen eine nicht leicht zu lösende
Aufgabe, aber hinsichtlich der frühen Geschichte Limburgs ist sie wohl besonders
vertrakt.
─2─
Die Grafschaft Limburg ist benannt nach der Burg Limburg. Eine Quelle gibt
an, vor 1064 hätten die Brüder Theodoricus und Riquius aus dem Hause
Vermandois/Warcq/Chiny die Herrschaft über das Gebiet von „Lembruch“
ausgeübt und die Burg erbaut. Von diesen wird an anderer Stelle gesagt, sie seien
lediglich Burggrafen gewesen.
Dem entgegen berichten andere Historiker, die beiden Brüder, Grafen im
Lüttichgau, Dietrich und Richwein von Charpeigne (an der oberen Mosel), hätten
um 1033 oberhalb der Vesdre die Höhenbefestigung Limburg (Lindenburg) erbaut,
und als beide ohne Nachkommen gestorben seien, hätte Herzog Friedrich von
Niederlothringen im Jahre 1060 die vakante Grafschaft seinem Schwiegersohn,
dem Grafen Walram II. von Arlon übergeben.
Folge ich jetzt den meist zu lesenden Darstellungen, so hat vermutlich um
1020 Friedrich II. von Luxemburg am linken Ufer der Vesdre zwischen den
heutigen Städten Eupen und Vervier die Burg Limburg erbaut.
Das Gebiet um diese Burg gehörte zu einem ehemaligen Königsgut bei Baelen.
Friederih hatte das Gut geerbt von seiner Mutter, Gerberga von Boulogne. Zu
diesem Herrschaftsgebiet Frederiks gehörten die Hochbanken (Gerichtsbezirke)
Baelen, Herve, Montzen, Walhorn und Sprimont. Auch hatte er Vogteirechte über
die Abteien von St. Truiden und Stavelot-Malmedy. Er nannte sein
Herrschaftsgebiet „dominium ultra Mosam“. Um 1035 formt er dieses um zu einer
Grafschaft. Mit Hilfe des Kaisers kann er es verteidigen gegen seinen Neffen,
Gottfried III., der ihm den Titel eines Herzogs von Nieder-Lotharingen streitig
machte, den Frederik schließlich 1046 erhielt.
Seine einzige Tochter Judith (Jutta), welche Limburg als Heiratsgut bekam,
heiratete 1065 den Grafen Walram II. von Arlon (†1087). Andererseits wird in
einer Urkunde aus dem Jahre 1064 ein egregio comes Udo de Lemborch
(auserwählter Graf von Limburg) erwähnt. Einige Historiker halten Walram II. und
Udo für dieselbe Person, der sie die Bezeichnung Walram-Udo zuordnen; für
andere sind Walram und Udo zwei verschiedene Personen.
Die Eltern von Walram waren der Graf Walram I. von Arlon und sein
Gemahlin Adelheid, Tochter des Herzogs Dietrich von Lotharingen.
Der Sohn Udo´s/Walrams war Heinrich I. (†1119).. Hier sorgen die Quellen
für neue Verwirrungen. Danach ist Walram II. Graf von Arlon, aber nicht auch
noch Graf von Limburg. Er ist auch hier verheiratet mit der erwähnten Judith/Jutta.
Udo ist nach dieser Quelle eine andere Person, und als Graf von Limburg
verheiratet ebenfalls mit einer Judith/Jutta, einer Tochter von Herzog Friedrichs
Bruder Giselbert, Graf von Salm.
─3─
Diese Version hat auch etwas für sich. Denn es wird weiter ausgeführt,
Heinrich habe in erster Ehe Adelheid, die Erbtochter Walrams II. von Arlon,
geheiratet; wodurch dann die Zusammenführung der Grafschaften Limburg und
Arlon erfolgt sei. In zweiter Ehe, die kinderlos blieb, habe er Adelheid von
Pottenstein, Tochter Bodons des Starken, geheiratet – in ersterer Version seine
einzige Ehefrau und Mutter seiner Kinder.
Heinrich wird durch den Kaiser Heinrich IV. mit Limburg-Arlon belehnt und
nach dem Tode von Gottfried von Bouillon (18. Juli 1100 in Jerusalem) 1101
zum Herzog von Nieder Lotharingen ernannt.
Dieser Heinrich I. war – wie wohl die meisten der damaligen Territorialherren
– in mancherlei Auseinandersetzung verstrickt. Die alle zu beschreiben, würde
wohl den Umfang dieser Datei sprengen. Nur auf die nachhaltigste sei hier
eingegangen:
Bei der Revolte des Sohnes Heinrich V.. (1105) gegen seinen Vater, Kaiser
Heinrich IV. unterstützt Heinrich I, von Limburg den Vater. Zusammen mit seinem
Sohn verteidigt er Lüttich und Köln gegen Heinrich V. Als nun Heinrich IV.
gestorben ist, nimmt Heinrich V. dem Herzog Heinrich I. auf dem Reichstag zu
Worms das Herzogtum Nieder-Lothringen und übergibt es an Herzog Gottfried I.
von Löwen, was der Anlaß war zu einem jahrelangen Streit zwischen Brabant und
Limburg. 1106 gewinnt Brabant einen Feldzug gegen Heinrich I., seinen Sohn
Walram und den Grafen Gottfried von Namur. Heinrich wird verbannt und dem
Bischof Udo nach Hildesheim ins Gewahrsam gegeben; kann aber bald entkommen.
Er bemächtigt sich der Stadt Aachen, die er aber nicht gegen den Herzog Gottfried
behaupten kann. 1107 söhnt er sich mit dem Kaiser aus, er ist aber in der Folgezeit
wieder in Aufstände gegen den Kaiser verwickelt, u. a. bei Welfesholz.
Nach dem Tode Heinrichs I. 1119 wird sein Sohn Walram III. (†1139) Graf
von Limburg, genannt Paganus – der Heide.
Unmittelbar nach seinem Amtsantritt wird dieser hingezogen in die
Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Bischofs Otbert von Lüttich sowie
um Abtei und Stadt St. Truiden. Auch hier spielen der erwähnte Streit zwischen
Limburg und Brabant und besonders die Arrondierungsbestrebungen Brabants eine
Rolle. 1128 wird Walram von Kaiser Lothar III. zum Herzog von Niederlothringen
ernannt.
Walram heiratete Jutta von Geldern, die Wassenberg mit in die Ehe brachte.
Kurz darauf erhielt er 1136 die Vogtei über das Kloster Rolduc (Herzogenrath),
womit er zum Vasallen des Kurerzbischofs von Köln wurde.
─4─
Die nachfolgenden Herren von Limburg sind hier als Linkliste aufgeführt.
1139-1167
Heinrich II.
1167-1221
Heinrich III.
1221-1226
Walram IV.
1226-1246
Heinrich IV.
1246-1279
Walram V.
1279-1283
Irmgard von Limburg/ Rainald I. von Geldern
Die Territorien in der weiteren Umgebung Aachen um 1250
Walram V. hatte einen Sohn, der frühzeitig starb, und die oben erwähnte
Tochter Ermengard (Irmgard), die den genannten Graf Rainald I. von Geldern
1282 heiratete. Nach dem Tode von Walram V. 1279 war Rainald von 1280 bis
1288 infolge der Heirat auch Herzog von Limburg
Obwohl diese Lehensübertragung durch König Rudolf von Habsburg bestätigt
worden war, wurden von verschiedene Fürsten Einsprüche gegen diese Vererbung
erhoben. Nur vordergründig ging es dabei um relativ nebensächliche Erbauseinandersetzungen; schon jahrzehntelang schwelende widerstreitende
Herrschaftsansprüche prallten jetzt vehement aufeinander. So kam es dann in den
Jahren 1280 bis 1288 zu dem sogenannten Limburger Erbfolgestreit. Die damit
zusammenhängenden Streitereien, welche teilweise in kriegerische Aktionen
ausarteten, führten schließlich zu der Schlacht von Worringen.
─5─
Wer heutzutage kurz vor der Rheinbrücke nach Leverkusen die Autobahn
befährt, wird sich wahrscheinlich kaum vorstellen, daß auf dem Gelände des nahen
Siedlungsgebietes links der Straße am 5. Juni 1288 eine gewaltige Schlacht getobt
hat. Sie war als eine der letzten Ritterschlachten schon mehr als in
Jahrhundertereignis. Man wird schwerlich eine Darstellung der älteren Geschichte
unserer Region finden, in der nicht auf dieses Ereignis Bezug genommen wird.
Diese Schlacht hatte tiefgreifende Folgen für die Herrschaftsverhältnisse im
Rhein-Maas-Gebiet. So auch für Köln. Die Stadt Köln, welche noch ein Jahr zuvor
dem Erzbischof Siegfried von Westerburg den Treueeid geleistet hatte, brach
diesen vor der Schlacht bei Worringen und kämpfte dann zusammen mit dem
Herzog von Brabant und dem Grafen von Berg gegen den Erzbischof.
Offensichtlich sah Köln die Gelegenheit gekommen, das spannungsreiche
Verhältnis zwischen Stadt und Erzbischof in einer für die Stadt günstigen Weise zu
regeln. In Folge erlangte Köln de facto den Status einer Freien Reichsstadt, wenn
auch die Anerkennung de jure erst 1475 erfolgte.
Die bergischen Bauern in der Schlacht bei Worringen
Gemälde des Historienmalers Johann Peter Theodor Janssen.
─6─
Das Bild auf Seite 5 bezieht sich auf ein urkundlich nicht belegtes Ereignis
während der Schlacht bei Worringen. Der Graf von Berg hatte angesichts der
überlegenen Heerschar des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg mit
40000 Kriegern zur Verstärkung der nur 15000 Mann zählenden brabantischbergischen Streitmacht auch noch bergische Bauern aufgeboten, die Seite an Seite
mit der Kölner Miliz kämpften. Nachdem sie am Morgen geschlagen worden
waren, griffen sie an Nachmittag erneut in die Kämpfe ein, nachdem der Mönch
Walter Dodde, von dem bis heute nichts als sein Name bekannt ist, die bergischen
Bauern mit dem Ruf „Hya, Berge romerijke“ angefeuert habe, ihr Debakel vom
Morgen auszugleichen. Die Bauern sollen dann, mit den Regeln ritterlichen Streits
nicht vertraut, mit ihren Knüppeln, Dreschflegeln, Sensen, Hämmern und Äxten
ein beispielloses Gemetzel unter gegnerischen Rittern angerichtet haben, bei dem
sie gegen alle ritterlichen Gepflogenheiten keine Gefangenen machten. Ihr
Eingreifen soll schließlich für den Sieg des brabantisch-bergischen Heeres
entscheidend gewesen sein.
Auf diese Episode spielt auch der nachstehende Lied-Text an:
Selbst die „Bläck Fööss“ gedachten dieser Schlacht:
1288, troke mer durch die kölsch Muur
met Knöppel, Schwert un Hellebard
un ann d'r Spetz d'r kölsche Buur
zom Schlachtfeld hin noh Worringen
entlang d'r Nüßer Strooß
reefen uns Fraue un uns Pänz
-Jott met üchkutt gesund nach Haus
Ref,:
Wä en Kölle es jebore, hät e Räch
si Levve lang
frei ze sin un frei ze odme jede Minsch
ne frei Mann
Dä Erzbischoff von Westerburg
dä wollt ald lang uns Kölle han
däm jing et nur öm Maach un Jeld
nit öm uns Siel däm Kirchemann
hä wollt se ungerwirfe uns Heimatstadt am Ring
dat durf im nit jelinge
dröm moote mir noh Worringen hin
─7─
De Sonn die stund ald ziemlich huh
do komme mer endlich aan
dä Feind hat sich schon opjestallt
siejessischer schwenkten se ihr Fahn
do hammer e Leed jesunge op uns Vatterstadt
de Knöppele jeschwunge un uns domet
selber Moot jemaat
Om freie Feld vun Worringen schlogen
sich fuffzehndausend Mann
mer hatten ald fas verlore
am Bodden loch uns kölsche Fahn
de Luff wor oll Jebröll un Schweiß
voll un Angs und Nut
d'r Sensemann jing hatt zor Sach
die Ääd die war vor jedränk met Blot
Do komen em letzte Augebleck
et wor ald fünf vür zwölf
die Buure us dem Berjische
met Mordsjebröll uns zor Hilf
d'r Knöppel draach, d'r Fläjel jöpp
su kämpfte mer Sick aan Sick
leever dud als e ne Knääch ze sin
ävver keine Meter Boddem mieh zeröck
Met Joddes un dä Buure Hilfhatte mer't am Eng jeschafft
met Trone en de Auge
un met allerletzter Kraff
manch jode Fründ kom nit mih heim
feel en d'r eetrte Reih
dät Frau un Pänz nie widdersin
dä Preis war huh doch uns Stadt wor frei
Ergänzend noch einige Dateien zum Thema Worringen:
Universität Düsseldorf: Wilhelm Herchenbach und Henri Adolphe Reuland.
Geschichte des Limburger Erbfolgestreites. Die Schlacht bei Worringen
wikisourc-Datei: Die Schlacht bei Worringen
Die Schlacht, die Köln und Düsseldorf verfeindete, (ein Zeitungsartikel),
wobei allerdings anzumerken ist, dass man die Schlacht bei Worringen wohl kaum
als Grund für die angebliche Erbfeindschaft der beiden Städte anführen kann.
Düsseldorf gab es damals als Stadt noch nicht. Erst am 14. August 1288 stattete
Graf Adolf V.von Berg den kleinen Ort an der Düssel mit den Stadtrechten aus. Es
wird behauptet, dies sei geschehen, um das tapfere Verhalten der bergischen Bauern
─8─
zu würdigen, die damals Seite an Seite mit der kölnischen Miliz kämpften. Ich halte
das für nicht recht glaubwürdig; die wenigen Bauern aus dem kleinen Ort werden
wohl kaum von kriegsentscheidenden Bedeutung gewesen sein. Eher ist
anzunehmen, der Graf habe aus machtstrategischen Erwägungen gehandelt und eine
befestigte Ansiedlung anlegen lassen. um sein Herrschaftsgebiete gegen eventuelle
Angriffe des Erzbischofs von Köln zu sichern. Überdies wird wohl die von hier aus
mögliche Kontrolle des Verkehrs auf dem Rhein eine Rolle gespielt haben.
Eine der Hauptfolgen dieser Schlacht war, dass JOHANN I. VON BRABANT als
einer der Sieger dieser Schlacht durch einen Schiedspruch des französischen
Königs Herzog von Brabant und Limburg wurde. Damit hatte Limburg als
eigenständige Herrschaft aufgehört zu existieren. In unserer Region waren
Herzogenrath und Alsdorf als nun Brabanter Herrschaften von dieser Änderung
betroffen.
Hinsichtlich der übrigen Folgen dieser Schlacht verweise ich auf den
wikipedia-Artikel Schlacht von Worringen.
So war Limburg von diesem Zeitpunkt an eingebunden in die weitreichenden
Pläne der Brabanter, die nichts weniger als die Oberherrschaft über das frühere
Niederlothringen anstrebten. Damit verbunden war eine zunehmende Änderung der
Orientierung Limburgs von Köln nach Westen. Darin ist wohl auch eine Ursache
für die merkwürdigen Sprachverhältnisse in Ostbelgien noch zu Beginn des
vorigen Jahrhunderts zu sehen. Hier herrschte eine merkwürdige Dreisprachigkeit:
das Brabantische (eine Vorform des Niederländischen) als Verwaltungssprache,
das Hochdeutsche als Schul- und Kirchensprache wegen der alten kirchlichen
Verbindung nach Aachen und die südniederfränkische Mundart als Volkssprache.
Die in der Nähe des Aachener Reiches gelegenen Gebiete des Herzogtums
Limburg-Brabant waren:
a)
Die schon erwähnten 5 Hochbänke (Gerichtsbezirke) Baelen, Herve,
Montzen, Walhorn, Sprimont.
b)
Schon 1244 war die Grafschaft Dalhem zum Herzogtum Brabant gelangt.
Diese Grafschaft war in 18 Gerichtsbezirkebezirke (Banken) gegliedert:
Aubel. 's Gravensvoeren, Sint - Martens - Voeren, Warsage, Aubin Neufchateau, Bombaye, Berneau, Moelingen, Cheratte, Housse, Mortier,
Richelle, Trembleur. Feneur, Dalhem, Mheer, Noorbeek und Olne.
c)
Die Grafschaft Dalhem hieß ursprünglich Voeren. Nach dem regionalen
Hauptort ´s-Gravensvoeren nannte man sie auch Gravendalhem. Später wurde
der Sitz der Grafen nach Dalhem verlegt.
d)
Das Land Rode (Herzogenrath), dazu gehörten Herzogenrath, Kerkrade,
Merkstein, Übach, Welz, Simpelveld, Margraten, Gulpen und Vaals.
─9─
e)
In den Jahren 1364-1378-1381 kam dann noch Valkenburg an Brabant. Zum
Land Valkenburg gehörten die Herrlichkeiten Valkenburg, Schin op Geul,
Alt-Valkenburg, Strucht, Meerssen, Houthem, Klimmen, Heerlen,
Hoensbroek, Nuth, Schinnen, Oirsbeek, Brunssum, Geleen, Bek, Geulle,
Bunde, Ulestraten, Itteren, Borgharen und Eijsden.
Karte der Herrschaft Dalhem
Für Aachener ist diese Karte noch insofern interessant, weil hier die Herrschaft
Mesch eingezeichnet ist, diese wurde von Heinrich IV. der hiesigen Probstei
incorporirt. Dazu der Text: Christian Quix, Die Herrschaft Mesch
Aus der Zeit, in der die drei Länder Valkenburg, Herzogenrath und Dalhem
zum Herzogtum Brabant gehörten, stammt für sie die historische Benennung
Landen van Overmaas oder Overmaze. Denn vom damaligen Brabanter
Verwaltungszentrum Brüssel lagen diese Gebiete jenseits der Maas
Außer den bereits erwähnten Grundherrschaften hatten die ständig mit
Geldnöten zu kämpfenden Landesherren im 17 Jahrhundert weitere Bezirke und
Ortschaften zu Herrlichkeiten erhoben und an zahlungskräftige Personen verkauft.
Dabei waren sie allerdings so vorsichtig, lediglich die Herrschaftsrechte, nicht aber
das Grundgebiet zu veräußern.
─ 10 ─
Die Reihe Herrscher sei nun fortgesetzt mit:
Johann II. von Brabant
Johann III. von Brabant
Nach Johann III. werden die Herrschaftsverhältnisse wieder unübersichtlich.
Ich verweise dazu auf die Datei Herzogtum Brabant mit Links zu den Texten
über die nachfolgenden Herrscher.
Als nun 1430 Philipp von Brabant ohne eheliche Nachkommen starb, ging das
Herzogtum über an Philipp III. von Burgund.
Machtbereich des Hauses Burgund unter Philipp IIIAuf Philipp III von Burgund folgte 1465 bis 1477 der berühmte Herzog Karl der
Kühne.
Zum weiteren Ablauf der Geschichte s. auch die Datei:
Universität Münster: Niederlande-Net: Die "burgundische Hochzeit" 1477 und der
Eintritt Habsburgs in die niederländische Geschichte
─ 11 ─
Machtbereich des Hauses Burgund unter Karl I., dem Kühnen
Die Tochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund, heiratet am 19. August
1477 Maximilian I. von Habsburg. 1482 überträgt dieser das Herzogtum
Burgund an seinen Sohn Philipp I. von Kastilien. Philipp I. war der erste
Habsburger, der als Felipe I. de Austria el Hermoso einen spanischen
Herschertitel inne hatte. Diese Erweiterung des Habsburger Machtbereiches ist
nicht in wenigen Sätzen zu erklären. Eine erste verhältnismäßig knappe
Möglichkeit bieten die wikipedia-Dateien Johanna von Kastilien und Margarete
von Österreich. Johanna von Kastilien wurde am 20. Oktober 1496 mit Philipp
vermählt, Margarete war die Schwester Philipps, welche mit dem Bruder Johannas
am gleichen Tage verheiratet wurde.
Der Sohn Philipps I. war der berühmte spätere Kaiser Karl V. Dieser herrschte
über ein gewaltig ausgedehntes Reich, in dem „die Sonne nicht unterging“. Schon
früh war dieser bestrebt, die Regierungsverantwortung auf mehrere Schultern zu
verteilen. Nach seiner förmlichen Abdankung am 1 September 1556 verbrachte er
die letzten Jahre bis zu seinem Tod am 21. September 1558 im Kloster San
Jerónimo de Yuste, Extremadura.. Sein Abschied von der Macht, der sich in
mehreren Schritten vollzog, ist ein besonders bewegendes Kapitel der Geschichte
seiner Regierung.
─ 12 ─
Schon 1521 tritt sein Bruder Ferdinand (später Kaiser Ferdinand I.) die
Herrschaft über die Habsburgischen- Erblande an, und die Burgundischen
Niederlande werden 1522 mit dem Erbteilungsvertrag von Brüssel zwischen
Kaiser Karl V. und seinem Bruder de facto in die Hoheit des Königreichs Spanien.
überstellt. Schließlich übergibt er am 25. Oktober 1555 in Brüssel die Herrschaft
über die Burgundischen Niederlande jetzt als Spanische Niederlande förmlich an
seinen Sohn Philipp II. Die Spanischen Niederlande werden in Zukunft von
Brüssel aus durch Statthalter verwaltet.
Die Spanischen Niederlande (1556 – 1713)
─ 13 ─
Ein Überbleibsel aus dieser Zeit
in dem alten spanischen Festungsstädtchen Stevensweert an der Maas
Dass Aachen von den neuen Herschaftsverhältnissen massiv betroffen war, ist
beispielsweise zu ersehen aus der Schrift:
Mathias Classen, Die konfessionelle und politische Bewegung in der
Reichsstadt Aachen zu Beginn des 17, Jahrhunderts
Belagerung und Einnahme der Stadt Aachen durch den spanischen Feldherrn
Marquis Ambrosius von Spinola 1614
─ 14 ─
Der in dieser Zeit ausgebrochene Achtzigjährigen Krieg (auch SpanischNiederländischer Krieg) von 1568 bis 1648 beeinflusste Limburg einschneidend
und darüber hinaus unserer Region erheblich. Auch hier gilt: Eine halbwegs
ausführliche Darstellung würde den Rahmen dieses Internet-Beitrages sprengen,
deshalb beschränke ich mich auf die Einfügung der nachstehend angezeigten
Wikipedia-Dateien, die einen recht guten Überblick vermitteln, wobei die
niederländische Version die wesentlich informativere ist.
wikipedia-Datei: Der Achtzigjährige Krieg
nl-wikipedia-Datei: Tachtigjarige Oorlog
Das Herzogtum Limburg 1603
Der Friede von Münster, der auch einen Schlusspunkt des Achtzigjährigen
Krieges setzte, brachte für die Landen Overmaas noch keinen Frieden, sie waren
Zankapfel zwischen den niederländischen Generalstaaten und dem spanischen
König. Erst der Partage-Vertrag bewirkte einigermaßen klare Verhältnisse.
Aus den Landen Overmaas wurde durch den Partage-Vertrag 1661 das Gebiet
Staats-Overmaas herausgelöst. Staats bedeutet in etwa: den Generalitätslanden
zugehörig. Die Generalitätslande waren überwiegend katholische Gebiete, die in
einem späteren Stadium des Achtzigjährigen Krieges durch die Truppen der
Republik erobert worden waren. Sie sind anschließend auf der Grundlage
verschiedener Friedensverträge von den spanischen und später österreichischen
Habsburgern an die Niederlande abgetreten worden. Mit der Übernahme des
Gebietes Staats-Overmaas sollte der Festungsstadt Maastricht ein Hinterland
verschafft werden. Maastricht war 1632 durch Frederik Hendrik van Oranje
erobert worden. Maastricht selbst gehörte aber nicht zu Staats–Overmaas, Zu der
besonderen Stellung Maastrichts s. meine Datei Maastricht .
─ 15 ─
Durch den Partage-Vertrag wurden die folgenden Dörfer des Landes Overmaas
an die General-Staaten übergeben:
Im Land Valkenburg:
Der Hauptort Valkenburg mit den Dörfern Beek,
Geulle, Ulestraten, Bunde, Itteren, Amby, Borgharen,
Schimmert, Meerssen, Houthem (mit Ausnahme des
Klosters St. Gerlach), Berg, Terblijt, Bemelen,
Klimmen mit Hulsberg, Heerlen mit Voerendaal und
Nieuwenhagen, Eijsden und Sint-Gertruid mit
Ausnahme des Forts Navagne.
Im Land Herzogenrath:
Die Dörfer Gulpen, Margraten, Vaals mit Holset und
Vijlen.
Im Land Dalhem:
Der Hauptort Dalhem mit den Dörfern Oost, Cadier,
Bolbeek (Bombaye), Feneur, Trembleur und Olne.
In dem Beitrag über die Stadt Limburg werden die Verwüstungen in Limburg
durch französische Truppen erwähnt. Diese Verheerungen fanden im FranzösischNiederländische Krieg statt, unter dem auch die Limburger Lande sehr zu leiden
hatten. In meinem Internet-Beitrag Maastricht mache ich dazu einige
Anmerkungen.
Im Spiegelsaal von Versailles wird in einer Inschrift Der Frieden von Aachen
(1668) erwähnt. Der damit bezeichnete Vertrag beendete den FranzösischNiederländischen Krieg.
─ 16 ─
Die neuen Herrschaftsverhältnisse brachten für Staats Overmaas manche
einschneidenden Änderungen. So wurden in Gemeinden mit nur einer Kirche das
sog. „simultaneum“ eingeführt, die Kirchengebäude sollten in diesen Fällen von
Protestanten und Katholiken gemeinsam benutzt werden.
Nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger und dem daraus
resultierenden Spanischen Erbfolgekrieg kamen die bis dahin Spanischen
Niederlande an die österreichische Linie des Hauses. So entstanden 1714 die
Österreichischen Niederlande. Aber der neue Besitz war den Herrschern
Österreichs durchaus keine Herzensangelegenheit. Die Österreichischen
Niederlande wurden von den Habsburgern mehrmals als Tauschobjekt anderen
Mächten angeboten. Im Siebenjährigen Krieg sollte Frankreich sie für seine Hilfe
bei einer Rückgewinnung Schlesiens erhalten.
Besonders an die Kaiserin Maria Theresia waren in den ehemaligen
limburgischen Landen lange noch manche Erinnerungen lebendig. Es sei erinnert
etwa an den Maria Theresia Graben im Brackvenn. Auch war der Vorname
Maria Theresia durchaus gebräuchlich.
Zusätzlich sei noch auf eine umfangreiche Internet-Seite verwiesen, in der u. a.
Grenzsteine der Österreichischen Niederlande gezeigt werden:
http://www.eberhard-gutberlett.de/abteilung1/oesterreichischeniederlande/index.html
─ 17 ─
Staats-Dalhem mit Dalhem Bolbeek, Feneur, Trembleur und Olne ohne Oost
und Cadier wurden 1785 durch den Vertrag von Fontainebleau an die
Östereichischen Niederlande abgetreten. Die Österreichische Enklave Schaesberg
wurde den Generalitätslanden zugeschlagen.
Das Herzogtum Limburg nach der Ferraris-Karte, 1770
Zur Übersicht noch ein Link zu:
Meyers Konversationslexikon 1885 - 1892: Niederlande ( Geschichte: 18. und
19. Jahrhundert)
Einen vorläufigen Schlusspunkt in der recht turbulenten Geschichte unserer
westlichen Nachbarn setzte dann 1789 kurz vor der Franzosenzeit die sogenannte
Brabanter Revolution, (Brabantse Omwenteling) die zur Ausrufung der
Vereinigten Belgischen Staaten (Verenigde Nederlandse Staten) führte.
─ 18 ─
Flagge der Brabanter Revolutionäre.
Die Farben der Revolutionsfahne wiederholen sich
in der heutige Fahne Belgiens:
Diese Revolution richtete sich im Gegensatz zur französischen Revolution, der
Lütticher Revolution sowie anderen revolutionären Bestrebungen gegen die
Reformbestrebungen des österreichischen Kaisers Joseph II..
(Deutsche Biographie: Joseph II., Keizer Jozef II.)
Über den österreichischen Kaiser Josef II. gibt es eine große Zahl von Texten auch
im Internet. Es hat wohl wenig Sinn sie alle hier aufzuführen. Ebenso ist die Zahl
der Bücher über die Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts fast unübersehbar.
Hier nur eine mehr zufällige kleine Auswahl. Johann Hermann Stöver, DeutschBurgund oder die österreichischen Niederlande in ihrem neuesten politischen
und geographischen Zustande.
Louis Lax, Der Abfall der belgischen Provinzen von Österreich
─ 19 ─
Durch Anklicken dieser Titelseite wir der Abschnitt über Belgien geladen.
Unter dem Nachfolger Kaiser Leopold II. des inzwischen verstorbenen Kaisers
Joseph II. wurde der Aufstand schon nach kurzer Zeit niedergeschlagen .
(s. dazu auch meine Datei Das Fürstbistum Lüttich.)
─ 20 ─
Die weitere Entwicklung
1798 reichte das Herrschaftsgebiet Frankreichs bis zum Rhein. Aus den
„Vereinigten Provinzen“ der Niederlande entstand die Batavische Republik als
ein von Frankreich abhängiger Staat, der dann 1806 zum Königreich Holland
wurde und schließlich 1810 gänzlich von Frankreich annektiert wurde.
Karte der Departemente im Gebiet der heutigen Benelux-Region.
Das Département Meuse-Inférieure umfasste Teile des Herzogtums Limburg,
des Herzogtums Geldern, des Fürstbistums Lüttich sowie die zu den
Generalitätslanden der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen gehörenden
Gebiete von Maastricht und Venlo.
Nach der schließlichen Niederlage Napoleons fand vom 18 September 1814
bis zum 9. Juni 1815 der Wiener Kongress statt, durch den die staatlichen
Verhältnisse Europas von Grund auf neu geordnet werden sollten.
Bei diesem Kongress, auf dem die Vertreter von rund 200 europäischen
Staaten und Herrschaften über die künftige Ordnung Europas berieten, wurde u. a.
beschlossen, als Schutzschild gegen die Expansionbestrebungen Frankreichs das
Königreich der Vereinigten Niederlande zu bilden. Aus dem Département
Meuse-Inférieure wurde in diesem Reich jetzt die Provinz Limburg.
─ 21 ─
Im Zusammenhang mit dieser staatlichen Neuordnung gelangten Herzogenrath
und die Festung Schenkenschanz bei Kleve an Preußen, Born und Sittard an die
Niederlande.
Zum König des neuen Landes wird Wilhelm I. bestimmt, welcher in den
folgenden Jahren eine schon ziemlich unglückliche Rolle spielt. In den südlichen
Landesteilen macht sich schon bald wachsender Unmut bemerkbar. Die Katholiken
konnten sich nicht mit einem protestantischen König anfreunden, die
Französischsprechenden stießen sich an der von ihm bevorzugten niederländischen
Sprache und die Liberalen fanden, daß der König sich in zu viele Angelegenheiten
einmischte. Außerdem sorgten französische Provokateure, welche noch immer eine
Vereinigung der südlichen Landesteile mit Frankreich anstrebten, für eine antiOranien-Stimmung.
─ 22 ─
Neben vielen anderen Beschlüssen kam es auf dem Wiener Kongress nach
langen Verhandlungen am 8. Juni 1815 zur Verabschiedung der „Deutschen
Bundesakte“, mit der die souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands mit
Einschluss des Kaisers von Österreich und der Könige von Preußen, Dänemark
und der Niederlande einen Staatenbund vereinbarten. Das Königreich der
Niederlande war in Personalunion verbunden mit dem Herzogtum Luxemburg,
welches somit auch zum Deutschen Bund gehörte.
Dieser Deutsche Bund sollte gewissermassen an die Stelle des ehemaligen
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation treten.
Als im August 1830 der reaktionäre französische König Karl X. gestürzt
wurde, beflügelte das die revolutionären Bestrebungen in den südlichen
Niederlanden entscheidend.
Am 25. August 1830 sind rund um das Opernhaus Muntschouwburg zu
Brüssel schon viele Bürger Brüssels versammelt. Anlässlich des Geburtstags von
König Wilhelm I. sollte die Oper La Muette de Portica (Die Stumme von Portici)
aufgeführt werden. Bei der Arie Amour sacré de la patrie ( heilige Liebe zum
Vaterland) bricht ein Tumult aus. Viele Menschen stürzen nach draußen. Scheiben
werden eingeschlagen, Geschäfte und Verwaltungsgebäude verwüstet und der Sitz
einer regierungsfreundlichen Zeitung gestürmt. Damit hatte die Belgische
Revolution begonnen.
König Wilhelm hatte auf Unterstützung durch Preußen gehofft, da die
Satzungen des Deutschen Bundes für den Kriegsfall ein Beistandspflicht der
anderen Bundesmächte vorsahen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen
befürchtete dadurch in eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich
hineingezogen zu werden und wollten ohne die Mithilfe Rußland´s nichts
unternehmen. Rußland war jedoch zu dieser Zeit in den Polnisch-Russischen Krieg
verstrickt und konnte sich deshalb nicht einmischen. So wurde dann die Belgische
Revolution zu einer internen Angelegenheit des Königreichs der Vereinigten
Niederlande erklärt.Nach verschiedenen Versuchen, die Revolte friedlich zu
beenden, schickte Wilhelm Ende September 12000 Soldaten nach Brüssel. Doch
diese mußten sich nach drei Tagen zurückziehen.
─ 23 ─
Gustave Wappers, Êpisode des Journées de septembre 1830
sur la place de l´Hôtel de Ville de Bruxelles
Am 4. Oktober 1830 verkündete die provisorische Regierung auf dem Balkon
des Brüsseler Rathauses die Unabhängigkeit Belgiens. In einer ersten Londoner
Konferenz Ende 1830 erkannten die europäischen Großmächte Großbritannien,
Frankreich, Österreich, Preußen und Rußland die Unabhängigkeit Belgiens.
Schließlich wurde mit Leopold I. ein König gefunden, der am 21, Juli 1831 den
Eid auf die Verfassung ablegte. Dieses Ereignis beantworteten die Niederlande
eine Woche später mit einem militärischen Angriff. In dem damit begonnenen
Zehn-Tage-Feldzug wurden die niederländischen Truppen durch das Eingreifen
der belgischen Schutzmächte Frankreich und Großbritanien zurückgeschlagen.
Am Ende dieses Feldzuges mußte König Wilhelem seinen Traum von einer
Verbindung der beiden Landesteile begraben. Die Teilung des Landes war Realität
geworden. Nur in Maastricht harrte eine niederländische Garnison weiter aus.
Der Maastrichter Festungskommandant General Bernardus Johannes
Cornelis Dibbets verteidigte der protestantisch militärischen Tradition seiner
Familie folgend während der sogenannten "Blokkade van Maastricht" ungefähr
drei Jahre lang die exponierte Stadt gegen alle belgischen Eroberungsversuche, bis
dann 1833 mit dem "Verdrag van Zonhoven" gewissermaßen ein
Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen wurde, durch den der Status quo
festgeschrieben wurde.
─ 24 ─
Die schließich 1838/39 vereinbarte merkwürdige Ausbuchtung des
niederländischen Staatsgebietes zwischen Maastricht und Venlo war
gewissermaßen eine Folge des Ausharrens von Dibbets.
Diese von niederländischer Seite als Heldentat gewertete Verteidigung war
durchaus nicht im Sinne vieler Maastrichter, die sich mehr Belgien verbunden
fühlten. Lange noch sprach man in Maastricht überwiegend abwertend von
Dibbets, sein Grabmal war kaum zu beschreibenden Verunglimpfungen ausgesetzt.
Ich habe im Straßenverzeichnis Maastrichts auch keine nach Dibbets benannte
Straße gefunden.
Auf der Londoner Konferenz 1838-1839 wurde die Trennung abschließend
besiegelt. Eine schon 1831 vereinbarte Teilung Luxemburgs wurde bestätigt. Der
östliche verkleinerte Teil Luxemburgs blieb weiterhin mit den Niederlanden in
Personalunion verbunden und somit dem Deutschen Bund zugehörig.
Am 19. April 1839 wurde in London der offizielle Scheidungsvertrag, der
Verdrag van Londen (1839), unterzeichnet. Dabei nahm man auch verschiedene
Grenzkorrekturen vor. Meist spielten praktische Gründe eine Rolle, aber es gab
auch andere. So wurde ein Teil von Sippenaeken, das jetzt zur Provinz Lüttich,
aber vor der Franzosenzeit zu Limburg gehörte, Niederländisch-Limburg
zugeschlagen, weil Wilhelm I. davon das Recht ableitete, sich Herzog von
Limburg zu nennen. Bei anderen Teilen des neuen Herzogtums Limburg bestand ja
keine Verbindung zum historischen Herzogtum.
Ein anderer Grund war für die neue Landkarte westlich von Maastricht
bestimmend. Hier blieben beinahe überall die alten Dorfgrenzen unbeachtet und
man zog die Grenze im „Schußabstand“ von den niederländischen
Festungsanlagen. Der Schußabstand wurde mit 1200 toises = 2,3388km festgelegt;
„Toise“ (T) ist eine altfranzösische Längeneinheit (ungefähr gleich Klafter:
Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes).
Ich habe allerdings noch keine Begründung dafür gefunden, warum auch die
niederländisch-deutsche Grenze nördlich der Roermündung auf Schußabstand von
der Maas vereinbart wurde.
Es gab hinsichtlich der Einzelheiten bei den Messsungen lange Auseinandersetzungen. Erst 1843 war man sich endlich einig.
─ 25 ─
Karte aus den Vertragsakten 1838/39
Interessante Einzelheiten zur Entstehungsgeschichte des belgischen Staates
bietet auch das Werk:
Historisch-diplomatische Darstellung der völkerrechtlichen Begründung des
Königreiches Belgien,
welches der Staatsmann und Diplomat Jean Baptiste Nothomb während der
Entstehungszeit des Königreichs verfasste.
(Die niederländische Datei zu Nothomb ist etwas ausführliche als die deutsche,
https://nl.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Nothomb)
Nebenbei sei noch bemerkt, Jean Baptiste Nothomb ist der Großvater der
neueren bekannten belgischen Schriftstellerin Amélie Nothomb, wobei ich
allerdings gestehen muß, dass deren Literaturverständnis nicht gerade mein Fall ist.
Limburg wurde also in eine niederländische und eine belgische Provinz geteilt.
Der niederländische Teil mit Ausnahme der Festungen Maastricht und Venlo war
dann von 1839 bis 1866 als neugeschaffenes Herzogtum Limburg, in
Personalunion mit den Niederlanden verbunden, Teil des Deutschen Bundes als
Ausgleich für den aus dem Deutschen Bund ausgeschiedenen Westteil
Luxemburgs (Beschluss vom 5. September 1839). Luxemburg und Limburg führen
in der Bundesversammlung eine gemeinsame Stimme.
Dazu auch der diesbezüglich Abschnitt aus dem Werk: Hermann von Rotteck,
Carl von Rotteck, Geschichte der neuesten Zeit, enthaltend die Jahre 1815 1840
─ 26 ─
Das Presseecho in Deutschland war zwiespältig, wie zwei in der Augsburger
Allgemeinen Zeitung von 1838 abgedruckte Auszüge zeigen:
Niederlande. Die Münchener pol. Zeitung nimmt sich in wiederholten Artikeln
der Sache Belgiens aufs wärmste an. So sagt sie in einem ihrer neuesten Blätter:
„Wir haben wiederholt auf die Lage der belgischen und holländischen
Angelegenheiten, als auf den wichtigen Punkte aufmerksam gemacht, von welchem
Deutschlands Geschlossenheit und Ruhe abhängt und Jahrhunderte lang
abgehängt hat, und obwohl wir Grund haben zu fürchten, daß bei der Masse
unzeitiger Antipathien gegen das belgische Volk und dem Treiben und Drängen
der verschiedenartigsten, dem wahren Interesse unsers gemeinsamen Vaterlandes
entgegengesetzten Ansichten und Bestrebungen unsere Stimme spurlos verhallen
werde, so wollen wir doch nicht aufhören, auf diesen Punkt hinzuweisen sey es
auch nur, um einst, wenn die unglücklichen Folgen jener verkehrten Bestrebungen
klar und deutlich vor Jedermanns Augen stehen, zu unserm eigenen Troste
ausrufen zu können: wir haben das Unsrige gethan. Man sollte glauben, daß alle
diejenigen, welchen Deutschlands Ehre und Deutschlands Größe am Herzen liegt,
jene Stelle unserer Geschichte mit dem tiefsten Schmerze erfüllen müßte, wo in
Folge der Ereignisse des sechzehnten Jahrhunderts unsere westlichen Nachbarn
begannen, sich auf Kosten der Völker von deutsch« Abstammung auszubreiten und
von unsern innern Zwisten für sich selbst den glänzendsten Vortheil zu erwerben;
eben deßhalb dürfte man aber auch berechtigt seyn zu glauben, daß gerade
diejenigen, die damals Schuld an der Zersplitterung waren, jetzt mit verdoppelten
Kräften jeden Anlaß ergreifen würden, die alte Größe des germanische» Volkes
durch Wiedereinverleibung seiner getrennten Theile wiederherzustellen. Es ist
bekannt, durch wessen Schuld, durch welch unzeitigen Kosmopolitismus, um nicht
zu sagen Gallomanie, im Pariser Frieden und auf dem Wiener Congresse
Deutschland um seine natürliche» Grenzen kam; wider Alles Vermuthen gaben die
Ereignisse des Jahres 1830 uns eine günstige Gelegenheit, ja den besten Anlaß das
Verlorne wieder einzubringen und Deutschland mit dem westlichen Ocean zu
verbinden, den Wunsch vieler Jahrzehnte auf einmal in das Werk zu setzen, und
nun — thun wir alles Mögliche, die Gelegenheit unbenutzt vorübergehen und
unsere heimliche und offene Feinde ruhig den größtmöglichen Vortheil daraus
ziehen zu lassen. Wenn in acht Jahren die Bemühungen der ausgezeichnetsten
Staatsmänner, einen den wahren Interessen Europa's angemessenen Zustand in
den Niederlanden herbeizuführen, fruchtlos waren, muß sich dann nicht die
Vermuthung von selbst darbieten, dass der Hauptzweck, den man erreichen wollte,
─ 27 ─
der Natur der Verhältnisse wenig entsprechend war? Ein Rückblick auf den Gang
der Ereignisse dürfte dieses in Kürze zeigen. Als am 15 Nov. 1831 der Traktat der
24 Artikel abgeschlossen worden war, hielten alle diejenigen, welche auf eine
billige Ausgleichung von ihrer Natur nach getrennten Verhältnissen zu hoffen
wagten, dafür, es möchte Europa dadurch in seinen nordwestlichen Theilen zum
Frieden kommen. Allein schon die nächsten Ereignisse zeigten, wie wenig man die
vorhandenen Wirren zu lösen vermag, so lange das allgemeine Interesse dem eines
Theiles hintangesetzt wird. Die Regierung der Niederlande protestirte, protestirte
mehr als sechs Jahre lang, bis der Gang der Ereignisse, vor Allem der neue
Handelsweg, der sich durch Belgien öffnete und der willkürlichen, Deutschland so
sehr beeinträchtigenden Auslegung des bekannten Artikels des Wiener Congresses
über die Rheinschiffsahrt von Seite Hollands ein Ende machte, sie belehrte, wie sie
von einer Fortdauer ihres eigenwilligen Systems weder eine Lösung der Frage,
noch einen Nutzen für sich zu ziehen vermöchte. Hierauf erlebte Europa das
Schauspiel, daß im siebenten Jahre nach Abschluß jenes Vertrags — den, was
nicht außer Acht gelassen werden darf, Belgien nicht nur annahm, sondern auf
dessen Vollzug es auch vergeblich gedrungen hatte — Holland plötzlich den
Vertrag anzunehmen sich bereit erklärte, nachdem es seinerseits die Ausführung
desselben so lange verzogen und endlich unmöglich gemacht hatte. Zugleich aber
haben sich in der Zwischenzeit Verhältnisse gebildet, welche, abgesehen von dem
Benehmen Hollands, die Gültigkeit des Vertrags selbst nicht nur zu bestreiten,
sondern auch vollkommen aufzuheben im Stande seyn dürften. (Hier wird die
ungleiche Theilung der Schuld auf die bekannte Weise nachgewiesen, dann
schließt der Artikel:) Bei dieser sonderbaren Verwirrung der Verhältnisse ist
dennoch klar, daß wenn Belgien nun gegen denselben Vertrag Protest einlegt, es
eben so wenig zu seiner Erfüllung gezwungen werden kann, als Holland es wurde,
das den Vertrag erst dann anzunehmen sich bereit erklärte, nachdem dessen
Vollzug theilweise unmöglich, seine Stipulationen als ungegründet sich erwiesen.
Allein soll dieser Zustand des Schwankens so lange fortwähren, bis jene
unheilvolle Krisis von Verhältnissen sich vollständig gebildet hat, der so viele
Staaten entgegen zu gehen scheinen? Soll, indem man die Sache auf das Aeußerste
treibt, Belgien gezwungen werden, sich den Liberalen in die Arme zu werfen,
welche bis jetzt sich ruhig unter die allgemeine Ordnung fügen mußten? Gibt es
aber für Belgien ein anderes Aeußerstes als den Verlust von 300.000 Einwohnern,
die durch Abstammung, Religion und gemeinsames Interesse an den neuen Staat
gebunden sind? Ist es unbekannt, mit welchem Eifer die liberalen Journale sich
Belgiens gerade in diesem Punkte annehmen? Wie kömmt es aber, daß nicht
gerade diese Disposition so zur Herstellung eines soliden Zustandes der Dinge
benutzt wird, wie in Belgien selbst der bessere Theil der Nation sich ähnlicher
Verhältnisse bediente, den leicht errungenen Sieg den Liberalen aus der Hand zu
─ 28 ─
winden und aus ihm die Grundlage einer dauerhaften Gestaltung der Dinge zu
bilden? Von welch unberechenbarem Vortheile wäre es aber nicht, wenn Belgien
mit seinen Häfen, Eisenbahnen, Manufakturen, einer schlagfertigen Armee von
75.000 Mann, einer Reserve von 119.000 dem deutschen Bunde beizutreten
vermöchte? Die Hoffnungen der Revolution würden mit einemmale vernichtet, in
Belgien selbst der Liberalismus erdrückt werden, der sein Heil nur noch im
Anschlusse an Frankreich erblickt —ein Gedanke, der die größere Mehrzahl der
Belgier mit desto stärkerem Widerwillen erfüllt, je mächtiger das Gefühl der
Unabhängigkeit geworden und je gewisser es ist, daß Belgien diese durch einen
Anschluß an Frankreich verlieren würde."
Elberf. Ztg. Ein französischer Schriftsteller, Alexander Dumas, durch seine
sittenlosen und gräßlichen Romane und Dramen bekannt, hat Brüssel, Köln und
Frankfurt besucht, schreibt nun einen Brief über Belgien und den deutschen Bund
in die Revue de Paris, und der ministerielle Brüsseler Indépendant ist stolz darauf,
daß Belgien einen Vertheidiger mehr hat. Dieser Dumas erzählt aus Frankfurt
Einiges über die Gesinnungen des deutschen Bundes gegen Holland. Der Bund
meine, Limburg müsse abgetreten werden, wenn nur Maestricht bei Holland
bleibe; Luxemburg gehöre nicht zu Deutschland, denn es sey ja immer im Haag
repräsentirt worden, Luxemburg sey belgisch, bloß die Hauptstadt verbleibe dem
Bunde, ein deutscher und ein österreichischer General commandirten längst
abwechselnd die Garnison, auch sey man in Köln, Koblenz, Trier und Mainz so
sehr für Belgien, daß man in Berlin die Sache beendigt haben wolle. Was das
Berliner Cabinet mit Mainz zu thun habe, wissen wir nicht, wahrscheinlich hat
Dumas geglaubt, Mainz gehöre zu Preußen. In Luxemburg aber lässt der Reisende
abwechselnd einen deutschen und einen österreichischen General commandiren,
also gehört Oesterreich nicht zum deutschen Bunde, obschon Dumas in Frankfurt
gar leicht erfahren konnte, daß Oesterreich den Vorsitz in der
Bundesversammlung hat, und eben so gut konnte er dort erfahren, daß diese
Abwechslung der Commandantur wohl in Mainz, nicht aber in Luremburg
stattfindet. Der ministerielle Indépendant druckt dieß mit großer Rührung der
Dankbarkeit ab, und welche Begeisterung mag das in Belgien erwecken! „Wenn
Einer eine Reise thut, so kann er was erzählen“ — Dumas hat das zum Ergötzen
Deutschlands verstanden!
─ 29 ─
Die merkwürdige Verfassungs-Konstruktion Limburgs war mehr ein
diplomatisches Kabinettstückchen als vorausschauende Politik. Die Schrift Das
Herzogthum Limburg als Deutschen Bundesstaat des Arztes Karl August
Streifensand aus Krefeld (Kempen) wird wohl keine Einzelmeinung wiedergeben.
Einerseits war Limburg Mitglied des Deutschen Bundes und stellte auch
Soldaten zur Verfügung.
Andererseits war Limburg Teil des Königreichs der Niederlande. Dort gab es
Bestrebungen, die Sonderstellung Limburgs einzuschränken, was wiederum die
separatistische Strömungen mit einer Vielzahl von Aktionen verstärkte. Besonders
im Zusammenhang mit den 1848er revolutionären Ereignissen machten sich diese
bemerkbar. Dabei spielte Baron Jan Lodewijk van Scherpenzeel Heusch eine
herausragende Rolle. Wenn ich verschiedene Internet-Beiträge richtig deute, ist
Separatismus in Limburg im Gegensatz zum Rheinland immer noch ein Thema,
wenn auch in abgemilderter Form. Es gibt es ja in Limburg das geflügelte Wort:
Een Limburger is op de eerste plaats een Limburger, (dan pas een Nederlander),
maar nooit een Hollander.
─ 30 ─
Die in Preußen zunehmend lauter werdenden uns heute fremden patriotischen
Töne werden sicher bei unseren westlichen Nachbarn nicht ohne Sorge
wahrgenommen worden sein, wobei allerdings einschränkend hinzuzufügen ist,
dass daran Frankreich, welches in der Rheinkrise noch einmal versuchte, den
Rhein als Ostgrenze Frankreichs zu gewinnen, daran nicht ganz schuldlos war.
Entscheidend für die antipreußische Stimmung in den Niederlanden wird aber
wohl die Politik Bismarcks gewesen sein. Dazu bieten die Wikipedia-Datei:
Herzogtum Limburg (1839 - 1866) sowie der Artikel Universität Münster:
Niederlande-Net: Der Bauer auf dem Schachbrett von Bismarck einen
gewissen Überblick. Auch die Leseprobe des Buches Renate Loos, Deutschland
zwischen "Schwärmertum" und "Realpolitik" bietet weitere interessante
Informationen.
Jedenfalls drängt sich der Eindruck auf: Limburg war nur Spielball
widerstreitender Machtinteressen. Nachdem schließlich 1862 der Deutsche Bund
praktisch aufgehört hatte zu existieren, widersetzten sich die Niederlande der 1867
von Bismarck ohne besonderen Nachdruck erhobenen Forderung nach dem
Anschluss Limburgs an den Norddeutschen Bund, damit war Limburg jetzt eine
Provinz der Niederlande wie die anderen.
Auf einem anderen Blatt steht, dass, auch angesichts der vielfältigen familiären
Beziehungen zwischen den verschiedenen Landesteilen der Euregio, die
vergangenen Strukturen noch immer eine gewisse Bedeutung haben.
Merkwürdigerweise blieb der Name Herzogtum Limburg auch nach 1867
bestehen. Die Bezeichnung wurde erst am 15. November 1904 aufgehoben.
Zuletzt seien noch einige Links zum Thema Limburg angefügt:
Schriften der Universitäten Maastricht und Münster:
maastrichtuniversity: staatkundige geschiedenis limburg, 1794-1867
Universität Münster: Niederlande-Net: Die Geschichte der Niederlande 1795
bis 1914
Universität Münster: Niederlande-Net: Das Vereinigte Königreich der
Niederlande 1815-1830/39
Universität Münster: Niederlande-Net: 1815-1840: Untergrabene Ambitionen
und der Vormarsch Preußens
Universität Münster: Niederlande-Net: 1848: Der Gordische Knoten
Lange spielte die deutsche Sprache in Limburg eine wichtige Rolle. Zur
Sprachentwicklung sei angefügt die Datei
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Universität Köln:
Nederlanders
Prof.
Dr.
Ann
Marynissen,
Limburgers
worden
sowie eine interessante Grafik dazu aus einer Leseprobe des Sammelbandes:
Europäische Geschichtsschreibung und europäische Regionen, Historiographische
Konzepte diesseits und jenseits der niederländisch-deutschen/ nordrheinwestfälischen Grenze:
https://books.google.de/books?
id=k8lVk0g45EYC&pg=PA75&hl=de&source=gbs_selected_pages&cad=2
v=onepage&q&f=false
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Zur Geschichte Limburgs sei auch noch auf die Schrift C. Rutsch, Eupen und
Umgegend verwiesen, welche einen kurzgefassten Überblick dazu enthält.
Schließlich noch die nachstehend angezeigte Denkschrift. Durch Anklicken des
Titelblatts wird der zugehörige google-Scan geladen.