BERN STATT BABYLON DIE HÄNGENDEN GÄRTEN VON BERN, EXKLUSIV GEÖFFNET Regula Nussbaum Projektbeschrieb Kuverum 8 / 2015 Kulturvermittlung und Museumspädagogik CAS PH FHNW Sechs Durchführungen während dem ersten Berner Stadt-Rundgangfestival in Bern zwischen dem 26. und 30. August 2015, www.stattland.ch. INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 2 WUNDER(N) IN BERN – UM WAS ES GEHT 3 ZEITGEIST UND GRÜNER GEIST – WAS WIR WOLLEN 4 GARTENFREU(N)DE – WER KOMMT MIT? 5 UNESCO WELTKULTURERBE – BESONDERHEIT 6 RELEVANZ FÜR DIE KULTURVERMITTLUNG 7 KULTURVERMITTLUNG, GARTENKULTUR – DIE MOTIVATION 8 ZEIT, GELD, RESSOURCEN – MANAGEMENT 9 ERKENNTNISSE 9 GLEICH UND DOCH GANZ ANDERS 10 IMPRESSUM 10 www.kuverum.ch Seite 2 WUNDER(N) IN BERN – UM WAS ES GEHT Dem Slogan „Bern statt fern“ verpflichtet, sucht der Verein StattLand (www.stattland.ch) Welt-Wunder nicht in fernen Ländern, sondern findet sie in den hängenden Gärten am Südhang der Berner Altstadt. Auf einem erlebnisreichen Spaziergang öffnen sich vier Gartenanlagen, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Die Kulturvermittlerin Regula Nussbaum führt zusammen mit dem „Geist der grünen Altstadt-Daumen“, gespielt von der Schauspielerin Annette Huber, die Teilnehmenden durch eine naturnahe Blumengärtnerei mit Aare-Blick, den Stiftsgarten unterhalb des Münsters, die BarockgartenAnlage des von Wattenwyl-Hauses und die Erlacherhof-Terrasse. StattLand konzipiert seit 25 Jahren szenische Stadtrundgänge und lanciert zwischen dem 26. und 30. August 2015 ein erstes Berner Stadt-Rundgangfestival mit einem breiten Angebot an Führungen verschiedenster Anbieter und eigens für das Festival konzipierten StattLand-Projekten.„“Bern statt Babylon, die hängenden Gärten von Bern, exklusiv geöffnet“ wurde von StattLand initiiert und ist die Abschlussarbeit von Regula Nussbaum, Bern, für den Lehrgang CAS, Kuverum Kulturvermittlung FHNW. Das Drehbuch für den Rundgang wurde in Zusammenarbeit mit einer Projektgruppe entwickelt und anschliessend von Franziska Dürr, Ausbildungsleiterin KUVERUM, und der Biologin Sabine Tschäppeler, Stadtgrün Bern, gegengelesen und ergänzt. Eine Probedurchführung mit eingeladenen Fachexperten und deren Feedback ist wichtig für die Qualitätssicherung einer Führung. Anschliessend erfährt der Rundgang noch letzte Anpassungen und Änderungen. Bern statt Babylon wird vorerst am Berner Stadt-Rundgangfestival gezeigt. Je nach Nachfrage nimmt das öffentliche StattLand-Programm den Rundgang ab nächstem Jahr als „Summer Special“ auf. Der Rundgang wird zudem im Gartenjahr 2016 (www.gartenjahr2016.ch) als Teilnahme-Projekt eingegeben. Die Blumengärtnerei Ellenberger und Fuhrimann, die erste Etappe des Rundgangs Bern statt Babylon. www.kuverum.ch Seite 3 ZEITGEIST UND GRÜNER GEIST – WAS WIR WOLLEN Welche Bedeutung haben Gärten und Grünflächen für modern-urbane Menschen und über welche Visionen diskutierten heutige Stadtplaner? Was war der ursprüngliche Zweck von Stadtgärten in früheren Zeiten und welche gärtnerischen Entwicklungen haben sich im Laufe der über 800-jährigen Stadtentwicklung von Bern ergeben? Diesen und weiteren relevanten Fragen wird auf dem Spaziergang in vielfältiger Weise nachgegangen: Von der ursprünglichen städtischen Selbstversorgung zu den repräsentativen Schaugärten der Barockzeit. Von der Anbauschlacht während dem zweiten Weltkrieg zum heutigen Versuch zur Erhaltung von rarem Saatgut: Den Zeitgeist kann man immer auch an der Pflanzenwahl und der Gestaltung von Gartenanlagen erkennen. Die wunderschönen Gärten am Südhang der Berner Altstadt bieten sich für einen sinnlichen Spaziergang an und die oben genannten Aspekte werden dabei anschaulich erörtert. Gartenblicke hinter nicht öffentliche Gartenzäune sind erlaubt und das Rundgangs-Publikum wird mit „Edu-tainment“, einer Mischung aus education (Bildung) und entertainment (Unterhaltung), ein inspirierendes Erlebnis mit nach Hause nehmen. Der Anlass wird von einer Schauspielerin – die grüne Figur, unterhaltsam und anregend mitgestaltet. Sie begleitet den Rundgang als „grüner Faden“, Annette Huber, Schauspielerin, spielt ein feenhaftes Wesen: Den „Geist der grünen Altstadt-Daumen“. www.kuverum.ch Seite 4 GARTENFREU(N)DE – WER KOMMT MIT? Auf dem Rundgang sind alle an Gartenkultur und Kulturgärten Interessierte willkommen. Wir freuen uns über zahlreiche Besucherinnen und Besucher, die mit StattLand eine Auszeit vom Alltag in üppig blühenden August-Gärten der Berner Altstadt verbringen wollen. Vereinsmitglieder, GönnerInnen, Studierende von Kuverum, Mitarbeitende im Bereich Bildung und Vermittlung und alle anderen, die sich bei StattLand für den Spaziergang anmelden, werden mit Bern statt Babylon eine lehrreiche, sinnliche und poetische Erfahrung machen. Für den Rundgang braucht es keinerlei Vorkenntnisse: Weder botanische noch gärtnerische. Die Teilnehmenden werden auf dem Spaziergang die Gelegenheit haben, etwas zu kreieren, zu riechen, zu essen und zu trinken, mitzudenken, sich etwas vorzustellen und werden sich aktiv in der Führung einbringen können. Einblicke in die Stiftsgärtnerei, dem zweiten Standort auf dem Spaziergang Bern statt Babylon www.kuverum.ch Seite 5 UNESCO WELTKULTURERBE – BESONDERHEIT Das Projekt zeichnet sich durch die Öffnung sehenswerter Gartenanlagen aus, die alle auf Unesco Weltkulturerbe-Boden der Berner Altstadt liegen. Es wird dadurch zum exklusiven Erlebnis für die Festival-Besuchenden. Bei der Einführung thematisiert die Rundgangleitung die Bedeutung der Gärten im Laufe der Zeit. Es geht um die Vergangenheit, aber auch um Zukunftsvisionen. In einer idyllische Blumengärtnerei mit Südhanglage, wird darüber geredet, dass des Schweizers Lieblingspflanze nicht immer die erste Geige spielt und dass im 17. Jahrhundert ein paar Zwiebeln einer seltenen Tulpensorte den Wert eines Hauses inklusive Garten haben konnten. Weiter geht es in den Stiftsgarten. Dort werden Einblicke in Kursangebote wie meditatives und urbanes Gärtnern sowie in Garten-Arbeitsplätze mit therapeutischem Anspruch gewährt. Ein neu gestartetes Beeren-Projekt wirft Fragen auf: Was ist eigentlich eine Beere im botanischen Sinne? Der „Geist der grünen Altstadt-Daumen“ weiss Bescheid und hilft komplexe Botanik zu veranschaulichen. In den kürzlich renovierten hängenden Traumgärten von Bern unterhalb des von Wattenwyl-Hauses steht die Historie von Gärten und ihre Kultur im Vordergrund. Der letzte Standort ist die mit historischen Blumen- und Gemüsesorten von ProSpecieRara (www.prospecierara.ch) bepflanzte Erlacherhof-Terrasse, wo der Spaziergang mit selbst produzierten Samenkugeln, sogenannten Seedbombs, zur Gestaltung einer friedlicheren und farbigeren Welt abgerundet wird. Urbanes Gärtnern – auch zukunftsweisende Trends werden auf dem Rundgang besprochen www.kuverum.ch Seite 6 RELEVANZ FÜR DIE KULTURVERMITTLUNG StattLand ist stets auf der Suche nach neuen Wissens-Vermittlungsformen. Mit Bern statt Babylon werden wir erfahren, ob das Publikum bereit ist, sich selber einzubringen und sich aktiv an der Führung zu beteiligen. Auf ca. 20 thematischen Stadtrundgängen vermittelt StattLand historisch fundiert recherchiertes Material, wobei die Rundgangleitung meist in der Rolle der Erzählerin ist und Schauspieleinlagen die Wissensvermittlung auflockern. Das Publikum ist ähnlich wie bei einem Theaterbesuch in der zuhörenden Rolle. Indem versucht wird, das Publikum gezielt etwas zu fragen, etwas zu analysieren, sich etwas vorzustellen, etwas herzustellen etc., werden vermehrt interaktive Elemente in die Rundgänge integriert. Garten-Führungen sind in der Schweiz meist auf Botanische Gärten, Schloss-, Kloster- und Heilkräutergärten begrenzt. Dabei steht die Vorstellung einzelner Pflanzenarten und ihre Geschichte oder Heilkraft im Vordergrund. Der Garten als Kulturgut, der seit jeher zum sesshaften Menschen gehört, wird bei Führungen wenig thematisiert. Der vorliegende szenische Rundgang durch mehrere Berner Gärten erweitert das eher kleine Angebot an thematischen Gartenführungen in der Schweiz. Eine Stadt bietet vielfältigste Themen für Rundgänge und es gibt viele Gemeinsamkeiten zu Objektführungen in Museen. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Erlebte für die Besuchenden anschaulich ist, spürbar wird und möglichst lange nachwirkt . Dies will StattLand mit Bern statt Babylon erreichen. Der dritte Standort bei Bern statt Babylon ist die Gartenanlage des von Wattenwyl-Hauses www.kuverum.ch Seite 7 KULTURVERMITTLUNG, GARTENKULTUR – DIE MOTIVATION Mit Bern statt Babylon wird die Themenvielfalt der StattLand-Rundgänge um Gartenkultur und -geschichte erweitert. Eines unserer Angebote ist der Rundgang „Bern Elfenau“, wo die Idylle des Englischen Landschaftsgarten thematisiert wird, im Zentrum steht dort aber die Biografie der Grossfürstin Anna Fedorova. Bei meinem Abschlussprojekt möchte ich das während der Ausbildung KUVERUM gelernte Wissen direkt umsetzen und dem Verein StattLand zur Verfügung stellen. Einerseits bin ich seit langer Zeit als Rundgangleiterin in der Stadt Bern und Kulturvermittlerin bei den Sonderausstellungen des Bernischen Historischen Museums tätig und andererseits bin ich von Beruf Biologin und leidenschaftliche Gärtnerin mit grossem Garten. Beim vorliegenden Projekt kann ich zwei Interessen miteinander verbinden: Kulturvermittlung und Gartenkultur. Schon seit längerer Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Gartenführung zu konzipieren und als die Gelegenheit kam, das 25-jährige Jubiläum von StattLand mit der Abschlussarbeit von KUVERUM zu kombinieren, war der Zeitpunkt ideal. Die Erlacherhof-Terrasse ist der vierte Garten, den wir auf dem Rundgang besuchen www.kuverum.ch Seite 8 ZEIT, GELD, RESSOURCEN – MANAGEMENT Ein schwieriger Aspekt auf Führungen ist das Zeitmanagement, da die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden erfahrungsgemäss nach ca. 90 Minuten abnimmt. Die Einführung , die vier Gärten plus Weg und die vielen Ideen der Projektgruppe in diesen Zeitrahmen zu bringen: Eine Herausforderung für alle Projektmitglieder. Wir haben versucht, unseren Ideenreichtum effizient zu bündeln, die Essenz zu einem Drehbuch zu verarbeiten und dies mit einem Minimum an Sitzungen, Zeitaufwand und einem LowBudget. Da unser Team aus vier sehr unterschiedlichen aber sich gegenseitig ergänzenden Biografien besteht, konnten bald klare Aufgabenverteilungen vorgenommen werden, so dass die einzelnen Projektmitglieder entsprechend ihren Stärken arbeiten konnten (z.B. Recherche, Schreiben oder szenische Umsetzung). Der Projektgruppe stellt sich die Frage, ob sich die Teilnehmenden darauf einlassen, aktiv mitzumachen und ob dies den Zeitrahmen nicht sprengt. Der Einführungsstandort ist sehr wichtig, um das Eis zum Publikum zu brechen und einen echten Kontakt herzustellen, bei dem sich die Teilnehmenden angesprochen fühlen. Indem z.B. Kleingruppen von ca. fünf Personen ein Bild kurz anschauen, darüber diskutieren und danach jemand aus der Gruppe in ein-zwei Sätzen das Diskutierte zusammenfasst, ergibt sich eine Situation, die für niemanden unangenehm wird, aber den Lerneffekt für alle vergrössert. Die Rundgangleitung wird in solchen Situationen für eine Weile zur Moderatorin. ERKENNTNISSE Eine entscheidende Einsicht, die ich während dem Ausbildungslehrgang KUVERUM gewonnen habe, ist, dass es einfacher ist, recherchiertes Material in einer klassischen Führung zu präsentieren, als dialogisch zu führen und die Teilnehmenden zu aktiven Handlungen während der Führung zu motivieren. Einfacher aber weniger wirkungsvoll. Der Lerneffekt wird verbessert, wenn nicht nur doziert, sondern darauf geachtet wird, dass der Inhalt möglichst anschaulich präsentiert wird. Wenn die Teilnehmenden vermehrt aktiv aufgefordert werden, etwas zu tun, sei es mit dem Kopf, den Händen, der Nase, dem Mund oder den Ohren, werden ihre Sinne angeregt und die gemachten Eindrücke bleiben besser und länger haften. Es war zudem wichtig, bei der Erarbeitung des Rundgangs in einer Projektgruppe zu arbeiten. Zusammen zu denken, aufzuschreiben, zu proben und durchzuführen ergibt ein ungleich besseres Resultat als der Alleingang und macht mehr Freude. Bei der Personenwahl wurde auf das Interesse am Thema Garten, die bisherigen Erfahrungen bei StattLand und die biografischen Hintergründe geachtet. www.kuverum.ch Seite 9 GLEICH UND DOCH GANZ ANDERS Das Schloss Wildegg mit barockem Schlossgarten im Kanton Aarau bietet Führungen und Erlebnisse für Erwachsene, Kinder und Schulen an (www.schlosswildegg.ch). Viele botanische Gärten in der Schweiz haben ein Programm mit Themen-Führungen, z.B. Botanischer Garten Freiburg, Bern (www.aquilegia.ch) Basel, Zürich, St. Gallen etc.. Chur Tourismus bietet zwei Gartenführungen an: Gartenkultur Chur – Gärten in der Alpenstadt und Schloss- und Gartenführung Haldenstein (www.churtourismus.ch). Einblicke in den Klostergarten Fahr mit der Führung „Klostergärten“ (www.kloster-fahr.ch). Private Führungen durch die Merian Gärten (www.meriangaerten.ch). Abendrundgang durch den Klostergarten Kappel (www.klosterkappel.ch). Bern statt Babylon erweitert damit das bestehende, eher bescheidene Angebot an Gartenführungen in der Schweiz. IMPRESSUM Herzlichen Dank an: ...StattLand als Auftrag- und Geldgeberin des Projektes im Rahmen des Jubiläumsjahres 2015. Das Projekt wurde vom Vorstand, der Geschäftsstelle und der Arbeitsgruppe Festival stets mitgetragen. ...meinen Kolleginnen Eva Bruhin, selbstständige Gartenarchitektin, Annette Huber, freischaffende Schauspielerin und Gabriela Moshammer, Kunsthistorikerin und Kulturvermittlerin, die mit mir zusammen die Projektgruppe gebildet haben und mich jederzeit sehr unterstützt haben. ...Alois Zuber und Sabine Tschäppeler, Stadtgrün Bern, Angela Losert, Geschäftsführerin Stiftsgarten, Ursula Ellenberger von der Blumengärtnerei Ellenberger und Fuhrimann, der Präsidialdirektion des Erlacherhofes, Peter Gabi, Bundesgärtnerei und Daniel Koller, Bundesamt für Bauten und Logistik für die wertvollen Beratungen und die erhaltenen Unterlagen. ... den Sponsor Wyss Samen und Pflanzen AG, für die Mitfinanzierung und das zur Verfügung gestellte Material. ... KUVERUM, vorab der Studienleiterin Franziska Dürr, für die unzähligen, lehrreichen Inputs während dem Studienlehrgang Ku8 und die Anregungen für das vorliegende Projekt, allen Mitstudierenden für den regen Austausch und das entstandene, tragende Netzwerk und dem KUVERUM-Beirat für die wohlwollende Unterstützung. .... der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel, der Pädagogischen Hochschule FHNW, Institut Weiterbildung und Beratung Mediamus Schweiz, Verband Fachleute Bildung und Vermittlung in Museen VSM, Verband der Museen der Schweiz, ICOM, Internationaler Museumsrat, Sektion Schweiz EB Zürich, Erwachsenenbildung als Trägerinstitutionen von KUVERUM. ...meiner ganzen Familie für die Freude, die sie mit mir während der KUVERUM Ausbildung geteilt haben. Links: www.stattland.ch, www.kuverum.ch www.kuverum.ch Seite 10 PROJEKT KUVERUM 8 - 2015 CAS KUVERUM, LEHRGANG FÜR KULTURVERMITTLUNG / MUSEUMSPÄDAGOGIK WEITERE PROJEKTE AUF WWW.KUVERUM.CH www.kuverum.ch Seite 11
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