DAS P.b.b. 02Z031122M; Österreichisches Rotes Kreuz, Wiedner Hauptstr. 32, 1040 Wien | Retouren an Postfach 100, 1350 Wien Nr. 2d A August 2015 ROTE KREUZ OBERÖSTERREICH Flüchtlinge als Helfer Harold Naaijer WENN VERTRIEBENE ZU LEBENSRETTERN WERDEN SCHULSTARTPAKETE Sorgenfreier Schulbeginn MEINE SPENDE Rotkreuz-Hilfe nach dem Erdbeben in Nepal GESUNDHEIT Setzen Sie den ersten Schritt! BUCHTIPPS Lust und Genuss am Essen OBERÖSTERREICH Unsere Bilanz der Menschlichkeit I N H A LT Nr. 2 | August 2015 4 Land und Leute kennenlernen Wenn aus Flüchtlingen RotkreuzFreiwillige werden, gibt es zwei Gewinner. 6 Sorgenfreier Schulbeginn Das Rote Kreuz verteilt Schulstart pakete für Kinder von Mindest sicherungs-Beziehern. Dauerregen, Überflutungen, Murenabgänge: Mit der Regenzeit droht die nächste Katastrophe für Nepal. 12 Setzen Sie den ersten Schritt! Verändern Sie etwas in Ihrem Leben, und vieles wird besser! 12SUDOKU 13 „Seniorenteller” einmal anders Lust und Genuss am Essen muss nicht in Widerspruch zum fortgeschrittenen Lebensalter stehen – Buchtipps für Senioren. LANDESVERBAND OBERÖSTERREICH 8 Unsere Bilanz der Menschlichkeit Die Aufrechterhaltung sowie der Ausbau der Rotkreuz-Angebote und -Leistungen lagen im Jahr 2014 im Fokus der größten humanitären Hilfsorganisation des Landes. 10 Aus unserem Leben Rotkreuz-Mitarbeiter erzählen in sehr persönlichen Berichten von überraschenden und berührenden Begegnungen. 11 So tickt die Jugend Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier gibt einen Überblick. 14Kooperationen 11 Das Überleben der Menschen sichern 15Medien Oberösterreichs Katastrophenhelfer sind national und international gefragt. IMPRESSUM Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK Einkauf und Service GmbH), Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien. ZVR-Zahl: 432857691. Verlagsort: Wien. Vereinsvorstand: Dr. Werner Kerschbaum, Mag. Michael Opriesnig. Vereinszweck: Das Österreichische Rote Kreuz bezweckt in seiner nationalen und internationalen Tätigkeit, menschliches Leid überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Es ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Es fördert gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und einen dauerhaften Frieden unter allen Völkern gemäß den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Gesamtleitung: Mag. Andrea Winter. Chefredaktion: Mag. Gabriela Poller-Hartig, Telefon: 01/589 00-350, Telefax: DW 159, E-Mail: gabriela.poller-hartig@roteskreuz. at. Homepage: www.roteskreuz.at. Schlussredaktion: Mag. Michael Achleitner. Fotos: Österreichisches Rotes Kreuz, ÖRK/LV Oberösterreich. Für die Landesverbände: Sonja Mersich MA, Tobias Mindler (B), Mag. Melanie Reiter (K), Mag. Sonja Kellner, Andreas Zenker (NÖ), Stefan Neubauer (OÖ), August Bäck, Valentin Krause (Stmk.), Mag. Ulrike Sperrer, Ulrike Breuß (V), Christian Listopad (W). Produktion: WortBild Medienproduktion, Wien, Tel.: 01/523 69 49. Grafische Gestaltung: Mag. Andrea Chadt. Lektorat: Wolfgang Dorninger, Mag. Sabine Wawerda. Druck/Herstellung: Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl. Gedruckt auf umweltfreund ROTKREUZ-SERVICESTELLE lichem Papier. u Auf die gleichzeitige Verwen dung männlicher und weibli cher Personenbegriff e wird verzichtet. Gemeint sind im Zweifelsfall beide Ge schlechter. Erhalten Sie „DAS ROTE KREUZ“ mehrfach? Rufen Sie einfach unsere Service-Nummer: 08000/10 144 (gebührenfrei) „Etwas zurückgeben“ Ich weiß, welche großen Aufgaben das Rote Kreuz mit enormem Einsatz täglich bewältigen muss. Ich denke, dass das Rote Kreuz dermaßen viel für Menschen tut, dass man als Mensch und Künstler gerne auch einmal etwas zurückgeben möchte, auch wenn man der akuten Hilfe des Roten Kreuzes selbst vielleicht gerade nicht bedarf. Prof. Markus Schirmer Prof. Markus Schirmer, international bekannter und vielfach ausgezeichneter Pianist, spielte ein Benefizkonzert für das Rote Kreuz. August 2015 | DAS ROTE KREUZ © BigShot/Christian Jungwirth 7 Hilfe für Nepal 3 KOMMENTAR Helfen Sie uns helfen I m vergangenen Jahr wurde in Oberösterreich jede Minute eine Rettungsmannschaft entsandt. Knapp 18.000 Menschen konnten mit Hilfe der Rotkreuz-Pfleger und -Betreuer ihren Alltag in den eigenen vier Wänden verbringen. Über 12.000 Personen vertrauten auf die Rufhilfe. Beinahe zehnmal täglich wurde die psychosoziale Hilfe der Kriseninterventionsteams in Anspruch genommen. 45.000 Stunden leisteten die Mitarbeiter der Katastrophenhilfe im In- und Ausland. Das Jahr 2014 war für das Oberösterreichische Rote Kreuz sehr herausfordernd. Aber dank Ihrer Unterstützung und der Bereitschaft und des Engagements aller Rotkreuz-Mitarbeiter ist es uns gelungen, alle Aufgaben zu bewältigen. Ich hoffe, dass wir weiterhin auf diese Unterstützung bauen können, um jenen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen. DR. WALTER AICHINGER Unsere Bilanz der Menschlichkeit Das war das Rotkreuz-Jahr 2014 in Zahlen. D ie Aufrechterhaltung und der Ausbau der Rotkreuz-Angebote und -Leistungen lagen im Jahr 2014 im Fokus der größten humanitären Hilfsorganisation des Landes. „Im Rettungsdienst verzeichneten wir 523.176 Einsätze. Das ist um knapp ein Prozent mehr als im Jahr davor. Unsere Herausforderung in diesem Bereich liegt jedoch in der Gewinnung neuer freiwilliger Mitarbeiter. Die Krisenintervention hilft nach belastenden Ereignissen 8 DAS ROTE KREUZ | August 2015 Trotz der stolzen Zahl von 10.000 Mitarbeitern, die sich im Rettungsdienst engagieren, benötigen wir Nachwuchs“, erläutert der Präsident des Oberösterreichischen Roten Kreuzes (OÖRK), Dr. Walter Aichinger. Pflege nachgefragt Herausfordernd war auch die Situation im Bereich Pflege und Betreuung. „Die Menschen werden immer älter und wünschen sich eine individuelle Form der Pflege. Dies machte sich vor allem in den freiwilligen sozialen Diensten bemerkbar. Die Rufhilfe, der Besuchsdienst sowie das ‚Essen auf Rädern‘ wurden stärker denn je in Anspruch genommen“, so Aichinger. Mit der „Wohnoase“ in Perg ist das OÖRK zudem Teil eines Pilotprojekts: Die Bewohner können Servicepakete wie Hilfe beim An- und Auskleiden, Mahlzeitendienste oder unterschiedliche Betreuungsformen in Anspruch nehmen. Hilfe in Krisenzeiten Eine andere Form der Betreuung ist die Krisenintervention. Speziell OBERÖSTERREICH DER DIREKTE DRAHT zum Landesverband OBERÖSTERREICH Für Anfragen und Auskünfte stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. u 0732/76 44-0, FAX DW 100 www.roteskreuz.at/oberösterreich Das Angebot von derzeit 19 Sozialmärkten in Oberösterreich soll weiter ausgebaut werden ausgebildete Teams werden als vorbeugende Maßnahme gegen eine möglicherweise auftretende posttraumatische Belastungsstörung ein gesetzt. „In Oberösterreich können wir flächendeckend auf 284 aktive Mitarbeiter zugreifen. 3514 Personen nahmen diese Form der psychosozialen Betreuung im vergangenen Jahr in Anspruch – zumeist nach plötzlichen Todesfällen aufgrund eines unvorhersehbaren Ereignisses“, so der Präsident. Mehr Sozialmärkte Freiwilligkeit spielt aber nicht nur im Rettungsdienst eine wesentliche Rolle: „Ohne das Engagement vieler freiwilliger Mitarbeiter wäre beispielsweise auch der Ausbau bzw. das Angebot an Sozialmärkten nicht möglich. Derzeit betreiben wir 19 solcher Märkte und haben im vergangenen Jahr 47.579 Einkäufe verzeichnet. Wir werden dieses Angebot erweitern, denn es gibt viele Menschen, die auf diese Art der Unterstützung angewiesen sind“, verrät Präsident Walter Aichinger. C DIE ZAHLEN IM ÜBERBLICK 19.832 freiwillige Mitarbeiter 2,7 Mio. freiwillig geleistete Stunden 1.732 berufliche Mitarbeiter 468 Zivildiener 21,6 Mio. gefahrene Kilometer 523.176 Einsätze im Rettungs- und Krankentransport 23.477 Einsätze der Notarztdienste (ohne Notarzthubschrauber) 17.963 betreute Patienten/Klienten in der Pflege und Betreuung 12.347 Rufhilfeteilnehmer 32.997 Teilnehmer an Erste-Hilfe-Kursen 48.154 ausgegebene Blutkonserven 3.514 Kriseninterventionsbetreuungen 213 Patienten wurden von Palliativteams betreut 19 Sozialmärkte 14.585 Kinder und Jugendliche nahmen Kurse des OÖJRK in Anspruch 2.500 Teilnehmer an Helfi-Bewerben 15.259 abgelegte Schwimmprüfungen 4.200 Teilnehmer am Pinguin-Cup 19.539 abgelegte Radfahrprüfungen August 2015 | DAS ROTE KREUZ 9 kl AUS UNSEREM LEBEN Rotkreuz-Mitarbeiter erzählen in sehr persönlichen Berichten von überraschenden und berührenden Begegnungen. Mein Wunder von Venedig Ein Ausflug nach Venedig. Mit 28 älteren Teilnehmern, davon sieben Rollstuhlfahrer. Ob wir Betreuer das schaffen?, fragte ich mich skeptisch. Nach der Busfahrt fuhren wir mit der Fähre. Die erste Überraschung: Wir durften diese gratis nützen. Was den Umgang mit Kranken angeht, sind uns die Italiener weit voraus. Dann kamen wir in Venedig an. Drei Brücken bis zum Markusplatz. Drei Hürden für Rollstuhlfahrer. Zuerst schauten wir, dass die Personen mit Rollator die Brücke überquerten, dann die sieben Rollstuhlfahrer. Doch ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, was dann geschah: Ein Mann, was sage ich, ein Bär von einem Mann – kahl rasiert und am ganzen Körper tätowiert – baute sich vor mir auf. „Can I help you?“, fragte er mich. Bevor ich noch antworten konnte, packte er die Rollstuhlfahrer und half ihnen über die Brücke. Kaum waren wir auf dem Markusplatz angekommen, begann eine Teilnehmerin vor Glück zu weinen und mich zu umarmen. „Schon als Hochzeitsreise wollte ich nach Venedig. Heute hat es geklappt!“ Das war wohl einer der schönsten Tage für sie. Und auch für mich. Hermine ist freiwillige Mitarbeiterin im „Betreuten Reisen“ C „Sei froh, dass ich angeschnallt bin“ Mitten in der Nacht wer- den wir von der Leitstelle verständigt: Ein Patient, der für eine Nierentransplantation vorgemerkt ist, meldet sich nicht. Doch die Zeit drängt. Wo ist er? Gerade jetzt, wo die Niere bereitsteht. Zuerst das lange Warten und dann verschläft er die Alarmierung. Oder ist etwas passiert? Wir mögen hinfahren und nachsehen, was los ist. Als wir vor dem Haus stehen und läuten, meldet sich niemand. Wir läuten und läuten, ja, wir machen Krawall. Da kommt die Ehefrau des Mannes, den wir suchen. Völlig verschlafen, komplett aus dem Häuschen. Das Handy hat sie zum Aufladen in der Küche stecken lassen, und gehört hat sie auch nichts. Als der Mann dann im Rettungsauto saß, sagte er freudestrahlend zu mir: „Sei froh, dass ich angeschnallt bin, sonst würde ich dich jetzt anspringen und umarmen!“ Ein Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst C Mehr Geschichten unter www.rotkreuz-geschichten.at WAS ZÄHLT, IST NÄHE. NUR WER EINFÜHLSAM IST, KANN ANDERE VERSTEHEN UND UNTERSTÜTZEN. 10 DAS ROTE KREUZ | August 2015 www.sparkasse-ooe.at OBERÖSTERREICH Nutzen der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft nachzudenken“, erklärt er. Dies sei auch der Grund, warum die Jugendlichen von heute oft als EgoGeneration beschrieben werden. Gelassen und abgeklärt So tickt die Jugend Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier gibt einen Überblick. D ie heutige Jugend liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Menschen und schwatzt, wo sie doch arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch ihre Süßspeisen, legen ihre Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. Ausgeprägter Individualismus Eine aktuelle Aussage, denken Sie? Weit gefehlt. So beschrieb der grie- chische Philosoph Sokrates um das Jahr 400 v. Chr. die Jugend. Was aber ist nun typisch für die Jugend der Gegenwart, und worin unterscheidet sie sich von den vorhergegangenen Generationen? Mit diesen Themen setzt sich der Wiener Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier auseinander. „Die Jugend unserer Zeit ist relativ homogen und zeigt ein klares Profil. Die zentrale Eigenschaft der Gegenwartsjugend ist ihr ausgeprägter Individualismus. Das heißt, sie wurden dazu erzogen, zuerst auf den eigenen Nutzen zu achten und erst danach über den Die zweite wichtige Eigenschaft der Jugend ist ihr Pragmatismus. Die Jungen wollen von Ideologien und großen Weltentwürfen nichts wissen. In ihren Augen sind sowohl der Sozialismus als auch der Kapitalismus gescheitert. Die Zukunft der Gesellschaft wird nur wenig optimistisch gesehen, nicht jedoch die eigene Zukunft. Die Jugend von heute ist gelassen und abgeklärt. Sie weiß, was sie will, und sie versucht auf eine sehr kühle und unaufgeregte Art und Weise, ihre Zukunftspläne mit Kalkül um- und durchzusetzen. Wertehaltung Der Präsident des Oberösterreichischen Roten Kreuzes (OÖRK), Dr. Walter Aichinger, sieht sich aufgrund dieser Analyse mit großen Herausforderungen konfrontiert, findet jedoch die Wertehaltung der größten humanitären Hilfsorganisation des Landes bestätigt. „Das OÖRK bzw. das Jugendrotkreuz verfolgen das Ziel, junge Menschen zu humanitärer Gesinnung, zu mitmenschlichem Verhalten und zu einer gesunden Lebensweise hinzuführen. Darin sehen wir den Schlüssel des künftigen gesellschaftlichen Miteinanders“, so Aichinger. C „Das Überleben der Menschen sichern“ Oberösterreichs Katastrophenhelfer sind national und international gefragt. Andrea Reisinger in Nepal im Einsatz E twa 45.000 Stunden waren unsere Katastrophenhelfer im Jahr 2014 im Einsatz, ob bei Übungen, Fortbildungen oder aufgrund von Katastrophen im In- und Aus- land. Wir entsandten Helfer auf die Philippinen, nach Bosnien und Herzegowina, in den Südsudan und nach Sierra Leone. Zudem übernahmen wir den Transport von ca. 17 Tonnen Hilfsgütern nach Rumänien und unterstützten das Rote Kreuz in der Vojvodina beim Aufbau einer funktionierenden Organisation sowohl finanziell als auch mit unserer Expertise. Erdbeben in Nepal Eine Helferin ist die erfahrene Kata strophenmanagerin Andrea Reisinger, die nach dem schweren Erd- beben nach Nepal entsandt wurde. Das Beben hat viele Dörfer in Nepal völlig zerstört. Die Einwohner leben in wackeligen Provisorien, unter Plastikplanen. „Unsere Aufgabe ist es, das Überleben der Menschen zu sichern. Nepal ist ein sehr armes Land, das sich relativ gut auf das Erdbeben vorbereitet hat. Ich selbst habe in Projekten gearbeitet, die die Ausbildung und Ausstattung von freiwilligen Helfern zum Ziel hatten. Damit wurde die Grundlage geschaffen, dass sich die Menschen in den ersten Stunden selbst helfen können“, erklärt Reisinger. C August 2015 | DAS ROTE KREUZ 11
© Copyright 2024 ExpyDoc