Arthroskopische und offene Rotatorenmanschettennaht VORBEMERKUNGEN Die Rotatorenmanschette besteht aus 4 zusammenhängenden Muskeln, die vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen und dort mit ihren Sehnen ansetzen (siehe Abb. 1 und 2). Sie bewegt den Arm zur Seite und nach oben, dreht ihn nach außen und innen und stabilisiert den Arm am Oberkörper. Durch ein Unfallereignis oder aber durch zunehmenden Verschleiß infolge hoher mechanischer Beanspruchung kann es zu einem Riss einer oder mehrerer Sehnen kommen. Die Häufigkeit der Rotatorenmanschettenrisse steigt mit zunehmendem Alter, so dass früher die Ansicht vorherrschte, dass der Rotatorenmanschettenriss ein mit dem Alter vergesellschaftetes Leiden sei, welches keiner besonderen Behandlung bedürfe. Diese Ansicht wurde in den letzten 2 Jahrzehnten widerlegt. Abb. 2: Darstellung der Sehnen von der Seite BEHANDLUNGSZIEL Abb. 1: Seitliche Ansicht der Schulter mit den Muskelansätzen der Rotatorenmanschette Ziel der operativen Behandlung ist die Wiedererlangung der Kraft und Beweglichkeit sowie die Schmerzausschaltung. Das operative Vorgehen richtet sich nach der individuellen Situation. Je nach Lokalisation, Ausmaß und Alter des Risses wird eine Naht bzw. Refixation der Sehne am Oberarmknochen in arthroskopischer, immer seltener in offener Technik, angestrebt. Kann der Riss nicht arthroskopisch genäht werden, muss auf ein offenes Verfahren ausgewichen werden, wobei die refixierbaren Risse in der Regel gut arthroskopisch rekonstruiert werden. Hat sich die gerissene Sehne so weit zurückgezogen, dass sie nicht mehr am Oberarmkopf fixiert werden kann und hat sich der dazugehörige Muskel zurückgebildet, so kann er durch einen Muskel/ Sehnentransfer ersetzt werden. Zusätzlich wird der Raum unter dem Schulterdach erweitert (Akromioplastik), da ansonsten die Nahtstelle unter dem Schulterdach aufgerieben wird. ARTHROSKOPISCHE OPERATIONSTECHNIK Abb. 6: Eindrehen des Nahtankers in die Knochennut Abb 7: Aufladen der gerissenen Sehne Abb. 3 und 4: Darstellung einer typischen Rotatorenmanschettenläsion und Fräsen einer Knochennut zur besseren Einheilung der refixierten Sehne Abb. 8: Refixierte Sehne mit einer inneren und äußeren Nahtankerreihe Abb 5: Titananker mit 2 Fadenpaaren eines sehr reißfesten Fadens Abb. 9: Arthroskopische Akromioplastik ARTHROSKOPISCHE OPERATIONSTECHNIK LATISSIMUS-DORSI-TRANSFER Abb. 11: Präparierte Sehne des M. latissimus dorsi vor der Ablösung (rote Linie) Abb. 12: Rotatorenmanschettendefekt und abgelöste Sehne des M. latissimus dorsi. Abb. 10: Lagerung und Schnittführung. Nach einer Arthroskopie und Versorgung der langen Bizepssehne erfolgt der hintere Hautschnitt. ARBEITSUNFÄHIGKEIT Bei Büro-, Lehr-, Management- oder ähnlichen Tätigkeiten ist die Rückkehr in den Arbeitsprozess nach 3-6 Wochen realistisch. Patienten mit Muskeltransfer sollten eine Arbeitsunfähigkeit von 3 Monaten einplanen. Bei Patienten mit körperlich schwerer Arbeit ist die volle Rehabilitationszeit einzuplanen. Autofahren kann nach 6-8 Wochen erfolgen. SPORTFÄHIGKEIT Abb.13: Eingeschwenkter, vernähter M. latissimus dorsi Der Krankenhausaufenthalt beträgt für die arthroskopische oder offene Rotatorenmanschettennaht etwa 4-5 Tage. Für den Muskeltransfer liegt der Aufenthalt in der Klinik zwischen 5-6 Tagen. Die Anreise erfolgt am Nachmittag vor dem Operationstermin. NACHBEHANDLUNG Nach einer Rotatorenmanschettenrekonstruktion ist eine kurzfristige Ruhigstellung in einem Schlauchverband (Gilchrist) für etwa 2 Tage erforderlich. Danach wird der Arm weitere 3 Wochen in einem Abspreizkissen ruhiggestellt. Bei großen, ausgedehnten Rissen, die eine Muskelverpflanzung erfordern, wird die Schulter für 3 Wochen in einem Abspreizkissen ruhiggestellt. Um die Heilung und Regeneration optimal zu gewährleisten, ist eine intensive, phasenangepasste Physiotherapie mit manueller Therapie, Lymphdrainage, Kühlung, feuchter Wärme, Massage und Elektrotherapie notwendig. Die Sehnenheilung nimmt mindestens 12 Wochen in Anspruch; bis die Funktion wieder voll hergestellt ist, dauert es zwischen 5 und 6 Monate. Für den Muskeltransfer muss eine Therapiezeit von mindestens 6 Monaten eingeplant werden. In Abhängigkeit von der Sportart ist das sportartspezifische Training nach ca. 3 Monaten, bei Muskellappenplastiken nach ca. 6 Monaten wieder aufzunehmen. Vor Wiederaufnahme der Sportausübung sollte eine erneute Kontrolluntersuchung bei uns wahrgenommen werden, um mögliche Defizite der Muskelkraft und der Bewegungsumfänge festzustellen und um das entsprechende Trainingsprogramm zu modifizieren.
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