Ergebnisse der Arbeitsgruppe zum IPBES Arbeitsdokument IPBES/4/10

Ergebnisse der Arbeitsgruppe zum IPBES Arbeitsdokument IPBES/4/10: Scoping for a thematic
assessment of invasive alien species (IAS) and their control (deliverable 3 (b)(ii)) während der
Arbeitsgruppensitzung beim 4. Nationalen Forum (28. bis 29. Januar 2016)
Stand des Dokuments im IPBES-Prozess: Das achtseitige Scoping-Dokument IPBES/4/10
„Thematisches Assessment zu invasiven gebietsfremden Arten“ dient bei IPBES-4 als
Entscheidungsgrundlage dafür, ob ein komplettes eigenes Assessment durchgeführt wird, und welche
Modifikationen ggf. vorgeschlagen werden.
Präsentation durch: Dr. Stephanie Thomas, Universität Bayreuth
Technische Assistenz: Dr. Susanne Lehmann (Deutsche IPBES Koordinierungsstelle)
Protokoll: Dr. Katrin Vohland (Museum für Naturkunde Berlin, NeFo)
Foto Heidi Schulte
Alle Teilnehmer/innen (in alphabetischer Reihenfolge):
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Dr. Jan Axmacher (UCL Geography, Experte im IPBES-Arbeitselement 2b) Regionale
Assessment Asia & Pacific, hier insbesondere als Experte zu IAS gelistet)
Marco Brendel (Global Change Ecology MSc, Alumni Universität Bayreuth, Mitarbeit,
Begleitung und Auswertung während der e-conference zu IAS im IPBES Sekretariat)
Dr. Susanne Lehmann (Deutsche IPBES-Koordinierungsstelle)
Dr. Nicole Nöske (BIO-Diverse)
Dr. Axel Paulsch (Institut für Biodiversität Netzwerk e.V., ibn)
Dr. Stephanie Thomas (Universität Bayreuth, Biogeografie, Spezialgebiet invasive
Krankheitsüberträger, Vektoren)
Dr. Katrin Vohland (Museum für Naturkunde Berlin, NeFo)
Monika Winkler (BLE, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung)
Dr. Luciana Zedda (BIO-Diverse)
Anmerkung zum Verlauf der AG: Während der zweistündigen Arbeitsgruppensitzung wurde
intensiv diskutiert und an vielen Stellen direkt am Text des Dokuments IBES/4/10 gearbeitet (konkrete
neue Textvorschläge sind im Folgenden kursiv unterstrichen). Alle Teilnehmer hatten sich bereits im
Vorfeld mit dem Dokument auseinandergesetzt und konnten ihr spezielles Expertenwissen einbringen.
Besonders Jan Axmacher und Marco Brendel konnten von ihren konkreten Erfahrungen und
Erkenntnissen aus laufenden IPBES-Prozessen berichten.
Klares Votum für ein Assessment: Alle Teilnehmer waren sich einig, dass ein eigenes Assessment
zu Invasive Alien Species (IAS) extrem wichtig ist (auch Angesichts der Kosten, die IAS global
verursachen) und jede Verzögerung problematisch sein kann. Deutschland sollte daher aus Sicht der
teilnehmenden Expertinnen und Experten ein Assessment unbedingt befürworten.
Hauptfragen/Aspekte, die während der Diskussion in der Arbeitsgruppe diskutiert wurden:
Definitionen: Bislang gibt es keine klare und einheitliche Definition von „invasive (alien) species
(IAS)“, was sich zur Zeit in den Regional Assessments, in denen IAS schon integriert wird, dadurch
niederschlägt, dass jeder Autor seine eigene Definition nutzt (Bericht Axmacher). Dies kann zu
späteren Unterschieden in der Einschätzung und zu unausgewogener Vergleichbarkeit führen. Die
Teilnehmer schlagen vor statt der bisherigen CBD-Definition (Page 1, Para 3: “species whose
introduction and/or spread outside their natural past or present distribution threatens biological
diversity”) die Definition von IUCN1 zu verwenden. Diese würde auch mögliche positive Effekte,
sowie die zeitliche und räumliche Abgrenzung besser definieren und berücksichtigen. Ob natürliche
Ausbreitung einbezogen werden sollte oder nicht, konnte nicht einheitlich abgestimmt werden.
Pathogene: Dazu gab es kurze Kontroversen. Es wurde aber Einigung erzielt, dass sie in ein
Assessment einbezogen und Tierpathogene berücksichtigt werden sollten. Da es nur darum geht
vorhandenes Wissen auszuwerten, kann entweder die WHO (World Health Organisation) Berichte als
Grundlage vorlegen oder es wird als Forschungsbedarf identifiziert – und mit einem Arbeitsauftrag an
WHO versehen. Dies hätte auch den strategischen Vorteil, dass die diversen Communities (Health und
Ökosysteme) verlinkt werden können. Aber auch den Nachteil, dass der Rahmen eventuell zu groß
wird. Ein Interesse Deutschlands an diesem Thema könnte ggf. über die gezielte Einbindung
entsprechender Expertinnen und Experten in die Erstellung und/oder Kommentierung eines
Assessments unterstützt werden.
Geographic Coverage: Da zur Zeit noch nicht klar ist, ob und wie marine Gebiete (open oceans) und
die Antarktis in die IPBES-Assessments einfließen, diese Gebiete aus Sicht der Teilnehmer aber in
einem Assessment zu IAS unbedingt einbezogen werden müssen, wird eine Texterweiterung
vorgeschlagen, die eine Einbeziehung möglich macht (statt „encompassing“ „including i.a.“ Page 2,
Para 5).
Genetische Vielfalt: Es sollte nicht nur um Arten gehen, sondern auch um Unterarten und Genotypen.
Beispiel Haselnuss aus USA, die sich mit einheimischen Arten kreuzt und zu einer Verringerung deren
genetischer Vielfalt führt. Hier wird ebenfalls eine Textergänzung vorgeschlagen (Page 2, Para 7
ergänzen: „extinction of native plants and animals, as well as of local genotypes, …“)
Utility: Die hier aufgeführten Punkte beziehen sich vor allem auf Prozesse nach dem Assessment. Es
wäre hier besonders notwendig, das precautionary principle der CBD explizit zu erwähnen, um der
Risikoabschätzung einen klareren Stellenwert zu geben. Ein neuer Unterpunkt könnte lauten: “(k)
How can the precautionary principle be applied in the context of IAS?”.
1
“…a species that has been introduced to an environment where it is non-native, or alien, and whose
introduction causes environmental or economic damage or harm to human health.”
Unter Page 3 Para 10 (f) sollten bei den perverse policy drivers e.g. die international trade agreements
erwähnt werden.
„Positiver Einfluss“ von IAS: Dazu gab es kurze Kontroversen, ob eine Definition nicht von
vorneherein nur die negativen „impacts“ einschließen sollte. Es kann aber auch immer eine Bandbreite
an unterschiedliche Bewertungen geben. Beispielsweise ist die Einführung des Nilbarschs im
Viktoriasee für die Biodiversität als negativ zu bewerten, aber lokale Fischer leben davon. (Page 3
Para 10 (i); e.g. 9 (i) – benefit – für wen?).
Autorengruppe: Die 40 „IAS-Link“-Experten aus den vier bereits laufenden Regional Assessments
(je 10 Experten pro Region) sollten unbedingt alle als Lead Authors integriert werden (Page 3 Para
14), da hier bereits konkrete Erfahrungen und Berichte aus den vier Regionen einfließen sollten, auch
um Dopplungen zu vermeiden und Lücken schneller zu erkennen.
Inhalte im Chapter Outline: Alle Texte müssten an die IUCN Definition angepasst werden - die
Konsistenz wäre zu prüfen. Beispiel: Invasive Arten sollten nicht nur an Landesgrenzen festgemacht
werden. Das Thema „Tourismus“ ist im Dokument bislang nur als „impact“ erwähnt und sollte auch
als „driver“ ergänzt werden (Page 4 Para 17).
Nationales Engagement - Einfuhrkontrollen: Die Formulierung „propably need support“ sollte
stärker sein (Page 5 Para 25), da der Einfuhrschutz ein zentrales Steuerungselement für die Kontrolle
von IAS ist.