RICHTIG SITZEN IN DER SCHULE Mindestanforderungen an Tische und Stühle Inhalt 1. Wenn schon sitzen, dann an angepassten Möbeln 3 2. Wenn schon sitzen, dann am besten an ergonomisch gestalteten Möbeln 6 3. Wenn schon sitzen, dann dynamisch, nicht statisch 7 4. Normative Merkmale 9 5. Adressen 11 1. Wenn schon sitzen, dann mit angepassten Möbeln Die meisten Arbeitsaufgaben in der Schule werden in sitzender Arbeitsweise verrichtet. Daher findet der Unterricht für Schülerinnen und Schüler vorwiegend im Sitzen statt. Im Gegensatz zum Stehen und Liegen wird beim Sitzen die Rückenmuskulatur einseitig belastet und die Lendenwirbelsäule entgegen ihrer natürlichen Bestimmung belastet. Langdauerndes Sitzen kann zu einer muskulären Dysbalance führen: Tonische Muskeln verkürzen sich, phasische Muskeln werden schwächer. Dies führt sekundär zu Haltungsschäden und Rückenschmerzen. Die Auswirkungen lassen sich mindern durch Tische und Stühle, die der Körpergrösse des Kindes, des Jugendlichen angepasst sind dynamisches Sitzen, d.h. häufigen Wechsel der Sitzpositionen Unterbrechung des Sitzens mit Bewegungspausen zwecks Dehnung der verkürzten und Kräftigung der abgeschwächten Muskulatur Tische mit in der Neigung verstellbaren Tischplatten Es gibt keine gesunde Sitzhaltung, deshalb ist es wichtig, dass sämtliche Faktoren berücksichtigt werden, damit gesundheitliche Schäden möglichst verringert werden können. Auswahl der Schulmöbel normgerechte und auf Sicherheit geprüfte Tische und Stühle ausreichendes Möbelsortiment bezüglich Höhe aufeinander abgestimmte Tische und Stühle (siehe DIN EN 1729-1:2006-09) einheitliche Ausstattung der allgemeinen Unterrichtsräume der Schule oder Schulstufe zur Erleichterung des Möbelaustausches zwischen einzelnen Räumen in Fachunterrichtsräumen wie z.B. Chemie, Physik usw. möglichst zwei Tischhöhen und höhenverstellbare Stühle ein zu hoher Stuhl ist nachteiliger als ein zu niedriger 3 Funktionsmasse Tabelle zur Orientierung für die Bereitstellung der Möbel nach der z.Z. gültigen Norm: DIN EN 1729-1:2006-09 Möbel – Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen Schulklasse Grösse nach DIN EN 1729-1:2006-09 Grösse C Grösse D Grösse E Grösse F Grösse G Grösse H Körpergrösse 108 – 121 cm Kennfarbe violett Sitzhöhe 31 cm Tischhöhe 53 cm Körpergrösse 119 – 142 cm Kennfarbe gelb Sitzhöhe 35 cm Tischhöhe 59 cm Körpergrösse 133 – 159 cm Kennfarbe rot Sitzhöhe 38 cm Tischhöhe 64 cm Körpergrösse 146 – 176,5 cm Kennfarbe grün Sitzhöhe 43 cm Tischhöhe 71 cm Körpergrösse 159 – 188 cm Kennfarbe blau Sitzhöhe 46 cm Tischhöhe 76 cm Körpergrösse 174 – 207 Kennfarbe braun Sitzhöhe 51 cm Tischhöhe 82 cm 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.–13. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.–13. 53 31 59 35 64 38 71 43 76 46 82 51 Quelle für die Körpergrössen der Klassenstufen entsprechend den Altersstufen: Körpergrössen: Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS), Robert Koch-Institut Berlin 2007 http://www.kiggs.de/experten/downloads/Basispublikation/Stolzenberg_Koerper2.pdf Fussnote: Die Funktionsmasse und sicherheitstechnischen Anforderungen für Stühle und Tische in Bildungseinrichtungen sind in der deutschen Fassung der europäischen Norm DIN EN 1729-1:2006-09 Möbel – Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen – Teil 1: Funktionsmasse festgelegt. Grössen A und B betreffen die Kindergartenklassen (siehe S. 9) 4 Anpassen der Schulmöbel Das Anpassen der Schulmöbel an die Körpergrösse des Kindes ist in Zusammenarbeit mit Schulleitung und Hauswartpersonal Aufgabe der Lehrpersonen. Die Tische und Stühle im Klassenzimmer sollen mindestens halbjährlich mit aktiver Beteiligung der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Es werden möglichst zwei gleich grosse Schüler/-innen an Zweiertische gesetzt. Das individuelle Anpassen höhenverstellbarer Stühle in den Fachunterrichtsräumen oder bei Zimmerwechseln geschieht unter Aufsicht der Lehrperson zu Beginn der jeweiligen Unterrichtsstunde. Eine Sitzordnung, die sich stark nach pädagogischen Gesichtspunkten ausrichtet, lässt sich durch Unterrichtsgestaltung (Rhythmisierung) mildern. A Sitzhöhe: Das Kind muss mit beiden Füssen den Boden vollständig A Sitzhöhe: berühren. DasOberschenkel Kind muss mit Die beiden Füssen den müssen waagrecht Boden vollständig auf der Sitzfläche berühren. aufliegen. Die Oberschenkel C Tischhöhe: Die Ellbogenspitze muss sich bei herunterhängenden Armen in Tischplattenhöhe befinden. C Tischhöhe: Die Ellbogenspitze muss sich bei herunterhängenden Armen in Tischplattenhöhe befinden. müssen waagrecht auf der Sitzfläche aufliegen. D B D C B C A A B Sitztiefe: B Sitztiefe:und UnterKniekehle Kniekehle und Unterschenkelrückseite dürfen schenkelrückseite dürfen die derSitzSitzdieVorderkante Vorderkante der fläche berühren. fläche nicht nicht berühren. D Beinfreiraum: D Beinfreiraum: Zwischen Tischunterbau Zwischen Tischunterbau und Oberschenkel muss und Oberschenkel muss Bewegungsspielraum Bewegungsspielraum bleiben. bleiben. 5 2. Wenn schon sitzen, dann am besten mit ergonomisch gestalteten Möbeln Ergonomische Schulmöbel allein können durch das Sitzen hervorgerufene körperliche Belastungen nicht verhindern. Auch optimales und normgerechtes Mobiliar kommt nur mit einer gesundheitsbewussten Einstellung, mit dynamischen Sitzweisen und alternativen Sitzformen wirklich zur Geltung. Das entscheidende Merkmal eines ergonomisch wünschenswerten Schülertisches ist eine um etwa 16° neigbare Tischplatte. Der ergonomisch wünschenswerte Schülerstuhl soll über die richtige Sitzhöhe hinaus unterschiedliche Sitzpositionen ermöglichen die mittlere Sitzposition als ideale aufrechte Lesehaltung die rückwärtige Sitzposition als Ruhe- und Zuhörhaltung die vordere Sitzposition als Arbeitshaltung beim Schreiben und Lesen waagrechte Ablage Beckenrandabstützung Sitzfläche leicht geneigt und eingewölbt Backup-Möbel Bei den sogenannten Backup-Möbeln (in Skandinavien entwickelt) werden Stühle verwendet, die in der Sitzfläche eine Schrägung von 10 bis 15° aufweisen und sich in erster Linie wie die Tische auch durch eine 10– 15 cm grössere Höhe von herkömmlichen Möbeln unterscheiden. Die Wirksamkeit solcher Backup-Möbel auf eine Verringerung der Belastung beim Sitzen ist durch Untersuchungsergebnisse noch nicht ausreichend belegt. 6 3. Wenn schon sitzen, dann dynamisch, nicht statisch Dynamisches oder bewegtes Sitzen bedeutet, nicht ständig in einer bestimmten Sitzhaltung zu verharren, sondern vielfältig und abwechslungsreich zu sitzen: mal nach vorne gebeugt, mal nach hinten gelehnt, aber auch «lümmelnd», kauernd, mit angezogenen oder mit gestreckten Beinen, ja sogar verkehrt herum auf dem Stuhl sitzend. Lehrpersonen sollten dies beherzigen, indem sie – natürlich im Rahmen der Möglichkeiten im Unterricht – wechselnde Sitzhaltungen tolerieren und Bewegung im Unterricht fördern und umsetzen (Bewegungspausen, Stehphasen, Sitzkreis am Boden usw.). Der Einsatz von Ausgleichsgymnastik in den Schulalltag ist wünschenswert. Für die verschiedenen Altersstufen gibt es differenzierte Programme. Sitzbälle können nur zeitlich beschränkt benutzt werden und somit Stühle nicht einfach ersetzen, allenfalls ergänzen. Auch aus organisatorischen Gründen (zusätzlicher Platzbedarf im Klassenzimmer, Sauberkeit, Wartung, Betreuung) ist ihre Verwendung sorgfältig zu prüfen. 7 Checkliste Wenn schon sitzen, dann Die Füsse berühren im Sitzen den Boden mit der ganzen Sohle. Die Oberschenkel liegen waagrecht auf der Sitzfläche auf. Der Winkel zwischen Unter- und Oberschenkel beträgt etwa 90°. Die Kniekehlen berühren die Vorderkante der Sitzfläche nicht, diese ist abgerundet um Druckstellen zu vermeiden. Die Oberschenkel können sich beim Sitzen frei bewegen. Die Lehne stützt den Rücken in Zuhörhaltung unterhalb der Schulterblätter ab. Die Lehne stützt den Rücken in Schreibhaltung am Beckenrand ab. Die Ellbogenspitzen befinden sich in Tischplattenhöhe. Die Unterarme liegen auf der Tischpatte, die Schultern sind entspannt. Der Belag der Sitzfläche ist rutschfest. Die Beinfreiheit ist weder durch den Unterbau des Pultes noch durch jene des Stuhls eingeschränkt. Dynamisches Sitzen ist zu ermöglichen. Auf den Zusammenhang zwischen falschem Sitzverhalten und Rückenbeschwerden wird regelmässig hingewiesen. Wünschenswerte Merkmale Die Tischplatte ist in der Neigung (bis 16°) verstellbar. Die Oberflächenbeschichtung ist rutschfest, bzw. der Tisch hat eine kleine Randleiste. Die neigbare Tischplatte hat eine waagrechte Ablagefläche oder eine Ablagemulde. Der Stuhl hat einen Lendenbausch mit fester Beckenrandabstützung. Der Winkel zwischen Sitzfläche und Lehne beträgt etwa 100°. Die Sitzfläche ist leicht nach vorne geneigt. Der Stuhl hat eine flache Sitzflächenwölbung. 8 4. Normative Merkmale Die europäische Norm DIN EN 1729-1:2006-09 Möbel – Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen von 2006 berücksichtigt dynamisches Sitzen durch unterschiedlich zulässige Sitzwinkel. DIN EN 1729-1:2006-09 Möbel – Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen – Teil 1: Funktionsmasse, Masse, Grössenklassen und Grössenkennzeichnungen (Auszug) Grössenklasse A B C D E F G H Weiss Orange Violett Gelb Rot Grün Blau Braun 800–950 (900) 930–1160 (1050) 1080–1210 (1200) 1190 – 1420 (1350) 1330 – 1590 (1500) 1460 – 1765 (1650) 1590 – 1880 (1800) 1740 – 2070 Sitzhöhe 2) 210 (220) 260 (260) 310 (300) 350 (340) 380 (380) 430 (420) 460 (460) 510 Effektive Sitztiefe 3) 225 250 270 300 340 380 420 460 Sitzbreite 5) 210 240 280 320 340 360 380 400 460 (400) 460 (460) 530 (520) 590 (580) 640 (640) 710 (700) 760 (760) 820 500 500 500 500 600 600 600 Farbkennzeichnung Körpergrösse 1) Höhe bis Tischplatte 3) Mindesttiefe der Tischplatte 500 Mindestlänge der Tischplatte6) 600 7) 8) 7) 500 8) 600 7) 500 8) 600 8) 600 (ohne Schuhe) ± 10 mm für Stühle mit einer Sitzflächenneigung zwischen – 5° und + 5° Masse in Millimeter ± 10 mm für Tische zur Verwendung mit Stühlen mit einer Sitzflächenneigung zwischen – 5° und 5° 4) ± 10 mm (0 – 2) ±20 mm (3 – 7) 5) (mindestens) 6) (je Benutzer) 7) Kann bis auf 400 mm reduziert werden (nur wenn aufgrund der Schulraumbedingungen erforderlich). 8) Kann bis auf 550 mm reduziert werden (nur wenn aufgrund der Schulraumbedingungen erforderlich). (Werte nach DIN ISO 5970:1981-01, durchschnittliche Körpergrösse, Sitzflächenhöhe, Tischhöhe; Masse in mm) 1) 2) 3) 9 DIN ISO 5970:1981-01 Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen; Funktionsmasse Grössenklasse A B C D E F G Weiss Orange Violett Gelb Rot Grün Blau 900 1050 1200 1350 1500 1650 1800 Höhe der Sitzfläche 26 30 34 38 42 46 Tischhöhe 460 520 580 640 700 760 Farbkennzeichnung durchschnittliche Körpergrösse 1) 1) (ohne Schuhe) (Werte nach DIN ISO 5970: 1981–01, durchschnittliche Körpergrösse, Sitzflächenhöhe, Tischhöhe; Masse in mm) 10 5. Adressen Amt für Volksschule Davidstrasse 31 9001 St.Gallen Tel. 058 229 32 36 Fax 058 229 46 78 Amt für Gesundheitsvorsorge Schularztdienst Davidstrasse 27 9001 St.Gallen Tel. 058 229 43 82 Fax 058 229 35 52 Schulergo Ergonomie und Gesundheitsförderung in Schulen Marie-Louise Hallmark, Delphini Attinger Zürichstrasse 80 8700 Küsnacht Tel. 043 817 83 78 [email protected] www.schulergo.ch 11 Impressum Herausgeber Amt für Volksschule, Bildungsdepartement Amt für Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsdepartement Urheber Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Mittelstrasse 51, 10117 Berlin (GUV-SI 8011) Sachgebiet «Bau und Einrichtung» der Fachgruppe «Bildungswesen» Autorenschaft Redaktion sicher!gsund!, Amt für Volkschule, Davidstrasse 31, 9001 St.Gallen Quelle DGUV, GUV-SI 8011 Bildnachweis Fotos: M. Weichselbaum, M. Walpen Grafiken: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
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