PORTRÄT Schweizer im Ausland: Didier Morand, Direktor im Hotel Alpenhof Murnau (DE). Dirigent eines eingespielten Ensembles Es gibt sie noch, die Hoteliers, die mit ihrer Persönlichkeit einem Haus ihren Nathalie Kopsa unverwechselbaren Stempel aufdrücken. Didier Morand ist einer davon. Fern vom heimatlichen Wallis gibt er im Relais & Châteaux Hotel Alpenhof in Murnau seit dreizehn Jahren den Ton an. Der gebürtige Walliser Didier Morand fühlt sich in Bayern wohl. Seit dreizehn Jahren führt er als Direktor das Hotel Alpenhof in Murnau. Das Relais & Châteaux Hotel Alpenhof in Murnau ist ein typisches Chalethotel. Unter der Ägide des Schweizers wurde das Fünfsterne-Hotel eines der führenden Häuser im Voralpenraum. Der Schweizer Chef inmitten seiner Mitarbeitenden. Obwohl er eine engagiert-straffe Führung pflegt, halten ihm viele Mitarbeitende jahrzehntelang die Treue. Das Hotel geniesst einen herausragenden Ruf als Feinschmeckeradresse ersten Ranges, auf dem Bild das Gourmet-Restaurant Reiterzimmer. «Wir sind wie ein Orchester: Ich bin der Dirigent und koordiniere mein Team, bis sich ein harmonisches Ganzes ergibt.» Didier Morand beherrscht die Klaviatur der Hotellerie. Unaufdringlich, aber stets präsent steuert der 46-Jährige das tägliche Geschäft im Relais & Châteaux Hotel Alpenhof im oberbayerischen Murnau. Der gebürtige Schweizer ist ein Teamworker, kein Selbstdarsteller, wie viele seiner Kollegen, sondern eher ein bodenständiger Typ. Das Wandern von Position zu Position ist seine Sache nicht. Didier Morand geniesst lieber die Früchte seiner Arbeit. Bei Relais & Châteaux dürfte er wohl zu den dienstältesten Hoteldirektoren gehören. Nicht nur die Gäste haben die Kontinuität unter seiner Führung schätzen gelernt und freuen sich bei jedem Besuch über die vertrauten Gesichter im Mitarbeiterstab. Auch Erivan Haub, der Eigentümer des Alpenhofs und Inhaber der Tengelmann-Gruppe, weiss, dass er mit seinem Mann an der Spitze einen guten Deal gemacht hat. 46 2/2007 Didier Morand hat in seiner dreizehnjährigen Tätigkeit im Alpenhof viel erreicht. Unter seiner Ägide wurde das Fünfsterne-Hotel eines der führenden Häuser im Voralpenraum mit einem herausragenden Ruf als Gourmetadresse ersten Ranges. Das Hotel, das seit 1972 zu Relais & Châteaux gehört, konnte sich als Freizeit- und Tagungshotel eine stabile Zahl von Stammgästen erobern. SCHUFTEN IM SUPERMARKT Der Weg in die Hotellerie war für den hochgewachsenen Mann mit dem jungenhaften Esprit keineswegs vorgezeichnet, denn sein Vater hatte für seinen einzigen Sohn eine akademische Laufbahn vorgesehen. Der zog es allerdings vor, mit demonstrativer Faulheit seinen Rausschmiss vom Gymnasium zu provozieren. Zur Strafe liess ihn sein Vater im Heimatort Sion einen Sommer lang unbezahlt in der Gemüseabteilung eines Supermarktes schuften. Doch diese erzieherische Massnahme verfehlte ihr Ziel. Für den eigensinnigen Sprössling war dieser Job keine Strafe, sondern eine Erlösung: «Ich erntete grosses Lob und fühlte mich pudelwohl», erinnert er sich. 1977 beschloss er, eine Kochlehre in einem Gourmetrestaurant nahe Sion zu machen. Als er sich anschliessend für eine weiterführende Qualifikation an der Hotelfachschule in Lausanne entschied, hatte sich auch Morands Vater mit dem Berufswunsch seines Sohnes angefreundet. Zehn Jahre arbeitete Didier Morand anschliessend im Basler Hotel International (heute Radisson SAS Hotel Basel), wo er 1984 eine Stelle als Night Auditor annahm. Für den F&Berfahrenen Morand war dies nicht nur eine Umstellung, sondern auch ein willkommener Kurswechsel. «Schliesslich wird am Frontoffice das Geld verdient.» Sechs Monate später wurde er Hauptkassierer, danach stellvertretender Empfangschef. KARRIERE IN BASEL Sein damaliger Hoteldirektor Rolf Gasteyger war und ist für ihn bis heute ein Vorbild. Morands Verbundenheit mit dem charismatischen Hotelier, den die Mitarbeiter liebevoll Papi nannten, war es, die ihn zehn Jahre lang in Basel verweilen liess. Als er nach drei Jahren gehen wollte, bot ihm Gasteyger die Position des Sales Manager an. Morand ergriff diese Chance und blieb. Der Ausflug in die Verkaufssparte bot dem kontaktfreudigen Morand interessante Ausblicke und Aussen- kontakte. Seine Tätigkeit im «Spannungsfeld zwischen Sales und Frontoffice», so Morand, kumulierte schliesslich im neu geschaffenen Posten des Rooms-Division-Managers. «Das war für mich die beste Position, die ich mir wünschen konnte», stellt er rückblickend fest. Dennoch gibt er sie 1994 auf, um in den Alpenhof nach Murnau zu wechseln. Die Zeit war reif für etwas Neues. Wie bei seinen geschätzten Opern liegen im Innersten Morands zwei Extreme im Widerstreit: Regelbewusstsein und Akuratesse auf der einen, Nonchalance und Freiheitsliebe auf der anderen. Zwar spricht der Walliser nicht gerne von Leidenschaften, aber eine Passion wurde ihm mit der Musik quasi in die Wiege gelegt. Seine früh verstorbene Mutter, eine Sopranistin, vererbte ihm das musikalische Gehör. Acht Jahre lang spielte er Klavier, lernte, Partituren zu lesen. Heute nutzt der kulturbegeisterte Hotelier jede Gelegenheit, um seiner Passion Nahrung zu geben. Ganz gleich, ob es sich um eine Hamletvorführung in New York oder ein neues Musical in London handelt. Wann immer es seine Zeit erlaubt, reist Morand gerne und weit. Sein jüngst entdecktes Interesse für das Tauchen führte ihn bereits auf die Malediven, nach Mauritius und ERIVAN HAUB Erivan Haub, Inhaber der TengelmannGruppe und Eigentümer des Hotels, weiss, dass er mit seinem Mann an der Spitze einen guten Deal gemacht hat. 2/2007 47 Die Einrichtung der Zimmer, auf dem Bild ein Komfort-Zimmer, entspricht dem Stil des Hauses und verzichtet weitgehend auf bayerische Folkloreelemente. Beliebt ist das Hotel mit der starken Gastronomie für Bankette und Hochzeiten. Brautleute können jeweils in der Hochzeitssuite logieren. ZAHLEN UND FAKTEN RELAÎS & CHÂTEAUX HOTEL ALPENHOF MURNAU Ägypten. Auf einem Tauchgang der spirituellen Art lernte er bei einer Asienreise die Faszination des Buddhismus kennen. Hinzu kommen Aktivitäten wie Ski fahren, Laufen, Bergwandern – der sportliche Morand hat neben seinem Job im Alpenhof eine Menge zu tun. Bayern war für Didier Morand fast ebenso fremd wie die Malediven, bevor er nach Murnau kam. «Ich habe mir diese Region ähnlich wie das Wallis vorgestellt», erklärt er. «Aber die Lieblichkeit des Alpenvorlandes ist mit dem Wallis nur schwer zu vergleichen.» Heute fühlt er sich im «Blauen Land» Franz Marcs und Wassily Kandinskys bestens aufgehoben. Wie selbstverständlich trägt er bei passender Gelegenheit den bayerischen Trachtenjanker und Lederhose. HEIMAT BLEIBT DAS WALLIS Die regionalen Gepflogenheiten sind ihm vertraut, und an Feiertagen wie der traditionellen Leonhardifahrt stösst er Seite an Seite mit Murnauer Bergbauern mit einer 48 2/2007 Mass Bier an. Aber dennoch hat seine Identifikation mit seiner Wahlheimat auch Grenzen: «Ich gehöre zu Murnau, aber das Wallis bleibt meine Heimat.» Und das Geschehen dort verfolgt Morand sehr genau. Jeden Tag liegt ein Exemplar der Westschweizer Zeitung «Le Temps» auf seinem Schreibtisch. Mit der Distanz sei die Intensität seiner Beziehung zur Schweiz sogar gewachsen. Trotz seiner engagiert-straffen Führung ist Didier Morand ein angenehmer Chef. Nicht wenige Mitarbeiter halten ihm und dem Alpenhof sogar jahrzehntelang die Treue. Einige, die unter ihm ihre Ausbildung genossen und danach auswärts gearbeitet haben, sind wieder in die Alpenhof-Familie zurückgekehrt. Unter seinen Fittichen wurden aus Kollegen Ehepaare, die ihrerseits Familien gründeten. Im August ist er wieder zu einer Hochzeit eingeladen – ein grosses Kompliment für einen Vorgesetzten. Für den Junggesellen Morand stand der Job immer an erster Stelle. Jetzt will er seinem Klassifikation: Fünf Sterne Ausrichtung: Leisure-Individualreisende (59 %), Kongress/Incentive (24 %), Business (14 %) Lage: Zwischen München und Garmisch Besitzer: Erivan Haub Direktor: Didier Morand Hotelzimmer: 77, davon 60 DZ und EZ (23 bis 40 m2); 17 Maisonetten und Suiten (42 bis 100 m2), 2 behindertenfreundliche Zimmer, 32 Nichtraucherzimmer Preise pro Zimmer/Nacht: Einzelzimmer Standard ab EUR 140; Doppelzimmer Standard ab EUR 188; Suiten ab EUR 303 Gastronomie: Hofmann's Restaurant (70 P.); Gourmetrestaurant Reiterzimmer, ein Michelin-Stern (30 P.); Alpenstüberl (30 P.) Konferenzräume: 6 ( 30–120 m2) Wellness: ca. 600 m2, 1 Aussen- und 1 Innen-Schwimmbad, Sauna, Infrarot Fitund Gesundheitskabine, Tepidarium, Solarium, Fitnessraum, Kosmetikstudio Verhältnis F&B/Logement: 46,2/ 45,8 %, restliche Leistungen 8 % Erwartete Auslastung 2007: 53 bis 55 % Herkunft der Gäste: Deutschland (79 %), Schweiz (5,4 %), USA (4,2 %), Frankreich, Italien Mitarbeitende: 92 (nk) privaten Leben eine neue Richtung geben. Seit März leistet ihm ein junges Tibet-Terrier-Weibchen Gesellschaft. Das neue Alpenhof-Maskottchen ist derzeit die Attraktion für Belegschaft und Gäste. Einen Richtungswechsel im beruflichen Leben schliesst Morand auf lange Sicht allerdings auch nicht aus. Doch einstweilen bleibt er gerne Dirigent seines eingespielten Ensembles.
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