medienmitteilung

Medienmitteilung
The Museum of the Unwanted
an artist curated project by Clare Goodwin
mit Anna Barriball (GB), Pascal Danz (CH), Matthias Gabi (CH), Clare Goodwin (CH/GB),
Andy Holden (GB), Charlie Jeffery (GB/FR), Brighid Lowe (GB), Shana Lutker (US),
Kris Martin (B), Zoë Mendelson (GB), Sophie Michael & Andrew Munks (GB), Costa Vece (CH)
und John Stezaker (GB)
Kunstmuseum Olten, 19. September bis 22. November 2015
Vernissage: Freitag, 18. September, 18.30 Uhr
Die Ausstellung «The Museum of the Unwanted» im Kunstmuseum Olten ist die zweite
Station eines gleichnamigen Projekts, das 2014 von Clare Goodwin (*1973) initiiert wurde.
Die seit vielen Jahren in der Schweiz lebende britische Künstlerin und Kuratorin
interessiert sich für Strategien von Kunstschaffenden, die vergessene oder entsorgte
Objekte für ihre kreative Tätigkeit nutzen. Als selbsternannte Kustodin ihres «Museums
des Unerwünschten» lädt sie Kolleginnen und Kollegen zu gemeinsamen Präsentationen
ein. In Olten zeigt sie Werke von dreizehn Schweizer und internationalen Kunstschaffenden, deren Vorgehensweisen mit ihrer eigenen verwandt sind und die ihre
Leidenschaft für die «historische, staubige Tiefe von gebrauchten Dingen» teilen.
Künstlerateliers sind faszinierende Orte, stellen sie doch oft eine Symbiose aus Werkstatt,
Bibliothek, Büro und Küche, Wohn- oder gar Schlafzimmer der darin Arbeitenden dar. Neben
Materialproben und Werken, die noch mitten im Entstehungsprozess begriffen sind,
beherbergen sie meist auch Vorlagen, Bücher und Bilder, Einrichtungsgegenstände und «objets
trouvés». In einem Atelier vorgefundene Dinge lassen sich deshalb nicht so einfach als nützlich
oder unnütz, als dekorativ oder funktional klassifizieren. Ob es sich um eine Postkarte, einen
Topf, einen Zeitungsausschnitt oder ein zufällig gefundenes Kleidungsstück handelt: Jedes
dieser Objekte könnte ein «Schläfer» im Atelier sein, der darauf wartet, in den künstlerischen
Schaffensprozess einbezogen zu werden.
Selber leidenschaftliche Besucherin von Brockenhäusern und notorische Sammlerin von
Gegenständen, die zuvor jemand anderem gehörten, ist Clare Goodwin an zufälligen
Begegnungen mit Dingen und den von ihnen angeregten Arbeitsweisen interessiert, die das
«Unerwünschte» zum begehrten Sammlungsgut und kreativen Katalysator künstlerischer Arbeit
machen. Solche Praktiken lotet sie mit ihrem «Museum des Unerwünschten» aus. Die unter
diesem Titel wandernden und sich dabei wandelnden Gruppenausstellungen vereinen in
wechselnden Konstellationen eigene Werke Goodwins und Arbeiten von KünstlerkollegInnen,
die ähnliche künstlerische und kuratorische Anliegen verfolgen.
Clare Goodwins «Museum auf Zeit» wird nun erstmals in einem Kunstmuseum präsentiert. Allen
dreizehn beteiligten Positionen gemeinsam ist die Nutzung von ausrangierten Materialien, die in
unterschiedlichster Form in die künstlerische Produktion Eingang finden. Analog dazu greift
Goodwin auch in ihrer Funktion als Kuratorin auf Relikte anderer Ausstellungen zurück: So
stammen die von ihr verwendeten Stellwände aus der kürzlich im Historischen Museum Baden
gezeigten Schau «Frieden verhandeln» und die Treppenelemente aus einer Einzelausstellung
von Andy Holden in der Kunsthalle Winterthur. Neu arrangiert verändern diese Elemente die
Raumwirkung und schreiben dem Kunstmuseum Olten den Grundriss von Goodwins eigenem
«Museum» ein. Mit dieser speziellen Ausstellungsarchitektur, die formal und konzeptuell kaum
mehr von den daran präsentierten Exponaten zu trennen ist, weicht die Künstlerin die Grenzen
zwischen Kunstwerk und Display auf und überlässt es dem Publikum festzulegen, wo es im
raumgreifenden Environment das Kunstwerk ausmacht.
Für Irritation sorgt zudem das zur Vernissage erscheinende Künstlerbuch: Es wird auf nicht
mehr benötigtes, bereits verwendetes Papier aus dem Produktionsprozess des Ausstellungskatalogs «Invent the Future with Elements of the Past» des «Cabaret Voltaire» in Zürich
gedruckt. Die Makulatur der Zürcher Publikation wird zum prägenden Bestandteil des Oltner
Buches, da sie jedes Exemplar durch das zufällige Zusammentreffen von alten Druckspuren mit
den Bildern und Texten über das «Museum of the Unwanted» zum Unikat macht. Auch der erste
Band der Buchserie, die alle Stationen von Goodwins Ausstellungsprojekt und somit ihr
wachsendes «Musée Imaginaire» des «Unerwünschten» dokumentieren wird, kommt zur
Vernissage im Vexer Verlag (St. Gallen / Berlin) heraus.
Mit ihrem Vorgehen gelingt es Clare Goodwin, die üblichen Parameter einer musealen
Kunstausstellung in Frage zu stellen. Sie fragt nicht nur nach dem Wesen und der Entstehung
von Kunst, nach den Rahmenbedingungen von Ausstellungen und der Rolle von KuratorInnen,
sondern thematisiert auch die Aufgabe des Museums als «Schule des Befremdens» (Peter
Sloterdijk).
Clare Goodwin wurde 1973 in Birmingham (GB) geboren. Sie studierte Malerei an der School
of Art in Winchester und am Royal College of Art in London. Heute lebt sie in Zürich, wo sie den
von ihr mitbegründeten Projektraum «K3» betreibt. Ihre Arbeiten waren in der Kunsthalle
Winterthur, dem CGP London und in zahlreichen Galerien in Einzelausstellungen zu sehen. Für
2016 ist eine Soloshow im Centre Pasqu'Art in Biel geplant. Clare Goodwin wurde 2009 und
2010 mit dem Swiss Art Award des Bundesamts für Kultur ausgezeichnet und erhielt zahlreiche
Werk- und Atelierstipendien. «The Museum of the Unwanted» wurde erstmals 2014 im
Kunstraum «Kolin21», einem leerstehenden Gewerberaum im Stadtzentrum von Zug, gezeigt.
Parallel zur Schau von Clare Goodwin zeigt das Kunstmuseum Olten in den oberen beiden
Stockwerken eine neue Sammlungspräsentation mit inhaltlichem Bezug zur Hauptausstellung.
Vernissage
Freitag, 18. September 2015, 18.30 Uhr
Begrüssung: Dr. André Schluchter, Leiter Abteilung Kulturpflege Kanton Solothurn
Einführung: Dorothee Messmer und Katja Herlach
Performances:
Charlie Jeffery «Gathering Dust in the Museum» / Zoë Mendelson «Purity, Danger, Dirty Re-arranger»
Publikationen
The Museum of the Unwanted – an artist curated project by Clare Goodwin
Bd. 2, hrsg. vom Kunstmuseum Olten zur gleichnamigen Oltner Ausstellung (19.9.–22.11.2015)
mit einer Einleitung von Dorothee Messmer und einem Beitrag von Aiofe Rosenmeyer
St. Gallen / Berlin: Vexer Verlag, 2015. Gebunden, SW-Druck auf Makulaturpapier des
Ausstellungskatalogs «Invent the Future with Elements of the Past» des Cabaret Voltaire.
ISBN: 978-3-909090-75-4, 30 CHF
Bd. 1, hrsg. vom Kunstmuseum Olten zur gleichnamigen Zuger Ausstellung (5.4.–3.5.2014)
mit einer Einleitung von Clare Goodwin und einem Beitrag von Rebecca Geldard
St. Gallen / Berlin: Vexer Verlag, 2015. ISBN: 978-3-909090-74-7, 30 CHF
Veranstaltungen
Künstlergespräche (mit Daniel Morgenthaler, Kurator Helmhaus Zürich, und Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und Kuratorin), Performances und öffentliche Führungen ergänzen die Veranstaltungen im
Rahmen unserer etablierten Formate (Kunst zum Zmittag, Werkbetrachtung «hingeschaut», etc.).
Termine und genauere Informationen, auch zu Vermittlungsangeboten für Schulen, finden Sie auf:
www.kunstmuseumolten.ch
Kunstmuseum Olten Kirchgasse 8 / 4600 Olten
www.kunstmuseumolten.ch / [email protected] / 062 212 86 76
Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr (Do 14–19 Uhr), Sa/So 10–17 Uhr