Protokoll Forum 5

Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23.Juni 2015 in Berlin
Forum 5: Zusammenarbeit mit Familien und
Auswirkungen des Bundesprogramms „SchwerpunktKitas Sprache & Integration“ auf die Kinder
Referentin: Manja Flöter (PädQUIS)
Moderation: Eva Muschalik (Rambøll Management Consulting GmbH)
Protokoll: Banu Sisman (Regiestelle Schwerpunkt-Kitas), Annett Baum (gsub)
Die Referentin stellte die Ergebnisse einer empirischen Studie im Rahmen der Evaluation vor, die
die Zusammenarbeit mit Familien und Auswirkungen des Bundesprogramms „Schwerpunkt-Kitas
Sprache & Integration“ auf die Kinder untersucht hat. Zentrale Forschungsfragen waren die
Wirkung von Einrichtungsmerkmalen auf die kindliche Sprachentwicklung sowie die Unterschiede
zwischen den Untersuchungsgruppen im Schwerpunkt Zusammenarbeit der Einrichtungen mit den
Familien hinsichtlich sprachlicher Bildung.
Um diese Fragen zu beantworten wurden sowohl Familienbesuche als auch Einrichtungserhebungen
durchgeführt. Die Stichprobe der Einrichtungen und der Familien der Kinder bestand aus
Konsultationskitas, Schwerpunkt-Kitas, Verbal-Kitas und Vergleichs-Kitas. Insgesamt wurden 328
Einrichtungen und 1123 Kinder und ihre Familien befragt. Es wurden strukturelle Bedingungen, die
sprachrelevante
Prozessqualität,
Zusammenarbeit
mit
Familien
und
der
kindliche
Entwicklungsstand mit standardisierten Testverfahren untersucht.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass strukturelle Merkmale wie die Gruppengröße sowie die
Anzahl der betreuten pädagogischen Fachkräfte den kindlichen Sprachentwicklungsstand positiv
beeinflussen können. Neben den strukturellen können auch prozessuale Einrichtungsmerkmale wie
die Kindergarten-Einschätzskala die sprachliche Bildung von Kindern fördern.
Ein weiterer bedeutender Einflussfaktor auf die Sprachentwicklung des Kindes ist die Familie. Hier
stellt sich für Kitas die Frage, inwieweit Kitas Familien bei der kindlichen Sprachentwicklung stärken
und unterstützen können.
Dies kann geschehen durch:
•
Bemühungen um Einbezug der Eltern, beispielsweise sich mit Ihnen über den sprachlichen
Entwicklungsstand des Kindes austauschen
•
Informationen für Eltern wie Verweise auf wichtige Fortbildungen oder Anlaufstellen im
Bereich der Sprachförderung bereitstellen,
•
Angebote für Eltern anbieten, wie Elterncafés oder Sprachkurse
•
Anregungen und Tipps aus der Praxis, durch Hinweise zur Sprachanregung des Kindes
durch gemeinsames Spielen
Weitere wichtige Erkenntnisse der empirischen Befragung waren, dass es in einigen Aspekten
Unterschiede
zwischen
den
Untersuchungsgruppen
hinsichtlich
der
Intensität
und
der
Zusammenarbeit mit den Familien gab. So zeigten Schwerpunkt-Kitas stärkere Bemühungen,
Eltern für die sprachliche Entwicklung des Kindes zu sensibilisieren und zu informieren als Kitas
außerhalb
des
Bundesprogramms.
Zudem
konnte
ein
eindeutiger
Bezug
zwischen
der
Zusammenarbeit mit den Familien und der Entwicklung des Kindes festgestellt werden. Kinder
zeigten größere Fortschritte bei der Sprachentwicklung, wenn in den Einrichtungen Fortbildungen
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Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23.Juni 2015 in Berlin
zur Zusammenarbeit mit Eltern stattgefunden hatten und Einrichtungsleitungen die Erzieher und
Erzieherinnen bei der Zusammenarbeit mit den Familien unterstützt haben.
Nach dem Vortrag wurde von den Teilnehmenden darauf hingewiesen, dass gute Kommunikation
die Basis einer erfolgreichen gemeinsamen Arbeit ist und dass es bei der Zusammenarbeit mit den
Familien wichtig ist, dass man auf „Augenhöhe“ mit den Eltern kommuniziert.
Zusammenfassung der Gruppendiskussion:
Im Rahmen der Gruppendiskussion wurden die pädagogischen Fachkräfte aufgefordert, sich über
mehrere Leitfragen Gedanken zu machen, die Ergebnisse wurden auf Flipcharts festgehalten.
Zum einen wurde diskutiert, welche Möglichkeiten zur Einbindung der Eltern in die pädagogische
Arbeit es gibt und zum anderen durch welche Kooperationsformen bestimmte Elterngruppen
angesprochen werden können.
Folgende Angebote haben sich laut den Teilnehmenden bei der Zusammenarbeit mit den Familien
bewährt:
-
Medieneinsatz: Videographie/Dokumentation
-
Geschichtensäckchen als Sprachanregung (von Eltern für Kinder)
-
Elternnachmittag/-vormittag
-
Elterncafé mit Büchern und Spielen/ Elternecken
-
Angehörige lesen vor, Lesepatenschaften
-
Gemeinsame Feste/Feiern auch landestypisch/kulturspezifisch
-
Eltern-Kind-Spieletage (Information für Eltern, was das Kind beschäftigt)
-
Explizite Einladungen der Eltern, motivierendes Ansprechen
-
Dokumentation (Bilder) für Eltern als Gesprächsangebot
-
Dolmetscherinnen und Dolmetscher z. B. für die Aufnahmegespräche
-
Portfolio der Eltern über Kinder
-
Experten einladen (Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer) für fachliche Themen
-
Familienbesuche
-
Angebote für Familie und Nachbarschaft z. B. FUN
-
Elterntraining
-
Kollegialer Austausch mit Eltern
-
Eltern in Fortbildungen mit einbeziehen
-
Selbstgestaltete Bücher in denSprachen der Kitakinder von Eltern mit übersetzt
-
Mehrsprachige Hörspiele mit Eltern und Kindern
-
Elternbibliothek
-
Pinnwand für Sprachexpertinnen und Sprachexperten
-
Berufliche Ressourcen der Eltern nutzen z. B. Werkstatt/Fotografie
-
Elternbefragungen durchführen (Interessen, Bedarfe, Wünsche)
Unterstützende Faktoren bei der Zusammenarbeit mit den Familien:
-
Freiwilliges Engagement
-
Wertschätzung anderer Kulturen
-
Niedrigschwelligkeit der Angebote/ Brücken bauen
-
Verantwortlichkeiten festlegen, z. B. Kollegin für Dokumentation
-
Keine Terminpflicht
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Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23.Juni 2015 in Berlin
-
Willkommenskultur z. B. Empfangsrezeption einrichten
-
Transparenz gegenüber Eltern
-
Offene Raumgestaltung
-
Eltern mit ins Boot holen; auf Eltern zugehen (Vertrauen der Familien erarbeiten)
-
Wertschätzende Haltung auf beiden Seiten
-
Kompetenzen der Eltern nutzen
-
Ausreichend Zeit für Planung und Durchführung
-
Vertrauensbasis bei Eltern durch Fachkraft mit Migrationshintergrund
-
Elternbeirat einrichten/ Mitspracherecht der Eltern
-
Eltern stärken durch Elterntraining
-
Netzwerkarbeit/ Vermittlung von Fachkräften
Hemmende Faktoren:
-
Mangelnde Zeit der Eltern
-
Zeitmangel der Fachkraft
-
Feste Termine
-
Mangelnde
Kenntnisse
der
Eltern
über
das
deutsche
Bildungssystem/Bildungsprogramme
-
Sprachbarrieren
-
Motivationshemmnisse evtl. durch zu knappe zeitlichen Ressourcen/Misserfolge
-
Personalmangel
-
Strukturelle Rahmenbedingungen z. B. fehlende räumliche Räumlichkeiten
-
Kinder als Dolmetscher einsetzen
Fazit:
Um die Sprachentwicklung der Kinder nachhaltig zu fördern ist eine Zusammenarbeit zwischen den
Kitas und
den Familien unabdingbar. Diese Zusammenarbeit ist jedoch häufig vielfältigen, vor
allem sprachlichen und kulturellen Hindernissen ausgesetzt, die es zu überwinden gilt. Hinzu
kommt, dass im pädagogischem Alltag Zeit teilweise auch für die Familien, eine knappe Ressource
darstellt. Die hohe Zahl an Flüchtlingen stellt die Kitas ebenfalls vor große Herausforderungen. Es
bedarf daher gezielter Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte, damit diese beispielsweise
wissen, wie es um die Familien der Kinder rechtlich bestellt ist. Für eine erfolgreiche
Zusammenarbeit mit Familien gilt, dass die pädagogischen Fachkräfte anhand verschiedener
Zugangswege versuchen sollten, eine Beziehung zu den Eltern herzustellen. Es gibt vielfältige
Angebote um die Eltern in die pädagogische Arbeit mit einzubinden, die der individuellen Bedarfsund Interessenlage anzupassen sind. Die Herstellung von Vertrauen unter dem Aspekt, dass auch
Eltern ein Mitspracherecht eingeräumt werden sollte, beeinflusst die Zusammenarbeit mit Familien
in positiver Hinsicht.
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