Sozialbericht 2015 der Stadt Erlangen

6/2015
Sozialbericht 2015
der Stadt Erlangen
Grafik Titelseite: Gerhard Plietsch
Stadt Erlangen, Abteilung Statistik und Stadtforschung,
91051 Erlangen,
Tel. (09131) - 86 2563
E-Mail: [email protected]
Internet: www.erlangen.de/statistik
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
kommunaler Sozialpolitik kommt besondere Bedeutung zu, wenn es darum geht, die gleichberechtigte
Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen und Menschen vor und in Notlagen zu schützen. Vor
Ort werden Bundes- und Landesgesetze in konkrete Maßnahmen umgesetzt. Kommunale Sozialpolitik kann diese politischen Rahmenbedingungen zwar nicht unmittelbar ändern. Sie kann aber durch
die konkrete Ausgestaltung wichtige Beiträge leisten, um Benachteiligungen abzubauen und zu einer
gerechteren Verteilung der Lebenschancen beitragen.
Um diesen Zielen gerecht zu werden, braucht kommunale Sozialpolitik verlässliche Entscheidungsgrundlagen. Auf Bundes- und Länderebene hat sich die Sozialberichterstattung in den letzten Jahren
zunehmend etabliert. Ergänzend dazu legt die Stadt Erlangen nun erneut einen Bericht über die soziale
Lage der Erlangerinnen und Erlanger vor.
Erlangen gilt zurecht als Stadt, in der eine im landes- und bundesweiten Vergleich wohlhabende Bevölkerung lebt. Nicht zuletzt Erlangens Wirtschaftsstruktur und Hochschullandschaft sorgen dafür, dass
die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger über ein überdurchschnittliches Einkommen und ein hohes
Bildungsniveau verfügen. Mit seinem Blick auf soziale Lagen und soziale Räume macht der vorliegende Bericht jedoch eindrücklich deutlich, dass Einkommen und Bildungschancen in Erlangen überaus ungleich verteilt sind. Zehn Prozent der einkommensstärksten Personengruppen in unserer Stadt
verfügen über fast neun Mal so viel Einkommen wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten
Bevölkerung. Mehr als ein Fünftel der Erlanger Bevölkerung kommt mit dem ihr verfügbaren Einkommen
nur schlecht zurecht. Bildungschancen und sozialer Status sind auch in unserer Stadt eng verknüpft.
Kommunale Sozialpolitik braucht eine breite gesellschaftliche Debatte. Nur so können vorhandene
Instrumente auf ihren Nutzen hin überprüft werden, Strategien verändert und auf Bundes- und Landesebene Veränderungen der Rahmenbedingungen eingefordert werden. Erstmals enthält der Erlanger
Sozialbericht deshalb neben dem Statistikteil Einschätzungen der Verwaltung zu ausgewählten Politikfeldern und Diskussionsbeiträge der Organisationen, die sich im Erlanger Sozialratschlag zusammengeschlossen haben. Der Bericht versteht sich dabei nicht als Endpunkt, sondern als Start der notwendigen Debatte über die Ausrichtung der Sozialpolitik in Erlangen.
Unser Dank gilt allen, die an vorliegendem Sozialbericht mitgewirkt haben: Dem Sozialamt für die
konzeptionelle Vorbereitung und die Diskussion mit dem Erlanger Sozialratschlag. Der Abteilung für
Statistik danken wir für die Erhebung und Aufbereitung des Datenpools.
Dr. Florian Janik
Oberbürgermeister
Dr. Elisabeth Preuß
3. Bürgermeisterin
Inhalt
I
Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik
Flüchtlinge in Erlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Auf dem Weg zur sozialen Teilhabe - Der ErlangenPass . . . . . . . . . . . 12
Verbesserung der Wohnraumversorgung in Erlangen . . . . . . . . . . . . . . 14
II Beiträge des Erlanger Sozialratschlags
„Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ Erlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Wohnen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Arbeitslosigkeit und soziale Teilhabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Arbeitsmarkt und Armut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Stellungnahme des Autonomen Frauenhauses Erlangen . . . . . . . . . . . 29
III Daten und Fakten
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1.Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
2. Bevölkerungsstruktur der Erlangerinnen und Erlanger . . . . . . . . . . . . . . 38
2.1Altersstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.2Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.3Familienstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3. Haushalte, Familien und Formen des Zusammenlebens . . . . . . . . . . . . 46
4. Ökonomische Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
4.1Nettoäquivalenzeinkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
4.2 Verfügbares Einkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
4.3 Einkommen nach sozioökonomischen Merkmalen . . . . . . . . . . . . 57
4.4Einkommensungleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
5. Bildung und Berufstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
5.1 Schulische Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
5.2 Berufliche Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
6.Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
6.1 Gebäude- und Wohnungsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
6.2Mieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
6.3Sozialmietwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
6.4 Aspekte des Wohnumfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
7. Sozialstaatliche Absicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
7.1 Arbeitslosengeld I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
7.2 Hartz IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
7.3 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung . . . . . . . . . . . 87
8. Gesellschaftliche Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
9. Ausgewählte Personengruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
9.1 Menschen mit Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
9.2 Vollständige Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
9.3Alleinerziehende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
9.4 Ältere Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
10.Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
11. Sozialindex - Kleinräumige Beobachtung sozialer Lagen . . . . . . . . . . 120
I
Schwerpunktthemen
der Stadtverwaltung
zur Sozialpolitik
Flüchtlinge in Erlangen
Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik
1.Übersicht
Stand und Prognosefaktoren
In Erlangen ist die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen drei Jahren, besonders seit August 2015,
wieder angestiegen, beträgt aber immer noch weniger als zwei Prozent der Bevölkerung.
Entsprechend der Zuständigkeiten gibt es folgende
Unterscheidungen bei den in Erlangen wohnenden
Flüchtlingen.
Dependancen der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (ZAE) Zirndorf
In den Dependancen der ZAE Zirndorf (Rathenaustraße und in Tennenlohe) sind Flüchtlinge untergebracht, die keinen Platz mehr in der ZAE Zirndorf
haben. Die Flüchtlinge in diesen Erstaufnahmeeinrichtungen warten dort auf ihre Registrierung und
ihre Antragstellung, sie werden dann einer Gemeinde
im süddeutschen Raum zugewiesen. Sie werden
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt.
Die Mahlzeiten werden von der Unterkunftsverwaltung bestellt. Die Verweildauer richtet sich nach den
Arbeitskapazitäten in Zirndorf und war in den letzten Monaten starken Schwankungen unterlegen. Sie
sollte nur wenige Wochen dauern, nach neuester
Bestimmung (Stand November 2015) kann die Verweildauer aber bis zu sechs Monate betragen.
Momentan sind in den ZAE Dependancen in Erlangen rund 650 Flüchtlinge untergebracht. Bis Jahresende wird eine Erhöhung der Zahl auf 700 prognostiziert, bis Ende Januar 2016 auf knapp 1.000.
Dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen im
laufenden Asylverfahren
In dezentralen Unterbringungen wohnen Flüchtlinge,
die bereits registriert und nach Erlangen verteilt wurden. Es handelt sich hierbei um Flüchtlinge im laufenden Asylbewerbungsverfahren.
a) Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften
Flüchtlingen in staatlichen Unterkünften (z.B.
Michael-Vogel-Straße) sind die eigentlichen zugewiesenen „Regel-Asylsuchenden“, wie es im Verfahren
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
vorgesehen ist. Nach der Registrierung und Antragstellung werden die Asylbewerber von der Regierung in eigenen Unterkünften untergebracht, um
dort ihr Verfahren abzuwarten. Dem Grunde nach ist
die Unterbringung von Asylbewerbern Aufgabe des
Freistaates, der dies an die Regierungen delegiert
hat. Diese Geflüchteten werden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt und bekommen seit
einiger Zeit keine Lebensmittelpakete mehr, sondern
Geld, um sich ihr Essen selber kaufen und zubereiten zu können. Sie werden in sozialen Fragen von
den Asylberatern beraten.
b) Flüchtlinge in städtischen Unterkünften
Da die staatlichen Unterkünfte längst nicht mehr ausreichen, werden der Kommune Flüchtlinge zugewiesen, die diese in eigenen Unterkünften unterbringen
muss. Erlangen kooperiert hier eng mit der Regierung, die Zusammenarbeit klappt gut, Erlangen gilt
als solider Partner, der die Not der Regierung sieht.
Erlangen erachtet die Unterbringung und Versorgung
der Flüchtlinge als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
und hat der Regierung von Anfang an signalisiert,
sich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Auch diese
Asylbewerber werden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ohne Lebensmittelpakete versorgt und
von den Asylberatern beraten.
c) Stand und Prognose
Momentan sind knapp über 1.000 Flüchtlinge in
Erlangen dezentral untergebracht. Am 10.11.2015
wurde der Stadt von der Regierung von Mittelfranken angekündigt, dass die Quote der nach Erlangen
wöchentlich zugewiesenen Flüchtlinge von 50 auf 70
steigen wird. Bis Ende 2015 wird damit eine Erhöhung auf 1.350 prognostiziert.
Kontingentflüchtlinge
Kontingentflüchtlinge, wie die jüdischen Kontingentflüchtlinge aus der Sowjetunion oder die syrischen
Kontingentflüchtlinge durchlaufen kein Asylverfahren, sondern erhalten sofort einen Aufenthaltstitel.
Deren Versorgung läuft bei der Wohnungssuche
über das Wohnungsamt und bei der Sicherung des
7
Lebensunterhalts über das Jobcenter. In Erlangen
und anderswo haben weit mehr Bürgerinnen und
Bürger einen Antrag innerhalb des Kontingents
gestellt, so dass die Kontingente für syrische Flüchtlinge schnell erschöpft waren.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF)
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, also Kinder
und Jugendliche, die alleine ohne einen Vormund
auf der Flucht sind, unterliegen dem Jugendschutz.
Sie haben einen erhöhten Betreuungsschlüssel und
andere Unterbringungsvorgaben als begleitete Minderjährige oder auch Volljährige Flüchtlinge. Momentan sind 75 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in
Erlangen untergebracht. Bis Jahresende wird eine
Erhöhung der Zahl auf 85 bis 95 prognostiziert.
Geduldete
Viele Asylsuchende, deren Antrag auf Asyl abgelehnt
wird, können aus unterschiedlichen Gründen nicht in
ihre Heimat zurückkehren und bekommen eine sogenannte „Duldung“. Dieser Status ist äußerst unsicher. Eine Beendigung der Duldung oder Abschiebung ist jederzeit möglich. Dennoch dauert dieser
Zustand für viele Flüchtlinge viele Jahre an und ist
psychisch sehr belastend. Die Duldung muss alle
paar Monate verlängert werden. Man spricht daher
auch von „Kettenduldungen“. Viele der Geduldeten
arbeiten, wohnen eigenständig, sind wirtschaftlich
auf eigenen Beinen. Alle paar Jahre beschließt die
Bundesregierung eine sogenannte Altfallregelung,
die Geduldeten einen Aufenthalt bringt, falls die
Flüchtlinge wirtschaftlich eigenständig und nicht
straffällig geworden sind. Die nächste Altfallregelung
wurde Mitte 2015 beschlossen. Sie enthält anders
als vergangene Altfallregelungen keinen Stichtag, so
dass nach heutiger Annahme einer großen Zahl von
geduldeten Menschen in Erlangen ein sicherer Aufenthaltstitel in Aussicht gestellt werden kann.
Anerkannte Flüchtlinge
Je nach Herkunftsland werden mehr oder weniger
Anträge auf Asyl positiv beschieden. Die Gesamtschutzquote des BAMF betrug im Oktober 2015 51,3
Prozent. Im September 2015 lag sie noch bei rund
37 Prozent. Über das Jahr 2015 hinweg liegt sie
nun bei 41,2 Prozent. Momentan (Stand November
2015) wird demnach die Hälfte der antragstellenden
Asylbewerber in irgendeiner Form anerkannt und
erhält somit eine Bleibeperspektive. Nach der Anerkennung haben die Flüchtlinge das Recht, aus der
Unterkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen. Dies
gestaltet sich in der Realität oft als schwierig. Die
Flüchtlinge haben nach Anerkennung Anspruch auf
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Leistungen nach dem SGB II und „wandern“ in die
entsprechende Abteilung im Sozialamt. Ihre soziale
Beratung erfolgt dann durch die AWO-Migrationserstberatung. Schon jetzt (Stand November 2015)
werden knapp 60 Familien vom SGB II versorgt, darunter auch Familien mit mehreren Kindern.
Anerkannte Flüchtlinge dürfen ihre Familien nachholen im Rahmen des Familiennachzuges. Auch diese
werden dann nach dem SGB II versorgt.
2.Herausforderungen
Zunächst ist die Sicherung der Grundbedürfnisse
der Flüchtlinge, die oft sehr kurzfristig auf die Kommunen verteilt werden, also ohne großem zeitlichen
Vorlauf nach Erlangen kommen, oberste Priorität. Im
zweiten Schritt strebt die Stadt Erlangen eine Politik
der interkulturellen Integration im Austausch mit der
Erlanger Bevölkerung an. Hierbei soll der Bildung
von Parallelkulturen von Anfang an entgegengesteuert werden. Mit der Zahl der Asylbewerber steigt
auch die Zahl der anerkannten Flüchtlinge. Nicht nur
der Städtetag weist seit Monaten darauf hin, dass die
eigentliche Aufgabe für die Kommunen erst bevorsteht: Nach der Anerkennung brauchen die Geflüchteten Wohnung, Integrationskurse, Arbeit, Beratung
beim Familiennachzug, und vieles mehr. Zu Recht
ermuntert daher der Städtetag seine Mitglieder, eine
Strategie für die dauerhafte Integration der Geflüchteten und deren Familien zu erstellen1.
(Aus-)Bildung
Der Erwerb der deutschen Sprache ist ein wichtiges Mittel, um an der Gesellschaft teilhaben zu
können. Um die Potenziale der Flüchtlinge und Ihre
Bildungsbedarfe zu nutzen, bedarf es weiterhin der
Möglichkeit für (junge) Flüchtlinge, eine Ausbildung
zu beginnen und zu beenden (mit den notwendigen
Folgen für die Erteilung der notwendigen Aufenthaltstitel) sowie der Anerkennung von ausländischen
Abschlüssen und Berufserfahrungen.
Arbeitsmarktintegration
Die mittel- und langfristige Integration von Flüchtlingen sowie die der dann anerkannten und geduldeten
Flüchtlingen wird in Erlangen angestrebt, um soziale
Integration dieser Bevölkerungsgruppe der Erlanger Stadtgesellschaft zu gewährleisten, das Potential und Know-How der neuen Erlangerinnen und
1
Positionspapier des Deutschen Städtetages: Aufnahme, Unterbringung und Integration von Asylbewerbern und
Flüchtlingen. 7.5.2015, einzusehen unter: www.staedtetag.de/
imperia/md/content/dst/presse/2015/dst_positionspapier_versorgung_fluechtlinge_20150508.pdf (Stand Dezember 2015).
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Erlanger zum Mehrwert für die Stadt zu generieren,
aber auch um einem Ansturm auf das SGB II und
damit einer hohen finanziellen Belastung für die Stadt
strategisch zu begegnen (siehe Anerkennungsquote
oben und dem damit verbundenen Rechtskreisübertritt von Asylbewerberleistungsgesetz in SGB II).
Unterbringung
Die Stadt Erlangen wurde von der Regierung zur
Unterbringung von Flüchtlingen verpflichtet. Dies
ist für die Stadt Erlangen eine humanitäre Aufgabe.
Zugleich ist das in dem angespannten Wohnungsmarkt Erlangen eine große Herausforderung (siehe
dazu auch den Artikel „Wohnen“ in diesem Bericht).
Ziel ist es, Flüchtlingsunterkünfte nicht in Ballungsräume zu zentrieren, sondern Flüchtlinge über das
Stadtgebiet zu verteilen, um eine interkulturelle
Mischung, also den Austausch im täglichen Leben
mit der Bevölkerung, zu fördern.
Interkulturelle Integration
Das Ziel einer erfolgsorientierten Erlanger Integrationsstrategie ist die interkulturelle Integration von
Flüchtlingen in die Erlanger Stadtgesellschaft. Der
Austausch von Flüchtlingen mit Erlangerinnen und
Erlangern soll gefördert werden, sowie ermöglicht
werden, dass Flüchtlinge zunehmend als aktive
AkteurInnen im Erlanger Stadtleben mitwirken und
Teil der Gesellschaft werden. Dieser Herausforderung wird in enger Zusammenarbeit der Bereiche
Kultur und Soziokultur begegnet und im Schulterschluss mit einer großen Bandbreite städtischer und
externer AkteurInnen umgesetzt.
3. Vorgehen in Erlangen
Referat V: Soziales, Integration, Inklusion und
Demographischer Wandel
Im Folgenden werden die Aufgaben der einzelnen
Abteilungen des Sozialamtes für die Versorgung der
Flüchtlinge kurz skizziert:
a)Asylbewerberleistungsgesetz
Die Abteilung 502 ist für die Umsetzung des Asylbewerberleistungsgesetzes für die dezentral untergebrachten Flüchtlinge zuständig. Wegen der oben
genannten ständig wachsender Zahlen stießen das
Personal, aber auch die Räume seit einiger Zeit an
ihre Grenzen. Das wird im Stellenplan 2016 behoben, auch wurden zusätzliche Räume zugeteilt.
Belastend ist die Enge auf den Fluren, die für so
hohe Zahlen Wartender einfach nicht ausgelegt sind.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
b) Dezentrale Unterkünfte
Weiterhin organisiert das Sozialamt, Abt. 502 in
Kooperation mit dem Gebäudemanagement die
jeweils notwendigen zusätzlichen dezentralen Unterkünfte, eigentlich ein staatliche Aufgabe, wobei die
Sachmittel zwar refinanziert werden, nicht aber das
Personal.
c) ZAE Dependancen
Die Stadt wurde von der Regierung auch zur Errichtung und zum Betrieb von Erstaufnahmeeinrichtungen verpflichtet. Mittlerweile ist die ZAE Erlangen
größer als die eigentlich zuständige Einrichtung
in Zirndorf. Bisher wurde dies von Abteilung 502
zusätzlich erledigt, was nicht nur zu massiven
Überstunden, sondern auch zu Überlastung führte.
Zusätzliches Personal wurde durch das Personalamt
kurzfristig zugesagt.
d) Koordination der Asylsozialberatung,
Migrationserstberatung und des
Ehrenamtlichen Engagements für
Flüchtlinge
Weiterhin erfolgt im Sozialamt die Koordination der
Arbeit der Asylsozialberater sowie der Betreuung der
ehrenamtlichen Helfer. Auch die Migrationserstberatung der AWO für die anerkannten Flüchtlinge ist im
Sozialamt angesiedelt.
e) Anerkannte Flüchtlinge
Mit steigender Zahl anerkannter Flüchtlinge steigen
auch die Kunden in den Abteilungen 501 (Arbeitslosengeld II) und 503 (Wohnen). Letztere hat als
zusätzliche Leistung auch die Bearbeitung der Wohnungsangebote aus der Bevölkerung übernommen,
wobei diese nur für anerkannte Flüchtlinge oder
solche mit Auszugsgenehmigung vermittelt werden
dürfen. In den beiden letztgenannten Abteilungen
werden die Kundenzahlen und damit der Bedarf an
Personal und Räumen im kommenden Jahr steigen,
je nachdem, wie schnell die Anerkennungen aus
dem BAMF kommen.
Referatsübergreifende Strategien und Zusammenarbeit mit externen Akteuren
Die Thematik Flüchtlinge ist ständiges Thema in den
Gremien der Stadtspitze. Bei Bedarf werden andere
fachkundige Berater hinzugezogen. Der Runde Tisch
Flüchtlinge wird weiter ca. zweimal jährlich tagen
und ist offen für Akteure der Arbeit mit und für Flüchtlinge. Angesichts der komplexen Aufgaben haben
sich in Erlangen verschiedene Ämter der Stadtverwaltung, Töchter der Stadt, sowie externe Akteure
9
zusammengetan, um eine Integrationsstrategie zu
erarbeiten. Das Referat V (Bürgermeisterin Dr. Elisabeth Preuß) übernimmt referatsübergreifend die
Koordination der Aufgaben bei der Integration von
Flüchtlingen in Erlangen. Die Umsetzung erfolgt in
den jeweils zuständigen Dienststellen, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den externen Akteuren.
a) Webpräsenz Flüchtlinge in Erlangen
Ziel:
i.Übersichtliche, schnelle Informationen für
interessierte BürgerInnen und Engagierte;
ii.Entlastung der informierenden städtischen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter;
iii.
zielgerichtete Steuerung von Sach- und
Geldspenden.
In Zusammenarbeit mit eGov, Ref. V-50; Ref. IV-51
sowie externen Partnern (AWO, ASB, E.F.I.E.)
wurde die Übersichtsseite „Flüchtlinge“ neustrukturiert und mit Inhalten gefüllt:
www.erlangen.de/flüchtlinge.
Der AIB ist eingeladen, Anregungen zur Verbesserung der Seite beizusteuern. Die Koordinatorin für
Ehrenamt Flüchtlinge wird die Website pflegen.
b)Flüchtlingsunterbringung
Die Stadt Erlangen arbeitet daran, den oft schnell
benötigten, kurzfristigen Bedarf von Flüchtlingsunterkünften, besonders seit Sommer 2015, zu decken,
diesen Bedarf in einen besser geregelten, mittelfristig planbaren Prozess zu übersetzen sowie langfristig sozialverträgliches Wohnen zu planen. Die Stadt
Erlangen hat dafür eine Strategiegruppe gegründet,
die sich mit dem Themenfeld und der Umsetzung
von Handlungsbedarfen kurzfristig, sowie langfristig
beschäftigt. Allgemein ist es Ziel der Stadt Erlangen,
mehr bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen für
Menschen in unserer Stadt, die darauf angewiesen
sind. Die Neubau-Initiative der GEWOBAU kommt
hier zur rechten Zeit mit den Zielen der mittelfristigen und langfristigen Steigerung von sozialem Wohnungsbau und der Schaffung und der Erhaltung
sozial gemischter Wohnviertel.
Die Ziele der Strategiegruppe zur Unterbringung von
Flüchtlingen beinhalten:
i. Schaffung einer jeweils aktuellen Übersicht,
über den sich wöchentlich ändernden Stand
und Bedarf von Flüchtlingsunterkünften,
inklusive ZAE Dependancen, dezentralen
Unterkünften und Wohnraum für unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge;
ii.mittelfristige und langfristige Planung unter
Einbeziehung aller relevanten Fachämter;
10
iii.
Möglichkeit, thematisch relevante Daten
effektiv zu zirkulieren, die allen betroffenen
MA zur Verfügung stehen und bei Änderungen in verschiedenen Ämtern bearbeitet
werden können;
iv.regelmäßiger, zuverlässiger Austausch der
beteiligten MA der Stadtverwaltung, die an
der Schaffung und Bereitstellung von geeignetem Wohnraum für Flüchtlinge arbeiten;
v.Klarheit über die jeweiligen Zuständigkeiten
und regelmäßiger Informationsaustausch
über Möglichkeiten der kollegialen Unterstützung zwischen den Ämtern.
Neben den Fachämtern (Ref. III -33; Ref. IV - 51;
Ref. V -50; Ref. VI- 23 und 24; GEWOBAU) wird der
AIB als beratendes Gremium in die Strategiegruppe
einbezogen. Die Strategiegruppe wird von Ref. V
geleitet.
c)Arbeitsmarktintegration
Die Stadt Erlangen arbeitet unter Leitung von Ref. V
an Strukturen, die eine erfolgreiche Integration in den
Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. Die Stadt Erlangen
hat dafür eine Strategiegruppe gegründet, die sich
mit dem Themenfeld und der Umsetzung von Handlungsbedarfen systematisch beschäftigt.
Ziel:
i. Aufzeigen der Zuständigkeiten und Möglichkeiten der Fachämter sowie externen Partnern und Stärkung der Transparenz von
Handlungswegen
ii. Stärkung der Kommunikation der Beteiligten
Akteurinnen und Akteure und aufzeigen kurzwegiger Möglichkeiten der kollegialen Zusammenarbeit referatsübergreifend sowie mit
externen Partnern
iii.Identifikation der Handlungsbedarfe und strategisches Aufstellen von Arbeitsprozessen
besonders in den Bereichen:
•Deutschspracherwerb
•Schulbildung
•Ausbildung
•Weiterbildung
•Arbeitsvermittlung
• Hochqualifizierte Flüchtlinge
(Studium/Hochschule)
Ehrenamtlichen kommt eine wichtige unterstützende
Rolle besonders im Spracherwerb als auch im
Bewerbungsprozess zu.
Neben den Fachämtern (Ref. III-33; IV-43; Bildungsbüro; Ref. V-50 sowie GGFA) sind in der
Strategiegruppe einbezogen: Asylsozialberatung,
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Bundesagentur für Arbeit, IHK, KHS, IG-Metall und
FAU. Der AIB ist als beratendes Mitglied in der Strategiegruppe vertreten. Bei Bedarf werden weitere
Akteurinnen und Akteure einbezogen.
d) Außerschulische Bildung
Die VHS erarbeitet momentan ein Bildungskonzept
für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die nicht
mehr der Schulpflicht unterliegen. Eine Vernetzung
bzw. Kooperation z.B. mit JAZ e.V., Jugendamt,
Schulen, Wirtschaft wird angestrebt.
e) (Sozio-)kulturelle Integration
Erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in die
Erlanger Bevölkerung ist ein wichtiges Ziel, um den
sozialen Zusammenhalt in Erlangen langfristig zu
stärken. Zahlreiche Ämter der Stadt sind bereits in
dem Bereich tätig. Im Jahr 2016 soll dafür ein referatsübergreifendes Konzept erarbeitet werden, dass
die soziokulturelle Integration von Flüchtlingen fördert, bestehende städtische und externe Angebote
bündelt, Bedarfe identifiziert und Maßnahmen in
Zusammenarbeit mit Externen erarbeitet.
f)Gesundheit
Die gesundheitliche Versorgung ist in den einzelnen Sozialgesetzbüchern und im Asylbewerberleistungsgesetz geregelt. Für anerkannte Flüchtlinge
gelten die gesetzlichen Leistungen der Krankenkassen. Wie oben erwähnt, leisten die Ehrenamtlichen
gerade in diesem Bereich eine wertvolle Unterstützung. Nach 15 Monaten erhalten die Geflüchteten
eine Chipkarte. Der Verein der Hausärzte, Ehrenamtliche, das staatliche Gesundheitsamt und das
Sozialamt der Stadt Erlangen kooperieren eng und
auf kurzen Wegen.
Der ASB arbeitet in den ZAE Dependancen im
Bereich Erstversorgung und Gesundheit von Flüchtlingen zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfern, einschließlich ehrenamtlich tätigen Ärzten. Für Helferinnen und Helfer gibt es ebenfalls Vorsorgeschutz. Für die Helferinnen und Helfer zahlen
Impfungen die Krankenkasse, bei Helfern die oft in
der Notunterkunft sind, impft der ASB-Betriebsarzt.
Der AK Medizin und Menschenrechte ist regelmäßig in dezentralen Unterkünften unterstützend tätig
und bieten medizinische Beratungsgespräche und
Vermittlung von Dolmetschern für Flüchtlinge bei
Arztbesuchen an. Weiterhin bietet der AK zahnmedizinische Hilfe. Die Stadt informiert über Ihre
Kommunikationskanäle zusätzlich über Angebote
und Infoveranstaltungen externer Akteure, wie
etwa die Informationsveranstaltung von Frau Prof.
Erim mit einem Vortrag von Herrn PD Tagay in der
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Psychosomatischen Tagesklinik des Universitätsklinikums am 21.10.2015.
g) Menschenwürde = Unantastbar!
Unter dem Titel Menschenwürde = Unantastbar!
setzt die Stadt gemeinsam mit externen Akteurinnen und Akteuren ein klares Zeichen gegen rechtes
Gedankengut, Diskriminierung und unbegründete
Vorurteile. In Erlangen gehen damit Demokratinnen und Demokraten auf die Straße und zeigen
gegen fremdenfeindliche Parolen und Gesinnungen
Gesicht. Partner sind Aktion Courage, die Allianz
gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion,
Parteien, Religionsgemeinschaften, Schulen u.v.m.
In Erlangen, so das gemeinsame klare Zeichen, wird
Flüchtlingen mit Respekt begegnet und deren Integration, auch zum Gemeinwohl aller Erlangerinnen
und Erlanger, unterstützt und aktiv vorangetrieben.
Auftaktveranstaltung war am 12. Dezember 2015 auf
dem Rathausplatz. Im Jahr 2016 sind fortführende
Veranstaltungen geplant.
4.Ehrenamt
Die Kette Freistaat-Regierung Mittelfranken-Stadt
Erlangen-Asylberater stellt einen zentralen Grad
an Versorgung sicher, der im Vergleich zu anderen
Staaten zweifellos sehr gut ist. Dennoch blieben
schmerzhafte Lücken, wenn nicht ehrenamtliche
Helfer sich um die Geflüchteten kümmern würden.
Unzählige Ehrenamtliche aus Vereinen und Religionsgemeinschaften greifen da ein, wo die gesetzlichen Leistungen nicht ausreichen. Sie sind eine
unendlich wertvolle Unterstützung, ohne die der
Standard der Versorgung nicht zu halten und noch
niedriger wäre. Das Ehrenamt leistet einen enormen
und wichtigen Beitrag unter anderem in den Bereichen Unterstützung bei Behördengängen, Zugang
zu und Information über medizinische Versorgung,
Rechtsinformationen, Deutschunterricht, Familienbetreuung, Freizeitangebote inklusive Sportangebote,
Hausaufgabenhilfe,
Kinderbetreuung,
Kleiderkammer.
Das Verdienst der Ehrenamtlichen geht aber noch
viel weiter: Es werden Helferkreise aus der Umgebung der Unterkünfte gebildet und begleitet, so
dass Flüchtlinge und Nachbarn sich nicht nur kennenlernen, sondern miteinander leben können. Dies
unterstützt nachhaltig das soziale Miteinander in
unserer Stadt. In der Juli-Sitzung 2015 hat der Stadtrat deshalb beschlossen, als freiwillige kommunale
Leistung eine Koordinationsstelle für ehrenamtliche
Arbeit im Flüchtlingsbereich zu finanzieren, die wie
oben genannt, im Referat V angesiedelt ist.
11
Auf dem Weg zur sozialen Teilhabe Der ErlangenPass
Im Gegensatz zur politischen Teilhabe, die auf
den Bereich der Entscheidungsfindung bzw. auf
die Partizipation in gesellschaftlichen und politischen Organisationen begrenzt ist, umfasst soziale
Teilhabe weitaus mehr: Gemeint ist die Teilhabe
von Menschen und Gruppen an Errungenschaften
eines „sozialen Gemeinwesens“ – angefangen von
guten Lebens- und Wohnverhältnissen, Sozial- und
Gesundheitsschutz, ausreichenden und allgemein
zugänglichen Bildungschancen und der Integration
in den Arbeitsmarkt bis hin zu vielfältigen Freizeitund Selbstverwirklichungsmöglichkeiten.
Soziale Teilhabe als fortwährender
Abstimmungsprozess
Die Erlanger Stadtgesellschaft verändert sich. Sie
ist, wie alle modernen Gesellschaften in verschiedener Intensität, von Migration sowie sozialökonomischen Veränderungen beeinflusst. Soziale Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben kann deshalb nie nur
als Ziel, sondern muss immer auch als Prozess verstanden werden. Hürden, die sozialer Teilhabe im
Weg stehen, müssen deshalb immer wieder identifiziert werden und im Abgleich mit den Lebensrealitäten einer sich verändernden Bevölkerung abgebaut
werden.
Förderung sozialer Teilhabe als
gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der Großteil gesellschaftlichen Lebens findet nicht im
verwaltungsgelenkten, institutionalisieren Rahmen,
sondern in der Mitte der Gesellschaft, in Vereinen,
Bürgerinitiativen und in informellen Freizeitkreisen
statt. Die kommunale Förderung sozialer Teilhabe
kann deshalb nur erfolgreich greifen, wenn sie im
Zusammenspiel mit den wichtigen gesellschaftlichen
Akteurinnen und Akteuren abgestimmt wird. Der
Verwaltung kommt damit eine unterstützende und
im besten Falle wegweisende Rolle zu, aber nie die
eines alleinigen Garants oder gar eines ausschließlichen Akteurs. Vielmehr kommt der Gesellschaft als
Ganzes und damit jedem Zusammenschluss von
Bürgerinnen und Bürgern die Verantwortung zu,
12
immer wieder zu reflektieren, inwiefern wir alle offen
für bisher ausgeschlossene Gruppen sind und wo es
Möglichkeiten gibt, uns diesen noch mehr als bisher
zu öffnen.
Teilhabe in Erlangen ermöglichen –
Hindernisse abbauen
Ziel der Stadtverwaltung ist es, die Voraussetzungen für die größtmögliche Teilhabe aller Menschen
am Gemeinwesen und seinen Errungenschaften
zu schaffen und die auf diesen Gebieten aktiven
Akteure so gut wie möglich zu fördern. Dafür ist es
notwendig, dass die verschiedenen Bereiche der
Stadtverwaltung ganzheitlich denken und gut aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten. Denn stadtteilbezogene Soziokultur und Bildungsangebote und
aktivierende Formate im Bereich Gesundheit und
Sport sind ebenso von Bedeutung für Teilhabe in der
Stadt wie beispielsweise kommunale Wohnungspolitik und Stadtentwicklung.
Armut darf Menschen nicht an Teilhabe hindern
Viele der Freizeit- und Kulturangebote kosten in
modernen Gesellschaften Geld. Obwohl die Erlanger Bevölkerung finanziell verglichen mit vielen
Kommunen ähnlicher Größe im Durchschnitt sehr
gut ausgestattet ist, ist Armut auch in Erlangen eines
der zentralen Hindernisse sozialer Teilhabe. Und
mehr noch: Diejenigen Erlangerinnen und Erlanger,
die nicht über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, sind durch den Kontrast zum wohlhabenderen
Teil der Stadtgesellschaft umso deutlicher ausgeschlossen. Es gibt auch in Erlangen den Bedarf,
die Teilhabe am Gemeinwesen ganzheitlich zu fördern, etwa durch kostenlose oder verbilligte städtische Freizeit-, Sport- und Kulturangebote und leicht
erreichbare attraktive Naherholungsgebiete. Dazu
zählt aber auch eine gute Infrastruktur, wie etwa
Radwege, und ein gut ausgebauter, bezahlbarer
öffentlicher Nahverkehr.
Das Sozialamt arbeitet schon seit Jahren mit dem
Ziel, nachhaltige Strukturen zur Förderung sozialer
Teilhabe zu etablieren und hat bereits eine Vielzahl
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik
von Projekten verwirklicht. So gab es z.B. eine städtische Schulbeihilfe, lange bevor dies im SGB II eingeführt wurde. Die optimierte Lernförderung ist ein
weiteres Beispiel für die Maßnahmen des Sozialamtes, die Armutsspirale - nämlich dass „arme Eltern
arme Kinder haben, die selber wieder arme Eltern
werden“ - zu durchbrechen. Zur Dimension der Armut
in Erlangen wurde im nachstehend abgedruckten
statistischen Teil dieses Sozialberichtes eine Fülle
von Informationen und Fakten zusammengetragen.
ErlangenPass
Der ErlangenPass soll ökonomisch benachteiligten
Menschen in unserer Stadt ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben stärker teilzunehmen.
Nach Vorberatung in den zuständigen Stadtratsausschüssen hat der Stadtrat in seiner Sitzung vom
27. November 2014 den Grundsatzbeschluss zur
Einführung des ErlangenPasses gefasst. Einführungsdatum ist der 1. Januar 2016.
Der ErlangenPass wird im Scheckkartenformat eingeführt. Mit Vorlage der Karte können Vergünstigen
in Anspruch genommen werden.
Ein umfangreiches Angebot
Durch den ErlangenPass sind im ersten Schritt
alle bestehenden Vergünstigungen bei städtischen
Ämtern und städtischen Veranstaltungen sowie die
bestehenden ÖPNV-Ermäßigungen gebündelt. Im
Folgenden wird das Spektrum der Angebote fortlaufend ausgeweitet. Außerdem sollen auch nichtstädtische Anbieter gewonnen werden. Dieses breitgefächerte Leistungsangebot würdigt die vielfältigen
Interessen der Nutzenden:
• Stadtbibliothek
• Städtische Sing- und Musikschule
• Theater der Stadt Erlangen
• Stadtmuseum
• Volkshochschule
• Angebote des Kulturamtes, unter anderem
auch das Poetenfest, der Internationale Comicsalon und das Figurentheaterfestival
• Angebote in den Bürgertreffs der Stadt Erlangen
• Kunstpalais und städtische Sammlungen
Darüber hinaus werden Berechtigte ermäßigte
ÖPNV-Fahrkarten und Eintrittspreise für Erlanger
Schwimmbäder nutzen können.
Wer kann den ErlangenPass nutzen?
Personen, die
• Leistungen nach SGB II beziehen;
• Leistungen nach dem dritten und vierten Kapitel SGB XII beziehen;
• Wohngeld empfangen;
• Kinderzuschlag empfangen;
• Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen;
• Kriegsopferfürsorge empfangen;
• Kinderpflegegeld nach dem SGB VIII oder
SGB XII beziehen;
• Leistungen der Jugendhilfe beziehen nach §19,
§34, §41 SGB VIII;
• ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahre
oder den Bundesfreiwilligendienst ableisten.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
13
Verbesserung der
Wohnraumversorgung in Erlangen
Eine zentrale Aufgabe im Bereich der Sozialpolitik
liegt in Erlangen in der Verbesserung der Wohnraumversorgung – vor allem mit bezahlbarem Wohnraum.
Die Mietpreise in Erlangen gehören nach München
zu den höchsten in Bayern. Auch im regionalen Vergleich mit Nürnberg und Fürth weist Erlangen zum
Teil deutlich höhere Mietpreise auf.
Dass der Wohnungsmarkt in Erlangen angespannt
ist, hat verschiedene Gründe:
• Als attraktiver und weltoffener Standort wächst
Erlangen nach wie vor – sowohl an Einwohnern,
wie auch an Arbeitsplätzen.
• Wegen Auslaufs von Bindungsfristen ist die
Anzahl der verfügbaren Sozialwohnungen in den
letzten Jahren stark gesunken.
• Insbesondere der starke Anstieg der Studierenden-Zahlen an der Universität verursacht zusätzliche Nachfrage auf dem örtlichen Wohnungsmarkt.
• Hinzu kommen mit den in letzter Zeit stark steigenden Asylbewerberzahlen neue Personengruppen als Wohnungsnachfrager auf dem örtlichen
Wohnungsmarkt. Diese Entwicklung wird mit Blick
auf die weltpolitische Lage weiter anhalten.
In Erlangen werden im Vergleich zu anderen Städten sehr viele Wohnungen neu errichtet. So ist in
den letzten fünf Jahren (2009 bis 2014) die Zahl der
Wohnungen um rund 2.030 bzw. 3,4 Prozent gestiegen. Trotzdem sind Mieten in Erlangen weiter gestiegen. Einen Überblick über den Wohnungsmarkt bietet der „Wohnungsbericht 2014“ – www.erlangen.de/
wohnungsbericht.
Das Strategiepapier „Entwicklung von neuem Wohnungsbau in Erlangen“ ist Leitlinie für die Verwaltung, um den Bau von neuen Wohnungen in Erlangen zu unterstützen und nach dem Grundsatz der
Innenentwicklung vor Außenentwicklung zu lenken. Ein Schwerpunkt der Innenentwicklung ist die
Umnutzung von Brachflächen und die Mobilisierung
von Baulücken. Neue Wohnungen sollen vor allem
entlang von leistungsfähigen Verkehrsachsen entstehen. Die Nachverdichtung der Wohnsiedlungen
von Wohnungsbaugesellschaften spielt dabei eine
14
entscheidende Rolle, da es sich im Wesentlichen um
zentral gelegene und verkehrlich bereits gut angebundene Quartiere handelt.
Gleichzeitig entwickelt die Stadt Erlangen erfolgreich
neue Wohngebiete in Büchenbach-West mit dem
Instrument der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) „Erlangen – West II“. Durch diese werden ca. 800 Wohneinheiten für ca. 1.600 Einwohner
geschaffen. Auch im Ortsteil Steudach wird derzeit
neuer Wohnraum für ca. 200 Einwohner geplant.
Die Strategie zeigt Erfolge, so sind aktuell über 2.500
neue Wohnungen im Bau bzw. konkreter Planung.
Wenn auch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum
sich in jüngster Zeit immer stärker bemerkbar macht,
so handelt es sich doch keineswegs um ein neues
Problem. Deshalb gab es auch in den vergangenen
Jahren bereits zahlreiche Bemühungen und Initiativen aus dem Rathaus, die Situation zumindest teilweise zu entschärfen:
• Ende 2008 hat das Sozialamt damit begonnen,
einen eigenen sozialpädagogischen Dienst für
Wohnungsnotfälle und für die Betreuung der
Bewohnerinnen und Bewohner städtischer Verfügungswohnungen einzurichten. Mittlerweile ist
dieses Team auf vier Vollzeitstellen angewachsen. Ihre Effizienz und Bedeutung ist inzwischen
unbestritten und ihre Unterstützung als städtische
Dienstleister im Sozialbereich nicht mehr wegzudenken. Sie schalten sich in allen Zwangsräumungsfällen mit dem Ziel ein, den drohenden
Wohnungsverlust doch noch zu verhindern. Darüber hinaus wird eine allgemeine Mieterberatung
angeboten und – was am wirksamsten und wichtigsten ist – die Kolleginnen bemühen sich in allen
Fällen von in Not geratenen Familien die nötige
Hilfestellung zu geben, damit die Betroffenen
einen Ausweg aus ihrer Notlage finden und wieder
„auf eigenen Beinen“ stehen können.
• Mit Stadtratsbeschluss vom Oktober 2010
wurde das Projekt „Ankauf von Belegungsrechten“ gestartet. Damals lief die Sozialbindung für
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Schwerpunktthemen der Stadtverwaltung zur Sozialpolitik
ca. 600 Sozialwohnungen aus und die städtische Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer
stand vor der Entscheidung, die weitgehend verbrauchte Bausubstanz abzureißen und neu zu
bebauen, bzw. zeitgemäß zu sanieren. Durch
den Vertrag zum Ankauf von Belegungsrechten
ist es der Stadt gelungen – trotz Wegfalls des
Status als Sozialwohnung – diese 600 Wohnungen für die weitere Nutzung durch einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger zu sichern. Es
erfolgte keine Luxussanierung, sondern eine Einfachsanierung – allerdings unter Beachtung der
aktuellen ökologischen Standards im Heizungs-,
Sanitär- und Haustechnikbereich (z.B. Dämmung,
Wegfall der Ofenheizungen und Ersatz durch Zentralheizungen usw.). Diese Sanierungsarbeiten
wurden durch einen Kredit aus dem städtischen
Haushalt finanziert, im Gegenzug erhielt das Sozialamt für 20 Jahre das Belegungsrecht für diese
Wohnungen – bei gleichzeitiger Begrenzung der
Miethöhe auf das Niveau der jeweils geltenden
Mietobergrenze nach SGB II. Damit wurde zwar
kein neuer, zusätzlicher Wohnraum geschaffen –
es wurden jedoch 600 ehemalige Sozialwohnungen für die weitere Benutzung durch sozialschwächere Bürgerinnen und Bürger gesichert.
• Ende 2011 wurde mit Unterstützung engagierter
Kreise aus Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und
Sponsoren der „Sonderfonds gegen Armut und
Obdachlosigkeit in Erlangen“ gegründet. Unter
Federführung der evangelisch-reformierten Kirche in Erlangen und in enger Zusammenarbeit mit
dem sozialpädagogischen Dienst des Sozialamts
der Verwaltung können dabei auch zusätzliche
finanzielle Hilfen in solchen Notfällen organisiert
werden, wo die Paragraphen der Sozialgesetze
keine weitere Unterstützung mehr ermöglichen.
Diese Einrichtung ist vor allem auch deshalb
besonders wichtig, weil vom Sonderfonds ein
permanenter, enger und vertrauensvoller Kontakt
zur städtischen Wohnungsbaugesellschaft als mit
Abstand größtem Vermieter von Sozialwohnungen
(Mietschulden) und zu den Erlanger Stadtwerken
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
(Stromschulden) gepflegt wird. Diese Unterstützung unserer städtischen Sozialpädagoginnen
und -pädagogen durch den Sonderfonds hat sich
bereits für zahllose in Not geratene Familien als
enorme Hilfe erwiesen zur Überwindung ausweglos erscheinender Notsituationen.
• Seit 2012, zunächst als Initiative des Sozialamtes, dann ab 2013 durch den Stadtrat als Dauereinrichtung übernommen, gibt es die Initiative
„Wohnen für Hilfe“. Dadurch werden zusätzliche,
preisgünstige Studentenwohnplätze in Privatwohnungen akquiriert (inzwischen über 100 zusätzliche studentische Wohnplätze), wobei sich die
Bewohner zu gewissen Unterstützungsleistungen
im Haushalt bereit erklären, was zu einer Win-winSituation für beide Seiten führt (zusätzliche Wohnplätze für Studenten – willkommene Unterstützung im Haushalt der Wohnungsgeber als Teil der
Gegenleistung). Das Modell „Wohnen für Hilfe“
ist mittlerweile bundesweit als wirksames Projekt
anerkannt und bereits mehrfach ausgezeichnet
worden.
• Auch im Bereich der städtischen Obdachlosenunterkünfte konnte in den vergangenen Jahren eine
deutliche Reduzierung erreicht werden. Seit 1963
hatte die Stadt zu diesem Zweck über 300 Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft
angemietet mit zeitweise fast 500 Bewohnern.
Seit 2008 begann die Verwaltung konsequent mit
Bemühungen, Bewohner von Notunterkünften in
normale Mietwohnungen zu vermitteln. Gleichzeitig setzte man verstärkt auf präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit (insbesondere durch Einzelfallhilfe, Mieterberatung und
Betreuung von Wohnungsnotfällen durch unseren
sozialpädagogischen Dienst). Dadurch konnte die
Anzahl der benötigten Notwohnungen auf unter
200 und die Anzahl der auf Obdachlosenunterkünfte angewiesenen Personen auf ca. 250 Personen reduziert werden – wobei ein besonderes
Augenmerk darauf gerichtet wird, dass möglichst
keine Familien mit Kindern in städtischen Notunterkünften wohnen müssen.
15
• Dabei hat auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft unterstützt, z.B. durch das Projekt
„Zweite-Chance-Wohnungen“. Dazu wurde eine
Reihe geeigneter Wohnungen zur Verfügung
gestellt zur Unterbringung von Bewohnerinnen
und Bewohnern von Verfügungswohnungen, bei
denen Zweifel an der „Mietfähigkeit“ bestand.
Die Nutzer dieser Zweiten-Chance-Wohnungen
erhielten zeitlich befristete Mietverträge mit der
Option, diese in unbefristete Mietverträge umzuwandeln. Diese Bereitschaft zum Risiko hat sich
in vollem Umfang gelohnt, denn in allen Fällen
konnte das befristete in ein unbefristetes Mietverhältnis umgewandelt werden.
• Darüber hinaus bietet das Sozialamt der Stadt
Erlangen seit Jahren noch weitere Unterstützungen für Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen an: seit 1929 betreibt
die Stadt Erlangen für obdachlose Durchreisende
eine Übernachtungsmöglichkeit an 365 Tagen
im Jahr. In den Wintermonaten sind die Räumlichkeiten der Wöhrmühle zusätzlich tagsüber als
Wärmestube geöffnet. Seit 2010 gibt es darüber
hinaus die Möglichkeit für „Hilfen bei der Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten“ durch
eine Sozialarbeiterin der Diakonie, die nach § 67
SGB XII vom Sozialamt finanziert wird. Schließlich
wurde im Jahr 1999 auf die Initiative des Stadtrates der Obdachlosenhilfeverein Erlangen (ein
Zusammenschluss kirchlicher Initiativen, der örtlichen Wohlfahrtsverbände und des Sozialamtes)
gegründet um die Kräfte für die Hilfe für obdachlose Menschen in Erlangen zu bündeln. Mit städtischer Unterstützung und mit Hilfe von Spenden
und Sponsoren betreibt der Obdachlosenhilfeverein seit dem Jahr 2000 eine niederschwellige
Tagesstätte für obdachlose Menschen und für
Bewohner aus Verfügungswohnungen (zuerst in
der Heuwaagstraße 11, seit 2013 in der Wilhelmstraße 2G). Seit 2013 betreibt der Obdachlosenverein im Auftrag des Sozialamtes auch jeweils im
Winterhalbjahr eine Notschlafstätte mit ca. 20 Plätzen für Wohnungssuchende aus Südosteuropa.
Diese bisherigen Bemühungen von Stadtverwaltung mit externen Partnern haben zwar in vielen
Fällen weitergeholfen und Unterstützung im Einzelfall gebracht. Seit der letzten Kommunalwahl
hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine
grundlegende und nennenswerte Verbesserung der
16
Versorgung mit Wohnraum jedoch nur mit dem Bau
weiterer neuer Wohnungen vor allem im Bereich des
sozialen Wohnungsbaus erreicht werden kann. Seit
2014 wurden deshalb weitere Maßnahmen in Angriff
genommen:
• Im Jahr 2014 wurde durch Stadtratsbeschlüsse
festgelegt, dass bei der Ausweisung von neuen
Wohngebieten ein Anteil von 25 Prozent der
neu zu schaffenden Wohnungsbauflächen für
Geschosswohnungsbau für den geförderten Mietwohnungsbau (Sozialwohnungen) und ein Anteil
von 25 Prozent der Wohnbauflächen für Doppelund Reihenhäuser für den geförderten Eigenheimbau gesichert werden muss. Die Stadt erhofft
sich davon einen spürbaren Anstieg der verfügbaren Sozialwohnungen in Erlangen. Die Regelung
wird erfolgreich umgesetzt. So plant eine private
Wohnungsbaugesellschaft den Bau von rund 100
Sozialmietwohnungen durch Nachverdichtung im
Bereich der Jaminstraße.
• Seit 2014 wird verstärkt die Nutzung von Baulücken sowie die Möglichkeit baulicher Nachverdichtung in bestehenden Baugebieten geplant
und umgesetzt. Gerade der Mangel an verfügbaren, freien Bauflächen zwingt zu einer solchen
Suche nach Möglichkeiten der nachträglichen
Verdichtung oder der Schließung von Baulücken.
Die Neubauaktivitäten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft werden in verstärktem Maße vorangetrieben. Zu nennen sind hier insbesondere
die Neubauprojekte in der Elisabethstraße, in
der Wilhelminenstraße, der Brüxerstraße und der
Schenkstraße (Housing Area). Es wird erwartet,
dass durch diese Projekte das Ziel, mindestens
1.000 neue Wohnungen im Erlanger Stadtgebiet
zu schaffen, zu erreichen ist.
• Die wichtigste Erhöhung des Wohnraumangebots
in Erlangen ist die Verstärkung der Aktivitäten im
sozialen Wohnungsbau. Dazu wäre es notwendig,
dass der zuständige Freistaat Bayern (aber auch
der Bund) seine staatlichen Förderungen deutlich
erhöhen. Die Warteliste in der städtischen Wohnungsvermittlungsstelle für Sozialwohnungen ist
in den letzten Jahren immer länger geworden.
Eine echte Entlastung ist hier nur zu erwarten,
wenn der staatlich geförderte Sozialwohnungsbau
stärker angekurbelt wird.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
17
II
Beiträge des Erlanger
Sozialratschlags
„Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“
Erlangen
Die Spekulationsblasen der Hedgefonds, Banken
und anderen großen Finanzinvestoren waren drei
Jahre zuvor geplatzt, die „systemrelevanten Banken“ mit gigantischen Staatsgeldern gerettet und in
Folge die staatlichen Kassen geleert, als der DGB
Erlangen zu einem „Ratschlag gegen Sozialabbau
- für einen Kurswechsel“ aufrief. Am 27. Juli 2010
trafen sich 26 TeilnehmerInnen aus 16 Organisationen und gründeten den Erlanger „Ratschlag gegen
Sozialabbau“.
Als Ziel des Ratschlags wurde vereinbart: Gegenseitige Information über die jeweiligen Aktivitäten,
Öffentlichkeitsarbeit nach dem Motto: „Der Armut
ein Gesicht geben“ und die gemeinsame Durchführung von Aktionen. Im Rahmen des zweiten Treffens
wurde die Durchführung einer „Sozialmeile“ und die
Beteiligung an der geplanten bayernweiten Protestkundgebung am 13.11.2010 in Nürnberg vereinbart.
Die Kundgebung in Nürnberg wurde mit 30.000 TeilnehmerInnen - bei sehr guter Beteiligung aus Erlangen - eine beeindruckende Manifestation. Der ersten
Sozialmeile am 23.10.2010 zwischen der Henkestraße und dem Schlossplatz folgte am 27.10.2012
eine zweite Sozialmeile in der Nürnberger Straße
entlang und auf dem Besiktas-Platz. Zur zweiten
Sozialmeile wurden unter dem Titel: „Gegen Sozialabbau - Wege aus der sozialen Spaltung“ Forderungen zur Sozialpolitik, zum Arbeitsmarkt und zur
Bildungspolitik aufgestellt. Neben internen Treffen
griff der Ratschlag seit Gründung mit öffentlichen
Diskussionsveranstaltungen jeweils aktuelle sozialpolitische Themen auf.
Die Zahl der Mitgliedsorganisationen ist zwischenzeitlich auf 33 angestiegen (siehe unten). In 32
Ratschlag-Treffen bis November 2015 wurde das
Vorgehen des Ratschlags festgelegt. Im November
2015 wurde einstimmig die Umbenennung des „Ratschlag gegen Sozialabbau“ in „Ratschlag für soziale
Gerechtigkeit“ beschlossen.
Der „Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ ist ein offener Beratungskreis ohne Satzung und Vorstände
mit lediglich einem Sprecher mit Koordinationsaufgabe. Der Ratschlag ist ein Zusammenschluss von
Initiativen, Verbänden, Organisationen, Parteien und
Kirchen. Er soll die Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen keinesfalls ersetzen, sondern durch Koordinierung und von Fall zu Fall eigene Aktivitäten
ergänzen. Weitere Akteure bzw. Mitgliedsverbände
sind herzlich willkommen.
Im Vorfeld der Erstellung des „Sozialberichts 2015
der Stadt Erlangen“ forderte der Ratschlag eine
beteiligungsorientierte Umsetzung des Berichts und
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
stieß bei der Stadt Erlangen „auf offene Türen“. Den
Mitgliedsverbänden des Ratschlags wurde die Möglichkeit eingeräumt, mit Beiträgen ihrer Organisationen den Sozialbericht schon bei der Erstellung des
Berichts zu ergänzen und an der Erarbeitung und
Umsetzung der Konsequenzen aus dem Bericht
mitzuwirken.
Mitgliedsverbände im Erlanger Ratschlag gegen
Soziabbau (alphabetisch):
• Agenda 21 Beirat der Stadt Erlangen
• Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt
Erlangen
• Arbeitslosenberatung Erzdiözese Bamberg
• attac
• Bildung evangelisch
• Bündnis 90/Die Grünen Erlangen
• DGB Erlangen
• DIE LINKE Erlangen-Höchstadt
• DKP Erlangen
• Dritte Welt Laden Erlangen e.V.
• Erlanger Frauenhaus
• Erlanger Linke
• Erlanger Mieterinnen- und Mieterverein
• Erlanger Sozialforum
• Evangelisch-Lutherisches Dekanat Erlangen
• Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde
• fairlangen.org
• GEW Erlangen
• Gewerkschaftsgrün
• Grüne Liste
• IG Metall Erlangen
• Katholische Betriebsseelsorge Erzdiözese
Bamberg
• Mobbingberatung Erzdiözese Bamberg
• Katholische Erwachsenenbildung
• Katholisches Dekanat Erlangen
• Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
• Kontaktstelle für Arbeitslose
• Piratenpartei Kreisverband Erlangen/
Erlangen-Höchstadt
• Sozialtreff Erlangen
• SPD Erlangen Stadt
• SPD Erlangen-Höchstadt
• VdK Erlangen-Höchstadt
• ver.di Erlangen
Kontakt: Über alle Mitgliedsorganisationen oder
[email protected]
bzw. Tel. 0171 / 30 28 254
Erlangen, Oktober 2015
19
Wohnen im Alter
von Karla Bald, Barbara Kalpen, Ursel Plößel, Dinah Radtke, Helmut Schäfer, Kunibert Wittwer
Arbeitsgruppe „Wohnen im Alter“ des Sozialbeirats
Mit steigendem Lebensalter wächst auch die Bedeutung der Wohnung als Lebensmittelpunkt, da ältere
Menschen einen zunehmenden Anteil des Tages
in ihrer Wohnung oder unmittelbaren Umgebung
verbringen.
Die meisten älteren Menschen wollen ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben im eigenen
Zuhause führen. Sie möchten weiter in ihrer vertrauten Nachbarschaft und im vertrauten Umfeld wohnen
und vorhandene Kontakte pflegen. Wohnung und
Umfeld müssen deshalb so gestaltet sein, dass dies
auch in höherem Alter trotz gesundheitlicher Einschränkungen noch möglich ist.
Der Nahbereich sollte ein hohes Maß an Kontakten mit Verwandten, Bekannten, Freunden sowie
an Umweltqualität, Waren und Dienstleistungen, als
auch einer Gesundheitsversorgung in der Nähe bieten. Gerade mit zunehmendem Alter tritt die Gesundheit zum Erhalt der Lebensqualität immer mehr in
den Vordergrund.
Der private Haushalt wird zukünftig immer mehr
Bedeutung bei der Versorgung älterer Menschen
bekommen. Für ein selbständiges und selbstbestimmtes Wohnen älterer und pflegebedürftiger
Menschen ist die Infrastruktur im Nahbereich, im
Stadtviertel oder im „Quartier“ sehr wichtig.
Die Anforderungen älterer Menschen an ein altersgerechtes Wohnumfeld sehen laut Umfragen folgendermaßen aus:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Selbstbestimmtes individuelles Wohnen
Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe
Geringe Wohnkosten
Medizinische Versorgung in der Nähe
ÖPNV in der Nähe
Gewohnte Umgebung
Soziale Kontakte zu anderen Menschen
Barrierefreiheit innen und außen
Technische Hilfen (z.B. Hausnotrufdienste)
Hilfsangebote bzw. Pflegedienste
Wenn ältere Menschen aufgrund einer Erkrankung
oder Behinderung den Alltag nicht mehr allein bewältigen können, benötigen sie Hilfsangebote innerhalb ihres Wohnviertels.
20
Die Voraussetzungen für ein altersgerechtes Wohnen in den eigenen vier Wänden sind:
• Anpassung der Wohnung an die veränderten
Bedürfnisse
1.Beseitigung von Barrieren (nur 7 Prozent
des Wohnungsbestandes in Deutschland sind
altersgerecht, d.h. barrierefrei)
2.Zurverfügungstellung technischer Hilfen
3.Beseitigung von Ausstattungsmängeln
• Aktivierung nachbarschaftlicher Hilfen
• 24-Stunden Präsenz eines Pflegedienstleisters
bzw. Notrufbereitschaft rund um die Uhr, flexible
Arbeitsweise der Pflegedienste
• Niederschwellige Betreuungsangebote, auch zur
Entlastung pflegender Angehöriger
Um das Wohnen im eigenen Zuhause auch für hilfeund pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren zu
ermöglichen, sind zeitlich flexible Pflegeangebote
von Pflege- bzw. Assistenzdiensten notwendig. Falls
diese Pflegeangebote nicht hauswirtschaftliche Versorgung oder Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft umfassen, können diese mit ehrenamtlicher
Nachbarschaftshilfe oder Projekten wie z.B. „Wohnen für Hilfe“ ergänzt werden, um die Lebensqualität
in der eigenen Wohnung zu erhalten.
Bei Pflegebedürftigkeit sind Informationen über die
Rechtsansprüche zur Finanzierung der Pflege in der
eigenen Wohnung wichtig, sowie Unterstützung bei
der Antragstellung, um ein selbstbestimmtes Leben
zu ermöglichen.
Aus den genannten Gründen sind für ein altersgerechtes Wohnen folgende Handlungsansätze
abzuleiten:
1.Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
2.Förderung unterschiedlicher Wohnprojekte, insbesondere innovativer Wohnformen
3.Schaffung von Versorgungssicherheit im
Quartier (wohnungsnahes Dienstleistungs- und
Warenangebot)
4.Schaffung von Beratungsstellen im Quartier mit
folgendem Angebot:
• Beratung bei Wohnungsanpassung
• Vermittlung von professionellen Hilfen
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag
• Unterstützung bei der Schaffung von sozialen
Netzwerken
• Beratung bei Pflegebedürftigkeit
• Unterstützung bei der Antragstellung zur Finanzierung von Pflege- bzw. Assistenzleistungen
• Vernetzung der Angebote für Ältere im Stadtteil
• Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements
• Präventive Gesundheitskurse (z.B. zur Sturzprophylaxe usw.)
Dabei geht es vor allem auch darum, dass die vorhandenen und vielleicht noch zu findenden Seniorenberaterinnen und -berater aktiv auf Gruppen und
Kreise zugehen, um dort über bestehende Vernetzungen und Nachbarschaftsmodelle zu sprechen, zu
neuen Formen zu ermuntern und an deren Initiierung
mitzuwirken. Darüber hinaus könnten sie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, die
als Multiplikatoren und Informationsträger im Stadtteil mitarbeiten würden.
Anknüpfungsmöglichkeiten
wären
vorhandene
Gruppen und Kreise wie zum Beispiel ...
Seniorenkreise, die sich aufgrund gemeinsamer
Aktionen gebildet haben (Protestgruppe gegen
den Tiefgaragenbau am Theaterplatz),
Seniorenkreise ...
... der Gewerkschaften,
... der Parteien,
... der Kirchengemeinden,
... der Sportvereine,
... der Pensionäre bestimmter Berufsgruppen
(z.B. der Firma Siemens, der Lehrerinnen
und Lehrer usw.)
... usw.
Sollte der Verbleib in der eigenen Wohnung nicht
mehr möglich sein oder nicht mehr gewünscht werden, müssen neue Wohn- und Betreuungsformen
für eine quartiersnahe Versorgung geschaffen werden. Hierbei ist der Tatsache Rechnung zu tragen,
dass es sehr individuelle Vorstellungen der Betroffenen über das Wohnen gerade im Alter gibt und
auch im Hinblick auf die finanziellen Möglichkeiten
Unterschiede vorhanden sind. Als Beispiele für neue
Wohnformen können an dieser Stelle Mehrgenerationenhäuser oder Seniorengenossenschaften
genannt werden. Hier sind zukünftig, angesichts des
demografischen Wandels, viele innovative Modelle
denkbar und notwendig.
Auf dem Seniorentag in Frankfurt 2014 machte Professor Thomas Klie, Mitarbeiter bei der Erstellung
des siebten Altenberichtes, deutlich, dass in Zukunft
ein möglichst selbstbestimmtes Leben hilfebedürftiger und pflegebedürftiger älterer Menschen nur
möglich sein wird im „Zusammenwirken von familiärer Solidarität, Professionalität und zivilgesellschaftlicher Formen der Unterstützung“.
Allen Forderungen liegt zugrunde, dass Quartierskonzepte (Gemeinschafts- und Hilfsangebote für die Bewohner des Quartiers) von der
Stadt erarbeitet werden müssen. Die BAGSO
(Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen) sieht die Aufgabe der kommunalen
Sozialplanung und Stadtentwicklung auch darin,
dem notwendigen bürgerschaftlichen Engagement Raum und Unterstützung zu geben und
damit eine mitverantwortliche Nachbarschaft
im Sinne einer „Caring Community“ (sorgende
Gemeinschaft) im Quartier zu fördern.
Grundsätzlich sollten ältere Bürger einer Stadt in
die Planung der verschiedenen, für sie relevanten Handlungsfelder, mit einbezogen werden.
Grundsätzlich geben wir einer „Bringkultur“ statt
einer „Holkultur“ für eine bürgerfreundliche Stadt den
Vorzug.
Kostenlose Begegnungsmöglichkeiten, wie Tagescafés, sollten zur Förderung der Kommunikation
geschaffen werden, um älteren Menschen soziale
Kontakte zu ermöglichen. Hierdurch lassen sich Vereinsamung und Isolation vermeiden.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
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Arbeitslosigkeit und soziale Teilhabe
von Bernd Schnackig und Klaus Frank
Arbeitslosenberatung Herzogenaurach und Kontakt-Stelle für Arbeitslose Erlangen
Zugrunde gelegt im Schöpfungsbericht der Bibel
und gemäß Sozialenzyklika „Laborem Excercens“
von Papst Johannes Paul II vom 14.09.1981 ist die
Arbeit ein Gut für den Menschen, das seine Würde
zum Ausdruck bringt und sie vermehrt: „Die Arbeit
ist ein Gut für den Menschen - für sein Menschsein
-, weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedürfnissen anpasst, sondern auch
sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen »mehr Mensch wird«“. Daraus folgt, dass
(Langzeit-)Erwerbslose in der Entwicklung ihres
Selbstwerts, ihrer Potenziale, ihrer Personalität und
Sozialität, … erheblich limitiert und negativ beeinträchtigt sind.
1. Arbeitslosigkeit und Zeitstruktur
Einer (Erwerbs-)Arbeit nachzugehen bedeutet, die
Zeit bzw. den Tagesablauf zu gestalten und zu strukturieren. Wer keine Arbeit hat, muss die „frei verfügbare Zeit“ in eigener Initiative gestalten. Vielfach wird
dieser Umstand jedoch nicht als Chance, sondern bei
zunehmender Verweildauer als Last erlebt. Arbeitslose, die die Tageszeit nicht einteilen müssen, planen und beginnen häufig nichts mehr und driften ab
in eine Art von Müßiggang, Lustlosigkeit und motivationale Gleichgültigkeit: was man / frau sich evtl.
doch als Tagesaufgabe vorgenommen hat, wir dann
gecancelt und auf den nächsten Tag verschoben.
In der Rückschau auf v ergangene Tage, Wochen
und Monate finden Erwerbslose dann kaum etwas,
das sie als wertvolle Aktivität „verbuchen“ können.
Dementsprechend demontiert sich bei fortschreitender Verweildauer in (Erwerbs-) Arbeitslosigkeit das
eigene Selbstwertgefühl, die persönliche Identität
und Sozialität.
2. Arbeitslosigkeit, Gesundheit und berufliche
Integration
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit belegt die empirische Forschung seit langem immer wieder: Arbeitslose weisen einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand, ein ungünstiges Gesundheitsverhalten
und einen erhöhten Suchtmittelkonsum auf. Arbeitslose haben im Vergleich zu Beschäftigten vor allem
eine signifikant schlechtere psychische Gesundheit
und instabile Lebenszufriedenheit, was unmittelbar
auch mit den fehlenden finanziellen Ressourcen
zu tun hat. Gesundheitliche Einschränkungen zählen häufig zu den wichtigsten Hemmfaktoren für die
22
Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Sie stellen
sich in einer repräsentativen IAB-Studie als großes
Hemmnis und Behinderung der Suchaktivitäten am
Stellenmarkt heraus. Es bestehen somit deutlich
geringere Wiedereingliederungschancen auf dem
Arbeitsmarkt, wodurch das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit signifikant erhöht ist.
3. Arbeitslosigkeit und Sozialkontakte
Die Erwerbsarbeit hat – unabhängig von Gelderwerb
und daraus resultierenden Konsummöglichkeiten
– starke Inklusionswirkungen, von denen Arbeitslose ausgeschlossen sind. Arbeitslosigkeit bedeutet
einen Verlust der aus der Arbeitswelt begründeten
Kooperations-, Kommunikations- und sozialen Interaktionsstrukturen und der damit verbundenen persönlichen Bestätigung und Anerkennung, aber auch
notwendigem Feedback und sozialer Korrektur.
Durch Langzeitarbeitslosigkeit bedingte soziale Defizite können zum Verlust an sozialer Kompetenz, zu
psychischen Störungen und in der Sekundärfolge
zu somatischen pathologischen Diagnosen führen,
wodurch sich dann der Teufelskreis schließt und
sogar noch verstärkt.
Belastend und verstärkend kommt noch hinzu, dass
Empfänger von Grundsicherung aufgrund fehlender
finanzieller Ressourcen häufig nur sehr limitierte
Möglichkeiten haben, die durch Arbeitslosigkeit fehlenden Sozialkontakte zu kompensieren; z.B. durch
kulturelle Teilhabe an vhs-Kursen, Theaterbesuche,
Aktivitäten in Vereinen, Kursen der Persönlichkeitsentwicklung, ...
Nicht zuletzt ist bekannt, dass arbeitslose Menschen
sich nach und nach aus den eigenen bisher bestehenden sozialen Netzwerken distanzieren, da man/
frau sich die diversen Freizeit-, Konsum- und Wellnessangebote der ehemaligen Freunde und Bekannten nicht mehr leisten kann.
Zusammenfassend gilt „auf den Punkt gebracht“,
dass Erwerbsarbeit also nicht nur „Broterwerb“, sondern auch Schlüsselfaktor der persönlichen Integrität und sozialen Teilhabe in der Gesellschaft ist.
Aber auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht sollten
demokratische, auf den Menschenrechten basierende Gesellschaften der sozialen und beruflichen
Inklusion der Arbeitsuchenden eine hohe Priorität
einräumen.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag
4. Sekundäreffekte von Arbeitslosigkeit
Die oben dargestellten und schon lange bekannten
Folgen der (Erwerbs-)Arbeitslosigkeit treffen jedoch
nicht nur die/den Arbeitslosen allein. Die Familienangehörigen, insbesondere die Ehegatten und Kinder, werden unvermeidlich von allen Aspekten des
Mangels mitbetroffen. Dadurch werden nicht nur die
Beziehungen innerhalb der Kernfamilie der Arbeitslosen negativ beeinflusst, sondern auch die sozialen
Beziehungen der nicht arbeitslosen Familienangehörigen. Effekte wie sinkende Schulleistungen der
Kinder, Rückzug auch der nicht arbeitslosen Ehegatten aus externen Sozialkontakten usw. sind ebenso
bekannt wie die oben beschriebenen Folgen bei den
Arbeitslosen selbst.
Aufgrund vorstehender Erkenntnisse sind zwei
Handlungsebenen der Sozialpolitik zu erkennen:
1.
die materielle Absicherung
Einkommensverlust
gegen
den
und
2.die Absicherung
Sekundärfolgen.
gegen
negative
soziale
Aufgrund Bundesgesetz liegt der erste Punkt prinzipiell in der Verantwortung der Bundesrepublik
Deutschland und deren nachgeordneten Ausführungsorgane, konkret der Bundesagentur für Arbeit
und der örtlich zuständigen Jobcenter. Der zweite
Punkt kommt im Bundesgesetz (SGB II und SGB III)
nicht vor. Also könnte darin eine Aufgabe der kommunalen Sozialpolitik gesehen werden.
Bereits vor „Erfindung“ des SGB II hat sich die Stadt
Erlangen durch Gründung und Unterhalt der GGFA
vorbildlich um Erwerbslose bemüht; insbesondere
um jene, die in besonderer Weise der Unterstützung
auf dem Weg in den sogenannten Ersten Arbeitsmarkt bedurften. Diese Vorarbeit erleichterte den
Weg zur Optionskommune drastisch. Damals wie
heute zeigte das System jedoch einen Mangel: Es
ging immer „nur“ um den einzelnen Erwerbslosen
und dessen Vermittlung in den Ersten Arbeitsmarkt.
Beachtung finden und fanden soziale Problemlagen
stets reaktiv - also erst, wenn sie bereits eingetreten
waren. Und Kollateralschäden bei den Familienangehörigen, dem Freundeskreis und weiteren sozialen Bezugsfeld des oder der Erwerbslosen blieben
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
systematisch unbeachtlich. Für Prävention im sozialen Leben der Erwerbslosen war und ist kein Raum.
Wir meinen, dies könnte durch kommunale Sozialpolitik geändert werden. Dabei sind wiederum zwei
Aktionsfelder zu unterscheiden:
1. Sinnstiftende und erfüllende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die im Idealfall auch zu einem für den Lebensunterhalt
ausreichenden Erwerbseinkommen führt.
Die Untersuchungen, dass ein öffentlich finanzierter
zweiter Arbeitsmarkt wirtschaftlich rentabel, d.h. weitestgehend refinanziert ist, liegen reichlich vor. Diese
Argumente brauchen hier nicht wiederholt werden
- uns genügt es, daran zu erinnern. Und die Stadt
Erlangen hat u.E. ihre Möglichkeiten in dieser Hinsicht bei weitem nicht ausgereizt. Zweifellos gibt es
auch in der Zuständigkeit der Stadt Erlangen reichlich Arbeit, die nicht getan wird, weil sie niemand
bezahlen will.
2.Präventive, aufsuchende Sozialarbeit bei
Erwerbslosen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Erwerbslose in
ihrer emotionalen Betroffenheit eine große Hemmschwelle besitzen, Hilfe anzunehmen und multiple
Problemlagen zu realisieren. Vielfach treten Problemlagen so schleichend ein, dass sie nur von einem
objektiven professionellen Beobachter bemerkt werden können.
Unsere Erfahrung zeigt weiterhin, dass viele
Erwerbslose gar nichts wissen von den vielen Hilfemöglichkeiten. Und wenn sie etwas davon wissen, ist
die Hürde, tatsächlich hinzugehen, aus unterschiedlichsten Gründen für viele sehr hoch. Sie gehen also
erst, wenn überhaupt, wenn ein soziales Problem
unübersehbar und für die Betroffenen selbst sehr
belastend ist. Das heute gängige „Komm-Prinzip“ im
Arbeitslosen-Coaching stößt hier an seine Grenzen.
Die Idee der Eigenverantwortung der Betroffenen
und Hilfebedürftigen wird unseres Erachtens überstrapaziert; die Idee des Datenschutzes auch.
Für die pragmatische Umsetzung der aufsuchenden
Sozialarbeit ist ein differenziertes pädagogisches
Konzept auszuarbeiten. Unabdingbar muss jedoch
sichergestellt sein, dass das Prinzip der Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Parteilichkeit innerhalb der
Interaktion mit dem Arbeitslosen stets zu gelten hat.
23
Arbeitsmarkt und Armut
von Wolfgang Niclas
DGB
Was haben Armut und Arbeitsmarkt miteinander
zu tun?
Der statistische Teil des „Sozialberichts Erlangen
2015“ wurde in der Erwartung erstellt, dass „das
Wissen über die Struktur von Bevölkerung und
Haushalten dabei hilft, Zusammenhänge zu erklären und Hinweise auf zukünftige Entwicklungen zu
geben.“ Die statistische Aufarbeitung von Bevölkerungsstruktur und Zusammenleben ist umfänglich
gelungen. Sie leidet aber an einer zwar kleinräumigen Betrachtung der Realität, mit der aber nicht ausreichend Wirkungszusammenhänge und Ursachen
für diese Realität benannt werden können.
Ein städtischer Sozialbericht sollte neben der Darstellung der Realität mit „unzähligen Kriterien“ die
Ursachen für die Entwicklung von Armut in einer reichen Gesellschaft soweit irgend möglich benennen
und auch vor dem Hinweis auf fehlendes Datenmaterial nicht zurückschrecken. Das Fehlen beispielsweise von Daten zur Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und zum Wachstum atypischer oder
prekärer Arbeitsverhältnisse ist ein Problem für die
Entwicklung einer zukunftssicheren Sozialpolitik.
Nur in Kenntnis der Ursachen für die Entstehung
von Armut kann es gelingen, die wichtigsten Gründe
statistisch so aufzuarbeiten, dass Konsequenzen für
eine armutsbekämpfende Politik gezogen werden
können. Durch die Hereinnahme der vermögenden
Einkommen in den Sozialbericht ist dies in einem
ersten Ansatz gelungen. „Zehn Prozent der einkommensstärksten Erlangerinnen und Erlanger verfügen
über fast neunmal so viel Einkommen, wie die zehn
Prozent der einkommensschwächsten Bevölkerung.“ Die (zunehmende) Polarisierung der Lebensverhältnisse ist auch in Erlangen ein Thema.
Arbeit dient auch der eigenständigen Existenzsicherung oberhalb der Armutsgrenze. Sie ist für die
Entwicklung und den Erhalt der Arbeitsfähigkeit
erforderlich. Dies gilt für die überwältigende Zahl
aller Menschen im arbeitsfähigen Alter. Wenn Arbeit
nicht in ausreichender Menge für alle zur Verfügung
steht oder trotz Arbeit kein sozial abgesichertes
Leben zu bestreiten ist, ist Armut die Konsequenz.
Die Befähigung des Einzelnen zur Arbeit und die
Zur-Verfügung-Stellung von „Guter Arbeit“ ist nicht
24
nur die wichtigste, sondern die entscheidende Stellschraube, mit der Armut verhindert werden kann.
Dies gilt insbesondere auch für Menschen, die
auf Grund besonderer Einschränkungen spezielle
Arbeitsangebote oder spezielle Unterstützung für die
Arbeit bekommen müssen.
Im gewerkschaftlichen Verständnis bedingen sich
Arbeit und gesellschaftliche Verteilungsstrukturen.
Soziale Ungleichheit legt dabei Strukturen der Ausschließung von Menschen aus der Arbeit und in
Konsequenz aus der Gesellschaft offen. Folgerichtig muss es in der Armutsbekämpfung auch darum
gehen, Hindernisse bei der Ausübung existenzsichernder Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe
zu beseitigen und die Inklusion jedes Einzelnen zu
fördern.
Dabei kann es nicht nur um die Bereitstellung gleicher „Startbedingungen“ im Arbeitsleben gehen.
Chancengleichheit bedarf einer lebenslangen Unterstützung soweit erforderlich und einer Gestaltung der
Arbeitsmöglichkeiten. Die Möglichkeiten für ein ausreichendes Angebot an existenzsichernder Arbeit
sind auf lokaler Ebene begrenzt. Bei der Bekämpfung der Ursachen von Armut durch kommunale
Sozialpolitik kommt der Arbeit bzw. dem Arbeitsmarkt dennoch zentrale Bedeutung zu.
Der Erlanger Sozialbericht stellt zu diesem Themenkomplex viele wichtige Daten zur Verfügung. Wenn
politisch strittig ist, ob sich beispielsweise ein gezielt
aufgebauter Niedriglohnsektor auf die Ausweitung
armutsverschärfender Arbeit auswirkt, sollte ein
Armutsbericht aber auch gezielt Daten für die Beantwortung dieser Streitfrage aufarbeiten.
Ein Armutsbericht soll verstehen helfen und Handlungsorientierung bieten. Auch die erstmalige Erweiterung des „Erlanger Armutsberichts“ um einen Dialogteil wird daher vom DGB begrüßt.
Mehr Nachhaltigkeit bei der Arbeitsmarktpolitik - Wir brauchen eine sozialstaatliche
Arbeitsmarktpolitik:
Die Ausweitung der Zeitarbeit, die Ausdehnung der
befristeten Arbeitsverhältnisse und die nicht ausreichende Bekämpfung der illegalen Beschäftigungsverhältnisse sind letztlich die Folge gesetzgeberischer
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag
Entscheidungen. Der Niedriglohnsektor in Deutschland war und ist politisch gewollt.
Der gesetzliche Mindestlohn ist hilfreich bei der
Bekämpfung der schlimmsten Folgen des Abbaus
des Normalarbeitsverhältnisses. Soweit Arbeit die
gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
sichert, ist die Aussage „sozial ist, was Arbeit schafft“
nachvollziehbar. In Zeiten eines Niedriglohnsektors
mit Arbeitsverhältnissen, die auch bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro selbst bei lebenslanger Vollzeitarbeit im Hartz IV-Niveau liegen, ist die Aussage
falsch, ja sogar zynisch.
Wer sein Leben im Mindestlohn in Vollzeit arbeitet
bekommt bei einem angestrebten Rentenniveau von
42 Prozent eine Rente von 612 Euro. Davon kann
man den Lebensunterhalt nicht sicherstellen – Armut
im Alter ist garantiert.
Zum Jahreswechsel 2014/15 hat der DGB Zahlen
zur atypischen1 und prekären Arbeit2 in Erlangen
veröffentlicht. Der prozentuale Anteil atypischer an
allen Beschäftigungsverhältnissen in Erlangen stieg
im Zeitraum 2003 bis 2013 von 28,0 Prozent auf
37,7 Prozent.
Im gleichen Zeitraum stieg in Erlangen, im Gegensatz zum Bundestrend, erfreulicherweise die Normalarbeit (Vollzeit, unbefristet, sozialversichert …) um
1
Die Grenzen zwischen atypischer und prekärer Arbeit
sind fließend. Es muss unterstrichen werden, dass Prekariat
nicht allein durch die (arbeitsrechtliche) Beschäftigungsform zu
definieren ist. Nicht jedes atypische Beschäftigungsverhältnis ist
prekär. Prekariat ist aber ein weiterer Begriff. Auch so genannte
Normalarbeitsverhältnisse können prekär sein. Beschäftigung
ist dann als prekär zu betrachten, wenn sie unsicher und nicht
dauerhaft ist, wenn sie gesetzlich oder tariflich wenig oder gar
nicht geregelt ist, wenn sie den Beschäftigten soziale Absicherung vorenthält oder ihnen nur einen nicht Existenz sichernden
Niedriglohn erbringt und ein hohes Armutsrisiko enthält. Weiter
werden geringe Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten,
Ausschluss von sozialer Teilhabe, schlechte eigene Arbeitsplatzbewertung und der drohende Verlust der Beschäftigungsfähigkeit
genannt.
2
Zur atypischen Beschäftigung werden jene sich
ausbreitenden Beschäftigungsverhältnisse gezählt, die dem
genannten Normalarbeitsverhältnis nicht entsprechen: Zu diesen
Arbeitsverhältnissen zählen demnach Teilzeit mit weniger als 35
Wochenstunden, geringfügige Beschäftigung, Minijobs, befristete Beschäftigung, Leiharbeit, Werkverträge sowie Solo-Selbständigkeit. Werkverträge z.B. sind in dieser Klassifizierung nicht
enthalten.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
9,8 Prozent. Das Wachstum atypischer Arbeit nimmt
dennoch auch in Erlangen gegenüber der Normalarbeit weiter zu.
Besonders stark zugenommen haben Teilzeit
(+75 Prozent auf 22.566) und Minijobs (62 Prozent
auf 14.264). Aktuell scheint die Zahl der Leiharbeitsverhältnisse nur noch gering zu steigen, dafür steigt
die Zahl der Werkverträge mit teilweise noch dramatischeren Konsequenzen. Die Digitalisierung der
Arbeit droht diese Entwicklung zu atypischer Arbeit
deutlich zu beschleunigen.
Leiharbeit und Werkverträge können „Gute Arbeit“
sein. Allerdings zeigen viele Einzelfallstudien, dass
die Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse unter den
atypischen Arbeitsverhältnissen steigt. 30 Prozent
der arbeitslos werdenden Leiharbeiter erhalten
kein Arbeitslosengeld sondern fallen sofort in den
Hartz IV-Bereich. Werkverträge werden teilweise
zu Konditionen ausgeführt, die zu einer Entlohnung
unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns führt. So
kam eine Studie des DIW 2015 zu dem Ergebnis,
dass „18 Prozent der Solo-Selbständigen in Deutschland, das sind etwa 400.000, weniger verdienen als
5 Euro netto je Stunde“ (DIW-Forschungsdirektor
Alexander Kritikos faz.net).
Der tatsächliche Anteil prekärer an atypischer Arbeit
bleibt bisher nicht erfasst und kaum thematisiert.
Allerdings zeigt eine aktuelle bundesweite Sonderauswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit
durch den DGB, dass 15,2 Prozent (bundesweit
62.589 in 2014) aller neu arbeitslos gemeldeten
ArbeitnehmerInnen keine Leistungen der BA erhalten, sondern unmittelbar mit Beginn der Arbeitslosigkeit Hartz IV Empfänger werden.
Ein erschreckendes Bild zeigt auch die Zahl der
Aufstocker. Über 500 Menschen allein in Erlangen
haben trotz sozialversicherungspflichtiger Arbeit
zusätzlich zu ihrem Arbeitsentgelt auch Hartz IVLeistungen beziehen müssen, um zumindest auf
niedrigem Niveau ihre Existenz zu sichern – Tendenz steigend.
Der Deutsche Städtetag weist auf die wachsende
Belastung der öffentlichen Kassen durch diese Entwicklung hin.
25
Die Datendefizite gerade in diesen Problemfeldern
des Zusammenhangs von Arbeit und Armut sind
erschreckend.
KONSEQUENZ: Die Datengrundlagen zur Erfassung von Arbeitsverhältnissen, die die soziale
Lage gefährden, müssen für Erlangen erfasst
werden.
Der DGB fordert eine „neue Ordnung“ der Arbeit.
Die Rahmenbedingungen müssen so verändert werden, dass der Niedriglohnsektor und prekäre Arbeit
zurückgedrängt werden. „Durch die im (Berliner)
Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele, einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, Werkverträge stärker
zu überwachen und die Bedingungen für Leiharbeit
zu verbessern, wurden bereits erste wichtige Schritte
eingeleitet. Es kommt nun darauf an, dass die Vereinbarungen umgesetzt und vor Ort, also auch in
Erlangen, mit Leben erfüllt werden. Die Überführung der Minijobs in sozialversicherungspflichtige
Beschäftigungsverhältnisse, sowie die Beendigung
der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen werden in der Koalitionsvereinbarung leider
nur vage angerissen, bleiben aber ebenfalls zentrale
Elemente gewerkschaftlichen Anliegens, eine ‚neue
Ordnung der Arbeit‘ durchzusetzen.“ („Für eine sozialstaatliche Arbeitsmarktpolitik“ DGB BuVo 2014)
KONSEQUENZ: Der Deutsche Städtetag muss
aufgefordert werden, auf die Bundesregierung
einzuwirken, dass die vereinbarten Ziele vollständig umgesetzt werden und die Datengrundlagen für die Arbeit der Städte verbessert wird.
Reichtum ist Armut:
In einer wirtschaftlich stabilen oder gar wachsenden
Gesellschaft ist wachsende Armut das Gegenstück
zu wachsendem Reichtum. Ein Armutsbericht muss
aus Sicht des DGB daher immer auch den wachsenden Reichtum darstellen. Vermögensforschung
steckt in Deutschland noch immer in den Kinderschuhen. Deshalb fordert der DGB Bundesvorstand
für die Erstellung des „5. Armuts- und Reichtumsberichts“ der Bundesregierung, die Analyse der Vermögensungleichheiten zu intensivieren. (DGB BuVo
22.01.2015).
In der Erlanger Bürgerbefragung 2014 wurde erstmals das im Haushalt verfügbare Einkommen
abgefragt. Die Antworten zeigen erstmals auch im
Erlanger Sozialbericht gravierende Einkommensunterschiede auf.
Das erreichte Maß an Ungleichheit verschärft die
Probleme gleich doppelt: der wachsende private
Reichtum geht mit einer öffentlichen Verschuldung
einher. Damit wird der politische Souverän auf allen
Ebenen finanziell handlungsunfähiger, obwohl er die
26
Aufgabe hat, soziale Probleme zu lösen oder mindestens zu lindern.
Wer die Armut bekämpfen und damit die Lebenssituation der Betroffenen maßgeblich verbessern
will, muss die Entstehung von Reichtum in unserer
Gesellschaft analysieren und Regelsysteme zur Verminderung der Polarisierung schaffen.
In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung verstärkt, dass trotz wirtschaftlichen Aufschwungs in
Deutschland sowohl Reichtum als auch Armut zugenommen haben und damit die konfliktfördernde soziale Polarisierung. Eine solche Entwicklung gefährdet
unsere soziale Demokratie und hat zum Niedergang
der Weimarer Republik beigetragen.
KONSEQUENZ: Der DGB fordert die Intensivierung der Analyse der Vermögensungleichheiten
unter Berücksichtigung der bundesweiten Vorgehensweise. Der DGB geht davon aus, dass
neben den Haushaltseinkommen die Ermittlung
der Haushaltsvermögen in die Berichterstattung
aufgenommen wird.
Zusammenarbeit oder Integration von
Arbeitsmarkt und Sozialpolitik
Arbeitsmarktpolitik ist immer auch Sozialpolitik und
hat nachhaltige Auswirkungen auf deren Finanzierbarkeit. Mit der Hartz IV-Reform wurde die Trennung
der Dienstleistungen am Arbeitsmarkt in ein System für Versicherte und ein System für Nicht-Versicherte geschaffen. Als Kompromisslösung wurde die
Grundsicherung in zwei verschiedenen Systemen
– gemeinsame Trägerschaft der Bundesagentur für
Arbeit und der Kommunen sowie alleinige kommunale Trägerschaft – organisiert. Damit wurde die
Arbeitsmarktpolitik aufgespalten. Im Ergebnis werden Arbeitslose in Deutschland, je nach aktueller
Rechtszugehörigkeit und Wohnort, in unterschiedlichen, oft wechselnden Systemen mit unterschiedlicher Organisation, Finanzierung und Steuerung
betreut.
Arbeitslosenversicherten, deren Arbeitslosengeld
nicht zur Existenzsicherung reicht, wird trotz Versicherungsschutz die Betreuung durch die Arbeitsagenturen verwehrt. Die mit Hartz IV ursprünglich
angestrebte Betreuung „aus einer Hand“ ist in der
Praxis zu einem Flickenteppich mit Beteiligung
unterschiedlicher Arbeitsmarktinstitutionen geworden – mehr Schnittstellen und Reibungsverluste sind
die Folge.
Die Sozialpolitik – obwohl massiv von der Arbeitsmarktpolitik betroffen – ist kein mitsteuernder
Bestandteil der Arbeitsmarktpolitik geworden. Stattdessen muss festgestellt werden, dass Steuerungskriterien der Arbeitsmarktpolitik und der Sozialpolitik
teilweise konträr sind.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Der Erfolgsgarant für die Arbeitsmarktagenturen –
viele, kostengünstige und schnelle Vermittlungen
von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt - hat in der
Vergangenheit zur Konzentration auf die sogenannten arbeitsmarktnahen Arbeitslosen geführt. Arbeitslose mit einem oder mehreren Handikaps dagegen
können häufig nur mit deutlich größerem Aufwand
in existenzsichernde Arbeit vermittelt werden. Sie
sind aber zu einem hohen Teil Hartz IV-Bezieher
und sind auf zusätzliche Hilfe zum Lebensunterhalt
angewiesen.
Im Gefolge der Hartz IV-Gesetze schönen schnelle
Vermittlungserfolge die Arbeitsmarktbilanz und sind
bestenfalls neutral gegenüber den Belastungen der
Sozialpolitik.
Im Rahmen der Grundlagen der Hartz IV-Gesetzgebung hat der DGB Erlangen die Entscheidung
der Stadt Erlangen für die Option mit Entwicklung
der GGFA zur Umsetzungsagentur als relativ beste
Lösung mitgetragen.
Der Sozialbericht der Stadt Erlangen zeigt die kleinräumige und zielgruppenspezifische Verteilung
der Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger auf. Der
Zusammenhang von Arbeit(sfähigkeit), soziostrukturellen Kriterien und Armut wird offensichtlich und
verlangt differenzierte quartiersbezogene Konsequenzen. Gleichzeitig wird aber die Notwendigkeit
einer koordinierten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
deutlich.
Die in den letzten Jahren immer wieder geführte
Diskussion über die Schnittstellen zwischen den
Anforderungen des Sozialamtes und der Optionseinrichtung GGFA haben einen Teil ihrer Ursachen in
unterschiedlichen Anforderungen und Anreizsystemen des Arbeitsmarktes und der Sozialpolitik. Das
Gutachten zur Arbeit der Optionskommune Erlangen
hat diese Einschätzung bestätigt.
KONSEQUENZ: Die Arbeitsmarktpolitik der Optionskommune Erlangen und die Sozialpolitik
der Stadt Erlangen müssen stärker aufeinander
abgestimmt werden. Zielsetzung muss sowohl
die maximale Vermittlung in existenzsichernde
sozialversicherungspflichtige
Arbeitsverhältnisse sein als auch die Schwerpunktsetzung in
solche Zielgruppen, die die Kosten der kommunalen Sozialleistungen sowohl kurz- als auch
langfristig reduziert. Die nicht mehr benötigten Mittel können dann in Qualifizierungs- und
Arbeitsmarktprogramme nachhaltig investiert
werden.
Die öffentlich geförderte Beschäftigung muss neu
ausgerichtet und erweitert werden. Manche Langzeitarbeitslosen haben angesichts der aktuellen
und weiter steigenden Anforderungen des heutigen
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Arbeitsmarktes kaum Chancen auf eine nichtgeförderte Erwerbsarbeit.
Die sozialpolitische Funktion von Arbeit, die Sinnhaftigkeit, die durch Erwerbsarbeit und die mit ihr
verbundenen sozialen Kontakte und Entlohnung
empfunden wird, spielt in der Arbeitsmarktpolitik
aber nur eine untergeordnete Rolle. Die bisherigen
Förderungsmodelle haben keine nennenswerte Besserung gebracht.
Es geht zum einen um die Integration von Menschen
mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt.
Zum anderen geht es um die – auch dauerhafte –
Ermöglichung von sozialer Teilhabe von Menschen,
die besonders arbeitsmarktfern sind. Mit der aktuellen regionalen Schwerpunktinitiative „Runder Tisch
Langzeitarbeitslosigkeit“ werden Instrumente entwickelt und Mittel zur Verfügung gestellt, die die Möglichkeiten einer öffentlich geförderten Beschäftigung
aufzeigen können, soweit die entsprechenden Programme und Mittel dauerhaft bereitgestellt und bei
Bewährung und Bedarf ausgebaut werden.
Der DGB begrüßt die drei für Erlangen durchgesetzten Projekte zur Integration von Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Behinderung. Der Übergang
in nichtgeförderte existenzsichernde Beschäftigung
muss als Ziel weiter verfolgt werden, darf aber nicht
mehr ausschließlich im Vordergrund stehen. Öffentlich geförderte Arbeit muss ein Leben mit individuell
und gesellschaftlich sinnvoller Arbeit ohne dauerhafte soziale Unterstützung ermöglichen.
Die geringen Zielzahlen der Projekte machen aber
auch eines deutlich: die Integration schwer vermittelbarer Arbeitnehmergruppen in den Arbeitsmarkt
kann bei einem erfolgreichen Verlauf der Projekte
verbessert, aber nicht gelöst werden.
KONSEQUENZ: Wir müssen einen kapazitätsstarken öffentlich geförderten Arbeitsmarkt in
Erlangen aufbauen, der die Zielsetzung der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt anstrebt,
aber auch den dauerhaften Verbleib in einem
öffentlich geförderten Arbeitsmarkt ermöglicht.
Altersarmut
Altersarmut ist ein dramatisch wachsendes Phänomen. Die tendenzielle Verabschiedung von der
paritätisch finanzierten Sozialversicherung und
die Senkung des Rentenniveaus bewirken eine
Armutsentwicklung im Rentenalter in bislang nicht
gekannter Größenordnung und damit verbunden
neue Anforderungen an die Grundsicherung im Alter.
Laut Rentenreport 2014 gibt es in Erlangen 20.910
RentnerInnen, davon 1.606 wegen verminderter
Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbsunfähigkeit. Grundsicherung erhalten 399 SeniorInnen, darunter 235
Frauen. Der „Sozialbericht 2015“ gibt eine steigende
27
Zahl von GrundsicherungsempfängerInnen an sowie
eine stärkere Verbreitung über die Stadt. Der Anteil
der Frauen steigt überproportional. Studien verweisen auf eine sehr zurückhaltende Inanspruchnahme der Grundsicherung im Alter von nur ca.
1/3 der Anspruchsberechtigten. Die Ausgaben für
die Grundsicherung im Alter sind in Erlangen von
2005 auf 2013 um 41 Prozent auf 3.251.242 Euro
gestiegen. Der Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse
wird das Problem der Altersarmut weiter ansteigen
lassen.
KONSEQUENZ: Auch wenn die Finanzierung der
Grundsicherung eine Bundesaufgabe ist, wird
die steigende Zahl „armer Menschen im Alter“
ein zunehmendes Problem für die kommunale
Sozialpolitik.
Zielgruppen
Für folgende Zielgruppen ist eine gesonderte Strategie unter Beteiligung der jeweiligen Akteure zu
entwickeln und in einer klaren Verantwortlichkeit
umzusetzen. Ein wesentlicher Grundgedanke neben
dem Grundsatz der Sozialen Gerechtigkeit muss
die Nachhaltigkeit und die Befähigung zur Selbsthilfe und Eigenverantwortlichkeit vor einer Politik
der Almosen sein. Entscheidend für Nachhaltigkeit
und Finanzierbarkeit wird die Zusammenarbeit der
Akteure der Sozial- und der Arbeitsmarktpolitik sein.
• Jugendliche
• Langzeitarbeitslose
• Menschen mit Behinderung
• Alleinerziehende
• Bedarfsgemeinschaften
• Migranten und Flüchtlinge
• Altersarme und erwerbsunfähige Menschen im
Rentenbezug
Fazit3
• Der wirksamste Weg der Vermeidung von
Armut ist die Ermöglichung einer Erwerbstätigkeit, die ausreichende Einkünfte für die
eigenständige Finanzierung des Lebensunterhalts sichert.
• Schulische Bildung und berufliche Qualifikation sind die Grundlagen für die Vermeidung
von Armut.
• Der „Kreislauf der Armut“ und die „Vererbung
der Armut“ müssen durchbrochen werden.
• Körperliche, psychische oder sonstige
Arbeitserschwernisse müssen durch privatwirtschaftliche (Quotenabgaben) und öffentliche Mittel ausgeglichen werden.
• Migranten und Flüchtlinge sind ein sozial- und
arbeitspolitischer Glücksfall für eine alternde
Gesellschaft. Das „Glück“ muss aber erarbeitet werden.
3
Angelehnt an „Armutsbekämpfung in der Kommune“,
Otto Vierheilig, 2008
KONSEQUENZ: Erlangen braucht für die wichtigsten Zielgruppen der Sozialpolitik eine
Gesamtstrategie aller lokalen Akteure.
28
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stellungnahme des Autonomen
Frauenhauses Erlangen
Stellungnahme zum Sozialbericht 2015 aus dem Ratschlag
Beim Sozialbericht 2015 wird deutlich, dass die
finanzielle Situation von Frauen wesentlich schlechter ist als die von Männern.
Unsere Forderungen und Visionen zur Verbesserung der Lebensqualität von Frauen in Erlangen:
• Verbesserung der Infrastruktur in den Wohngebieten: Einkaufs-möglichkeiten, Kindertagesstätten, Ganztagsschulen, sichere Schulwege, Anbindung an Familienstützpunkte.
• Sicherung des Lebensunterhalts, wenn der
Quali nachgeholt werden soll (23 Prozent der
Alleinerziehenden in Erlangen haben keinen
Schulabschluss).
• Förderung, bzw. Initiierung von Mehrgenerationenhäusern für Alleinerziehende, Singles und
Seniorinnen, bzw. Wohnprojekte für Alleinerziehende è Ausweitung der Rahmenbedingungen
der GeWoBau ist nötig.
• Teilzeitausbildungsplätze bei städtischen Einrichtungen mit angeschlossener Kinderbetreuung.
• Die Anzahl der Sozialmietwohnungen muss
vervielfacht werden! Der Rückgang des Bestandes an Sozialmietwohnungen (2004: knapp 5.000
auf ca. 3.000 im August 2014) führt zu unerträglichen Lebensbedingungen. Frauen mit Trennungswunsch können nicht ausziehen und finden
lange keine bezahlbare eigene Wohnung.
• Deutliche Erhöhung der Mietobergrenzen bei
ALG II-Bezug; die aktuellen Sätze bilden die Wirklichkeit des Erlanger Wohnungsmarktes nicht ab.
• Kinderbetreuungszeiten müssen mit den
Arbeitszeiten der Mütter kompatibel sein; das
bedeutet Ausweitung der Randzeiten, Betreuung auch am Wochenende und nachts (Ärztinnen, Verkäuferinnen, Reinigungskräfte, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen ...).
• Flexible Kinderbetreuung bedeutet auch, dass
eine Neuaufnahme von Kindern nicht nur zum
September, sondern das ganze Jahr über möglich
sein muss.
• Keine städtische Auftragsvergabe an Leihfirmen, Erhaltung und Ausbau der Arbeitsverhältnisse bei der Stadt Erlangen sowie sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse.
• Sozialticket zu einem Preis, der im ALG II für den
öffentlichen Nahverkehr vorgesehen ist. Mobilität
muss für einen Euro am Tag möglich sein!
• Ermäßigungen mit Erlangen-Pass sollten mindestens 50 Prozent betragen.
Nicht die Alleinerziehenden sind arm, sondern eine
Gesellschaft, die es Müttern mit Kindern nicht ermöglicht, angemessen und selbständig für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Seniorinnen sind aufgrund ihrer Erwerbsbiographie
und der schlechten Bezahlung von Frauenarbeitsplätzen häufig von Altersarmut betroffen. Die Altersarmut wird in den nächsten Jahren auch in Erlangen
zunehmen.
• Förderung von betriebseigenen Kindertagesstätten.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
29
III
Daten und Fakten
Zusammenfassung
Teil III der vorliegenden Veröffentlichung enthält eine
ausführliche Zusammenstellung von Datenmaterial
zur sozialen Lage der Erlangerinnen und Erlanger.
Die wichtigsten Ergebnisse:
• Seit dem Jahr 2006 ist das Pro-Kopf-Einkommen
der Erlangerinnen und Erlanger jährlich im Schnitt
um zwei bis vier Prozent gestiegen. Aktuell beträgt
das Pro-Kopf-Einkommen etwa 1.930 Euro.
Zugrunde liegen hier Daten der Erlanger Bürgerinnen- und Bürgerbefragungen der Jahre 2012
und 2014.
• Gut 17 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger
verfügen über ein Pro-Kopf-Einkommen unter
1.000 Euro, fast 13 Prozent über ein Einkommen
mehr als 3.000 Euro.
• Die Kluft zwischen Arm und Reich hat räumliche Entsprechungen: Während in der Reuth
(Bezirk 71), im Röthelheimpark (Bezirk 33),
in Sieglitzhof (Bezirk 22) und am Burgberg
(Bezirk 20) die Einkommen deutlich überdurchschnittlich sind, weicht das Durchschnittseinkommen am Anger (Bezirk 40) gravierend nach unten
ab. Stark unterdurchschnittliche Einkommen finden sich zudem in Büchenbach Nord (Bezirk 77),
in Rathenau (Bezirk 41) und der Buckenhofer
Siedlung (Bezirk 24). Auch im innerstädtischen
Bereich sind die Einkommen stark unterdurchschnittlich, was jedoch in erster Linie auf den
hohen Anteil an Studentinnen und Studenten
zurückzuführen ist, die in der Regel über geringe
Einkommen verfügen.
• Den Erlangerinnen und Erlangern verbleiben im
Schnitt 42 Prozent des Einkommens zur freien
Verfügung, also z.B. für Lebensmittel, Kleidung
oder Freizeitbeschäftigungen.
• Rund 21 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger
kommen mit ihrem verfügbaren Einkommen eher
schlecht oder sehr schlecht zurecht. Auch hier gibt
es räumliche Differenzen: Während in Kriegenbrunn (Bezirk 62) und am Burgberg (Bezirk 20)
rund die Hälfte mit dem verfügbaren Einkommen sehr zufrieden sind, sind dies am Anger
(Bezirk 40) nur 18 Prozent.
• Unterdurchschnittliche Einkommen finden sich bei
der Bevölkerung im Alter ab Mitte 60. Stark unterdurchschnittlich sind die Einkommen der Erlangerinnen und Erlanger im Alter bis Ende 20. Letztere
sind jedoch häufig Studierende, deren niedrige
Einkommen vorübergehende Begleiterscheinung
ihrer Ausbildung sind.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
• Das Einkommen der männlichen Bevölkerung
liegt insgesamt zehn Prozent über dem der weiblichen Bevölkerung. Vollerwerbstätige männliche
Singles verfügen über 21 Prozent mehr Einkommen als vollerwerbstätige weibliche Singles.
• Die Hälfte der Erlangerinnen und Erlanger verfügen über lediglich 30 Prozent des gesamten Einkommens, die andere Hälfte über 70 Prozent. Auf
ein Fünftel der Bevölkerung entfallen 35 Prozent
des gesamten Einkommens.
• Die zehn Prozent der einkommensstärksten Erlangerinnen und Erlanger verfügen über fast neun
Mal so viel Einkommen wie die zehn Prozent der
einkommensschwächsten Bevölkerung.
• Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen
Bildung und Einkommen: Drei Viertel der Erlangerinnen und Erlanger mit Volks- oder Hauptschulabschluss leben in der Hälfte der einkommensschwächeren Haushalte, aber nur 39 Prozent der
Bevölkerung mit Abitur oder Fachabitur. Rechnet man aus den 39 Prozent mit Hochschulreife
noch die Studentinnen und Studenten heraus,
dann sinkt der Anteil an Menschen mit Abitur oder
Fachabitur bei den einkommensschwachen Haushalten auf 31 Prozent, denn mehr als drei Viertel
der Studierenden ist den einkommensschwachen
Haushalten zuzurechnen.
• Während am Burgberg (Bezirk 20) 13 Prozent der
Bevölkerung ab 25 Jahren über einen akademischen Doktorgrad verfügen, trifft dies auf lediglich
ein Prozent am Anger (Bezirk 40) zu.
• Im Schulsprengel mit dem niedrigsten Durchschnittseinkommen wechseln 22 Prozent der
Schülerinnen und Schüler nach der vierten
Jahrgangsstufe auf ein Gymnasium; im einkommensstärksten Schulsprengel liegt dieser Anteil
bei gut 80 Prozent. Dagegen besuchen 59 Prozent der Schülerinnen und Schüler im einkommensschwächsten Schulsprengel ab der fünften Jahrgangsstufe eine Mittelschule (ehemals
Hauptschule), was auf nur sieben Prozent der
Schülerinnen und Schüler im einkommensstärksten Schulsprengel zutrifft.
• Bei gleicher schulischer Vorbildung verfügen
Männer deutlich häufiger über höhere berufliche
Bildungsabschlüsse als Frauen. Während 82
31
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
32
Prozent der Männer mit Hochschul- oder Fachhochschulreife auch über ein abgeschlossenes
Studium verfügen, trifft dies auf lediglich 68 Prozent der Frauen mit gleichem Schulabschluss zu.
Unter der Bevölkerung mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss haben bei den Männern acht Prozent keinen beruflichen Abschluss, bei den Frauen
23 Prozent. Dies betrifft vor allem ältere Frauen.
Von den Erlangerinnen und Erlangern unter
65 Jahren empfangen 5,3 Prozent Hartz IV. Diese
Quote liegt bei alleinerziehenden Frauen bei
25 Prozent.
Unter den Empfängerinnen und Empfängern von
Hartz IV sind Kinder deutlich überrepräsentiert.
Insgesamt sind 13 Prozent der Erlangerinnen und
Erlanger unter 15 Jahre alt. In Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften sind dies 30 Prozent.
Von den Hartz IV-Empfängerinnen und Empfängern ab 18 Jahren verfügen 22 Prozent über keinen Schulabschluss, 48 Prozent über Volks- oder
Hauptschulabschluss, aber nur 15 Prozent über
Hochschulreife oder Fachabitur. Letzteres trifft
dagegen auf 67 Prozent aller 18- bis unter 65-Jährigen zu.
Knapp ein Viertel der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger sind Nicht-Deutsche.
In Büchenbach Nord (Bezirk 77) ist ein Drittel
der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren
auf Hartz IV angewiesen. In Büchenbach Dorf
(Bezirk 76) liegt dieser Anteil bei 24 Prozent, am
Anger (Bezirk 40) bei 22 Prozent und im Bezirk
Tal (Bezirk 04) bei 21 Prozent.
Von den Erlangerinnen und Erlangern ab 65 Jahren empfangen 2,5 Prozent Leistungen zur Grundsicherung im Alter. Die Zahl der Grundsicherungsfälle im Alter ist in den vergangenen sechs Jahren
um 38 Prozent angestiegen. Da zunehmend Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiografien in das
Rentenalter eintreten und die Zahl der Menschen
ab 65 Jahren insgesamt zunimmt, ist hier mit
einem weiteren Zuwachs zu rechnen.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Teilhabe und Einkommen.
Rund ein Drittel der 18- bis 80-jährigen Erlangerinnen und Erlanger in der Hälfte der einkommensschwächeren Haushalte hat wenig oder gar
kein Interesse an den politischen Geschehnissen
in der Bundesrepublik Deutschland. In den einkommensstärkeren Haushalten liegt dieser Anteil
dagegen bei nur 13 Prozent.
Bei der Kommunalwahl 2014 lag die Wahlbeteiligung in den zehn einkommensschwächsten
Wahlbezirken bei durchschnittlich 24,6 Prozent
(Urnenwahl), in den zehn einkommensstärksten
Wahlbezirken bei 42,6 Prozent.
Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationshintergrund haben zwölf Prozent weniger Einkommen
als der Durchschnitt.
• Menschen mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger auf schlechtere Wohnbedingungen
angewiesen.
• Das Einkommen von Deutschen mit mittlerem
Schulabschluss liegt um drei Prozent, bei NichtDeutschen mit gleichem Schulabschluss um
33 Prozent unter dem Durchschnitt.
• Bei Familien sinkt das Einkommen mit der Zahl
der Kinder, dafür steigen die sozialen Belastungen: acht Prozent der Familien mit drei Kindern
sind Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Bei Familien mit vier Kindern beträgt dieser Anteil 17 Prozent, bei größeren Familien 30 Prozent.
• 91 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.
• Das Pro-Kopf-Einkommen bei Alleinerziehenden
liegt 23 Prozent unter dem Durchschnitt.
• Jeder vierte Alleinerziehendenhaushalt lebt in
einer Sozialmietwohnung.
• 21 Prozent der Alleinerziehenden mit einem Kind
sind Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Dies trifft
auf 32 Prozent der Alleinerziehenden mit zwei
Kindern und auf fast die Hälfte der Alleinerziehenden mit mehr als zwei Kindern zu
• Kleinräumig betrachtet finden sich die größten sozialen Belastungen in Büchenbach Nord
(Bezirk 77), gefolgt vom Anger (Bezirk 40),
Büchenbach Dorf (Bezirk 76), Tal (Bezirk 04),
Bierlach (Bezirk 45) und Rathenau (Bezirk 41); die
geringsten Belastungen finden sich in der Reuth
(Bezirk 71), in Kriegenbrunn (Bezirk 62) und in
Dechsendorf Ost (Bezirk 81).
Abbildung 1 zeigt die prozentualen Abweichungen
der Pro-Kopf-Einkommen ausgewählter Bevölkerungsgruppen vom gesamtstädtischen Durchschnittseinkommen. Dargestellt sind die Einkommen
nach Geschlecht, Altersgruppen, Migrationshintergrund und Haushaltstyp. Diese wurden zudem weiter ausdifferenziert in Teilgruppen, deren Einkommen besonders starke Abweichungen aufweisen.
Es zeigen sich hier verschiedene Achsen, entlang
derer sich die Einkommen ausdifferenzieren: So finden sich Männer eher im oberen Bereich, Frauen
eher im unteren. Ebenso müssen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund tendenziell mit
unterdurchschnittlichen Einkommen zurechtkommen. Deutliche Unterschiede zeigen sich entlang
von Bildungs- und Berufsstatus.
Sicherlich gibt es auch innerhalb der dargestellten
Teilgruppen weitere Differenzierungen. So gibt es
Überschneidungen zwischen den vollerwerbstätigen männlichen Singles, deren Einkommen um
mehr als ein Drittel über dem Durchschnitt liegt und
der Gruppe der Singlehaushalte im Alter von 18 bis
unter 25 Jahren, die am anderen Ende zu finden ist
und deren Einkommen 60 Prozent unter dem Durchschnitt liegt. Letztere umfassen allerdings viele Studentinnen und Studenten, deren Einkommen während der Ausbildungsphase in der Regel gering sind.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
leitende Angestellte
Vollerwerbstätige männliche Singles
Akademiker/innen
Männer 35 bis unter 45 Jahre
Familien am Burgberg
Bevölkerung in der Reuth
Männer 45 bis unter 65 Jahre
Bevölkerung im Röthelheimpark
Bevölkerung in Sieglitzhof
Bevölkerung am Burgberg
Vollerwerbstätige weibliche Singles
Bevölkerung 35 bis unter 45 Jahre
Bevölkerung mit (Fach-)Hochschulreife
Bevölkerung 45 bis unter 65 Jahre
Alleinlebende Männer
Männer insgesamt
Bevölkerung 25 bis unter 35 Jahre
Bevölkerung in Paarhaushalten ohne Kindern
Frauen 35 bis unter 45 Jahre
Bevölkerung ohne Migrationshintergrund
Bevölkerung in Paarhaushalten mit Kindern
Frauen 45 bis unter 65 Jahre
Männer 65 bis 80 Jahre
Männer mit Migrationshintergrund
Bevölkerung in Einpersonenhaushalten
Frauen insgesamt
Bevölkerung 65 bis 80 Jahre
Frauen 65 bis 80 Jahre
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Bevölkerung in der Markgrafenstadt
Bevölkerung in der Altstadt
65- bis 80-Jährige mit Migrationshintergrund
Alleinlebende Frauen
Frauen mit Migrationshintergrund
Familien in Büchenbach Dorf
Bevölkerung in Alleinerziehendenhaushalten
Bevölkerung am Anger
Bevölkerung mit Volks-/Hauptschulabschluss
einfache Angestellte
Familien am Anger
Bevölkerung ohne Berufsabschluss
Alleinerziehende Frauen
Schüler, Azubis, Studenten
Bevölkerung 18 bis unter 25 Jahre
An- und Ungelernte
Singlehaushalte 18 bis unter 25 Jahre
-70% -60% -50% -40% -30% -20% -10%
0% +10% +20% +30% +40% +50%
Abb. 1: Prozentuale Abweichungen des Pro-Kopf-Einkommens vom gesamtstädtischen Durchschnitt nach ausgewählten Merkmalen
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
33
1.Einleitung
Wie der im Jahr 2009 von der Abteilung Statistik und
Stadtforschung der Stadt Erlangen vorgelegte Sozialbericht stellt auch die Ausgabe 2015 wieder umfassende Informationen zur sozialen Lage der Erlangerinnen und Erlanger bereit.
„Soziale Lage“ bezieht sich dabei auf die unterschiedlichen Chancen und Qualitäten der Lebenswirklichkeit und ist somit ein vielschichtiges Konstrukt, welches sich entlang unzähliger Merkmale
ausdifferenziert. Neben Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund sind vor allem bildungs- und berufsbezogene Aspekte und letztlich das Einkommen
zentrale Kriterien im Hinblick auf die soziale Lage.
Es soll ein möglichst differenziertes Bild der sozialen Lagen der Erlangerinnen und Erlanger dargestellt werden. Während die Situation Erlangens und
seiner Bevölkerung in Städte-Rankings zumeist mit
Superlativen tituliert wird, darf nicht übersehen werden, dass die Kluft zwischen Arm und Reich auch
in Erlangen soziale und räumliche Entsprechungen
hat.
Superlative finden sich auch im Bayerischen Sozialbericht, der zuletzt im Jahr 2013 erschien1 und in
erster Linie feststellt, dass in Bayern vieles besser
ist als in anderen Bundesländern. Dass sich in Bayern „gut leben und arbeiten“ lässt, mag nicht bestritten werden, trifft aber sicherlich nicht für jeden zu,
denn immerhin ist die Zahl armutsgefährdeter Menschen innerhalb von zehn Jahren um 95.000 Personen gestiegen von rund 1,6 Mio. im Jahr 2003 auf
1,7 Mio. im Jahr 2012 (ebd., S. 53). Eine weitere
Ausdifferenzierung innerhalb Bayerns wäre hier
sicherlich hilfreich.
Im vorliegenden Bericht soll es in erster Linie nicht
um einen Vergleich mit anderen Städten oder Regionen gehen. Vielmehr interessiert eine differenzierte Darstellung sozialer Lebenslagen innerhalb
Erlangens.
Um ein umfassendes Bild zu erhalten, ist dazu vor
allem eine kleinräumige Betrachtung der Lebenssituationen notwendig. Anhand statistischer Daten und
deren Beziehungen untereinander ist es möglich,
sich der sozialen Lage der Erlangerinnen und Erlanger anzunähern.
1
„Datenreport: Soziale Lage in Bayern 2013“, Hrsg.:
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie
und Integration.
34
In diesem Bericht wird zuerst detailliert auf die
Erlanger Bevölkerungsstruktur und die Formen des
Zusammenlebens der Erlangerinnen und Erlanger
eingegangen. Das Wissen über die Struktur von
Bevölkerung und Haushalten hilft dabei, Zusammenhänge zu erklären und es gibt Hinweise auf zukünftige Entwicklungen.
Der darauf folgende Abschnitt befasst sich mit der
ökonomischen Lage der Bevölkerung und behandelt
in erster Linie die Frage der Einkommensverteilung
bzw. der Ungleichverteilung von Einkommen.
Ein weiteres Kapitel widmet sich den Grundlagen
des Einkommensbezuges: Der schulischen und
beruflichen Bildung. Dabei wird insbesondere die
Wechselwirkung zwischen Schulbildung, beruflicher
Bildung und Einkommen deutlich.
Auch der Bereich des Wohnens spielt eine zentrale
Rolle. Da die Kosten für die Wohnung oder ein Haus
in der Regel stark ins Gewicht fallen, stehen Qualität von bezahlbarem Wohnraum und Wohnumfeld in
direkter Beziehung zum Einkommen.
Ein folgender Abschnitt befasst sich mit den sozialstaatlichen Absicherungsmaßnahmen, die vorgesehen sind für den Fall unzureichenden Einkommens.
Hier wird auf die sozialstaatlichen Instrumente eingegangen, die am häufigsten in Anspruch genommen werden: Arbeitslosengeld I, Grundsicherung für
Arbeitssuchende (Hartz IV) und Grundsicherung im
Alter und bei Erwerbsminderung.
Ein Kapitel zur gesellschaftlichen Partizipation
behandelt einen Nebenaspekt, dessen Folgen nicht
unterschätzt werden dürfen: Ein Mangel an Einkommen geht oft einher mit einem Mangel an gesellschaftlicher und politischer Teilhabe. Dies kann in
einen Kreislauf führen mit dem Ergebnis, dass die
Interessen eines Teils der Bevölkerung keine Vertretung mehr finden.
Schließlich wird der Fokus auf die soziale Lage ausgewählter Bevölkerungsgruppen gerichtet, die unter
bestimmten Voraussetzungen besonderen Problemlagen ausgesetzt sind: Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, Seniorinnen und Senioren, aber auch vollständige Familien.
Da die Schwerpunkte der einzelnen Kapitel unterschiedlich gelagert sind - einmal z.B. die Betrachtung ausgehend von sozialstaatlichen Sicherungsmaßnahmen, ein andermal von Seite betroffener
Bevölkerungsgruppen - gibt es aus Gründen der
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Abbildung 2 zeigt das Ausmaß der sozialen HeteVollständigkeit an manchen Stellen inhaltliche
rogenität in den Statistischen Bezirken am Beispiel
Wiederholungen.
der Verteilung der Hartz IV-Empfängerinnen und
Die Daten beziehen sich auf den Stichtag 31.12.2014.
-Empfänger. So ist zum Beispiel im Röthelheimpark
Ausgewertet wurden Daten des Einwohnermel(Bezirk 33) die Bevölkerung sehr heterogen, da es
dewesens, die als Grundlage für die Berechnung
dort Teilgebiete mit sehr hohen Empfängerinnender Haushaltestruktur dienen. Weiterhin wurden
und Empfängerquoten von Leistungen zur GrundsiDaten des Amtes für Soziales, Arbeit und Wohnen
cherung gibt, andererseits Gebiete mit sehr geringen
genutzt. Die Bundesagentur für Arbeit liefert Daten
Quoten. Bei der Interpretation kleinräumiger Daten
zum SGB II und Auswertungen nach SGB III. Die
sollten solche Sachverhalte immer berücksichtigt
im zweijährigen Turnus von der Abteilung Statistik
werden.
und Stadtforschung durchgeführten repräsentativen
Bürgerbefragungen liefern Informationen über die
Bildungs- und Einkommensstruktur
in Erlangen. Analysen zur Bildung
der Erlangerinnen und Erlanger
werden ergänzt durch die vom Bayhomogen
erischen Landesamt für Statistik
gelieferten Daten über Schüler und
80
Schulabsolventen.
Die kleinräumige Darstellung erfolgt
heterogen
auf Basis der Statistischen Bezirke.
81
Die Stadt Erlangen ist räumlich
in 40 Bezirke unterteilt, wovon 39
82
bewohnt sind. Eine Karte mit der
10
21
Gebietseinteilung findet sich am
20
Ende dieses Berichts.
11
70
71
01
Hinsichtlich der Einwohnerzahl gibt
22
23
es große Unterschiede zwischen
02
77
04
78
den Bezirken: Während im Bezirk
24
25
12
03
Industriehafen (Bezirk 75) lediglich
42 Personen leben, ist der Anger
73
76
33
30
40
(Bezirk 40) mit 6.752 Bewohnern
41
der bevölkerungsreichste Bezirk.
75
42
32
Für bevölkerungsarme Bezirke kön74
nen bei Erhebungen auf Basis von
43
Stichproben teilweise keine ver44
61
lässlichen Ergebnisse ausgewiesen
60
45
werden; diese sind in den Karten
dann grau dargestellt.
Viele Daten liegen nur bis zur Ebene
62
der Statistischen Bezirke vor, jedoch
52
in keiner feineren Gliederung. Die
51
50
Einteilung der Statistischen Bezirke
ist historisch gewachsen und ori63
entiert sich nicht an sozialen Kriterien der Bevölkerung. Somit gibt es
sowohl Bezirke, deren Sozialstruktur
sehr heterogen ist als auch Bezirke
Abb. 2: Soziale Heterogenität innerhalb der Statistischen Bezirke
mit sehr homogener Sozialstruktur.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
35
2. Bevölkerungsstruktur der
Erlangerinnen und Erlanger
Altersstruktur
Migrationshintergrund
Definition
Relevanz des Migrationshintergrundes
Erlangerinnen und Erlangen mir Migrationshintergrund
Altersstruktur
Herkunft
Familienstand
2. Bevölkerungsstruktur der
Erlangerinnen und Erlanger
Die Zahl der Erlangerinnen und Erlanger ist in den
vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: Am
31.12.2014 lebten in Erlangen 108.191 Personen mit
Hauptwohnsitz. Die Bevölkerung Erlangens wuchs
somit in den vergangenen zehn Jahren um knapp
sechs Prozent.
Die steigende Bevölkerungszahl ist auf Neubebauung zurückzuführen: Einen Zuwachs um jeweils rund
600 Personen gab es in Bachfeld (Bezirk 44) durch
die weitere Bebauung des ehemaligen FAG-Geländes mit Wohnblöcken und durch die weitere Bebauung Büchenbach Wests (Bezirk 78), überwiegend
mit Einfamilienhäusern. In Stubenloh (Bezirk 25), wo
vor einigen Jahren der Bernhard-Plettner-Ring entstand, wuchs die Bevölkerung um 650 Personen.
Fast die Hälfte des Bevölkerungszuwachses der vergangenen zehn Jahre ist auf die intensive weitere
Bebauung des Röthelheimparks (Bezirk 33) zurückzuführen: Lebten dort vor zehn Jahren noch 2.900
Erlangerinnen und Erlanger, so sind es heute bereis
etwa 5.650. Die Bebauung des Röthelheimparks ist
mittlerweile in der Endphase.
Nach der letzten Bevölkerungsprognose vom Frühjahr 2014 wird für die kommenden 15 Jahre nach der
mittleren Prognosevariante ein moderater Bevölkerungszuwachs auf gut 110.000 Personen erwartet.
Ob diese Annahmen in Anbetracht der aktuellen
Entwicklungen noch realistisch sind, wird die Neuberechnung der Bevölkerungsprognose im Jahr 2016
zeigen. Aktuell steigt die Bevölkerungszahl stärker
als erwartet, insbesondere durch den Zuzug von
Flüchtlingen und der weiterhin steigenden Zahl an
Studierenden in Erlangen. Während im Wintersemester 2008/2009 in Erlangen noch knapp 20.000
Studentinnen und Studenten immatrikuliert waren,
beträgt deren Zahl heute etwa 30.000.
Neben der Bevölkerung mit Hauptwohnsitz sind in
Erlangen rund 15.200 Personen mit Nebenwohnsitz gemeldet. Sämtliche Daten und Analysen in
diesem Bericht beziehen sich jedoch auf die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz, denn Aussagen über
Personen mit Nebenwohnsitz sind relativ unzuverlässig. Es kann davon ausgegangen werden, dass
es sich bei einem nicht näher bestimmbaren Teil
der Nebenwohnsitzbevölkerung um Personen handelt, die nicht mehr in Erlangen leben. Das Meldewesen lässt mehrere Nebenwohnsitze zu, so dass
häufig bei einem Wegzug die aufgegebene Nebenwohnung nicht abgemeldet wird. Bei einem Teil der
38
Nebenwohnsitzbevölkerung handelt es sich vermutlich um Studentinnen oder Studenten, die sich nach
Beendigung des Studiums nicht abgemeldet haben:
Gut die Hälfte der Bevölkerung mit Nebenwohnsitz
ist 18 bis 30 Jahre alt.
2.1 Altersstruktur
Abbildung 3 zeigt die Altersstruktur der Erlangerinnen und Erlanger in Form einer Bevölkerungspyramide. Bei dieser Darstellungsform wird für jedes
Altersjahr getrennt nach Geschlecht ein Balken dargestellt, wobei auf der vertikalen Achse das Alter
abzulesen ist und die Länge der linken Balken die
Anteile der männlichen Bevölkerung, die Länge der
rechten Balken die Anteile der weiblichen Bevölkerung repräsentieren.
Anhand des aktuellen Altersaufbaus der Erlanger
Bevölkerung ist - beginnend bei den Kindern - folgendes zu erkennen:
Der Anteil der Kinder ist relativ gering, so dass die
Darstellung eigentlich nicht mehr den Namen „Bevölkerungspyramide“ verdient, sondern „Bevölkerungsbaum“ genannt werden müsste. Die niedrige Geburtenrate ist jedoch keine Besonderheit Erlangens,
sondern trifft genauso gut auf das übrige Bayern, die
übrige Bundesrepublik und das übrige Europa zu.
Lediglich im weltweiten Maßstab hat die „Bevölkerungspyramide“ noch die Form einer Pyramide.
Bei den Altersjahren zwischen 20 und 35 zeichnet
sich eine starke Ausbuchtung ab, die typisch ist für
eine Studentenstadt und von den aktuell etwa 30.000
Studierenden am Standort Erlangen der FriedrichAlexander-Universität verursacht werden.
Betrachtet man die etwa 47-Jährigen absteigend bis
zu den heute 40-Jährigen, so ist ein Bevölkerungsrückgang zu erkennen, der im Allgemeinen als „Pillenknick“ bezeichnet wird1.
Oberhalb davon findet sich die „Babyboom-Generation“, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren
1955 bis 1969 geboren wurden. Bei den 70-Jährigen
findet sich eine Einbuchtung, die unmittelbar auf den
1
Der Rückgang der Geburtenrate gegen Ende der 60er
Jahre ist nur teilweise auf die Einführung der Anti-Baby-Pille
zurückzuführen. Ein Wertewandel und demografische Faktoren
spielten hier ebenso eine große Rolle (s.a. Statistik aktuell 8/2014:
„Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer“, S. 7).
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
2.2Migrationshintergrund
Männer
Frauen
Definition
90
Neben den in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländern gibt es heute weitere Personengruppen mit Zuwanderungshintergrund. Diese
werden unter dem Begriff „Personen mit Migrationshintergrund“ zusammengefasst. Darunter fallen:
80
70
60
50
er n
edl
ssi rinne
u
A
e
edl
ssi
Au
40
30
Optionsdeutsche
0
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
r
bü
10
Männer
Männerüberschuss
Frauen
Frauenüberschuss
mit
Migrationserfahrung
e
ng
Ei
10
10
rte
ge
20
Auslä
Auslän nder
derinn
en
ohne
Migrationserfahrung
Familienangehörige
deutsch
nicht-deutsch
Abb. 3: Altersaufbau der Erlanger Bevölkerung zum
31.12.2014
Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. In allen Altersjahren ab Ende 50 zeigt sich ein Frauenüberschuss,
der mit zunehmendem Alter wächst.
Insgesamt hat die Erlanger Bevölkerungspyramide
eine Form, die sich typischerweise dort entwickelt,
wo die Geburtenrate vergleichsweise niedrig ist und
ein Wanderungsüberschuss vorliegt.
Die zukünftige Entwicklung wird so aussehen, dass
die Babyboom-Generation in den kommenden Jahren nach und nach in das Rentenalter vorrückt, während im mittleren Altersbereich mit einem Bevölkerungsschwund zu rechnen ist.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
• Nicht-Deutsche mit eigener Migrationserfahrung:
Alle im Ausland Geborenen, die nach Deutschland zugewandert sind und nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen.
• Deutsche mit eigener Migrationserfahrung: Alle
im Ausland Geborenen, die nach Deutschland
zugewandert sind, jedoch die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Dazu zählen Aussiedlerinnen,
Aussiedler und Eingebürgerte.
• Nicht-Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung:
Alle in Deutschland als Nicht-Deutsche Geborene,
also Kinder ausländischer Eltern. Seit dem Jahr
2000 gibt es jedoch das Optionsmodell, nach dem
diese Kinder unter bestimmten Voraussetzungen
sowohl die deutsche, als auch eine ausländische
Staatsangehörigkeit erhalten. Nach Vollendung
der Volljährigkeit müssen sie sich dann für eine
der beiden Staatsangehörigkeiten entscheiden.
39
Aus diesem Grund umfasst der Personenkreis
mit Migrationshintergrund auch Deutsche ohne
eigene Migrationserfahrung. Im Dezember 2014
wurde die Optionspflicht für in Deutschland aufgewachsene Kinder ausländischer Eltern jedoch
abgeschafft; in diesen Fällen wird die Mehrstaatigkeit akzeptiert.
• Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung: Alle
im Inland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, wenn mindestens ein Elternteil eigene
Migrationserfahrung hat. Neben den optionspflichtigen Kindern fallen hierunter auch noch die
Kinder unter 18 Jahren, deren Eltern deutsche
Staatsangehörige sind, jedoch über Migrationserfahrung verfügen, also Kinder von Eingebürgerten
und Ausgesiedelten.
Relevanz des Migrationshintergrundes
Das Konzept des Migrationshintergrundes entspringt
dem Gedanken, dass es neben nicht-deutschen
Zuwanderern weitere zugewanderte Personen gibt,
die zwar über die deutsche Staatsangehörigkeit
verfügen, jedoch mit ähnlichen Problemlagen konfrontiert sind wie Nicht-Deutsche. Hier spielen insbesondere Sprachkenntnisse eine Rolle.
Nachdem die Palette an möglichen Migrationsgeschichten kaum überschaubar ist, verwundert es
nicht, dass hier Probleme auftreten, den Begriff des
Migrationshintergrundes abzugrenzen und eindeutig
zu definieren. Aus diesem Grund existieren auch verschiedene Definitionen des Migrationshintergrundes.
Letztlich geht es aber um den Migrationshintergrund als sozial relevante Eigenschaft. Im Hinblick
auf die soziale Relevanz sind aber auch „harte“
Fakten wie die Staatsangehörigkeit nicht unbedingt
aussagekräftig.
So ist ein alleinstehender Siemens-Ingenieur mit
österreichischer Staatsangehörigkeit ebenso Ausländer wie das Kind einer syrischen Familie, die
vor dem Bürgerkrieg geflüchtet ist. Es liegt auf der
Hand, dass der Zuwanderungshintergund hier im
einen Fall eine ganz andere Relevanz entwickelt als
im anderen.
Optionsdeutsche
2,7%
Eingebürgerte
23,7%
Personen ohne
Migrationshintergrund
67,7%
Personen ohne
relevantem
Migrationshintergrund
75,6%
Personen mit
Migrationshintergrund
32,3%
Aussiedler/innen
14,8%
Nicht-Deutsche
46,8%
Familienangehörige
12,1%
Eingebürgerte
23,2%
Personen mit
relevantem
Migrationshintergrund
24,4%
Nicht-Deutsche
59,6%
Aussiedler/innen
16,0%
Familienangehörige
1,4%
Abb. 4: Bevölkerung mit Migrationshintergrund und Bevölkerung mit relevantem Migrationshintergrund zum 31.12.2014
40
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Das
Konzept
der
„Relevanz
des
Migrationshintergrundes“2 geht davon aus, dass
neben der Staatsangehörigkeit auch Geburtsland,
Zuzugsland und die Sprache des Herkunftslandes,
aber auch die Wohndauer und die Haushaltszusammensetzung einen Einfluss darauf haben, wie hoch
die soziale Relevanz des Migrationshintergrundes
ist. Dies sollte immer mit bedacht werden, wenn
„Menschen mit Migrationshintergrund“ thematisiert
werden.
Eine Analyse des Migrationshintergrundes der Erlangerinnen und Erlanger aus dem Jahr 2012 ergab,
dass bei rund einem Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund dieser eine nur geringe Relevanz
haben sollte. Erwartungsgemäß ist der Migrationshintergrund bei den optionspflichtigen Kindern und
den Familienangehörigen von Migranten nur bei
einer kleinen Minderheit relevant.
Männer
Frauen
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Erlangerinnen und Erlanger mit
Migrationshintergrund
Abbildung 4 zeigt die Anteile der Erlanger Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Knapp ein Drittel
der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund,
bei fast 47 Prozent von diesen handelt es sich um
Nicht-Deutsche.
Die Datengrundlagen sind in der Regel nicht ausreichend, um bei Personen mit Migrationshintergrund weitergehende Aussagen unter Berücksichtigung der Relevanz des Migrationshintergrundes zu
ermöglichen. Zur besseren Einschätzung der Ergebnisse sind in Abbildung 4 deshalb zusätzlich die
Anteile der Personen dargestellt, deren Migrationshintergrund relevant ist. Dies trifft auf gut 24 Prozent
der Erlangerinnen und Erlanger zu. Diese setzten
sich zusammen aus 60 Prozent Nicht-Deutschen, 23
Prozent Eingebürgerten und 16 Prozent Aussiedlerinnen und Aussiedlern. Es ist also davon auszugehen, dass unter dem Aspekt der sozialen Relevanz
des Migrationshintergrundes Optionsdeutsche und
Familienangehörige kaum eine Rolle spielen.
Leider ermöglichen die verfügbaren Daten eine
solche Differenzierung in der Regel nicht. Insofern
beschränken sich Analysen meist auf das Kriterium
der Staatsangehörigkeit.
Altersstruktur
Abbildung 5 zeigt einen Vergleich der Altersstruktur der Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationshintergrund - also Nicht-Deutsche, Eingebürgerte, Ausgesiedelte, Optionsdeutsche und
Familienangehörige von Migranten - mit der Struktur
der Gesamtbevölkerung.
Vor allem die Anteile der Kinder und Jugendlichen
sind unter den Personen mit Migrationshintergrund
deutlich höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. In
2
Dieses Konzept wurde vorgestellt in Statistik aktuell 4/2012: „Vielfalt ‚Migrationshintergrund‘ - Erlangerinnen und
Erlanger mit Migrationsgeschichte“.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
0
10
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
10
Personen mit Migrationshintergrund
Hauptwohnungsbevölkerung
Abb. 5: Altersstruktur von Personen mit Migrationshintergrund im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014
der Altersspanne von etwa 45 bis 70 Jahren sind
Menschen mit Migrationshintergrund dagegen unterrepräsentiert. Insgesamt liegt der Altersdurchschnitt
von Menschen mit Migrationshintergrund mit 37,5
Jahren unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt
von 41,6 Jahren.
Betrachtet man den Personenkreis mit Migrationshintergrund differenzierter (Abb. 6), so zeigt sich
ein relativ hoher Anteil an Nicht-Deutschen im Alter
von 20 Jahren bis Mitte 40. Bei Aussiedlerinnen und
Aussiedlern sind die Anteile ab 70 Jahren deutlich
überrepräsentiert3.
Aus Abbildung 6 geht auch hervor, dass sich der
hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen an den
Personen mit Migrationshintergrund größtenteils aus
Personen zusammensetzt, deren Migrationshintergrund kaum relevant ist: Hier dominieren vor allem
die Familienangehörigen.
Ohne Familienangehörige und Optionsdeutsche
liegt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung mit
3
In dieser Veröffentlichung wird immer sowohl die weibliche als auch die männliche Form verwendet. Aussagen wie
„32,3 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger haben einen Migrationshintergrund“ beziehen sich auf die Gesamtheit der Erlangerinnen und Erlanger und bedeuten nicht, dass sowohl 32,3
Prozent der Erlangerinnen als auch 32,3 Prozent der Erlanger
über einen Migrationshintergrund verfügen. Tatsächlich haben
31,8 Prozent der weiblichen und 32,7 Prozent der männlichen
Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Geschlechtsspezifische Auswertungen werden nur an den Stellen getätigt, wo sie
sachlich gerechtfertigt sind.
41
Migrationshintergrund bei rund 42,7 Jahren und ist
somit leicht überdurchschnittlich. Dabei beträgt das
Durchschnittsalter unter den Nicht-Deutschen 37,0
Jahre, den Eingebürgerten 43,6 Jahre und den Aussiedlern 59,2 Jahre.
Herkunft
Die Herkunft von Menschen mit Migrationshintergrund leitet sich ab aus der Staatsangehörigkeit.
Bei Menschen mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsangehörigkeit wird zur Bestimmung der
Herkunft alternativ auf die Zuzugsherkunft oder den
Geburtsort zurückgegriffen.
Unter allen Erlangerinnen und Erlangern mit Migrationshintergrund sind am häufigsten Menschen aus
der ehemaligen Sowjetunion, aus Polen, der Türkei
und dem ehemaligen Jugoslawien vertreten (Abb. 7).
Bei der Untergruppe der Nicht-Deutschen sind die
häufigsten Herkunftsländer das ehemalige Jugoslawien, die Türkei, die ehemalige Sowjetunion, Italien
und China.
Die Herkunft von Eingebürgerten wurzelt häufig in
der ehemaligen Sowjetunion, in Rumänien, der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien und Polen.
Aussiedler stammen zu 41 Prozent aus Polen,
27 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion, 19 Prozent aus der Tschechischen Republik und acht Prozent aus Rumänien.
Männer
Frauen
2.3Familienstand
Abbildung 8 zeigt anhand einer Bevölkerungspyramide die Zusammensetzung der Erlanger Bevölkerung im Hinblick auf ihren Familienstand. Etwa 36
Prozent der volljährigen Erlangerinnen und Erlanger
sind ledig. Deutlich sind hier die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Während der Anteil der Ledigen unter den erwachsenen Frauen knapp 32 Prozent beträgt, sind 41 Prozent der Männer ledig.
Knapp die Hälfte der Erlangerinnen und Erlanger
ist verheiratet. Dabei ist in 38 Prozent der Ehen der
Mann um mehr als drei Jahre älter als die Frau, in
weniger als fünf Prozent der Ehen ist es umgekehrt.
In der „durchschnittlichen Ehe“ ist der Mann drei
Jahre älter als die Frau.
Diese Altersdifferenz trägt auch dazu bei, dass unter
dem Personenkreis mit verstorbenen Ehe- oder
Lebenspartnern die Frauen deutlich überwiegen:
Während gut elf Prozent der Frauen verwitwet sind,
trifft dies auf nicht einmal drei Prozent der Männer
zu. Neben der Altersdifferenz zwischen Ehepartnern
spielt hier die höhere Lebenserwartung der Frauen
eine Rolle, aber auch die gering besetzten Altersjahre bei den Männern im höheren Alter, was noch
eine unmittelbare Folge des Zweiten Weltkrieges ist.
Die verwitweten Frauen in Abbildung 8 entsprechen
dem Frauenüberschuss in Abbildung 3.
Männer
Frauen
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
10
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
10
Nicht-Deutsche
Eingebürgerte
Aussiedler/innen
Optionspflichtige
Familienangehörige
Abb. 6: Altersstruktur von Personen mit Migrationshintergrund zum 31.12.2014
42
0
10
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
10
ehemalige Sowjetunion
Polen
Türkei
ehemaliges Jugoslawien
Sonstige
Abb. 7: Altersstruktur von Personen mit Migrationshintergrund nach Herkunft zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Männer
Frauen
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
10
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
10
ledig
verheiratet/Lebenspartnerschft
verwitwet/Lebenspartner/in verstorben
geschieden/Lebenspartnerschaft aufgehoben
Abb. 8: Altersstruktur nach Familienstand zum
31.12.2014
Welchen Anteil der Zweite Weltkrieg am aktuellen
Frauenüberschuss in den höheren Altersjahren hat,
lässt sich nicht genau beziffern, aber es kann davon
ausgegangen werden, dass der Frauenüberschuss
in den kommenden Jahrzehnten abnehmen wird.
Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, wird
der Anteil der Witwen sinken und nur noch bestimmt
sein von der höheren Lebenserwartung der Frauen
und der durchschnittlichen Altersdifferenz bei
Ehepartnern.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
43
3. Haushalte, Familien und
Formen des Zusammenlebens
Haushaltstypen
Haushaltestruktur der Erlangerinnen und Erlanger
Paarhaushalte
Familien
3. Haushalte, Familien und
Formen des Zusammenlebens
In Erlangen leben rund 4.600 Personen in einem
Studentenwohnheim, einem Altenheim oder einem
sonstigen Heim. Die verbleibenden rund 103.600
Erlangerinnen und Erlanger bilden 53.900 Haushalte
in verschiedensten Variationen.
„Familie“ werden die Paarhaushalte mit mindestens
einem Kind und die Alleinerziehendenhaushalte
zusammengefasst. Als Kinder zählen alle im Haushalt lebenden minderjährigen Nachkommen.
Haushaltestruktur der Erlangerinnen und Erlanger
Haushaltstypen
Folgende Grundtypen von Haushalten werden
unterschieden:
mit Kind
ohne Kind
Bei knapp der Hälfte der Erlanger Haushalte handelt es sich um Einpersonenhaushalte. Deren Zahl
ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich leicht
angestiegen, was sicherlich mit der zunehmenden
Zahl an Studierenden zusammenhängt, die - wenn
sie nicht in einem Studentenwohnheim leben - häufig
einen Einpersonenhaushalt bilden.
Deutliche Unterschiede in der Haushaltezusammensetzung werden sichtbar, wenn man die Haushalte
mit deutschen Haushaltsangehörigen den Haushalten mit gemischten oder rein nicht-deutschen Staatsangehörigen gegenüberstellt. In solchen „Haushalten
mit Migrationshintergrund“ ist der Anteil an Einpersonenhaushalten wesentlich niedriger zugunsten von
Paarhaushalten mit mindestens einem Kind unter 18
Jahren (Abb. 9).
Paarhaushalte
mit
Partner
ohne
Partner
sonstige
Mehrpersonenhaushalte
• Haushalte mit Partner und Kind: Eheliche und
nichteheliche Lebensgemeinschaften mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.
• Haushalte mit Partner ohne Kind: Verheiratete
und unverheiratete Paare.
• Haushalte ohne Partner mit Kind: Alleinerziehendenhaushalte mit mindestens einem Kind unter 18
Jahren.
• Haushalte
ohne
Partner
ohne
Kind:
Einpersonenhaushalte.
Abgesehen von den Einpersonenhaushalten können diesen Haushaltstypen noch weitere Personen
angehören, z.B. erwachsene Nachkommen oder
Elternteile.
Gibt es in einem Haushalt keine Eltern-Kind-Beziehungen und auch keine Paarbeziehungen, so spricht
man von einem „sonstigen Mehrpersonenhaushalt“.
Hierunter fallen z.B. Wohngemeinschaften. Unter
46
Gut 43 Prozent aller Haushalte sind Haushalte mit
Paaren. Häufigste Form des Zusammenlebens ist
hierbei die Ehe: Bei nur zwölf Prozent aller Paarhaushalte handelt es sich um eine nichteheliche
Lebensgemeinschaft, bei 88 Prozent um Ehepaare.
Der Anteil der nichtehelichen Lebensgemeinschaften an den Paarhaushalten ist in den vergangenen
zehn Jahren um rund fünf Prozentpunkte kontinuierlich angestiegen.
Von sämtlichen Paarhaushalten sind 65 Prozent kinderlos, in 35 Prozent lebt mindestens ein Kind unter
18 Jahren (Abb. 10).
Abbildung 11 zeigt nach Alter, wie sich die Bevölkerung in Paarhaushalten auf Haushalte mit Kindern
und auf kinderlose Haushalte verteilt. Hier wird deutlich, dass es sich bei den 65 Prozent kinderlosen
Paarhaushalten nur um einen Durchschnittswert
handelt, der vor allem durch einen hohen Anteil an
Paaren in mittlerem und höherem Alter entsteht,
deren Kinder bereits den elterlichen Haushalt verlassen haben. Im Gegensatz dazu findet sich ein
Minimum bei den 40-Jährigen: Nur 18 Prozent der
40-jährigen Bewohnerinnen und Bewohner eines
Paarhaushaltes leben kinderlos.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
alle Haushalte
48
mit Migrationshintergrund
28
37
28
ohne Migrationshintergrund
26
50
0%
15
28
20%
40%
60%
13
80%
4
5
4
4
4
5
100%
Einpersonenhaushalt
(Ehe-)Paar ohne Kind
(Ehe-)Paar mit mind. einem Kind
Alleinerziehendenhaushalt
sonstiger Mehrpersonenhaushalt
Abb. 9: Haushaltstypen nach Migrationshintergrund zum 31.12.2014 in Prozent
Sonstige
Haushalte
Paarhaushalte
88%
Ehepaare
56%
ohne Kinder
12%
NEL
32%
3%
9%
ohne
Kinder
35%
Paarhaushalte mit Kind
Abb. 10: Ehepaare und nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL) zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
47
100%
90%
51
80%
70%
60%
38
50%
40%
9
30%
20%
10%
20 26 32 38 44 50 56 62 68 74
Alter
2
0%
0%
20%
40%
60%
Abb. 12: Familien nach Zahl der Kinder zum
31.12.2014 in Prozent
Abb. 11: Personen in Paarhaushalten nach Alter und
Kindern im Haushalt zum 31.12.2014
(Abb. 13). Mehr als die Hälfte der 20-Jährigen wohnt
bereits in einem eigenen Haushalt.
Männliche Nachkommen verbleiben etwas länger im
elterlichen Haushalt als weibliche Nachkommen. Ein
Grund dafür ist sicherlich, dass - wie bereits an anderer Stelle erläutert - die männliche Hälfte von Paaren im Schnitt drei Jahre älter ist als die weibliche.
Junge Menschen verlassen häufig das Elternhaus,
um zusammen mit einem Partner oder einer Partnerin einen eigenen Haushalt zu gründen; aufgrund der
Altersdifferenz verlassen junge Frauen somit früher
das elterliche Domizil.
Dies wird in Abbildung 14 deutlich, welche die Altersstruktur der Erlanger Bevölkerung nach Haushaltstypen zeigt: Mit Erreichen der Volljährigkeit steigt der
Anteil der Paarhaushalte mit zunehmendem Alter
deutlich an. Im Alter ab Mitte 20 (Frauen) bzw. Ende
20 (Männer) steigt dann auch der Anteil der Paarhaushalte mit Kindern.
Familien
Zu den Familien gehören neben den Paarhaushalten mit Kindern auch die Alleinerziehenden. Rund vier Prozent aller Haushalte sind
Alleinerziehendenhaushalte.
Insgesamt handelt es sich bei 19 Prozent aller
Haushalte um einen Familienhaushalt. Unter den
Familienhaushalten ist wiederum jeder Fünfte ein
Alleinerziehendenhaushalt.
In den Erlanger Familien leben im Schnitt 1,62 Kinder. Die Hälfte der Erlanger Familien sind Familien
mit Einzelkindern (Abb. 12). In 38 Prozent der Familien leben zwei Kinder. Große Familien mit vier oder
mehr Kindern sind hingegen recht selten.
Der Auszug der Kinder aus dem elterlichen Haushalt beginnt unmittelbar nach Vollendung der Volljährigkeit: Während noch 97 Prozent der 17-Jährigen im elterlichen Haushalt wohnen, hat ein Viertel
der 18-Jährigen das Elternhaus bereits verlassen
100%
90%
80%
männlich
70%
60%
weiblich
50%
40%
30%
20%
10%
15
Alter
20
25
30
35
40
45
0%
Abb. 13: Nachkommen im elterlichen Haushalt nach Alter und Geschlecht zum 31.12.2014 in Prozent
48
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
In der Bevölkerungspyramide zeigt sich zudem, dass
es sich bei den Alleinerziehenden fast ausschließlich
um Mütter mit Kindern handelt.
Weiterhin fällt auf, dass die „Säule“ der Einpersonenhaushalte - etwa ab dem 40. Lebensjahr aufwärts nach rechts geneigt ist. Mit zunehmendem Alter finden sich also immer weniger alleinlebende Männer,
dafür aber immer mehr Einpersonenhaushalte mit
Frauen.
Männer
Frauen
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
10
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
10
Einpersonenhaushalte insgesamt
(Ehe-)paar ohne Kind insgesamt
(Ehe-)paar mit Kind insgesamt
Alleinerziehendenhaushalt insgesamt
sonstiger Mehrpersonenhaushalt insgesamt
Abb. 14: Altersstruktur nach Haushaltstypen zum
31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
49
4. Ökonomische Lage
Nettoäquivalenzeinkommen
Verfügbares Einkommen
Einkommen nach
sozioökonomischen Merkmalen
Einkommen nach Geschlecht
Einkommen nach Alter
Einkommen nach Migrationshintergrund
Einkommen nach Haushaltstyp
Einkommen nach Kinderzahl
Einkommensungleichheit
4. Ökonomische Lage
Methodisches
Aussagen über die ökonomische Situation von
Bevölkerungsgruppen sind in der Regel mit Problemen behaftet, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Während der Einzelne seine eigene ökonomische Lage in den meisten Fällen durchaus
einigermaßen realistisch einschätzen kann, steht die
Analyse der ökonomischen Situation größerer Bevölkerungsgruppen vor methodischen Schwierigkeiten.
Unter „Wirtschaften“ wird jede Handlung subsumiert,
die planvoll auf das Erreichen eines bestimmten Zieles mit knappen Mitteln ausgerichtet ist. Ökonomisches Handeln ist somit vielschichtig: Es gibt Ziele,
die dem unmittelbaren Lebensunterhalt
dienen und Ziele, die darüber hinausgehen. Außerdem ist es ein Unterschied, ob eine Person für sich
alleine wirtschaften kann, oder
ob dies in einem Familienverband geschieht. Darüber hinaus ist eine Entscheidung
darüber erforderlich, welches Handeln der Zielerreichung am besten dient.
Zudem müssen die verfügbaren Mittel auf konkurrierende Ziele aufgeteilt werden. Ein Haushalt
als wirtschaftliche Einheit
steht somit im Spannungsfeld von individuellen Zielen,
Bedürfnissen der Haushaltsgemeinschaft und gegebenen materiellen Mitteln.
Einer statistischen Erfassung der ökonomischen Situation sind hier Grenzen gesetzt. Erfasst
werden können die „harten Fakten“: Welches Einkommen steht einem Haushalt zur Verfügung?
Da es hierzu keine amtliche Statistik gibt, muss die
Bevölkerung befragt werden. Dazu sind verschiedene Verfahren im Einsatz: So werden z.B. bei
der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Einkommen und Ausgaben detailliert erfasst. Im Mikrozensus hingegen wird das Haushaltseinkommen
pauschal abgefragt und nicht nach den einzelnen
Einkommensarten differenziert. Bei der pauschalen
Frage nach dem Haushaltseinkommen besteht die
Gefahr, dass unregelmäßige Einkommensbestandteile vergessen werden, das Einkommen also unterschätzt wird.
52
Ein grundsätzliches Problem ist, dass die Befragten oft nicht ausreichend Kenntnis haben über das
gesamte Haushaltseinkommen und es dadurch zu
Verzerrungen kommt.
Aus Ergebnisvergleichen geht jedoch hervor, dass
beide Methoden im Hinblick auf die relative Einkommensverteilung kaum Unterschiede aufweisen.
Lediglich das Einkommensniveau wird bei einer pauschalen Selbsteinschätzung etwas niedriger eingeschätzt als bei einer detaillierten Erfassung.
Sowohl die in der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe als auch die im Mikrozensus erhobenen
Einkommenswerte liegen jedoch nur auf Basis größerer räumlicher Einheiten vor, da die Stichprobe zu
klein ist, um für eine Stadt der Größe Erlangens
zuverlässige Aussagen machen zu können. Darüber hinaus sind auch Aussagen auf gesamtstädtischer Ebene
unzureichend, da innerhalb der
Stadt differenziert werden soll,
denn es geht in erster Linie
darum, Differenzen sichtbar
zu machen.
Die Einkommensangaben
in diesem Bericht wurden
von der Abteilung Statistik
und Stadtforschung selbst im
Rahmen von repräsentativen
Bürgerbefragungen erhoben.
Bei der Befragung „Leben in
Erlangen“, die alle zwei Jahre
stattfindet, wird etwa jede 30.
Person mit Hauptwohnsitz in Erlangen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren
schriftlich befragt. Diese Befragung enthält
einen Teil mit demografischen Angaben, aus dem
auch Informationen über die Haushaltszusammensetzung und das verfügbare Haushaltseinkommen
hervorgeht. Die hier dargestellten Einkommenswerte beziehen sich auf die Ergebnisse der Befragungen aus den Jahren 2012 und 2014, die zusammengefasst wurden, um eine breitere Datenbasis zu
erhalten.
Da das Haushaltsnettoeinkommen jedoch auch nur
einen Teil der ökonomischen Realität widerspiegelt,
wurde in der Bürgerbefragung 2014 noch zusätzlich
die Frage gestellt, wie viel Einkommen dem Haushalt
zur freien Verfügung bleibt, also z.B. für Lebensmittel, Bekleidung oder Freizeitaktivitäten. Darüber hinaus wurde gefragt, ob der Haushalt zur Miete wohnt
und wie die Belastung durch eventuelle Mietkosten
eingeschätzt wird.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Das ökonomische Potenzial, welches ein bestimmFaktoren der weiteren Haushaltsmitglieder: 0,5 für
tes Haushaltseinkommen mit sich bringt, ist abhänjede weitere Person ab 14 Jahren, 0,3 für jede Pergig von der Zusammensetzung des Haushalts. Um
son unter 14 Jahren. Wird das Haushaltsnettoeindas Durchschnittseinkomkommen durch die Summe
men eines Haushaltsmitder Faktoren geteilt, erhält
glieds zu ermitteln, genügt
man das NettoäquivaBegriffsdefinitionen
es nicht, das Haushaltseinlenzeinkommen pro Kopf.
• Haushaltsnettoeinkommen: Summe der
kommen durch die Zahl der
Im Gegensatz zu Hausmonatlichen Nettoeinkünfte aller Personen,
Haushaltsmitglieder zu teihaltseinkommen sind die
die einen gemeinsamen Haushalt bilden:
len, denn es gibt EinsparNettoäquivalenzeinkomLöhne und Gehälter, Einkünfte aus selbeffekte in Abhängigkeit von
men für Personen untereiständiger Tätigkeit, Kindergeld, Wohngeld,
Größe und Beschaffenheit
nander vergleichbar.
Einkommen aus Vermietung und Verpachdes Haushalts. Eine FamiFür die vorliegende Veröftung, Transferleistungen.
lie mit zwei Erwachsenen
fentlichung ist also folgenund zwei Kindern zahlt
• Verfügbares
Haushaltsnettoeinkommen:
des zu beachten:
ebenso nur eine Miete wie
Teil des Haushaltsnettoeinkommens, der
Zur Vereinfachung werein Einpersonenhaushalt.
nach Abzug laufender Kosten übrig bleibt.
den die Bezeichnungen
Auch wenn die Familie mit
Laufende Kosten sind z.B. Mietkosten,
„Einkommen“ bzw. „Prozwei Kindern mehr WohnNebenkosten der Wohnung, KreditverbindKopf-Einkommen“ verwenraum als ein Single benölichkeiten, Kosten für Kraftfahrzeuge, Versidet. Diese stehen - sofern
tigt, wird sie für geeigneten
cherungsbeiträge etc.
nichts anderes angegeben
Wohnraum nicht die vierfa• Nettoäquivalenzeinkommen: In Abhänist - synonym für Nettoäquiche Miete zahlen, sondern
gigkeit von der Haushaltszusammensetvalenzeinkommen nach der
weniger. Größere Anschafzung gewichtetes Haushaltsnettoeinkomneueren OECD-Skala.
fungen, wie ein Kfz oder
men. Nach dieser Bedarfsgewichtung
Die
Einkommensdaten
eine Waschmaschine sind
sind Nettoäquivalenzeinkommen pro Kopf
beruhen
auf repräsentatiebenso im Familienhausvergleichbar.
ven
Bürgerbefragungen,
halt nicht für jede Person
• Median-Mittelwert der Nettoäquivalenzeinsind deshalb vergleichseinzeln zu tätigen, sondern
kommen: Einkommenswert, der die Bevölweise aktuell und größin vielen Fällen eben genau
kerung in zwei Hälften teilt. Eine Hälfte hat
tenteils auch kleinräumig
ein Mal, genauso wie im
ein Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb
auswertbar.
Singlehaushalt.
des Medians, die andere Hälfte einen EinAuf
EinkommensvergleiUm die unterschiedliche
kommenswert so groß wie der Median-Wert
che
mit
anderen GebietsHaushaltszusammensetoder größer.
körperschaften
außerhalb
zung zu berücksichtigen,
Erlangens
wird
verzichtet,
wird das Haushaltsnettoda dazu eine einheitliche
Beispiel:
einkommen in AbhängigDatengrundlage existieren
Paarhaushalt, 2 Kinder (14 und 6 Jahre)
keit von der Haushaltszumüsste, was leider nicht der
Haushaltsnettoeinkommen: 2.400 Euro
sammensetzung gewichtet.
Fall ist. Um zu vermeiden,
Die HaushaltsnettoeinkomGewichtungsfaktoren:
dass die in diesem Bericht
men werden in ein Netverwendeten Einkommenstoäquivalenzeinkommen
angaben mit denen anderer
transformiert und somit
Quellen mit verschiedenem
vergleichbar gemacht. Zur
methodischen Hintergrund
Gewichtung gibt es ver1 + 0,5 + 0,5 + 0,3 = 2,3
verglichen werden, wird
schiedene Verfahren. In
hier in den allermeisten
diesem Bericht wird die
Nettoäquivalenzeinkommen:
Fällen bewusst auf die
neuere OECD-Skala zur
2.400 Euro : 2,3 = 1.044 Euro pro Person
Angabe von absoluten EinGewichtung
herangezokommenswerten verzichgen, die am häufigsten Vertet. Stattdessen werden
wendung findet: Bei dieser
relative
Differenzen
zum
Durchschnittseinkommen
bekommt die erste erwachsene Person im Haushalt
dargestellt.
den Gewichtungsfaktor 1. Hinzuaddiert werden die
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
53
4.1Nettoäquivalenzeinkommen
Die in den Erlanger Bürgerinnen- und Bürgerbefragungen erhobenen Haushaltsnettoeinkommen werden nach der neueren OECD-Skala gewichtet. Einkommenswerte in diesem Bericht beziehen sich auf
die Befragungen der Jahre 2012 und 2014, die im
Hinblick auf eine verlässlichere Datenbasis zusammengefasst wurden. Die Zusammenfassung ist insbesondere hinsichtlich kleinräumiger Auswertungen
sinnvoll.
Für die Stadt Erlangen liegen Nettoäquivalenzeinkommen für die Jahre 2006, 2008, 2012 und 2014
vor. Hier zeigt sich eine jährliche Steigerungsrate
von etwa zwei bis vier Prozent. Während das Nettoäquivalenzeinkommen im Jahr 2006 im Schnitt
1.600 Euro betrug, ist es bis 2014 auf etwa 2.000
Euro angestiegen (Abb. 15).
Für die vorliegende Veröffentlichung ergibt sich ein
durchschnittliches Nettoäquivalenzeinkommen von
1.930 Euro. Dabei handelt es sich um das arithmetische Mittel. In der Regel wird jedoch das sogenannte
Medianeinkommen als Mittelwert herangezogen.
Der Median ist der Wert, der sämtliche Einkommen
in zwei gleich große Hälften aufteilt. Dieser ist niedriger als das arithmetische Mittel und liegt in Erlangen
bei 1.830 Euro.
Als „armutsgefährdet“ werden im Allgemeinen Menschen bezeichnet, deren Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens
beträgt. In Bezug auf das Erlanger Medianeinkommen liegt die Schwelle somit bei 1.100 Euro. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass das
Durchschnittseinkommen der Erlangerinnen und
Erlanger über dem bayerischen Durchschnitt und
über dem bundesweiten Durchschnitt liegt. „Armutsgefährdung“ ist somit relativ, denn eine Person,
die nach Erlanger Verhältnissen als armutsgefährdet eingestuft werden könnte, wäre unter Umständen nicht als armutsgefährdet einzustufen, würde
2.500€
2.000€
1.500€
1.000€
500€
0€
2006
2008
2010
2012
2014
Jahr
Abb. 15: Entwicklung des Erlanger Nettoäquivalenzeinkommens seit 2006
man als Armutsgefährdungsschwelle zum Beispiel
60 Prozent des bayerischen Medianeinkommens
annehmen; dieses lag im Jahr 2013 nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes bei 973 Euro.
Gemessen an der bundesweiten Einkommensstruktur liegt die Schwelle bei 892 Euro.
Abbildung 16 zeigt die Einkommensverteilung der
Erlangerinnen und Erlanger. Gut 17 Prozent der
Erlanger Bevölkerung verfügen über ein Pro-KopfEinkommen von unter 1.000 Euro. Der mittlere Einkommensbereich von 1.000 bis unter 2.200 Euro ist
mit 46 Prozent am stärksten besetzt. Einkommen ab
3.400 Euro sind eher selten: Etwa sechs Prozent der
Erlangerinnen und Erlanger fallen in diese Kategorie.
Kleinräumig betrachtet zeigen sich beträchtliche
Unterschiede. Das höchste Nettoäquivalenzeinkommen findet sich aktuell in der Reuth (Bezirk 71), wo es
um gut 19 Prozent über dem städtischen Mittelwert
25%
20%
15%
10%
5%
unter 400€
400€ - u.
1.000€
1.000€ - u. 1.600€ - u. 2.200€ - u. 2.800€ - u. 3.400€ - u. 4.000€ - u. 4.600€ und
1.600€
2.200€
2.800€
3.400€
4.000€
4.600€
mehr
0%
Abb. 16: Verteilung der Nettoäquivalenzeinkommen in Erlangen
54
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
liegt. Im Röthelheimpark (Bezirk 33) liegt das Einkommen um 17 Prozent über dem Durchschnitt.
Rund 16 Prozent über dem Einkommensdurchschnitt
liegen die Erlangerinnen und Erlanger in Sieglitzhof
(Bezirk 22) und dem Burgberg (Bezirk 20).
Am anderen Ende der Skala sind die durchschnittlichen Einkommen der Bevölkerung am Anger
(Bezirk 40) einzuordnen: Deren Nettoäquivalenzeinkommen liegt um mehr als ein Viertel unter dem städtischen Durchschnitt. Das Einkommen der Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt (Bezirk 01) liegt
15 Prozent unter dem Durchschnitt, gefolgt von der
Markgrafenstadt (Bezirk 02) mit rund 13 Prozent
und den Bezirken Büchenbach Nord (Bezirk 77),
Rathenau (Bezirk 41) und Buckenhofer Siedlung
(Bezirk 24), wo das Einkommen rund neun Prozent
unter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert
liegt (Abb. 17).
Bei diesen Durchschnittswerten sollte immer beachtet werden, dass auch innerhalb der Bezirke in der
Regel die Einkommen ungleich verteilt sind. So
gehört der Röthelheimpark hinsichtlich des Durchschnittseinkommens zu den Spitzenreitern, doch
existieren innerhalb des Röthelheimparks Teilgebiete, deren Bevölkerung über stark unterdurchschnittliche Einkommen verfügt. Ebenso ist im
innerstädtischen Bereich von einer großen Heterogenität auszugehen, denn hier wird das Durchschnittseinkommen nach unten gezogen durch die
große Anzahl an Studierenden, die in der Regel über
unter -15
-15 bis unter -9
-9 bis unter -3
-3 bis unter 3
3 bis unter 9
9 bis unter 15
15 und höher
80
81
gering
80
mittel
hoch
81
82
10
70
01
77
78
73
24
25
03
76
22
23
02
04
12
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
52
51
50
63
Abb. 18: Streuung der Nettoäquivalenzeinkommen
innerhalb der Statistischen Bezirke
unter 2
2 bis unter 5
5 bis unter 8
8 bis unter 11
11 und höher
80
81
82
82
10
70
77
12
76
70
01
04
73
42
43
62
32
63
Abb. 17: Abweichung des Nettoäquivalenzeinkommens vom gesamtstädtischen Durchschnitt
in Prozent nach Statistischen Bezirken
44
45
62
52
50
51
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
42
43
52
50
33
30
41
61
60
45
24
25
03
74
44
61
60
22
23
02
40
75
32
74
04
76
41
75
01
12
33
30
77
78
24
25
40
11
71
21
20
22
23
02
03
10
21
20
11
71
78
73
71
21
20
11
51
63
Abb. 19: Anteil der Bevölkerung mit hohem Nettoäquivalenzeinkommen nach Statistischen
Bezirken
55
ein geringes Einkommen verfügen. Auf der anderen
Seite gibt es Bezirke, in denen die Streuung relativ
gering ist, wo also die Einkommen näher beieinander
liegen (Abb. 18). Je geringer die Streuung innerhalb
eines Bezirkes ist, desto homogener ist dort auch die
Sozialstruktur.
Abbildung 19 zeigt den Anteil der Bevölkerung mit
besonders hohen Nettoäquivalenzeinkommen; als
Schwelle wurde hier das doppelte Medianeinkommen
angenommen. Gut sechs Prozent der Erlangerinnen
und Erlanger fallen in diese Einkommensklasse.
Die Anteile der Bevölkerung mit niedrigen Einkommen sind in Abbildung 20 dargestellt. Als niedriges
Einkommen sind hier Einkommen unterhalb der
„Armutsgefährungsgrenze“ definiert, also weniger
als 60 Prozent des - in diesem Fall Erlanger - Medianeinkommens. Insgesamt betrifft dies 18 Prozent
der Erlanger Bevölkerung.
unter 8
8 bis unter 16
16 bis unter 24
24 bis unter 32
32 und höher
80
81
82
10
70
11
71
01
77
78
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
4.2 Verfügbares Einkommen
62
52
50
Das Haushaltseinkommen setzt sich in der Regel
aus verschiedenen Bestandteilen zusammen: Neben
den Erwerbseinkommen der Haushaltsmitglieder
zählen dazu unter anderem auch Mieteinnahmen,
Vermögenszinsen, Renten- bzw. Pensionsbezüge
aber auch Sozialleistungen.
Dem Einkommen eines Haushaltes stehen laufende
Ausgaben gegenüber, die vom vorhandenen Einkommen bestritten werden müssen. So sind Zahlungen für Miete oder auch für die Tilgung von Krediten
für den eigenen Wohnraum zu leisten. Vielgestaltig
sind oft auch die Zahlungen der Wohnnebenkosten. Darüber hinaus müssen häufig weitere Kredite
getilgt werden, z.B. für ein Kraftfahrzeug oder sonstige Anschaffungen.
Zieht man die Summe dieser Ausgaben vom gesamten Haushaltseinkommen ab, erhält man das verfügbare Einkommen.
Da die Ausgabenseite eines Haushaltes aufgrund
ihrer Unübersichtlichkeit ebenso schwer im Detail zu
erfassen ist wie die Einnahmeseite, wird auch hier
lediglich der Betrag des verfügbaren Haushaltseinkommens abgefragt. Erstmals wurden die Erlangerinnen und Erlanger in der Bürgerbefragung 2014
gefragt, wie viel Einkommen ihr Haushalt monatlich
24
25
03
76
22
23
02
04
12
73
21
20
51
63
Abb. 20: Anteil der Bevölkerung mit geringem Nettoäquivalenzeinkommen nach Statistischen
Bezirken
ungefähr zur freien Verfügung hat (z.B. für Lebensmittel, Kleidung oder Freizeit). Wie bei der Frage
nach dem gesamten Haushaltseinkommen wird hier
davon ausgegangen, dass die Befragten dies relativ
gut einschätzen können.
Aus den Ergebnissen der Befragung, die Ende 2014
durchgeführt wurde, ergibt sich für die Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahren ein
verfügbares Nettoäquivalenzeinkommen von rund
900 Euro. Im Schnitt verbleiben somit gut 42 Prozent
des Haushaltseinkommens zur Verfügung.
Insgesamt gibt knapp ein Drittel der Befragten an,
mit ihrem verfügbaren Haushaltseinkommen sehr
gut zurecht zu kommen, 21 Prozent kommen damit
jedoch eher schlecht oder sehr schlecht zurecht;
Vom Haushaltseinkommen verbleiben ...
weniger als ein Drittel
ein Drittel bis zwei Drittel
29
69
0%
Ich komme damit zurecht:
20%
sehr gut
15
48
36
mehr als zwei Drittel
5
31
46
17
40%
eher gut
60%
eher schlecht
80%
3
100%
sehr schlecht
Abb. 21: Beurteilung des verfügbaren Einkommens nach verfügbarem Einkommensbestandteil
56
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Da die Aufwendungen für den Wohnraum einen großen Anteil der regelmäßigen Ausgaben darstellen,
kommen die Erlangerinnen und Erlanger, die über
eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus
verfügen, mit ihrem Einkommen deutlich besser
zurecht: Knapp 24 Prozent der 18- bis 80-Jährigen,
die zur Miete wohnen, kommen mit dem verfügbaren Einkommen sehr gut zurecht; dies trifft auf 43
Prozent der Befragten zu, die Eigentümer ihrer Wohnung bzw. ihres Hauses sind.
unter 20
20 bis unter 28
28 bis unter 36
36 bis unter 42
42 und höher
80
81
82
10
70
71
77
78
01
04
12
73
76
21
20
11
22
23
02
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
4.3 Einkommen nach
sozioökonomischen Merkmalen
Das Nettoäquivalenzeinkommen unterscheidet sich
teilweise stark in Abhängigkeit von sozialstrukturellen Merkmalen. An dieser Stelle sollen grundlegenden Differenzen aufgezeigt werden. Vertiefte
Auswertungen dazu finden sich in den folgenden
Kapiteln.
52
50
51
63
Abb. 22: Anteil der Befragten, die mit ihrem verfügbaren Haushaltseinkommen sehr gut
zurecht kommen
das sind auf die Gesamtheit der 18- bis 80-Jährigen
hochgerechnet ca. 18.000 Personen.
Betrachtet man nur diejenigen, deren verfügbares
Einkommen weniger als ein Drittel des gesamten
Haushaltsnettoeinkommens beträgt, steigt der Anteil
der Unzufriedenen auf 36 Prozent.
Völlig anders beurteilen dagegen die Erlangerinnen
und Erlanger die Situation, die mehr als zwei Drittel ihres Haushaltsnettoeinkommens zur freien Verfügung haben: Von diesen kommen nur knapp drei
Prozent eher schlecht mit den verfügbaren Mitteln
zurecht, 69 Prozent jedoch sehr gut (Abb. 21).
Auch die Zufriedenheit mit dem verfügbaren Einkommen variiert kleinräumig recht stark (Abb. 22).
In Kriegenbrunn (Bezirk 62) geben 52 Prozent an,
mit ihrem verfügbaren Einkommen sehr zufrieden
zu sein. Am Burgberg (Bezirk 20) sind dies 46 Prozent, in Tennenlohe (Bezirk 52) 41 Prozent. Je rund
40 Prozent sehr Zufriedene finden sich in Bierlach
(Bezirk 45), im Röthelheimpark (Bezirk 33) und in
Büchenbach West (Bezirk 78).
Am anderen Ende der Skala findet sich der Anger
(Bezirk 40), wo nur 18 Prozent der Befragten mit ihrem
verfügbaren Einkommen sehr zufrieden sind, gefolgt
von Sebaldus (Bezirk 32), Rathenau (Bezirk 41), der
Altstadt (Bezirk 01), Heiligenloh (Bezirk 10), Dechsendorf Ost (Bezirk 81) und Eltersdorf (Bezirk 50),
wo jeweils weniger als ein Viertel sehr gut mit dem
verfügbaren Einkommen zurechtkommen.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Einkommen nach Geschlecht
Das Pro-Kopf-Einkommen von Frauen liegt gut
sechs Prozent unter dem Erlanger Durchschnitt,
das der Männer hingegen sechs Prozent über dem
Durchschnitt.
Einkommen nach Alter
Vor allem bei den jüngeren Erlangerinnen und
Erlangern liegen die Nettoäquivalenzeinkommen
stark unter dem Durchschnitt. Darunter ist ein großer Anteil an Personen, die sich noch in Ausbildung
befinden und somit über ein geringes oder gar kein
eigenes Einkommen verfügen.
Im Alter ab Mitte 20 steigt dann das Durchschnittseinkommen steil an und erreicht seinen Spitzenwert
bei den 32-Jährigen (Abb. 23). Etwa ab dem Alter
+30%
+20%
+10%
0%
-10%
-20%
-30%
-40%
-50%
20
30
40
50
60
70
80
Alter
Abb. 23: Abweichung altersspezifischer Durchschnittseinkommen vom gesamtstädtischen
Durchschnitt
57
Bei den Einpersonenhaushalten ist zu beachten, dass es in
18 bis unter 25 Jahre
-60%
Abhängigkeit vom Alter große
Unterschiede gibt. Während
25 bis unter 35 Jahre
das Durchschnittseinkommen
35 bis unter 45 Jahre
+21%
alleinlebender
Erlangerinnen
und Erlanger im Alter von 18
45 bis unter 65 Jahre
+11%
bis unter 25 Jahren 60 Prozent
65 bis 80 Jahre
-11%
unter dem Durchschnitt liegt,
sind die 35- bis unter 45-Jäh-60%
-40%
-20%
0%
+20%
+40%
rigen finanziell deutlich besser
ausgestattet (Abb. 24).
Abb. 24: Abweichung altersspezifischer Durchschnittseinkommen vom
Alleinerziehende müssen im
gesamtstädtischen Durchschnitt bei Einpersonenhaushalten
Schnitt mit spürbar weniger
Einkommen
zurechtkommen:
von 40 Jahren sinkt das Durchschnittseinkommen
Ihr
Einkommen
liegt
rund
23
Prozent
unter dem
wieder etwas. Dies hängt mit Familiengründungen
Durchschnitt.
zusammen, in deren Verlauf aufgrund von Kindererziehung oft ein Einkommensbestandteil entfällt.
Mit dem Ende der Erwerbsphase fällt das durchschnittliche Einkommen ab dem 60. Lebensjahr
sukzessive. Im Alter von etwa 76 bis 80 Jahre sinkt
das Einkommen zusätzlich. Es ist davon auszugehen, dass dies mit der niedrigeren Lebenserwartung
von Männern zusammenhängt; es überwiegen hier
alleinlebende Frauen mit geringeren Altersbezügen.
Einkommen nach Migrationshintergrund
Einkommen nach Kinderzahl
Abbildung 25 zeigt, dass mit der Größe einer Familie
das Durchschnittseinkommen sinkt. Dagegen liegt
bei den kinderlosen 25- bis 45-Jährigen das Nettoäquivalenzeinkommen rund zwölf Prozent über dem
Durchschnitt.
4.4Einkommensungleichheit
Die Ungleichverteilung der Nettoäquivalenzeinkommen kann anhand einer Lorenz-Kurve verdeutlicht
werden. Die Lorenz-Kurve zeigt die Menge des Einkommens in Bezug auf die Menge der Bevölkerung
(Abb. 26). Dabei zeigt die blaue Linie die tatsächliche Verteilung, die grüne Linie eine Gleichverteilung.
So verfügen bei Gleichverteilung z.B. 20 Prozent der
Bevölkerung über 20 Prozent des Einkommens.
Je weiter die blaue von der grünen Linie abweicht,
umso größer ist die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung. Entsprechend der blauen Linie exisEinkommen nach Haushaltstyp
tieren also in Erlangen 20 Prozent der Bevölkerung,
die lediglich über sieben Prozent des gesamten EinAuch nach Haushaltstyp gibt es Differenzen bei den
kommens verfügen.
Durchschnittseinkommen.
Während die Hälfte der Bevölkerung über 30 ProWährend das Durchschnittseinkommen bei den
zent des gesamten Einkommens verfügt, stehen der
Paarhaushalten ohne Kinder leicht über dem
anderen Hälfte 70 Prozent zur Verfügung. An der
gesamtstädtischen Durchschnitt liegt und bei PaarSpitze existieren 20 Prozent Bevölkerung, auf die 35
haushalten mit Kindern genau im Schnitt, liegen EinProzent des gesamten Einkommens entfällt.
personenhaushalte gut fünf Prozent darunter.
Bezieht man den Einkommensanteil der zehn Prozent der einkommenstärksten
Bevölkerungsgruppe auf den
Einkommensanteil der zehn Prokein Kind
+12%
zent der einkommensschwächsten Bevölkerungsgruppe, erhält
ein Kind
+4%
man ein Maß für die Ungleichzwei Kinder
-2%
verteilung von Einkommen.
drei und mehr Kinder
-7%
Dieser Wert der Einkommensdisparität liegt bezogen auf
-10%
-5%
0%
+5%
+10%
+15%
alle Erlangerinnen und Erlanger bei 8,7, was also bedeuAbb. 25: Abweichung der Durchschnittseinkommen vom gesamtstädtischen
tet, dass die zehn Prozent der
Durchschnitt bei 25- bis 45-Jährigen nach Zahl der Kinder
Das durchschnittliche Einkommen der Erlangerinnen und Erlanger mit Migrationshintergrund liegt gut
zwölf Prozent unter dem Durchschnitt. Bei NichtDeutschen - also einer Untergruppe der Personen
mit Migrationshintergrund - ist die Differenz mit neun
Prozent etwas geringer. Dies liegt daran, weil sich
unter den Personen mit Migrationshintergrund Aussiedlerinnen und Aussiedler befinden, deren Einkommen häufig unterdurchschnittlich sind, da die
Mehrheit von ihnen bereits im Seniorenalter ist.
58
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
einkommensstärksten Erlangerinnen und Erlanger
über fast neun Mal so viel Einkommen verfügen
wie die zehn Prozent der einkommensschwächsten
Bevölkerung.
In Abbildung 27 ist das Maß der Einkommensungleichheit für Teilgruppen der Bevölkerung dargestellt. Die Einkommensdisparität ist unter den Männern etwas höher als unter den Frauen. Ein Vergleich
nach Altersgruppen zeigt, dass vor allem unter der
jüngeren Bevölkerung die Ungleichheit sehr groß
ist, da in dieser Altersklasse sehr unterschiedliche
Lebensläufe existieren im Spektrum von Studierenden mit Minimaleinkommen, einkommensstarken
Singlehaushalten, jungen Familien usw.. Entsprechend zeigt sich auch bei den Einpersonenhaushalten eine noch größere Einkommensdisparität.
Anteil des Einkommens
100%
80%
60%
40%
20%
0%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Anteil der Bevölkerung
Abb. 26: Verteilung des Einkommens auf die Erlangerinnen und Erlanger
Bevölkerung insgesamt
8,7
männliche Bevölkerung
9,0
weibliche Bevölkerung
8,4
Bevölkerung unter 30 Jahre
12,9
Bevölkerung 30 bis unter 45 Jahre
5,5
Bevölkerung 45 bis unter 65 Jahre
6,0
Bevölkerung 65 bis 80 Jahre
5,8
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
11,0
Bevölkerung ohne Migrationshintergrund
8,1
Einpersonenhaushalte
14,3
Paarhaushalte ohne Kind
8,3
Paarhaushalte mit Kind
5,1
Alleinerziehendenhaushalte
8,6
Kinderlose Haushalte
10,1
Haushalte mit einem Kind
6,1
Haushalte mit zwei Kindern
3,8
Haushalte mit drei oder mehr Kindern
3,9
0,0
3,0
6,0
9,0
12,0
15,0
Einkommensdisparität
Abb. 27: Einkommensungleichheit der Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahre nach Geschlecht, Altersklassen, Migrationshintergrund, Haushaltstypen und Zahl der Kinder im Haushalt
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
59
5. Bildung und Berufstätigkeit
Schulische Bildung
Schulbildung nach Einkommen
Übertritte
Einkommen nach Schulabschluss
Einkommen nach Geschlecht
Entwicklung der Schulabschlüsse
Berufliche Bildung
Entwicklung der beruflichen Abschlüsse
Weitere und tiefergehende Informationen zum Themenfeld „Bildung“ finden Sie im
Erlanger Bildungsbericht 2016. Der Erlanger Bildungsbericht stellt die formale Bildung der Erlangerinnen und Erlanger im Lebenslauf dar. Unter formaler Bildung
versteht man dabei das Lernen, das üblicherweise in einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung stattfindet, strukturiert ist und zu einer Zertifizierung führt. Neben
den Bereichen der „frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung“, der „allgemeinbildenden Schulen“, der „beruflichen Bildung“ und der „Universität“ setzt er die
Schwerpunkte „Ganztagsbildung“ und „Übergang: Schule – Beruf“.
In Folgeberichten zum Thema Bildung soll darüber hinaus der Bereich der informellen Bildung (Lernen, das im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der
Freizeit stattfindet, z.B. im Jugendtreff, der Natur, Aktivitäten mit der Familie) und
non-formalen Bildung (systematisches Lernen, das nicht in Bildungs- oder Berufsbildungseinrichtungen stattfindet und üblicherweise nicht zur Zertifizierung führt, z.B. Musikschule, Theatergruppe, Sportverein, Nachhilfeunterricht) näher betrachtet
werden.
Die Bildungsberichterstattung kann dabei durch einzelne Schwerpunktberichte zu
speziellen Themen ergänzt werden.
Bildungsberichte sollen Diskussionsgrundlage für die politischen Entscheidungsträger und die interessierte Öffentlichkeit sein. Bildungsberichterstattung zielt darauf
ab, Diskussionen zum Thema Bildung mit aussagekräftigen Daten und Fakten zu
unterstützen und damit gezielt fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Born/Kempf
5. Bildung und Berufstätigkeit
5.1 Schulische Bildung
(Abb. 28). In letzteren verfügen fast ein Viertel über
einen Volks- oder Hauptschulabschluss; dies trifft
auf nur sieben Prozent der Angehörigen einkommensstarker Haushalten zu. Die Anteile der Bevölkerung mit mittlerer Reife sind weniger stark vom
Einkommen abhängig.
Die 61 Prozent der 18- bis 80-Jährigen mit Abitur
oder Fachhochschulreife verteilen sich nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet (Abb. 30). In Eltersdorf (Bezirk 50) verfügen rund 35 Prozent über die
(Fach-)Hochschulreife, gefolgt von Büchenbach
Dorf (Bezirk 76) mit einem Anteil von 41 Prozent und
Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 43 Prozent. Spitzenreiter sind Loewenich (Bezirk 23) und der Bezirk
Rathausplatz (Bezirk 03) mit je rund 86 Prozent
sowie die Markgrafenstadt (Bezirk 02), wo 83 Prozent der Bevölkerung über die Fachhochschulreife
oder die allgemeine Hochschulreife verfügen.
Betrachtet man die Bevölkerung, die über einen
akademischen Doktorgrad verfügt, bezogen auf
die gesamte Bevölkerung ab 25 Jahren, schneidet der Burgberg (Bezirk 20) - hier mit 13 Prozent
- besonders gut ab (Abb. 31), gefolgt von Loewenich
(Bezirk 23), der Reuth (Bezirk 71) und dem Röthelheimpark (Bezirk 33).
Schulbildung, Erwerbstätigkeit und Einkommen bilden den Kernbereich der sozioökonomischen Lage
und sind eng miteinander verwoben: Die schulische
Bildung bedingt die Chancen im Hinblick auf die
Berufstätigkeit, welche wiederum unmittelbar Einfluss auf die ökonomische Situation des Haushalts
hat. Da jedoch auf der anderen Seite das soziale
Milieu die Bildungschancen beeinflusst, besteht eine
Wechselwirkung zwischen Bildung und Einkommen: Eine gute Bildung gewährleistet ein gutes und
geregeltes Einkommen, welches wiederum bei den
Nachkommen die Chancen auf gute Bildung erhöht.
Schulbildung nach Einkommen
Abbildung 29 verdeutlicht den Zusammenhang von
Schulbildung und Einkommen. Dargestellt ist die
Verteilung der Schulabschlüsse auf die Bevölkerung
zwischen 18 und 80 Jahren.
Je höher das Nettoäquivalenzeinkommen, desto
mehr überwiegen Hochschul- und Fachhochschulreife unter den Schulabschlüssen. Dagegen finden
sich Volks- und Hauptschulabschlüsse überwiegend
im unteren Einkommensbereich. Bei den ganz niedrigen Einkommen sind allerdings auch Personen mit
(Fach-)Hochschulreife stark vertreten, was an der
Vielzahl an Studentinnen- und Studenten in Erlangen liegt, die während des Studiums in der Regel ein
geringes Haushaltseinkommen haben.
Insgesamt verfügen 61 Prozent der Erlangerinnen
und Erlanger im Alter von 18 bis 80 Jahren über
das Abitur oder die Fachhochschulreife. Dies trifft
auf 72 Prozent der Bevölkerung in einkommensstarken Haushalten zu, jedoch nur auf 49 Prozent der
Bevölkerung in einkommensschwachen Haushalten
Gesamt
16
einkommensstarke Haushalte
einkommensschwache Haushalte
7
3
0%
kein Schulabschluss
Übertritte
Beim Besuch der Regel-Grundschule gilt das Sprengelprinzip, nach dem jeder Grundschüler in der Regel
die Schule besucht, in deren Sprengel sein Hauptwohnsitz liegt. Es ist somit zu erwarten, dass sich die
Ungleichheit der räumlichen Verteilung von Schulabschlüssen und Einkommen ebenso in den Übertritten nach der vierten Jahrgangsstufe widerspiegelt.
Im Folgenden richtet sich der Fokus auf die Grundschulen und es werden die Übertritte nach der
22
61
20
24
72
24
20%
Volks-/Hauptschule
40%
49
60%
Mittlere Reife
80%
100%
(Fach-)Hochschulreife
Abb. 28: Schulabschlüsse nach Einkommensklassen
62
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
100%
90%
80%
70%
(Fach-)Hochschulreife
60%
50%
Mittlere Reife
40%
30%
Volks-/Hauptschule
20%
kein Schulabschluss
10%
0%
niedriges
Einkommen
hohes
Einkommen
Abb. 29: Zusammenhang von Einkommen und Schulbildung
unter 40
40 bis unter 48
48 bis unter 56
56 bis unter 64
64 bis unter 72
72 bis unter 80
80 und höher
80
81
80
81
82
82
10
70
77
12
10
70
01
04
76
21
20
11
71
78
73
unter 1
1 bis unter 3
3 bis unter 5
5 bis unter 7
7 bis unter 9
9 bis unter 11
11 und höher
73
42
43
62
32
63
Abb. 30: Anteil der 18- bis 80-Jährigen mit Hochschul- oder Fachhochschulreife nach Statistischen Bezirken
44
45
62
51
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
42
43
52
50
33
30
41
61
60
45
24
25
03
74
44
61
60
22
23
02
40
75
32
74
04
76
41
75
01
12
33
30
40
77
78
24
25
03
71
22
23
02
21
20
11
52
50
51
63
Abb. 31: Anteil der Bevölkerung ab 25 Jahren mit
akademischem Doktorgrad nach Statistischen Bezirken
63
Abb. 32: Übertritte nach der vierten Jahrgangsstufe zum Schuljahr 2013/2014 nach Durchschnittseinkommen in den
Grundschulsprengeln (Regressionsgeraden)
vierten Jahrgangsstufe schulsprengelweise betrachtet in Zusammenhang mit dem durchschnittlichen
Nettoäquivalenzeinkommen in den Schulsprengeln.
Zwischen den Durchschnittseinkommen der 15
Grundschulsprengel und den jeweiligen Übertritten
auf das Gymnasium besteht ein sehr starker und
hoch signifikanter Zusammenhang: Je höher das
Durchschnittseinkommen, umso höher die Übertrittsrate auf das Gymnasium. Entsprechend umgekehrt ist der Zusammenhang zu den Übertritten auf
die Mittelschule - ehemals Hauptschule.
Abbildung 32 zeigt die Anteile für die Übertritte auf
das Gymnasium, die Übertritte auf die Mittelschule
und den Anteil der 30- bis 50-Jährigen mit (Fach-)Abitur nach durchschnittlichem Nettoäquivalenzeinkommen in den Grundschulsprengeln1. Dies soll anhand
einiger konkreter Zahlen verdeutlicht werden:
• Der Grundschulsprengel mit dem niedrigsten ProKopf-Einkommen - dieses liegt hier knapp ein
Fünftel unter dem städtischen Durchschnitt - ist
der Schulsprengel mit den niedrigsten Übertrittsraten auf das Gymnasium: Nur 22 Prozent der
dortigen Schüler wechseln nach der vierten Jahrgangsstufe auf ein Gymnasium.
• Der einkommensschwächste Schulsprengel liegt
bei den Übertritten auf die Mittelschule an der
Spitze: 59 Prozent besuchen ab der fünften Jahrgangsstufe eine Mittelschule.
1
Dargestellt sind hier die Regressionsgeraden. Jede
Grundschule bildet einen Punkt, dessen Lage sich aus Durchschnittseinkommen und einem Anteil (z.B. Übertritte an das Gymnasium) ergibt. Die Regressionsgerade ist - vereinfacht dargestellt
- die Linie zwischen diesen Punkten, die so optimiert ist, dass die
Abstände von den Punkten zur Linie möglichst gering sind.
64
• Die höchste schulsprengelspezifische Übertrittsrate auf ein Gymnasium beträgt gut 80 Prozent. In diesem Schulsprengel liegt das Durchschnittseinkommen rund 13 Prozent über dem
gesamtstädtischen Durchschnitt. Es handelt
sich um den Schulsprengel mit dem höchsten
Durchschnittseinkommen.
• Der einkommensstärkste Schulsprengel hat den
zweithöchsten Anteil an 30- bis 50-Jährigen mit
(Fach-)Hochschulreife: Rund 55 Prozent der
30- bis 50-Jährigen verfügen dort über diesen
Abschluss. Nur im Schulsprengel mit dem zweithöchsten Einkommen liegt dieser Anteil noch um
sieben Prozentpunkte höher.
Einkommen nach Schulabschluss
Abbildung 33 zeigt das Nettoäquivalenzeinkommen
Vollerwerbstätiger und Teilzeitbeschäftigter nach
Schulbildung und Geschlecht.
Während die Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten insgesamt ein Pro-Kopf-Einkommen von 2.200 Euro
haben, gibt es Abweichungen nach unten und nach
oben je nach Schulabschluss: So liegt das ProKopf-Einkommen Beschäftigter mit Volks- oder
Hauptschulabschluss rund 32 Prozent unter dem
Durchschnitt. Während Beschäftigte mit mittlerer
Reife zwölf Prozent unter dem Durchschnitt liegen,
haben Beschäftigte mit Fachhochschulreife oder
Abitur zehn Prozent mehr als der Durchschnitt zur
Verfügung.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
3.000 €
männlich
weiblich
Gesamt
2.500 €
2.000 €
1.500 €
1.000 €
500 €
Volks-/Hauptschule
Mittlere Reife
(Fach-)hochschulreife
0€
alle Schulabschlüsse
Abb. 33: Pro-Kopf-Einkommen Vollerwerbstätiger und Teilzeitbeschäftigter nach Schulbildung und Geschlecht
Einkommen nach Geschlecht
Das Nettoäquivalenzeinkommen von
vollzeitoder
teilzeitbeschäftigten
Frauen liegt etwa fünf Prozent unter
dem Durchschnitt. Das Einkommen von
Männern liegt jedoch zehn Prozent über
dem der Frauen. Über alle Schulabschlüsse hinweg verfügen die Männer
über ein höheres Einkommen als die
Frauen.
Da bei der Berechnung der Nettoäquivalenzeinkommen die Zusammensetzung des Haushaltes berücksichtigt
ist, handelt es sich hierbei nicht um die
tatsächlichen Erwerbseinkommen. Sollen die realen geschlechtsspezifischen
Einkommensunterschiede aufgezeigt
werden, muss auf den Personenkreis
zurückgegriffen werden, bei dem das
Nettoäquivalenzeinkommen dem realen
männlich
weiblich
Gesamt
3.000 €
2.500 €
2.000 €
1.500 €
1.000 €
500 €
teilzeit beschäftigt
voll erwerbstätig
zusammen
0€
Abb. 34: Pro-Kopf-Einkommen in Einpersonenhaushalten nach Erwerbstätigkeit und Geschlecht
100%
90%
80%
(Fach-)Hochschulreife
70%
60%
50%
40%
Mittlere Reife
30%
20%
Volks-/Hauptschule
2001
2002
2003
2004
10%
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0%
2014
Jahr
Abb. 35: Entwicklung der Schulabschlüsse der 18- bis 80-Jährigen Erlangerinnen und Erlanger seit 2001
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
65
Einkommen entspricht. Dies trifft auf Einpersonenhaushalte zu. In diesen treten die Einkommensunterschiede deutlicher hervor (Abb. 34). Nimmt man
alle alleinlebenden Voll- und Teilzeitbeschäftigten
zusammen, so verdienen Männer im Schnitt knapp
29 Prozent mehr als Frauen. Dieser Wert ist jedoch
auch deshalb so hoch, weil der Anteil der Teilzeitbeschäftigung unter den Frauen deutlich höher ist
als unter den Männern: Unter den alleinlebenden
Voll- oder Teilzeitbeschäftigten sind 22 Prozent der
Frauen teilzeit beschäftigt, bei den Männern sind es
nur knapp zehn Prozent. Vergleicht man jedoch nur
die Vollzeiterwerbstätigen, verdienen Männer immer
noch 21 Prozent mehr als Frauen.
So verfügt fast ein Viertel der Frauen mit Hauptschulabschluss über keinen beruflichen Abschluss;
bei den Männern liegt dieser Anteil bei lediglich acht
Prozent. Unter den Frauen finden sich hier vor allem
ältere Frauen im Rentenalter.
Gravierende Unterschiede finden sich auch bei den
Fachschulabschlüssen; das sind Meister-, Techniker-, Wirtschafts-, Berufs- oder Fachakademieabschlüsse. Während 23 Prozent der Männer mit
Volks- oder Hauptschulabschluss eine berufliche
Fachschule absolviert haben, trifft dies auf lediglich
drei Prozent der Frauen zu. Nicht ganz so gravierend
sind diese Unterschiede zwischen den Männern und
Frauen mit mittlerer Reife.
Der Anteil der Fachschulabschlüsse bei den Frauen
mit (Fach-)Hochschulreife ist höher als bei den Männern mit gleichem Schulabschluss. 82 Prozent der
Männer mit (Fach-)Hochschulreife verfügen über
einen (Fach-)Hochschulabschluss, was auf nur rund
zwei Drittel der Frauen mit gleicher schulischer Vorbildung zutrifft.
Abbildung 37 zeigt die prozentualen Abweichungen
vom gesamtstädtischen Durchschnittseinkommen
in Bezug auf bildungs- und erwerbsrelevante Merkmale. Auch hier zeigen sich bei Männern fast durchgehend höhere Durchschnittseinkommen.
Besonders deutlich sind diese Unterschiede bezüglich des Schulabschlusses bei der Bevölkerung mit
(Fach-)Hochschulreife.
Deutliche Unterschiede finden sich auch bei den
Berufsgruppen der mittleren und leitenden Angestellten. In der Berufsgruppe der un- bzw. angelernten Arbeiterinnen und Arbeiter ist das Verhältnis
dagegen umgekehrt: Auch wenn das Einkommensniveau hier insgesamt stark unterdurchschnittlich ist,
verfügen Frauen über rund elf Prozent mehr Nettoäquivalenzeinkommen als Männer.
Bei Personen im Ruhestand liegt das Pro-Kopf-Einkommen bei Frauen im Schnitt um elf Prozent unter
Entwicklung der Schulabschlüsse
Abbildung 35 zeigt die Verteilung der Schulabschlüsse bei den 18- bis 80-Jährigen mit Schulabschluss seit dem jahr 2001. Hier ist ein deutlicher
Trend zu höheren Schulabschlüssen erkennbar.
Während im Jahr 2001 noch knapp 30 Prozent der
18- bis 80-Jährigen über einen Volks- oder Hauptschulabschluss verfügten, trifft dies im Jahr 2014 auf
nur noch gut 13 Prozent zu. Dagegen verfügten im
Jahr 2001 gut 43 Prozent der 18- bis 80-Jährigen
mit Schulabschluss über Fachhochschulreife oder
das allgemeine Abitur. Dieser Anteil ist auf 65 Prozent angestiegen. Ein besonders großer Anstieg ist
in den vergangenen Jahren zu verzeichnen, was mit
der starken Zunahme an Studienplätze an der Friedrich-Alexander-Universität zusammenhängt.
5.2 Berufliche Bildung
Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich
auch im Übergang von schulischen auf berufliche Bildungsabschlüsse. Trotz gleicher schulischer Vorbildung verfügen Männer deutlich häufiger über höhere
berufliche Bildungsabschlüsse als Frauen (Abb. 36).
Männer mit Volks-/Hauptschulabschluss
Frauen mit Volks-/Hauptschulabschluss
Männer mit mittlerer Reife
Frauen mit mittlerer Reife
kein beruflicher Abschluss
7
20
70
6
0%
37
52
4
3
3
74
23
Männer mit (Fach-)Hochschulreife 2 6
Frauen mit (Fach-)Hochschulreife
23
69
8
10
14
4
82
15
20%
berufliche Ausbildung
68
40%
60%
Fachschule
80%
100%
(Fach-)Hochschulabschluss
Abb. 36: Berufliche Abschlüsse nach schulischen Abschlüssen und Geschlecht
66
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
dem der Männer. Hier spiegelt sich die Einkommensverteilung der Erwerbsphase wider: Die Erlanger
verfügen insgesamt über rund zehn Prozent mehr
Einkommen als die Erlangerinnen.
männlich weiblich
Schulabschluss
Haupt-/Mittelschule
-23%
-29%
-1%
-8%
(Fach-)Hochschulreife
+17%
Beruflicher Abschluss
+3%
Mittlere Reife
kein Abschluss
-36%
-35%
Berufsausbildung
-12%
-13%
+6%
-0%
(Fach-)Hochschulabschluss
+27%
Berufsgruppe
+18%
Fachschule
un-/angelernte Arbeiter/in
-47%
-42%
einfache/r Angestellte/r
-28%
-30%
Facharbeiter/in
-18%
-19%
mittlere/r Angestellte/r
+19%
+11%
leitende/r Angestellte/r
+42%
+35%
+6%
+2%
vollzeitbeschäftigt
+21%
+17%
veilzeitbeschäftigt
-9%
-4%
in Berufsausbildung
-40%
-38%
arbeitslos
-52%
-52%
-1%
-12%
selbständig
Entwicklung der beruflichen Abschlüsse
Analog zur Entwicklung der schulischen Abschlüsse
sind in Erlangen zunehmend höher qualifizierte
Berufsgruppen vertreten. Während unter der Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren mit beruflichem
Abschluss im Jahr 2002 rund 42 Prozent eine Berufsausbildung absolviert haben, traf dies im Jahr 2014
auf nur noch 28 Prozent zu (Abb. 38). Der Anteil der
Akademiker ist dagegen von einem Drittel auf knapp
die Hälfte angestiegen. Der Bevölkerungsanteil ohne
Berufsabschluss ist von zehn auf sechs Prozent
gesunken.
Erwebsstatus
im Ruhestand
Abb. 37: Abweichung vom durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommen nach Geschlecht und
sozioökonomischen Merkmalen
100%
90%
80%
(Fach-)Hochschulabschluss
70%
60%
Fachschule
50%
40%
30%
berufliche Ausbildung
20%
10%
kein beruflicher Abschluss
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0%
2014
Jahr
Abb. 38: Entwicklung der beruflichen Abschlüsse der 18- bis 80-Jährigen Erlangerinnen und Erlanger seit 2002
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
67
6.Wohnen
Gebäude- und Wohnungsstruktur
Baualtersstruktur
Gebäudestruktur
Segregation
Wohnfläche
Mieten
Belastung der Haushalte durch Mietkosten
Sozialmietwohnungen
Bevölkerung in Sozialmietwohnungen
Aspekte des Wohnumfeldes
6.Wohnen
In Erlangen gibt es aktuell ca. 18.800 Wohngebäude.
Darunter sind alle Gebäude zu verstehen, in denen
sich mindestens eine Wohnung befindet und der
Anteil der Wohnfläche an der gesamten nutzbaren
Gebäudefläche mehr als 50 Prozent beträgt.
In diesen Wohngebäuden befinden sich rund 62.000
Wohnungen.
6.1 Gebäude- und Wohnungsstruktur
Baualtersstruktur
Gut 12 Prozent der Erlanger Wohngebäude sind
neueren Datums und wurde ab dem Jahr 2000 fertiggestellt. 17 Prozent der Wohngebäude stammen aus
den 70er Jahren, ein weiteres gutes Drittel aus der
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der
60er Jahre. Fast jedes fünfte Wohngebäude wurde
vor 1950 errichtet.
Abbildung 39 zeigt die räumliche Verteilung der Baualtersstruktur. Die Linien entsprechen den Grenzen
der Statistischen Bezirke. Blau dargestellt sind die
Altbaubestände, rot der neuere Gebäudebestand.
Neben dem Altbaubestand in der Altstadt zeichnen
sich die Ursprünge der einzelnen Ortsteile blau ab.
Die neuere Stadtentwicklung zeigt sich vor allem im
Westen Büchenbachs und im Röthelheimpark.
Gebäudestruktur
Bei 74 Prozent der Wohngebäude handelt es sich um
Ein- oder Zweifamilienhäuser; in diesen wohnen 39
Prozent der Erlangerinnen und Erlanger. Zehn Prozent wohnen in größeren Wohnblocks mit mehr als
20 Wohnungen. Die räumliche Verteilung der Wohnungsstruktur in Erlangen ist in Abbildung 40 dargestellt. Grün hervorgehoben sind die Gebiete, die
(fast) ausschließlich mit Einfamilienhäusern bebaut
sind, blau die Gebiete mit größeren Wohnblocks.
Neben großflächigen Wohngebieten mit reiner Einfamilienhausbebauung gibt es starke Konzentrationen
von großen Wohnblocks.
Eine derart feingliedrige Darstellungsform ist in
Bezug auf die sozialstrukturellen Merkmale, um
die es in diesem Bericht geht, nicht möglich, da bei
einem großen Teil der verfügbaren Daten der Statistische Bezirk als räumliche Einheit fungiert.
Die innerhalb eines Bezirkes lebende Bevölkerung
ist jedoch vielschichtig, so dass die Sozialstruktur
70
eines Bezirkes mehr oder weniger heterogen ist.
Bei einer Perspektive auf Ebene der Statistischen
Bezirke geht diese Heterogenität jedoch verloren. So
liegt z.B. das Durchschnittseinkommen eines Bezirkes im Mittelfeld, wenn die eine Hälfte der Bevölkerung des Bezirkes ein extrem niedriges Einkommen
hat, die andere Hälfte ein extrem hohes.
Bei näherer Betrachtung ist aber zu erkennen, dass
soziale Strukturen vor allem innerhalb geschlossener Wohnquartiere relativ homogen sind. Das vorliegende Datenmaterial - z.B. über die Verteilung der
Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung - lässt den Schluss zu, dass sich soziale Problemlagen innerhalb von Statistischen Bezirken vor
allem in den Teilbereichen mit dichter Wohnbebauung und geringer Pro-Kopf-Wohnfläche konzentrieren. Dies kann zwar nicht verallgemeinert werden,
sollte aber den Hintergrund bilden bei der Interpretation von Daten auf Ebene der Statistischen Bezirke.
Segregation
Die ungleiche Verteilung der Haushaltseinkommen
führt zu einer räumlichen Ungleichverteilung verschiedener Bevölkerungsschichten. Je geringer die
verfügbaren finanziellen Mittel, umso geringer müssen die Ansprüche an den Wohnraum sein. Tendenziell ist es so, dass innerhalb des Stadtgebietes die
Mieten dort günstiger sind, wo der Wohnraum geringere Qualität aufweist und das Wohnumfeld unattraktiver ist.
Eine einkommensarme Familie kann sich ein Eigenheim nicht leisten, sondern muss auf bezahlbaren
Wohnraum zurückgreifen, der eben unter Umständen in einem anonymen Wohnblock mit Ausblick auf
die Autobahn zu finden ist.
Somit korrespondiert die soziale Distanz von Bevölkerungsgruppen mit einer räumlichen Distanz. Dies
bezeichnet man im Allgemeinen als „räumliche
Segregation“. Soziale Gruppen sind entlang der
ökonomischen Linie räumlich getrennt: Zugespitzt
formuliert finden sich auf der einen Seite sozial
benachteiligte Milieus, auf der anderen Seite gehobene Bildungsschichten.
Wohnfläche
Vergleicht man die in Abbildung 41 kleinräumig dargestellten Pro-Kopf-Wohnflächen und die in Abbildung 40 gezeigte Wohnungsstruktur mit der Verteilung von Einkommen oder Bildung, zeigen sich
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
vor 1925
ab 2000
Abb. 39: Gebäudebestand nach Baujahr
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
71
deutliche Zusammenhänge. Wenn man die Statistischen Bezirke in vier gleich große Gruppen anhand
des durchschnittlichen Einkommens einteilt, ergibt
sich für die Bewohner der einkommensschwächsten Bezirke eine Pro-Kopf-Wohnfläche von 36,6 m²,
während den Bewohnern der einkommensstärksten
Bezirke 42,5 m² zur Verfügung stehen. Gesamtstädtisch liegt der Durchschnitt bei 40,1 m².
Auch die Wohnungsstruktur ist deutlich verschieden: Von sämtlichen Wohnblocks in Erlangen mit
mehr als 20 Wohnungen liegen 19 Prozent in den
einkommensstärksten Bezirken, jedoch 45 Prozent
in den einkommensschwächsten Bezirken.
6.2 Mieten
Abbildung 42 zeigt für die Statistischen Bezirke
die prozentualen Abweichungen der durchschnittlichen Wohnungsmieten von der gesamtstädtischen
Durchschnittsmiete. Es handelt sich dabei um Wohnungsmieten auf dem freien Wohnungsmarkt; nicht
Einfamilienhäuser
große Mehrfamilienhäuser
Abb. 40: Anzahl der Wohnungen je Wohngebäude
72
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
berücksichtigt sind hier also unter anderem die Sozialmietwohnungen und die Heime.
Aus Mieterperspektive schneidet Bierlach (Bezirk 45)
bei den Durchschnittsmieten am besten ab: Vor
allem im südlichen Teil von Bierlach liegen die Wohnungsmieten unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Deutlich unterdurchschnittliche Mieten finden
sich außerdem in Steinforst (Bezirk 12), Sebaldus
(Bezirk 32), Forschungszentrum (Bezirk 43) und
Büchenbach Dorf (Bezirk 76).
Am anderen Ende des Mietpreisspektrums befindet
sich die Markgrafenstadt (Bezirk 02), gefolgt von Loewenich (Bezirk 23), der Altstadt (Bezirk 01), Stubenloh (Bezirk 25) und dem Röthelheimpark (Bezirk 33).
Im innerstädtischen Bereich sind die Mieten so hoch,
da hier aufgrund der hohen Dichte an Studentinnen
und Studenten viele kleine Wohnungen existieren,
bei denen der Quadratmeterpreis deutlich über dem
Durchschnitt liegt.
Auch bei den Mietpreisen zeigt sich innerhalb der
Statistischen Bezirke eine gewisse Heterogenität.
niedrig
hoch
Abb. 41: Verteilung der Wohnfläche pro Kopf
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
73
Von den befragten 18- bis 80-Jährigen gaben
54 Prozent an, zur Miete zu wohnen. Von diesen
gab nur gut ein Prozent an, dass die Mietkosten eine
sehr geringe Belastung für ihren Haushalt darstellen
würden.
Teilt man die Befragten nach ihrem Nettoäquivalenzeinkommen in drei gleich große Gruppen ein,
zeigen sich deutliche, aber moderate Unterschiede
(Abb. 43). Während im unteren Einkommensdrittel
82 Prozent die Belastung des Haushaltseinkommens
durch Mietzahlungen als „hoch“ oder „sehr hoch“
einschätzen, ist dies im oberen Einkommensdrittel
bei „lediglich“ 68 Prozent der Fall. Nur ein Bruchteil
der Befragten gibt an, dass die Miete eine nur sehr
geringe Belastung darstellt.
Befragte, die die Wohnungsmiete als sehr hohe
Belastung einschätzen, haben im Schnitt 32 Prozent ihres Haushaltseinkommens zur freien Verfügung. Diejenigen, die die Belastung hingegen als
gering oder sehr gering einschätzen, können über
durchschnittlich 48 Prozent ihres Einkommens frei
verfügen.
unter -15
-15 bis unter -9
-9 bis unter -3
-3 bis unter 3
3 bis unter 9
9 bis unter 15
15 und höher
80
81
82
10
70
11
71
77
78
01
04
12
73
76
22
23
02
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
21
20
45
62
52
51
50
63
6.3 Sozialmietwohnungen
Abb. 42: Abweichung der durchschnittlichen
Wohnungsmieten in den Bezirken vom
gesamtstädtischen Durchschnitt in Prozent
Sozialwohnungen sind mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnungen für Mieter mit geringem Einkommen. Voraussetzung für den Anspruch auf eine
Sozialmietwohnung ist die Unterschreitung einer
Einkommensgrenze. Ein Anspruch auf eine Sozialwohnung besteht damit jedoch trotzdem nicht.
Der Bestand an Sozialmietwohnungen ist seit Jahren rückläufig: Während in Erlangen aktuell gut
3.000 Sozialmietwohnungen existieren, waren es
zehn Jahre zuvor noch knapp 5.000 (Abb. 44).
Die Verteilung der Sozialmietwohnungen über das
Stadtgebiet zeigt in manchen Gebieten starke Konzentrationen (Abb. 45). Rund 42 Prozent des gesamten Bestandes an Sozialmietwohnungen in Erlangen
befindet sich in Büchenbach, davon wiederum zwei
Drittel allein in Büchenbach Nord (Bezirk 77). Damit
ist jede dritte Wohnung in Büchenbach Nord eine
Sozialmietwohnung.
Ein weiteres Fünftel der Sozialmietwohnungen
befindet sich am Anger (Bezirk 40), zwölf Prozent
Die Statistischen Bezirke sind hierarchisch weiter
untergliedert in jeweils mehrere Statistische Distrikte. Betrachtet man die Mietpreise auf Ebene der
Statistischen Distrikte - sofern diesbezüglich aufgrund der Datenlage zuverlässige Aussagen möglich
sind, ergeben sich die günstigsten Mieten bei den
Mietwohnungen in Bierlach, die südlich der Äußeren
Tennenloher Straße liegen, die teuersten Mieten im
nordwestlichen Teil Stubenlohs.
Belastung der Haushalte durch Mietkosten
Im Rahmen der Bürgerbefragung 2014 wurden die
Erlangerinnen und Erlanger gefragt, ob sie zur Miete
wohnen und wie sie die Belastung ihres Haushaltes
durch die Mietkosten einschätzen.
Einkommensniveau
insgesamt
21
unteres Drittel
55
28
mittleres Drittel
54
17
oberes Drittel
16
60
15
0%
22
22
53
20%
sehr hohe Belastung
40%
hohe Belastung
31
60%
geringe Belastung
80%
100%
sehr geringe Belastung
Abb. 43: Belastung des Haushaltseinkommens durch Wohnungsmieten nach Einkommensniveau
74
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
7.000
6.000
keine Sozialwohnungen
unter 5
5 bis unter 10
10 bis unter 15
15 bis unter 20
20 und höher
80
81
5.000
Sozialmietwohnungen
82
4.000
10
70
3.000
11
71
77
78
01
04
12
2.000
wohnungssuchende
Haushalte
73
76
33
30
41
42
32
43
44
61
60
45
62
Abb. 44: Anzahl der Sozialmietwohnungen in
Erlangen und der wohnungssuchenden
Haushalte nach Jahr
24
25
03
74
0
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
22
23
02
40
75
1.000
21
20
52
51
50
63
in Bachfeld (Bezirk 44). In den Bezirken Anger und
Bachfeld handelt es sich bei jeweils 18 Prozent des
Wohnungsbestandes um Sozialmietwohnungen.
Jede zehnte Person mit Hauptwohnsitz in Erlangen bewohnt eine Sozialmietwohnung. Vergleicht
man Bevölkerungs- und Haushaltsstruktur zwischen
den Bewohnern von Sozialwohnungen und der
gesamtstädtischen Bevölkerung, zeichnet sich ein
- wenn auch sicher unvollständiges - Bild der Bevölkerung ab, die potenziell besonderen Problembelastungen ausgesetzt ist.
Abb. 45: Anteil an Sozialmietwohnungen am
Wohnungsbestand nach Statistischen
Bezirken
Verteilung: Familien, darunter insbesondere Alleinerziehende - sind in Sozialmietwohnungen überrepräsentiert (Abb. 46). Jeder vierte Alleinerziehendenhaushalt lebt in einer Sozialmietwohnung.
Abbildung 47 zeigt die Alterszusammensetzung der
Bevölkerung in Sozialmietwohnungen im Vergleich
zur gesamten Hauptwohnungsbevölkerung. Personen im Alter von 20 bis Mitte 30 sind in Sozialwohnungen unterrepräsentiert, was vermutlich auf den
hohen Studentenanteil in dieser Altersklasse zurückzuführen ist; Studenten bewohnen in der Regel keine
Bevölkerung in Sozialmietwohnungen
Die Verteilung von Haushaltstypen in Sozialmietwohnungen unterscheidet sich von der gesamtstädtischen
50%
Haushalte in Sozialmietwohnungen
Haushalte insgesamt
40%
30%
20%
10%
0%
Einpersonenhaushatle
(Ehe-)Paare
ohne Kind
(Ehe-)Paare
mit Kind
Alleinerziehendenhaushalte
sonstige Mehrpersonenhaushalte
Abb. 46: Haushaltstypen in Sozialmietwohnungen im Vergleich zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
75
Sozialmietwohnungen. Deutlich überrepräsentiert
in Sozialmietwohnungen sind hingegen Kinder und
Jugendliche.
Betrachtet man die Altersstruktur innerhalb der verschiedenen Haushaltstypen, zeigen sich deutliche
Unterschiede zwischen den Bewohnern von Sozialmietwohnungen und der Gesamtbevölkerung. Während gesamtstädtisch betrachtet ein beträchtlicher
Teil der Singlehaushalte alleinlebende Erlangerinnen und Erlanger im Studentenalter sind - der Spitzenwert ist hier bei den 26-Jährigen zu finden, sind
bei Einpersonenhaushalten in Sozialmietwohnungen
Personen ab 45 Jahren überrepräsentiert. Dies trifft
vor allem auf alleinstehende Frauen zu (Abb. 48).
Unter den Familien sind vor allem die jüngeren Familien häufiger auf eine Sozialmietwohnung angewiesen: Sowohl bei den vollständigen Familien (Abb. 49)
als auch bei den Alleinerziehendenhaushalten
(Abb. 50) ist die Bevölkerung in Sozialmietwohnungen im Vergleich zur gesamtstädtischen Verteilung
in der Alterspyramide um einige Jahre nach unten
verschoben und entsprechend jünger.
Männer
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
20
15
Männer
Frauen
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
10
20
15
10
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
15
Bevölkerung in Sozialmietwohnungen
(Ehe-)Paare mit Kindern in Sozialmietwohnungen
Hauptwohnungsbevölkerung
(Ehe-)Paare mit Kindern insgesamt
Abb. 47: Altersstruktur der Bewohner von Sozialmietwohnungen im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014
76
20
Abb. 48 Altersstruktur von Einpersonenhaushalten
in Sozialmietwohnungen im Vergleich
zur Hauptwohnungsbevölkerung zum
31.12.2014
Frauen
5
5
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
15
Einpersonenhaushalte insgesamt
Im Folgenden wird der Wohnungsbestand nach Statistischen Bezirken anhand eines Punktesystems
typisiert. Dabei wird jeweils ein Punkt vergeben, wenn
die Pro-Kopf-Wohnfläche weniger als 40 m² beträgt,
10
10
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
Einpersonenhaushalte in Sozialmietwohnungen
6.4 Aspekte des Wohnumfeldes
Männer
Frauen
20
Abb. 49: Altersstruktur von Paarhaushalten mit
Kindern in Sozialmietwohnungen im
Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung
zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Männer
Frauen
Wohnungssituation ist tendenziell...
90
gut
durchschnittlich
unterdurchschnittlich
schlecht
80
80
81
70
82
60
10
70
50
71
77
78
12
73
76
30
42
32
43
44
61
45
0
62
20
33
30
41
10
15 10 5
5
10 15
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
24
25
03
74
60
20
22
23
02
40
75
20
25
01
04
40
21
20
11
25
52
50
51
63
Alleinerziehendenhaushalte in Sozialmietwohnungen
Alleinerziehendenhaushalte insgesamt
Abb. 50: Altersstruktur von Alleinerziehendenhaushalten Sozialmietwohnungen im Vergleich
zur Hauptwohnungsbevölkerung zum
31.12.2014
der Anteil der Bevölkerung in großen Wohnblocks
mehr als zehn Prozent beträgt oder wenn mehr als
zehn Prozent der Bevölkerung in Sozialmietwohnungen leben. Heime bleiben hier unberücksichtigt.
Somit ergibt sich für jeden Statistischen Bezirk eine
Punktzahl, die Werte von „0“ (tendenziell gute Wohnungssituation) bis „3“ (tendenziell schlechte Wohnungssituation) annehmen kann1.
Während in einer Vielzahl Statistischer Bezirke kein
einziger dieser drei Punkte zutrifft (Abb. 51), sind in
den Bezirken Büchenbach Nord (Bezirk 77), Anger
(Bezirk 40) und Tal (Bezirk 04) sowohl die Anteile
der Bevölkerung in Sozialmietwohnungen und großen Wohnblocks hoch, als auch die durchschnittlichen Wohnflächen gering.
Werden im Kontext dieser räumliche Verteilung der
Wohnungssituation die Ergebnisse von Bürgerbefragungen analysiert, ergeben sich signifikante Zusammenhänge auch zu anderen „weichen“ Faktoren des
Wohnumfeldes.
So besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen
der Wohnungssituation und der gefühlten Sicherheit im Wohngebiet in der Nacht. In den Bezirken
1
Die bezirksinterne Heterogenität von Wohnungsbestand und auch Wohnumfeld wird hier nicht betrachtet, da die
Datenlage weiterer Auswertungen lediglich Aussagen auf Ebene
Statistischer Bezirke zulässt. Es ist davon auszugehen, dass die
dargestellten Zusammenhänge sich noch stärker zeigten, wenn
die Datengrundlage eine bessere räumliche Differenzierung
zulassen würde.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Abb. 51: Typisierung des Wohnungsbestandes nach
Statistischen Bezirken
mit guter Wohnsituation geben rund zwölf Prozent
der Befragten an, sich nachts in ihrer Wohngegend
„eher“ oder „sehr“ unsicher zu fühlen, wenn sie
alleine unterwegs sind. In den Bezirken mit schlechter Wohnungssituation trifft dies hingegen auf fast
ein Drittel der Befragten zu.
Die Personen, die nach Einbruch der Dunkelheit
alleine in Erlangen unterwegs sind, um Freizeitaktivitäten nachzugehen, wurden gefragt, ob sie dabei
Angst haben, Opfer einer Straftat zu werden. Während in den Bezirken mit guter Wohnungssituation
nur gut ein Prozent der Befragten sagen, dies sei
„häufig“ oder „(fast) immer“ der Fall, trifft dies auf fünf
Prozent der Befragten in den Bezirken mit schlechter
Wohnungssituation zu.
Deutliche Unterschiede zeigen sich auch bei der
Belastung durch nächtliche Ruhestörung durch
Nachbarn. In Bezirken mit guter Wohnungssituation
sehen vier Prozent Lärm aus der Nachbarschaft als
ein „ziemliches“ oder „großes“ Problem, in Bezirken
mit schlechter Wohnungssituation sind es hingegen
17 Prozent.
In einer subjektiven Einschätzung der Zufriedenheit mit den Wohnverhältnissen auf einer Skala von
0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar
zufrieden) ergibt sich für das Jahr 2014 ein Durchschnittswert von 7,8 für die Bezirke mit guter Wohnsituation. Die Bevölkerung der Bezirke mit eher
schlechter Wohnsituation kommt hier auf einen
durchschnittlichen Zufriedenheitswert von 6,7.
77
7. Sozialstaatliche Absicherung
Arbeitslosengeld I
Kleinräumige Entwicklung
Hartz IV
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Haushaltsstruktur
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Schulabschluss
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Staatsangehörigkeit
Kleinräumige Verteilung
Kleinräumige Entwicklung
Grundsicherung im Alter und
bei Erwerbsminderung
7. Sozialstaatliche Absicherung
Durch das im Grundgesetz verankerte Sozialstaatsprinzip (Art. 20) ist die Bundesrepublik Deutschland
dazu verpflichtet, soziale Gesichtspunkte bei der
Umsetzung des Verwaltungshandelns zu berücksichtigen. Ein breites Spektrum sozialstaatlicher
Regelungen zielt mit präventiven und unterstützenden Maßnahmen darauf ab, soziale Gerechtigkeit zu
verbessern.
Wesentliche sozialstaatliche Stützen sind im Sozialgesetzbuch (SGB) festgelegt. Dort finden sich neben
anderen Leistungen:
SGB III: Arbeitsförderung
Das dritte Buch des Sozialgesetzbuches regelt die
Arbeitslosenversicherung und ist die Arbeitsgrundlage der Bundesanstalt für Arbeit. Ein Anspruch
auf das sogenannte „Arbeitslosengeld I“ erwerben
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, wenn sie
bestimmte Voraussetzungen wie Mindestbeitragszeiten erfüllen. Der Bezug von Arbeitslosengeld I ist
jedoch zeitlich eng begrenzt. Nach Beendigung der
Anspruchsberechtigung erfolgt eine Überleitung in
den Rechtskreis des SGB II.
SGB II: Grundsicherung für Arbeitssuchende
Die Grundsicherung für Arbeitssuchende ist auch
als „Arbeitslosengeld II“ bzw. „Hartz IV“ bekannt und
dient der Absicherung eines definierten Existenzminimums. Der Begriff „Arbeitslosengeld II“ ist dabei
etwas irreführend, denn anspruchsberechtigt sind
auch Erwerbstätige, wenn deren Einkommen nicht
zur Deckung des Existenzminimums reicht. Betrachtet werden dabei immer Bedarfsgemeinschaften.
Leistungen an nicht erwerbsfähige Mitglieder von
Bedarfsgemeinschaften werden als „Sozialgeld“
bezeichnet.
SGB XII: Sozialhilfe
Das SGB XII umfasst im Wesentlichten Hilfe zum
Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter oder bei
dauerhafter Erwerbsminderung, Hilfen zur Gesundheit und zur Pflege sowie Eingliederungshilfe für
behinderte Menschen.
Die Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter
Erwerbsminderung hat die Intention, das Existenzminimum bei denjenigen zu sichern, die keine Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende
erhalten. Dies umfasst Menschen ab 65 Jahren und
80
dauerhaft voll Erwerbsgeminderte zwischen 18 und
65 Jahren, sofern ihre Einkünfte unterhalb des Existenzminimums liegen.
Auch die Hilfe zum Lebensunterhalt soll das Existenzminimum gewährleisten und richtet sich an Personen, die weder Anspruch auf Grundsicherung für
Arbeitssuchende, noch auf Grundsicherung im Alter
und bei dauerhafter Erwerbsminderung haben.
Einzelleistungen
Neben den Regelungen im Sozialgesetzbuch existiert eine Vielzahl an Einzelleistungen: Wohngeld,
Kindergeld, Elterngeld, Ausbildungsförderung etc.
Dunkelfeld
Das breite Spektrum an Sozialleistungen lässt den
Eindruck entstehen, dass jeder Bürger der Bundesrepublik Deutschland mindestens auf dem Niveau
des Existenzminimums leben würde. Dies verkennt
jedoch Folgendes:
Zum Einen ist zwar ein Existenzminimum definiert,
doch die Regelsätze repräsentieren lediglich ein
statistisch gemitteltes Verbrauchsverhalten. Dieses
Existenzminimum deckt somit zwar den Regelfall
ab, dieser entspricht aber oft nicht der individuellen Realität. Insbesondere umfasst der Regelsatz
auch einen Betrag, der monatlich angespart werden
müsste für den Fall größerer Anschaffungen. Dass
es die Lebensrealität vieler Menschen nicht zulässt,
einen Teil der knapp bemessenen Sozialleistungen
für die nächste Waschmaschine anzusparen, liegt
auf der Hand.
Darüber hinaus ist das Konzept des Existenzminimums dauerhafter Kritik ausgesetzt, denn es gibt
durchaus unterschiedliche Ansichten über die Charakteristik eines menschenwürdigen Lebens.
Zum Anderen gibt es Menschen, die unterhalb des
Existenzminimums leben, jedoch keine sozialstaatliche Unterstützung in Anspruch nehmen: Angst vor
Stigmatisierung, Unkenntnis bezüglich der Ansprüche oder Scham spielen oft eine Rolle, wenn zustehende Leistungen nicht beansprucht werden. Daraus resultiert eine „verdeckte Armut“; die in manchen
Fällen aber auch sehr offensichtlich ist; sie ist jedoch
kaum messbar.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
7.1 Arbeitslosengeld I
Abhängig Beschäftigte zahlen in der Regel Beiträge
in die Arbeitslosenversicherung. Das Arbeitslosengeld I ist die primäre Leistung im Falle der Arbeitslosigkeit. Das im dritten Sozialgesetzbuch geregelte
Arbeitslosengeld I ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen geknüpft: Anspruchsberechtigt ist, wer
in keinem Beschäftigungsverhältnis mehr steht, der
Agentur für Arbeit für Vermittlungsbemühungen zur
Verfügung steht und sich selbst um Arbeit bemüht.
Um Geldleistungen überhaupt zu erhalten, müssen
in den zwei vorhergehenden Jahren mindestens
zwölf Beitragsmonate vorhanden sein. Die Höhe des
Arbeitslosengeldes beträgt 60 Prozent des durchschnittlichen letzten Einkommens bei kinderlosen
Arbeitslosen und 67 Prozent bei Arbeitslosen mit
Kindern.
Der Leistungsbezug ist zeitlich beschränkt und richtet sich einerseits nach der Dauer der vorhergehenden versicherungspflichtigen Beschäftigung, andererseits nach dem Lebensalter. Wer vor Eintritt der
Arbeitslosigkeit maximal zwölf Monate lang Beiträge
zur Arbeitslosenversicherung geleistet hat, erhält
das Arbeitslosengeld I für lediglich sechs Monate.
Bei unter 50-Jährigen kann die Anspruchsdauer
auf zwölf Monate erhöht werden bei mindestens
24 Monaten vorausgehender Beitragszahlungen.
Bei Arbeitslosen ab 50 Jahren ist auch eine höhere
Anspruchsdauer möglich; die geht bis maximal
24 Monate bei Arbeitslosen, die das 58. Lebensjahr
vollendet haben und mindestens 64 Beitragsmonate
im Zeitraum vor Eintritt der Arbeitslosigkeit aufweisen können.
Im Dezember 2014 waren in Erlangen 2.386 Menschen offiziell von Arbeitslosigkeit betroffen, davon
820 Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld I und 1.566 Empfängerinnen und Empfänger
von Arbeitslosengeld II. Aufgrund der beschränkten
Anspruchdauer für Arbeitslosengeld I ist der Anteil
der Arbeitslosen mit Arbeitslosengeld II-Bezug - im
allgemeinen Sprachgebrauch auch Hartz IV-Empfänger - größer.
Unter den Arbeitslosen befinden sich 46 Prozent
Frauen und 24 Prozent mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Bei 41 Prozent der Arbeitslosen handelt
es sich um Langzeitarbeitslose, also Personen, die
länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind.
Die Bundesagentur für Arbeit errechnete für das Jahr
2014 für die Stadt Erlangen eine Arbeitslosenquote
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
von 4,1 Prozent aller zivilen Erwerbspersonen, wobei
hier Arbeitslose mit Bezug von Arbeitslosengeld I
und Arbeitslose mit Bezug von Arbeitslosengeld II
enthalten sind.
Die kleinräumige Betrachtung (Abb. 52) zeigt Konzentrationen vor allem in den Bezirken Schönfeld (Bezirk 42), Bachfeld (Bezirk 44), Rathenau
(Bezirk 41) und Büchenbach Dorf (Bezirk 76). Die
Bezirke am Stadtrand mit ebenfalls hohen Anteilen
können vernachlässigt werden, da hier die Fallzahlen gering sind.
Kleinräumige Entwicklung
Abbildung 53 zeigt die Entwicklung der Anteile der
Arbeitslosengeld I-Bezieherinnen und -Bezieher an
der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren nach Statistischen Bezirken seit dem Jahr 2008.
Kontinuierliche Entwicklungen sind dabei kaum
unter 0,6
0,6 bis unter 0,8
0,8 bis unter 1
1 bis unter 1,2
1,2 und höher
80
81
82
10
70
71
77
78
01
04
12
73
76
21
20
11
22
23
02
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
52
50
51
63
Abb. 52: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger
von Arbeitslosengeld I an der Bevölkerung
von 15 bis unter 65 Jahren zum 31.12.2014
81
•Hartz IV: Zusammenlegung von
Sozialhilfe für erwerbsfähige Menschen und Arbeitslosenhilfe zum
Arbeitslosengeld II.
Vor Einführung von Hartz IV wurde
an Arbeitslose, die keinen Anspruch
mehr auf Arbeitslosengeld hatten,
Arbeitslosenhilfe ausbezahlt. Die
Arbeitslosenhilfe betrug 53 bzw. - bei
Kindern im Haushalt - 57 Prozent
des letzten Leistungsentgeltes. Die
Anspruchsdauer der Arbeitslosenhilfe war im Grund unbegrenzt. Im
Gegensatz dazu stellt Hartz IV eine
deutliche Verschlechterung dar, denn
das Arbeitslosengeld II liegt nur leicht
über dem früheren Sozialhilfeniveau
und wird vermögens- und einkommensabhängig bewilligt.
Die Leistungen richten sich nach
einem Regelsatz, dem Mehrbedarf,
der z.B. bei werdenden Müttern
berücksichtigt wird, sowie den Kosten für Unterkunft und Heizung.
Betrachtet werden immer Bedarfsgemeinschaften, zu denen neben
der erwerbsfähigen hilfebedürftigen
Person noch Lebenspartner oder
Lebenspartnerin und die im Haushalt
lebenden unverheirateten minderjährigen Kinder zählen, die für die Sicherung ihres Lebensunterhalts selbst
nicht aufkommen können. Hartz IV
betrifft die Bevölkerungsgruppe, die
ihr 65. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Für ältere, die über unzuAbb. 53: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld I
reichende Mittel zur Bestreitung des
an der Bevölkerung von 15 bis unter 65 Jahren seit 2008 nach
Statistischen Bezirken
Lebensunterhalts verfügen, ist vor
allem die Grundsicherung im Alter
relevant.
feststellbar. Dies hat mit der zeitlichen EinschränZum 31.12.2014 gab es in Erlangen gut 4.600
kung der Bezugsdauer zu tun: Der Personenkreis,
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger. Dies entder Arbeitslosengeld I beansprucht, ist größtenteils
spricht einem Anteil von 5,3 Prozent an der Bevölkeim Folgejahr auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angerung unter 65 Jahren.
wiesen, wenn nicht bereits wieder berufstätig.
Unter sozialstrukturellen Gesichtspunkten unterscheiden sich Hartz IV-Empfängerinnen und -Emp7.2 Hartz IV
fänger deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt.
Im Altersaufbau zeigt sich, dass Kinder unter den
Ab dem Jahr 2002 brachte die Bundesregierung
Hartz IV-Empfängern deutlich überrepräsentiert
Gesetze zur Reform der Arbeitsmarktpolitik auf den
sind. Auch im Vergleich zum gesamtstädtischen
Weg. Diese „Gesetze für moderne Dienstleistungen
Altersaufbau liegen die Kinderanteile weit über dem
am Arbeitsmarkt“ sind heute eher unter der BezeichDurchschnitt (Abb. 54). Die Altersstruktur lässt darnung „Hartz I“ bis „Hartz IV“ bekannt:
auf schließen, dass insbesondere Familien mit klei• Hartz I: Regelungen zur Zeitarbeit, Personalneren Kindern häufiger auf Sozialleistungen angeService-Agenturen, Erleichterung von neuen
wiesen sind.
Arbeitsformen.
• Hartz II: Regelungen zu Mini- und Midijobs, ICHHartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach
AG‘s sowie die Einrichtung von Jobcentern.
Haushaltsstruktur
• Hartz III: Umbau der Bundesanstalt für Arbeit in
Abbildung 55 zeigt die Erlanger Hartz IV-Empfängeeine Bundesagentur für Arbeit.
rinnen und -Empfänger nach der Haushaltsstruktur.
Statistischer Bezirk
01 Altstadt
02 Markgrafenstadt
03 Rathausplatz
04 Tal
10 Heiligenloh
11 Alterlangen
12 Steinforst
20 Burgberg
21 Meilwald
22 Sieglitzhof
23 Loewenich
24 Buckenhofer Siedlung
25 Stubenloh
30 Röthelheim
32 Sebaldus
33 Röthelheimpark
40 Anger
41 Rathenau
42 Schönfeld
43 Forschungszentrum
44 Bachfeld
45 Bierlach
50 Eltersdorf
51 St. Egidien
52 Tennenlohe
60 Neuses
61 Frauenaurach
62 Kriegenbrunn
63 Hüttendorf
70 Kosbach
71 In der Reuth
73 Häusling
74 Steudach
75 Industriehafen
76 Büchenbach Dorf
77 Büchenbach Nord
78 Büchenbach West
80 Dechsendorf West
81 Dechsendorf Ost
82
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
0,7
0,8
1,1
0,8
0,9
1,5
0,6
0,4
1,0
0,8
0,7
0,7
0,8
0,7
0,6
0,8
0,8
0,9
0,7
1,1
1,0
1,0
1,8
1,1
1,3
1,2
2,3
1,1
0,9
1,4
1,0
0,7
1,3
1,5
0,8
0,8
1,3
1,3
0,7
1,1
1,0
1,1
1,1
1,9
1,0
1,1
1,7
1,4
1,1
0,6
0,8
0,8
0,6
0,9
1,1
0,7
0,9
1,4
0,0
0,5
0,0
0,5
1,4
1,1
1,6
1,2
1,2
1,4
1,5
0,9
0,8
0,8
0,6
0,8
1,3
1,4
1,1
1,1
1,2
1,3
1,0
1,5
1,6
0,9
0,6
0,7
0,6
0,8
0,9
1,0
0,8
1,4
1,4
1,7
1,4
1,4
1,6
1,3
0,9
1,0
0,7
0,7
1,0
1,4
1,1
0,7
1,4
0,9
0,9
1,2
1,2
1,1
1,8
2,4
1,6
1,1
1,9
1,7
1,1
1,0
1,6
1,3
1,2
1,9
1,8
1,6
1,6
2,7
1,9
1,4
1,7
1,6
1,9
1,2
1,2
0,4
0,9
1,1
0,9
1,0
1,6
1,8
1,4
1,1
1,6
1,1
1,7
1,6
2,1
1,5
1,3
1,2
1,7
1,4
1,4
2,1
1,2
1,0
1,3
1,0
0,9
0,5
0,5
0,0
1,1
1,7
0,6
1,6
0,9
1,6
1,0
1,1
1,0
1,2
1,0
0,9
0,9
0,0
0,0
0,9
2,5
0,0
1,6
1,8
1,5
1,1
1,3
1,3
1,1
1,0
1,2
0,9
0,5
1,3
1,4
0,8
1,3
2,1
1,2
0,2
1,0
1,0
1,6
1,0
1,3
1,2
0,3
0,3
0,5
0,9
0,9
1,4
0,4
0,9
1,2
1,5
0,4
3,0
3,0
1,4
0,0
0,0
0,7
0,0
1,5
1,0
1,0
0,0
0,5
0,5
1,1
0,0
2,9
5,6
0,0
0,0
0,0
0,0
1,5
1,9
1,2
1,4
1,4
1,7
1,6
1,5
2,1
1,8
1,4
1,7
1,5
1,2
0,7
1,0
1,0
0,4
0,9
0,9
0,8
0,9
1,8
1,1
1,1
1,0
1,6
1,2
0,4
1,5
1,1
1,1
1,5
1,2
1,1
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Männer
Frauen
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
15
10
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
15
Hartz IV-Empfänger insgesamt
Hauptwohnungsbevölkerung
Abb. 54: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger im Vergleich zur Gesamtbevölkerung zum 31.12.2014
Männer
Frauen
Während gesamtstädtisch etwa jede fünfte Familie
ein Alleinerziehendenhaushalt ist, dominieren Alleinerziehendenhaushalte bei den Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern stark. Auch das ungleiche Geschlechterverhältnis bei den Eltern wird hier
wieder deutlich: Männer gibt es bei den Alleinerziehenden fast gar nicht. Dagegen ist das Geschlechterverhältnis bezüglich der Einpersonenhaushalte
umgekehrt: Es gibt rund doppelt so viele männliche
Single-Bedarfsgemeinschaften wie weibliche.
Bei den Alleinerziehenden sind jüngere Mütter überrepräsentiert (Abb. 56). Auch bei den Paarhaushalten mit Kindern sind vor allem jüngere Familien häufiger auf Hartz IV angewiesen als ältere (Abb. 57).
Dagegen sind bei den Einpersonenhaushalten Personen zwischen 40 und 65 Jahren überdurchschnittlich häufig vertreten (Abb. 58). Dies trifft insbesondere auf alleinstehende Männer zu. Junge Frauen
im Alter von 20 bis 35 Jahren sind unterrepräsentiert.
In Abbildung 59 sind die Anteile der Personen mit
Hartz IV-Bezug nach Haushaltstyp und Geschlecht
bzw. Nationalität dargestellt. Hier finden sich Extremwerte bei den Alleinerziehenden: 37 Prozent
aller Alleinerziehenden mit einer ausländischen ersten Staatsangehörigkeit sind auf Hartz IV angewiesen. Dies trifft auf ein Viertel aller alleinerziehender
Frauen unabhängig von ihrer Nationalität zu.
Von allen Familien zusammen - das sind sowohl die
Paarhaushalte mit mindestens einem Kind und die
Männer
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
15
10
Frauen
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
15
Alleinerziehenden-Bedarfsgemeinschaft
Paar-Bedarfsgemeinschaft mit Kind
Paar-Bedarfsgemeinschaft ohne Kind
Single-Bedarfsgemeinschaft
sonstige Bedarfsgemeinschaft
Abb. 55: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger nach Haushaltstyp zum
31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
25
20
15 10 5
5
10 15
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
20
25
Alleinerziehenden-Bedarfsgemeinschaft
Alleinerziehendenhaushalt insgesamt
Abb. 56: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger in Alleinerziehendenhaushalten im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung in Alleinerziehendenhaushalte
zum 31.12.2014
83
Männer
Männer
Frauen
Frauen
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
30
25
20
15 10 5
5
10 15 20
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
25
25
30
20
15
10
5
5
10
15
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
Paar-Bedarfsgemeinschaft mit Kind
Single-Bedarfsgemeinschaft
(Ehe-)paar mit Kind insgesamt
Einpersonenhaushalte insgesamt
Abb. 57: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger in Paarhaushalten mit
Kindern im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung in Paarhaushalten mit Kindern
zum 31.12.2014
20
25
Abb. 58: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger in Einpersonenhaushalten
im Vergleich zur Hauptwohnungsbevölkerung in Einpersonenhaushalten zum
31.12.2014
Nicht-Deutsche Alleinerziehende
37
Alleinerziehende Frauen
25
Familien mit vier und mehr Kindern
22
Deutsche Alleinerziehende
20
Familien mit drei Kindern
10
Nicht-Deutsche in Paarhaushalten mit Kind
9
Alleinerziehende Männer
9
Männer in Einpersonenhaushalten
7
Nicht-Deutsche in Einpersonenhaushalten
7
Deutsche in Einpersonenhaushalten
6
18- bis unter 65-Jährige in ...
Alleinerziehendenhaushalten mit Kind
Familien mit einem Kind
5
Paarhaushalten mit mindestens einem Kind
Familien mit zwei Kindern
5
Frauen in Einpersonenhaushalten
5
Familien
Frauen in Paarhaushalten mit Kind
4
Männer in Paarehaushalten mit Kind
4
Nicht-Deutsche in Paarhaushalten ohne Kind
3
Deutsche in Paarhaushalten mit Kind
2
Männer in Paarhaushalten ohne Kind
1
Frauen in Paarhaushalten ohne Kind
1
Paarhaushalten ohne Kind
Einpersonenhaushalten
Deutsche in Paarhaushalten ohne Kind 1
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
Abb. 59: Hartz IV-Betroffenheitsquote der 18 bis unter 65-Jährigen nach Haushaltstyp, Geschlecht und Nationalität
84
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
und Beziehern von Hartz IV 19 Prozent im Alter von
30 bis unter 45 Jahren; von den nicht-deutschen
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern fallen
34 Prozent in diese Altersklasse.
Bei den deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfängern finden sich verstärkt jüngere Familien
mit kleinen Kindern, während bei den ausländischen
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern ältere
Familien öfter betroffen sind.
Insgesamt sind 4,7 Prozent der Deutschen unter
65 Jahre und 7,8 Prozent der Nicht-Deutschen unter
65 Jahre auf Hartz IV angewiesen.
Rund 24 Prozent aller Erlanger Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger haben eine nicht-deutsche
erste Staatsangehörigkeit. Somit haben rund 3.400
Alleinerziehendenhaushalte - beziehen vor allem
diejenigen mit mehr als zwei Kindern überdurchschnittlich oft Leistungen nach dem SGB II: Während
fünf Prozent der Familien mit einem oder mit zwei
Kindern auf Hartz IV angewiesen sind, trifft dies auf
rund zehn Prozent der Familien mit drei Kindern und
auf 22 Prozent der Familien mit mehr als drei Kindern zu.
Vollständige Familien, also Paarhaushalte mit Kindern liegen dagegen unter dem Durchschnitt. Dies
gilt jedoch nicht für Nicht-Deutsche in Paarhaushalten mit Kindern.
Die Paarhaushalte ohne Kind sind eher selten auf
Leistungen nach dem SGB II angewiesen, da in diesen in der Regel mindestens ein Haushaltsmitglied
erwerbstätig ist.
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach
Schulabschluss
Männer
Frauen
90
Betrachtet man die Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger nach ihrem Schulabschluss, zeigen
sich gravierende Unterschiede zur Verteilung in der
Gesamtbevölkerung unter 65 Jahren: 48 Prozent
der Leistungsempfängerinnen und -empfänger verfügen über einen Volks- oder Hauptschulabschluss,
22 Prozent haben keinen Schulabschluss. Während
zwei Drittel aller Erwachsenen unter 65 Jahren, die
sich nicht mehr in schulischer Ausbildung befinden,
über die Fachhochschulreife oder die allgemeine
Hochschulreife verfügen, trifft dies auf lediglich
16 Prozent der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger zu (Abb. 60).
80
70
60
50
40
30
20
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach
Staatsangehörigkeit
10
Abbildung 61 zeigt die Altersstruktur der Hartz IVEmpfängerinnen und -Empfänger mit deutscher
Staatsangehörigkeit im Vergleich zur Struktur der
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Hier zeigen sich
deutliche Unterschiede vor allem bei den Kindern
und in der Altersklasse von ca. 30 bis 45 Jahren.
So sind 39 Prozent der deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger unter 18 Jahre alt,
was auf „lediglich“ 24 Prozent der nicht-deutschen
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger zutrifft.
Dagegen sind unter den deutschen Bezieherinnen
Hauptwohnungsbevölkerung 18 bis unter 65 Jahre
10
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
Deutsche Hartz IV-Empfänger
Abb. 61: Altersstruktur der Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger nach Staatsangehörigkeit
zum 31.12.2014
21
67
22
0%
15
Nicht-Deutsche Hartz IV-Empfänger
11
Hartz IV-Empfänger ab 18 Jahre
kein Schulabschluss
0
15
47
20%
Volks-/Hauptschulabschluss
40%
15
60%
Mittlere Reife
80%
16
100%
(Fach-)Hochschulreife
Abb. 60: Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger nach Schulabschlüssen im Vergleich zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
85
unter 2
2 bis unter 5
5 bis unter 8
8 bis unter 11
11 und höher
80
81
80
81
82
82
10
70
77
12
76
70
01
04
10
21
20
11
71
78
73
unter 2
2 bis unter 5
5 bis unter 8
8 bis unter 11
11 und höher
73
42
43
62
42
32
43
44
45
62
52
50
52
51
51
50
63
33
30
41
61
60
45
24
25
03
74
44
61
22
23
02
40
75
32
74
60
76
41
75
04
12
33
30
40
77
78
24
25
03
01
22
23
02
11
71
21
20
63
Abb. 62: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger unter 15 Jahre an der Hauptwohnungsbevölkerung unter 15 Jahren zum
31.12.2014
Abb. 63: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger von 15 bis unter 65 Jahren an
der entsprechenden Hauptwohnungsbevölkerung zum 31.12.2014
Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger die deutsche Staatsangehörigkeit, gefolgt von 173 Erlangerinnen und Erlangern mit türkischer, 101 mit italienischer, 77 mit irakischer, 60 mit griechischer und
jeweils gut 50 mit vietnamesischer oder rumänischer Nationalität. Die höchste Betroffenheitsquote
haben dabei Menschen mit irakischer Staatsangehörigkeit: Rund 44 Prozent der in Erlangen lebenden Irakerinnen und Iraker erhalten Leistungen zur
Grundsicherung.
Die Extreme sind jedoch ähnlich verteilt: Zwölf Prozent in Büchenbach Nord, elf Prozent am Anger,
zehn Prozent jeweils in Bierlach (Bezirk 45) und in
Büchenbach Dorf.
Da die Statistischen Bezirke nicht anhand sozialer
Merkmalen eingeteilt wurden, sind auch bei der Verteilung der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger innerhalb der einzelnen Bezirke teilweise große
Ungleichheiten festzustellen.
Kleinräumige Verteilung
Die Abbildungen 62 und 63 zeigen
die Anteile der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger unter den
Kindern und unter der Bevölkerung
im „erwerbsfähigen“ Alter von 15 bis
unter 65 Jahren nach Statistischen
Bezirken.
Bei den Kindern unter 15 Jahren
finden sich besonders hohe Anteile
in den Bezirken Büchenbach Nord
(Bezirk 77) mit rund 33 Prozent,
Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit
24 Prozent, Anger (Bezirk 40) mit
22 Prozent und Tal (Bezirk 04) mit
21 Prozent.
Bei den 15- bis unter 65-Jährigen
sind die Anteile insgesamt kleiner.
86
4,0%
2008
3,5%
2014
3,0%
2,5%
2,0%
1,5%
1,0%
0,5%
65 bis
unter 70
Jahre
70 bis
unter 75
Jahre
75 bis
unter 80
Jahre
80 Jahre
und älter
0,0%
Abb. 64: Anteil der Empfänger und Empfängerinnen von Grundsicherung
im Alter nach Altersklassen im Vergleich
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
unter 1
1 bis unter 2
2 bis unter 3
3 bis unter 4
4 und höher
80
81
80
81
82
82
10
70
77
12
76
70
01
04
02
42
43
62
42
32
43
62
52
50
51
63
44
45
52
50
33
30
41
61
60
45
24
25
03
74
44
61
60
22
23
02
40
75
32
74
04
76
41
75
01
12
73
33
30
77
78
24
25
40
11
71
21
20
22
23
03
10
21
20
11
71
78
73
unter -1
-1 bis unter -0,6
-0,6 bis unter -0,2
-0,2 bis unter +0,2
+0,2 bis unter +0,6
+0,6 bis unter +1
+1 und höher
51
63
Abb. 65: Anteil der Empfängerinnen und Empfänger
von Grundsicherung im Alter an der Hauptwohnungsbevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen zum 31.12.2014 nach
Statistischen Bezirken
Abb. 66: Entwicklung des Anteils der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung
im Alter an der Bevölkerung ab 65 Jahren
außerhalb von Heimen in den Jahren 2008
bis 2014 in Prozentpunkten nach Statistischen Bezirken
So gut wie keine Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger gibt es in den Bezirken Steudach (Bezirk 74),
Industriehafen (Bezirk 75), Meilwald (Bezirk 21),
Häusling (Bezirk 73) und der Reuth (Bezirk 71).
Im Bezirk Bachfeld ist jedoch andererseits der Anteil
der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im
Alter von 55 bis unter 65 Jahren in den letzten Jahren leicht gestiegen.
Kleinräumige Entwicklung
Die in den Abbildungen 67 und 68 dargestellten
Anteile der SGB II-Empfängerinnen und -Empfänger
nach Altersklassen zeigen in einigen Bezirken deutliche Entwicklungstendenzen seit dem Jahr 2008.
Bei den unter 15-Jährigen ist der Anteil im Bezirk
Tal (Bezirk 04) von 19 Prozent auf 30 Prozent im
Jahr 2013 angestiegen, im Jahr 2014 jedoch wieder
auf 21 Prozent gesunken. Auch im Bezirk Schönfeld (Bezirk 42) stieg dieser Anteil an, während er in
Bachfeld (Bezirk 44) in den letzten Jahren rückläufig
war. Ein gravierender Anstieg des Anteils der unter
15-Jährigen Leistungsempfängerinnen und -empfänger wird in Büchenbach Dorf (Bezirk 76) verzeichnet: Dieser stieg von 12 Prozent im Jahr 2008 auf
24 Prozent im Jahr 2014.
Bei den Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern
im Alter von 15 bis unter 55 Jahren ist in Büchenbach
Dorf ebenfalls ein Anstieg erkennbar, wenn auch auf
niedrigerem Niveau. In der Buckenhofer Siedlung
(Bezirk 24) nimmt dieser Anteil dagegen ab, ebenso
in Bachfeld (Bezirk 44).
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
7.3Grundsicherung im Alter und bei
Erwerbsminderung
Im vierten Kapitel des zwölften Sozialgesetzbuches
ist die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung geregelt. Zielgruppe sind sowohl bedürftige
Menschen, die das Rentenalter erreicht haben, als
auch jüngere Menschen, die dauerhaft voll erwerbsgemindert sind.
Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ähnelt der Hilfe zum Lebensunterhalt („Sozialhilfe“) mit dem Unterschied, dass bei der Grundsicherung im Alter auf den Unterhaltsrückgriff gegenüber
Kindern (oder auch Eltern) verzichtet wird, es sei
denn, diese verfügen über ein besonders hohes
Jahreseinkommen von über 100.000 Euro. Mit der
Einführung der Grundsicherung im Jahr 2003 sollte
der „verschämten Armut“ bei älteren Menschen entgegengewirkt werden.
Vor Einführung der Grundsicherung bestand das
Problem, dass beim Bezug von Sozialhilfe auf
das Vermögen der Kinder zurückgegriffen wurde.
Es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer der
87
Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen mit Einführung der Grundsicherung zurückgegangen ist, dass
aber trotzdem weiterhin ein Dunkelfeld besteht1.
Von den außerhalb von Heimen lebenden Erlangerinnen und Erlangern im Alter von 18 bis unter
65 Jahren beziehen 0,4 Prozent Leistungen aufgrund dauerhafter Vollerwerbsminderung.
Grundsicherung im Alter beziehen 2,5 Prozent der
Bevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen.
Die Empfängerinnen- und Empfängerquote ist in den
vergangenen sechs Jahren um 0,6 Prozentpunkte
angestiegen. Auch wenn die Quote insgesamt relativ
niedrig erscheint, entspricht dies insgesamt einem
Anstieg von 38 Prozent innerhalb nur weniger Jahre.
Der Anteil der Männer unter der auf Grundsicherung im Alter angewiesenen Bevölkerung ist in den
vergangenen sechs Jahren von 40 auf 43 Prozent
angestiegen.
Ein Drittel der Grundsicherungsempfängerinnen
und -empfänger haben eine nicht-deutsche erste
Staatsangehörigkeit und sind deshalb anteilsmäßig
stark überrepräsentiert, weil in der Gesamtbevölkerung ab 65 Jahren der Ausländeranteil bei lediglich
rund sieben Prozent liegt.
Der Anstieg bei den Empfängerinnen und Empfängern von Grundsicherung im Alter wird sich vermutlich weiter fortsetzten, wenn zunehmend Menschen
das Rentenalter erreichen, deren Erwerbsbiografien
von prekären Beschäftigungsverhältnissen gekennzeichnet sind. Für diese These spricht die Entwicklung der altersspezifischen Empfängerinnen- und
Empfängerquoten. Der Anteil der „Neu-Rentner“ im
Alter von 65 bis unter 70 Jahren, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen ist, lag im Jahr 2008
bei 1,9 Prozent und ist mittlerweile auf 3,5 Prozent
angestiegen (Abb. 64).
Es kommt der demografische Umstand hinzu, dass
in den kommenden Jahren zunehmend die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen
unter 15 Jahre
15 bis unter 55 Jahre
Statistischer Bezirk
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
01 Altstadt
4,9
4,0
3,9
3,4
2,6
4,2
6,3
2,6
3,4
3,2
2,9
2,8
2,5
2,5
02 Markgrafenstadt
5,0
4,5
5,0
4,4
5,3
5,0
7,5
2,0
1,7
1,6
1,3
1,4
1,4
1,6
03 Rathausplatz
2,4
0,0
3,1
3,8
3,6
2,9
2,0
1,7
1,7
1,6
0,8
1,4
0,4
0,9
04 Tal
19,1 20,7 21,7 25,2 26,0 30,0 20,9
5,9
7,4
7,9
6,8
7,2
7,7
7,2
10 Heiligenloh
1,5
1,0
1,6
1,3
2,1
1,8
1,3
0,9
0,8
0,8
0,5
0,9
0,8
0,9
11 Alterlangen
1,9
1,9
3,5
2,0
1,2
2,5
1,6
2,6
3,3
3,1
2,9
2,2
2,2
1,6
12 Steinforst
6,0
6,7
7,3
6,5
5,7
5,9
9,5
3,2
4,6
4,7
3,8
3,3
3,9
4,4
20 Burgberg
1,4
1,9
1,5
1,5
1,4
3,0
1,7
1,2
1,6
1,4
1,0
1,0
1,6
1,4
21 Meilwald
6,3
0,0
6,7
3,1
0,0
0,0
0,0
0,5
2,0
2,2
1,7
1,0
0,0
0,5
22 Sieglitzhof
3,9
3,9
3,8
4,5
4,9
3,8
3,6
1,6
1,9
1,9
2,0
2,1
2,0
2,1
23 Loewenich
1,6
1,0
0,0
0,0
2,4
3,0
2,6
1,7
2,1
1,6
1,7
1,9
2,8
2,5
24 Buckenhofer Siedlung
4,6
4,5
6,4
5,3
2,8
2,2
2,4
6,1
4,7
5,0
4,5
4,6
3,8
3,9
25 Stubenloh
1,3
0,9
0,3
0,3
0,3
0,3
0,9
1,8
1,4
1,2
0,8
0,8
0,8
0,9
30 Röthelheim
3,3
2,0
2,9
1,2
1,3
1,9
0,9
2,2
2,1
1,9
1,3
1,3
1,6
1,3
32 Sebaldus
4,2
4,9
5,3
3,6
2,4
3,7
3,2
1,7
2,2
2,1
1,6
1,4
1,4
1,6
33 Röthelheimpark
9,6 10,6 12,8 11,8 12,7 12,1 11,8
5,0
5,6
5,8
5,1
5,3
5,4
5,9
40 Anger
24,9 26,8 25,9 22,4 24,8 24,4 22,3
10,8 12,0 11,5 10,2 10,5 10,6 10,5
41 Rathenau
21,8 24,0 20,3 17,4 20,0 18,8 18,8
7,3
7,7
7,0
6,6
7,0
6,9
7,9
42 Schönfeld
12,6 12,4 14,3 14,7 14,4 16,1 16,4
5,2
5,7
6,3
5,4
5,6
6,3
6,3
43 Forschungszentrum
1,1
1,0
1,0
2,0
3,4
2,0
1,0
0,8
1,0
0,8
0,8
1,0
1,8
1,0
44 Bachfeld
14,0 13,8 14,7 13,9 12,2 11,1 12,1
6,6
7,7
7,9
6,9
5,0
4,8
5,3
45 Bierlach
18,4 19,3 18,3 16,3 18,8 19,5 18,9
10,3 12,0 10,4
9,7 10,5 11,5 11,0
50 Eltersdorf
3,7
2,7
2,3
1,7
1,9
2,5
1,7
1,5
1,9
1,7
1,7
1,7
2,0
2,0
51 St. Egidien
0,0
0,0
2,3
0,0
2,3
0,0
2,7
1,3
1,9
2,4
1,3
2,0
2,0
1,9
52 Tennenlohe
2,2
2,5
1,9
1,9
2,1
2,4
2,0
0,9
1,1
1,1
0,9
1,0
1,1
1,0
60 Neuses
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0 10,3
8,8
1,2
1,2
1,1
1,1
1,1
3,1
3,1
61 Frauenaurach
5,5
6,2
5,8
5,5
2,1
4,0
4,2
2,8
3,5
3,1
2,6
1,4
2,2
2,0
62 Kriegenbrunn
0,0
0,5
2,4
0,0
0,6
0,7
0,7
0,9
2,1
2,1
1,5
1,2
1,3
1,8
63 Hüttendorf
2,2
1,0
1,1
2,0
2,1
3,4
2,1
0,8
0,9
1,6
1,6
1,6
1,3
1,8
70 Kosbach
0,0
0,7
0,0
0,0
0,9
0,9
3,0
0,2
0,6
0,2
0,2
0,4
0,6
0,9
71 In der Reuth
2,1
0,0
1,9
1,8
1,7
1,8
0,0
1,3
0,7
1,4
0,5
1,5
0,7
0,7
73 Häusling
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,8
0,8
74 Steudach
3,9
2,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
1,2
1,2
1,2
0,6
0,6
0,7
0,0
75 Industriehafen
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
76 Büchenbach Dorf
12,4 11,9 11,7 13,3 19,0 21,9 24,0
7,8
8,5
7,5
9,2
9,4 10,4 10,4
77 Büchenbach Nord
31,2 33,9 31,5 28,8 27,7 32,6 33,5
11,5 13,4 13,0 12,1 11,5 12,0 13,6
78 Büchenbach West
7,1
6,5
5,2
5,0
5,2
5,2
6,6
4,0
4,5
3,6
3,3
3,4
3,1
3,2
80 Dechsendorf West
0,4
0,9
0,4
0,8
2,2
2,8
3,4
1,3
1,3
0,4
0,5
1,0
1,1
0,7
81
Dechsendorf
Ost
1,4
1,1
0,7
0,0
0,4
0,0
0,4
0,6
1,2
0,9
0,7
1,1
0,7
1,1
1
siehe z.B. IAB-Forschungsbericht 5/2013: „Simulationsrechnung zum Ausmaß der Nicht-Inanspruchnahme von
Abb. 67:der
Anteil
der Hartz IV-Empfängerinnen
im Alter unter 15 Jahren bzw. im Alter von 15 bis unter
Leistungen
Grundsicherung“.
Hier wird die Quoteund
der -Empfänger
NichtInanspruchnahme
auf 34 an
bis der
43 Prozent
geschätzt. InAltersgruppe
der Literatur der Hauptwohnungsbevölkerung seit 2008 nach Statistischen
55 Jahren
entsprechenden
finden sich Schätzungen
Bezirken von 30 bis 70 Prozent, was auf die große
Unsicherheit in diesem Bereich hindeutet.
88
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Die kleinräumige Verteilung ist auf den ersten Blick
nahezu identisch mit der des Sozialberichtes 2009;
lediglich das Gesamtniveau ist gestiegen (Abb. 65).
Die größten Anteile mit fünf bis elf Prozent finden sich
in den Bezirken Tal (Bezirk 04), Büchenbach Dorf
(Bezirk 78), Anger (Bezirk 40), Altstadt (Bezirk 01)
und Büchenbach Nord (Bezirk 77). Von allen Erlangerinnen und Erlangern außerhalb von Heimen, die
Leistungen zur Grundsicherung im Alter empfangen,
leben 45 Prozent alleine in diesen fünf Bezirken.
Bei näherer Betrachtung der Verteilungen der
Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger
der Jahre 2008 und 2014 zeigen sich jedoch auch
kleinräumig unterschiedliche Entwicklungen.
Während im Sozialbericht 2009 noch festgestellt
wurde, dass mehr als zwei Drittel der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter in
den Bezirken Büchenbach Nord und Anger leben,
ist die Streuung mittlerweile größer geworden: Nur
noch ein knappes Drittel der Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger finden
sich heute in diesen beiden Bezirken.
Der Anteil der Empfängerinnen und
55 bis unter 65 Jahre
Empfänger von Grundsicherung im
2009 2010 2011 2012 2013 2014
Alter ist lediglich im innerstädtischen
9,1
8,6
7,3
6,7
7,9
6,7
Bereich
leicht
zurückgegangen
7,4
4,6
3,4
3,8
4,6
4,8
(Abb. 66). Auch wenn die absoluten
5,4
3,1
2,3
3,4
4,2
3,2
5,7
5,1
6,1
8,8
7,3
5,9
Fallzahlen hier zum Teil relativ gering
0,6
0,9
1,1
0,8
1,1
1,1
sind, gibt es Zunahmen um mehr als
1,3
1,6
2,1
2,5
2,5
2,4
die Hälfte in den Bezirken Bachfeld
2,1
2,3
2,3
2,0
1,3
1,0
(Bezirk 44), Altstadt (Bezirk 01),
0,6
0,3
0,3
0,9
1,5
0,6
Bierlach (Bezirk 45), Büchenbach
0,0
0,0
0,0
6,7
0,0
0,0
1,6
1,8
1,4
1,3
2,0
1,7
Dorf (Bezirk 76), Büchenbach
1,3
0,6
0,6
0,6
0,6
1,1
West (Bezirk 78) und Schönfeld
7,8
6,5
8,2
6,7
7,6
6,4
(Bezirk 42).
4,1
3,0
2,5
2,5
2,8
3,2
Im Röthelheimpark (Bezirk 33) sind
2,3
1,3
1,8
2,9
3,1
3,2
1,3
1,7
1,5
2,5
2,3
2,7
zwar die Absolutzahlen der Senio6,4
7,4
7,5
8,9
8,2
7,7
rinnen und Senioren und der Emp12,8 12,4 12,6 11,4
9,4 10,9
fängerinnen und Empfänger von
6,0
6,6
6,4
4,9
6,5
5,9
Grundsicherung im Alter an sich
6,5
5,6
5,2
5,2
4,4
4,2
relativ gering, letztere hat sich aber
1,6
1,5
0,0
1,4
1,3
0,7
5,5
5,4
6,7
6,2
7,2
7,3
im betrachteten Zeitraum mehr als
6,7
7,2
5,6
6,0
5,4
6,1
verdreifacht.
werden und dass somit die Anzahl der Senioren bis
Ende der 2030er Jahre ansteigen wird.
Dass Altersarmut unter der nicht-deutschen Bevölkerung stärker verbreitet ist, hängt wiederum mit
deren Erwerbsbiografie zusammen: Es handelt sich
hier zum Teil um ehemalige Gastarbeiter, die vor
allem in Bereichen mit unterdurchschnittlicher Entlohnung tätig waren und somit ein niedriges Rentenniveau haben. Hinzu kommt, dass die rentenrelevante Erwerbsbiografie Nicht-Deutscher in der
Regel erst dann beginnt, sobald sie eine Tätigkeit
in Deutschland aufnehmen; die Beitragszeiten sind
entsprechend kürzer.
Interessant ist auch hier die Entwicklung: Während
von den Erlangerinnen und Erlangern ab 65 Jahren
außerhalb von Heimen im Jahr 2008 noch 14,1 Prozent der Nicht-Deutschen auf Grundsicherung angewiesen war, ist deren Anteil auf 11,1 Prozent gesunken. Dagegen ist der Anteil unter den Deutschen von
1,2 auf 1,8 Prozent angestiegen.
Statistischer Bezirk
01 Altstadt
02 Markgrafenstadt
03 Rathausplatz
04 Tal
10 Heiligenloh
11 Alterlangen
12 Steinforst
20 Burgberg
21 Meilwald
22 Sieglitzhof
23 Loewenich
24 Buckenhofer Siedlung
25 Stubenloh
30 Röthelheim
32 Sebaldus
33 Röthelheimpark
40 Anger
41 Rathenau
42 Schönfeld
43 Forschungszentrum
44 Bachfeld
45 Bierlach
50 Eltersdorf
51 St. Egidien
52 Tennenlohe
60 Neuses
61 Frauenaurach
62 Kriegenbrunn
63 Hüttendorf
70 Kosbach
71 In der Reuth
73 Häusling
74 Steudach
75 Industriehafen
76 Büchenbach Dorf
77 Büchenbach Nord
78 Büchenbach West
80 Dechsendorf West
81 Dechsendorf Ost
2008
8,5
4,7
1,0
9,2
0,6
0,5
2,6
0,3
0,0
1,3
1,8
6,4
2,5
3,7
1,6
5,5
12,8
5,3
5,3
1,8
5,8
7,1
1,5
0,0
0,2
0,0
1,3
2,6
0,0
0,0
0,6
0,0
0,0
0,0
5,9
7,9
3,6
1,4
1,2
1,4
0,0
0,4
0,0
1,6
1,7
0,0
0,0
1,3
0,0
0,0
0,0
6,8
8,2
4,4
2,0
0,8
1,2
0,0
0,2
0,0
2,1
1,1
1,1
0,0
2,0
0,0
0,0
0,0
7,7
8,1
5,5
1,3
0,4
1,6
0,0
0,2
0,0
2,3
0,5
1,0
0,0
0,8
0,0
0,0
0,0
8,3
6,5
5,4
0,0
0,7
1,3
0,0
0,8
0,0
2,0
0,0
2,1
0,0
0,9
0,0
0,0
0,0
6,8
6,0
4,1
0,0
0,7
1,5
4,6
0,6
0,0
2,3
0,9
2,0
0,0
2,6
0,0
0,0
0,0
6,2
6,1
3,5
1,1
1,1
0,9
7,7
0,6
0,0
2,2
1,8
0,0
0,0
1,0
0,0
0,0
0,0
7,3
6,4
2,8
0,0
0,7
Abb. 68: Anteil der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Alter von
55 bis unter 65 Jahren an der Hauptwohnungsbevölkerung im
entsprechenden Alter seit 2008 nach Statistischen Bezirken
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
89
8. Gesellschaftliche Partizipation
Bürgerbeteiligung
Interesse an politischem Geschehen
Veranstaltungen zur politischen Bildung
Bürgerschaftliches Engagement
Wahlbeteiligung
8. Gesellschaftliche Partizipation
Gesellschaftliche Partizipation ist Teilhabe am kulturellen, sozialen und politischen Leben. Das Ausmaß
„soziokultureller Teilhabe“ oder auch „Inklusion“ ist
jedoch in wechselseitiger Abhängigkeit zum sozioökonomischen Umfeld eines Menschen zu sehen:
Einkommensschwache Bevölkerungsschichten sind
häufiger vom gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben ausgegrenzt als einkommensstarke.
Dieser Mangel an Partizipation bei einem Teil der
Bevölkerung führt dazu, dass die Interessen dieses
Bevölkerungsteils auch politisch nur unzureichend
vertreten werden. Das Dilemma dabei ist, dass diejenigen, die sich politisch nicht vertreten fühlen, auch
von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machen.
Somit entsteht eine Spirale aus unzureichender Interessensvertretung und mangelnder Partizipation.
Das beginnt oft bereits in jungen Jahren: Kinder, die
sich für die Armut in ihrer Familie schämen, beginnen sich abzukapseln, weil sie mit ihren Mitschülern
materiell nicht „mithalten“ können.
Dieser Wirkungskomplex gesellschaftlicher Partizipation ist sehr vielschichtig und bräuchte zur weiteren Aufhellung eigenständiger Analysen, die über
das aktuell vorhandene Datenmaterial weit hinaus
gehen. Aus den regelmäßigen Bürgerbefragungen
in der Stadt Erlangen können diesbezüglich aber
immerhin einige Teilaspekte entnommen werden.
Bürgerbeteiligung
Zunehmend von Bedeutung ist das Thema „Bürgerbeteiligung“ bei städtischen Projekten. In der
Bürgerbefragung 2012 wurden die 18- bis 80-jährigen Erlangerinnen und Erlanger gefragt, welche
einkommensschwache Haushalte
Interesse an Politik in Deutschland
23
43
einkommenssstarke Haushalte
einkommensschwache Haushalte
Beteiligungsmöglichkeiten sie gerne nutzen möchten. Hierbei wurden an Antwortmöglichkeiten vorgegeben: Besuch von Informationsveranstaltungen,
Teilnahme an Arbeitsgruppen, Teilnahme an schriftlichen Befragungen und Online-Beteiligungsverfahren.
Die Online-Beteiligungsverfahren schnitten hier
mit 43 Prozent am besten ab, geringsten Zuspruch
fanden mit acht Prozent die Teilnahme an Arbeitsgruppen. Auffällig ist, dass bei allen angegebenen
Beteiligungsverfahren das Durchschnittseinkommen
der Zustimmenden über dem gesamtstädtischen
Durchschnitt liegt. Dagegen liegt das Durchschnittseinkommen der Befragten, die angeben, keine der
genannten Möglichkeiten nutzen zu wollen, fast
17 Prozent unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Entweder ist das Interesse an Beteiligungsverfahren bei Menschen mit unterdurchschnittlichen
Einkommen grundsätzlich geringer, eine andere
Erklärung wäre aber, dass die Beteiligungsverfahren, die zur Auswahl standen, verstärkt Personen
mit überdurchschnittlichen Einkommen ansprechen.
In diesem Fall würden solche Formen der Bürgerbeteiligung tendenziell die Interessen der einkommensstärkeren Bevölkerungsschichten begünstigen.
Bei der Bürgerbefragung 2014 wurde speziell auf
die Online-Bürgerbeteiligung Bezug genommen. Die
Befragten wurden auf städtische Überlegungen hingewiesen, neben den bisherigen traditionellen Beteiligungsformen wie z.B. Bürgerversammlungen, in
Zukunft verstärkt Angebote für Online-Beteiligungen
zu machen. Die Hälfte der Erlangerinnen und Erlanger kann sich diesbezüglich eine aktive Beteiligung
vorstellen.
26
37
51
Interesse an Erlanger Kommunalpolitik
15
32
einkommenssstarke Haushalte
21
0%
sehr hoch
39
42
20%
eher hoch
40%
eher gering
6 3
11
11
31
60%
sehr gering
80%
3
5
100%
kein Interesse
Abb. 69: Politisches Interesse nach Einkommensniveau
92
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Interesse an politischem Geschehen
Befragungsergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Interesse an politischem
Geschehen und dem Einkommen. Die Bevölkerung
in den einkommensstärkeren Haushalten äußert hier
ein größeres politisches Interesse. Insgesamt ist das
Interesse am bundespolitischen Geschehen größer
als an Kommunalpolitik, die Differenzen zwischen
einkommensschwachen und einkommensstarken
Haushalten sind jedoch beim Interesse an der Bundespolitik stärker ausgeprägt als bei der Kommunalpolitik (Abb. 69).
Rund 35 Prozent der Befragten aus der Hälfte der
einkommensschwächeren Haushalte geben an, ein
geringes oder gar kein Interesse an den politischen
Geschehnissen in der Bundesrepublik Deutschland
zu haben, was auf nur knapp 13 Prozent der Befragten aus einkommensstärkeren Haushalten zutrifft. In
letzteren äußern 37 Prozent sogar sehr großes Interesse am bundespolitischen Geschehen.
Da ein starker Zusammenhang zwischen Einkommen und Schulbildung besteht, zeigt sich ein unterschiedliches Ausmaß an politischem Interesse auch
in Abhängigkeit vom Schulabschluss: Während
knapp 22 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger
mit Hauptschulabschluss ein sehr hohes Interesse
an Bundespolitik äußern, trifft dies auf 30 Prozent
der Befragten mit mittlerer Reife und auf 34 Prozent
der Befragten mit Abitur oder Fachabitur zu.
In Bezug auf die Kommunalpolitik sind die Interessenslagen etwas anders: 20 Prozent der Hauptschulabsolventen und 25 Prozent der Erwachsenen
mit mittlerer Reife sind hier sehr interessiert, jedoch
lediglich 14 Prozent der Bevölkerung mit (Fach-)Abitur. Das geringe Interesse an Kommunalpolitik bei
der Bevölkerung mit hohen Schulabschlüssen ist
vermutlich auf die geringe Verwurzelung in der Stadt
zurückzuführen: Häufig handelt es sich um Studierende, für die Erlangen lediglich eine „Durchgangsstation“ auf ihrem Bildungsweg ist.
Welche Informationsquellen nutzen die Erlangerinnen und Erlanger, um sich über die politischen
Geschehnisse in Erlangen zu informieren? Hier wird
am häufigsten die Tageszeitung genannt, gefolgt
von Gesprächen mit Familienmitgliedern, Bekannten
oder Kollegen (Abb 70). Dabei gibt es keine nachweisbaren Unterschiede zwischen Befragten aus
einkommensschwachen und Befragten aus einkommensstarken Haushalten.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Signifikante Unterschiede gibt es jedoch bei den
Informationsquellen Lokalradio, Lokalfernsehen,
dem „Sonntagsblitz“ und bei Lokalnachrichten im
Internet. Vor allem Lokalradio und Lokalfernsehen
dienen in den einkommensschwächeren Haushalten
häufiger als Informationsquelle.
Veranstaltungen zur politischen Bildung
Vereine, Parteien und Verbände bieten Veranstaltungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen aller Art an. Rund ein Viertel der einkommensschwächeren Bevölkerung findet dieses Angebot als
unzureichend. Beim einkommensstärkeren Bevölkerungsteil sind lediglich 19 Prozent dieser Ansicht.
Offenbar spricht das gegebene Angebot die Interessen der einkommensstärkeren Bevölkerung eher an.
Betrachtet man die einkommensstärkere Hälfte und
die einkommensschwächere Hälfte der Bevölkerung
zusätzlich nach ihrem Schulabschluss, zeigt sich
bei den Einkommensschwächeren mit Abitur oder
Fachhochschulreife die größte Unzufriedenheit mit
dem Angebot an Veranstaltungen zu politischen
und gesellschaftlichen Themen: 28 Prozent sind hier
unzufrieden. Beim einkommensstärkeren Bevölkerungsteil gibt es die größte Unzufriedenheit bei den
Menschen mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss:
Während von diesen 25 Prozent unzufrieden sind,
trifft dies auf je 18 Prozent der Einkommensstärkeren mit mittlerer Reife oder höherem Schulabschluss
zu.
Welche inhaltlichen Themen wünschen sich die
Erlangerinnen und Erlanger, deren Bedarf an politischer Bildung durch die gegebenen Veranstaltungen
nicht hinreichend gedeckt werden kann?
Die Befragten in der Hälfte der einkommensschwächeren Haushalte nennen hier am häufigsten die
Themenbereiche „Gesundheitssystem“ und „Soziales, Arbeitslosigkeit, Rente“: Rund die Hälfte der
Befragten aus den einkommensschwächeren Haushalten wünscht sich mehr Veranstaltungen in diesen Bereichen. Die Anteile bei diesen Themen sind
bei den Erlangerinnen und Erlangern aus den einkommensstärkeren Haushalten signifikant niedriger
(Abb. 71). Bei letzteren werden die Themen „Umwelt,
Verkehr, Energie“, „Verbraucherschutz“ und „Bildung, Schulen“ am häufigsten genannt. Bei diesen
Themen gibt es aber kaum Unterschiede zu Befragten aus einkommensschwächeren Haushalten.
93
Lokalradio
einkommensschwache Haushalte
24
einkommenssstarke Haushalte
44
16
27
36
6
36
11
Lokalfernsehen
einkommensschwache Haushalte
20
einkommenssstarke Haushalte
32
9
18
35
12
12
45
Sonntagsblitz
einkommensschwache Haushalte
21
einkommenssstarke Haushalte
36
28
32
35
12
38
15
Lokalnachrichten im Internet
einkommensschwache Haushalte
19
einkommenssstarke Haushalte
36
13
35
39
11
38
Erlanger Nachrichten
alle Befragten
52
10
35
12
andere Zeitungen mit Lokalteil
alle Befragten
9
26
47
18
Homepage der Stadt Erlangen
alle Befragten
15
45
32
8
Amtsblatt
alle Befragten
alle Befragten
9
31
46
15
Gespräche mit Familie, Bekannten, Kollegen
35
53
11
Bürgerversammlungen, Stadtratssitzungen, sonstige Veranstaltungen
alle Befragten
10
35
0%
47
20%
sehr wichtig
40%
60%
eher wichtig
eher unwichtig
9
80%
100%
völlig unwichtig
Abb. 70: Informationsquellen über politisches Geschehen nach Einkommensniveau
Thema:
Soziales, Arbeitslosigkeit, Rente
50
27
Thema:
Arbeit, Lohn, Gewerkschaften
38
17
Thema:
Gesundheitssystem
52
34
Thema:
Ausländer, Integration
34
20
Thema:
Umwelt, Verkehr, Energie
44
Thema:
Verbraucherschutz
43
Thema:
Bildung, Schulen
43
Thema:
Öffentliche Haushalte
51
48
47
17
19
Thema:
Wirtschaft und Mittelstand
einkommensschwache Haushalte
einkommensstarke Haushalte
25
26
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Abb. 71: Gewünschte Themen zur politischen Bildung nach Einkommensniveau
94
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
+27
Politik
+7
Sport
+4
Schule
+2
Kultur
Menschen mit Behinderungen
-2
-5
Umwelt
Senioren
-7
-7
Kinder und Jugend
-8
Freizeit
-9
Soziales
Rettungsdienste
-12
-18
-20%
-15%
-10%
Kirche
ausländische Mitbürger
-5%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
Abb. 72: Pro-Kopf-Einkommen ehrenamtlich engagierter nach Tätigkeitsbereich (Abweichung zum
Durchschnittseinkommen)
Bürgerschaftliches Engagement
Neben politischem Interesse und politischer Bildung
ist bürgerschaftliches Engagement das aktive Element gesellschaftlicher Partizipation. Rund 29 Prozent der Erlangerinnen und Erlanger im Alter von 18
bis 80 Jahren sind ehrenamtlich tätig, so das Ergebnis der Bürgerbefragung 2012.
Deutliche Unterschiede zeigen sich, wenn man das
Durchschnittseinkommen der ehrenamtlich Tätigen
nach den Tätigkeitsbereichen vergleicht, auf welche
das Engagement gerichtet ist (Abb. 72). Hier zeigt
sich, dass es sich bei den Erlangerinnen und Erlangern mit politischen Ehrenämtern um die Bevölkerung mit deutlich überdurchschnittlichen Einkommen
handelt.
Wahlbeteiligung
Politisches Engagement spiegelt sich auch in der
Wahlbeteiligung. Da in der Bundesrepublik Deutschland ein Wahlrecht und keine Wahlpflicht besteht,
kann davon ausgegangen werden, dass das Ausmaß der Wahlbeteiligung Rückschlüsse zulässt auf
das politische Engagement einer Bevölkerung.
Nichtwähler finden ihre Interessen von keiner politischen Gruppierung repräsentiert oder sie sind desillusioniert und können sich nicht vorstellen, dass ihre
Stimme Einfluss auf politische Entscheidungen hat.
In Abbildung 73 sind für sämtliche Wahlbezirke
der Stadt Erlangen das Durchschnittseinkommen
sowie die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl
2014 dargestellt. Hier zeigt sich ein starker Zusammenhang: Je höher das Durchschnittseinkommen
im Wahlbezirk, desto höher die Wahlbeteiligung.
Fasst man die zehn Wahlbezirke mit den niedrigsten Durchschnittseinkommen zusammen, erhält
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
man eine Urnenwahlbeteiligung von lediglich 24,6
Prozent, was deutlich unter dem gesamtstädtischen
Durchschnitt von 38,3 Prozent Urnenwahlbeteiligung
liegt. In den zehn einkommensstärksten Wahlbezirken lag die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl
2014 dagegen bei 42,6 Prozent.
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
500€
1.000€
1.500€
2.000€
2.500€
Abb. 73: Wahlbeteiligung in den Wahlbezirken zur
Kommunalwahl 2014 nach Durchschnittseinkommen im Wahlbezirk
95
9. Ausgewählte Personengruppen
Menschen mit Migrationshintergrund
Bevölkerung und Haushalte
Wohnen
Schulbildung
Einkommen
Sozialleistungen
Vollständige Familien
Phasen der Familienentwicklung
Einkommen
Bedarfsgemeinschaften
Erwerbstätigkeit
Kinderbetreuung
Alleinerziehende
Struktur
Bildung
Berufstätigkeit und Einkommen
Bedarfsgemeinschaften
Ältere Menschen
Grundsicherung
9. Ausgewählte Personengruppen
Die Datenlage erlaubt eine solche Differenzierung in
den meisten Fällen leider nicht, so dass im ungünstigsten Fall wieder auf die herkömmliche Unterscheidung von Deutschen und Nicht-Deutschen zurückgegriffen werden muss.
Im Folgenden wird der Fokus auf soziale Lagen aus
der Perspektive einzelner Bevölkerungsgruppen
gerichtet.
9.1 Menschen mit Migrationshintergrund
Bevölkerung und Haushalte
An anderer Stelle (siehe 2.2) wurde der Personenkreis mit Migrationshintergrund bereits näher
beschrieben. Hier soll nur noch einmal kurz skizziert
werden, welche Bevölkerungsgruppen als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet werden:
Das Konzept des „Migrationshintergrundes“ wurde
entwickelt, da nicht allein die Staatsangehörigkeit
eines menschen sozial relevant ist, sondern die Migrationsgeschichte in ihrer Gesamtheit. Menschen
mit Migrationshintergrund sind ein heterogener Personenkreis, zu dem Nicht-Deutsche und Deutsche,
jeweils mit und ohne eigener Migrationserfahrung
zählen. Das sind neben den „klassischen“ Ausländern: Eingebürgerte, Aussiedler, Optionsdeutsche
und Familienangehörige von Migranten. Der Migrationshintergrund eines Menschen kann unterschiedliche soziale Relevanz haben.
In Abbildung 74 sind die Anteile der Personen mit
und ohne Migrationshintergrund an der gesamten
Hauptwohnungsbevölkerung nach Alter dargestellt.
Die Optionsdeutschen und die Familienangehörigen
von Migranten sind hier wie die Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund grau dargestellt, da deren
Migrationshintergrund in der Regel eine geringe
soziale Relevanz hat.
Die verbleibenden Personen mit Migrationshintergrund - Ausländer, Eingebürgerte und Aussiedler,
haben ihren größten Bevölkerungsanteil bei den
37- und 38-Jährigen mit 42 Prozent. Bei den 17- bis
69-Jährigen sind unter den Personen mit Migrationshintergrund die Nicht-Deutschen am stärksten
vertreten, bei den Älteren ändert sich das Verhältnis
zugunsten von Aussiedlern.
100%
90%
80%
ohne Migrationshintergrund
70%
60%
50%
Optionsdeutsche
40%
Familienangehörige
30%
20%
10%
0%
Aussiedler
Eingebürgerte
Nicht-Deutsche
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
Abb. 74: Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund nach Alter zum 31.12.2014
98
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
50
40
40
35
ohne Migrationshintergrund
mit Migrationshintergrund
29
27
26
20
30
20
5
6
6
10
5
0
Einpersonenhaushatle
(Ehe-)Paare
ohne Kind
(Ehe-)Paare
mit Kind
Alleinerziehendenhaushalte
sonstige Mehrpersonenhaushalte
Abb. 75: Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund nach Haushaltstypen zum 31.12.2014
Bei Personen mit Migrationshintergrund dominiert
die Lebensform der Paargemeinschaft mit mindestens einem Kind: 40 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund leben in diesem Haushaltstyp.
Dies trifft auf nur 26 Prozent der Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund zu.
Die Verteilung auf die Haushaltstypen unterscheidet sich zwischen den Personen mit und den Personen ohne Migrationshintergrund teilweise stark
(Abb. 75). Hier hat sich seit dem letzten Sozialbericht vor sechs Jahren bei den Erlangerinnen und
Erlangern mit Migrationshintergrund ein Wandel vollzogen: Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Einpersonenhaushalten lag damals bei nur
15 Prozent, dafür der Anteil in Paarhaushalten ohne
Kinder bei 37 Prozent. Zwischenzeitlich gab es eine
Verschiebung von Paarhaushalten zu Einpersonenhaushalten. Dies lässt sich mit dem hohen Durchschnittsalter von Aussiedlern erklären (vgl. Abb 74):
Hier sterben zunehmend (Ehe-)Partner und es verbleiben Einpersonenhaushalte. Zudem ist die Zahl
der Studierenden in Erlangen stark angestiegen.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Unter diesen befinden sich viele ausländische Studentinnen und Studenten, die in Einpersonenhaushalten leben.
Wohnen
Betrachtet man die räumliche Verteilung von Personen mit Migrationshintergrund, zeigen sich die
bereits im Kapitel „Wohnen“ angesprochenen Segregationstendenzen (Abb. 76). Für die Bezirke, in
denen der durchschnittliche Grad an Bildung gering
und die Durchschnittseinkommen niedrig sind, sind
in der Regel auch hohe Anteile an Menschen mit
Migrationshintergrund charakteristisch.
Der größten Anteile finden sich am Anger (Bezirk 40)
und im Tal (Bezirk 04), wo je die Hälfte der Bevölkerung über einen Migrationshintergrund verfügt. Hohe
Anteile finden sich ebenso in Büchenbach Nord
(Bezirk 77) mit 45 Prozent, in Schönfeld (Bezirk 42)
mit 44 Prozent und Rathenau (Bezirk 41) mit 42
Prozent. Sehr geringe Anteile an Personen mit
99
mit Migrationshintergrund handelt, liegt dieser Anteil
in den Bezirken mit tendenziell schlechter Wohnungssituation bei 48 Prozent (Abb. 77).
unter 18
18 bis unter 26
26 bis unter 34
34 bis unter 42
42 und höher
80
81
Schulbildung
Aufgrund unzureichender Datenlage beziehen sich
die folgenden Zusammenhänge nicht mehr auf die
Bevölkerung mit Migrationshintergrund, sondern auf
die Untergruppe der Ausländer.
Kinder und Jugendliche mit ausländischer erster
Staatsangehörigkeit unterscheiden sich hinsichtlich
der besuchten Schulform von deutschen Kindern
und Jugendlichen erheblich. Betrachtet man die 11bis 16-jährigen deutschen Schüler nach den besuchten Schulformen, so zeigt sich über alle Altersjahre
eine relative Konstanz beim Anteil der Mittelschule
(Abb. 78). Dagegen steigen die Anteile des Besuchs
von Realschule und Wirtschaftsschule mit zunehmendem Alter. Zudem gibt es eine Bewegung von
Waldorfschule und Montessorischule in die Regelschulen. Insgesamt können die Daten so interpretiert werden, dass es mit zunehmenden Alter eine
Verlagerung von Schülern in Richtung Real- und
Wirtschaftsschule gibt vom Gymnasium und von den
Privatschulen.
Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den nichtdeutschen Kindern und Jugendlichen, bei denen die
Anteile an der international ausgerichteten Franconian International School deutlich größer sind. Mit
zunehmendem Alter sinken aber die Anteile: Während 43 Prozent der 11-Jährigen ausländischen
Schülerinnen und Schüler an Erlanger Schulen die
Franconian International School besuchen, trifft dies
auf nur noch sieben Prozent der 16-Jährigen zu. Auf
der anderen Seite steigen bei nicht-deutschen Schülerinnen und Schülern die Anteile an Mittelschulen,
Realschulen und Wirtschaftsschule. An Montessorischule und Waldorfschule finden sich kaum ausländische Schüler. Die Schüleranteile am Gymnasium
bzw. an der Fachoberschule sind bei den deutschen
Schülern rund doppelt so hoch wie bei den nichtdeutschen Schülern im Alter von 11 bis 16 Jahren.
82
10
70
11
71
01
77
78
76
22
23
02
04
12
73
21
20
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
52
51
50
63
Abb. 76: Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Statistischen Bezirken zum
31.12.2014
Migrationshintergrund gibt es vor allem in den peripheren Bezirken im Stadtwesten.
Im Kapitel „Wohnen“ wurde die Wohnungssituation
bezirksweise anhand der Merkmale Pro-Kopf-Wohnfläche, Wohndichte und Anteil an Sozialmietwohnungen typisiert. Ein Vergleich zeigt (vgl. Abb. 51),
dass in den Bezirken mit hohen Anteilen an Bevölkerung mit Migrationshintergrund die Wohnungssituation weitgehend als „unterdurchschnittlich“ bzw.
„schlecht“ eingestuft wurde.
Während es sich in den Statistischen Bezirken,
deren Wohnungssituation als gut eingestuft wurde,
bei rund 23 Prozent der Bevölkerung um Menschen
Wohnungssituation im Bezirk ist eher ...
… gut
6
10
… durchschnittlich
16
… unterdurchschnittlich
3
9
4
5
11
23
0%
77
4
7
17
… schlecht
4
20%
68
4
63
7
40%
Nicht-Deutsche
Aussiedler
Familienangehörige
5
52
60%
80%
100%
Eingebürgerte
Optionsdeutsche
ohne Migrationshintergrund
Abb. 77: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Wohnungssituation zum 31.12.2014
100
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
nicht-deutsche Schüler
deutsche Schüler
11 Jahre
6
8
18
12 Jahre
4
9
13 Jahre
3
10
23
14 Jahre
3
9
25
15 Jahre
3
16 Jahre
2
11
13
12 Jahre
8
13 Jahre
5
14 Jahre
6
15 Jahre
21
12
11 Jahre
3
16 Jahre
2
7
56
2
6
56
5
27
52
5
29
52
5
6
19
12
57
15
20
2
6
24
43
31
3
17
22
28
19
21
2
29
20
19
40
24
20%
33
27
37
5
0%
54
40%
60%
19
23
7
80%
100%
Förderschule
Mittelschule
Realschule/Wirtschaftsschule
Gymnasium/FOS
Waldorfschule/Montessorischule
Franconian International School
Abb. 78: 11- bis 16-Jährige nach Schulbesuch und Staatsangehörigkeit
Die Franconian International School existiert allerdings erst seit dem Jahr 2008 in Erlangen und wurde
in den vergangenen Jahren bereits erweitert. Ob die
altersspezifischen starken Differenzen beim Besuch
der Franconian International School auch darauf
zurückzuführen sind, kann an dieser Stelle nicht
geklärt werden, sondern wird die zukünftige Entwicklung zeigen.
Die Differenzen bei den Nettoäquivalenzeinkommen
zeigen sich über alle Schulabschlüsse (Abb. 79),
besonders deutlich bei der Bevölkerung mit mittleren Schulabschlüssen: Während das Einkommen
der deutschen Erlangerinnen und Erlanger mit mitllerem Schulabschluss rund drei Prozent unter dem
gesamtstädtischen Durchschnittseinkommen liegt,
liegt das Einkommen der Bevölkerung mit mittlerem
Schulabschluss und ausländischer erster Staatsangehörigkeit um mehr als ein Drittel unter dem
Durchschnitt.
Das geringere Nettoäquivalenzeinkommen bei NichtDeutschen ist zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit häufiger in Doppelverdienerhaushalten
leben. Tatsächlich geben acht Prozent der 18- bis
Einkommen
Die Einkommenssituation von Deutschen und NichtDeutschen weist deutliche Unterschiede auf. Das
Pro-Kopf-Einkommen der deutschen Erlangerinnen
und Erlanger ist im Schnitt elf Prozent höher als das
der Nicht-Deutschen.
Deutsche mit Hauptschulabschluss
-26
-39
Nicht-Deutsche mit Hauptschulabschluss
-3
-35
Nicht-Deutsche mit mittlerem Schulabschluss
+11
Deutsche mit (Fach-)Abitur
Nicht-Deutschet mit (Fach-)Abitur
-45% -40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5%
Deutsche mit mittlerem Schulabschluss
0%
+8
5%
10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%
Abb. 79: Pro-Kopf-Einkommen nach Staatsangehörigkeit und Schulbildung (Abweichung zum Durchschnittseinkommen)
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
101
Deutsche mit Hauptschulabschluss
Nicht-Deutsche mit Hauptschulabschluss
7
7
25
5 5 5
Deutsche mit mittlerem Schulabschluss
7
24
20
19
10
24
25
8
14
44
20%
40%
13
6 4
22
60%
1
19
53
15
0%
13
33
48
19
Nicht-Deutsche mit (Fach-)Abitur
25
29
10
Nicht-Deutsche mit mittlerem Schulabschluss
Deutsche mit (Fach-)Abitur
25
8
80%
Selbständige
leitende Angestellte/Beamte
mittlere Angestellte/Beamte
Facharbeiter/innen
einfache Angestellte
Un-/angelernte Arbeiter/innen
3
100%
Abb. 80: Berufsgruppen nach Staatsangehörigkeit und Schulabschluss
80-Jährigen deutschen Erlangerinnen und
Erlanger an, Hausmann bzw. Hausfrau zu
sein. Dieser Anteil ist unter den Nicht-Deutschen rund doppelt so hoch.
Die unterschiedlichen Einkommen zwischen Deutschen und Ausländern legen
jedoch auch die Vermutung nahe, dass
es hinsichtlich der Beschäftigtenstruktur
zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen
Unterschiede gibt.
Tatsächlich ist die berufliche Stellung von
Ausländerinnen und Ausländern bei gleicher schulischer Vorbildung deutlich niedriger. Dies trifft über alle Schulabschlüsse zu
(Abb. 80). So finden sich z.B. bei den NichtDeutschen mit Hauptschulabschluss 33
Prozent un- bzw. angelernte Arbeiter und
Arbeiterinnen, bei den Deutschen mit gleichem Abschluss nur 13 Prozent. Auch bei
den Nicht-Deutschen mit mittleren Schulabschlüssen ist diese Berufsgruppe noch
stark überrepräsentiert. Bei den Deutschen
mit mittlerem Schulabschluss dominieren
die mittleren Angestellten und Beamten mit
einem Anteil von 48 Prozent; ihr Anteil ist
hier zweieinhalb Mal so hoch wie bei den
Nicht-Deutschen.
25%
20%
15%
10%
5%
0%
0
5
10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60
Alter
Abb. 81: Anteil ausländischer Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger an allen Ausländerinnen und Ausländern nach
Alter zum 31.12.2014
30
25
20
Sozialleistungen
Nicht-Deutsche sind häufiger auf Sozialleistungen angewiesen als Deutsche. 5,3 Prozent aller Erlangerinnen und Erlanger unter
65 Jahre sind auf den Bezug von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld angewiesen - im
allgemeinen Sprachgebrauch hat sich hier
der Terminus „Hartz IV-Empfänger“ durchgesetzt. Unter den Nicht-Deutschen liegt
dieser Anteil bei 7,7 Prozent, während er
unter den Deutschen bei 4,8 Prozent liegt.
Diese Anteile unterscheiden sich zwischen
den Altersstufen stark (Abb. 81). So liegt der
102
15
10
5
0
0
5
10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60
Alter
Abb. 82: Anzahl ausländischer Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger nach Alter zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Anteil der nicht-deutschen Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfänger im Alter von 20 bis etwa 30 Jahren
unter fünf Prozent, da es in dieser Altersklasse sehr
viele nicht-deutsche Studierende in Erlangen gibt,
die in der Regel nicht zu den Empfängern von Sozialleistungen nach SGB II gehören. Dagegen sind die
Anteile bei den Kindern stark erhöht. So ist mehr als
jedes fünfte ausländische Kind zwischen neun und
15 Jahren auf Hartz IV angewiesen.
In Absolutzahlen ausgedrückt finden sich jedoch
viele nicht-deutsche Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfänger bei den 30- bis 45-Jährigen (Abb. 82).
Ein Vergleich der Altersstrukturen von nicht-deutschen und deutschen Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfängern zeigt, dass bei den Deutschen Kinder
im Alter bis etwa 15 Jahre deutlich überrepräsentiert
sind (Abb. 83). Bei den 30- bis 50-Jährigen sind die
Anteile unter den Nicht-Deutschen jedoch deutlich
erhöht.
Bei der Bevölkerung ab 65 Jahren ist im Falle unzureichenden Einkommens die Grundsicherung im
Alter relevant. Auch hier zeigen sich zwischen deutschen und nicht-deutschen Hilfeempfängerinnen
und -empfängern deutliche Unterschiede: Während
1,7 Prozent der außerhalb von Heimen lebenden
Deutschen ab 65 Jahren Leistungen zur Grundsicherung im Alter beziehen, trifft dies auf elf Prozent
der nicht-deutschen Seniorinnen und Senioren zu.
Knapp die Hälfte der nicht-deutschen Empfängerinnen und -Empfänger von Grundsicherung im Alter
Männer
wohnen am Anger (Bezirk 40), in Bierlach (Bezirk 45)
und in Büchenbach Nord (Bezirk 77).
Diese Unterschiede zwischen Deutschen und NichtDeutschen sind auf unterschiedliche Erwerbsbiografien zurückzuführen. Die erste Generation von Gastarbeitern hat das Rentenalter erreicht. Unter diesen
gibt es viele, die in Bereichen mit niedriger Entlohnung tätig waren und somit auch nur in geringem
Umfang Rentenbeiträge eingezahlt haben.
Ein weiteres Problem bei Migranten ist, dass diese
erst ab dem Zeitpunkt ihres Zuzuges nach Deutschland Beiträge in das deutsche Rentenversicherungssystem einzahlen und somit unter Umständen mit
unzureichenden Altersbezügen rechnen müssen.
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die
Dunkelziffer - also die Nichtinanspruchnahme von
Leistungen trotz Anspruchsberechtigung, bei den
Nicht-Deutschen relativ hoch ist - da § 55 des Aufenthaltsgesetzes nach Ermessen eine Ausweisung
von Ausländerinnen und Ausländern ermöglicht,
welche die „öffentliche Sicherheit und Ordnung oder
sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik
Deutschland“ beeinträchtigen. In § 55 sind als Ausweisungsgrund eine Reihe an mehr oder weniger
rechtswidriger oder krimineller Handlungsweisen
verzeichnet. In dieser Reihe findet sich auch der
Ausländer, der „für sich, seine Familienangehörigen
oder für sonstige Haushaltsangehörige Sozialhilfe in
Anspruch nimmt“.
Frauen
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
15
10
5
5
10
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
15
Nicht-Deutsche Hartz IV-Empfänger
Deutsche Hartz IV-Empfänger
Abb. 83: Altersstruktur von Hartz IV-Empfängerinnen
und -Empfängern nach Staatsangehörigkeit
zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
103
9.2
Vollständige Familien
Paarhaushalte mit Kindern unter sechs Jahren.
Die Erlangerinnen sind bei Geburt ihres ersten
Kindes im Schnitt rund 30,8 Jahre alt, bei Geburt
des zweiten Kindes 32,9 Jahre.
• Konsolidierungsphase: Hier handelt es sich um
Familien, deren jüngstes Familienmitglied mindestens sechs Jahre alt ist.
• Schrumpfungsphase: Familien in der Schrumpfungsphase sind Paare mit volljährigen Nachkommen ohne eigene Partner im Haushalt. Statistisch
betrachtet handelt es sich dabei nicht mehr um
Familien im engeren Sinn, da die Nachkommen
bereits erwachsen sind. Es handelt sich um die
Paare, deren Nachkommen das Elternhaus noch
nicht verlassen haben. Wie an anderer Stelle
bereits erläutert, bilden mehr als die Hälfte der
20-Jährigen bereits einen eigenen Haushalt.
Familien in der Expansionsphase - also mit Kindern
unter sechs Jahren - sind besonderen Belastungen
ausgesetzt. Da die klassische, geschlechterspezifische Rollenverteilung von Hausarbeit und Kindererziehung einerseits und Erwerbsarbeit auf der anderen Seite heute nur noch selten zutrifft, fällt in der
Regel ein Bestandteil des Haushaltseinkommens
weg, wenn ein Elternteil zur Kindererziehung Elternzeit beansprucht.
Zwar soll das Elterngeld den Verdienstausfall bei
Erziehungszeiten abfedern, allerdings beläuft sich
die Anspruchsdauer auf maximal 14 Monate; der
Betrag entspricht je nach Höhe des letzten Einkommens ca. zwei Drittel des Einkommens.
Zum Elterngeld hinzu kommt noch das Kindergeld
von aktuell 184 Euro für das erste und das zweite
Kind und etwas mehr für weitere Kinder.
Vollständige Familien sind Ehepaare und nichteheliche Lebensgemeinschaften mit mindestens einem
Kind unter 18 Jahren. Rund 15 Prozent aller Erlanger Haushalte sind vollständige Familien.
Der überwiegende Teil der Eltern - gut 90 Prozent ist verheiratet. Lediglich acht Prozent sind ledig und
zwei Prozent geschieden.
Bei den ledigen Elternteilen handelt es sich vor allem
um jüngere Eltern, bei denen die Eheschließung oft
noch erfolgt: Bei rund 14 Prozent der verheirateten
Elternteile liegt das Geburtsjahr des ältesten Kindes
vor dem Hochzeitsjahr. Viele davon haben jedoch
kurz nach der Geburt des ersten Kindes geheiratet.
Weitere 14 Prozent der Eltern sind eine Eheschließung in dem Jahr eingegangen, in dem ihr ältestes
Kind geboren wurde. Die Ehe ist also nach wie vor
die gängige Familienform.
Phasen der Familienentwicklung
Familien durchlaufen bestimmte Entwicklungsphasen, in welchen die Eltern mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert werden. Betrachtet man
die Erwachsenen in Paarhaushalten, die selbst nicht
als Nachkommen von anderen Haushaltsmitgliedern
einzustufen sind, nach Alter und Haushaltszusammensetzung, so erhält man ein Bild der Entwicklungsphasen von Familien (Abb. 79):
• Gründungsphase: Hier handelt es sich um die
Bevölkerung in Paarhaushalten ohne Kinder, in
denen der jüngere Partner unter 30 Jahre alt ist,
also um potenzielle Familien.
• Expansionsphase: Im Alter ab Ende 20 leben
zunehmend mehr Erlangerinnen und Erlanger in
900
800
700
600
Konsolidierungsphase
500
400
Expansionsphase
300
200
Schrumpfungsphase
Gründungsphase
100
20
25
30
35
40
45
50
55
60
Alter
Abb. 84: Bevölkerung in Paarhaushalten nach Familienentwicklungsphasen zum 31.12.2014
104
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Am Beispiel eines Doppelverdienerhaushaltes soll
die Entwicklung des Nettoäquivalenzeinkommens
(rot) verdeutlicht werden:
Insbesondere wenn weitere Kinder hinzukommen
und die Betreuung der Kinder im häuslichen Umfeld
durch ein Elternteil stattfindet, kommt es temporär
zu starken Einkommenseinbußen. Da in diesem
Beispiel die Mutter zwischen der Geburt der Kinder kein Erwerbseinkommen hatte, bekommt sie für
das zweite Kind nur den Elterngeld-Mindestsatz von
300,- Euro.
Das neue „ElterngeldPlus“, welches erstmals für
ab dem 1. Juli 2015 geborene Kinder in Anspruch
genommen werden kann, zielt auf eine stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das neue Elterngeld ermöglicht Eltern, während der Zeit des Elterngeldbezuges einer Teilzeittätigkeit nachzugehen.
Die Anspruchsdauer auf Elterngeld verdoppelt sich
dann, allerdings halbiert sich der Betrag des Elterngeldes. Das Elterngeldbudget soll somit flexibler
ausgeschöpft werden können.
Doppelverdienerhaushalt
Einkommen von 1.400 Euro und 1.700 Euro
3.100 Euro : 1,5
=
2.067 Euro
Geburt eines Kindes, die Mutter geht in
Elternzeit
Das Haushaltseinkommen besteht nun aus:
1.940 Euro Gehalt (Steuerklassenwechsel),
1.105 Euro Elterngeld, 184 Euro Kindergeld.
Einkommen
In Erlangen entspricht das durchschnittliche Nettoäquivalenzeinkommen der vollständigen Familien
etwa dem gesamtstädtischen Durchschnitt, variiert
jedoch nach Zahl der Kinder. Während das Einkommen in Familien mit nur einem Kind rund drei Prozent über dem Durchschnitt liegt, verfügen Familien
mit drei und mehr Kindern über acht Prozent weniger
Einkommen als die Durchschnittsfamilie.
Bei kleinräumiger Betrachtung zeigen sich große
Disparitäten. So finden sich vor allem in Stubenloh
(Bezirk 25), am Burgberg (Bezirk 20), in Loewenich
(Bezirk 23), Sieglitzhof (Bezirk 22) und im Röthelheimpark (Bezirk 33) vollständige Familien mit deutlich überdurchschnittlichen Einkommen.
Dagegen liegen die Pro-Kopf-Einkommen bei Familien am Anger (Bezirk 40) und in Teilen Büchenbachs
stark unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt.
Bedarfsgemeinschaften
Ein entsprechendes Bild ergibt sich in Bezug auf
die kleinräumige Verteilung von Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften unter den vollständigen Familien
(Abb. 85). Während insgesamt gut vier Prozent der
vollständigen Familien Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften sind, ist bei kleinräumiger Betrachtungsweise der Anger (Bezirk 40) „Spitzenreiter“ im negativen Sinn: Bei knapp 16 Prozent der Paarhaushalte
mit Kindern handelt es sich dort um Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Anteile von mehr als zehn Prozent
unter 1
1 bis unter 2
2 bis unter 3
3 bis unter 4
4 und höher
80
81
3.229 Euro : 1,8
=
1.794 Euro
82
10
70
77
78
Geburt eines zweiten Kindes nach Ablauf der
Elternzeit
1.940 Euro Gehalt, 300 Euro Elterngeld, 75
Euro Geschwisterbonus, 368 Euro Kindergeld
11
71
01
04
12
73
76
2.683 Euro : 2,1
=
1.278 Euro
3.468 Euro : 2,1
=
1.651 Euro
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
24
25
33
30
40
41
75
42
32
43
44
61
60
45
62
Beide Kinder besuchen die Schule, die Mutter arbeitet wieder
1.400 Euro und 1.700 Euro Gehalt, 368 Euro
Kindergeld
22
23
02
03
74
21
20
52
50
51
63
Abb. 85: Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften
bei Paarhaushalten mit Kindern zum
31.12.2013 nach Statistischen Bezirken
105
1 Kind
4
2 Kinder
4
3 Kinder
Bedarfsgemeinschaften steigen mit der Zahl der Kinder (Abb. 86). Während der Anteil bei den Familien
mit einem oder zwei Kindern noch leicht unterdurchschnittlich ist, gehören acht Prozent der Familien mit
drei Kindern und 17 Prozent der Familien mit vier
Kindern zu den Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften.
Familien mit Kindern unter sechs Jahren gehören
häufiger zu den Empfängern von Sozialleistungen
als Familien mit älteren Kindern.
8
4 Kinder
17
5 Kinder u.m.
30
0%
10%
Erwerbstätigkeit
20%
30%
Abb. 86: Anteil von Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften
bei Paarhaushalten mit Kindern nach Anzahl
der Kinder zum 31.12.2013
finden sich zudem in Büchenbach Nord (Bezirk 77)
mit 15 Prozent, in Rathenau (Bezirk 41) mit 13 Prozent, im Bezirk Tal (Bezirk 04) mit elf Prozent und in
Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit gut zehn Prozent.
Insgesamt leben von den 363 Paaren mit Kindern,
die auf Hartz IV angewiesen sind, rund 55 Prozent
alleine in den Bezirken Anger, Büchenbach Nord,
Röthelheimpark und Rathenau. Der Röthelheimpark taucht in dieser Liste auf, da hier innerhalb
des Bezirks große Ungleichheiten bestehen: Die
Bedarfsgemeinschaften konzentrieren sich fast ausnahmslos auf den Altbestand im Süden des Röthelheimparks. Allgemein besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Pro-Kopf-Wohnfläche und
dem Anteil der Bedarfsgemeinschaften: Diese finden
sich vor allem in Gebieten mit Blockbebauung und
unterdurchschnittlichen Wohnflächen. Zur Orientierung kann dazu auf die Karte mit den durchschnittlichen Wohnflächen im Kapitel „Wohnen“ (Abb. 41)
zurückgegriffen werden.
Vor allem größere Familien sind verstärkt auf
Sozialleistungen angewiesen. Die Anteile der
Betrachtet man die Erwerbsquoten von Männern und
Frauen mit und ohne Kindern nach Alter (Abb. 87),
zeigen sich bei der Bevölkerung ohne Kinder geringe
geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Erwerbsquote der Frauen liegt insgesamt leicht unter der der
Männer, stärker im Alter ab etwa 40 Jahren.
Größere Unterschiede finden sich hingegen bei
der Bevölkerung mit Kindern im Haushalt: Hier liegt
bei den Männern die Erwerbsquote etwas höher
als bei den Männern ohne Kinder im Haushalt. Bei
den Frauen zeigen sich aber starke Unterschiede:
Frauen mit Kindern sind deutlich seltener erwerbstätig als Frauen ohne Kinder. Dies trifft insbesondere
auf Frauen unter 40 Jahren zu.
Während von den Frauen, deren jüngstes Kind drei
bis unter 15 Jahre alt ist, rund 78 Prozent vollerwerbstätig oder teilzeitbeschäftigt sind, trifft dies auf
lediglich 53 Prozent der Frauen zu, deren jüngstes
Kind das dritte Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
Da die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit den zeitlichen Rahmen des Familienlebens einschränkt, sind
in Abhängigkeit vom Alter des jüngsten Kindes in der
Familie auch Unterschiede in der Beschäftigungsstruktur festzustellen (Abb. 88): Während vor allem
in den Familien mit kleineren Kindern die meisten
Familienväter vollzeit erwerbstätig sind, trifft dies auf
nur rund 20 Prozent der Mütter zu, deren jüngstes
Kind das zwölfte Lebensjahr noch nicht erreicht hat.
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Männer ohne Kinder
Frauen ohne Kinder
Männer mit Kindern
Frauen mit Kindern
20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64
Alter
Abb. 87: Erwerbsquoten nach Alter, Kindern im Haushalt und Geschlecht
106
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Alter des jüngsten
Kindes
89
6
5
unter 3 Jahre
3 bis unter
6 Jahre
2
6 bis unter
12 Jahre
2
98
61
20
18
76
13
11
26
53
21
15 bis unter
18 Jahre
18
92
59
5
23
12 bis unter
15 Jahre
85
15
28
39
32
0%
23
30
47
20%
Männer
Frauen
40%
60%
nicht erwerbstätig
teilzeit erwerbstätig
80%
100%
vollzeit erwerbstätig
Abb. 88: Erwerbstätigkeit nach Geschlecht und Alter des jüngsten Kindes
In Familien mit Kindern unter drei Jahren ist fast die
Hälfte der Mütter nicht erwerbstätig, knapp ein Drittel
ist teilzeitbeschäftigt. In den Familien, deren jüngstes Familienmitglied zwölf bis unter 15 Jahren alt ist,
ist lediglich ein Fünftel der Mütter nicht erwerbstätig.
Es sind überwiegend Frauen, die - zumindest temporär - ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Arbeit in der
Familie aufgeben. Dabei kommt es zu dem eingangs
besprochenen Einkommensverlust: Das Elterngeld ist deutlich geringer als das letzte Erwerbseinkommen und wenn in der „häuslichen Erziehungsphase“, in der die Mutter kein eigenes Einkommen
erwirtschaftet, ein weiteres Kind hinzukommt, reduziert sich das Elterngeld auf den Mindestsatz von
300 Euro.
Weiterer Familienzuwachs führt hier also zu Einkommenseinbußen, wenn der Elternteil, der im häuslichen Umfeld die Kinder betreut, nicht in der Zwischenzeit wieder ein eigenes Erwerbseinkommen
hat.
Kinderbetreuung
In Zusammenarbeit mit dem Erlanger Jugendamt
wurde im Jahr 2012 eine Befragung der Erlanger
Eltern zur Kinderbetreuung durchgeführt. Hieraus
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0
1
2
3
4
5
Alter
Abb. 89: Betreuungsquoten nach Alter des Kindes
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
107
0 Jahre
4
1 Jahr
2
92
12
2 Jahre
31
8
3 Jahre
6
2
54
45
5
14
5
38
69
4 Jahre
5
6
97
5 Jahre
97
0%
Tagesmutter
20%
Kinderkrippe
40%
60%
Kindergarten/Spielstube
80%
sonstige Einrichtung
100%
keine Einrichtung
Abb. 90: Kinderbetreuung nach Art der Betreuungseinrichtung und Alter des Kindes
ergibt sich, dass der Anteil der Kinder, die außerhäuslich betreut werden - etwa in einer Kinderkrippe
oder durch eine Tagesmutter -, bei Kindern im ersten
Lebensjahr noch sehr gering ist: Mehr als 90 Prozent
dieser Kinder werden in der Familie betreut.
In Bezug auf die außerfamiliäre Betreuung steigt die
Betreuungsquote erst im zweiten Quartal des zweiten Lebensjahres auf einen Anteil von etwa 50 Prozent (Abb. 89). Knapp die Hälfte der Zweijährigen
besuchen eine Kinderkrippe. Fast alle Kinder ab drei
Jahren werden institutionell betreut, überwiegend
im Kindergarten (Abb. 90). Dies entspricht weitgehend den Wünschen der Eltern, die auch gefragt
wurden, welche Art der Betreuung sie für ein Kleinkind in Abhängigkeit vom Alter als optimal erachten:
92 Prozent der Eltern meinen, dass Kinder im ersten
Lebensjahr am besten in der Familie betreut werden.
Für Kinder im zweiten Lebensjahr halten 61 Prozent der Eltern die familiäre Betreuung für richtig.
Für Kinder im dritten Lebensjahr liegt nach Ansicht
der Eltern die Kinderkrippe mit 46 Prozent an erster
Stelle.
Bei 61 Prozent der Alleinerziehendenhaushalte
handelt es sich um eine Mutter mit einem einzelnen
Kind, weitere 30 Prozent sind Mütter mit mehreren
Kindern. Die übrigen neun Prozent der Alleinerziehendenhaushalte sind alleinerziehende Väter.
Das Durchschnittsalter alleinerziehender Mütter liegt
in Erlangen im Schnitt bei 40,4 Jahren. Alleinerziehende Männer sind im Schnitt fast sechs Jahre älter.
Alleinerziehende Mütter sind bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 30,2 Jahre alt und somit
geringfügig jünger als Mütter von Erstgeborenen in
Männer
90
80
70
60
50
9.3Alleinerziehende
40
Bei etwa jeder fünften Familie in Erlangen handelt
es sich um einen Alleinerziehendenhaushalt. Die
gut 2.000 Alleinerziehendenhaushalte entsprechen
einem Anteil von 3,8 Prozent an allen Erlanger
Haushalten.
30
20
10
Struktur
Betrachtet man die Entwicklung der Alleinerziehendenhaushalte der vergangenen zehn Jahre, ist
eine abnehmende Tendenz zu erkennen: Während
die Gesamtzahl der Erlanger Familien in diesem
Zeitraum immer gut 10.000 betrug, ist die Zahl der
Alleinerziehendenhaushalte von rund 2.600 auf etwa
2.000 zurückgegangen. Vor zehn Jahren lag der
Anteil der Alleinerziehenden an den Familien noch
bei 26 Prozent.
108
Frauen
0
25
20
15 10 5
5
10 15
Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
20
25
Alleinerziehendenhaushalt insgesamt
(Ehe-)paar mit Kind insgesamt
Abb. 91: Altersstruktur von Alleinerziehendenhaushalten und Paarhaushalten mit Kindern im
Vergleich zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Auch hinsichtlich der Schulabschlüsse gibt es in den
Alleinerziehendenhaushalten die größten Abweichungen vom Bevölkerungsdurchschnitt: Während
von den Erlangerinnen und Erlangern im Alter von
18 bis 80 Jahren, die keine Schule mehr besuchen,
insgesamt 61 Prozent über die Hochschul- oder
Fachhochschulreife verfügen, trifft dies in Alleinerziehendenhaushalten auf lediglich 50 Prozent zu
(Abb. 93). Dagegen ist der Anteil der Alleinerziehenden mit Volks- oder Hauptschulabschluss überdurchschnittlich hoch.
Paarhaushalten, bei denen das Durchschnittsalter
30,8 Jahre beträgt.
In Abbildung 91 ist die Altersstruktur der Bevölkerung
in Alleinerziehendenhaushalten im Vergleich zur
Struktur in Paarhaushalten mit Kindern dargestellt.
Bei den Paarhaushalten mit Kindern zeichnet sich
deutlich die Eltern- und die Kindergeneration ab.
Neben der Dominanz von Müttern im Altersaufbau
der Alleinerziehenden fällt auf, dass hier die Anteile
jüngerer Mütter etwas höher sind, die zum Teil noch
keinen eigenen Haushalt gegründet haben.
Bei den Kindern steigen die Anteile mit zunehmendem Alter, was an den Alleinerziehendenhaushalten liegt, die nach Trennung von einem Partner aus
einem Paarhaushalt hervorgegangen sind.
Berufstätigkeit und Einkommen
Das Nettoäquivalenzeinkommen liegt in Alleinerziehendenhaushalten rund 23 Prozent unter dem
gesamtstädtischen Durchschnitt. Mehrere Faktoren
führen zu einem niedrigen Einkommen: Bei Alleinerziehenden fehlt im Vergleich zu Paarhaushalten, in
denen häufig beide Elternteile einer Berufstätigkeit
nachgehen, ein Einkommensbestandteil. Zudem führen niedrigere schulische und berufliche Abschlüsse
zu geringeren Erwerbseinkommen. Hinzu kommt die
Frage der Vereinbarkeit von Kindererziehung und
Berufstätigkeit. Diese ist bereits in Paarhaushalten
oft ein Problem.
Drei Viertel der alleinerziehenden Frauen geben an,
dass sie berufs- oder ausbildungsbedingt zeitlich
gebunden sind. Dies trifft auf 69 Prozent der Frauen
in vollständigen Familien zu. Auch der Umfang der
zeitlichen Gebundenheit aufgrund von Ausbildung
Bildung
Im Hinblick auf schulische und berufliche Qualifikationen gibt es im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt deutliche Unterschiede bei Alleinerziehenden.
Abb. 92 zeigt die Verteilung der beruflichen
Abschlüsse der Bevölkerung im Alter von 18 bis 80
Jahren, die sich nicht mehr in Ausbildung befindet,
nach Haushaltstyp. Hier zeigt sich, dass Alleinerziehende bei den niedrigen Berufsbildungsabschlüssen
deutlich überrepräsentiert sind, während der Akademikeranteil unter den Alleinerziehenden 20 Prozentpunkte unter dem der Gesamtstadt liegt.
Einpersonenhaushalt
6
35
15
44
(Ehe-)Paar ohne Kind
8
33
17
42
(Ehe-)Paar mit Kind
4
Alleinerziehendenhaushalt
4
Gesamt
27
11
59
47
6
23
32
0%
15
20%
kein Berufsabschluss
26
40%
Ausbildung/Lehre
46
60%
Fachschule
80%
100%
Hochschul-/Fachhochschulabschluss
Abb. 92: Beruflicher Bildungsabschluss nach Haushaltstyp
Einpersonenhaushalt
16
(Ehe-)Paar ohne Kind
23
19
(Ehe-)Paar mit Kind
23
7
Alleinerziehendenhaushalt
71
29
16
50
22
0%
kein Schulabschluss
57
19
21
Gesamt
60
20%
Volks-/Hauptschule
61
40%
60%
Mittlere Reife
80%
100%
(Fach-)Hochschulreife
Abb. 93: Schulabschlüsse nach Haushaltstyp
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
109
Einpersonenhaushalt
37
63
(Ehe-)Paar ohne Kind
57
43
(Ehe-)Paar mit Kind
54
46
Alleinerziehendenhaushalt
19
81
0%
und Erlanger im Alter von 18- bis
unter 65 Jahren zutrifft.
Teilt man die Erlangerinnen und
Erlanger nach ihrem Einkommen
in zwei gleich große Hälften und
betrachtet diese Verteilung in den
verschiedenen
Haushaltstypen,
zeigt sich bei den Paarhaushalten
eine relativ gleichmäßige Aufteilung in einkommensschwache und
einkommensstarke Haushalte. Bei
den Alleinerziehenden findet sich
die größte Ungleichverteilung: 81
Prozent finden sich hier bei den
einkommensschwachen Haushalten (Abb. 94).
20%
40%
Einkommensschwache Haushalte
60%
80%
100%
Einkommensstarke Haushalte
Abb. 94: Haushaltstypen nach Einkommensstruktur
oder Berufstätigkeit ist bei alleinerziehenden Frauen
höher: Während Frauen in Paarhaushalten mit Kindern an durchschnittlich 2,9 Tagen in der Woche
zeitlich gebunden sind, sind dies 3,3 Tage bei Alleinerziehenden. An einem durchschnittlichen Arbeitstag
sind Frauen in Paarhaushalten 4,6 Stunden gebunden, Alleinerziehende 5,5 Stunden
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten liegt bei den
Alleinerziehenden mit 51 Prozent deutlich über dem
Durchschnitt von 28 Prozent bei der Gesamtbevölkerung von 18 bis unter 65 Jahren. Dagegen sind
67 Prozent der Alleinerziehenden Vollerwerbstätig
im Vergleich zu 73 Prozent aller Erlangerinnen und
Erlanger im erwerbsfähigen Alter. Geringfügig bzw.
stundenweise beschäftigt sind 13 Prozent der Alleinerziehenden, was auf 17 Prozent aller Erlangerinnen
unter 13
13 bis unter 16
16 bis unter 19
19 bis unter 22
22 und höher
80
81
Bedarfsgemeinschaften
Da ein großer Teil der Alleinerziehenden unter wirtschaftlich angespannten Verhältnissen lebt, ist auch
die Quote der Bezieher von Sozialleistungen unter
den Alleinerziehenden überdurchschnittlich hoch.
Unter den rund 2.400 Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften sind die Alleinerziehendenhaushalte stark
überrepräsentiert: Während knapp vier Prozent aller
Haushalte in Erlangen Alleinerziehendenhaushalte
sind, beträgt der Anteil der Alleinerziehendenhaushalte an den Bedarfsgemeinschaften 22 Prozent.
Somit ist ein Viertel aller Erlanger Alleinerziehendenhaushalte auf Sozialleistungen nach dem SGB II
angewiesen.
80
81
82
82
10
70
77
12
76
70
01
04
10
21
20
11
71
78
73
02
73
42
62
42
32
43
62
51
63
Abb. 95: Anteil der Alleinerziehendenhaushalte an
Familien zum 31.12.2014 nach Statistischen
Bezirken
44
45
52
50
33
30
41
61
60
45
24
25
03
74
43
22
23
02
40
75
32
44
61
60
04
76
41
75
01
12
33
30
77
78
24
25
40
71
21
20
11
22
23
03
74
110
unter 6
6 bis unter 17
17 bis unter 28
28 bis unter 39
39 und höher
52
50
51
63
Abb. 96: Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften
bei Alleinerziehenden zum 31.12.2013 nach
Statistischen Bezirken
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Wohnungssituation im Bezirk ist eher ...
… gut
15
… durchschnittlich
15
4
… unterdurchschnittlich
14
7
… schlecht
84
1
79
68
15
17
0%
81
20%
Alleinerziehendenhaushalte
40%
60%
davon Bedarfsgemeinschaften
80%
100%
vollständige Familien
Abb. 97: Verteilung der Bevölkerung nach Familienform, Bezug von Sozialleistungen nach SGB II und
Wohnungssituation
Dabei gibt es noch Unterschiede in Abhängigkeit
von der Kinderzahl: Während knapp 21 Prozent der
Alleinerziehenden mit einem Kind Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bilden, trifft dies auf 32 Prozent der
Alleinerziehenden mit zwei Kindern und sogar knapp
die Hälfte der Alleinerziehenden mit drei oder mehr
Kindern zu.
Alleinerziehendenhaushalte gibt es überall in Erlangen, jedoch sind in manchen Bezirken die Alleinerziehendenanteile gemessen an der Zahl der Familien deutlich überdurchschnittlich (Abb. 95). Der
höchste Alleinerziehendenanteil an den Familien findet sich mit 36 Prozent im Tal (Bezirk 04), allerdings
leben in diesem Bezirk insgesamt weniger als 100
Familien. Stärker ins Gewicht fallen zahlenmäßig der
Anger (Bezirk 40) mit einem Alleinerziehendenanteil
von 31 Prozent, Büchenbach Nord (Bezirk 77) und
Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit je 30 Prozent. Mehr
als ein Viertel Alleinerziehende unter den Familien
gibt es zudem in Bierlach (Bezirk 45), in Rathenau
(Bezirk 41) und in der Altstadt (Bezirk 01).
In Abbildung 96 sind die Anteile der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften an den Alleinerziehendenhaushalten in den Bezirken dargestellt. Die größten Anteile
finden sich hier im Tal (Bezirk 04) mit 61 Prozent,
in Büchenbach Nord (Bezirk 77) mit 58 Prozent, in
Büchenbach Dorf (Bezirk 76) mit 43 Prozent und in
Schönfeld (Bezirk 42) mit 40 Prozent.
Die Anteile der Alleinerziehendenhaushalte an den
Familien und die Anteile der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei Alleinerziehenden zeigen eine
ähnliche Verteilung. Das bedeutet, dass in den
Gebieten, in denen sich unter den Familien ein großer Anteil Alleinerziehender befindet, in der Regel
auch der Anteil der Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften
bei den Alleinerziehenden hoch ist.
Vergleicht man die kleinräumigen Anteile der
Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften bei Alleinerziehenden nach der Wohnungssituation in den Bezirken (Abb. 97), wie sie im Kapitel „Wohnen“ anhand
der Merkmale Pro-Kopf-Wohnfläche, Wohndichte
und Anteil an Sozialmietwohnungen typisiert wurde,
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
ergibt sich ein klares Bild: Zwar ist der Anteil der
Alleinerziehenden an den Familien sowohl in den
Bezirken mit tendenziell guter Wohnungssituation,
als auch in Bezirken mit tendenziell schlechter Wohnungssituation annähernd gleich, wenn man nur die
Alleinerziehendenhaushalte betrachtet, die keine
Leistungen nach SGB II beziehen. Nimmt man aber
die Alleinerziehendenhaushalte mit SGB II-Bezug
hinzu (in Abb. 97 hellblau dargestellt), erhält man
in den Bezirken mit guter Wohnungssituation einen
Alleinerziehendenanteil an den Familien von 16 Prozent, während dieser Anteil in den Bezirken mit eher
schlechter Wohnungssituation bei knapp einem
Drittel liegt. Hier wird wieder ein Segregationseffekt
deutlich.
9.4 Ältere Menschen
Die Erwerbsphase ist für die meisten Menschen mit
Erreichen des 65. Lebensjahres beendet, für manche etwas früher, für andere etwas später. Dass der
Eintritt in die Ruhestandsphase in der Regel keineswegs etwas mit Stillstand zu tun hat, belegt die Vielzahl an Begriffen, die mittlerweile ältere Menschen
definieren. Trotz der Ausdifferenzierung der Lebensphase älterer Menschen ist die Gemeinsamkeit bei
fast allen der Wegfall eines Einkommensbestandteils bei Beendigung der Erwerbsphase. Im Folgenden geht es also um die Bevölkerungsgruppe ab
65 Jahren. Die Altersgruppe der „älteren Menschen“
wird hierbei noch differenziert in die „Seniorinnen
und Senioren“ im Alter ab 65 Jahren und die „Hochbetagten“ ab 80 Jahren.
Die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen ist
einem starken Wandel ausgesetzt: Hatten im Jahr
1950 nur etwa 4.100 Erlangerinnen und Erlanger
das 65. Lebensjahr erreicht, was einem Bevölkerungsanteil von acht Prozent entspricht, stieg dieser
Anteil kontinuierlich an auf zwölf Prozent im Jahr
1970, und 14 Prozent im Jahr 1990. Aktuell haben
gut 20.000 Erlangerinnen und Erlanger das 65.
Lebensjahr vollendet, was einem Anteil von rund 19
111
7.000
6.000
1998
2002
2006
2010
2014
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
65 bis unter 70
Jahre
70 bis unter 75
Jahre
75 bis unter 80
Jahre
80 bis unter 85
Jahre
0
85 Jahre
und älter
Abb. 98: Bevölkerungsentwicklung älterer Menschen nach Altersklassen
während des Zweiten Weltkrieges handelt. Die Zahl
der älteren Menschen wird noch stärker ansteigen,
wenn die „Babyboom-Generation“ der 50er und 60er
Jahre das Rentenalter erreicht.
Die Formen des Zusammenlebens im Alter unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen. Abbildung 99 zeigt Seniorinnen und Senioren nach ihrem
Familienstand. Von den 65- bis unter 70-Jährigen
Frauen sind 64 Prozent verheiratet, bei den Männern
dieser Altersklasse sind dies 78 Prozent. Während
dieser Anteil bei den Männern in den höheren Altersklassen kaum sinkt, fällt der Anteil der verheirateten Frauen immer stärker mit zunehmendem Alter.
Dies liegt daran, dass in Paarbeziehungen der Mann
häufig älter ist als die Frau, die durchschnittliche
Lebenserwartung von Männern etwas geringer ist
Prozent entspricht. Nach aktuellen Prognoserechnungen wird erwartet, dass die Zahl der Seniorinnen
und Senioren in Erlangen in den kommenden 15
Jahren auf rund 23.000 anwachsen wird.
Zudem steigt die Lebenserwartung und die Menschen werden immer älter: Die Zahl der Hochbetagten Erlangerinnen und Erlanger hat sich von 1950
bis heute etwa verzehnfacht.
In Abbildung 98 ist die Entwicklung der älteren Menschen nach Altersgruppen dargestellt. Vor allem bei
den Hochbetagten ist ein starker Zuwachs zu erkennen. Lediglich bei den 65- bis unter 70-Jährigen und
zuletzt auch bei den 70- bis unter 75-Jährigen war
die Zahl in den vergangenen Jahren rückläufig. Dies
ist jedoch nur ein vorübergehender Effekt, da es sich
hierbei um die niedrig besetzten Geburtsjahrgänge
Frauen
65 bis unter 70 Jahre
5
70 bis unter 75 Jahre
5
75 bis unter 80 Jahre
5
80 bis unter 85 Jahre
4
85 Jahre und älter
13
25
57
9
38
49
6
57
33
8
16
16
64
6
74
13
Männer
65 bis unter 70 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
5
75 bis unter 80 Jahre
4
80 bis unter 85 Jahre
3
79
78
20%
ledig
8
11
7
36
60
40%
verheirat
60%
verwitwet
11
8
18
76
85 Jahre und älter 2
0%
4
78
7
80%
4
2
100%
geschieden
Abb. 99: Familienstand der Bevölkerung ab 65 Jahren nach Geschlecht zum 31.12.2014
112
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
250
200
Frauen
150
100
Männer
50
0
65
70
75
80
85
90
95
Alter
Abb. 100:Alleinlebende nach Alter und Geschlecht
zum 31.12.2014
und dass somit der Mann in der Regel vor der Ehefrau stirbt. Entsprechend steigt mit zunehmenden
Alter der Anteil der Witwen, während der Anteil der
Witwer nur moderat anwächst. Somit gibt es deutlich
mehr alleinlebende Frauen als Männer (Abb. 100).
Es ist davon auszugehen, dass die Situation von
Seniorinnen und Senioren in Zukunft weiter in den
Fokus rücken wird - dies nicht nur aufgrund der
zunehmenden Zahl an älteren Menschen. Im Hinblick auf deren soziale Situation können in Zukunft
Verschlechterungen nicht ausgeschlossen werden.
Große Teile der Erwerbsbiografien der Menschen,
die sich heute im Ruhestand befinden, fallen in die
Zeit des „Wirtschaftswunders“, sind also geprägt
von Zeiten der Vollbeschäftigung und ununterbrochenen Einzahlungen in die Rentenkasse. Es
werden in Zukunft jedoch immer mehr Menschen
das Rentenalter erreichen, deren Erwerbsphase
überwiegend in die Zeit nach dem Ende des „Wirtschaftswunders“ fällt. Die Gruppe der Seniorinnen
und Senioren umfasst also zunehmend Menschen,
deren Erwerbsbiografie von prekären oder „atypischen“ Beschäftigungsverhältnissen geprägt ist:
Befristete Beschäftigung mit Unterbrechungen und
Beschäftigungsverhältnisse mit - von den Beschäftigten unfreiwillig in Kauf genommenen - Einschränkungen wie Teilzeitbeschäftigung oder geringfügige
Beschäftigung führen dazu, dass oft bereits durch
die Erwerbstätigkeit kein zureichendes Einkommen
erzielt wird. Die Gesamtheit der Erwerbsbiografie
schlägt sich schließlich wieder in der Höhe des Rentenbetrages nieder.
Das Pro-Kopf-Einkommen der Seniorinnen und
Senioren im Alter von 65 bis 80 Jahren liegt insgesamt um sieben Prozent unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Differenziert man die Seniorinnen und Senioren jedoch weiter nach Geschlecht,
zeigen sich größere Unterschiede, insbesondere
wenn zusätzlich in Betracht gezogen wird, ob die
Seniorinnen und Senioren alleine oder zusammen
mit einem Partner im Haushalt leben (Abb. 101). Hier
zeigt sich, dass Senioren im Allgemeinen besser
situiert sind als Seniorinnen. Dies trifft insbesondere
auf alleinstehende Seniorinnen und Senioren zu.
Frauen sind hier häufiger alleine auf eine Witwenrente angewiesen.
Aufgrund der demografischen Entwicklungen, die für
die nahe Zukunft zu erwarten sind, erscheint es sinnvoll, die Einkommenssituation von Seniorinnen und
Senioren im Auge zu behalten.
Grundsicherung
Ist die Rente unzureichend, kann auf Grundsicherung im Alter zurückgegriffen werden. Diese Form
der Sozialleistung wurde im Jahr 2003 eingeführt,
um Sozialleistungen für ältere Menschen von der
klassischen Sozialhilfe zu trennen. Sozialhilfe und
Grundsicherung sind zwar unterschiedliche Leistungssysteme, unterscheiden sich aber inhaltlich
kaum voneinander. Ein großer Unterschied zwischen Sozialhilfe und Grundsicherung ist, dass bei
der Grundsicherung die Erben nicht für Kostenersatz
aufkommen müssen. Damit sollte verschämte und
versteckte Altersarmut zurückgedrängt werden.
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung
und die Bevölkerung außerhalb von Einrichtungen.
Senioren in Einpersonenhaushalten
+1
Senioren
-2
Seniorinnen und Senioren in Paarhaushalten
-5
Seniorinnen und Senioren insgesamt
-7
Seniorinnen
-10
Seniorinnen und Senioren in Einpersonenhaushalten
-11
Seniorinnen in Einpersonenhaushalten
-18%
-16
-15%
-12%
-9%
-6%
-3%
+/ 0
+3%
Abb. 101:Einkommen von Seniorinnen und Senioren nach Geschlecht und Haushaltstyp (Abweichung zum gesamtstädtischen Durchschnitt)
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
113
Männer
2
Frauen
2
Männer
9
Frauen
14
0%
5%
10%
15%
deutsche Staatsangehörigkeit
nicht-deutsche Staatsangehörigkeit
Abb. 102:Anteil der Empfängerinnen und Empfänger
von Grundsicherung im Alter nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht an der Bevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen
zum 12.2014
Aktuell beziehen rund 470 Erlangerinnen und Erlanger außerhalb von Heimen Leistungen zur Grundsicherung im Alter. Dies entspricht einem Anteil von
2,5 Prozent an der Bevölkerung ab 65 Jahren. Dieser Anteil ist zwar nicht besonders hoch, lag aber
sechs Jahre vorher noch bei 1,9 Prozent. Betrachtet
man die Entwicklung der Zahl der Bezieherinnen und
Bezieher von Grundsicherung im Alter in Erlangen,
ergibt sich ein Zuwachs von 38 Prozent.
Insgesamt sind 57 Prozent der Empfängerinnen und
Empfänger von Grundsicherung im Alter Frauen.
Große Unterschiede zeigen sich zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen. Da die für die Höhe der
Rentenzahlung ausschlaggebende Erwerbsbiografie
von Menschen mit Migrationshintergrund erst nach
Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in Deutschland
beginnt, sind Nicht-Deutsche besonders häufig auf
Grundsicherung im Alter angewiesen, hier insbesondere wieder die Frauen (Abb. 102).
Bei kleinräumiger Betrachtung zeichnet sich ein
ähnliches Bild ab wie bei anderen Sozialindikatoren.
Die größten Anteile an Empfängerinnen und Empfängern von Grundsicherung im Alter finden sich im
Tal (Bezirk 04) mit elf Prozent, in Büchenbach West
(Bezirk 78) mit gut zehn Prozent sowie am Anger
(Bezirk 40) und in der Altstadt (Bezirk 01) mit je sieben Prozent (Abb. 103).
Rund 60 Prozent der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter verteilen sich
allein auf die Bezirke Anger (Bezirk 40), Bierlach
(Bezirk 45), Schönfeld (Bezirk 42) sowie auf Büchenbach (Bezirke 76, 77 und 78).
unter 1
1 bis unter 2
2 bis unter 3
3 bis unter 4
4 und höher
80
81
82
10
70
71
77
78
01
04
12
73
76
21
20
11
22
23
02
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
52
50
51
63
Abb. 103:Anteil der Empfängerinnen und Empfänger
von Grundsicherung im Alter an der Bevölkerung ab 65 Jahren außerhalb von Heimen
zum 31.12.2014 nach Statistischen Bezirken
114
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
115
10.Zusammenfassung
11.Sozialindex - Kleinräumige
Beobachtung sozialer Lagen
10. Zusammenfassung
Abschließend soll ein zusammenfassender Überblick über die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse gegeben werden.
Wie sich gezeigt hat, gibt es in Erlangen Bevölkerungsgruppen, deren Einkommen und soziale Lage
deutlich nach oben bzw. nach unten vom Bevölkerungsdurchschnitt abweichen. Manche Gruppen treten dabei in unterschiedlichen Zusammenhängen
immer wieder als „unproblematisch“ in Erscheinung,
da sie über ein überdurchschnittliches Einkommen
verfügen und kaum auf Sozialleistungen angewiesen sind. Dazu gehören z.B. die vollerwerbstätigen
männlichen Singles.
Andere Bevölkerungsgruppen treten wiederum in
vielen Bereichen als besonders problembehaftet auf
mit teilweise stark unterdurchschnittlichen Einkommen und hohen Quoten beim Empfang von Sozialleistungen. Hier sind vor allem alleinerziehende
Frauen zu nennen.
Bei der Betrachtung von Gruppen ist immer wichtig
zu beachten, dass auch eine gruppeninterne Ausdifferenzierung existiert.
Sicherlich gibt es auch in Erlangen vollerwerbstätige
männliche Singles, deren verbleibendes Haushaltseinkommen nur unzureichend ist, weil „Vollerwerb“
unter prekären Arbeitsbedingungen nicht unbedingt
den Lebensunterhalt gewährleistet. Andererseits finden sich alleinerziehende Akademikerinnen, die der
Gruppe der Besserverdienenden angehören.
Beide sind jedoch innerhalb „ihrer“ Gruppe eher
Randerscheinungen. Die gegebene Betrachtungsweise liefert statistische Durchschnittswerte, bei
denen einzelne Fälle, die für eine Gruppe eben nicht
typisch sind, kaum zur Geltung kommen. Tatsächlich
ist es so, dass die Durchschnittswerte bei Gruppen,
die besonders stark mit sozialen Problemen belastet
sind, durch solche untypischen Fälle eher „beschönigt“ werden.
Leider ist der Ausdifferenzierung eine Grenze
gesetzt, die insbesondere in der Datenverfügbarkeit
begründet ist. Auswertungen können nur so weit differenziert werden, wie das vorhandene Datenmaterial noch zuverlässige Aussagen liefert.
Aus diesem Grund ist es wichtig, Aussagen im Kontext von Zusatzinformationen zu interpretieren. Die
alleinerziehende Mutter, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt, lebt eben in den allermeisten Fällen nicht am Burgberg, sondern eher am
Anger.
Die Abbildung 104 enthält eine ausgewählte Zusammenstellung der Abweichungen der Nettoäquivalenzeinkommen einzelner Bevölkerungsgruppen
vom gesamtstädtischen Durchschnitt. Zusätzlich
finden sich hier die Vergleichswerte aus dem Jahr
2008.
Betrachtet
man
die
Einkommensdifferenzen
allein nach Geschlecht, so hat sich seit dem letzten Sozialbericht nichts verändert. Gravierende
118
Veränderungen zeigen sich aber bei den Singles:
Während das Pro-Kopf-Einkommen männlicher
Singles vor sechs Jahren noch 40 Prozent über
dem damaligen Durchschnitt lag, ist die Differenz
zum Durchschnitt mittlerweile auf acht Prozent
geschrumpft. Bei weiblichen Singles entwickelte sich
das Einkommen von drei Prozent über dem Durchschnitt auf 18 Prozent unter dem Durchschnitt. Ein
wesentlicher Grund dafür könnte sein, dass sich die
Zahl der Studierenden an der Friedrich-AlexanderUniversität seit 2008 von rund 20.000 auf heute etwa
30.000 erhöht hat. Zwar ist davon nur ein nicht näher
bestimmbarer Teil in Erlangen mit Hauptwohnsitz
gemeldet, die Zahl der 18- bis unter 25-Jährigen mit
Hauptwohnsitz in Erlangen ist seit dem Jahr 2008
jedoch um rund 1.000 Personen angewachsen, was
einem Zuwachs von zehn Prozent in dieser Altersklasse entspricht. Unter den Einpersonenhaushalten
befinden sich also heute deutlich mehr Studentinnen
und Studenten als noch sechs Jahre zuvor; damit
hat der Anteil der Einkommensschwachen unter den
Singles zugenommen. Dies spiegelt sich auch bei
der Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis unter
25 Jahren, wo die negative Differenz zum Durchschnittseinkommen heute größer ist als im Jahr
2008. Auch unter der Bevölkerung mit Hochschulreife ist durch den Zuwachs an Studierenden der
Anteil Einkommensschwacher gestiegen, so dass
bei der Bevölkerung mit Hoch- oder Fachhochschulreife die Einkommensabweichung nach oben heute
geringer ausfällt als ein paar Jahre zuvor.
Die Situation von Familien hat sich verbessert, zumindest in Bezug auf das Durchschnittseinkommen. Vor
allem die negativen Abweichungen bei Familien mit
mehr als einem Kind sind deutlich kleiner geworden.
Das Einkommen der Alleinerziehenden liegt heute
„nur“ noch 23 Prozent unter dem gesamtstädtischen
Einkommensdurchschnitt im Gegensatz zu 40 Prozent im Jahr 2008.
Allerdings ist zu bedenken, dass die gestiegene Zahl
an Studierenden in Erlangen auch dazu beiträgt,
dass der Anteil einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen insgesamt anwächst. Wenn von den
10.000 zusätzlichen Studentinnen und Studenten
nur ein Drittel in Erlangen mit Hauptwohnsitz gemeldet ist bedeutet das, dass Erlangen seit 2008 um
geschätzt mindestens 2.000 einkommensschwache
Einwohner zugelegt hat, wenn bei diesen auch zum
großen Teil die Einkommensarmut vorübergehender
Natur und oft bereits unmittelbar nach Abschluss des
Studiums beendet ist. Diese tragen aber dazu bei,
dass das Erlanger Durchschnittseinkommen insgesamt leicht nach unten gezogen wird. Dies könnte
auch erklären, warum außer bei den Einpersonenhaushalten in allen weiteren Haushaltstypen die
Abweichungen zum Durchschnitt positiver ausfallen
als sechs Jahre zuvor.
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
2014
Männer
2008
Frauen
Deutsche
Nicht-Deutsche
Singles männlich
Singles weiblich
Paare ohne Kind
Paare mit einem Kind
Paare mit zwei Kindern
Paare mit drei und mehr Kindern
Alleinerziehende
Bevölkerung 18 bis unter 25 Jahre
Bevölkerung 25 bis unter 35 Jahre
Bevölkerung 35 bis unter 45 Jahre
Bevölkerung 45 bis unter 65 Jahre
Bevölkerung 65 bis unter 80 Jahre
geringfügig Beschäftigte
Teilzeitbeschäftigte
Vollerwerbstätige
Rentnerinnen unrd Rentner
Selbständige
Leitende Angestellte
Mittlere Angestellte
Facharbeiter/innen
Einfache Angestellte
Un- und Angelernte
Bevölkerung mit Volks-/Hauptschulabschluss
Bevölkerung mit mittlerer Reife
Bevölkerung mit (Fach-)Hochschulreife
-60% -50% -40% -30% -20% -10% +/ 0 +10% +20% +30% +40% +50% +60%
Abb. 104:Prozentuale Abweichung des Pro-Kopf-Einkommens 2014 und 2008 vom jeweiligen gesamtstädtischen Durchschnitt nach ausgewählten Merkmalen
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
119
11. Sozialindex - Kleinräumige
Beobachtung sozialer Lagen
Um kleinräumige Entwicklungen überblicken zu können, wird die „soziale Belastung“ auf einen einzigen
abstrakten Indexwert reduziert. Da ein Einzelwert
sehr kompakt ist, trägt er zur Übersichtlichkeit bei
und ermöglicht es, langfristige Veränderungstendenzen leicht zu erkennen. Sind solche Entwicklungen
erkannt, muss jedoch die Komplexität der Betrachtungsweise in Form detaillierter Analysen wieder
erhöht werden.
Der „Sozialindex“ ist ein Wert, der die durchschnittliche sozioökonomische Situation einer bestimmten
Bevölkerung abbildet. Im Sozialbericht 20091 wurde
bereits ein „sozialer Belastungsindex“ vorgestellt,
der Hinweise auf Konzentrationen sozialer Problemlagen lieferte. Dabei handelte es sich allerdings um
eine Momentaufnahme für das Jahr 2009. Da zur
Bildung dieses Indexwertes auch auf Daten zurückgegriffen wurde, die nicht regelmäßig verfügbar sind,
kann dieser Belastungsindex im vorliegenden Sozialbericht nicht identisch reproduziert werden.
Stattdessen wird nun ein Sozialindex dargestellt, der
diesen Nachteil nicht hat, da in ihn nur Daten einfließen, die jährlich in kleinräumiger Form verfügbar
sind2.
Folgende Werte sind bei der Bildung des neuen
Sozialindex berücksichtigt:
• Anteil der Sozialgeldempfängerinnen und Sozialgeldempfängern bei Kindern unter 15 Jahren,
• Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften
bei der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 55
Jahren,
• Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften bei
der Bevölkerung von 55 bis unter 65 Jahren,
• Anteil der Arbeitslosengeld-Empfängerinnen und
-Empfänger nach SGB III an der Bevölkerung von
15 bis unter 65 Jahren,
• Anteil von Alleinerziehendenhaushalten an
Familien,
• Anteil der Kinder und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund.
Diese Anteilswerte werden auf Basis der Statistischen
Bezirke jeweils anhand der Minimal- und Maximalwerte normiert, so dass der Bezirk mit dem kleinsten
Anteil den Wert „0“ erhält, der Bezirk mit dem größten Anteil den Wert „100“. Als Minimal- und Maximalwerte werden jedoch nicht nur die Werte des aktuellen Jahres berücksichtigt, sondern zusätzlich die
Werte der vergangenen drei Jahre. So wird gewährleistet, dass sich im Indexwert nicht nur die relativen
Unterschiede zwischen den Bezirken abbilden, sondern auch längerfristige Niveauunterschiede.
1
Statistik aktuell 11/2009, S. 56ff.
2
Der Sozialindex orientiert sich am Augsburger Sozialindex, s.a. „Augsburger Sozialindex 2012“, Kurzmitteilungen aus
Statistik und Stadtforschung der Stadt Augsburg, ePaper vom
13. November 2013
120
Aus den Einzelwerten wird ein Gesamtwert errechnet, der sich zwischen „0“ (keine sozialen Belastungen) und „100“ (sehr starke Belastung) bewegt.
Die Datenlage ermöglicht die Berechnung des kleinräumigen Sozialindex auch für die zurückliegenden
Jahre bis zum Jahr 2008. Zudem können die dem
Index zugrunde liegenden Einzelindikatoren linear in
die Zukunft fortgeschrieben und aus diesen wiederum ein Sozialindex errechnet werden. Somit ist eine
- wenn auch vorsichtige - Prognose möglich, die die
kleinräumigen Tendenzen unter der Annahme aufzeigt, dass die Entwicklung der Indikatoren in Zukunft
ähnlich verläuft, wie in den fünf Jahren zuvor.
Für fünf Bezirke werden keine Werte ausgewiesen,
da die Bevölkerungszahlen dort für zuverlässige
Aussagen zu niedrig sind: St. Egidien (Bezirk 51),
Neuses (Bezirk 60), Häusling (Bezirk 73), Steudach
(Bezirk 74) und Industriehafen (Bezirk 75).
Abbildung 105 zeigt den Sozialindex 2014 nach
Statistischen Bezirken. Die geringsten Problembelastungen finden sich in der Reuth (Bezirk 71),
in Kriegenbrunn (Bezirk 62), in Dechsendorf Ost
(Bezirk 81), dem Meilwald (Bezirk 21), sowie in Hüttendorf (Bezirk 63), Kosbach (Bezirk 70) und am
Burgberg (Bezirk 20); in all diesen Bezirken liegt der
Indexwert unter 20.
Der Meilwald ist hier allerdings ein Sonderfall, denn
dieser hat eine durch Alten-, Studenten- und Schwesternwohnheim geprägte Struktur, die nirgendwo
sonst in Erlangen in dieser Form zu finden ist.
Am anderen Ende der Skala steht der Bezirk
Büchenbach Nord (Bezirk 77), gefolgt von Anger
niedrig
80
hoch
81
82
10
70
11
71
77
78
01
04
12
73
76
21
20
22
23
02
24
25
03
33
30
40
41
75
42
32
74
43
44
61
60
45
62
52
50
51
63
Abb. 105:Sozialindex nach Statistischen Bezirken
zum 31.12.2014
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
(Bezirk 40), Büchenbach Dorf (Bezirk 76) und dem
Tal (Bezirk 04).
Betrachtet man die Entwicklung des Sozialindex der
vergangenen Jahre und die nach aktuellem Kenntnisstand vorhersehbaren zukünftigen Veränderungen, erhält man ein „Sozialbarometer“ (Abb. 106),
mit dessen Hilfe kleinräumige Entwicklungstendenzen beurteilt werden können.
Auffällig ist hier der Anstieg des Sozialindex im
Bezirk Tal (Bezirk 04), der jedoch im Jahr 2014
wieder rückläufig war. Dies liegt vor allem an den
unter 15-jährigen Hartz IV-Empfängerinnen und
-Empfängern. Deren Anteil ist im Tal von 19 Prozent
im Jahr 2008 auf 30 Prozent im Jahr 2013 kontinuierlich angestiegen und im Jahr 2014 auf 21 Prozent
zurückgegangen.
In der Buckenhofer Siedlung (Bezirk 24) deutet der
rückläufige Sozialindex auf einen kürzlich erfolgten
Rückgang sozialer Belastungssituationen.
Am Anger (Bezirk 40) ist der Sozialindex zwar durchgehend hoch, es zeichnen sich jedoch in den vergangenen Jahren tendenziell Verbesserungen ab. Hier
sind die Anteile der Empfängerinnen und Empfänger
Prognose
Statistischer Bezirk
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
2015 2016 2017 2018 2019
01 Altstadt
36,6
43,1
43,9
39,7
39,2
44,8
37,5
37,1
35,8
38,1
38,8
39,4
02 Markgrafenstadt
29,9
37,4
26,5
23,4
27,3
28,8
32,1
31,5
30,1
31,8
32,3
32,9
03 Rathausplatz
20,9
28,6
31,3
29,7
30,9
33,8
32,2
33,1
33,6
37,8
40,2
42,5
04 Tal
64,8
67,4
63,3
64,9
71,9
82,8
66,1
66,1
65,7
69,3
70,3
70,5
10 Heiligenloh
17,7
21,2
20,0
18,7
25,6
27,1
20,7
20,8
20,3
23,5
25,2
27,1
11 Alterlangen
18,8
24,5
24,3
19,8
22,1
24,7
21,9
21,7
20,7
23,1
24,4
26,1
12 Steinforst
31,9
38,2
33,0
30,3
33,0
33,1
33,0
32,0
30,4
32,4
32,8
33,2
20 Burgberg
13,1
17,0
16,9
17,5
21,0
26,1
19,8
20,5
20,8
24,7
27,2
29,8
21 Meilwald
18,7
21,6
15,8
13,4
14,9
10,1
17,8
17,0
15,7
17,6
18,6
20,0
22 Sieglitzhof
22,7
27,4
24,8
24,6
27,3
29,9
25,3
25,1
24,2
27,0
28,3
29,8
23 Loewenich
19,6
20,8
15,5
16,6
24,8
26,7
23,6
24,4
24,6
28,3
30,5
33,0
24 Buckenhofer Siedlung
39,0
41,4
40,2
38,3
37,5
40,8
33,7
32,8
30,9
32,6
32,8
33,3
25 Stubenloh
19,4
21,5
19,5
20,2
22,8
24,3
23,0
23,6
23,6
26,9
29,1
31,4
30 Röthelheim
32,0
30,0
31,2
28,0
30,0
34,2
31,7
32,3
32,3
35,8
37,7
39,9
32 Sebaldus
25,8
28,2
28,0
26,4
28,4
33,6
30,3
31,0
31,2
34,8
36,9
39,2
33 Röthelheimpark
35,2
42,5
40,9
39,5
44,1
45,7
43,7
44,5
44,4
46,8
48,5
50,1
40 Anger
80,7
87,7
81,4
75,5
82,2
80,1
73,6
71,3
68,2
68,4
66,7
64,6
41 Rathenau
58,5
66,0
62,1
58,0
62,4
63,2
61,6
61,1
60,0
62,3
62,5
62,5
42 Schönfeld
50,7
61,1
56,9
51,8
54,6
57,1
57,7
56,8
55,5
57,5
57,6
57,4
43 Forschungszentrum
29,0
28,9
26,0
30,3
31,8
30,5
26,2
25,6
24,7
27,3
28,5
29,8
44 Bachfeld
48,8
54,0
53,0
50,2
49,5
49,0
54,4
55,0
54,9
58,4
59,8
61,0
45 Bierlach
63,5
67,7
62,6
57,6
61,2
66,6
62,0
61,2
59,6
61,7
61,8
61,4
50 Eltersdorf
22,6
29,6
22,3
20,1
23,1
22,0
20,1
18,3
15,7
16,5
16,3
16,5
52 Tennenlohe
14,8
21,0
16,8
17,0
19,0
22,0
20,1
20,0
19,3
22,0
23,5
25,3
61 Frauenaurach
26,8
30,2
27,9
24,0
22,6
27,8
26,1
25,5
24,1
26,6
27,5
28,6
62 Kriegenbrunn
12,6
17,1
15,2
11,9
16,0
20,0
17,0
17,4
16,8
20,0
21,9
24,1
63 Hüttendorf
14,6
18,3
15,8
11,3
15,2
19,4
19,3
19,5
18,8
22,0
23,7
25,6
70 Kosbach
10,6
14,4
14,8
10,0
11,4
14,9
19,4
20,5
20,9
25,8
28,8
31,5
71 In der Reuth
13,4
22,1
16,9
15,8
18,4
22,7
12,3
10,5
8,1
8,3
8,2
8,8
76 Büchenbach Dorf
50,3
54,5
51,7
57,3
60,8
66,2
66,3
69,2
71,1 77,4
80,9
83,1
77 Büchenbach Nord
71,8
81,5
77,7
71,0
72,9
76,0
75,8
74,9
73,4
75,4
75,2
74,1
78 Büchenbach West
28,5
33,0
32,1
27,0
29,2
28,7
27,6
26,9
25,4
27,0
27,7
28,5
80 Dechsendorf West
17,2
24,5
18,5
16,6
16,1
24,6
20,6
19,8
18,3
20,9
21,8
22,8
81 Dechsendorf Ost
10,6
18,6
15,6
15,8
18,7
17,2
17,2
17,1
16,2
18,9
20,4
22,2
Abb. 106:Kleinräumiges Sozialbarometer 2008 bis 2014, Prognose 2015 bis 2019
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
121
von Hartz IV leicht rückläufig. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob dieser Trend anhält.
Ein nahezu kontinuierlich ansteigender Sozialindex
findet sich dagegen in Büchenbach Dorf (Bezirk 76).
Hier sind vor allem die Anteile der Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger angestiegen. Deren Anteil
hat sich bei den unter 15-Jährigen von zwölf Prozent
im Jahr 2008 bis heute verdoppelt. Auch bei den
älteren Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfängern
sind die Anteile angestiegen, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß. Der Anteil der Kinder und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist im gleichen Zeitraum von 39 auf 48 Prozent angestiegen.
Wenn sich diese Entwicklungen der vergangenen
Jahre in Zukunft fortsetzen, wird der Sozialindex in
Büchenbach Dorf stark ansteigen.
Sowohl die Bezirke mit negativen als auch die mit
positiven Entwicklungen sollten in Zukunft genauer
betrachtet werden, um sich den Ursachen solcher
Entwicklungstendenzen zu nähern. Daraus können
Strategien entwickelt werden, um Konzentrationen
sozialer Problemlagen zukünftig zu vermeiden.
Dies erfordert die systematische Beobachtung kleinräumiger Entwicklungen. Um dies zu gewährleisten, wird die Abteilung Statistik und Stadtforschung
zusätzlich zur jährlichen Veröffentlichung der kleinräumigen Sozialstruktur und zum kleinräumigen
Demografiemonitoring in Zukunft auch den kleinräumige Sozialindex jährlich fortschreiben. Damit steht
ein weiteres Instrument zur Verfügung, das Anhaltspunkte für die Wirksamkeit lokaler Maßnahmen gibt.
Gerhard Plietsch
02/2015
122
Stadt Erlangen, Statistik aktuell 6/2015
Statistische Bezirke der Stadt Erlangen
01 Altstadt
02 Markgrafenstadt
03 Rathausplatz
04 Tal
10 Heiligenloh
11 Alterlangen
12 Steinforst
20 Burgberg
21 Meilwald
22 Sieglitzhof
23 Loewenich
24 Buckenhofer Siedlung
25 Stubenloh
30 Röthelheim
32 Sebaldus
33 Röthelheimpark
40 Anger
41 Rathenau
42 Schönfeld
43 Forschungszentrum
44 Bachfeld
45 Bierlach
50 Eltersdorf
51 St. Egidien
52 Tennenlohe
60 Neuses
61 Frauenaurach
62 Kriegenbrunn
63 Hüttendorf
70 Kosbach
71 In der Reuth
73 Häusling
74 Steudach
75 Industriehafen
76 Büchenbach Dorf
77 Büchenbach Nord
78 Büchenbach West
80 Dechsendorf West
81 Dechsendorf Ost
82 Mönau