GRAUBÜNDEN In zwei Tagen vom Stadion zum Bildschirm Die Sonderausstellung «Das Ohr auf Reisen» im Rätischen Museum in Chur ermöglicht eine akustische Zeitreise in das Graubünden der Dreissiger- und Vierzigerjahre. I ▸ MARC MELCHER Im Februar 1947 besuchte der Journalist und Radiopionier Arthur Welti St. Antönien. Das Dorf erlebte wenige Tage zuvor ein verheerendes Lawinenunglück, bei dem sieben Tourengänger im Alter zwischen 17 und 30 Jahren umkamen. Die Interviews, die Welti im Prättigau für das «Echo der Zeit» gemacht hat, sind heute im Archiv der Schweizerischen Nationalphonothek gespeichert. Zugang zu diesem Archiv ermöglicht das Rätische Museum derzeit im Rahmen der Sonderausstellung «Das Ohr auf Reisen». «Am 7. Februar hat sich in St. Antönien ein furchtbares Unglück ereignet», sagt Welti zu Beginn seiner Reportage. Ein Unglück, das der St.Antönier Andres Flütsch aus nächster Nähe miterlebt hatte. Flütsch lief im Aufstieg an der Spitze der Tourengruppe, wie er Welti im Interview erzählte. Die Verhältnisse waren gut, niemand konnte ahnen, was die Gruppe an diesem Tag erlebte. Dann aber begannen die Tourengänger zu zweifeln. Der vorderste Mann habe sich zu Flütsch umgedreht und gesagt, er wolle umkehren. «Dann ging es ‘entsetzli gschwind’», erinnert sich Flütsch. Plötzlich ging die Lawine nieder und riss einen Teil der Gruppe mit sich. «Ich habe beide Skis verloren und konnte mich mit letzter Kraft aus der Lawine befreien.» Gemeinsam mit seinen Kameraden kann er zwei weitere Freunde retten. Für einen Dritten kam die Hilfe zu spät: «Ich hörte ein entsetzliches Stöhnen unter dem Schnee.» Ein Stöhnen, das bald verstummte. «Blüte zu früh verwelkt» «Das Unglück ereignete sich in einem Gebiet, in dem noch nie etwas passiert ist», weiss ein einheimischer «Experte zu Lawinenverbauungen» zu berichten. Er glaube deshalb nicht, dass es den jungen Männern an der nötigen Vorsicht fehlte. Dennoch sei aber klar, dass es in St.Antönien weitere Lawinenverbauungen brauche. Nur: «Die Gemeinde ist arm. Trotz der Subventionen können wir den nötigen Betrag nicht aufbringen.» Welti B ü n d n e r Ta g b l a tt Giuvaulta mit «Jahr der Herausforderungen» SONDERPÄDAGOGIK Das Giuvaulta Zentrum für Sonderpädagogik in Rothenbrunnen blickt auf ein ereignisreiches 2014 zurück. Stiftungsratspräsidentin Doris Konrad Ferroni nennt dazu im Jahresbericht des Zentrums zum einen den «ungeplanten Weggang» des Geschäftsführers Diego Farrér. Interimistisch übernahm Robert Schlagenhauf die Geschäftsleitung, seit April hat Gieri Duff, der zuvor wie Schlagenhauf in der Casa Depuoz in Trun tätig war, die operative Verwantwortung. Zum anderen verstarb Dietmar von Blumenthal, der während 19 Jahren Mitglied des Stiftungsrates, der Betriebskommission und Vizepräsident der Stiftung gewesen war. Von Blumenthal habe die Entwicklung des Zentrums spürbar mitgeprägt, so Konrad Ferroni. 2014 betreute das Giuvaulta 228 Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene und beschäftigte insgesamt 251 Mitarbeitende mit 128,5 Vollzeitstellen. (LUB) KURZ GEMELDET Mehr Gäste für Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis Die LRF blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2014 zurück. Obwohl die Wetterverhältnisse für den Tourismus schlecht waren, konnte die LRF die Fahrgastzahl um 0,4 Prozent leicht auf 61 204 steigern. Die Verkehrserträge stiegen gegenüber dem Vorjahr sogar um 6,1 Prozent. Der Verwaltungsrat führt die stabile Entwicklung unter anderem auf den attraktiven Fahrplan im Halbstundentakt zurück, teilte die LRF mit. Die Seilbahn verfügt nach der Parkplatzerweiterung mit jetzt über 100 kostenlosen Parkplätzen über genügend Abstellfläche. Die Generalversammlung findet am 27. Juni um 15.30 Uhr in Feldis statt. Die Olympischen Winterspiele 1948 in St. Moritz waren nicht nur für die Sportler, sondern auch für die Berichterstatter eine grosse Herausforderung. (FOTO KEYSTONE) schliesst die Reportage mit der Schilderung der tragischen Szenen, als die Leichen auf Schlitten zum Friedhof gefahren wurden. «Viel zu früh. Viel zu früh ist die Blüte dieses Dorfes mit rund 350 Einwohnern verwelkt.» 74 Berichterstatter im Engadin Die Dateien im Archiv decken die unterschiedlichsten Themen und Stimmungen ab. Das ermöglicht einen vielfältigen Einblick in die Anfänge der Schweizer Radios, beinhaltet aber auch unzählige Aufnahmen von Konzerten und Musikstücken. Rund ein Jahr nach dem Unglück in St.Antönien fanden zum zweiten Mal Olympische Winterspiele in St. Moritz statt. Ein Grossanlass, der zu einer Herausforderung für die Berichterstatter wurde. Gar von der «grössten Aufgabe, die dem schweizerischen Rundspruch je gestellt wurde», sprach Rudolf von Reding, Generalsekretär der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft, wie die SRG damals hiess, in einem Interview. Auch dieses Interview wurde im «Echo der Zeit» ausgestrahlt. Von Redings Aussage, wonach 74 Berichterstatter aus aller Welt die Spiele im Oberengadin verfolgten, sorgte beim Gesprächspartner für Erstaunen: «Ja, wo bringen Sie denn diese Leute alle unter?» Im «Engadinerhof» in St. Moritz brachte die SRG all diese Leute unter. Das Hotel wurde von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und zu einem einzigen, grossen «Rundfunkhaus» umgebaut. «Sogar das Fernsehen» In 16 Studios konnten die Journalisten dort ihre Berichte aufnehmen. Über einem zweistündigen Eishockeyspiel, so von Reding, würde beispielsweise ein Bericht von etwa zehn Minuten verfasst. Aber es gab auch verblüffende Ausnahmen: «Die Norweger berichten direkt vom Sprunglauf. Vom ersten bis zum letzten Sprung.» Radio und Zeitungen waren allerdings nicht die einzigen Medien in St. Moritz: «Sogar das Fernsehen wird praktiziert – haben Sie damit auch etwas zu tun?» Ja, die SRG hatte auch damit etwas zu tun. Sie nahm den passenden Ton zu den bewegten Bil- dern auf. «Anschliessend werden die Fernsehberichte mit dem Kleinflugzeug nach Genf geflogen. Von Genf aus gelangen sie schliesslich in die ganze Welt. So ist es möglich, dass bei der NBC in New York die Szenen aus St. Moritz schon 48 Stunden später zu sehen sind.» Auch Eishockey-Legende Bibi Torriani besuchte das Radiostudio in Zürich vor den Winterspielen. Bibi Torriani, der gemeinsam mit Hans und Pic Cattini beim HCD den «ni-Sturm», die «beste Linie Europas», bildete. In St. Moritz erlebte er seine dritten Olympischen Winterspiele und durfte an der Eröffnungsfeier in seinem Geburtsort den olympischen Eid sprechen. «Wie lange spielen Sie schon Eishockey?» «Angefangen habe ich 1928.» «Aha. Wo denn?» «Das war an der Olympiade in St. Moritz». Die Wanderausstellung «Das Ohr auf Reisen» der Schweizerischen Nationalphonothek Lugano ist noch bis am 20. September im Rätischen Museum in Chur zu Gast. Seifenkistenrennen mit Carlo Janka Am Samstag, 20. Juni, findet in Obersaxen das 12. Seifenkistenrennen mit der Unterstützung des einheimischen Skirennfahrers Carlo Janka statt. Ab 14 Uhr starten die jungen Fahrer auf der Strecke von Miraniga nach Misanenga. Rund 50 teilnehmende Kinder und Jugendliche werden am Wettkampf in Obersaxen erwartet und begeistern gemäss den Organisatoren mit rasanten Abfahrten. INSERAT «Die Unterstützung der AHV durch die Erbschaftssteuer stärkt den Werkplatz Schweiz und die KMU.» rat EVP osser Gemeinde hof, Interlaken David Bühler, Gr en nn So Hostel Villa Geschäftsführer ja zur Erbschaftssteuerreform www.erbschaftssteuerreform.ch INSERAT 5 «Erbschaftssteuerreform», Pf 294, 3000 Bern 7 M i ttwo c h , 1 0. Ju n i 2 0 1 5
© Copyright 2024 ExpyDoc