Dorfzeitung Steinen Juli 15, Interview mit Projektleiter

Steiner Dorfzeitung
Gewerbe
Die Arbeiten benötigen mehr Zeit als angenommen
In Steinen setzt das Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz das Projekt Kleinwasserkraftwerk um. Claus Jörg, Technischer Leiter beim EBS ist der Projektleiter Kleinwasserkraftwerk Steiner Aa.
Mit Claus Jörg sprach Erhard Gick
Sie haben einen relativ ehrgeizigen
Bauplan. Können Sie das Werk bis
November tatsächlich realisieren?
Bis Ende November sieht der Zeitplan der
Bau der Druckleitung, insbesondere in der
Rossbergstrasse vor, damit der Verkehr wieder ungehindert fahren kann. Der Feinbelag
wird im Frühjahr 2016 erfolgen. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks ist im Juni 2016
vorgesehen.
Wenn es Friktionen gab, wie haben
Sie diese dann gelöst oder wie werden Sie im weiteren Bauverlauf damit umgehen?
Reklamationen gehören dazu. Mit einer
guten Gesprächskultur lösen wir die Probleme. Wir dürfen aber nicht vergessen, das
andere Werke wie die der Gemeinde Steinen,
Gemeinde Sattel und der Swisscom ebenfalls ihre Werkleitungen verlegen und somit
einen Teil dieser Arbeiten sind.
Wie Fortgeschritten ist das Projekt
Kleinwasserkraftwerk in der Zwischenzeit. Welche Arbeiten konnten
Sie ausführen?
Die Arbeiten an der Wasserfassung bei Ecce
Homo sind auf Kurs. Beim Stollen, der Rossbergstrasse und bei der Zufahrt Zentralengebäude konnten die Arbeiten termingerecht
begonnen werden.
Sind Sie in der bisherigen Umsetzungsphase auf baulich-technische
Probleme gestossen?
Ja, im oberen Teil der Rossbergstrasse sind
Felsrippen vorhanden welche abgespitzt
werden müssen. Beim Stolleneingang liegt
circa 30 Meter Lockergestein vor. Da musste
kurzfristig der Felsvortrieb vom Sprengvortrieb auf Lockergesteinsvortrieb umgestellt
werden. Diese Arbeiten benötigen mehr Zeit
als angenommen.
Geologisch ist der Rossberg ja ein
nicht ganz einfaches Gebiet. Es gibt
auch instabile Gebiete. Werden Sie
solche Abschnitte tangieren, respektive ist das für den Stollenbau
problematisch?
Beim Stollen erwarten wir keine Überraschungen mehr. In der Rossbergstrasse nehmen die Felsrippen, gemäss mehreren Sondierbohrungen ab. Zurzeit beschäftigen wir
uns und die Gemeinde Steinen mit dem
Strassenabschnitt Kollerweidli. Dieser
Strassenabschnitt weist seit Jahren Senkungen auf, welche nun zusammen mit dem
Werkleitungsbau behoben werden sollen.
Wie wurde am Rossberg allgemein
auf die Verkehrseinschränkungen
reagiert?
Verkehrseinschränkungen sind immer ärgerlich. Diesen etwas Positives abzugewinnen ist
schwer möglich. Wir setzten einerseits auf
das Verständnis der Betroffenen und der
Bevölkerung und andererseits auf die örtlichen Baupoliere, welche alles daran setzten
die Strassenabschnitte einspurig freizuhalten.
Leider stellen wir aber auch fest, dass die Verkehrsteilnehmer die Bauarbeiten mit zu hoher
Durchfahrtsgeschwindigkeit gefährden oder
sogar bei Rot die Baustellen befahren. Dieses
Verhalten gefährdet Personen und Sachen.
Das Verkehrsregime des EBS hat
sich bewährt?
Dank der guten Vorbereitung und Zusammenarbeit mit den Involvierten hat sich die
Planung als praxistauglich erwiesen.
Wie sind Sie im Zeitplan, welches
sind die nächsten grösseren Bauphasen für das Kleinkraftwerk?
Wir blicken auf fünf Wochen Bauzeit in der
Rossbergstrasse zurück. Da sind genaue
Aussagen über Termine und Kosten zurzeit
schwierig. Im Bereich Hammerbach sind
wir besser vorangekommen als geplant. In
der oberen Rossbergstrasse sind wir langsamer unterwegs. Die nächste Bauetappe
wird im Herbst mit dem Start des Zentralengebäudes auf dem Müliacher in Steinen
sein.
Klein, aber fein – Kleinwasserkraftwerk. Wie viel Strom wird in Steinen
produziert werden?
Wir rechnen mit circa 5.5 Mio kWh. Das
entspricht in etwa Strom für 1250 Haushalte.
Wer wird Abnehmer dieses Stroms?
Die Kleinwasserkraftenergie wird sich hervorragend in das Portofolio vom EBS integrieren. Schlussendlich profitiert unser EBSKunde von regionaler, erneuerbarer und
sauberer Energie und trägt so zur Reduktion
von CO2-Emisionen bei.
Das EBS hat hier recht hohe Investitionskosten von 13,5 Millionen Franken. Wie rechtfertigt sich dieser
doch hohe Betrag?
Das Kleinwasserkraftwerk Steiner Aa ist
eine KEV-Anlage (KEV-Kostendeckende
Einspeisevergütung). Mit dem zugesicherten
KEV-Beitrag ist das Risiko für das EBS kalkulierbar.
Profitiert auch die Gemeinde Steinen
von diesem Projekt?
Die Gemeinde Steinen führt ihre Wasserleitung mit und profitiert somit vom Kostenteiler der gemeinsamen Tiefbauarbeiten.
«lacht»… und bekommt eine neue Strasse
dazu, weil das EBS zusammen mit den
anderen beteiligten Werken einen neuen
Belag auf der Rossbergstrasse finanziert.
Restwassermengen sind heute bei
einer Konzessionserteilung ein grosses Thema. Wie wird dieses Thema
im Kraftwerk Steinen gelöst?
Die Auflagen sehen eine ganzjährige Restwassermenge von 250 Litern pro Sekunde
vor. Mit einer Dotieranlage in der Wasserfassung wird diese Menge sichergestellt.
Die Steineraa führt nicht immer genügend Wasser, um einen Ganzjahres-Betrieb sicherzustellen. Wie viel
Wasser benötigt das Kraftwerk und
an wie vielen Tagen wird es laufen?
Gemäss Technischem Bericht gehen wir von
140 Stillstandstagen, 47 Volllasttagen und
von 178 Produktionstagen aus. Die Stillstandstage werden in den Wintermonaten
sein. Es kommt eine vierdüsige, vertikalachsige Peltonturbine zum Einsatz. Mit dem
guten Wirkungsgrad können bereits schon
kleine Wassermengen ab circa 100 Liter pro
Sekunde turbiniert werden. Die maximale
Leistung bringt die Turbine bei 1250 Litern
pro Sekunde.
113/Juli 2015
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