Testbericht Auralic Aries Mini_Fidelity 01-2016

D 12,50 € ■ A/IT/BENELUX 14,40 € ■ CH 20,60 SFR ■ S 151 SKR
01/2016 ■ 5. Jahrgang ■ Januar/Februar 2016
HIFI UND MUSIK
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NETZWERKSPIELER
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EQUIPMENT – DIGITAL
Auralic Aries Mini
PLASTIK PHANTASTIK
Von Christine Tantschinez. Bilder: Ingo Schulz
Kopf
gestellt. Lesen auf eigene Gefahr!
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Achtung, hier werden Vorurteile auf den
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W
ie oft nimmt man sich vor, weniger Vorurteile
zu haben? Die Welt wäre sicherlich eine bessere,
wenn wir nicht unaufhörlich beim ersten Blick die
üblichen geistigen Schubladen aufreißen würden.
Wobei, so ein paar Vorurteile waren ja evolutionsbiologisch ganz hilfreich. Nach der ersten Erfahrung mit einem Säbelzahntiger beispielsweise wurde fortan die Begegnung mit großen zähnefletschenden Vierbeinern im Allgemeinen gemieden. Was sicherlich eine gute
Idee war. Nun hat sich der Mensch aber weiterentwickelt, und Vorurteile
vermasseln gerne auch Chancen. Nicht nur zwischenmenschlich. Sondern
auch, und deswegen komme ich ausgerechnet hier darauf zu sprechen,
beim geliebten Thema HiFi.
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Nehmen wir den kleinen, unscheinbaren weißen Kasten auf diesen
Bildern. Sie, lieber Leser, haben vielleicht im Geist die Schublade namens
„Plastikmüll“ schon aufgezogen und sind im Begriff, das betreffende
Objekt schulterzuckend darin zu versenken. Was in diesem Falle aber
sicherlich vorschnell wäre.
Weil der Aries Mini von Auralic, diese kleine Plastikschatulle, einer der
talentiertesten Netzwerkplayer ist, den Sie für die veranschlagten 500
Euro bekommen können. Wie heißt es so schön? “Don’t judge a book
by its cover.” Nein, er hat weder gebürstete Alufront noch Display, keine
XLR-Ausgänge noch neckische Design-Elemente. Lediglich eine einsame
LED gibt mit einem binären Farbcode Auskunft über den Betriebszustand,
an der Front finden sich drei frei belegbare Kunststofftasten, und an der
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Zweiklassengesellschaft: Links das Standard-Steckernetzteil des Aries Mini,
rechts das deutlich rausch- und störärmere Linear-Netzteil des großen Aries
im Aluminiumgehäuse. Für 300 Euro kann das „Ultra Low Noise“-Netzteil
auch dem Aries Mini klanglich auf die Sprünge helfen: Das Klangbild wird
unverkennbar straffer und stabiler.
Rückseite führen ein Ethernet- und ein USBAnschluss Daten in das Gerät hinein, während
Signale via Digital-Koax-, Lichtleiter- oder
USB-Ausgang sowie analog über ein CinchPärchen hinausdürfen.
Letzteres ist neu am Aries Mini. Er bietet
den direkten analogen Anschluss an den
Verstärker an; dann übernimmt sein durchaus vornehmer Wandlerbaustein namens
SABRE ES9018K2M die Arbeit. Sein großer
Bruder dagegen ist eine reine Streaming
Bridge, die über das Netzwerk empfangene Musik ausschließlich digital an externe
Wandler ausgibt. Beiden gemeinsam ist die
durchaus praktische Option, über einen
asynchronen USB-Ausgang entsprechend
fähigen USB-DACs die Daten taktkontrolliert
und damit zeitfehlerarm zu servieren. Gut,
beim großen Aries kommt noch ein mächtig
überdimensioniertes Linearnetzteil in einer
separaten Alu-Behausung dazu, und auf seiner
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Hauptplatine finden sich zwei ultrapräzise
Femto-Clocks, selbstverständlich aus eigener
Entwicklung und bereits im hauseigenen,
erstklassigen D/A-Wandler Vega bestens
bewährt. Der um ein Drittel günstigere Aries
Mini muss mit einem gewöhnlichen Schaltnetzteil vorliebnehmen und besitzt etwas einfachere Taktgeber. Als Prozessor-Herz dient
beiden Varianten das auf einem vierkernigen
ARM Cortex-A9 mit vier Gigabyte Speicher
basierende hausgemachte Tesla-Board (der
Aries Mini verfügt über 512 Megabyte RAM,
der große Aries über ein Gigabyte). Und auch
die geradezu perfekte Funktionsfülle zählt
zum gemeinsamen Genpool.
Auralic-Mitbegründer Xuanqian Wang ist
nicht nur Elektrotechniker, Toningenieur und
Pianist, sondern auch berüchtigter Perfektionist. Einen Netzwerkplayer zu bauen, der
nicht alle Formate unterstützt, keine HiResAuflösungen beherrscht oder gar die
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Auralic setzt auf die Lightning-DS-Plattform und die gleichnamige Steuerungs-App. Wer diese, wie
hier abgebildet, auf einem iPad installiert, kann sich über eine klar strukturierte, übersichtliche
sowie optisch ansprechende Darstellung und sehr gute Bedienbarkeit freuen. Zu den Vorzügen von
Lightning DS gehört die Option, den Aries Mini direkt als Server einzusetzen; damit bieten sich weitere
Sortiermöglichkeiten des Musikbestandes etwa nach Abtastrate oder Datum. Lightning DS ist auch bei
der Einrichtung des Aries Mini behilflich.
Wiedergabe eines Konzeptalbums durch ärgerliche
Zwangspausen unterbricht, wäre undenkbar. Die
Intelligenz in den Aries-Playern ist durch und
durch selbst gemacht und für den perfekten und
vor allem lückenlosen Musikgenuss konzipiert.
Dabei orientierte sich Auralic am Vorbild der
Netzwerkpioniere Linn und deren überragenden
Softwarelösungen. Warum etwas neu erfinden,
wenn die Schotten ihr vorbildliches Funktionsprotokoll OpenHome frei zur Verfügung stellen – und
die darauf aufbauenden Produkte praktischerweise
mit allen anderen OpenHome-Geräten herstellerübergreifend kompatibel sind?
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Die „Lightning DS“-Plattform der Auralic-Player
erfüllt entsprechend nahezu jeden audiophilen
Wunsch. Der Aries Mini macht da keine Ausnahme, jede noch so audiophile Auflösung, von der
Flac-Datei mit 384 Kilohertz Samplingfrequenz bei
32 Bit bis zum Quad-DSD-Material (DSD256),
spielt er ab und liest Musikdaten von NetzwerkLaufwerken auf Computern und NAS sowie
USB-Speichern ein. Über das drahtlose Verbindungsprotokoll AirPlay kann man den Mini auch
direkt vom iPad, iPhone oder aus iTunes heraus
mit Musik füttern. Via dessen OpenHome-Äquivalent Songcast spielt der kleine Aries Playlisten von
einem Rechner oder einem weiteren OpenHomePlayer im Netzwerk ab. So lässt sich flugs ein herstellerübergreifendes Multiroom-Musiknetzwerk
umsetzen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass der
Mini auch komfortabel drahtlos ins Netzwerk
eingeführt werden kann. Allerdings empfehle
ich jedem ambitionierten Musikstreamer immer
die Ethernet-Anbindung, um auch HiRes-Daten
sicher zu übertragen und vor allem das kabellose
Netzwerk für all die mobilen Geräte im Haushalt
freizuhalten.
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MITSPIELER
Netzwerkplayer: Linn Sneaky DS |
Vorvers­­tärker: Naim 102 + HiCAP, Linn
Klimax DSM | Endverstärker: Naim 180,
T+A A3000 HV + PS 3000HV | Lautsprecher:
Naim SPL, KEF Reference 207/2 | Kabel: Naim,
Chord, T+A, Linn | Zubehör: Naim, Audioplan,
TabulaRasa, | Netzwerk: Cat-7-Kabel, Netgear
ReadyNAS Duo, TPLink TL-WR 1043ND, Net­
gear S-105, Netgear GS-108
Ausschließlich von solchen sogenannten
Smart Devices wird der Aries Mini anhand
der kostenlosen Steuerungsapp Lightning DS
oder anderen OpenHome-basierten Varianten
kontrolliert, eine eigene Fernbedienung hat
er nicht. Dafür entschädigt die Lightning-App
mit einer sehr übersichtlichen und klaren
Bedienung. Neben dem aufgeräumten Design
fällt vor allem die Fülle stetiger Updates auf,
mit der selbst kleinste Fehler radikal ausgemerzt werden. Auch die Schnelligkeit überzeugt: Eine mit knapp einem Terabyte gut
gefüllte NAS wird zügig als Quelle indiziert
und bereits im Standard-Modus mit ansprechenden Filteroptionen angereichert. Noch
komfortabler geht es, wenn nicht ein externer
Medienserver – wie etwa der weit verbreitete
Twonky – die Daten bereitstellt, sondern
die Option „Lightning Server“ gewählt wird.
Dann bereitet der Aries Mini selbst die Daten
von einem externen Netzwerk- oder USBLaufwerk auf, bietet dadurch noch mehr
praktische Sortiereinstellungen wie „Jahr“,
„zuletzt hinzugefügt“, „Abtastrate“ und „Format“ und tritt auch nach außen als vollwertiger Medienserver für DNLA-Clients auf. Weil
im Bauch des Aries Mini zudem noch eine
2,5-Zoll-Festplatte Platz findet, bietet sich der
kleine Plastikkasten als optimaler NAS-Ersatz
an. Eifrige audiophile Musiksammler wissen
besonders sein Talent im Umgang mit DSDDaten zu schätzen.
Schließlich erlaubt der Aries Mini auch den
Zugriff auf das mit Millionen Titeln gefüllte
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Archiv der Musikstreaming-Dienste von
Tidal, Wimp und Qobuz. Dies sind übrigens
genau jene Streaming-Anbieter, die Musik
auch lossless, also verlustfrei in CD-Qualität
anbieten. Hier ist Auralic übrigens sogar einen
Schritt weiter als Linn: Während die DS-Player noch über einen kleinen App-Umweg die
Tidal-Dienste verlinken, integriert der Aries
Mini diese direkt in der Lightning-Steuersoftware. Natürlich gehört auch die schier unendliche Vielfalt der Internetradiostationen zum
Player-Repertoire. Besonders für den praktischen Genuss wichtig: Der Mini speichert die
vom Hörer sorgsam per App ausgesuchten
Stücke und Playlisten direkt ab. Das ist erstens
eine wichtige Vorrausetzung für die GaplessWiedergabe und zweitens spielt der Player
fröhlich weiter, auch wenn Sie das Tablet
oder Smartphone längst wieder anderweitig
nutzen. Sie sehen also, die Schublade mit der
Aufschrift „Plastikmüll“ können wir getrost
wieder schließen und stattdessen langsam
die Schublade „Eier legende Wollmilchsau“
aufziehen. Wobei noch die Frage zu klären ist,
wie sich der Aries Mini nun klanglich schlägt.
Ist hier nicht doch die schlichte Materialwahl
auch ein Hinweis auf eine etwas schlichtere
Klangqualität?
Weit gefehlt. Schon der allererste inoffizielle
Vergleich eines Vorserienmodelles mit aus
dem 3D-Drucker gepresstem Gehäuse machte
dem deutlich teureren Netzwerkplayer Linn
Sneaky DS klanglich wahrlich Feuer unterm
Hintern. Der serienreife Aries Mini steht
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Netzwerkspieler
Auralic Aries Mini
Funktionsprinzip: Netzwerkplayer | Eingänge: 1 x USB-Host,
Gigabit-Ethernet, 2.4G/5G Dual-Band WiFi | Ausgänge: 1 x USB Audio Class 2.0, 2 x S/PDIF (Cinch, Toslink), 1 x Line (Cinch) | Prozessor:
1 GHz Quad-core ARM Cortex A9 | RAM: 512 MB DDR3 | Datenspeicher: 4 GB SSD | Musikspeicher: optional, HDD oder SSD |
DAC: ESS SABRE ES9018K2M | Steuerungssoftware: Lightning DS
für iPad, Linn Kinsky, Linn Kazoo, Lumin & JRiver Media Center |
Unterstützte Dateiformate: AAC, MP3, APE, Ogg Vorbis, WMA,
AIFF, WAV, ALAC, FLAC | Unterstüzte Samplingrate: PCM, bis
32 bit/384 kHz | Maße (B/H/T): 13,5/2,8/13,5 cm | Gewicht: 0,5 kg |
Garantiezeit: 2 Jahre | Preis: 500 €
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www.audionext.de
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FIDELITY Navigator: Auralic Aries Mini
Benutzerfreundliche, günstige Alternative
zu etablierten Systemen.
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Der große Bruder
Aries wacht als
graue Eminenz und
Netzteilspender im
Hintergrund, während sich der kleine
Aries Mini forsch ins
rechte Licht rückt.
Ultra Low Noise“ des großen Aries kann auch den
kleinen Bruder speisen. Es ist zwar fast doppelt so
groß und mindestens viermal so schwer wie der
eigentliche Player, verleiht der Musik aber genau
jene Straffheit und Genauigkeit, die man ohne
durchaus vermissen kann. Der Basslauf von Mark
Knopflers musikalischem Kneipenbesuch „Laughs
And Jokes And Drinks And Smokes“ (Tracker) ist
mit Linearnetzteil punktgenau und knochentrocken, die Becken hallen präziser aus, das Timing
ist insgesamt akkurater. Die 300 Euro zusätzlich
sollte man sich ernsthaft überlegen, vor allem,
wenn man mit dem Multiroom-Gedanken spielt.
Erst mit dem Mini starten, dann irgendwann mit
dem Aries und einem exquisiten D/A-Wandler
eine Stufe weiter ausbauen und den kleinen Bruder fortan als Nebenanlagen-Streamer einzusetzen
wäre eine durchaus praxistaugliche Vorgehensweise. Immerhin haben Sie dann auch mal ein
Vorurteil bestätigt: Es klingt mit großem Netzteil
tatsächlich besser. ■
© FIDELITY Magazin
dem in nichts nach. Seine facettenreiche Lebendigkeit und sprudelnde Dynamik zeigt er bereits
im ersten Song. So wunderbar spielt er sowohl
mit der Grobdynamik des begleitenden Metropol
Orkest als auch mit Laura Mvulas umfangreicher
Stimme in ihrem grandiosen Song „Sing To The
Moon“ (Laura Mvula and Metropol Orkest at Abbey
Road Studios), dass der dreimal teurere Sneaky
sich schon gewaltig ins Zeug legen muss. Der
Linn-Player ist zwar präziser, hält die Konturen
der Musik feiner und straffer, hat aber aufgrund
seiner manchmal etwas spröden Art mit der starken, sehr facettenreichen Präsenz des Aries Mini
zu kämpfen. Es käme, sollte man sich tatsächlich
für einen der beiden entscheiden müssen, in der
Tat auch auf die eigenen Vorlieben an: präziser,
konturierter, dafür auch ein bisschen etepetete wie
der Schotte oder quicklebendig, detailreich und
voller Tatendrang wie der kleine Chinese?
Wem die Entscheidung wirklich zu schwer fällt,
dem sei noch ein Tuning-Tipp für den Aries Mini
ans Herz gelegt. Das Linear-Netzteil „Auralic