Orts- und Freiraumplanung in der direkten Demokratie

Orts-­ und Freiraumplanung in der direkten Demokratie
Zusammen mit den Bewohnern des Bündner Dorfes Scharans, einem kleinen Architektenteam der Hochschule HTW Chur und dem kantonalen Amt für Raumentwicklung ARE GR wird der Zielkonflikt zwischen „Innerer baulicher Verdichtung“ und „Wahrung der Identität durch neue Gartenzonen im Dorfkern“ in einem demokratischen Entwicklungsprozess nach dem Motto „Örtliche Identität vor globalem Bauen“ angegangen.
„Einzonungsstopp“ und „Innere Verdichtung“ sind die derzeitigen Hauptthemen der Schweizer Raumplanung. Doch einigen pittoresken Bündner Dörfern bereiten diese Bemühungen Sorgen. Locker bebaute historische Dorfkerne mit denkmalgeschützten Wohn-­ und Stallbauten und malerischen Gärten stehen hier für die Identität des Ortes, sind jedoch im gültigen Zonenplan als Baugebiet (Kernzone) gekennzeichnet und werden im generellen Gestaltungsplan oft nicht speziell hervorgehoben. War dies vor kaum zwei Jahrzehnten noch durchaus üblich, hat sich in wenigen Jahren die Problematik der Globalisierung in der Architektur derart verschärft, dass sich lokale Werte und ortsspezifische Identitäten als eigentliche „Alleinstellungsmerkmale“ und damit als wichtige touristische und wirtschaftliche Faktoren immer stärker herauskristallisieren. Fachleute der HTW Chur wiesen im Falle von Scharans auf die drohende Gefahr hin, dass unter dem Druck des neuen Raumplanungsgesetzes zahlreiche Obstgärten und charakteristische Ställe des Dorfes in naher Zukunft verschwinden und mit Neubauten „von globalem Einerlei“ bebaut werden könnten. Doch wie sollten Dutzende von privaten Eigentümern, die breite Bevölkerung, die Behörden und ein eher träger Verwaltungsapparat vom dringenden Handlungsbedarf überzeugt werden? Und wie sähe dann die Alternative in der Ortsplanung aus?
Das Beispiel Scharans zeigt eine flexible Interpretation städtebaulicher Verdichtung im ländlichen Raum. Die ortsprägenden Obstwiesen im Siedlungsgebiet werden mittels Auszonung geschützt und im Landumlegungsverfahren an anderer Stelle, wo eine zusätzlich verdichtete Bauweise Potential hat, wieder zugefügt.
Eine umfassende Partizipation der Bevölkerung, das Einverständnis der Eigentümer und die Mehrheitsfähigkeit der vorgeschlagenen Massnahmen sind Voraussetzung für die basis-­
demokratisch erfolgten und baukulturell begründeten Veränderungen in der laufenden Ortsplanrevision. Pulvermühlestrasse 57
CH-­7004 Chur
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Fax +41 (0)81 286 24 00
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FHO Fachhochschule
Ostschweiz
Neubauten in „globaler Architektur“ würden das heutige charakteristische Dorfbild schlagartig zerstören
Sieht so das Zukunftsbild im Sinne der Nachverdichtung aus?
Entwicklungskonzept für den Dorfkern mit geschützten
Obstwiesen und verdichtetem Bebauungsgürtel Projektteam:  Prof. Christian Wagner, Dipl. Architekt ETH/SIA, Projektleiter
 Sandra Bühler, Dipl. Stadtplanerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin
 Maria Rota, Dipl. Raumplanerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Auftraggeber:
 Gemeinde Scharans, Kanton Graubünden, Schweiz
Forschungsprojekt (Direktauftrag), Laufzeit 2013 – 2015
Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur
IBAR – Institut für Bauen im alpinen Raum